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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Rollo für ein Fahrzeug,
insbesondere ein Kraftfahrzeug, mit einem zwischen einer Ruheposition
und einer maximalen Betriebsposition verfahrbaren Behang. Besonders
bevorzugt ist dabei die Verwendung des Rollos für vordere
oder hintere Seitenfenster eines Kraftfahrzeugs. Jedoch ist auch
der Einsatz als Rollo für die Heckscheibe oder bei anderen
Fahrzeugen denkbar.
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Eingangs
genannte Rollos sind im Stand der Technik bekannt. Insbesondere
bei Kraftfahrzeugen ist für motorische Schließfunktionen
(insbesondere mit Automatik-Fahrt) z. B. für Fensterheber
und motorische Sonnenrollos ein Einklemmschutz vorzusehen. Die bisherigen
Lösungen basieren dabei auf einer Sensierung des Motorstroms
und/oder der Motorposition und Motorgeschwindigkeit (Ripple-Count
auf Motorstrom) des Antriebs. Eine Änderung dieser Größen
ergibt sich jedoch erst dann, wenn tatsächlich eine Krafteinwirkung
auf ein eingeklemmtes Körperteil bzw. einen eingeklemmten
Gegenstand erfolgt. Nach heutiger Norm muss eine Abschaltung bei einer
maximalen Kraft von 100 N mit einer Federkonstante des eingeklemmten
Objektes von 10 N/cm erfolgen. Auf diese Art und Weise können
zwar schwerwiegende Verletzungen vermieden werden, es kommt allerdings
zu einer mindestens schmerzhaften Krafteinwirkung, die bei kleinen
Personen oder Kindern durchaus zu Verletzungen führen können.
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Aus
diesem Grund wurden im Stand der Technik für motorische
Schließfunktionen, wie beispielsweise Schiebedacheinrichtungen
und Verdeckeinrichtungen (siehe
DE 103 05 342 A1 ), aber auch Fensterheber
(siehe
EP 1 154 110
A2 ) Systeme entwickelt, die einen Null-Krafteinklemmschutz
bieten, d. h. die eine Einklemmsituation im Gefahrenbereich ohne
Krafteinwirkung auf das Körperteil erkennen können.
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Diese
machen sich die Erkenntnis zu nutze, dass der menschliche Körper
leitfähig ist. In beiden oben genannten Dokumenten wird
ein Nahfeld ausgebildet, das den Gefahrenbereich abdeckt. Das Eingreifen
eines menschlichen Körperteils in diesen Gefahrenbereich
führt, aufgrund der elektrischen Leitfähigkeit
des menschlichen Körpers, zu einer Veränderung
dieses Nahfeldes. Genauer gesagt wird zwischen einer Elektrode und
der Erde (Masse) ein kapazitives, elektrisches Feld ausgebildet,
wobei der Eingriff eines dielektrischen Materials (z. B. eines Körperteils)
in das Feld zu einer Kapazitätsänderung führt.
Diese Kapazitätsänderung kann erfasst werden.
Auf Grundlage dieser Erfassung kann daher ein Null-Krafteinklemmschutz
erzielt werden, in dem z. B. das Ausfahren des Elements mit motorischer Schließfunktion
auf einen Eingriff in den Gefahrenbereich angehalten wird.
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Bei
Rollos mit motorischer Schließfunktion, wird ein Einklemmschutz
bisher nach wie vor über Motorstrommessung und/oder Motorposition
und Motorgeschwindigkeit (Ripple-Count auf Motorstrom) realisiert.
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In
Bezug auf die eingangs genannten Gründe ist es auch bei
Rollos erwünscht einen Null-Krafteinklemmschutz zu realisieren.
Darüber hinaus ist es aus Kostengründen von Vorteil,
wenn der Einklemmschutz für Scheibe und Rollo durch nur
ein System realisiert werden kann. Ferner ist bei Rollos mit motorischer
Fahrt, im Gegensatz zur Scheibe, neben dem Einklemmschutz auch ein
Missbrauchschutz vorzusehen, d. h. die Rollofahrt muss angehalten
werden, wenn von innen gegen den Behang des Rollos, d. h. dieser
gegen die Scheibe, gedrückt wird.
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Angesichts
dieser Ausführungen besteht die Aufgabe der vorliegenden
Erfindung darin ein Rollo für ein Fahrzeug bzw. ein System
zu schaffen, das die obigen Anforderungen erfüllen kann,
d. h. einen Null-Krafteinklemmschutz für das Rollo, die
Verwendung nur eines Systems als Einklemmschutz für sowohl
Fensterscheibe als auch Rollo, sowie einen Missbrauchschutz für
das Rollo.
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Diese
Aufgabe wird durch ein Rollo mit den Merkmalen des Patentanspruchs
1 gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen davon sind in den
abhängigen Patentansprüchen genannt.
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Das
erfindungsgemäße Rollo für ein Fahrzeug,
insbesondere ein Kraftfahrzeug, umfasst einen zwischen einer Ruheposition
und einer maximalen Betriebsposition verfahrbaren, insbesondere
motorisch verfahrbaren, Behang. Bezugnehmend auf das Beispiel eines
Rollos für ein hinteres Seitenfenster eines Kraftfahrzeugs
ist die Ruheposition die Position, in der der Behang vollständig
oder zumindest nahezu vollständig in die Brüstung
an der unteren Fensterkante eingefahren ist und das Fenster nicht
bedeckt. Die maximale Betriebsposition befindet sich an der oberen
Fensterkante und der Behang bedeckt vorzugsweise den gesamten ggf.
aber auch nur einen Teil des Fensterausschnitts. Bei einem vorderen
Seitenfenster befindet sich die Ruheposition z. B. in A- oder B-Säule
und die maximale Betriebsposition an der entsprechend anderen (B-
oder A-Säule). Rein beispielhaft wird hierzu auf die
DE 103 19 194 C verwiesen,
die ein Sonnenschutzsystem für ein vorderes Seitenfenster
beschreibt. Zwischen der Ruheposition und der maximalen Betriebsposition
kann das Rollo verschiedenartige Zwischenpositionen einnehmen.
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Das
erfindungsgemäße Rollo ist dadurch gekennzeichnet,
dass der Behang wenigstens bereichsweise elektrisch leitfähig
ist. D. h. der sonst üblicherweise aus einem nicht elektrisch
leitfähigen Material gebildete Behang ist auf die ein oder
andere Art und Weise (siehe unten) elektrische leitfähig
gestaltet und zwar zumindest in einem bestimmten Bereich. Es kann
aber auch der gesamte Behang leitfähig sein. Dieser elektrisch
leitfähige Bereich des Behangs wird direkt oder zumindest
ab einer bestimmten Betriebsposition (einer bestimmten Zwischenposition)
indirekt elektrisch gekoppelt, so dass über diesen elektrisch
leitfähigen Bereich ein Nahfeld ausgebildet wird. Der Begriff „Nahfeld"
ist ein Begriff aus der Physik und beschreibt dort den Bereich um
eine Quelle einer elektromagnetischen Welle, in dem Entfernungs-
bzw. Laufzeitunterschiede zwischen den unterschiedlichen Ortspunkten
des Quellbereichs eine kohärente Summation der Signale
verhindern. Ferner ist das Rollo der vorliegenden Erfindung durch eine
Steuereinheit gekennzeichnet, die einen Eingriff in das Nahfeld
erfasst und auf die Erfassung wenigstens eine Funktion auslöst.
Bei dieser Funktion kann es sich beispielsweise um ein Anhalten
der motorischen Fahrt des Rollos bzw. des Behangs, um ein Zurückfahren
des Rollos bzw. Behangs und/oder ein akustisches und/oder visuelles
Warnsignal handeln.
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Dieses
erfindungsgemäße System ermöglicht sowohl
die Realisierung eines Null-Krafteinklemmschutzes für das
Rollo, als auch die Erkennung einer Einklemmsituation für
Scheibe und Rollo mit nur einem System (siehe auch weiter unten)
sowie gleichermaßen die Realisierung eines Missbrauchschutzes
für das Rollo. Mit anderen Worten ist das erfindungsgemäße
Rollo verschiedenartig und sehr flexible einsetzbar, um verschiedenartige
Funktionen auf einfachste Art und Weise und aus kostentechnischen
Gesichtspunkten günstig zu realisieren.
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Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform ist der elektrisch leitfähige
Bereich des Behangs durch einen leitfähigen Garn, eine
Litze oder eine Beschichtung bzw. Lackierung ausgebildet. Bei dem Behang
kann es sich um eine Gewebestruktur handeln, so dass das Einsetzen
eines leitfähigen Garns für dieses Gewebe den
Behang zumindest teilweise elektrisch leitfähig gestaltet.
Andernfalls kann auch eine Litze in die Texilie eingeflochten werden
oder die Textilie beschichtet bzw. lackiert werden, wobei für die
Beschichtung elektrische leitfähiges Material zu verwenden
ist. Mit anderen Worten handelt es sich bei dem Behang um eine sog.
technische Textilie. Die obigen Ausführungen sind keine
abschließende Aufzählung der Möglichkeiten
den Behang elektrisch leitfähig zu gestalten, sondern sämtliche
bekannten Mittel, die es ermöglichen Bereiche elektrisch
leitfähig zu gestalten, sind denkbar.
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Gemäß einer
besonders bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden
Erfindung koppelt der elektrisch leitfähige Bereich des
Behangs zumindest ab einer bestimmten Betriebsposition kapazitiv
in ein von einer Elektrode gebildetes weiteres Nahfeld ein und ist
damit indirekt elektrisch gekoppelt. Unter der Terminologie „ab
einer bestimmten Betriebsposition" ist dabei jede Zwischenposition
zwischen der Ruheposition und der maximalen Betriebsposition zu
verstehen, bei der der Abstand zwischen dem leitfähigen Bereich
und dem durch die Elektrode ausgebildeten weiteren Nahfeld derart
gestaltet ist, dass das weitere Nahfeld von der Elektrode auf den
elektrisch leitfähigen Bereich „überspringt"
und somit das weitere Nahfeld über den elektrischen leitfähigen
Bereich des Behangs erweitert und damit über diesen ausgebildet
wird. Die kapazitive Kopplung ist die Übertragung von Energie
von einem Schaltkreis zu einem anderen aufgrund der gegenseitigen
elektrischen Kapazität beider, wobei die kapazitive Kopplung
sehr stark abstandsabhängig und daher nur bei kleinen Abständen
nutzbar ist. Durch diese Ausgestaltung ist es z. B. möglich
die Elektrode im Fensterrahmen im oberen Bereich der Fensterkante
anzuordnen, wobei das weitere Nahfeld den Gefahrenbereich zwischen Fensterrahmen
und Fensterscheibe abdeckt, so dass die Steuereinheit einen Eingriff
in dieses weitere Nahfeld erfassen und eine entsprechende Funktion auslösen
kann, um die motorische Fahrt des Fensters anzuhalten, dieses zurückzufahren
und/oder ein akustisches bzw. visuelles Warnsignal auszugeben. Gegebenenfalls
kann der Gefahrenbereich zwischen Rollo und Fensterscheibe aber
auch nicht identisch sein, so dass durch die kapazitive Einkopplung
des Rollos beim Ausfahren des Rollos das Nahfeld derart erweitert
wird, dass auch der Gefahrenbereich des Rollos abgedeckt wird oder
aber, wenn die Gefahrensituationen identisch sind, sich das Nahfeld
auch über den Behang des Rollos erstreckt und somit ein Missbrauchschutz,
d. h. ein Drücken des Rollos gegen die Fensterscheibe erfasst
werden kann, wobei dies grundsätzlich mit nur einem System
realisierbar ist.
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Dementsprechend
ist die oben erwähnte Elektrode vorzugsweise ebenfalls
mit der Steuereinheit verbunden, so dass auch ein Eingriff in das
weitere Nahfeld erfasst und auf diese Erfassung wenigstens eine
Funktion ausgelöst werden kann.
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Alternativ
ist es jedoch auch möglich das Rollo direkt elektrisch
zu koppeln. Bei einem Faltrollo ist dies unproblematisch, weil die
Unterkante des Rollos stets statisch verbleibt und damit elektrisch kontaktiert
werden kann. Bei einem Rollo mit einem Behang, der auf eine Welle
auf und von dieser abwickelbar ist, ist die Unterkante des Rollos
nicht statisch, sondern wird beim Ein- und Ausfahren kontinuierlich
gedreht. Darüber hinaus liegt dieses untere Ende in der
Ruheposition, auf die Welle gewickelt, nahe dem Kern (der Welle),
so dass es von außen schwierig zu kontaktieren ist. Derartige
Rollos sind meistens durch eine Feder (Wickelfeder) beaufschlagt,
die das Rollo entweder in die Betriebsposition oder aber bevorzugterweise
in die Ruheposition beaufschlagt. Bei Letzterem spricht man dabei
auch von einer Rückstellfeder. Um den elektrisch leitfähigen
Bereich des Behangs direkt elektrisch zu koppeln, ist dieser Bereich
direkt elektrisch mit der Feder verbunden, d. h. kontaktiert, wobei
die Feder wiederum elektrisch gekoppelt, z. B. mit der Steuereinheit verbunden
ist. Diese Ausgestaltung ermöglicht es, dass der Behang
selbst die Elektrode darstellt, die das Nahfeld ausbildet. Des Weiteren
ist bei dieser Ausgestaltung auch eine Änderung der Kapazität
bei einem Eingriff in das Nahfeld erfassbar, wie es in Bezug auf
Fensterscheiben, beispielsweise in der
EP 1 154 110 A2 und in Bezug
auf Schiebedächer in der
DE 103 05 342 A2 beschreiben ist, auf die
für weitere Informationen bezüglich der kapazitiven
Messung verwiesen wird.
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Das
Nahfeld und falls vorhanden das weitere Nahfeld des erfindungsgemäßen
Rollos wird vorzugsweise mit einer Frequenz zwischen 80 und 200 kHz,
vorzugsweise etwa 100 kHz ausgebildet. Dieser Frequenzbereich ist
aus gesundheitstechnischer Sicht unbedenklich.
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Bei
der in den oben genannten Dokumenten des Standes der Technik beschriebenen
kapazitiven Näherungsschaltung ergibt sich oftmals die
Problematik, dass die Funktionalität durch Fehlsensierungen
eingeschränkt ist, die z. B. durch raue Umgebungsbedingungen
(Feuchtigkeit) und Einstrahlung (Wärme bzw. Hitze) auftreten
können. Um diese Problematik zu beheben erfasst die Steuereinheit
des erfindungsgemäßen Rollos vorzugsweise kontinuierlich
die Impedanz, in das das Nahfeld ausbildende Elemente, d. h. entweder
die Elektrode in die der elektrisch leitfähige Bereich
kapazitiv einkoppelt oder den elektrisch leitfähigen Bereich
selbst. Ein Eingriff in das Nahfeld durch ein menschliches Körperteil (elektrisch
leitfähiges Objekt) verändert die Impedanz. Bei
einer Annäherung eines dielektrischen Materials erfolgt
eine Phasendrehung und bei einer sehr nahen Annäherung
oder einer Berührung, beispielsweise mit der Elektrode
oder dem Behang, erfolgt dazu eine Amplitudenverkleinerung. D. h.
es werden entgegen der kapazitiven Messung bei der Impedanzmessung
der Real- und der Imaginärteil gemessen (die Amplitude
und die Phase). Dies führt zu einer Verbesserung der Funktionalität
auch unter rauen Umgebungsbedingungen und Einstrahlung.
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Weitere
Vorteile und Merkmale der vorliegenden Erfindung gehen aus der folgenden
Beschreibung vorteilhafter Ausführungsformen der vorliegenden
Erfindung hervor, die unter Bezugnahme auf die begleitenden Zeichnungen
erfolgt.
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In
den Zeichnungen zeigen:
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1 ein
System für ein hinteres Seitenfenster eines Kraftfahrzeugs,
das einen Einklemmschutz für die Fensterscheibe und für
das Rollo sowie einen Missbrauchschutz für das Rollo mit
nur einem System realisiert; und
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2 ein
System für ein vorderes Seitenfenster eins Kraftfahrzeugs,
das einen Einklemmschutz für Fensterscheibe und für
das Rollo sowie einen Missbrauchschutz mit nur einem System und
bei unterschiedlichen Gefahrenbereichen für Rollo und Fensterscheibe
realisiert.
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1 zeigt
schematisch ein hinteres Seitenfenster 10 eines Kraftfahrzeugs.
Dieses wird gebildet durch einen Fensterrahmen 11 und eine
in diesem Rahmen motorisch verfahrbare Scheibe 12. Die
Ausfahrbewegung der Scheibe 12 ist dabei durch den Pfeil 13 dargestellt.
Des Weiteren ist ein Rollo 14 mit einem Rollobehang 9 vorgesehen,
der aus einer Ruheposition, in der der Fensterausschnitt (Fensterrahmen 11)
nicht abgedeckt ist, in eine maximale Betriebsposition, in der der
Fensterausschnitt vollständig oder nahezu vollständig
abgedeckt ist, verfahrbar ist. Die Ausfahrbewegung des Rollobehangs 9 ist durch
den Pfeil 15 angedeutet.
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Im
Bereich der oberen Fensterkante ist eine Elektrode 16 in
Form eines Kupferdrahtes oder eines Kupferstreifens vorgesehen,
die vollständig in den Fensterrahmen 11 integriert
ist. Diese Elektrode 16 ist mit einer Steuereinheit 17 verbunden,
die schematisch dargestellt ist. Die Steuereinheit 17 beaufschlagt
die Elektrode 16 mit einem Wechselfeld. Die Elektrode 16 (die
hochohmig ausgestaltet ist) bildet ein Nahfeld 18 mit einer
Frequenz von beispielsweise 100 kHz aus. Hinter der Elektrode 16 befindet
sich ein (nicht dargestellter) niederohmiger Schirm zur Abschirmung
gegen die Erde bzw. Masse (Türrahmen bzw. Fensterrahmen)
und zur Ausrichtung des Nahfelds 18.
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Die
Steuereinheit 17 misst kontinuierlich die Impedanz Zges in der Elektrode 16. Die Impedanz hängt
von der Feldausbreitung gegen Fahrzeugmasse ab, wobei die Ausbreitung
des sensierenden Nahfelds 18 durch die Geometrie der Elektrode
festgelegt ist. Beim Eingreifen in das Nahfeld 18 erfolgt
durch die den elektrisch leitfähigen menschlichen Körper (nicht
dargestellt) eine Ablenkung des Nahfelds gegen Masse.
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Dringt
eine z. B. menschliche Hand (dielektrisches Objekt) in das Nahfeld 18 ein,
bringt sie aufgrund der elektrischen Leitfähigkeit des
menschlichen Körpers Erdpotenzial in das Nahfeld 18 um
die Elektrode 16. Dies erfolgt bereits bei einer Annäherung
an das Nahfeld 18. Eine solche Annäherung erkennt
die Steuereinheit 17 aufgrund einer Phasendrehung. Eine
weitere (sehr nahe) Annäherung, d. h. auch das Eingreifen
in den Bereich, bewirkt zusätzlich eine Amplitudenverkleinerung,
die ebenfalls von der Steuereinheit 17 erkannt wird. D.
h. die Steuereinheit 17 misst nicht nur die Amplitude,
sondern auch die Phasendrehung, so dass Fehlsensierungen, ggf. verursacht
durch raue Umgebungsbedingungen wie Feuchtigkeit und Hitze nahezu
ausgeschlossen sind, weil sowohl Real- als auch Imanginärteil
(Impedanz) gemessen werden.
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Befindet
sich beispielsweise die Fensterscheibe 12 im Betrieb und
fährt in Richtung des Pfeils 13 nach oben, wird
ein Eingriff in das Nahfeld 18 durch die Steuereinheit 17 erfasst
und eine entsprechende Funktion, z. B. das Anhalten der Fensterscheibe 12 ausgeführt,
so dass ein Einklemmen des eingreifenden Körperteils verhindert
wird. Gleichzeitig oder alternativ könnte ein akustisches
oder visuelles Signal ausgegeben werden und/oder nach dem Anhalten
die Scheibe 12, dessen entgegen der Richtung des Pfeils 13 zurückgefahren
werden.
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Darüber
hinaus ist das Rollo 14 bzw. der Rollobehang 9 im
vorliegenden Fall nahezu vollflächig bzw. im Wesentlichen
vollflächig elektrisch leitfähig. Im vorliegenden
Fall handelt es sich vorzugsweise um eine technische Textile, bei
der ein elektrisch leitfähiger Garn verwendet wurde. Das
Rollo 14 bzw. der Rollobehang 9 dieser Ausführungsform
ist elektrisch nicht direkt gekoppelt. Darüber hinaus fällt
der Gefahrenbereich zwischen Rollobehang 9 und Fensterrahmen-11-Oberkante
mit den Gefahrenbereich zwischen Fensterscheibe 12 und
Fensterrahmen-1l-Oberkante zusammen. D. h., das durch die Elektrode 16 ausgebildete
Nahfeld 18 kann gleichermaßen dazu genutzt werden
einen Einklemmschutz auch für das Rollo 14 zu
bewirken. D. h. die Steuereinheit 17 erfasst ein Eingreifen
bzw. Annähern in bzw. an das Nahfeld 18, so dass
auf dieses Erfassen ein Anhalten der Rollofahrt, ein akustisches/visuelles Alarmsignal
und/oder ein Zurückfahren des Rollobehangs 14 entgegen
der Richtung 15 erfolgen können. D. h. es wird
durch ein und dasselbe System ein Einklemmschutz für die
Scheibe 12 und Rollo 14 realisiert.
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Darüber
hinaus koppelt der Rollobehang 9 ab einer bestimmten Betriebsposition
kapazitiv in das Nahfeld 18 ein. D. h. wenn der Abstand
zwischen der Elektrode 16 und dem Rollobehang 9 ausreichend klein
wird, springt das Nahfeld 18 auf den Rollobehang 9 über
und erweitert sich vollständig auf die Fläche
des Rollobehangs 9. D. h. das elektrische Feld wird kapazitiv
in das Rollo 14 eingekoppelt. Erfolgt nach Einkopplung
ein Drücken des Rollobehangs 9 gegen die Fensterscheibe 12,
d. h. ein Missbrauch, so erfolgt eine Phasendrehung und/oder Amplitudenverkleinerung,
welche durch die Steuereinheit 17 erfasst werden, d. h. über
die Impedanzmessung. In einem solchen Fall kann ebenfalls die Rollofahrt
angehalten und ggf. ein Warnsignal ausgegeben werden. Auch hierfür
sind keine zusätzlichen Komponenten notwendig.
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Bei
letzterer Ausgestaltung ist zu berücksichtigen, dass beim
Einkoppeln des Rollos 14 eine kleine Verringerung der Impedanz
auftritt, weil zu diesem Zeitpunkt eine vergrößerte
Fläche wirksam wird (Rollofläche). Aufgrund der
Einkoppelimpedanz (auch das Rollo 14 hat eine eigene Impedanz,
wobei die Impedanzen in Reihe geschaltet sind und sich addieren)
erfolgt jedoch auch eine Vergrößerung. Durch Einstellung
der Größe des leitfähigen Bereichs auf dem
Rollbehang 9 sowie des Abstands des Rollos 14 zum
Nahfeld 18 bzw. der Elektrode 16 kann die Impedanzauswirkung
des Rolloausfahrens 15 jedoch minimiert werden. Darüber
hinaus kann die Steuereinheit 17 derart programmiert werden,
dass sie die Rolloausfahrt 15 von einem Eingriff in dem
Gefahrenbereich bzw. einem Berühren des Rollos 14 unterscheiden
kann.
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Das
in 1 dargestellte System ermöglicht mit
einem einzigen System einen Null-Krafteinklemmschutz für
das Rollo 14 und die Realisierung eines Einklemmschutzes
für sowohl Fensterscheibe 12 als auch Rollo 14 sowie
eines Missbrauchschutzes für das Rollo 14. Das
dargestellte System ist hinsichtlich seines Aufbaus einfach und
kostengünstig. Darüber hinaus ist es aufgrund
der Impedanzmessung im Gegensatz zur kapazitiven Erfassung in seiner
Funktionalität verbessert, weil kaum Fehlsensierungen,
ggf. verursacht durch raue Umgebungsbedingungen, wie Feuchtigkeit
und Hitze, auftreten.
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Im
Gegensatz zu der Ausführungsform in
1 ist in
2 schematisch
ein vorderes Seitenfenster
20 eins Kraftfahrzeugs
20 dargestellt.
Dennoch sind auch in
2 gleiche oder entsprechende Teile
mit den gleichen Bezugsziffern gekennzeichnet. Bezüglich
eines Rollos für vordere Seitenfenster wird für
weitere Informationen auf die
DE 103 19 294 C verwiesen.
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Das
vordere Seitenfenster 20 weist ebenfalls einen Fensterrahmen 11 und
eine darin in Richtung des Pfeils 13 motorisch verfahrbare
Seitenscheibe 12 auf. Es versteht sich, dass die Seitenscheibe 12 entgegen
der Richtung des Pfeils 13 einfahrbar ist. Darüber
hinaus ist an dem vorderen Seitenfenster 20 ferner ein
Rollo 14 mit einem Behang 9 vorgesehen, der in
einer Richtung 15 aus einer Ruheposition in der B-Säule
in eine Betriebsposition (mit seiner Vorderkante an der A-Säule)
verfahrbar ist. Da es sich um ein Rollo für ein vorderes
Seitenfenster 20 handelt, ist dieser nur im oberen Teilbereich
des Fensterrahmens 11 vorgesehen, so dass in der Betriebsposition
auch nur dieser abgedeckt wird. Ein solches Sonnenschutzsystem ist
mit herkömmlichen Sonnenblenden vergleichbar, die bisher
von der Frontscheibe vor die Seitenscheibe verdreht bzw. verschenkt werden
können. Es versteht sich, dass ein derartiges Rollo 14 für
ein vorderes Seitenfenster 20 die Fensterfläche
nicht vollständig abdecken darf, da sonst aus Verkehrssicherheitsgründen
die Sicht des Fahrzeuglenkers zu sehr eingeschränkt ist.
Dementsprechend bewegt sich der Rollobehang 9 in Richtung des
Pfeils 15 in einer Richtung im Wesentlichen senkrecht zur
Bewegungsrichtung 13 der Fensterscheibe 12. Dadurch
Fallen einerseits der Gefahrenbereich zwischen der in 2 rechter
Hand dargestellten Kante des Rollohangs 9 und dem Fensterrahmen 11 und
der Gefahrenbereich zwischen der Oberkante der Fensterscheibe 12 und
der Fensterrahmen-11- Oberkante nicht zusammen. Anderereseits wird
zwischen der Rollobehangunterkante und der Fensteroberkante ein
weiterer Gefahrenbereich gebildet, wenn das Rollo 14 ausgefahren
ist und die Scheibe 12 aus einer unteren Betriebsstellung
in Richtung des Pfeils 13 ausgefahren wird, d. h. geschlossen
wird.
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Auch
hier ist im oberen Bereich des Fensterrahmens 11 eine Elektrode 16 vorgesehen.
Diese erstreckt sich entlang der schräg verlaufende Vorderkante
des Fensterrahmens 11 über den im Wesentlichen
horizontal verlaufenden Mittelabschnitt und entsprechend der Höhe
des Rollos 14 bzw. Rollobehangs 9 in Vertikalrichtung
entlang der Hinterkante des Fensterrahmens 11 an der B-Säule.
Diese Elektrode 16 ist mit einer Steuereinheit 17 direkt
elektrisch verbunden und bildet ein Nahfeld 18 („weiteres Nahfeld")
aus. Die Steuereinheit 17 misst kontinuierlich die Impedanz
Zges in die Elektrode 18. Eine Änderung
der Impedanz, d. h. eine durch einen Eingriff eines dielektrischen
Objekts bzw. dessen Annäherung in bzw. an das Nahfeld 18 bewirkte
Phasendrehung und/oder Amplitudenverkleinerung wird von der Steuereinheit 17 erfasst.
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Wird
die Scheibe 12 in Richtung des Pfeils 13 ausgefahren
und wird ein solcher Eingriff durch die Steuereinheit 17 erfasst,
z. B. wird das Ausfahren der Scheibe 12 angehalten und/oder
eine andere der oben erwähnten Funktionen ausgeführt.
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Ist
der Rollobehang 9 aus der Ruheposition in eine bestimmte
Betriebsposition, die nicht zwingend der maximalen Betriebsposition
entsprechen muss, ausgefahren, so fährt der Rollobehang 9 ohne direkte
Kontaktierung mit der Elektrode 16 an dieser vorbei und
koppelt kapazitiv in das Nahfeld 18 ein. Dadurch wird das
Nahfeld auf den Rollobehang 9 erweitert und auch darüber
hinaus, so dass sich entlang des Umfangs des Rollobehangs 9 ebenfalls
ein Nahfeld 19 ausbildet. Auch ein Eingriff in dieses Nahfeld 19 bewirkt
eine Phasendrehung bei Annäherung und eine Amplitudenverkleinerung
bei einer sehr großen Annäherung oder Berührung
des Behangs 9.
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Das
erweiterte Nahfeld 19 deckt auch den Gefahrenbereich zwischen
Unterkante des Rollobehangs 9 und Oberkante der Scheibe 12 ab,
so dass bei ausgefahrenem Rollo 14 ein Einklemmen zwischen
Rollounterkante und Fensterscheibenoberkante verhindert werden kann,
indem durch die Steuereinheit 17 auf ein Erfassen eines
Eingriffs die entsprechende Funktion ausgelöst wird, d.
h. Anhalten der Ausfahrt der Fensterscheibe 12. Darüber
hinaus kann ein Eingriff zwischen Rollobehang 9 und Fensterrahmen 11 problemlos
erfasst werden und damit ein Einklemmen zwischen Rollovorderkante
und Fensterrahmen 11 verhindert werden.
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Wird
der elektrisch leitfähige Behang 9 im Wesentlichen
vollständig leitfähig gestaltet, so wird auch
eine Berührung des Behangs 9 durch die Steuereinheit 17 erfasst
werden, so dass ein Missbrauchschutz realisierbar ist.
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Das
vorstehend beschriebene System liefert daher die gleichen Vorteil
wie die Ausführungsform in 1 und ermöglicht
darüber hinaus auch bei nicht zusammenfallenden Gefahrenbereichen
für Fensterscheibe 12 und Rollo 14 die
Realisierung eines Einklemmschutzes für beide Elemente
mit einem einzigen System, so wie die Realisierung eines Null-Krafteinklemmschutzes
für das Rollo 14 und einen Missbrauchschutz dafür.
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Alternativ
zur kapazitiven Einkopplung wäre es in dieser Ausführungsform
wie auch der Ausführungsform in 1 denkbar
den Rollobehang 9 direkt elektrisch mit der Steuereinheit 17 zu
koppeln. In diesem Fall würde der elektrisch leitfähige
Behang 9 die gleiche Funktion wie die Elektrode 16 erhalten.
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Schließlich
wäre es auch denkbar ggf. eine Elektrode beispielsweise
im Fahrersitz zu integrieren, um so die auf dem Fahrersitz befindliche
Person mit einem speziellen elektrischen Signal zu „impfen", das über
die Steuereinheit 17 beim Eingriff in das Nahfeld 18 bzw. 19 erkennbar
ist. In diesem Fall wird der Steuereinheit 17 ermöglicht
festzustellen, wer in den Bereich eingreift. Dies kann auch als
selektive Auswertung bezeichnet werden.
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Des
Weiteren kann selbstverständlich auch alternativ zur Impedanzmessung,
welche jedoch bevorzugt ist, die herkömmliche kapazitive
Messung eingesetzt werden, wie sie in den Eingangs erwähnten
Schutzrechtsanmeldung definiert ist. Bezüglich der Funktionsweise
der kapazitiven Messung wird daher auf diese Schriften verwiesen.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- - DE 10305342
A1 [0003]
- - EP 1154110 A2 [0003, 0015]
- - DE 10319194 C [0009]
- - DE 10305342 A2 [0015]
- - DE 10319294 C [0031]