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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Extraktion von Biomolekülen,
das als Flüssig-Flüssig-Extraktion mit zwei nicht
mischbaren Phasen durchgeführt wird. Als eine Phase im
Zweiphasensystem wird erfindungsgemäß eine ionische
Flüssigkeit (IL) verwendet. Vorzugsweise wird eine IL verwendet,
die ein quarternäres Ammoniumkation umfasst, das mit mindestens
einer Oligoethylenglykol-Einheit funktionalisiert ist. Die Verwendung
der ionischen Flüssigkeit erfolgt bevorzugt in Kombination
mit mindestens einem wasserlöslichen Salz oder mit einem
inkompatiblen Polymer, vorzugsweise einem Dextran.
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Für
die Entwicklung effizienter und ökonomischer Aufarbeitungsprozesse
für Biomoleküle, wie z. B. Proteine und Enzyme
ist die Etablierung einer aktivitätsschonenden Aufreinigungsmethode
vonnöten. Der Einsatz organischer Lösungsmittel
zur Extraktion hat bereits eine breite Anwendung in der organisch-
und anorganisch-chemischen Industrie gefunden. In Hinblick auf die
Verwendung organischer Lösungsmittel für die Extraktion
von Proteinen/Enzymen stehen jedoch zum einen die häufig
beobachtete Denaturierung der Biokatalysatoren durch das Lösungsmittel
und zum anderen die stringenten Umwelt- und Sicherheitsregulationen
einem technischen Einsatz im Wege. Aufgrund dessen haben sich in
der Biotechnologie alternative Methoden zur Aufreinigung entwickelt.
Die konventionellen Techniken für die Produktgewinnung
wie z. B. Präzipitation und Säulenchromatographie
sind jedoch nicht nur teuer, sondern resultieren oftmals auch in
geringen Ausbeuten. Des Weiteren entstehen bei Fest-flüssig-Separationen
durch Zentrifugation oder Filtration einige technische Schwierigkeiten
wie Filter Fouling oder viskose Aufschlämmung. Daher besteht
ein anhaltendes Interesse für die Etablierung neuer, schneller,
kosteneffektiver, umweltfreundlicher und einfacher Auftrennungstechniken.
Aufgrund dessen eröffnete die Entwicklung wässriger
Zweiphasen-Systeme in der Mitte der fünfziger Jahre eine
attraktive Alternative für die Separation von Biomolekülen,
da sie die oben gestellten Anforderungen und Kriterien für
industrielle, kompatible Arbeitsverfahren erfüllen. Wässrige
Zweiphasen-Systeme werden zunehmend in Biochemie und Zellbiologie
als biokompatibles Extraktionssystem eingesetzt1-3.
Das große Interesse an diesen wässrigen Systemen
resultiert aus ihren einzigartigen Auftrennungs-Möglichkeiten
und den milden Konditionen während des Separationsprozesses.
Diese Eigenschaften machen das System sehr interessant für
Industrie-Anwendungen im großen Maßstab.
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Das
wässrige Zweiphasen-System besteht üblicherweise
aus zwei inkompatiblen Polymeren, z. B. Polyethylenglykol (PEG)
und Dextran oder aus einem Polymer (PEG) und einer hohen Konzentration
von Salz. Oberhalb kritischer Konzentrationen dieser Komponenten
findet eine spontane Phasentrennung (Phänomen der „Inkompatibilität")
statt. In den zwei entstehenden Phasen, die jeweils 70–90%
Wasser enthalten, liegen die jeweiligen Komponenten in angereicherter
Form vor. Eine Anwendung der Polymer-Salz-Systeme resultiert zwar
ggf. in einer hohen Selektivität der Verteilung von Proteinen
zwischen den Phasen, soll jedoch die Aufreinigung und Stabilisierung
mit einer Enzymkatalysierten Reaktion gekoppelt werden, ergeben
sich Probleme aus der geringen Löslichkeit bzw. Unlöslichkeit
zahlreicher pharmazeutisch-interessanter Substrate im wässrigen
Milieu sowie aus dem Auftreten unerwünschter Nebenreaktionen,
welche durch die Verwendung organischer Lösungsmittel oftmals
unterdrückt werden können.
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Der
Erfindung lag deshalb die Aufgabe zugrunde, geeignete Verbindungen
zu finden, die in einem geeigneten Verfahren zum einen die biokompatible
Aufreinigung von Biomolekülen gestatten, zum anderen eine zusätzliche
Stabilisierung dieser gewährleisten und darüber
hinaus eine Erhöhung der Löslichkeit pharmazeutisch
interessanter Substrate ermöglichen.
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Die
Aufgabe konnte mit einem Verfahren zur Extraktion von Biomolekülen
gelöst werden, das als Flüssig-Flüssig-Extraktion
mit zwei nicht mischbaren Phasen durchgeführt wird, wobei
erfindungsgemäß als ein Phasenbildner im Phasensystem
eine ionische Flüssigkeit (IL) verwendet wird. Vorzugsweise
wird erfindungsgemäß eine IL verwendet, welche
ein quarternäres Ammoniumkation umfasst, das mit mindestens
einer Oligoethylenglykol-Einheit funktionalisiert ist. Unter Oligoethyleneinheiten
werden im Sinne der Erfindung polymere Kettenlängen bis
zu 100 Einheiten verstanden.
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Als
zweiter Phasenbildner werden vorzugsweise mindestens ein wasserlösliches
Salz oder zur verwendeten IL inkompatible Polymere, wie z. B. Dextrane
eingesetzt.
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Unter
ionischen Flüssigkeiten wird eine Stoffgruppe verstanden,
die sehr gute Löslichkeiten für eine große
Anzahl organischer, anorganischer und polymerer Substanzen besitzen.
Sie wurden von Welton 1999 in Chem. Rev., 99, 2071–2083,
als Salze definiert, welche bei Raumtemperatur flüssig
sind. Darüber hinaus sind sie in der Regel nicht brennbar,
nicht korrosiv und wenig viskos und zeichnen sich durch einen kaum
nachzuweisenden Dampfdruck aus.
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Geeignet
sind im Sinne der Erfindung solche ionischen Flüssigkeiten,
die in einer Gesamtkonzentration von 5 bis 95 Mol.-%, bevorzugt
5 bis 50 Mol.-% zu einer Veränderung des Trennfaktors der
Zielkomponenten untereinander verschieden von eins führen.
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Bevorzugt
wird eine ionische Flüssigkeit verwendet, die ein Ammoniumkation
mit der folgenden Formel I umfasst,
wobei
R = H oder CH
3 R
1 = -CH
2-CH
2-(O-CH
2-CH
2-)
m-OH
oder einen C
1 bis C
4-Alkylrest,
vorzugsweise Methyl oder Ethyl,
R
2 =
einen C
1 bis C
4-Alkylrest,
vorzugsweise Methyl oder Ethyl,
R
3 =
einen C
1 bis C
4-Alkylrest,
vorzugsweise Methyl oder Ethyl, oder einen höheren Fettsäurerest,
vzw. C
8 bis C
18,
oder deren Gemische;
m und n = 4 bis 60 bedeuten.
Bevorzugte
Anionen sind ausgewählt aus Halogenid (vorzugsweise Cl,
F), Alkylsulfat (C
1 bis C
4),
Nitrat, Tetrachloraluminat, Hexafluorphosphat, Dicyanamid, Saccharinat,
Dihydrogenphosphat.
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Insbesondere
werden als ionische Flüssigkeiten Verbindungen verwendet,
die Ammoniumkationen der allgemeinen Formel I umfassen, in denen
mindestens einer der Reste R1, R2 oder R3 = Methyl
ist und m und n = 4 bis 25 bedeuten.
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Ganz
besonders bevorzugt werden ionische Flüssigkeiten verwendet,
die ein Ammoniumkation der allgemeinen Formel I umfassen, in der
R1 = CH2-CH2-(O-CH2-CH2-)m-OH oder Ethyl;
R2 = Methyl;
R3 =
Ethyl oder einen gesättigten Fettsäurerest (C8–C18) oder
deren Gemische und
m und n = 4 bis 25 bedeuten,
in Kombination
mit Chlorid oder einem Methylsulfat-Anion.
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Als
besonders geeignete Verbindungen haben sich ionische Flüssigkeiten
erwiesen, die
- a) ein Ammoniumkation der allgemeinen
Formel I umfassen, in der
R = H,
R1 =
CH2-CH2-(O-CH2-CH2-)m-OH;
R2 = Methyl;
R3 =
einen Cocos-Fettsäurerest und
m und n = 4 bis 14 bedeuten,
und
die ein Methylsulfat-Anion aufweisen; (Verbindung
Ia) die
- b) ein Ammoniumkation der allgemeinen Formel I umfassen, in
der
R = H;
R1 = CH2-CH2-(O-CH2-CH2-)m-OH;
R2 = Methyl;
R3 =
einen Cocos-Fettsäurerest und
m und n = 14 bis 25
bedeuten,
und die ein Chlorid-Anion aufweisen; (Verbindung
Ib) bzw. die
- c) ein Ammoniumkation der allgemeinen Formel I umfassen, in
der
R = CH3;
R1 =
Ethyl;
R2 = Methyl;
R3 =
Ethyl und
n = 5 bis 15 bedeuten,
und die ein Chlorid-Anion
aufweisen (Verbindung
Ic).
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Als
inkompatible Verbindungen zu den ionische Flüssigkeiten
werden entweder Polymere, wie z. B. Dextrane oder Salze in hohen
Konzentrationen eingesetzt.
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Bevorzugt
erfolgt die erfindungsgemäße Verwendung der ionischen
Flüssigkeit in einer Ausführungsform der Erfindung
in Kombination mit Kalium- oder Natriumsalzen, vzw. Kaliumsulfat,
-phosphat, Dikaliumhydrogendphosphat und/oder Kaliumdihydrogenphosphat,
oder Dinatriumhydrogendphosphat und/oder Natriumdihydrogenphosphat,
Citrate, Natriumcarbonat.
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Besonders
bevorzugt erfolgt das erfindungsgemäße Verfahren
in einem Zweiphasen-System unter Verwendung einer o. g. ionischen
Flüssigkeit mit einem Salzgemisch von Dikaliumhydrogendphosphat
und Kaliumdihydrogenphosphat oder Dinatriumhydrogendphosphat und
Natriumdihydrogenphosphat.
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Das
Verfahren ist vorzugsweise weiterhin dadurch gekennzeichnet, dass
mindestens ein Salz in einer Konzentration von 10 bis 40 Gew.-%
bezogen auf die Gesamtkonzentration des Systems. Die ionische Flüssigkeit
wird vorzugsweise in einer Gesamtkonzentration von 5 bis 95 Vol.-%
bezogen auf das flüssige Medium eingesetzt, bevorzugt 5
bis 50 Vol.-%, besonders bevorzugt 10 bis 20 Vol.-%.
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Die
beiden nicht mischbaren Phasen IL:Salz werden bevorzugt in einem
Gewichtsverhältnis eingesetzt, das 1:10 bis 10:1 beträgt,
bevorzugt 1:1 bis 1:4. Die Temperatur liegt bevorzugt zwischen –10
und 120°C, vorzugsweise bei 4 bis 35°C.
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Das
erfindungsgemäß verwendete System mit den verwendeten
definierten ionischen Flüssigkeiten als einem Phasenbildner
ermöglicht die Verbesserung der Enzymanreicherung und -stabilität
wesentlich.
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So
konnte überraschend festgestellt werden, dass sich im Vergleich
zu klassischen Zweiphasensystemen bestehend aus PEG/Salzsystemen,
das Protein nicht in der salzhaltigen Phase anreichert, sondern
in der IL-Phase.
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Es
kommt zur Ausbildung eines Zweiphasen-Systems mit einer IL-angereicherten
Oberphase und einer Salz-angereicherten Unterphase. Je nach Zusammensetzung
des Systems findet eine Anreicherung des zu extrahierenden Proteins/Enzyms
in der IL-haltigen Oberphase statt. Die ionische Flüssigkeit
wirkt dabei stabilisierend oder aktivierend auf das Biomolekül
und ggf. gleichzeitig als Löslichkeitsvermittler für
schwer lösliche Substrate der enzymatischen Reaktion. Somit
können die Aufarbeitung des gewünschten Enzyms
und die durch dieses Enzym katalysierte Reaktion in einem Schritt
kombiniert werden.
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Alternativ
wird eine erfindungsgemäß verwendete ionische
Flüssigkeit vorzugsweise mit einem inkompatiblen Polymer,
wie z. B. Dextran als weiterer Komponente eingesetzt. Das Dextran
wird bevorzugt in einer Konzentration von 10–80 Gew.-%
bezogen auf die Gesamtkonzentration verwendet. Die ionische Flüssigkeit wird
vorzugsweise in einer Gesamtkonzentration von 5 bis 95 Vol.-% bezogen
auf das flüssige Medium eingesetzt, bevorzugt 5 bis 50%.
Die Temperatur liegt bevorzugt zwischen –10 und 120°C.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren hat den großen
Vorteil, dass es eine Steigerung der volumetrischen Aktivität
auf bis zu ca. 400% im Vergleich zum einphasigen System bewirkt.
Für einen industriellen Einsatz ist diese Größe
von enormer Bedeutung.
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Die
Anwendung des Zweiphasen-Systems unter Verwendung der erfindungsgemäß verwendeten
ionischen Flüssigkeit resultiert in einer hohen Selektivität
der Verteilung von Proteinen zwischen den Phasen, und erlaubt die
Extraktion eines angereicherten Produktes mit hohen Ausbeuten. Weiterhin
kann unter Verwendung der ionischen Flüssigkeiten eine
Erhöhung der Löslichkeit hydrophober Substrate
erreicht werden.
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Ein
weiterer Vorteil besteht darin, dass sich wesentlich die Anzahl
an initialen Aufreinigungsschritten verringert und die Klärung,
Konzentrierung und teilweise Aufreinigung in einem Schritt integriert.
Des Weiteren sind Maßstabsvergrößerungen
und kontinuierliche Betriebsweise mit stationärer oder
instationärer Fahrweise mit dem vorliegenden wässrigen
Zweiphasen-System einfach durchzuführen. Die Aufreinigung
von Biokatalysatoren mit wässrigen Zweiphasen-Systemen
erlaubt eine selektive Anreicherung im wässrigen System.
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Im
folgenden wird die Erfindung an Ausführungsbeispielen näher
erläutert ohne dass sie darauf beschränkt werden
soll.
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Beispiel 1
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Proteinverteilung im wässrigen
Zweiphasen-System
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Folgendes
System wurde eingesetzt:
Verbindung Ic als ionische Flüssigkeit;
ein Salzgemisch von Dikaliumhydrogenphosphat
und Kaliumdihydrogenphosphat; Rinderserum Albumin (BSA) diente als
Standardprotein.
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Mit
der ionischen Flüssigkeit wurden die Proteinkonzentrationen über
den Bradford-Test bestimmt. Bei Zugabe von 20% K2HPO4/KH2PO4 zu
einer 10%igen Lösung der o. g. ionischen Flüssigkeit
in Puffer bildete sich ein stabiles Zweiphasen-System aus, welches
aus einer Oberphase besteht, in welcher die ionische Flüssigkeit
angereichert ist, und aus einer Unterphase, in welcher sich das
Salz anreichert. Für ein wässriges System dieser
Zusammensetzung entsteht reproduzierbar ein Verhältnis
der Ober- zur Unterphase von ca. 1:5 (21,4% Oberphase und 78,6%
Unterphase). Untersuchungen in Bezug auf den Anteil der ionischen
Flüssigkeit ergaben, dass die Oberphase zu ca. 36% aus
der ionischen Flüssigkeit besteht. Dies entspricht einer
Verteilung der ionischen Flüssigkeit zu 60,1% in die Oberphase
und zu 39,9% in die Unterphase.
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Zum
Nachweis einer effizienten Anreicherung des Zielproteins in der
IL-reichen Oberphase des Systems diente als Zielgröße
die Ausbeute des Proteins in der Oberphase. Zur Untersuchung der
Verteilung des Proteins auf die Ober- und Unterphase des Systems
wurde die Zugabe des Standardproteins Rinderserum Albumin (BSA)
untersucht. In den Versuchen konnte nachgewiesen werden, dass unter
ausgewählten Bedingungen ein nahezu vollständiger Übergang
des Proteins BSA in die IL-reiche Oberphase vorliegt. Es wurde eine Anreicherung
bis zum 6-fachen der eingesetzten Proteinkonzentration erreicht. Tabelle 1: Verteilung des Proteins BSA
im Zweiphasen-System mit 10% Verbindung Ic und 20% K
2HPO
4/KH
2PO
4 Proteinkonzentration
im Gesamtansatz [μg/mL] | Proteinkonzentration
in Oberphase [μg/mL] | Protein
in Oberphase [%] | Anreicherungsfaktor
[–] |
2 | 12,3 ± 0,3 | 101,2 ± 2,4 | 6,1 |
4 | 25,3 ± 0,5 | 101,3 ± 1,9 | 6,3 |
6 | 36,2 ± 0,1 | 99,6 ± 0,1 | 6,0 |
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Beispiel 2
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Aktivität der LB-ADH in Gegenwart
der ionischen Flüssigkeit gemäß Beispiel
1
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Auswirkung
der in Beispiel 1 genannten ionischen Flüssigkeit auf die
Aktivität der Alkoholdehydrogenase von Lactobacillus brevis
(LB-ADH)
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Um
die Aktivität des Enzyms über einen einfachen
photometrischen Assay bestimmen zu können, wurde die Reduktion
von Acetophenon zu 1-Phenylethanol durch die Alkoholdehydrogenase
als Standardassay ausgewählt und der Verbrauch von NADPH
bei 340 nm verfolgt gemäß folgendem Schema.
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Schema:
Durch LB-ADH katalysierte Reduktion von Acetophenon
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Die
Alkoholdehydrogenase wurde unter Zugabe verschiedener Konzentrationen
der ionischen Flüssigkeit bei 30°C gelagert und
die Aktivität über einen Zeitraum von 9 Tagen
verfolgt. Die Lagerung des Enzyms bei 30°C unter Zusatz
verschiedener Konzentrationen dieser ionischen Flüssigkeit
führte zum einen zu einer Aktivitätserhöhung
und zum anderen zu einer Stabilisierung des Enzyms. Die Zugabe von
Verbindung Ic zur Lagerung der Alkoholdehydrogenase führte
zu einer Steigerung der Ausgangsaktivität auf 125,4% nach
Zugabe von 10% Verbindung Ic und auf 131,2% nach Zugabe von 30%
Verbindung Ic. Weiterhin kann durch Zugabe dieser ionischen Flüssigkeit
die Halbwertszeit des Enzyms stark erhöht werden (Tabelle
2). Tabelle 2: Halbwertszeiten der Alkoholdehydrogenase
aus Lactobacillus brevis nach Zugabe der ionischen Flüssigkeit
Verbindung Ic
Ionische
Flüssigkeit [%] | Halbwertszeit
mit Verbindung Ic [d] |
| 4°C | 30°C |
0 | 20,9 | 0,6 |
1 | 43,9 | 1,2 |
5 | 94,9 | 2,6 |
10 | 94,9 | 3,0 |
15 | 46,8 | 4,1 |
20 | 45,6 | 5,5 |
30 | 165,0 | 5,9 |
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Beispiel 3
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Verteilung der LB-ADH im wässrigen
Zweiphasen-System
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Verteilung
der Alkoholdehydrogenase im wässrigen Zweiphasen-System
unter Verwendung eines Zellextrakts von Escherichia coli, welcher
zur rekombinanten Produktion der ADH aus Lactobacillus brevis zum Einsatz
kommt. Tabelle 3: Wässriges Zweiphasen-System
mit IL gemäß Beispiel 1 unter Zugabe eines Zellextraktes
mit LB-ADH
Ansatz | Phase | Protein
[%] | Aktivität [U/mL] | tot.
Aktivität [U] | Restaktivität
[%] | Vol.
Aktivität [%] | spez.
Aktivität [U/μg] Protein] |
Zellextrakt | - | 100 | 15,75 | 63,01 | 100 | 100 | 2,29 |
10%
IL, | Oberphase | 62,8 | 65,64 | 38,35 | 60,86 | 416,7 | 2,22 |
20%
Salz | Unterphase | 37,2 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 |
15%
IL, | Oberphase | 99,2 | 28,90 | 36,13 | 57,34 | 183,3 | 1,30 |
20%
Salz | Unterphase | 0,8 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 |
20%
IL, | Oberphase | 99,8 | 21,00 | 31,81 | 50,47 | 133,3 | 0,97 |
20%
Salz | Unterphase | 0,2 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 |
25%
IL, | Oberphase | 99,9 | 13,13 | 22,55 | 35,791 | 83,3 | 0,58 |
20%
Salz | Unterphase | 0,1 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 |
10%
IL, | Oberphase | 64,8 | 21,00 | 13,74 | 21,80 | 133,3 | 0,77 |
30%
Salz | Unterphase | 35,2 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 |
20%
IL, | Oberphase | 74,8 | 10,50 | 12,15 | 19,28 | 66,7 | 0,59 |
30%
Salz | Unterphase | 25,2 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 |
30%
IL, | Oberphase | 7,6 | 2,63 | 4,02 | 6,38 | 16,7 | 1,92 |
30%
Salz | Unterphase | 92,4 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 |
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Die
Ergebnisse verdeutlichen, dass das im Zellextrakt enthaltene Protein
in Abhängigkeit von der gewählten Zusammensetzung
des Systems nahezu vollständig in der IL-haltigen Oberphase
wieder gefunden werden kann. Damit einher geht eine Steigerung der
volumetrischen Aktivität auf bis zu 416% im Vergleich zum einphasigen
System. Für einen industriellen Einsatz ist diese Größe
von enormer Bedeutung.
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Die
Enzymaktivität konnte alleinig in der Oberphase nachgewiesen
werden und es war möglich, im System mit 10% IL und 20%
Salz 61% der eingesetzten totalen Aktivität in der Oberphase
wiederzufinden.
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Durch
weitere Variation der Systemzusammensetzung können diese
Ergebnisse weiter optimiert werden. So konnte für ein wässriges
Zweiphasensystem der Zusammensetzung 11,3% Verbindung Ic und 19,2% Salz
eine Erhöhung der spezifischen Aktivität auf 133%
erreicht werden (Tabelle 4). Demzufolge ist eine selektive Extraktion
der Alkoholdehydrogenase aus Lactobacillus brevis in die IL-haltige
Oberphase möglich. Tabelle 4: Verteilung und Aktivität
der LB-ADH in einem wässrigen Zweiphasensystem mit 11,3%
Verbindung Ic und 19,2% Salz
Ansatz | Protein
[%] | vol.
Aktivität [U/mL] | tot.
Aktivität [%] | spez.
Aktivität [U/μg Protein] |
0%
IL/0% Salz | 100 ± 0,3 | 32,8 ± 1,9 | 100 ± 1,2 | 1,8 ± 0,1 |
11,3%
IL/19,2% Salz | 49,7 ± 4,4a | 99,8 ± 3,71 | 67,1 ± 2,3a | 2,4 ± 0,1a |
- 1 Angaben
für die IL-haltige Oberphase des Systems
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Beispiel 4
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Erhöhung der Löslichkeit
von Acetophenon
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Um
zu untersuchen, ob ein löslichkeitsvermittelnder Effekt
durch die ionische Flüssigkeit Verbindung Ic ermöglicht
und somit für die durch LB-ADH katalysierte Reaktion verwendet
werden kann, wurden unterschiedliche Konzentrationen der ionischen
Flüssigkeit in Wasser bzw. in dem zur Enzymreaktion verwendeten Kaliumphosphatpuffer
gelöst und anschließend Acetophenon als zweite
Phase hinzugegeben. Die Ansätze wurden schüttelnd über
24 h inkubiert und anschließend die Konzentration des Acetophenon
in der wässrigen Phase mittels HPLC bestimmt. Der löslichkeitsvermittelnde
Effekt der ionischen Flüssigkeit Verbindung Ic wird aus 1 deutlich
ersichtlich. Nach Zugabe von 70% v/v der ionischen Flüssigkeit
sind bereits 1,75 mol/L Acetophenon in Wasser gelöst. Oberhalb
dieser Konzentration der ionischen Flüssigkeit ist es nicht
mehr möglich, durch Zugabe von Acetophenon eine Phasenseparation
zu erhalten. Des Weiteren konnte festgestellt werden, dass unter
Verwendung des Kaliumphosphat-Puffers eine weitere Steigerung der
Löslichkeit des Acetophenons im wässrigen Milieu
erreicht werden kann. So liegen bei Zugabe von 70% v/v der ionischen
Flüssigkeit Verbindung Ic bereits 1,93 mol/L Acetophenon
in Puffer gelöst vor. Bei Anwendung eines wässrigen Zweiphasensystems
mit 10% Verbindung Ic und 20% Salz sind in der Oberphase ca. 36%
der ionischen Flüssigkeit enthalten. Demzufolge kann in
dieser Phase die Löslichkeit des Substrates Acetophenon
von 0,038 mol/L (im wässrigen Puffer) auf ca. 0,16 mol/L
(in Anwesenheit von 36% der Verbindung Ic) angehoben werden.
-
Literatur:
-
- 1 ALBERTSSON, P. A. (1956): Chromatography
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in aqueous two-phase systems: theory, methods, uses, and applications
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-
ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
-
Diese Liste
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des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen
Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt
keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- - Welton 1999
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- - ALBERTSSON, P. A. (1956): Chromatography and partition of
cells and cell fragments. Nature, 177, 771–774 [0036]
- - ALBERTSSON, P. A., ANDERSSON, B., LARSSON, C., AKERLUND, H.
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- - WALTER, H., BROOKS, D. E., FISHER, D. (1987): Partitioning
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to biotechnology. Orlando: Academic Press [0036]