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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren und ein Prüfsystem zur zerstörungsfreien
Prüfung
von Fügestellen
auf Werkstücken,
insbesondere von Widerstandspressschweißverbindungen zwischen Strukturbauteilen
im Karosserie-Rohbau.
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Widerstandspressschweißverbindungen, insbesondere
Punktschweißverbindungen,
sind im Fahrzeugbau weit verbreitet. Sie werden beispielsweise im
Karosserie-Rohbau zum Fügen
von sicherheitsrelevanten Bauteilen/Baugruppen verwendet und dürfen dann
eine bestimmte vorgegebene Festigkeit nicht unterschreiten. Ein
verlässlicher Schweißprozess
setzt voraus, dass alle Schweißpunkte
prozesssicher eine gleich bleibende hohe Qualität haben. – Allerdings können beim
Punktschweißen
von Blechbauteilen verschiedene Störungen auftreten, die eine
Reduktion der Festigkeit der Fügeverbindung
zur Folge haben: So können – bei vorgegebener
Presskraft und vorgegebenem Schweißstrom – Schwankungen in der Materialdicke und
Beschichtung der zu verschweißenden
Bleche (z.B. aufgrund eines Material-/Lieferantenmixes) zu Schweißfehlern
führen.
Weiterhin unterliegen Schweißelektroden
Verschleiß,
und es können Schwankungen
der Zangenkräfte
an Schweißelektroden
auftreten. Außerdem
können bei
toleranzbehafteten Bauteilen, Passungsprobleme und – insbesondere
bei kurz dimensionierten Flanschen – Nebenschlüsse auftreten. Zudem können – wenn die Bleche
zur Festigkeitserhöhung
im Verbindungsbereich mit Klebstoff versehen sind – beim Punktschweißen Fehlschweißungen auftreten,
insbesondere dann, wenn zu viel Klebstoff im Schweißbereich vorliegt.
Wegen der Sicherheitsrelevanz der Punktschweißverbindungen besteht ein großes Interesse an
einer produktionsnahen Erkennung und Klassifizierung solcher Schweißfehler,
um Fehlerquellen im Serienbetrieb schnell und zuverlässig erkennen
und beseitigen zu können.
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Herkömmlicherweise
wird zur zerstörungsfreien
Qualitätskontrolle
von Widerstandspressschweißverbindungen
eine Ultraschallprüfung
eingesetzt, bei der die mechanischen Eigenschaften der Schweißverbindung
durch Laufzeitmessungen von Schallwellen ermittelt werden. Eine
solche Messung versagt jedoch, wenn Schweißverbindungen beschichteter
Bleche, beispielsweise Punktschweißverbindungen hochfester Stahlbleche
mit zink- oder aluminiumbasierten Beschichtungen, überprüft werden sollen.
Beim Verschweißen
dieser Bleche bildet sich nämlich
neben (bzw. eventuell auch anstelle) der Schweißverbindung der Stahlbleche
eine Lötverbindung
zwischen den Beschichtungswerkstoffen; eine solche Lötverbindung
kann durch eine Ultraschall-Untersuchung nicht prozesssicher von
einer Schweißverbindung
unterschieden werden. Da eine Lötverbindung
jedoch eine wesentlich geringere Festigkeit aufweist als die Schweißverbindung,
besteht dann die Gefahr, eine Lötung
für eine
Schweißung
zu halten und somit die Festigkeit der Verbindung zu überschätzen. Weiterhin
liefert die Ultraschallprüfung unzuverlässige Ergebnisse,
wenn die Bleche vor dem Verschweißen im Fügebereich mit Klebstoff versehen
wurden.
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Eine
Alternative zur Ultraschallprüfung
stellt die Infrarotthermographie dar, die beispielsweise in der
WO 01/50116 A1 beschrieben ist. Dabei wird mit Hilfe einer Anregungsquelle
der Bereich der Schweißung
kurzzeitig erwärmt;
die infolge dieser Erwärmung
vom Fügebereich
abgestrahlte Wärmeintensität wird von
einer ortsauflösenden
elektronischen Thermographie-Kamera mit einer hohen Bildwiederholrate
gemessen, deren Messwerte in einem Computer ausgewertet werden.
Wie in der WO 01/50116 A1 vorgeschlagen, können aus dem Zeitverlauf der abgestrahlten
Wärmeintensität, der von
den Kamerapixeln aufgenommenen wird, unterschiedliche Histogramme
ermittelt werden, die ein Maß für den Wärmefluss
durch die Schweißzone
sein sollen.
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Eine
andere Vorgehensweise bei der Qualitätskontrolle von Schweißverbindungen
durch Auswertung thermographischer Daten ist in der
DE 101 50 633 A1 beschrieben.
Auch hier wird die Schweißstelle
mit einem kurzzeitigen Energiepuls beaufschlagt, insbesondere mit
einer Blitzlampe beleuchtet; die vom Schweißpunkt abgestrahlte Wärmeintensität wird bildgebend
erfasst und in einem Datenverarbeitungssystem ausgewertet. Dabei
wird der Zeitpunkt der maximalen Temperaturerhöhung berechnet und für jeden
Bildpunkt als so genanntes „Laufzeit"-Bild dargestellt.
Die Auswertung erfolgt durch Quotientenbildung des Imaginärteils und
des Realteils einer Fast-Fourier-Transformation der Zeitserie und
eine Qualifizierung des untersuchten Schweißpunkts gemäß des Laufzeit-/Phasenbildes
hinsichtlich des Linsendurchmessers, der Homogenität der Schweißverbindung
und der Dicke der Schweißlinse.
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Sowohl
die WO 01/50116 A1 als auch die
DE 101 50 633 A1 gehen bei der Auswertung
des gemessenen Intensitätsverlaufs
als Funktion der Zeit davon aus, dass die von den Kamerapixeln empfangene
Wärmeintensität innerhalb
des Beobachtungszeitraums ein Maximum durchläuft. Dies ist bei dünnen Blechen
in der Regel der Fall. Dieses Verfahren versagt jedoch bei Blechverbindungen
höherer
Materialstärke,
insbesondere bei Mehrblechverbindungen, da erfahrungsgemäß in diesen
Fällen
das Intensitätsmaximum
bei ordnungsgemäßen Schweißungen innerhalb
der Beobachtungszeit nicht erreicht wird.
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Der
Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die aus dem Stand der Technik
bekannten Verfahren und Vorrichtungen zur zerstörungsfreien Prüfung von Fügebereichen
weiterzuentwickeln. Insbesondere liegt der Erfindung die Aufgabe
zugrunde, ein Verfahren und ein Prüfsystem bereitzustellen, mit
deren Hilfe eine zerstörungsfreie,
automatisierbare Qualitätskontrolle
von Widerstandspressschweißverbindungen
von Mehrblechverbindungen, z.B. von Dreiblechverbindungen, durchgeführt werden
kann.
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Die
Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die
Merkmale der Ansprüche
1 und 5 gelöst.
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Danach
wird umfasst das Prüfsystem
eine Anregungsquelle zur impulsartigen Erhitzung des Fügebereichs
der verbundenen Bleche, eine Thermographie-Kamera zur Aufnahme einer
zeitlichen Folge von Intensitätsbildern
des Fügebereichs
und eine Auswerteeinheit zur Auswertung und Speicherung der zeitlichen
Folge der Intensitätsbilder.
Anregungsquelle und Thermographie-Kamera sind vorteilhafterweise
an Manipulatoren, insbesondere an Industrierobotern, befestigt,
um sie gegenüber
dem zu untersuchenden Prüfobjekt,
z.B. einer Rohkarosserie oder einer Baugruppe zu positionieren.
Zur Visualisierung der ausgewerteten Daten ist zweckmäßigerweise
ein Monitor vorgesehen.
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Die
Thermographie-Kamera liefert eine zeitliche Folge bildhafter Intensitätsdaten
der Fügestelle, die
ein Maß für die zeitliche
Abhängigkeit
der Wärmeverteilung
der Fügestelle
sind. Zur Auswertung dieser bildhaften Daten wird für alle (oder
für ausgewählte) Pixel
(bzw. für
ausgewählte,
mehrere Pixel umfassende Kamerabereiche) ein normierter Intensitätsverlauf
berechnet. Aufgrund der Normierung ist dieser Intensitätsverlauf
unabhängig
von Oberflächeneigenschaften
der betrachteten Bleche, insbesondere von der Emissivität. Dies
führt zu
einer verbesserten Vergleichbarkeit der Messdaten und zu einer zuverlässigeren
Auswertung. Zur Normierung wird vorteilhafterweise ein Intensitätswert verwendet,
der am Ende eines vorgegebenen Beobachtungszeitraums erreicht wird.
Die Auswertung kann auf einer Beurteilung der normierten Intensität zu zwei
vorgegebenen Zeitpunkten beruhen. Alternativ kann zur Auswertung auch
Steigungen der Intensitätsverläufe zu bestimmten
vorgegebenen Zeitpunkten verwendet werden. Eine dritte Möglichkeit
besteht darin, das Rauschen der normierten Intensitätsverläufe zur
Qualitätsbewertung
der Schweißverbindung
zu verwenden.
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Dieses
Prüfsystem
bzw. Verfahren ermöglicht
eine zerstörungsfreie
automatisierbare Bewertung der Qualität von Widerstandpressschweißpunkten
an Automobil-Rohbaukarosserien oder Untergruppen mittels Wärmeflussthermographie.
Mit dem Prüfsystem
können
die schematisch in 2b–2k dargestellten
Schweißpunktfehler verlässlich erkannt
und klassifiziert werden. Insbesondere liefert das Prüfsystem
Messergebnisse, die mit den Schweißpunktdurchmessern einer zerstörenden Prüfung nach
DIN EN ISO 14273 korrelieren.
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Im
Folgenden wird die Erfindung anhand mehrerer Ausführungsbeispiele
näher erläutert Dabei
zeigen:
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1 eine
schematische Schnittdarstellung eines Fügebereichs zweier Bleche während des
Widerstandsschweißens;
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2 Schnittdarstellungen (2a–2h) und
Aufsichten (2j–2k) von
ordnungsgemäßen Widerstandsschweißungen (2a)
und Schweißfehlern
(2b–2k);
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3 Schematische
Darstellung des Messprinzips bei der Transmissions-Infrarotthermographie einer
Fügestelle;
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4 Schematische
Darstellung eines Gesamtssystems zur Qualitätskontrolle von Widerstandsschweißverbindungen
im Fahrzeug-Rohbau;
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5 die
von einem Kamerabereich gemessene Intensität als Funktion der Zeit für unterschiedliche
Schweißpunkte;
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6 eine
graphische Darstellung der Eindrucktiefe am Schweißpunkt und
der Zeitpunkt der Erreichung der halben Endintensität für unterschiedliche
Schweißpunkte;
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7 Kamerabilder
für unterschiedliche Schweißpunkte
mit hell markierten Kamerabereichen, in denen innerhalb eines vorgegebenen
Zeitintervalls eine oberhalb eines Schwellwerts liegende Intensität registriert
wurde;
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8 die
aufsummierten Flächen
der hellen Bereiche der Kamerabilder aus 7 für unterschiedliche
Schweißpunkte;
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9 die
von einem Kamerabereich gemessene normierte Intensität I/Ie als Funktion der Zeit für unterschiedliche Schweißpunkte;
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10 Kamerabilder für einen Schweißpunkt mit
markierten geschweißten
und verklebten Bereichen (10a)
bzw. mit einem Auswurf (10b).
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1 zeigt
eine schematische Schnittdarstellung zweier Bauteile 1, 1', die in einem
Fügebereich 2 mit
Hilfe eines Widerstandspressschweißverfahrens, insbesondere des
Punktschweißens,
verbunden werden. Die Bauteile 1, 1' bestehen aus hochfestem Stahlblech,
das ein- oder beidseitig mit einer Korrosionsschutzschicht 3, 3' (beispielsweise aus
Zink oder einer intermetallischen Aluminium-Eisen-Verbindung) versehen
sein kann; alternativ können
die Bleche auch aus (beschichtetem oder unbeschichtetem) Aluminium
oder einer Aluminiumlegierung bestehen. Mindestens eines der Bauteile 1, 1' kann im Fügebereich 2 mit
Klebstoff 4 beschichtet sein, wodurch nach dem Verbinden
der Bauteile 1, 1' eine
Festigkeitserhöhung
im Fügebereich 2 erreicht werden
kann. Anstelle von zwei Bauteilen 1, 1' können im
Fügebereich 2.
auch drei oder mehr Blechschichten vorliegen, die miteinander verschweißt werden;
wenn im Folgenden von Verbindungen zweier Bleche bzw. Bauteile die
Rede ist, so soll sich dies auch auf Drei- und Mehrblechverbindungen
beziehen.
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Zur
Verschweißung
der beiden Bauteile 1, 1' wird eine bekannte Punktschweißzange 5 mit
zwei Elektroden 6, 6' eingesetzt, die eine Elektrodenkraft 7 auf
die beiden Bauteile 1, 1' im Fügebereich 2 ausüben und
die Bauteile 1, 1' dadurch
aufeinander drücken.
Durch einen zwischen den Elektroden 6, 6' fließenden Schweißstrom werden
die zusammengepressten Bauteile 1, 1' dann lokal
verschweißt.
Dabei werden die Bauteile 1, 1' an der Berührungsstelle auf Schmelztemperatur
erhitzt; als Folge davon entsteht zwischen den Bauteilen 1, 1' eine Schweißlinse 8 mit Durchmesser 9', die – wenn die
Schweißung
ordnungsgemäß durchgeführt wurde – einen vorgegebene
Minimaldurchmesser 9 nicht unterschreitet (2a).
Das Vorhandensein und die Größe dieser Schweißlinse 9' ist von entscheidender
Bedeutung für
die Festigkeit der erzeugten Verbindung des Schweißpunkts 18.
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Beim
Punktschweißen
beschichteter Bauteile 1, 1' können unterschiedliche Fehler
auftreten, die in den 2b–2k schematisch
dargestellt sind.
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Ist
die Elektrodenkraft 7 zu gering, oder sind die Bauteile 1, 1' zu stark toleranzbehaftet,
so können die
Bauteile 1, 1' nicht
stark genug angenähert
bzw. aufeinander gepresst werden, um eine Anbindung zu erreichen.
Zwischen den Bauteilen 1, 1' verbleibt dann der in 2b dargestellte
offene Spalt 10. Bei beschichteten Blechen 1, 1' kann auch der
in 2c gezeigte Schweißfehler auftreten: Hier sind
die Bauteile 1, 1' im
Fügebereich 2 zwar
verbunden, aber es hat keine Verschweißung, sondern nur eine Verlötung 11 des
Beschichtungsmaterials 3, 3' stattgefunden. Sind die Bauteile 1, 1' mit Klebstoff 4 versehen, so
kann eine schwache Anbindung entstehen, wenn eine ausschließlich oberflächennahe
Verschweißung stattfindet
(siehe 2d); auch eine solche Schweißverbindung
ist fehlerhaft. Weiterhin kann die Schweißlinse 8 sehr klein
sein (siehe 2e); eine solche Schweißung wird
als Fehler klassifiziert, wenn der Linsendurchmesser 9'' kleiner ein vorgegebener Minimalwert 9 (z.B.
kleiner als das Vierfache der Wurzel der Blechdicke 12 in
mm) ist, da in einem solchen Fall die geforderte Festigkeit der
Schweißverbindung nicht
mehr gegeben ist.
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Während in
den Fällen
der 2b bis 2e die
Elektrodenkräfte 7 tendenziell
zu gering sind, so zeigt 2f das
umgekehrte Problem: Hier ist die Elektrodenkraft 7 so groß, dass
die Elektroden 6, 6' im
Fügebereich 2 einen
starken Eindruck 13 in den Bauteilen 1, 1' hinterlassen;
die Bauteile 1, 1' sind
dadurch lokal geschwächt.
Eine solche Einschnürung 14 wird
als Fehler bewertet, wenn der Eindruck 13 tiefer als ein
bestimmter vorgegebener Prozentsatz der Blechdicke 12 ist.
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Weitere
Fehler können
entstehen, wenn während
des Schweißens
verflüssigtes
Material aus dem Schweißbereich
entweicht, indem Material entweder zwischen den Blechen 1, 1' (2g)
oder durch ein Loch 15 in der Bauteiloberfläche (2h) herausgeschleudert
wird und deswegen im Schweißbereich
fehlt. Aufgrund der damit einhergehenden Schwächung der Bauteile 1, 1' im Bereich
der Fügestelle 2 werden
Schweißstellen
mit solchen Auswürfen 16 immer
als fehlerhafte Schweißungen
klassifiziert.
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Schließlich können im
Falle von Bauteiltoleranzen, Ungenauigkeiten in der Positionierung
oder Fehler bei der Programmierung der Schweißroboter die in 2j und 2k in
einer Aufsicht auf die Fügestelle 2 gezeigten
Fehler auftreten: dass nämlich an
der vorgesehenen Stelle 17 überhaupt kein Schweißpunkt 18 vorhanden
ist, oder dass der Schweißpunkt 18 um
mehr als einen Toleranzbetrag 19 gegenüber der vorgesehenen Position 17 verschoben
ist.
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Zur
Online-Erkennung und Klassifikation solcher Schweißfehler
beim Punktschweißen
an Rohbaukarosserien in der Produktion wird ein Prüfsystem 20 eingesetzt,
das schematisch in 3 dargestellt ist. Das Prüfsystem 20 umfasst
eine Anregungsquelle 21 (im Folgenden auch Wärmequelle
genannt) zur impulsförmigen
Erwärmung
der Fügestelle 2 (d.h. des
Schweißpunktes 18 und
seiner unmittelbaren Umgebung), eine Thermographie-Kamera 22 zur zeit-
und ortsaufgelösten
Messung der von der Fügestelle 2 ausgesandten
Wärmestrahlung
und eine Auswerteeinheit 23 zur Weiterverarbeitung der
Messwerte und Klassifikation/Visualisierung des Schweißergebnisses.
Die Prüfung
erfolgt zu einem beliebigen Zeitpunkt nach Fertigstellung der Punktschweißung, vorzugsweise
in einer im Produktionsablauf auf die Schweißstation folgenden (weiteren)
Arbeitsstation.
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Vorzugsweise
erfolgt die thermografische Messung – wie in 3 dargestellt – in Transmission; das
bedeutet, dass die Anregungsquelle 21 die eine Seite 24 der
verbundenen Bauteile 1, 1' bestrahlt, während die Thermographie-Kamera 22 auf
der anderen, der Anregungsquelle 21 abgewandten Seite 24' der verbundenen
Bauteile 1, 1' angeordnet
ist. – Alternativ
zur Transmissions-Messung kann die thermografische Messung auch
in Auflicht erfolgen, was bedeutet, dass Anregungsquelle 21 und
Thermographie-Kamera 22 auf derselben Seite 24' der verbundenen
Bauteile 1, 1' angeordnet
sind. Die hierbei gewonnenen Messwerte enthalten zwar prinzipiell ähnliche
Informationen wie die in Transmission gewonnenen, zeigen jedoch
andere Charakteristika. Die im Folgenden beschriebenen Auswerte-
und Klassifikationsverfahren beziehen sich auf Messdaten, die in Transmission
gewonnen wurden.
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4 zeigt
eine schematische Darstellung eines Gesamtaufbaus zur produktionsbegleitenden Serienprüfung von
Punktschweißungen
im Fahrzeug-Rohbau. Um die an unterschiedlichen Stellen auf der
Rohbaukarosserie 25 (bzw. einer zu fügenden Baugruppe) befindlichen
Fügestellen 2 erreichen zu
können,
sind die Anregungsquelle 21 und die Thermographie-Kamera 22 zweckmäßigerweise
an Manipulatoren 26, insbesondere Industrierobotern, befestigt,
die sie gegenüber
der Fügestelle 2 positionieren.
Anstelle der Verwendung separater Manipulatoren 26 für Anregungsquelle 21 und
Thermographie-Kamera 22 können auch – wie schematisch in
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4 gezeigt – beide
gemeinsam an der Hand 27 eines einzigen Manipulators 26 befestigt sein,
falls die Zugänglichkeit
der zu beurteilenden Fügestellen 2 dies
gestattet. Die Schweißpunkte 18 der zu
prüfenden
Karosserie 25 bzw. Baugruppe werden durch den Manipulator 26 nacheinander
automatisch nach einem vorher festgelegten Prüfplan angefahren, so dass sich
die Schweißpunkte 18 jeweils
zwischen Thermographie-Kamera 22 und Anregungsquelle 21 befinden.
Die Kamera 22 liefert eine zeitliche Folge von Bilddaten
der Fügestelle 2.
Diese Daten werden in der Auswerteeinheit 23 automatisch weiterverarbeitet
und ausgewertet, um Prüfaussagen über die
Qualität
der Schweißverbindung 18 zu
erhalten. Die Prüfergebnisse
werden auf einem Monitor 28 des Prüfsystems 20 visualisiert
und zur Dokumentation einer Datenbank 29 zugeführt. Zur
Steuerung des Gesamtsystems ist eine Steuereinheit 30 vorgesehen,
welche Steuerbefehle und/oder Mess- bzw. Prüfdaten mit einem Produktionssteuersystem 31 austauscht.
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Die
Anregungsquelle 21 ist eine wassergekühlte Blitzlampe mit einer räumlich homogenen
optischen Leistung von > 1
J/cm2 an der Fügestelle 2. Vorzugsweise
wird eine marktübliche
Xe-Blitzlampe verwendet,
die ein geringes Gewicht hat und sehr kompakt ist. Eine solche Xe-Blitzlampe
kann problemlos mit Hilfe eines Manipulators 26, insbesondere
eines Industrieroboters, bewegt und positioniert werden und kann
auch in räumlich
beengte Bereiche eingeführt
werden. Sie eignet sich also insbesondere zum Einsatz für Prüfaufgaben
im Fahrzeugrohbau, wo kritische Punktschweißverbindungen an der gesamten
Rohbau-Karosserie 25 – auch
in schwer zugänglichen
Bereichen – überprüft werden
müssen. – Alternativ
kann die Lichtenergie von einer luftgekühlten Blitzlampe mit einem
faseroptischen Aufsatz bereitgestellt werden; eine Faseroptik führt die
Lichtenergie vom Ort der Blitzlampe an die Fügestelle 2.
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Das
Prüfsystem 20 misst
die durch die Fügestelle 2 hindurchgeleitete
Wärmemenge
als Funktion des Ortes und der Zeit. Eine solche zeitaufgelöste Messung
der von der Fügestelle 2 ausgehenden
Infrarotstrahlung setzt zunächst
voraus, dass die Anregungsquelle 21 einen zeitlich definierten,
kurzen Lichtpuls (insbesondere Infrarotlichtimpuls) abgibt, der
den Startpunkt der Messung kennzeichnet. Je dünner die zu untersuchenden
Bleche 1, 1' sind,
desto kürzer
und prägnanter
muss der Blitzimpuls sein. Im vorliegenden Prüfsystem wird die Lichtenergie dem
Prüfobjekt 1, 1' über eine
Zeitraum von < 20
ms zugeführt.
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Das
Prüfsystem 20 wird
insbesondere zur Kontrolle von Dreiblechverbindungen an Rohbaukarosserien 25 eingesetzt,
wobei die zu untersuchenden Strukturbauteile 1, 1' in der Regel
beschichtete hochfeste Stahlbleche sind. Der mittels Punktschweißen zu verbindende
Blechverbund hat hier typischerweise eine vergleichsweise große Gesamtdicke 12 von
2 mm bis 5 mm. Die Anforderungen, die in diesem Fall an die Länge der
von der Anregungsquelle 21 ausgesandten Pulse bzw. an die
Geschwindigkeit der Thermographie-Kamera 22 gestellt werden,
sind daher niedriger als in Fällen
geringerer Blechdicke. Im Fall dicker Bleche genügt beispielsweise eine Kamerafrequenz
von 20–50
Hz aus, um verlässliche Aussagen über die
Qualität
der Schweißverbindung zu
treffen. Bei dünneren
Blechen 1, 1' sollte
die Bildwiederholrate bei mindestens 50 Hz liegen. Mögliche Detektortypen
für die
Thermographie-Kamera 22 sind CMT (HgCdTe), InSb und Mikrobolometer.
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Das
zur Auswertung der Daten der Thermographie-Kamera 22 genutzte
Verfahren beruht auf einer Analyse des zeitlichen Verlaufs der von
einem Kamerabereich 32 empfangenen (Infrarot-)Lichtintensität. Diese
Lichtintensität
ist ein Maß für die Temperatur
des auf diesen Kamerabereich 32 abgebildeten Bereichs 33 der
Fügestelle 2,
wird jedoch auch durch andere Bauteil- und Umgebungsparameter, insbesondere
die Emissivität
der betrachteten Bleche 1, 1', beeinflusst. Beispiele solcher
von einem Kamerabereich 32 gemessenen Zeit-/Intensitäts-Verläufe 34a–34k sind
im 5 dargestellt; hier sind die vom Kamerabereich 32 empfangenen
Lichtmengen, gemessen in Detektoreinheiten, als Funktion der Zeit aufgetragen.
Um das Rauschen zu reduzieren, ist jede dieser Kurven 34a–34k über einen
Kamerabereich 32 von mehreren Kamerapixeln gemittelt. Der Kamerabereich 32 ist
dabei auf die Mitte des zu untersuchenden Schweißpunkts 18 ausgerichtet;
die unterschiedlichen Kurven 34a–34k entsprechen Messungen,
die an Widerstandsschweißverbindungen
unterschiedlicher Qualität
durchgeführt
wurden.
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Der
Blitzimpuls 35 der Anregungsquelle 21 erfolgt
bei einer Zeit t = 50 ms. Vor dem Blitzimpuls 35 werden
mit der Kamera 22 mehrere Bilder aufgenommen, um eine verlässliche
Nulllinie der Intensität zu
bestimmen. Ausgehend von dem Blitzimpuls 35 braucht die
von der Anregungsquelle 21 ausgesandte Wärmeenergie,
die auf der der Anregungsquelle 21 zugewandten ersten Seite 24 der
Bleche 1, 1' eingestrahlt
wird, einige Millisekunden, bevor sie durch die Fügestelle 2 hindurch
die gegenüberliegenden Seite 24' der Bleche 1, 1' erreicht und
von dort aus in Richtung Thermographie-Kamera 22 abgestrahlt wird.
Dann folgt ein mehr oder weniger steiler Anstieg der von der Kamera
registrierten Wärmeenergie.
Entsprechend der Art bzw. Qualität
der Widerstandsschweißverbindungen
unterscheiden sich die Zeitverläufe 34a–34k durch
einen unterschiedlichen Beginn 36a–36k des Anstiegs
und einer unterschiedlichen (maximalen) Steigung 37a–37k.
Weiterhin durchlaufen einige Zeitverläufe 34a–34k innerhalb des
Beobachtungszeitfensters (zwischen 0 ms und 500 ms) ein Intensitätsmaximum 38h–38k,
während andere
Zeitverläufe 34a–34g kontinuierlich
ansteigen. Diese Merkmale können
für eine
systematische Auswertung genutzt werden, um aus den Zeitverläufen 34a–34k Aussagen über die
Qualität
der Schweißverbindung
bzw. über
die Art des aufgetretenen Fehlers zu treffen. Wie ein Vergleich
der Kurven 34a–34k mit
den Ergebnisse einer zerstörenden
Prüfung
der zugehörigen
Schweißpunkte 18a–18k zeigt, dass
sich die unterschiedlichen Fehler, die beim Widerstandspunktschweißen auftreten
können,
diesen Zeitverläufen
zuordnen lassen:
- – Zeitverläufe 34a–34b,
bei denen die Intensität (fast)
konstant auf der Nulllinie verbleibt, sind charakteristisch für Fügestellen 2,
in denen keine Verbindung der Bleche 1, 1' vorliegt (siehe 2b). Zwischen
den Blechen 1, 1' liegt
also ein isolierender Luftspalt 10, der eine Fortpflanzung
der in die Bleche 1, 1' eingestrahlten Wärmeenergie
verhindert.
- – Zeitverläufe 34c–34e mit
einem sehr spät
einsetzenden und langsam fortschreitenden Intensitätsanstieg
entsprechen Fügestellen 2,
in denen nur eine geringe Anbindung der beiden Bleche 1, 1' stattgefunden
hat. Dies kann einerseits daran liegen, dass im Bereich der Fügestelle 2 Schweißkleber
vorliegt, so dass die Bleche nur verklebt und nicht verschweißt sind
(siehe 2d); andererseits kann dies
aber auch daran liegen, dass die Fügestelle 2 zwar verschweißt ist,
dass aber nur eine sehr kleine Schweißlinse ausgebildet wurde (siehe 2e)
oder dass – bei
beschichteten Blechen 1, 1' – eine Lötung stattgefunden hat (siehe 2c).
- – Zeitverläufe 34f–34g,
die im Zeitfenster zwischen 0 ms und 500 ms einen steileren Anstieg zeigen,
der aber zum Abschluss des Beobachtungszeitraums noch nicht abgeschlossen
ist, entsprechen Fügestellen 2,
in denen ordnungsgemäße Verschweißungen vorliegen
(siehe 2a).
- – Zeitverläufe 34h–34k,
die im Zeitfenster zwischen 0 ms und 500 ms zunächst einen sehr steilen zeitlichen
Anstieg gefolgt von einer Maximum 38h–38k und einen anschließenden langsamen Abfall
der Intensität
zeigen, können
Fügestellen 2 zugeordnet,
werden, bei denen ein starker Eindruck 13 der verschweißten Bleche 1, 1' durch die Schweißelektroden 6, 6' erfolgt ist
(siehe 2f).
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Die
Eindrucktiefe 13 kann aus den Zeitverläufen 34a–34k direkt
ermittelt werden. Hierzu wird die Endintensität 39a–39k verwendet,
die zum Zeitpunkt 500 ms (d.h. 450 ms nach dem Blitzimpuls 35) erreicht
wurde. Daraus wird anschließend
der Zeitpunkt 40a–40k ermittelt,
zu dem die halbe Endintensität 39a–39k erreicht
wurde. Im Falle des Zeitverlaufs 34g wurde beispielsweise
zum Zeitpunkt 500 ms ein End-Intensitätswert 39g von 110
Detektoreinheiten erreicht; die halbe Endintensität (55 Detektoreinheiten)
war zu einem Zeitpunkt 40g von etwa 155 ms (also 105 ms
nach dem Bestrahlungspuls 35) erreicht. Trägt man die
auf diese Weise ermittelten Zeitpunkte 40a–40k in
einem Diagramm gegenüber
den an den zugehörigen
Schweißpunkten 18a–18k mit
einer Messuhr gemessenen Eindrucktiefen 13 auf, so erhält man die
in 6 gezeigte, näherungsweise
lineare Abhängigkeit:
Man erkennt, dass bei Schweißpunkten
mit einer großen
Eindrucktiefe 13 die halbe Endintensität sehr viel schneller erreicht
wird als bei Schweißungen
mit geringer Eindrucktiefe 13. Dies dient zur Erkennung
von Schweißungen,
die mit einem (zu) starken Eindruck 13 einhergehen. Im
vorliegenden Ausführungsbeispiel
werden alle Schweißungen,
bei denen die halbe Endintensität nach
weniger als 145 ms erreicht wird, als Fehlschweißungen klassifiziert (da dort
eine zu große
Eindrucktiefe 13 vorliegt). Zur Erkennung von Punktschweißverbindungen
mit zu hoher Eindrucktiefe genügt
daher die Auswertung eines einzigen Kamerabereichs 32,
der einen Blechbereich 33 innerhalb des Schweißpunkts 18 abbildet.
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Ein
weiteres Kriterium bei der Beurteilung der Qualität eines
Schweißpunkts 18 ist
die Anbindungsstärke;
dies entspricht der Fläche
zwischen den beiden Blechen 1, 1', auf der eine stoffschlüssige Verbindung
der Bleche 1, 1' erreicht
wird.
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Zur
Berechnung der Anbindungsstärke
aus den Messdaten der Thermographie-Kamera 22 wird für jedes
Pixel des Kamerabilds zu einem vorgegebenen Zeitpunkt nach dem Blitzimpuls 35 der
Anregungsquelle 21 (im vorliegenden Fall zum Zeitpunkt 200 ms)
die Intensität
in Detektoreinheiten ermittelt. Jedes Pixel, dessen Intensität zu diesem
Zeitpunkt oberhalb eines vorgegebenen Schwellwerts (z.B. bei > 40 Detektoreinheiten)
liegt, wird auf den Wert „hell" gesetzt, während jedes
Pixel, dessen Intensität
zu diesem Zeitpunkt ≤ 40
Detektoreinheiten beträgt,
auf den Wert „dunkel" gesetzt wird. Die
räumliche
Verteilung der „hellen" und „dunklen" Pixel für die ken
Kurven 34a–34k entsprechenden
unterschiedlichen Schweißpunkte 18a–18k ist
in 7 dargestellt. Wie Schliffbilder der zugehörigen Bleche 1, 1' zeigen, hat bei
den Schweißpunkten 18f–18k eine
Verschweißung
mit zunehmendem Linsendurchmesser stattgefunden. Bei den Schweißpunkten 18c–18e liegen Verklebungen
der beiden Bleche 1, 1' (entsprechend 2d)
vor, während
bei den Schweißpunkten 18a–18b überhaupt
keine Verbindung der Bleche 1, 1' stattgefunden hat (entsprechend 2b).
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Die
Gesamtfläche
der „hellen" Pixel bzw. Kamerabereiche
ist ein Maß für die Anbindungsfläche der
Bauteile 1, 1'. 8 zeigt
die Zahl der „hellen" Pixel für die unterschiedlichen
Schweißpunkte 18a–18k der 7.
Durch Setzung einer Minimalschwelle kann man die Schweißpunkte
mit einer guten Anbindung von denen einer ungenügenden Anbindung trennen.
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Für die bisher
beschriebenen Auswertungen wurde die Absolutintensität der von
der Thermographie-Kamera 22 registrierten Wärmestrahlung
verwendet. Diese Strahlungsintensität, von den Kamerapixeln 32 pro
Zeiteinheit registriert wird, ist ein Maß für die Temperatur der Fügestelle 2,
hängt jedoch auch
von weiteren Parametern, insbesondere der Emissivität der betrachteten
Bleche 1, 1',
ab. Die Emissivität
der Bleche 1, 1' wird
maßgeblich
durch eine (bzw. die Art der) Beschichtung 3,3' beeinflusst; so
zeigen beispielsweise Stahlbleche mit einer intermetallischen Alu-Eisen-Schicht
eine höhere
Emissivität
und somit – bei
gleicher Geometrie und Qualität der
Schweißung – durchweg
höhere
gemessene Intensitätswerte
als verzinkte Stahlbleche. Weiterhin kann es im Zuge des Widerstandsschweißens – je nach
Auftreffen der Schweißelektroden 6, 6', Qualität der Schweißung etc. – zu einer
lokalen Oxidierung der Bauteile 1, 1' kommen, was
die lokale Emissivität der
Bauteile 1, 1' beeinflusst:
so weisen intensiv verschweißte
Bleche 1, 1' im
Bereich des Schweißpunkts 18 eine
höhere
Emissivität
auf als weniger stark verschweißte.
Um die von der Thermographie-Kamera 22 empfangenen
Messsignale von diesen (lokalen und bauteilübergreifenden) Effekten zu befreien,
werden die von den Kameralpixeln aufgenommenen Messkurven normiert.
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Hierzu
wird für
jedes auszuwertende Pixel bzw. jeden auszuwertenden Kamerabildbereich 32 die
Strahlungsintensität
Ie (entsprechend den Bezugszeichen 39a–39k in 5)
am zeitlichen Ende te des Beobachtungszeitraums
(entsprechend dem Zeitpunkt 500 ms in 5) ermittelt.
Um die Unsicherheit aufgrund von Rauschen zu reduzierten, wird Ie vorteilhafterweise als Mittelwert mehrerer
Intensitätswerte
in einem Zeitintervall kurz vor der Zeit te verwendet.
Anschließend
wird der gesamte Intensitätsverlauf
dieses Pixels normiert, indem jeder Intensitätsmesswert durch Ie geteilt
wird. Liegt die gemittelte Intensität Ie am
Ende des Beobachtungszeitraums te unterhalb
eines vorgegebenen (geringen) Schwellwerts Imin so
werden die Messwerte stattdessen durch Imin geteilt;
solch ein Pixel (Kurven 34a–34b in 5)
bildet einen Bereich der Fügestelle 2 ab,
in dem keine Verbindung der zu verschweißenden Bleche 1, 1' vorliegt, weswegen
im Beobachtungszeitraum keine nennenswerte Lichtmenge zum Kamerapixel
hin gelangt.
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Einige
auf diese Weise für
unterschiedliche Pixel ermittelten, auf die Endintensität Ie normierten Kurven 41A–41E sind
in 9 dargestellt. Diese Kurven ... beginnen alle
bei Intensität
I/Ie = 0 (zu dem in 5 mit dem
Bezugszeichen 35 gekennzeichneten Anfangszeitpunkt ta) und enden bei normierten Intensität I/Ie = 1 (zum Endzeitpunkt t = te),
unterscheiden sich jedoch bezüglich
des dazwischen liegenden Kurvenverlaufs. Diese Unterschiede werden
zur Klassifizierung der Widerstandsschweißungen bzw. zur Fehlererkennung
verwendet. Im Folgenden werden beispielhaft einige mögliche Klassifizierungsmethoden
beschrieben:
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1. Auswertung durch Messung
der normierten Intensität
I/Ie zu zwei vorgegebenen Zeitpunkten t1 und t2
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In
einer ersten Klassifizierungsmethode werden die normierten Intensitäten I/Ie an zwei Zeitpunkten t1 und
t2 ausgewertet, die beide im Zeitintervall zwischen
ta und te liegen.
Durch eine Schwellwertbildung an diesen beiden Zeitpunkten t1, t2 werden die folgenden
Fallgruppen unterschieden:
- – Gruppe A („Auswurf", siehe 2g und 2h):
Wenn die normierte Intensität
I/Ie zum früheren Zeitpunkt t1 oberhalb
eines vorgegebenen Schwellwerts SA liegt
(Kurve 41A in 9), bildet das zugehörige Pixel
einen Schweißauswurf
ab; die Schweißung
ist im Bereich dieses Pixels nicht in Ordnung.
- – Gruppe
B („offener
Spalt", siehe 2b):
Wenn die normierte Intensität
I/Ie zum früheren Zeitpunkt t1 unterhalb
des vorgegebenen Schwellwerts SA und zum
späteren
Zeitpunkt t2 unterhalb eines Schwellwerts
SB liegt (d.h. wenn die Kurve I/Ie über
den gesamten berücksichtigten
Zeitbereich hinweg sehr niedrig ist, Kurve 41B in 9),
liegt im Sichtbereich des zugehörigen
Pixels keine Stoffverbindung der beiden Bleche vor; die Schweißung ist
im Bereich dieses Pixels nicht in Ordnung.
- – Gruppe
C („starker
Eindruck", siehe 2f): Wenn
die normierte Intensität
I/Ie zum früheren Zeitpunkt t1 unterhalb
des vorgegebenen Schwellwerts SA und zum
späteren
Zeitpunkt t2 größer als 1 ist (d.h. wenn die
Kurve I/Ie im Bereich des späteren Zeitpunkts
t2 einen Überschwinger aufweist, Kurve 41C in 9),
bildet das zugehörige
Pixel einen Bereich der Schweißung
ab, in dem die Schweißelektroden
tief eingedrückt
wurden; die Schweißung
ist im Bereich dieses Pixels nicht in Ordnung.
- – Gruppe
D („Klebung", siehe 2d):
Wenn die normierte Intensität
I/Ie zum früheren Zeitpunkt t1 unterhalb
des vorgegebenen Schwellwerts SA und zum
späteren
Zeitpunkt t2 zwischen den beiden Werten
SB und SC liegt
(Kurve 41D in 9), sind die beiden Bleche 1, 1' in dem vom
Pixel erfassten Bereich durch eine Klebung verbunden (oder durch
eine andere Verbindung, die die eingestrahlte Wärme nur langsam transmittiert);
die Schweißung
ist im Bereich dieses Pixels nicht in Ordnung.
- – Gruppe
E („geschweißt", siehe 2a):
Wenn die normierte Intensität
I/Ie zum früheren Zeitpunkt t1 unterhalb
des vorgegebenen Schwellwerts SA und zum
späteren
Zeitpunkt t2 zwischen den beiden Werten
SC und 1 liegt (Kurve 41E in 9), sind
die Bleche im Sichtbereich des zugehörigen Pixels ordnungsgemäß verschweißt.
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Zur
Visualisierung der Messergebnisse im Fügebereich 2 können die
einzelnen Pixel entsprechend ihrer Zugehörigkeit zu einer der oben aufgeführten Klassen
farbcodiert auf dem Monitor 28 wiedergegeben werden. Dies
ermöglicht
eine schnelle Erkennung von Schweißfehlern durch den Beobachter. 10a zeigt als Beispiel hierfür das Abbild einer Fügestelle 2,
im Bereich derer zwei mit Klebstoff 4 versehene Bleche 1, 1' punktgeschweißt wurden. Man
erkennt einen näherungsweise
kreisförmigen
inneren Bereich 42E, in dem eine ordnungsgemäße Verschweißung der
Bleche stattgefunden hat („geschweißt"); die diesem Bereich 42E entsprechenden Pixel
wurden als zur oben beschriebenen Gruppe E zugehörig klassifiziert. Dieser innere
Bereich 42E ist umgeben von einem ringförmigen Bereich 42D,
in dem Klebstoff 4 zwischen den Blechen vorliegt („Klebung"); die diesem Bereich 42D entsprechenden
Pixel wurden als zur oben beschriebenen Gruppe D zugehörig klassifiziert.
Außerhalb
dieses Ringbereichs 42D sind die Bleche nicht verbunden
(„offener Spalt"); die diesem Bereich 42B entsprechenden
Pixel wurden als zur oben beschriebenen Gruppe B zugehörig klassifiziert.
Die in 10 dargestellte Schweißverbindung
ist als Ganzes ordnungsgemäß, da der
innere (durch Schweißen
verbundene) Bereich 42E eine ausreichend große Fläche aufweist, der
auf eine gute Verbindung der Bleche 1, 1' hinweist. – 10b zeigt als weiteres Beispiel das Abbild einer
Fügestelle 2 mit
einem Auswurf 16 (Bereich 42A) im Bereich der
Schweißstelle
(ordnungsgemäß geschweißter Bereich 42E).
Diese Schweißverbindung
ist nicht ordnungsgemäß, da die
Bleche 1, 1' im Bereich
der Schweißverbindung
aufgrund des Auswurfs 16 geschwächt sind.
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Die
in 10a und 10b beispielhaft
gezeigte Bewertung ist unabhängig
von der Oberflächenbeschaffenheit
und der lokalen Oxidation der betrachteten Bleche 1, 1' im Bereich
der Fügestelle 2, da
solche Effekte durch die Normierung herausgenommen wurden.
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2. Auswertung durch Messung
der normierten Intensität
I/Ie zu einem Zeitpunkt t1 und
der differentiellen Intensitätsänderung
in einem Zeitintervall tL < t < tR
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In
einer alternativen Klassifizierungsmethode werden die normierten
Intensitäten
I/Ie an dem frühen Zeitpunkt t1 ausgewertet;
außerdem
werden die normierten Intensitäten
I/Ie in einem vorgegebenen Zeitintervall
(zwischen den Zeitpunkten tL und tR) durch eine Ausgleichsgerade genähert. In 9 sind diese
Ausgleichsgeraden 43A–43E gestrichelt
dargestellt. Die Steigungen und Ordinatendurchgänge 44A–44E dieser
Ausgleichsgeraden 43A–43E geben Aufschluss über die
im Bereich des zugehörigen
Pixels vorliegende Art der Verbindung und können wiederum in verschiedene
Klassen unterteilt werden:
- – Gruppe A („Auswurf", siehe 2g und 2h):
Wenn die normierte Intensität
I/Ie zum früheren Zeitpunkt t1 oberhalb
eines vorgegebenen Schwellwerts SA liegt,
bildet das zugehörige Pixel
einen Schweißauswurf
ab; die Schweißung ist
im Bereich dieses Pixels nicht in Ordnung.
- – Gruppe
B („offener
Spalt", siehe 2b):
Wenn die normierte Intensität
I/Ie zum Zeitpunkt t1 unterhalb
eines vorgegebenen Schwellwerts SD liegt (d.h.
wenn die Kurve I/Ie über den gesamten berücksichtigten
Zeitbereich hinweg sehr niedrig ist), liegt im Sichtbereich des
zugehörigen
Pixels keine Stoffverbindung der beiden Bleche 1, 1' vor; die Schweißung ist
im Bereich dieses Pixels nicht in Ordnung.
- – Gruppe
C („starker
Eindruck", siehe 2f): Wenn
die Steigung der Ausgleichsgerade negativ ist (wie z.B. bei der
Ausgleichsgerade 43C) bzw. wenn der Ordinatendurchgang
bei I/Ie > 1
erfolgt (wie z.B. der Ordinatendurchgang 44C), dann weist
die Schweißung
im Bereich des Pixels einen tiefen Eindruck 13 der Elektroden 6, 6' auf; die Schweißung ist
im Bereich dieses Pixels nicht in Ordnung.
- – Gruppe
D („Klebung", siehe 2d):
Wenn der Ordinatendurchgang bei I/Ie < 1 erfolgt (wie
z.B. der Ordinatendurchgang 44D), oder wenn die Steigung
der Ausgleichsgerade einen bestimmten vorgegebenen Wert überschreitet,
d.h. wenn die Kurve I/Ie im Zeitbereich
zwischen tL und tR vergleichsweise
steil ist (siehe z.B. Ausgleichgerade 43D), dann sind die
beiden Bleche 1, 1' in
dem vom Pixel erfassten Bereich durch eine Klebung verbunden (oder
durch eine andere Verbindung, die die eingestrahlte Wärme nur
langsam transmittiert); die Schweißung ist im Bereich dieses
Pixels nicht in Ordnung.
- – Gruppe
E („geschweißt", siehe 2a):
Wenn der Ordinatendurchgang bei I/Ie < 1 erfolgt (wie z.B.
der Ordinatendurchgang 44E), oder wenn die Steigung der
Ausgleichsgerade in einen bestimmten vorgegebenen Intervall liegt
(siehe z.B. Ausgleichgerade 43E), dann sind die Bleche 1, 1' im Sichtbereich
des zugehörigen
Pixels ordnungsgemäß verschweißt.
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3. Auswertung durch Ermittlung
des Rauschens der normierten Intensität I/Ie
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Eine
weitere alternative Klassifizierungsmethode nutzt das Rauschen der
normierten Kurven I/Ie zur Beurteilung der
Qualität
der Schweißverbindung. Es
zeigt sich, dass die I/Ie-Kurve von Pixeln,
die Bereiche guter Anbindung abbilden, ein vergleichsweise geringes
Rauschen aufweisen, während
die I/Ie-Kurven von Pixeln in Klebebereichen
bzw. Bereichen mit offenem Spalt merklich stärker verrauscht sind. Dies
ist in 9 beispielhaft und schematisch in den vergrößerten Ausschnitten 45B, 45D und 45E dargestellt,
die das Rauschen einer an einem „offenen Spalt" (Detaildarstellung 45B),
an einer „Klebung" (Detaildarstellung 45D)
und an einer „ordnungsgemäß geschweißten Stelle" (Detaildarstellung 45E)
zeigen. Das Rauschen der ordnungsgemäßen Schweißung ist gegenüber den
fehlerhaften Stellen merklich geringer. Daher kann eine Messung des
Rauschens der I/Ie-Kurve (über den
gesamten Zeitbereich zwischen ta und te, oder über
ein ausgewähltes
Intervall) ebenfalls zur Bewertung der Fügestelle 2 benutzt
werden.
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Die
oben beispielhaft aufgeführten
Klassifizierungsmethoden ermöglichen
eine schnelle, verlässliche
Bewertung der Art der Verbindung der Bauteile 1, 1' in dem vom
Pixel bzw. Kamerabereich 32 abgebildeten Bereich 33 der
Fügestelle 2.
Anstelle von bzw. zusätzlich
zu den oben beschriebenen Methoden sind auch Kombinationen dieser
Methoden denkbar. Die resultierenden Bewertungen der Pixel bzw.
der Kamerabereiche 32 können
beispielsweise, wie in 4 schematisch angedeutet, Online
auf einem Monitor 28 dargestellt werden und ermöglichen dann
eine schnelle Visualisierung der Schweißstelle: Ein Beobachter kann
aus der Betrachtung der Monitorbilder unmittelbare Rückschlüsse auf
die Qualität der
Verschweißungen
bzw. die Funktionsweise des Schweißsystems ziehen.
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Weiterhin
eignen sich die auf diese Weise ausgewerteten Pixeldaten auch für eine automatische
Qualitätskontrolle.
So gibt beispielsweise im Bereich einer Fügestelle 2 die Zahl
der als „geschweißt" klassifizierten
Pixel unmittelbar Aufschluss auf die räumliche Ausdehnung der Schweißlinse und somit
auf die Qualität
der Schweißung.
Weist der Datensatz einer Schweißstelle hingegen mehrere Pixel auf,
die als „Auswurf" (siehe 2g und 2h) oder
als „starker
Eindruck" (siehe 2f)
klassifiziert wurden, so ist die betreffende Schweißstelle
geschwächt.
Auch eine graduelle Bewertung (z.B. durch eine Feinklassifikation
nach „Eindruck", „starker
Eindruck" und „sehr starker
Eindruck") ist denkbar,
um die Schwächung
einer Schweißstelle
mit Eindruck 13 zu quantifizieren.
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Neben
der zerstörungsfreien
Qualitätsprüfung bzw.
-kontrolle von Widerstandsschweißverbindungen eignet sich die
Erfindung auch zur Untersuchung von Fügestellen, die mit Hilfe anderer Schweißverfahren
hergestellt wurden, sowie zur Prüfung
von Lötverbindungen.