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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Anordnung zur Kohlendioxid
(CO2)-Versorgung von in einem Gewächshaus
angebauten Pflanzen mittels technischem oder durch Verbrennen von
Gas bereitgestelltem CO2 sowie ein entsprechendes
Computerprogramm oder ein Speichermedium, auf dem ein solches Computerprogramm
gespeichert ist.
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Gewächshäuser werden
im Herbst, Winter und Frühjahr
in Mittel- und Nordeuropa, in Nordamerika und in großen Teilen
Asiens nur selten gelüftet. Energiesparende
moderne Häuser
sind zudem sehr dicht und haben nur einen geringen Luftaustausch mit
der Umgebung. Infolge der CO2-Aufnahme der Pflanzen
sinkt deshalb die CO2-Konzentration im Gewächshaus
am Tage auf sehr niedrige Werte, was eine deutliche Verringerung
der Photosynthese und damit des Ertrags zur Folge hat.
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Es
ist bekannt, der Verringerung der CO2-Konzentration
im Gewächshaus
durch die Zufuhr von CO2 zu begegnen. Das
zugeführte
CO2 stammt zum Beispiel aus den Abgasen
der Gewächshausheizung,
welche bei der Verbrennung von Erdgas kostenneutral zur Verfügung stehen
und ohne weitere Aufbereitung ins Gewächshaus eingeleitet werden
können
oder es wird technisches CO2 verwendet.
Möglich
ist auch die Verbrennung von Erdgas oder Flüssiggas (Propan) direkt im
Gewächshaus.
Hierbei entstehen nicht unerhebliche Kosten und ein sparsamer Einsatz
ist erforderlich.
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Die
Zufuhr von CO
2 wird nach vorgegebenen Sollwerten
geregelt, das heißt
bis zum Erreichen einer vorgegebenen Konzentration wird CO
2 zugeführt, bei Überschreiten
der Konzentration wird die Zufuhr gestoppt. Dieser Sollwert wird
empirisch gewählt
und teilweise bei Lüftung
der Gewächshäuser verändert. Eine
solche CO
2-Regelung ist beispielsweise aus
DE 37 80 614 T2 bekannt.
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Der
Nachteil der Regelung nach Sollwerten besteht in der Ungewissheit
des Verbrauches von CO2, da keine Kontrolle
oder Limitierung der Kosten für
das CO2 , insbesondere
bei geöffneter
Gewächshauslüftung, möglich ist.
Darüber
hinaus erfordert diese Regelung eine genaue Messung der CO2-Konzentration,
welche aufgrund des relativ hohen Gerätepreises, vor allem aber aufgrund
der Anforderungen an Kalibrierung und Wartung in gärtnerischen Betrieben
häufig
nicht gegeben ist.
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Aus
DE 36 14 387 A1 sind
auch ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Kohlendioxidversorgung von
Pflanzen bekannt, nach denen keine direkte Messung der CO
2-Konzentration mittels Gasanalyse erfolgen
soll. Stattdessen soll die Flamme eines Vergleichsgases beobachtet
werden, die sich bei einem bestimmten CO
2-Anteil
in der Raumluft von ihrem Brenner entfernt. Diese, für den Bereich
von 500–5000
ppm vorgeschlagene, indirekte Art der CO
2-Konzentrationsbestimmung
ist jedoch nicht hinreichend genau, insbesondere, wenn die CO
2-Konzentration Werte von weniger als 500
ppm annimmt. Es bleibt außerdem
der bereits angesprochene Nachteil eines unkontrollierten Verbrauchs
von CO
2, zumal keine Kopplung mit der Lüftungsstellung
des Gewächshauses
vorgesehen ist.
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Die
DD 243 422 A1 bemängelt ebenfalls
die Trägheit
und die hohen Kosten einer solchen CO
2-Regelung und
schlägt
vor, die „biochemischen CO
2-Düngungsraten
von einem Computer direkt aus der normativen Pflanzengröße in Verbindung
mit den Messwerten des Globalstrahlungsmessers und des Innentemperaturfühlers" zu berechnen und
diese durch Verbrennung von Gas (vorzugsweise Biogas) im Gewächshaus
zu kompensieren. Aus der dabei frei werdenden Wärmemenge und der Außentemperatur
werden sowohl der Zeitpunkt für
die Beendigung der Brenngaszufuhr und für das Öffnen der Lüftung berechnet. Die Kombination
der CO
2-Versorgung mit der Heizung und Lüftung enthält hierbei
allerdings Widersprüche
in sich, da nicht klar ist, was das Kriterium für die zugeführte CO
2-Menge
ist: Der Verbrauch der Pflanzen, der vorausberechnete Heizenergiebedarf
oder der vorausberechnete Lüftungszeitpunkt.
Bei niedriger Außentemperatur
und geringer Bestrahlungsstärke
ist die bei der CO
2-Erzeugung entstehende
Wärmemenge
weit davon entfernt, den Heizenergiebedarf zu decken, die für die Heizung
benötigte
Gasmenge kann dagegen CO
2-Konzentrationen
erzeugen, welche bereits toxisch für die Pflanzen sind. Bei moderater
Bestrahlungsstärke wird
dagegen oft keine weitere technische Heizung mehr benötigt, um
die erforderliche Temperatur im Gewächshaus zu halten, das von
den Pflanzen aufgenommene CO
2 muss jedoch
ersetzt werden, wofür die
bei dieser Bestrahlungsstärke
geringen Lüftungsraten
wahrscheinlich allein nicht ausreichen. Bei hoher Bestrahlungsstärke ist
die Gewächshauslüftung dann
weit geöffnet
und keine technische CO
2-Zufuhr erforderlich.
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Die
Gewächshausheizung
und Lüftung
zur Regelung der Lufttemperatur und relativen Luftfeuchtigkeit im
Gewächshaus
sollten allein nach thermodynamischen Gesichtspunkten erfolgen,
die CO2-Zufuhr nach dem Bedarf der Pflanzen.
Beide Kriterien erfordern eine getrennte Regelung oder Steuerung und
können
mit der Verbrennung von Gas allein nicht beherrscht werden.
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Unklar
ist dabei auch die Berechnung der „normativen" CO2-Aufnahmeraten für alle gärtnerischen
Nutzpflanzen für
jedes mögliche
Alter der Pflanzen und alle möglichen
Kombinationen von Temperatur und Globalstrahlung. Auch die Punktmessung
der Globalstrahlung innerhalb des Gewächshauses liefert keine repräsentativen
Werte für den
Pflanzenbestand und die CO2-Aufnahme für kurze
Zeitabschnitte, da sie durch Schattenwürfe von Konstruktionselementen
deutlich verändert
wird. Darüber
hinaus wird für
jedes Gewächshaus
eines Betriebes ein separater Sensor benötigt. Die Lösung ist deshalb insgesamt
nicht geeignet für
eine CO2-Düngung.
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Moderne
Gewächshäuser haben
keine Zweipunktregelung sondern eine gleitende Öffnung der Lüftung. Diese
erfolgt nicht nur bei Überschreiten
von Sollwerten der Temperatur, sondern auch von Sollwerten der relativen
Luftfeuchtigkeit. Die Notwendigkeit der Regelung der Luftfeuchtigkeit
wird bei der Regelung der CO2-Konzentration
bisher nicht berücksichtigt.
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Der
Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und eine Anordnung
anzugeben, mit denen die Berechnung und Kompensierung der von den
Pflanzen aufgenommenen CO2-Menge auf einfache
Weise vorzunehmen ist, die zu einem eindeutigen Reglerverhalten
führen
und die sich in jeder Regelungsphase kostenminimierend verhalten.
Das Verfahren soll mit einem entsprechenden Computerprogramm oder
einem Speichermedium, auf dem ein solches Computerprogramm gespeichert
ist, realisierbar sein.
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Erfindungsgemäß wird die
Aufgabe gelöst durch
die Merkmale der Ansprüche
1, 9, 10 und 11. Zweckmäßige Ausgestaltungen
sind Gegenstand der Unteransprüche.
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Danach
wird zeitspezifisch die Netto-CO2-Aufnahme
(Pnet) der Pflanzen mit einem an sich bekannten,
für einen
bestimmten Temperaturbereich, der die Gewächshausinnentemperatur enthält, gültigen und
eine CO2-Konzentration, die der CO2-Konzentration
der Außenatmosphäre entspricht, allgemeingültigen Modell
des Netto-CO2-Gaswechsels von C3-Pflanzen
in Abhängigkeit
von der Blattfläche
der Pflanzen und der photosynthetisch aktiven Strahlung (PAR), die
außerhalb
des Gewächshauses direkt
gemessen oder aus einer dort gemessenen Strahlungsgröße abgeleitet
wird, berechnet und durch Zufuhr der entsprechenden Menge CO2 kompensiert, solange wie der zeitspezifische,
gegenüber einem
nicht mit CO2 versorgten Gewächshaus
zu erwartende erhöhte
Erlös der
im Gewächshaus
angebauten Erzeugnisse, der aus dem zu erwartenden CO2-spezifischen
Ertragszuwachs anhand der photosynthetisch aktiven Strahlung (PAR)
und der Lufttemperatur (T) außerhalb
des Gewächshauses
sowie des aktuellen Preises für
das produzierte Erzeugnis abgeleitet wird, größer ist als die Kosten für die CO2-Zufuhr.
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Die
Berechnung erfolgt in bevorzugter Weise in Zeittakten.
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Die
CO2-Zufuhr kann ebenfalls in (möglichst den
gleichen) Zeittakten oder auch kontinuierlich erfolgen.
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Eine
entsprechende Anordnung, die eine Datenverarbeitungsanlage umfasst,
ein Computerprogramm oder ein computerlesbares Speichermedium, das
ein Programm zur Durchführung
des Verfahrens enthält,
sind jeweils so eingerichtet, dass sie, folgende Schritte durchführen:
- – der
gegenüber
einem nicht mit CO2 versorgten Gewächshaus
zu erwartende erhöhte
Erlös der
im Gewächshaus
angebauten Pflanzen wird in einem Zeittakt aus dem zu erwartenden
CO2-spezifischen Ertragszuwachs anhand der
Werte für
die photosynthetisch aktive Strahlung, die außerhalb des Gewächshauses
direkt gemessen oder aus einer dort gemessenen Strahlungsgröße abgeleitet
wurde, und eines Wertes für
die Lufttemperatur außerhalb
des Gewächshauses
sowie des aktuellen Preises für
das produzierte Erzeugnis abgeleitet,
- – falls
der erhöhte
Erlös größer ist
als die Kosten für
die dazu aufzubringende CO2-Zufuhr wird
die zu erwartende Netto-CO2-Aufnahme der
Pflanzen für
den Zeittakt mit einem an sich bekannten, für einen bestimmten Temperaturbereich,
der die Gewächshausinnentemperatur
enthält,
gültigen
und eine CO2-Konzentration, die der CO2-Konzentration
der Außenatmosphäre entspricht,
allgemeingültigen
Modell des Netto-CO2-Gaswechsels von C3-Pflanzen
in Abhängigkeit
von der Blattfläche der
Pflanzen und dem Wert für
die photosynthetisch aktive Strahlung (PAR), berechnet und
- – die
Zufuhr der berechneten Menge CO2 zum Gewächshaus
freigegeben.
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Gegebenenfalls
können
weitere klimatische Einflussgrößen oder
Bedingungen in der Wurzelumgebung oder Zustandsvariablen der Pflanzen
in das Modell der Netto-CO2-Aufnahme aufgenommen
werden.
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Das
Verfahren steuert die Zufuhr von CO2 auf
folgende Weise:
Es wird die Netto-CO2-Aufnahme
der Pflanzen mit einem für
eine bestimmte Temperatur, die der Gewächshausinnentemperatur entspricht,
und einer CO2-Konzentration, die der CO2-Konzentration der Außenatmosphäre entspricht, an sich bekannten
allgemeingültigen
Modell des Netto-CO2-Gaswechsels von so
genannten C3-Pflanzen (alle üblicherweise
in Gewächshäusern aufgezogenen
Kulturpflanzen sind C3-Pflanzen)
in Abhängigkeit
von der Blattfläche
und der außerhalb
des Gewächshauses
gemessenen photosynthetisch aktiven Strahlung (PAR) berechnet und
durch Zufuhr der entsprechenden Menge CO2 kompensiert.
Die photosynthetisch aktive Strahlung kann auch aus der preiswerter
zu erfassenden Beleuchtungsstärke
berechnet werden. Es stellt sich eine CO2-Konzentration
im Gewächshaus
ein, die etwa gleich der CO2-Konzentration
im Außenbereich ist,
weshalb auch auf eine Messung der CO2-Konzentration
und Berücksichtigung
im Modell verzichtet werden kann. Da auch die Lufttemperatur beim
Anbau von Pflanzen im Gewächshaus
in dem für
die Photosynthese der jeweiligen Pflanzenart günstigen Bereich üblicherweise
geregelt wird, muss auch sie nicht ins Modell einfließen. Mit
steigender Lufttemperatur erhöhen
sich in diesem relativ breiten Bereich gleichermaßen die
Photosynthese und die Atmung, wodurch dann die Netto-CO2-Aufnahme
nahezu unverändert
bleibt. Dagegen wird die Netto-CO2-Aufnahme
von der Bestrahlungsstärke
(PAR) und der CO2-Konzentration entscheidend
beeinflusst.
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Das
Verfahren hat einen Selbstregelungseffekt (Feedback Regelung) insofern,
als dass bei Sinken der CO2-Konzentration
im Gewächshaus
unter den Wert der Außenatmosphäre (gegenwärtig 380 ppm,
Tendenz steigend) aus irgendwelchen Gründen mit dem konstanten Wert
der CO2-Konzentration eine höhere CO2-Zufuhr berechnet wird als bei einer Rechnung
auf der Grundlage der realen Konzentration im Gewächshaus,
so dass die CO2-Aufnahme der Pflanzen überschätzt, die
CO2-Zufuhr überhöht und so
der angestrebte Wert der CO2-Konzentration wieder
angenähert
wird. (Ein Übersteigen
der CO2-Konzentration würde umgekehrt durch Unterschätzung der
CO2-Aufnahme und verringerte CO2-Zufuhr ebenfalls
zur Annäherung
CO2-Konzentration im Gewächshaus an die vorgegebene
CO2-Konzentration der Umgebungsluft führen).
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Die
CO2-Kompensation ist aber nur solange sinnvoll,
wie der gegenüber
einem nicht mit CO2 versorgten Gewächshaus
erhöhte
Erlös der
Erzeugnisse größer ist
als die Kosten für
die CO2-Versorgung. Letztere hängen nur
von der zuzuführenden CO2-Menge sowie vom aktuellen Marktpreis für CO2 ab. Der erhöhte Erlös der Erzeugnisse hängt vom CO2-spezifischen Ertragszuwachs ab, der wiederum von
der Blattfläche
und der photosynthetisch aktiven Strahlung (PAR) abhängt, sowie
vom aktuellen Marktpreis für
das angebaute Erzeugnis. Ist bei einer bestimmten Temperatur und
Bestrahlungsstärke
der erzielbare Gewinn für
die bei diesen Bedingungen zu erwartenden Ertragszuwachs geringer
als der Preis der hierzu benötigten,
berechneten CO2-Menge, so ist keine künstliche
Zuführung
von CO2, sondern ein CO2-Austausch
allein durch die ohnehin vorhandene Lüftung angezeigt.
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Die
Lüftungsrate
wird unabhängig
vom Gewächshaustyp
aus der Außenstrahlung
und der Außentemperatur
sowie den für
das Lüften
des Gewächshauses
eingestellten Sollwerten der Temperatur und relativen Luftfeuchtigkeit
bestimmt. Die CO2-Zufuhr wird deshalb unterbrochen,
wenn die durch Luftaustausch mit der Außenluft erreichte CO2-Zufuhr bei nach Sollwerten der Lufttemperatur und
relativen Luftfeuchtigkeit geöffneter
Lüftung ökonomisch
effektiver ist als die technische CO2-Zufuhr. Die
Erfüllung
dieses Kriteriums wird empirisch aus der Messung der Bestrahlungsstärke und
der Lufttemperatur außerhalb
des Gewächshauses
sowie den aktuellen Preisen für
das CO2 und das produzierte Erzeugnis abgeleitet.
Komplizierte Modelle des Pflanzenwachstums und des Gewächshausklimas mit
meistens nicht verfügbaren
Parametern für
verschiedene Pflanzenarten und Gewächshaustypen werden nicht benötigt.
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Dieser
Ansatz hat gegenüber
den bisherigen Lösungen
wesentliche Vorteile:
- 1. Die eingesetzte Menge
an CO2 ist nur auf der Basis einer Messung
der Außenstrahlung
und der Blattfläche
leicht abschätzbar.
Die Blattfläche lässt sich
auf einfache Weise hinreichend genau abschätzen (Genaueres dazu ist z.
B. in Schwarz D. und Kläring
H.-P.: 2001, Allometry to estimate leaf area of tomato, Journal
of Plant Nutrition 24 (8), 1291–1309,
zu finden). Die eingesetzte Menge an CO2 ist
gering und somit ist der CO2-Nutzungskoeffizient
sehr hoch.
- 2. Die CO2-Zufuhr wird sofort eingestellt,
wenn sie keinen Profit mehr abwirft. Das Kriterium für die Einstellung
der CO2-Zufuhr wird auf einfache Weise bestimmt.
Detaillierte, schwer zu erfassende Parameter zum jeweiligen Gewächshaustyp
werden nicht benötigt.
- 3. Alle benötigten
Messwerte und Stellglieder sind bei kommerziellen Anlagen zur Regelung
des Gewächshausklimas
bereits vorhanden.
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Die
Erfindung soll nachstehend anhand eines Ausführungsbeispiels näher erläutert werden.
In den zugehörigen
Zeichnungen zeigen
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1 zwei
mögliche
Funktionen zur Berechnung der Netto-CO2-Aufnahme
eines voll entwickelten Pflanzenbestandes,
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2 ein
Flussbild für
eine Steuerung der CO2-Versorgung eines
Pflanzenbestandes im Gewächshaus
nach einem Modell der Netto-CO2-Aufnahme
und
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3 ein
Diagramm für
den CO2-Nutzungskoeffizienten CNK für die CO2-Versorgung einer Gurkenkultur in Abhängigkeit
von der Bestrahlung und Lufttemperatur der Umgebung.
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Die
Berechnung der Netto-CO2-Aufnahme kann nach
an sich bekannten Modellen erfolgen, die eine verschieden große Kompliziertheit
aufweisen können. 1 zeigt
zwei Modellfunktionen mit unterschiedlichem Kompliziertheitsgrad.
Funktion (1) (gestrichelt) stellt eine ziemlich genaue Wiedergabe
der tatsächlichen
Netto-CO2-Aufnahme dar. Funktion (2) ist
eine einfache Näherung
an die Funktion (1) mit drei linearen Abschnitten. Auch Funktion
[2] ist ausreichend genau und lässt
sich wesentlich einfacher auf einem Regler implementieren. Beide
Funktionen gelten für
eine bestimmten Bereich der Temperatur im Gewächshaus und die CO2-Konzentration
wie sie auch im Außenbereich
vorliegt (gegenwärtig
380 ppm). Außerdem
geht der Blattindex in die Berechnung der Funktion ein. (Genaueres
zur Berechnung der Funktionen findet sich zum Beispiel in Kläring et al.,
Model-based control of CO2 concentration
in greenhouses at ambient levels increases cucumber yield. Agric.
Forest Meteor. 2007, im Druck). Für beide Funktionen wurde die
Wirkung des Verfahrens auf den CO2-Gehalt
im Gewächshaus,
sowie auf das Wachstum und den Ertrag von Gurken geprüft.
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Den
Verfahrensablauf zeigt das Flussmodell in 2. Es wurden
jede Minute die Bestrahlungsstärke
und die Lufttemperatur außerhalb
des Gewächshauses
gemessen. Zunächst
wurde dann betrachtet, ob eine CO2-Zufuhr
bei den vorliegenden Bedingungen von Strahlung (PAR) und Außentemperatur
(T) überhaupt
effektiv ist, das heißt
ob ein gegenüber
einem nicht mit CO2 versorgten Gewächshaus
erhöhter
Erlös der
Erzeugnisse größer ist
als die Kosten für
die CO2-Versorgung. Der durch CO2-Zufuhr erreichbare Ertragszuwachs ist nämlich nicht
konstant. Bei geringer Strahlung ist auch die CO2-Verwertung
durch die Pflanzen geringer. Mit steigender Strahlung erhöht sich
erst einmal die Netto-CO2-Aufnahme der Pflanzen
und es verringert sich in einem nicht mit CO2 versorgten
Gewächshaus
die CO2-Konzentration.
Demgegenüber
wächst
der CO2-bedingte Ertragszuwachs in einem
mit CO2 versorgten Gewächshaus. Auch der CO2-Nutzungskoeffizient (CNK, g Ertragszuwachs
je g zugeführtes
CO2) steigt auf Grund der positiven Wechselwirkung
von CO2-Konzentration und Bestrahlungsstärke im Prozess
der Netto-CO2-Aufnahme. Es steigen aber
auch die Lufttemperatur und die Luftfeuchtigkeit im Gewächshaus
an und ab einer bestimmten Bestrahlung und Außentemperatur muss das Gewächshaus
zunächst
wenig und mit weiter steigender Bestrahlung und Außentemperatur
immer stärker
gelüftet
werden. Unter diesen Bedingungen gelangt aber auch immer mehr (gratis)
CO2 in ein nicht mit CO2 versorgtes
Gewächshaus,
wodurch sich die Differenz in der CO2-Konzentration
und damit im Ertrag zwischen dem versorgten und nicht versorgten
Gewächshaus immer
mehr verringert – und
das bei nach der Netto-CO2-Aufnahme geregeltem,
steigendem CO2 Verbrauch. Das hat ein dramatisches
Absinken des CO2-Nutzungskoeffizienten zur Folge bis
schließlich eine
CO2-Zufuhr ökonomisch
nicht mehr gerechtfertigt ist. Empirisch lässt sich eine Funktion für den CO2-Nutzungskoeffizienten CNK in Abhängigkeit
von der Außentemperatur
und der Strahlung gewinnen wie sie in 3 für den täglichen
CNK einer Gurkenkultur gezeigt ist. Wenn zum Beispiel das Preisverhältnis von
Gurkenerlös
zu CO2-Kosten (je kg) bei 1:1 liegt, dann
ist eine CO2-Zufuhr nur unter den Bedingungen
sinnvoll, die einen CNK von größer als
1 aufweisen. Ist das der Fall, so wird die Berechnung der Netto-CO2-Aufnahme (Pnet)
für den
folgenden Zeittakt freigegeben.
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Die
Netto-CO2-Aufnahme der Pflanzen (Pnet) wurde alle drei Minuten aus den Mittelwerten
der Umweltvariablen Strahlung (PAR) für diesen Zeittakt und der wöchentlich
gemessenen Blattfläche
prognostiziert (1) und akkumuliert, wobei die
Bestrahlungsstärke
im Gewächshaus
durch Multiplikation mit der Außenbestrahlung
(PAR) mit dem Bestrahlungsstärkequotienten
des Gewächshauses
ermittelt wurde. Erst wenn die akkumulierte CO2-Aufnahme
(Pnet kum) größer war als die in drei Minuten
durch ein CO2-Ventil fließende Gasmenge,
dann wurde für
die nächsten
drei Minuten das CO2-Ventil geöffnet und der
Gewächshausluft
CO2 zugeführt und die akkumulierte Menge
um diesen Betrag verringert (2). Auf diese
Weise musste kein zweiter Zeittakt für die CO2-Versorgung
eingeführt
werden.
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Die
Ventilöffnung
hätte in
Abhängigkeit
von den Umgebungsbedingungen Bestrahlung und Außentemperatur (T) und damit
indirekt auch in Abhängigkeit
von der Belüftungsrate
ganz gesperrt werden können.
Auf diese Weise hätte
eine nicht effektive CO2-Zufuhr verhindert
werden können,
was aber im Versuchszeitraum nicht eintrat.
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Die
Messwerterfassung und Ventilsteuerung erfolgte mit einem kommerziellen
Gewächshausregelsystem.
Auf dem Leitrechner dieses Systems lief ein nach dem erfindungsgemäßen Verfahren
arbeitendes Software-Programm zur Berechnung der Netto-CO2-Aufnahme und der Ventilstellung. Der Austausch
der Messdaten und Steueranweisungen zwischen dem Gewächshausregelsystem
und dem Programm zur Berechnung der Netto-CO2-Aufnahme und
der Ventilstellung erfolgte über
eine ODBC-Schnittstelle.
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Mit
dem Verfahren konnten beim Anbau von Gurken im Frühjahr und
Herbst unter produktionsnahen Bedingungen Mehrerträge von 35%
gegenüber nicht
mit CO2 versorgten Gewächshäusern erzielt werden.
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Die
Lösung
lässt sich
in einfacher Weise auch separat, das heißt unabhängig von einem Gewächshausregelsystem
realisieren. Anstelle der Zufuhr von technischem CO2 kann
gegebenenfalls auch Propan oder Erdgas im Gewächshaus verbrannt werden. Anstelle
der Zufuhr in Impulsen ist auch eine kontinuierliche CO2-Versorgung über eine
Masseflussregelung möglich.