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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Detektion von Modifikationen
in einem Protein oder Peptid, sowie ein Verfahren zur Diagnose von
Krankheiten, die mit solchen Modifikationen in Zusammenhang stehen,
ein Verfahren zur Dopingkontrolle, einen Kit, der zur Durchführung der
Verfahren verwendet werden kann, sowie die Verwendung eines mit
einer schnittstellenspezifischen Protease erhaltenen Fragmentierungsmusters
eines Proteins oder Peptids und die Verwendung einer schnittstellenspezifischen
Protease.
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Proteine
und Peptide sind natürliche
Polymere, die aus Aminosäuren
gebildet werden, die über
Peptidbindungen verknüpft
sind. Die Funktion oder Wirkung eines Proteins oder Peptids im Metabolismus
eines Organismus wird dabei wesentlich von der Aminosäuresequenz,
die auch als Primärstruktur
bezeichnet wird, bestimmt. Ferner kann diese Primärstruktur
z.B. durch eine Glykosylierung oder eine Phosphorylierung weiter chemisch
bzw. biochemisch verändert
werden, was zu einer Veränderung
der Funktion oder Aktivität
des Proteins oder Peptids führen
kann.
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In
einem Protein oder Peptid können
nun Modifikationen vorkommen, die dieses Protein oder Peptid von
einem Referenzprotein oder -Peptid unterscheiden. Bei diesem Referenzprotein
oder -Peptid kann es sich z.B. um den Wildtyp eines Proteins oder
Peptids oder auch um ein gezielt hergestelltes Protein oder Peptid handeln.
Solche Modifikationen können
sowohl beispielsweise zur Erlangung einer besonderen Aktivität des Proteins
oder Peptids gegenüber
dem Referenzprotein oder -Peptid gewünscht als auch unerwünscht sein. Die
unerwünschten
Modifikationen können
entweder selbst Auslöser
für Störungen im
Organismus, also Krankheiten, sein oder auch einen Anzeiger für Störungen in
einem Organismus darstellen.
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Ein
Beispiel für
eine gewünschte
Modifikation in einem Protein oder Peptid ist das Insulin-Analog Lispro,
in dem die Aminosäuren
Lysin und Prolin an Position 25 und 28 der B-Kette gegenüber humanem
Insulin vertauscht sind. Dies führt
zu einem Insulin-Analog, das deutlich schneller aufgenommen wird.
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Ein
Beispiel für
eine mit einem krankhaften Zustand eines Organismus assoziierte
Modifikation ist die Deiminierung der proteinogenen Aminosäure Arginin
zur unnatürlichen
Aminosäure
Citrullin, bei der die Ureidogruppe des Arginins durch eine Carbamoylgruppe
ersetzt wird. Eine solche Deiminierung in Proteinen, die Arginin
enthalten, ist häufig
mit entzündlichen
Krankheiten bzw. Autoimmunkrankheiten wie z.B. multipler Sklerose
oder rheumatoider Arthritis assoziiert; vgl. Vossenaar et
al. (2004), Arthritis Res. Ther. 6: R142.
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Ferner
ist es in den letzten Jahren insbesondere im Bereich des Hochleistungssports
zu einer vermehrten Einnahme von leistungssteigernden Substanzen
auf Basis von Proteinen oder Peptiden (Doping) gekommen. Solche
Proteine oder Peptide unterscheiden sich ebenfalls häufig durch
Modifikationen von den natürlich
im Körper
vorkommenden Proteinen oder Peptiden. Beispiele für solche
Substanzen sind Erythropoetin, Insulin-Analoga, biotechnologisch
hergestellte Wachstumshormone oder zur Aktivitätssteigerung veränderter Insulin-like
growth factor (IGF). Zum Nachweis von Doping waren daher Analysemethoden
nützlich,
mit denen solche modifizierten Substanzen auch in geringen Mengen
sicher nachgewiesen werden können.
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Da
die zuvor beschriebenen Modifikationen häufig nur zu relativ geringen
strukturellen Veränderungen in
einem Protein oder Peptid führen,
werden die modifizierten Proteine selbst von spezifischen Antikörpern oft nicht
von den nicht modifizierten Proteinen oder Peptiden unterschieden.
Somit ist eine direkte Detektion einer Modifikation mit immunologischen
Methoden häufig
nicht zuverlässig
möglich.
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Auch
die direkte Detektion von Modifikationen mit massenspektrometrischen
Methoden ist oft schwierig, da die Modifikationen häufig zu
keiner oder nur zu relativ geringen Masseunterschieden (eine einzige
Deiminierung in einem Protein oder Peptid führt z.B. zu einem Massenunterschied
von nur 1 Da) führen,
so dass das Signal für
ein modifiziertes Protein oder Peptid häufig von dem Signal des nicht
modifizierten Proteins oder Peptids überdeckt wird. Modifikationen
wie der Austausch der Positionen von Aminosäuren in einem Protein oder
Peptid haben gar keinen Einfluss auf das Molekulargewicht des Proteins
und sind somit mit massenspektrometrischen Verfahren überhaupt
nicht direkt nachweisbar.
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Es
ist daher eine Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren zur Detektion
von Modifikationen in einem Protein oder Peptid bereitzustellen,
mit dem Modifikationen einfach und zuverlässig auch bei einer relativ
geringen Konzentration an modifiziertem Protein oder Peptid detektiert
werden können.
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Es
ist eine weitere Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren zur Diagnose
von Krankheiten bereitzustellen, die mit solchen Modifikationen
in Zusammenhang stehen, mit denen Krankheiten in einem früheren Stadium
diagnostiziert werden können,
als dies mit derzeit bekannten Verfahren möglich ist, und mit denen der Krankheitsverlauf
mit größerer Genauigkeit
verfolgt werden kann.
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Es
ist eine weitere Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren zum Nachweis
von Doping durch modifizierte Proteine oder Peptide bereitzustellen.
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Erfindungsgemäß wird die
erste Aufgabe durch ein Verfahren zur Detektion von Modifikationen
in einem Protein oder Peptid gelöst,
das die folgenden Schritte aufweist:
- 1. Bereitstellen
einer biologischen Probe, die zumindest ein Protein oder Peptid
aufweist,
- 2. Behandeln der Probe mit zumindest einer schnittstellenspezifischen
Protease zur Erzeugung einer Mischung aus Fragmentpeptiden,
- 3. Analyse der in Schritt 2. erhaltenen Mischung aus Fragmentpeptiden
zur Erzeugung eines Fragmentierungsmusters,
- 4. Vergleich des in Schritt 3. erhaltenen Fragmentierungsmusters
mit einem Referenzfragmentierungsmuster, das ausgehend von dem Protein
oder Peptid ohne die Modifikation nach den Schritten 1. bis 3. erhalten wurde,
- 5. Detektieren der Modifikation anhand der Unterschiede zwischen
dem in Schritt 3. erhaltenen Fragmentierungsmuster und dem Referenzfragmentierungsmuster.
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Ferner
wird die zweite Aufgabe durch ein Verfahren zur Diagnose von Krankheiten,
die mit Modifikationen von zumindest einem Protein oder Peptid im
Zusammenhang stehen, mit den folgenden Schritten gelöst:
- A. Bereitstellen einer biologischen Probe,
- B. Unterziehen der Probe einem Verfahren zur Detektion von Modifikationen
in einem Protein oder Peptid,
- C. optional ein ein- oder mehrmaliges Wiederholen von Schritt
B., und
- D. Bewertung des Krankheitszustands basierend auf der Art und
dem Ausmaß der
in Schritt B. detektierten Modifikationen,
wobei in Schritt
B. das zuvor genannte erfindungsgemäße Verfahren eingesetzt wird.
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Ferner
wird die dritte Aufgabe durch ein Verfahren zum Nachweis von Doping
mit zumindest einem modifizierten Protein oder Peptid mit den folgenden
Schritten gelöst:
- A. Bereitstellen einer biologischen Probe,
- B. Unterziehen der Probe einem Verfahren zur Detektion von Modifikationen
in einem Protein oder Peptid,
- C. optional ein ein- oder mehrmaliges Wiederholen von Schritt
B., und
- D. Nachweis von Doping mit zumindest einem modifizierten Protein
oder Peptid basierend auf der Art und dem Ausmaß der in Schritt B. detektierten
Modifikationen,
wobei in Schritt B. das zuvor genannte
erfindungsgemäße Verfahren
eingesetzt wird.
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In
einem weiteren Aspekt betrifft die Erfindung einen Kit zur Detektion
von Modifikationen von Proteinen oder Peptiden, der Folgendes aufweist:
- – zumindest
eine schnittstellenspezifische Protease,
- – zumindest
ein Referenzfragmentierungsmuster für die Fragmentierung eines
nicht modifizierten Proteins oder Peptids mit der zumindest einen
schnittstellenspezifischen Protease des Kits, und
- – eine
Anleitung zum Durchführen
der erfindungsgemäßen Verfahren.
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In
einem weiteren Aspekt betrifft die Erfindung die Verwendung eines
mit einer schnittstellenspezifischen Protease erhaltenen Fragmentierungsmusters
eines Proteins oder Peptids zur Detektion einer Modifikation des
Proteins oder Peptids.
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In
einem weiteren Aspekt betrifft die Erfindung die Verwendung einer
schnittstellenspezifischen Protease zur Detektion einer Modifikation
eines Proteins oder Peptids.
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Die
Erfinder haben überraschenderweise
herausgefunden, dass gewisse Modifikationen von Proteinen und Peptiden
zum Wegfallen, Auftreten oder zu einer Verschiebung von Schnittstellen
für schnittstellenspezifische
Proteasen führen
können.
Dies kann z.B. durch den Wegfall oder Austausch von Aminosäuren oder
eine Änderung
der Abfolge von Aminosäuren
passieren. Ein weiterer Grund für
das Auftreten und Wegfallen von Schnittstellen für schnittstellenspezifische
Proteasen können
posttranslationale bzw. chemisch eingeführte Modifikationen an den
Seitenketten von Aminosäuren
sein. Einige dieser Modifikationen und Proteasen, deren Schnittstellen
durch die Modifikationen wegfallen, sind nachstehend in Tabelle
1 angegeben. Tabelle 1
Modifikation
[modifizierte Aminosäuren] | Betroffene
schnittstellenspezifische Protease |
Deiminierung
[Arg]
Chemische Modifikation der ε-Aminogruppe [Lys] | Trypsin
bzw. Trypsin in Verbindung mit LysC |
N-Glykosylierung
[Asn] | Asparaginyl-Endopeptidase |
Modifikation
am N-Terminus (z.B. Acetylierung, Palmitoylierung, Formylierung) | Aminopeptidase |
Modifikation
am C-Terminus (z.B. Amidierung, ADP-Ribosylierung) | Carboxyopeptidase |
γ-Carboxylierung
[Glu] | Endoprotease
GluC |
Deamidierung
[Asn] | Endoprotease
AspN |
Sulfatisierung
[Tyr]
Phosphorylierung [Tyr] | Cathepsin
D |
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Durch
den Wegfall, die Verschiebung oder das Auftreten von Schnittstellen
in einem modifizierten Protein oder Peptid kommt es gegenüber einem
nicht modifizierten Protein oder Peptid zu einer Veränderung
des durch die Behandlung mit der schnittstellenspezifischen Protease
erzeugten Fragmentierungsmusters.
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Genauer
gesagt liegen im Falle einer solchen Modifikation für die schnittstellenspezifische
Protease mehr, weniger, keine oder andere Schnittstellen vor, und
somit kommt es zu einer veränderten
Fragmentierung. Da die gebildeten Fragmente sich z.B. in ihrer Masse,
jedoch auch in anderen Eigenschaften deutlich von den ursprünglichen
Proteinen oder Peptiden unterscheiden, lassen sich die Unterschiede
in den gebildeten Fragmenten und damit die Modifikationen deutlich
einfacher und mit höherer
Genauigkeit detektieren.
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Gemäß der Erfindung
erfolgt die Detektion der Modifikation also nicht mehr durch die
direkte Detektion des modifizierten Proteins oder Peptids, sondern
indirekt über
die Fragmentierung dieses Proteins oder Peptids bei der Umsetzung
mit einer schnittstellenspezifischen Protease. Durch die hohe Spezifität von schnittstellenspezifischen
Proteasen können
Veränderungen
an diesen Schnittstellen mit einer hohen Zuverlässigkeit detektiert werden,
was eine frühere
und genauere Detektion von Modifikationen und damit auch eine Diagnose von
Krankheiten, eine Qualitätskontrolle
von Biopharmaka oder den Nachweis von Doping möglich macht.
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Der
Begriff "biologische
Probe", wie er zuvor
und hiernach verwendet wird, schließt jede Probe ein, in der Proteine
oder Peptide erwartet werden. Beispielsweise kann diese Probe menschlichen,
tierischen, pflanzlichen, mykotischen, bakteriellen oder viralen
Ursprungs sein. Dies schließt
aber auch Proben nicht-biologischen Ursprungs ein.
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Der
Begriff "Peptid", wie er zuvor und
hiernach verwendet wird, beschreibt die Verkettung von zumindest
zwei Aminosäuren
durch eine Peptidbindung. Bei den Aminosäuren kann es sich sowohl um
natürliche, proteinogene
als auch um unnatürliche,
nicht-proteinogene Aminosäuren
und sowohl um L- als auch um D-Aminosäuren handeln. Diese Aminosäuren sowie
die Peptide können
sowohl synthetisch in vitro als auch in vivo hergestellt sein.
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Der
Begriff "Protein", wie er zuvor und
hiernach verwendet wird, beschreibt die Verkettung von zumindest
zwei Peptiden durch eine Peptidbindung. Die Proteine können sowohl
synthetisch in vitro als auch in vivo hergestellt sein.
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Der
Begriff "Fragmentpeptid", wie er zuvor und
hiernach verwendet wird, beschreibt ein Peptid, das durch Behandlung
eines Proteins oder Peptids mit einer schnittstellenspezifischen
Protease erhalten wurde. Hierbei sind auch Proteine und Peptide
eingeschlossen, die aufgrund des Wegfalls aller Schnittstellen keine Veränderung
erfahren haben.
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Der
Begriff "schnittstellenspezifische
Protease" beschreibt
eine Substanz, die ein Protein oder Peptid spezifisch und reproduzierbar
an einer oder mehreren Stellen innerhalb der Aminosäure-Sequenz
des Proteins oder Peptids spaltet. Eine solche Protease ist insbesondere,
aber nicht ausschließlich,
ein natürliches
oder rekombinantes Enzym.
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Der
Begriff "schnittstellenspezifische
Protease" schließt auch
sequenzspezifisch spaltende Chemikalien nicht-biologischen oder
nur teilweise biologischen Ursprungs ein. Beispiele für Spaltungen
durch schnittstellenspezifische Chemikalien zur chemischen Fragmentierung
von Peptiden und Proteinen schließen Folgendes ein, nämlich die
Spaltung am Methionin mit Bromcyan, die Spaltung an Asparagin-Prolin-Bindungen durch
saure Hydrolyse mit vorzugsweise 70 % (v/v) Essigsäure oder
Trifluoressigsäure,
die Spaltung an Tryptophan mit Iodosobenzoesäure, und die Spaltung von Asparagin-Glycin-Bindungen
mit Hydroxylamin.
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In
einer Ausgestaltung der Erfindung ist die Modifikation eine Sequenzmodifikation.
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Unter
dem Begriff "Sequenzmodifikation", wie er hierin verwendet
wird, wird jede Änderung
der Aminosäuresequenz
gegenüber
dem Referenzprotein oder -Peptid oder verstanden. Diese Modifikationen
können entweder
bereits während
der Protein- oder
Peptidsynthese auftreten oder können
durch nachträgliche
chemische Modifikation einzelner Aminosäuren entstehen.
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Beispiele
für Sequenzmodifikationen,
die während
der Peptidsynthese auftreten, schließen sowohl Mutationen, die
durch Veränderungen
in der für
das Protein oder Peptid kodierenden DNA oder Messenger-RNA erzeugt
werden, oder die während
oder nach der Translation entstehen, als auch Polymorphismen ein.
Solche Modifikationen können
unerwünscht
bzw. zufällig
aufgetreten sein, sie können
aber auch gezielt erzeugt werden sein, bspw. während der Peptidsynthese durch
Einführen
eines geeigneten Expressionsvektors in einen Wirtsorganismus oder
während
der Peptid- oder
Proteinsynthese mittels eines Peptidsynthesizers.
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Ein
Beispiel für
eine nach der Peptidsynthese auftretende Sequenzmodifikation ist
die Deiminierung des Arginins in einem Protein.
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Solche
Sequenzmodifikationen können
gewünscht
sein z.B. um schneller wirksame Insulin-Analoga zu produzieren oder
unerwünscht,
wobei sie selbst Auslöser
oder ein Indikator für
Krankheiten sein können.
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Die
Detektion von Sequenzmodifikationen ist daher vorteilhaft, da dadurch
sowohl Krankheiten detektiert werden können als auch eine Qualitätskontrolle
bei der Herstellung von Biopharmaka durchgeführt werden kann. Auf diese
Weise kann ferner die Einnahme modifizierter leistungssteigernder
Proteine oder Peptide nachgewiesen werden.
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In
einer Ausgestaltung der oben genannten Maßnahme sind die Sequenzmodifikationen
ausgewählt aus
der Gruppe bestehend aus: Additionen, Deletionen, Insertionen, Substitutionen
und Positionsänderungen zumindest
einer Aminosäure
des Proteins oder Peptids und Kombinationen davon.
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Ein
Nachweis der oben genannten Modifikationen ist deshalb besonders
vorteilhaft, da diese sehr häufig
zum Entstehen, Wegfallen oder Verschieben von Schnittstellen führen.
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In
einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung ist die Modifikation
eine Seitenkettenmodifikation.
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Unter
dem Begriff "Seitenkettenmodifikation", wie er hierin verwendet
wird, versteht man jegliche Modifikation an den funktionellen Gruppen
bzw. Seitenketten der Aminosäuren
eines Proteins oder Peptids, die nicht zu einer Veränderung
der Aminosäuresequenz
selbst führt.
Diese Seitenkettenmodifikationen können entweder durch chemische
Modifikation nach der Peptidsynthese eingeführt werden oder sie können z.B. durch
Einsatz von bereits vorab modifizierten Aminosäuren während der Protein- oder Peptidsynthese
eingeführt
werden.
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Solche
Seitenkettenmodifikationen können
z.B. durchgeführt
werden, um ein Peptid zu markieren, damit es in komplexen biologischen
Proben (Zelllysaten, Blutserum, Urin etc.) wiederzufinden ist. Eine
solche Markierung erfolgt z.B. mit fluoreszierenden Verbindungen
wie beispielsweise 5(6)-Carboxyfluorescein (Baechle D.,
Fischer R., Cansier A., Brock R., Kalbacher H., A post column alkalinization
procedure enhances the sensitivity of fluorescence detection of
fluorescein-labeled substances in RP-HPLC, Anal Biochem. 345(1): 161-3, 2005)
oder mit Affinitätsmolekülen wie
z.B. Biotin (Baechle D., Cansier A., Fischer R., Brandenburg
J., Burster T., Driessen C., Kalbacher H., Biotinylated fluorescent
peptide substrates for the sensitive and specific determination
of cathepsin D activity, J. Pept. Sci. 11(3): 166-74, 2005).
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Ferner
können
solche Seitenkettenmodifikationen auch zur Aktivitätssteigerung
von Proteinen oder Peptiden eingesetzt werden. Beispielsweise wurde
das Peptid ELAGIGILTV mit einem Puupehenone-Derivat gekoppelt und
zeigte eine verbesserte Bindung an einen T-Zell-Rezeptor (Douat-Casassus
C, Marchand-Geneste N, Diez E, Aznar C, Picard P, Geoffre S, Huet
A, Bourguet-Kondracki ML, Gervois N, Jotereau F, Quideau S., Covalent
modification of a melanoma-derived antigenic peptide with a natural
quinone methide. Preliminary chemical, molecular modelling and immunological
evaluation studies, Mol Biosyst. 2006 May;2(5):240-9)
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In
einer Ausgestaltung der zuvor genannten Maßnahme ist die Seitenkettenmodifikation
ausgewählt aus
Gruppe bestehend aus Deiminierungen, Deamidierungen, N-Glykosylierungen,
Modifikationen am N-Terminus, Modifikationen am C-Terminus, γ-Carboxylierungen,
Sulfatisierungen, Phosphorylierungen zumindest einer Aminosäure des
Proteins oder Peptids und Kombinationen davon.
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Diese
Modifikationen führen
alle zu Veränderungen
in den Seitenketten der Aminosäure,
die als Angriffspunkt der für
schnittstellenspezifische Proteasen wirken. Somit lassen sich diese
Modifikationen besonders gut mit dem vorliegenden Verfahren detektieren.
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In
einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung ist die Modifikation
eine posttranslationale Modifikation.
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Proteine
werden im Cytoplasma biologischer Zellen anhand von RNA-Sequenzen
sog. Messenger-RNA an den Ribosomen synthetisiert. Dieser Vorgang
wird als Translation bezeichnet. Nach dieser Translation können an
den gebildeten Proteinen oder Peptiden weitere Modifikationen vorkommen,
wobei diese Modifikationen sich aus physiologischen Vorgängen ergeben
oder durch Einflüsse
von außen
entstehen können. Solche
nach der Translation entstandenen Modifikationen werden als posttranslationale
Modifikationen bezeichnet.
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Solche
posttranslationalen Modifikationen können sowohl beispielsweise
zur Erlangung einer besonderen Aktivität des Proteins gewünscht als
auch unerwünscht
sein. Die unerwünschten
translationalen Modifikationen können
entweder selbst Auslöser
für Störungen im
Organismus, also Krankheiten, sein oder auch ein Anzeiger für Störungen im
Organismus darstellen. Beispiele für posttranslational modifizierte
Proteine, die in Zusammenhang mit Krankheiten gebracht werden, schließen posttranslational
modifiziertes Filaggrin ein, das in Zusammenhang mit rheumatoider
Arthritis (van Boekel et al. Arthritis Res. 2002; 4:87)
und multipler Sklerose (Mastronardi et al. J. Neurosci.
Res. 2005; 80: 301) steht.
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Weitere
Beispiele für
posttranslationale Modifikationen, die mit Krankheiten in Verbindung
stehen, schließen
Folgendes ein, nämlich
den Einfluss der Glykosilierung von Proteinen bei der Kontrolle
epithelialer Strukturen (Allahverdian, S., Patchell, BJ,
Dorscheid, DR, Carbohydrates and epithelial repair – more than
just posttranslational modification, Curr. Drug Targets: 7(5): 597-606,
2006) oder die Erkennung von glykosilierten Proteinantigenen
von Antigen-präsentierenden
Zellen (Aarnoudse, CA, Garcia Vallejo, JJ, Saeland, E, van Koooyok,
Y., Recognition of tumor glycans by antigen presenting cells, Curr.
Opin. Immunol. 18(1): 1005-111, 2006); sowie den Einfluss
der Phosphorylierung von p53 auf die Tumorentwicklung (Matsumoto,
M., Furihata, M., Ohtsuki, Y., Posttranslational phosphorylation
of mutant p53 Protein in tumor development, Med. Mol. Morphol. 39(2):
79-87, 2006).
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Da
posttranslationale Modifikationen bei krankhaften Zuständen schon
sehr früh
auftreten, würde
der Nachweis einer posttranslationalen Modifikation eine frühe Diagnose
möglich
machen. Ferner sind solche posttranslationalen Modifikationen gute
Marker, um den Verlauf von damit verbundenen Krankheiten und ggf. Therapieerfolge
zu verfolgen.
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Da
posttranslationale Modifikationen häufig nur zu geringen strukturellen
oder Masseänderungen
führen,
eignet sich das erfindungsgemäße Verfahren
besonders für
den Nachweis von solchen posttranslationalen Modifikationen.
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In
einer Ausgestaltung der Erfindung erfolgt die Analyse der Mischung
der Fragmentpeptide in Schritt 3. durch ein Verfahren, das ausgewählt ist
aus der Gruppe bestehend aus: massenspektrometrischen Verfahren,
immunologischen Verfahren, elektrophoretischen Verfahren, chromatographischen
Verfahren und Kombinationen davon.
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Die
oben genannten Verfahren bilden aufgrund ihrer Genauigkeit, Einfachheit
oder Zuverlässigkeit
in ihrer Durchführung
besonders bevorzugte Methoden zur Analyse der Mischung der Fragmentpeptide.
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In
einer Ausgestaltung der zuvor genannten Maßnahme sind die massenspektrometrischen
Verfahren ausgewählt
aus ESI-MS und MALDI-MS.
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ESI-MS
(Electrospray Ionization Mass Spectrometry) und MALDI-MS (Matrix
Assisted Laser Desorption Ionization Mass Spectrometry) sind Techniken,
die sich besonders gut zur massenspektrometrischen Analyse von Proteinen
eignen.
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Bevorzugt
kommen dabei sog. "time
of flight" (TOF)-Messungen
zur Bestimmung der Masse der zu untersuchenden Probe zum Einsatz.
Hierbei wird die Masse anhand der Flugzeit eines Ions im Vakuum
durch Vergleich mit bekannten Standards bestimmt.
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Da
in diesem Schritt nicht mehr die intakten Proteine oder Peptide,
sondern die Fragmentierungsmuster und ggf. die An- oder Abwesenheit
von Fragmentpeaks untersucht wird, ergeben sich die Probleme, die sich
aus den geringen Massenunterschieden bei der Unterscheidung von
nicht modifizierten und modifizierten Proteinen ergeben, hier nicht
mehr.
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Aufgrund
des Ionisierungsverfahrens kommt es bei diesen Techniken im Allgemeinen
bei der massenspektrometrischen Analyse von Proteinen nicht zu Fragmentierungen,
die die Analyse verfälschen
könnten.
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Ferner
haben diese Techniken den Vorteil, dass aus den Intensitäten der
erhaltenen Peaks Rückschlüsse auf
das Verhältnis
der Fragmentpeptide und damit den Umfang der Modifikation gezogen
werden können.
Durch die Verwendung interner Standards kann sogar eine Absolutquantifizierung
erfolgen.
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Ferner
können
aus den erhaltenen Informationen über die Masse der Fragmentpeptide
Rückschlüsse auf
deren Sequenz und die Position der Modifikation gezogen werden.
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In
einer weiteren Ausgestaltung der oben genannten Maßnahme werden
die immunologischen Verfahren unter Verwendung eines Protein- oder
peptidspezifischen Antikörpers
durchgeführt.
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Eine
hierbei bevorzugte Methodik ist die Verwendung von Antikörpern, die
für das
nicht fragmentierte Protein oder Peptid spezifisch sind, wobei das
Vorliegen einer Modifikation z.B. durch eine fehlende Abnahme des
Signals für
ein nicht-fragmentiertes Protein oder Peptid nach Behandlung mit
einer Protease detektiert wird.
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Ein
solches Verfahren kann z.B. mittels der ELISA (Enzyme-Linked Immunosorbent
Assay)-Technik durchgeführt
werden. Eine solche Technik hat den Vorteil, dass sie mit sehr geringem
instrumentellen Aufwand durchgeführt
werden kann.
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In
einer weiteren Ausgestaltung der zuvor genannten Maßnahme sind
die elektrophoretischen Verfahren ausgewählt aus der Gruppe bestehend
aus 1D- und 2D-Gelelektrophorese, wobei es sich vorzugsweise um
eine SDS-PAGE-Gelelektrophorese (Sodium Dodecyl Sulfate Polyacrylamide
Gel Electrophoresis) handelt.
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Bei
diesen Verfahren handelt es sich um seit langem etablierte zuverlässige Methoden
zur Trennung von Proteingemischen. Nach einem Anfärben der
Trenngele kann anhand des Bandenmusters die Anwesenheit oder das
Fehlen von erwarteten Fragmentpeptiden einfach visuell überprüft werden.
Ferner können
hier Techniken wie z.B. eine isoelektrische Fokussierung verwendet
werden, um ggf. das Auftrennvermögen
zu verbessern. Die Intensität
von Fragmentpeptidbanden oder Spots kann außerdem dazu verwendet werden, Rückschlüsse auf
die Konzentration der modifizierten Proteine oder Peptide zu ziehen.
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In
einer weiteren Ausgestaltung der oben genannten Maßnahme sind
die chromatographischen Verfahren ausgewählt aus der Gruppe bestehend
aus: Affinitätschromatographie,
Ionenaustauschchromatographie, Umkehrphasenchromatographie und Größenausschlusschromatographie.
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Bei
diesen Techniken handelt es sich um zuverlässige gut etablierte Techniken
zur Auftrennung von Mischungen aus Peptiden, so dass sich diese
Techniken gut zur Analyse einer Mischung aus Fragmentpeptiden eignen.
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In
einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung ist die biologische Probe
ausgewählt
aus der Gruppe bestehend aus Blut, Serum, Urin, Stuhl, Gewebe, Liquor,
Lymphe und Synovialflüssigkeit.
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Aufgrund
des hohen Gehalts an Proteinen eignen sich diese biologischen Proben
besonders gut zum Nachweis von Modifikationen eines Proteins oder
Peptids.
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In
einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung ist die schnittstellenspezifische
Protease in Schritt 2. ausgewählt
aus der Gruppe bestehend aus: Trypsin, Endoprotease LysC, Asparaginyl-Endopeptidase,
Aminopeptidase, Carboxypeptidase, Endoprotease GluC, Endoprotease
AspN und Cathepsin D.
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Bei
diesen Proteasen handelt es sich um schnittstellenspezifische Proteasen
mit einer hohen Spezifität,
so dass diese sich besonders gut zur Detektion von Modifikationen
an möglichen
Schnittstellen für
diese Proteasen eignen.
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In
einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung folgt nach Schritt 1.
ein weiterer Schritt 1.1 des Anreicherns des Proteins oder Peptids
in der Probe und/oder nach Schritt 2. folgt ein weiterer Schritt
2.1 des Anreicherns der Fragmentpeptide in der Probe.
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Durch
das Anreichern der Proteine oder Peptide bzw. der Fragmentpeptide
in der Probe kann das für das
Fragmentpeptid erhaltene Signal verstärkt werden, was die Diagnose
einfacher und sicherer macht. Dies erfolgt unabhängig davon, ob die noch zu
fragmentierenden oder die bereits fragmentierten Proteine oder Peptide
angereichert werden.
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In
einer Ausgestaltung der zuvor genannten Maßnahmen erfolgt der Schritt
1.1. und/oder der Schritt 2.2 durch ein Verfahren, das ausgewählt ist
aus der Gruppe bestehend aus: Zentrifugationsverfahren, Membranverfahren,
immunologischen Verfahren, elektrophoretischen Verfahren, chromatographischen
Verfahren und Kombinationen davon.
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Die
Anreicherung erfolgt hierbei durch ein Abtrennen der gewünschten
Proteine oder Peptide von unerwünschten
Substanzen wie bspw. Lösemitteln
oder anderen Pepti den aufgrund von Unterschieden in deren Eigenschaften,
wie bspw. Größe, Molekulargewicht,
Ladung, Affinitäten
oder Löslichkeit.
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Bei
diesen Verfahren handelt es sich um gut etablierte, sehr zuverlässige Verfahren,
um gewünschte Proteine
mit einer hohen Spezifität
anzureichern. Somit eignen sich diese Verfahren besonders gut zur
Anwendung in einem erfindungsgemäßen Verfahren.
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In
einer Ausgestaltung der zuvor genannten Maßnahme werden die immunologischen
Verfahren unter Verwendung eines Protein- oder peptidspezifischen
Antikörpers
durchgeführt.
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Ein
immunologisches Verfahren unter Verwendung eines für das Zielprotein
oder -peptid bzw. Fragmentpeptid spezifischen Antikörpers stellt
aufgrund der hohen Spezifität
eine besonders geeignete Methode zur Anreicherung eines gewünschten
Proteins oder Peptids bzw. Fragmentpeptids dar.
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In
einer weiteren Ausgestaltung der oben genannten Maßnahme sind
die elektrophoretischen Verfahren ausgewählt aus der Gruppe bestehend
aus: 1D- und 2D-Gelelektrophorese und sind insbesondere eine SDS-PAGE-Gelelektrophorese.
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Mittels
dieser Maßnahmen
können
Proteine auf einfache Weise getrennt und nach Anfärben über Referenzstandards
anhand ihrer Masse einfach identifiziert werden. Die gewünschten
Proteine können
dann durch Ausschneiden des gewünschten
Bandes und selektives Eluieren auf einfache Weise aus dem Elektrophoresegel
gewonnen werden. Somit stellt diese Technik einen besonders einfachen,
jedoch selektiven Weg zur Anreicherung der gewünschten Proteine oder Peptide
bzw. Fragmentpeptide dar.
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In
einer weiteren Ausgestaltung der oben genannten Maßnahme sind
die chromatographischen Verfahren ausgewählt aus der Gruppe bestehend
aus: Affinitätschro matographie,
Ionenaustauschchromatographie, Umkehrphasenchromatographie und Größenausschlusschromatographie.
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Bei
solchen Verfahren handelt es sich um besonders schnell durchführbare Verfahren,
die ggf. auch ohne größeren instrumentellen
Aufwand bewerkstelligt werden können.
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In
einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung liegt das Referenzfragmentierungsmuster
in einer Form vor, die ausgewählt
ist aus einer Gruppe bestehend aus: Druckerzeugnissen, elektronischen
Dateien und Zugangsdaten zu Dateien im Internet.
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Auf
diese Weise können
die Referenzfragmentierungsmuster leicht zugänglich bereitgestellt werden, ohne
dass bei jedem Mal, bei dem das Verfahren gemäß der Erfindung durchgeführt wird,
ein neues Referenzfragmentierungsmuster erzeugt werden muss.
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In
einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung ist die diagnostizierte
Krankheit eine entzündliche Krankheit
und insbesondere ausgewählt
aus der Gruppe bestehend aus: Multipler Sklerose und rheumatoider Arthritis.
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Bei
entzündlichen
Krankheiten und insbesondere bei multipler Sklerose und rheumatoider
Arthritis treten posttranslationale Modifikationen bereits in Frühstadien
der Krankheit auf. So ist ein Anzeichen für rheumatische Arthritis z.B.
die Deiminierung von Filaggrin; vgl. von Boekel et al. (2002),
Arthritis Res. 4, S. 87. Das erfindungsgemäße Verfahren
eignet sich somit, diese Krankheiten schon besonders früh zu erkennen,
so dass diese möglichst
früh und
somit mit höchstmöglichem
Erfolg behandelt werden können.
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In
einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung weist ein Kit gemäß der Erfindung
ferner Anweisungen zur Korrelation eines mit der zumindest einen
schnittstellenspe zifischen Protease erhaltenen Fragmentierungsmusters
mit bekannten Krankheiten auf.
-
Durch
diese Maßnahme
wird ein Kit geschaffen, mit dem die Diagnose einer Krankheit, die
mit Modifikationen von zumindest einem Protein oder Peptid in Zusammenhang
steht, auf einfache Weise möglich
ist.
-
In
einem solchen Kit sind alle Chemikalien und Utensilien sowie eine
genaue Arbeitsanweisung zusammengefasst, was Fehler bei der Durchführung des
Verfahrens reduziert und die Durchführung des Verfahrens auch durch
weniger geschultes Personal ermöglicht.
Ein solcher Kit kann mit hoher Reproduzierbarkeit auch in der Routinediagnostik
eingesetzt werden.
-
Es
versteht sich, dass die vorstehend genannten und die nachstehend
zu nennenden Merkmale nicht nur in den angegebenen Kombinationen,
sondern auch in anderen Kombinationen oder in Alleinstellung anwendbar
sind, ohne den Schutzbereich der Erfindung zu verlassen.
-
Die
Erfindung wird nun beispielhaft anhand der nachstehenden Beispiele
in Zusammenhang mit den beiliegenden Figuren näher erläutert. Es zeigen:
-
1 eine
stark schematische Darstellung eines erfindungsgemäßen Detektionsverfahrens;
-
2 ein
SDS-PAGE-Gel von Proben, die durch die Behandlung von Vimentin mit
Peptidylarginin-Deiminase nach verschiedenen Reaktionszeiten erhalten
wurden;
-
3a ein
MALDI-MS-Spektrum von Vimentin nach einer Behandlung mit Trypsin;
-
3b ein
MALDI-MS-Spektrum von citrulliniertem Vimentin nach einer Behandlung
mit Trypsin;
-
4a ein
RP-HPLC-Chromatogramm des synthetischen Peptids EGTEGRATGA vor der
Behandlung mit Trypsin;
-
4b ein
RP-HPLC-Chromatogramm des synthetischen Peptids EGTEGRATGA nach
der Behandlung mit Trypsin;
-
5a ein
RP-HPLC-Chromatogramm des synthetischen Peptids EGTEGCitATGA vor
der Behandlung mit Trypsin;
-
5b ein
RP-HPLC-Chromatogramm des synthetischen Peptids EGTEGCitATGA nach
der Behandlung mit Trypsin;
-
6 die
Aminosäuresequenzen
für humanes
Insulin sowie 3 Insulin-Analoga, wobei die Veränderungen in der Aminosäuresequenz
für die
Insulin-Analoga
fett dargestellt sind;
-
7a ein
MALDI-MS-Spektrum von humanem Insulin nach einer Behandlung mit
Trypsin;
-
7b ein
MALDI-MS-Spektrum von Insulin-Lispro nach einer Behandlung mit Trypsin;
-
7c ein
MALDI-MS-Spektrum von Insulin-Aspartat nach einer Behandlung mit
Trypsin; und
-
7d ein
MALDI-MS-Spektrum von Insulin-Glulisin nach einer Behandlung von
Trypsin;
-
8a ein
MALDI-MS-Spektrum von humanem Insulin nach Behandlung mit Endoprotease
GluC;
-
8b ein
MALDI-MS-Spektrum von Insulin-Aspart nach einer Behandlung mit Endoprotease
GluC;
-
8c ein
MALDI-MS-Spektrum von Insulin-Glulisin nach einer Behandlung mit
Endoprotease GluC;
-
9a ein
MALDI-MS-Spektrum von humanem Insulin nach einer Behandlung mit
Endoprotease AspN;
-
9b ein
MALDI-MS-Spektrum von Insulin-Aspart nach einer Behandlung mit Endoprotease
AspN;
-
9c ein
MALDI-MS-Spektrum von Insulin-Glulisin nach einer Behandlung mit
Endoprotease AspN;
-
10a eine Darstellung eines modifizierten Modellpeptids,
wobei die Schnittstellen für
Trypsin angedeutet sind;
-
10b ein MALDI-MS-Spektrum des Modellpeptids von 10a nach einer Behandlung mit Trypsin;
-
11a das MALDI-MS-Spektrum des Modellpeptids NLWNGIVPM
nach einer Behandlung mit Endoprotease AspN;
-
11b ein MALDI-MS-Spektrum des deamidierten Modellpeptids
von 11a nach einer Behandlung mit
Endoprotease AspN.
-
Beispiel 1: Prinzip des erfindungsgemäßen Detektionsverfahrens
-
1 zeigt
eine schematische Darstellung des erfindungsgemäßen Detektionsverfahrens.
-
In
Schritt A wird hierbei eine biologische Probe bereitgestellt, die
z.B. in Form von Blut, Serum, Urin, Stuhl, Liquor, Lymphe oder Synovialflüssigkeit
direkt aus einem Patienten gewonnen werden kann. Diese biologische
Probe weist ein Gemisch aus verschiedenen Proteinen und Peptiden
auf. In dieser Probe liegt ein Zielprotein vor, das z.B. einen Indikator
für einen
krankhaften Zustand bildet. In diesem Fall handelt es sich um das
Protein Filaggrin, das einen Marker für rheumatoide Arthritis bildet.
Es kann sich aber bspw. auch um ein zur Leistungssteigerung eingenommenes
Biopharmakum handeln. Dieses Protein liegt sowohl in seinem nicht modifizierten,
also gesunden Zustand wie auch in einem modifizierten Zustand in
der Probe vor, der mit dem Vorliegen von rheumatoider Arthritis
verbunden ist.
-
In
einem Schritt B werden nun die gewünschten Zielproteine in der
Probe angereichert. Dies erfolgt hier durch eine Affinitätsanreicherung.
Hierbei wird die Probe mit einem oder mehreren Festkörpern, deren Oberflächen so
modifiziert sind, dass sie eine Affinität gegenüber dem Zielprotein zeigen,
in Kontakt gebracht, diese Festkörper
werden abgetrennt und die Zielproteine von den Festkörpern eluiert.
Hieraus ergibt sich eine Mischung aus dem nicht modifizierten und
dem modifizierten Protein.
-
In
Schritt C wird nun zu dieser Mischung aus dem nicht modifizierten
sowie dem modifizierten Protein eine Protease zugegeben, die für eine Schnittstelle
spezifisch ist, die durch die Modifikation, die detektiert werden
soll, verändert
wird. Im Falle der Detektion einer Deiminierung von Filiaggrin ist
diese Protease Trypsin, die spezifisch an einem Arginin spaltet.
Bei Vorliegen von rheumatoider Arthritis sind einige oder alle der
Argininreste des Filiaggrins zu Citrullin deiminiert worden, so
dass die ursprünglich
vorhandenen Schnittstellen in dem modifizierten Protein nicht mehr
vorliegen.
-
Das
nicht modifizierte Zielprotein wird durch die Behandlung mit der
Protease an der spezifischen Schnittstelle geschnitten, wodurch,
wie hier dargestellt, zwei kleinere Fragmente gebildet wurden. Da
in dem modifizierten Zielprotein keine Schnittstelle mehr vorliegt,
kommt es auch zu keiner Spaltung, so dass hier noch das vollständige Protein
vorliegt. Die Detektion dieser nun vorliegenden verschiedenen Proteine
bzw. Peptide kann z.B. durch massenspektrometrische Techniken erreicht
werden, da die beiden Fragmente des gesunden Zielproteins deutlich
geringere Massen aufweisen als das noch intakte modifizierte Protein,
wodurch diese Proteine massenspektrometrisch einfach zu unterscheiden
sind.
-
Es
ist auch möglich,
diese Unterschiede immunologisch zu detektieren, wobei die in Schritt
C erhaltene Mischung mit einem spezifischen Antikörper in
Kontakt gebracht wird, der für
das intakte Protein spezifisch ist. Liegt in der biologischen Probe
ausschließlich
nicht modifiziertes Zielprotein vor, wird dieses gespalten und es
kommt zu keiner Bindung der Fragmente an den Antikörper, die
dann durch dem Fachmann bekannte Methoden detektiert werden könnte. Liegt
eine Modifikation zumindest zum Teil vor, kommt es zu einer Bindung des
intakten modifizierten Proteins an den Antikörper, die wiederum durch dem
Fachmann bekannte Techniken detektiert werden kann.
-
Das
gleiche Verfahren kann auch angewendet werden, um z.B. Insulin-Analoga,
die zur Leistungssteigerung im Sport eingesetzt werden, neben natürlich im
Körper
vorkommendem Insulin nachzuweisen.
-
Beispiel 2: Detektion einer Deiminierung
in Vimentin
-
Dieses
Beispiel zeigt anhand des Modelproteins Vimentin die Detektion einer
posttranslationalen Modifikation eines Proteins in Form einer Deiminierung.
-
Das
rekombinante humane Protein Vimentin (rhVim) wurde kommerziell erworben.
- 2.1 Deiminierung von Vimentin
Ein Teil
des rekombinanten humanen Vimentins wurde in vitro unterschiedlich
lang bei 37°C
mit dem Enzym Peptidylarginin-Deiminase (PAD) umgesetzt. Die Reaktion
wurde durch Schockfrieren bei –80°C beendet. Die
erhaltenen Fraktionen wurden gelchromatographisch mittels SDS-PAGE
(Sodium Dodecyl Sulfate Polyacrylamide Gel Electrophoresis) aufgetrennt.
Das SDS-PAGE-Gel
ist in 2 dargestellt. Eine Deiminierung von Proteinen
führt zum
Verlust einer positiven Ladung pro umgesetztes Arginin. Je mehr
Arginine innerhalb eines Proteins in Citrullin umgesetzt wurden,
desto geringer ist die Nettoladung des Proteins. Der mit zunehmendem
Deiminierungsgrad steigende Ladungsverlust führt dazu, dass Banden von citrullinierten Proteinen
im SDS-PAGE zu größeren Molekulargewichten
hin verschoben sind. Nicht modifiziertes Vimentin (rhVim) wandert
bei ~55 kDa, wohingegen citrulliniertes Vimentin (cit-rhVim) eine
Bande bei ~59 kDa zeigt. Da es allerdings bei einem SDS-PAGE-Gel z.B. durch
eine ungleiche Spannungsverteilung zu Verschiebungen kommen kann,
eignet sich diese Technik nicht für eine zuverlässige direkte
Detektion von Modifikationen von Proteinen oder Peptiden.
Die
einzelnen Banden wurden ausgeschnitten, zerkleinert, mit 30 μl Acetonitril
versetzt und für
10 Minuten bei Raumtemperatur inkubiert. Das Acetonitril wurde anschließend im
Vakuum abgezogen. Die einzelnen Gel-Banden wurden zweimal mit jeweils
50 μl 30
% (v/v) Acetonitril in 50 mM NH4HCO3 gewaschen und dann wieder mit 30 μl Acetonitril
versetzt, für
10 Minuten inku biert und im Vakuum getrocknet. Zur Reduktion der
Proteine wurden die Banden mit 10 μl einer 10 mM Dithiothreitol-Lösung in
30 % (v/v) Acetonitril in 50 mM NH4HCO3 versetzt und bei 56 °C für 45 Minuten inkubiert. Die
Proben wurden dann mit 30 μl
Acetonitril für
10 Minuten bei Raumtemperatur inkubiert und anschließend im
Vakuum getrocknet. Für
die Alkylierung der Proteine wurden jeweils 10 μl einer 40 mM Iodacetamid-Lösung in
30 % (v/v) Acetonitril in 50 mM NH4HCO3 zu den einzelnen Gel-Banden gegeben. Nach
zwei weiteren Waschschritten mit 30 % (v/v) Acetonitril in 50 mM
NH4HCO3 wurden die
Gel-Banden mit 30 μl
Acetonitril versetzt, für
10 Minuten bei Raumtemperatur inkubiert und im Vakuum getrocknet.
- 2.2 Verdau des Vimentins und des citrullinierten Vimentins mit
Trypsin
Die Banden wurden mit 20 μl einer Trypsin-Lösung (12.5 μg/ml) versetzt
und für
12 Stunden bei 37 °C
inkubiert. Die Überstände wurden
anschließend
massenspektrometrisch vermessen.
- 2.3 Analyse des Fragmentierungsmusters aus dem Trypsin-Verdau
von Vimentin und von citrulliniertem Vimentin mit MALDI-MS
Proben
der in 2.2 erhaltenen Mischung aus Fragmentpeptiden von Vimentin
bzw. citrulliniertem Vimentin wurden mit MALDI-MS analysiert.
Ein
Aliquot (0.5 μl)
der einzelnen Verdauansätze
wurde auf einem Goldtarget mit 0.5 μl Dihydroxybenzoesäure-Matrix
gemischt, kristallisiert und mittels MALDI-ReTOF vermessen (Bruker
Daltonik, REFLEX IV). Die Auswertung der MS-Daten erfolgte über die
gerätespezifischen
Programme (Bruker Data Analysis, Flex Analysis).
-
In 3a ist
ein MALDI-Spektrum von Vimentin nach der Behandlung mit Trypsin
dargestellt. In 3b ist ein MALDI-MS-Spektrum
von citrulliniertem Vimentin nach der Behandlung mit Trypsin dargestellt.
-
Aus
diesen Spektren geht hervor, dass bei der Umsetzung von Vimentin
acht Peptidfragmente gebildet werden, die bei der citrullinierten
Form nicht entstehen. Diese acht Peptide werden nur während des
Verdaus von Vimentin gebildet, da Trypsin Peptidbindungen C-Terminal
nach Lysin und Arginin, jedoch nicht nach Citrullin spaltet. Diese
acht Peptide sind nochmals in der nachstehenden Tabelle 2 dargestellt. Tabelle 2
| Position
im Protein | theoretisch
[M+H]+ | detektiert
[M+H]+ |
Arginin-spezifische
Peptide | | | |
R.FLEQQNK | 122-128 | 906.47 | 906.57 |
K.FADLSEAANR | 294-303 | 1093.53 | 1093.69 |
R.FANYIDKVR | 113-121 | 1125.61 | 1125.77 |
R.LGDLYEEEMR | 145-154 | 1254.57 | 1254.73 |
R.SLYASSPGGVYATR | 50-63 | 1428.71 | 1428.89 |
R.TYSLGSALRPSTSR | 36-49 | 1495.75 | 1495.97 |
R.HLREYQDLLNVK | 378-389 | 1527.83 | 1528.05 |
R.ISLPLPNFSSLNLR | 410-423 | 1570.90 | 1571.15 |
-
Aus
den beiden Spektren sind die Unterschiede in den Fragmentierungsmustern
deutlich sichtbar.
-
Aus
diesem Beispiel wird klar, dass durch den Verdau von Vimentin mit
Trypsin und anschließender Analyse
des Fragmentierungsmusters auf einfache Weise festgestellt werden
kann, ob und in welchem Umfang Modifikationen in Vimentin vorliegen.
-
Beispiel 3: Nachweis einer Sequenzmodifikation
in dem synthetischen Peptid EGTEGRATGA
-
Dieses
Beispiel demonstriert die Detektion einer Sequenzmodifikation in
einem Peptid in Form eines Aminosäureaustauschs (R → Cit) anhand
eines Modelpeptids.
- 3.1 Herstellung der Peptide
EGTEGRATGA und EGTEGCitATGA
Die Modellpeptide EGTEGRATGA und
EGTEGCitATGA wurden an der Festphase nach dem TBTU/HOBT-Kupplungsprotokoll
(siehe: Baechle D, Flad T, Cansier A, Steffen H, Schittek
B, Tolson J, Herrmann T, Dihazi H, Beck A, Mueller GA, Mueller M,
Stevanovic S, Garbe C, Mueller CA, Kalbacher H, Cathepsin D is present
in human eccrine sweat and involved in the postsecretory processing
of the antimicrobial Peptide DCD-1L, J Biol Chem. 2006 Mar 3;281(9):5406-15.
Der Inhalt dieses Dokuments ist durch Bezugnahme Bestandteil dieser
Anmeldung.) mit einem 7-fachen Überschuss
an Fmoc-geschützten-Aminosäuren synthetisiert.
Die temporäre
Fmoc-Schutzgruppe wurde mit einer 40 %igen (v/v) Piperidin-Lösung in
DMF entfernt. Die Abspaltung der Seitenketten-Schutzgruppen sowie
der Peptide vom Harz erfolgte mit einer 95 %igen (v/v) TFA-Lösung mit
2.5 % (v/v) Wasser, 2.5 % (v/v) Ethandithiol und 5 % (w/v) Phenol
für zwei
Stunden bei Raumtemperatur. Die Rohpeptide wurden in kaltem Diethylether
ausgefällt,
zentrifugiert und das Pellet in 25 % (v/v) tert.-Butanol in Wasser
gelöst
und lyophilisiert. Die Rohpeptide wurden mittels präparativer
C18-RP-HPLC (RP-HPLC-Bedingungen: von 0 % System B (80 % (v/v) Acetonitril
in Wasser mit 0,05 % Trifluoressigsäure) auf 100 % System B in
System A (0,05 % (v/v) Trifluoressigsäure in Wasser) in 25 Minuten;
Säule:
C18, 2 cm, Porengröße 5 um)
gereinigt (Reinheit > 95
%) und mittels Massenspektrometrie identifiziert.
- 3.2 Verdau der Peptide EGTEGRATGA und EGTEGCitATGA mit Trypsin
Jeweils
10 μl der
Peptid-Lösungen
(1 mM in Wasser) wurden mit 80 μl
Trypsin-Lösung
(3.125 μg/ml)
in 50 mM NH4HCO3 versetzt
und für
vier Stunden bei 37 °C
inkubiert.
- 3.3 Analyse des Fragmentierungsmusters
Die mit Trypsin
verdauten Modellpeptide EGTEGRATGA und EGTEGCitATGA wurden mittels
RP-HPLC analysiert (RP-HPLC-Bedingungen: von 5 % System B (80 %
(v/v) Acetonitril in Wasser mit 0,05 % Trifluoressigsäure) auf
80 % System B in System A (0,05 % (v/v) Trifluoressigsäure in Wasser)
in 30 Minuten; Säule:
C18, 2 mm, Porengröße 5 μm) und die
einzelnen Fraktionen mittels MALDI-MS identifiziert. Dazu wurde jeweils
ein Aliquot (0.5 μl)
der einzelnen Fraktionen auf einem Goldtarget mit 0.5 μl Dihydroxybenzoesäure-Matrix
gemischt, kristallisiert und mittels MALDI-ReTOF vermessen (Bruker
Daltonik, REFLEX IV). Die Auswertung der MS-Daten erfolgte über die
gerätespezifischen
Programme (Bruker Data Analysis, Flex Analysis).
Die ermittelten Massen sind den entsprechenden Peptidfragmenten
zugeordnet.
-
In 4a ist
ein RP-HPLC-Chromatogramm von EGTEGRATGA vor der Behandlung mit
Trypsin dargestellt, während
in 4b ein RP-HPLC-Chromatogramm nach der Behandlung
mit Trypsin dargestellt ist. Aus diesen Spektren wird klar ersichtlich,
dass durch die Behandlung mit Trypsin das Peptid EGTEGRATGA vollständig in
zwei Fragmentpeptide, nämlich
ATGA und EGTEGR, aufgespalten wurde. Der Substanzpeak für das ursprüngliche
Peptid ist in dem in 4b dargestellten Chromatogramm
fast vollständig
verschwunden. Das in 4b dargestellte Fragmentierungsmuster
bildet hier das Referenzfragmentierungsmuster für das Peptid ohne die Modifikation.
-
In 5a ist
ein RP-HPLC-Chromatogramm des citrullinierten Peptids EGTEGCitATGA
vor der Behandlung mit Trypsin dargestellt. In 5b ist
ein RP-HPLC- Chromatogramm
des citrullinierten Peptids EGTEGCitATGA nach der Behandlung mit
Trypsin dargestellt.
-
Hieraus
wird ersichtlich, dass die Behandlung mit Trypsin überhaupt
keine Auswirkungen auf das citrullinierte Peptid hat. Dies ist verständlich,
da Trypsin lediglich Peptidbindungen C-Terminal nach Lysin und Arginin
spaltet, jedoch nicht nach Citrullin. Durch das Fehlen eines Lysins
oder eines Arginins in dem citrullinierten Peptid kommt es hier
nicht zu einer Spaltung. Durch den Vergleich der Spektren von 4b und 5b ist
sofort ersichtlich, dass in der Probe mit dem citrullinierten Peptid
eine Modifikation stattgefunden haben muss.
-
Sollte
in einer Probe nur ein Teil des Peptids in der citrullinierten Form
vorliegen, ergäbe
sich ein Chromatogramm, das sowohl die in 4b als
auch die in 5b gezeigten Peaks enthält. Aufgrund
der deutlichen Unterschiede in der Retentionszeit lassen sich die
Peaks dennoch einfach unterscheiden und identifizieren.
-
Im
Falle einer Mischung aus citrulliniertem und nicht-citrulliniertem
Peptid kann ferner aus den Peaks das Verhältnis zwischen dem citrullinierten
und nicht-citrullinierten Peptid bestimmt werden. Diese Information lässt dann
Rückschlüsse auf
das Ausmaß der
Modifikationen und ggf. eines krankhaften Zustands zu.
-
Beispiel 4: Unterscheidung von verschiedenen
Insulin-Analoga mittels verschiedener schnittstellenspezifischer
Proteasen
-
Dieses
Beispiel zeigt die Detektion von Sequenzmodifikationen anhand von
3 Insulin-Analoga im Vergleich mit humanem Insulin.
- 4.1 Verdau von Insulin und 3 Insulin-Analoga mit drei verschiedenen
schnittstellenspezifischen Proteasen
Humanes Insulin, Insulin-Lispro,
Insulin-Aspart und Insulin-Glulisin (s. 6) wurden
kommerziell erworben. 1 μl
der jeweiligen Insulin-Stammlösung
(10 mg/ml in 2% (v/v) Essigsäure)
wurde mit je 1 μl
Trypsin (0,5 mg/ml), bzw. 1 μl
Endoprotease G1uC (0,5 mg/ml) bzw. 1 μl Endoprotease AspN (40 ng/ml)
in 48 μl
50 mM NH4HCO3-Puffer
bei 37° für 15 Stunden
umgesetzt. Die Versuchsansätze
wurden anschließend
mittels MALDI-MS vermessen.
- 4.2 Analyse der Fragmentierungsmuster
Proben der in 4.1
erhaltenen Mischung aus Fragmentpeptiden wurden mittels MALDI-MS
analysiert.
Ein Aliquot (0,5 μl der einzelnen Verdauansätze wurde
auf einem Goldtarget mit 0,5 μl
Dihydroxybenzoesäurematrix
gemischt, kristallisiert und mittels MALDI-ReTOF vermessen (Bruker
Daltonik, Reflex IV). Die Auswertung der Daten erfolgte über die
gerätespezifischen
Programme (Bruker Data Analysis, Flex Analysis).
-
In 7a–d sind
jeweils die MALDI-MS-Spektren für
den Verdau von humanem Insulin bzw. den verschiedenen Insulin-Analoga
mit Trypsin dargestellt.
-
Wie
aus 7a hervorgeht, entstehen bei der Umsetzung von
humanem Insulin mit Trypsin drei Peptide, während für Insulin-Lispro und Insulin-Aspart
nur zwei Fragmentpeptide gebildet werden (7b und 7c).
Beim Verdau von Insulin-Glulisin mit Trypsin werden wiederum drei
Fragmentpeptide (7d) gebildet.
-
Für Insulin-Lispro
geht das unterschiedliche Fragmentierungsmuster darauf zurück, dass
die Endoprotease Trypsin Peptide spezifisch C-terminal nach den
Aminosäuren
Arginin und Lysin spaltet, jedoch nicht, wenn diesen Aminosäuren die
Aminosäure
Prolin vorausgeht. Im humanem Insulin folgt die Aminosäure Prolin vom
C-terminalen Ende
der B-Kette aus gesehen auf die Aminosäure Lysin, so dass hier eine Schnittstelle
für Trypsin
vorliegt. In Insulin-Lispro sind die Positionen von Lysin und Prolin
vertauscht, so dass in diesem Protein in der B-Kette vom C-terminalen
Ende aus gesehen Prolin dem Lysin vorausgeht, wodurch hier keine
Schnittstelle für
Trypsin mehr vorliegt und daher im Fragmentierungsmuster nur noch
zwei Peptidfragmente vorhanden sind.
-
Im
Spektrum für
Insulin-Glulisin, das in 7d dargestellt
ist, erscheint ein zusätzlicher
Peak, der dadurch verursacht wird, dass in diesem Protein an Position
3 der B-Kette ein
Lysin vorliegt, was eine zusätzliche Schnittstelle
für Trypsin
generiert. Aufgrund der verschiedenen Fragmentierungsmuster lassen
sich die Insulin-Analoga Insulin-Lispro und Insulin-Glulisin leicht
von humanem Insulin unterscheiden.
-
Aus
den in 8a–c dargestellten Spektren geht
hervor, dass sich für
den Verdau mit Endoprotease GluC keine Änderungen im Fragmentierungsmuster
zwischen humanem Insulin und Insulin-Aspart und Insulin-Glulisin
ergeben. Die beobachteten Massenunterschiede gehen lediglich auf
die Massenunterschiede der Ausgangspeptide zurück. Dies zeigt, dass die Auswahl
der richtigen schnittstellenspezifischen Protease für das Verfahren
essentiell ist.
-
In 9a–c sind
die Fragmentmuster für
Insulin, Insulin-Aspart und Insulin-Glulisin nach dem Verdau mit
AspN dargestellt. Hierbei wird ein für Insulin-Aspartat deutlich
anderes Fragmentmuster sichtbar, da lediglich dieses Protein Asparginsäure enthält, welche
eine für
Endoprotease AspN spezifische Schnittstelle erzeugt. Auf diese Weise
ist Insulin-Aspart sehr einfach z.B. von humanem Insulin zu unterscheiden.
Somit wäre z.B.
nachzuweisen, ob ein Sportler unter Verwendung von Insulin-Aspart
Insulin-Doping betrieben hat, auch wenn die Molekulargewichte der
Proteine selbst sich mit 18 Dalton nur geringfügig voneinander unterscheiden.
-
Beispiel 5: Nachweis einer Seitenketten-Modifikation
anhand eines Modellpeptids
-
Dieses
Beispiel zeigt die Auswirkungen von Seitenketten-Modifikationen
auf die Fragmentierung mit schnittstellenspezifischen Proteasen.
- 5.1 Herstellung des Modellpeptids
Die
Synthese des Modellpeptids AC-RRRRRRRRRK(Tamra)APISFFRLGK(Fluo)-CONH2 (siehe 10a) erfolgte entsprechend Fischer R,
Bachle D, Fotin-Mleczek
M, Jung G, Kalbacher H, Brock R, A Targeted Protease Substrate for
a Quantitative Determination of Protease Activities in the Endolysosomal
Pathway, Chembiochem. 2006 Jul 26 (in press). Der Inhalt
dieses Dokuments ist durch Bezugnahme Bestandteil dieser Anmeldung.
Tamra(5(6)-Carboxytetramethylrhodamin)
und Fluo(5(6)-Carboxyfluorescein) sind Fluorophore und sind über eine
Amidbindung an die ε-Aminogruppe
von Lysin gekoppelt.
- 5.2 Verdau des Modellpeptids mit Trypsin
Das in 5.1 erhaltene
Peptid (1 μl
einer 10 mM Lösung
in Dimethylsulfoxid) wurde mit 1 μl
Trypsin (0,5 mg/l) in 50 mM NH4HCO3 Puffer 15 Stunden bei 37°C umgesetzt.
Der Reaktionsansatz wurde anschließend massenspektrometrisch
vermessen. In diesem Fall wurde das Referenzfragmentierungsmuster
nicht durch Fragmentierung eines Referenzpeptids, sondern anhand
theoretischer Überlegungen
erzeugt.
- 5.3 Analyse des Fragmentierungsmusters aus dem Trypsin-Verdau
des Modellpeptids
Eine Probe der in 5.2 erhaltenen Mischung
aus Fragmentpeptiden wurde mit MALDI-MS analysiert.
Ein Aliquot
(0,5 μl)
des Reaktionsansatzes wurde auf einem Goldtarget mit 0,5 μl Dihydroxybenzoesäurematrix
gemischt, kristallisiert und mittels MALDI-ReTOF vermessen (Bruker
Daltonik, Reflex IV). Die Auswertung der MS-Daten erfolgte über gerätespezifische
Programme (Bruker Data Analysis, Flex Analysis).
-
Aus
dem in 10b dargestellten Spektrum geht
hervor, dass Trypsin den Nona-Arginin-N-Terminus abspaltet,
jedoch das übrige
Peptidfragment intakt lässt.
In einem nicht modifizierten Peptid dieser Sequenz würde Trypsin
dieses Peptid nach dem mittleren Lysin spalten und es wäre ein Spektrum
zu erwarten, das zwei Peaks für
kleinere Fragmente zeigt.
-
Aus
diesem Experiment geht hervor, dass Trypsin nicht nach einem Lysin
spaltet, das an seiner ε-Aminogruppe
chemisch modifiziert wurde. Somit kann auf einfache Weise nachgewiesen
werden, ob ein Protein gewünscht
oder ungewünscht
an einer ε-Aminogruppe des Lysins
chemisch modifiziert wurde.
-
Beispiel 6: Nachweis einer chemischen
Deamidierung von Asparagin in einem Modellpeptid
-
- 6.1 Herstellung des Modellpeptids
Das
Modellpeptid NLWNGIVPM wurde an der Festphase nach dem TBTU/HOBT-Kupplungsprotokoll
(siehe: Baechle D, Flad T, Cansier A, Steffen H, Schittek
B, Tolson J, Herrmann T, Dihazi H, Beck A, Mueller GA, Mueller M,
Stevanovic S, Garbe C, Mueller CA, Kalbacher H, Cathepsin D is present
in human eccrine sweat and involved in the postsecretory processing
of the antimicrobial peptide DCD-1L, J Biol Chem. 2006 Mar 3;281(9):5406-15.
Der Inhalt dieses Dokuments ist durch Bezugnahme Bestandteil dieser
Anmeldung.) mit einem 7-fachen Überschuss
an Fmoc-geschützten-Aminosäuren synthetisiert.
Die temporare Fmoc-Schutzgruppe wurde mit einer 40 %igen (v/v) Pipe ridin-Lösung in
DMF entfernt. Die Abspaltung der Seitenketten-Schutzgruppen sowie
des Peptids vom Harz erfolgte mit einer 95 %igen (v/v) TFA-Lösung mit 2.5
% (v/v) Wasser, 2.5 % (v/v) Ethandithiol und 5 % (w/v) Phenol für zwei Stunden
bei Raumtemperatur. Das Rohpeptid wurden in kaltem Diethylether
ausgefällt,
zentrifugiert und das Pellet in 25 % (v/v) tert.-Butanol in Wasser
gelöst
und lyophilisiert. Das Rohpeptid wurden mittels präparativer
C18-RP-HPLC (RP-HPLC-Bedingungen:
von 0 % System B (80 % (v/v) Acetonitril in Wasser mit 0,05 % Trifluoressigsäure) auf
100 % System B in System A (0,05 % (v/v) Trifluoressigsäure in Wasser)
in 25 Minuten; Säule:
C18, 2 cm, Porengröße 5 μm) gereinigt
(Reinheit > 95 %)
und mittels Massenspektrometrie identifiziert.
- 6.2 Chemische Deamidierung des Modellpeptids
Ein Teil des
unter 6.1 erhaltenen Peptids wurde in einer Konzentration von 10
mg/ml in 50 mM NH4HCO3 48
Stunden bei 37° inkubiert,
wobei ein Teil des Peptids deamidiert wurde.
- 6.3 Verdau des nicht modifizierten Modellpeptids und des deamidierten
Modellpeptids mit Endoprotease AspN
Das nicht modifizierte
Peptid sowie das in 6.2 erhaltene deamidierte Peptid wurden mit
Endoprotease AspN (1 μl
einer 40 ng/ml-Lösung)
für 24
Stunden bei 37°C
inkubiert und die Ansätze
wurden massenspektrometrisch vermessen.
- 6.4 Analyse der Fragmentierungsmuster aus dem Endoprotease AspN
Verdau des nicht modifizierten Modellpeptids und des deamidierten
Modellpeptids
Proben der in 6.3 erhaltenen Mischungen aus Fragmentpeptiden
des nicht modifizierten Peptids sowie des deamidierten Peptids wurden
mit MALDI-MS analysiert.
Ein Aliquot der einzelnen Verdauungsansätze wurde
auf einem Goldtarget mit 0,5 μl
Dihydroxybenzoesäurematrix
gemischt, kristallisiert und mittels MALDI-ReTOF vermessen (Bruker
Daltonik, REFLEX IV). Die Auswertung der Daten erfolgte über die
gerätespezifischen
Programme (Bruker Data Analysis, Flex Analysis).
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Das
deamidierte Peptid enthält
im Vergleich zum nicht modifizierten Peptid eine Asparaginsäure und somit
eine Schnittstelle für
die Endoprotease AspN. Der Massenunterschied zwischen den beiden
Peptiden per se beträgt
lediglich ein einziges Dalton. Aus den Spektren gehen jedoch für das deamidierte
Peptid neue Massenpeaks insbesondere bei 432,244 und 631,312 hervor.
Diese Peaks repräsentieren
jeweils Fragmentpeptide, die durch die Spaltung des deamidierten
Peptids durch Endoprotease AspN erzeugt wurden. Dadurch lässt sich
einfach das Vorliegen von deamidiertem Peptid nachweisen.