-
Die
Erfindung betrifft ein Fahrzeuginsassen-Rückhaltesystem mit einem Seitengassack,
der mehrere aufblasbare Kammern aufweist, wobei wenigstens eine
erste Kammer im Bereich einer Seitenscheibe eines Fahrzeugs liegt.
-
Solche
vorhangartigen Seitengassäcke
sind bekannt. Es ist mit derartigen Gassäcken jedoch problematisch,
einen ausreichenden Schutz auch für Schulter und Thoraxbereich
eines Fahrzeuginsassen zu bieten.
-
Um
dies zu erreichen, ist bei einem erfindungsgemäßen Fahrzeuginsassen-Rückhaltesystem vorgesehen, daß die erste
aufblasbare Kammer im aufgeblasenen Zustand des Gassacks in einem Kopfbereich
eines Insassen liegt und daß wenigstens eine
zweite aufblasbare Kammer vorgesehen ist, die im aufgeblasenen Zustand
des Gassacks in einem Schulterbereich eines Insassen liegt, wobei
in den beiden aufblasbaren Kammern ein unterschiedlicher Innendruck
herrscht.
-
Die
Erfindung betrifft auch ein Fahrzeuginsassen-Rückhaltesystem mit einem Seitengassack, bei
dem sich wenigstens eine zweite Kammer bis unterhalb einer Türbrüstung des
Fahrzeugs erstreckt.
-
Der
Seitengassack an sich wird somit sowohl zum Schutz für den Kopfbereich
als auch zum Schutz für
Thorax- und Schulterbereich bzw. Oberkörper des Fahrzeuginsassen eingesetzt.
-
Bevorzugt
herrscht in der zweiten Kammer im aufgeblasenen Zustand des Seitengassacks
ein höherer
Druck als in der ersten Kammer. Dies hat u.a. den Vorteil, daß im Kopfbereich
eine sanfte Verzögerung
bewirkt werden kann, während
im Bereich von Oberkörper
und Schultern eine starke Verzögerung
und somit eine schnelle, kräftige
Wirkung auf den Fahrzeuginsassen erfolgen kann. Hierdurch wird die
Position des Fahrzeuginsassen bei einem Seitenaufprall optimiert.
-
Die
Erfindung kann vorteilhaft bei vorhangartigen Seitengassäcken eingesetzt
werden, die sich von einem Dachrahmen ausgehend im wesentlichen über den
gesamten Bereich der Seitenscheiben des Fahrzeugs erstrecken.
-
Günstig für die Rückhaltewirkung
ist es, wenn die zweite Kammer unterhalb der ersten Kammer angeordnet
ist.
-
Bevorzugt
erstreckt sich die zweite Kammer im wesentlichen über die
gesamte Länge
des Seitengassacks. Somit kann auch ein Insasse auf dem Rücksitz vom
Seitengassack profitieren.
-
Vorzugsweise
ist die zweite Kammer am unteren Rand des Seitengassacks angeordnet.
-
Die
Distanz zwischen einem Gasgenerator des Fahrzeuginsassen-Rückhaltesystems
und der zweiten Kammer ist vorteilhaft möglichst kurz gewählt, da
dies, vor allem zusammen mit einem hohen Innendruck der zweiten
Kammer, eine schnelle Positionierung des Seitengassacks ermöglicht.
-
Nach
einer Ausführungsform
ist ein Gasgenerator im Bereich der C-Säule des Fahrzeugs angeordnet.
Gerade wenn der Gasgenerator am unteren Ende der C-Säule positioniert ist, kann
ein sehr kurzer Strömungsweg
zur zweiten Kammer am unteren Rand des Gassacks erreicht werden.
So ist es möglicht,
diese Kammer schnell und mit hohem Druck zu befüllen.
-
Gemäß einer
anderen Ausführungsform
ist der Gasgenerator im Bereich der B-Säule
des Fahrzeugs angeordnet, vorzugsweise oberhalb der B-Säule. In
diesem Fall ist es vorteilhaft, wenn im Seitengassack ein Kanal
vorgesehen ist, der Gas vom Gasgenerator direkt zur zweiten Kammer
leitet. Dieser Kanal kann z.B. im wesentlichen entlang der B-Säule verlaufen,
was den zusätzlichen
Vorteil bietet, daß der
Gassack im Mittelbereich durch diesen unter hohem Druck stehenden
Kanal stabilisiert wird.
-
Der
Gasgenerator kann auch oberhalb der C-Säule angeordnet sein, gemäß einer
weiteren Ausführungsform,
wobei auch über
einen Kanal ein Strömungsweg
zur zweiten Kammer am unteren Rand des Gassacks vorgesehen sein
kann.
-
Weitere
Merkmale der Erfindung gehen aus der nachfolgenden Beschreibung
mehrerer Ausführungsbeispiele
im Bezug auf die beigefügten
Zeichnungen hervor. In den Zeichnungen zeigen:
-
1 eine
schematische Ansicht eines erfindungsgemäßen Fahrzeuginsassen-Rückhaltesystems
gemäß einer
ersten Ausführungsform;
-
2 eine
schematische Ansicht einer Variante des in 1 gezeigten
Fahrzeuginsassen-Rückhaltesystems;
-
3 eine
zweite Ausführungsform
eines erfindungsgemäßen Fahrzeuginsassen-Rückhaltesystems
in einer schematischen Ansicht; und
-
4 eine
schematische Ansicht eines erfindungsgemäßen Fahrzeuginsassen-Rückhaltesystems
gemäß einer
dritten Ausführungsform.
-
Das
in 1 gezeigte Fahrzeuginsassen-Rückhaltesystem 10 umfaßt einen
Seitengassack 12 sowie einen rohrförmigen Gasgenerator 14.
-
Der
Seitengassack 12 ist im wesentlichen ein vorhangartiger
Gassack. Er ist vor seiner Entfaltung auf bekannte Art zusammengefaltet
oder -gerollt entlang eines Dachrahmens 16 des (in den
Figuren nur schematisch dargestellten) Fahrzeugs untergebracht.
Der Dachrahmen 16 geht im vorderen Teil des Fahrzeugs in
eine A-Säule 18 und
im hinteren Teil in eine C-Säule 20 über. Im
mittleren Teil, zwischen den Seitenscheiben 22, ist eine
B-Säule 24 vorgesehen. An
der A-Säule 18 ist
der Seitengassack 12 mittels eines bekannten Spannbands 26 zusätzlich verspannt.
Aufgeblasen erstreckt sich der Seitengassack 12 von der
A-Säule
bis zur C-Säule
und deckt wenigstens einen großen
Bereich der Seitenscheiben ab.
-
Der
Seitengassack 12 hat eine erste aufblasbare Kammer 28,
die vor allem zum Schutz des Kopfes eines Fahrzeuginsassen 38, 40 dient
und im Bereich der Seitenscheiben 22 liegt und die durch
interne Abtrennungen 30 im Seitengassack 12 mehrere Teilkammern
unterteilt ist. Diese Form der Aufteilung, die auch nicht aufblasbare
Bereiche umfassen kann, ist bekannt und wird hier nicht weiter beschrieben.
-
Entlang
des unteren Randes 32 des Seitengassacks 12 erstreckt
sich eine langgezogene, schlauchförmige, zweite aufblasbare Kammer 34. Diese
liegt im gezeigten Beispiel im Bereich einer Türbrüstung 36 des Fahrzeugs
und erstreckt sich bis zu einem guten Stück unterhalb dieser Türbrüstung 36.
Die zweite aufblasbare Kammer 34 ist vor allem zum Schutz
des Schulter- bzw. Thoraxbereichs eines Insassen 38, 40 vorgesehen.
Vorzugsweise ist sogar die gesamte Kammer 34 unterhalb
des Seitenfensterausschnitts der Türen bzw. der Seitenwand gelegen.
Alternativ könnte
die zweite aufblasbare Kammer 34 auch oberhalb der Türbrüstung liegen.
Sie liegt immer unterhalb des Kopfrückhaltebereichs, der durch
die erste oder weitere aufblasbare Kammern realisiert ist.
-
Die
zweite aufblasbare Kammer 34 verläuft gesehen in Fahrzeuglängsrichtung
im wesentlichen über
die gesamte Länge
des Seitengassacks 12.
-
In
der zweiten aufblasbaren Kammer 34 herrscht ein höherer Innendruck
als in der ersten Kammer 28. Der Innendruck der zweiten
aufblasbaren Kammer 34 kann beispielsweise ca. 0,7 bar
betragen, während
der in der ersten aufblasbaren Kammer 28 bei etwa 0,3 bar
liegen kann.
-
Auch
die Tiefe des Seitengassacks 12, also dessen Erstreckung
senkrecht zur Seitenscheibe 22, kann für die erste aufblasbare Kammer 28 und
die zweite aufblasbare Kammer 34 unterschiedlich gewählt sein.
Hier ist im Bereich der ersten aufblasbaren Kammer 28 eine
relativ große
Gassacktiefe vorgesehen, so daß der
Kopf des Fahrzeuginsassen 38, 40 sanft aufgefangen
werden kann. Hingegen ist für die
zweite aufblasbare Kammer 34 eine geringe Gassacktiefe
vorgesehen, was auch dafür
sorgt, daß die zweite
aufblasbare Kammer 34 bei der Entfaltung des Seitengassacks 12 sehr
schnell an ihrer endgültigen
Position ist und mit dem endgültigen
Innendruck befüllt
ist, wodurch der Fahrzeuginsasse 38, 40 sehr frühzeitig
in Kontakt mit dem rückhaltenden
Seitengassack 12 kommt.
-
Der
Fahrzeuginsasse 38, 40 kommt mit der zweiten aufblasbaren
Kammer 34 normalerweise mit dem Schulterbereich in Kontakt.
Eine Einwirkung auf den Fahrzeuginsassen, um diesen durch den Gassack 12 zu
positionieren, erfolgt vorzugsweise in diesem Bereich.
-
Im
gezeigten Beispiel ist der Seitengassack 12 so ausgebildet,
daß er
im wesentlichen von der A-Säule 18 bis
zur C-Säule 20 reicht.
Aufblasbare Teilkammern der ersten Kammer 28 sind sowohl
im vorderen als auch im hinteren Teil des Fahrzeugs vorgesehen.
Auch die zweite aufblasbare Kammer 34 erstreckt sich so,
daß sowohl
der Fahrzeuginsasse 38 auf dem Vordersitz als auch der
Fahrzeuginsasse 40 auf dem Rücksitz zurückgehalten werden können.
-
Der
Gasgenerator 14 ist so angeordnet, daß die zweite aufblasbare Kammer 34 möglichst
zügig und
mit einer möglichst
kurzen Distanz zwischen Gasgenerator und Kammer 34 befüllt werden
kann.
-
In
der in 1 dargestellten Ausführungsform ist der Gasgenerator 14 im
unteren Bereich der C-Säule
angeordnet. Außerdem
ist im Seitengassack 12 eine Gasleitungstruktur 42 vorgesehen,
z.B. durch entsprechende Abnäher
oder gasleitende Einlagen, die einen direkten Gasströmungsweg
von einem Ausströmungsbereich 44 des
Gasgenerators 14 zur zweiten aufblasbaren Kammer 34 bereitstellt
(siehe unterer Pfeil in 1). Über einen kurzen Kanal 50 strömt das Gas
in die zweite aufblasbare Kammer 34.
-
Die
Gasleitungsstruktur 42 dient außerdem dazu, Gas aus einem
zweiten Ausströmbereich 46 des
Gasgenerators 14 in die erste aufblasbare Kammer 28 zu
lenken (obere Pfeile in 1).
-
In 2 ist
eine Variante des eben beschriebenen Fahrzeuginsassen-Rückhaltesystems 10 dargestellt.
Hier sind lediglich am Gasgenerator 14 keine besonderen
Abströmbereiche
vorgesehen.
-
Bei
der in 3 gezeigten Ausführungsform ist der Gasgenerator 314 des
Fahrzeuginsassen-Rückhaltesystems 300 oberhalb
der B-Säule 24 angeordnet.
Die Gasleitungsstruktur 342 ist so ausgebildet, daß das Gas,
das aus dem Gasgenerator 314 ausströmt, über einen im wesentlichen entlang der
B-Säule 24 verlaufenden,
relativ schmalen Kanal 350 in die zweite aufblasbare Kammer 34 geleitet wird,
die wie in der ersten Ausführungsform schlauchförmig entlang
des unteren Rand 32 des Seitengassacks 312 ausgebildet
ist (mittlerer Pfeil in 3). Die Gasleitungsstruktur 342 leitet
rechts und links des Kanals 350 Gas in die erste aufblasbare Kammer 28,
die im wesentlichen so ausgebildet ist wie in der ersten Ausführungsform.
In der zweiten aufblasbaren Kammer 34 und im Kanal 350 herrscht ein
höherer
Druck als in der ersten aufblasbaren Kammer 28.
-
Bei
der in 4 gezeigten Ausführungsform eines Fahrzeuginsassen-Rückhaltesystems 400 ist der
Gasgenerator 414 am oberen Ende der C-Säule 20 angeordnet.
Analog zur gerade beschriebenen Ausführungsform verläuft ein
Kanal 450 vom Gasgenerator zur zweiten aufblasbaren Kammer 34 des Seitengassacks 412.
Die Gasverteilungsstruktur 442 leitet einen genügenden Anteil
des aus dem Gasgenerator 414 ausströmenden Gases direkt und sehr schnell
zur zweiten aufblasbaren Kammer 34, so daß der gewünschte hohe
Druck sich hier sehr schnell einstellt (rechter Pfeil in 4).
-
Der
Fachmann kann natürlich
die im Zusammenhang mit den einzelnen Ausführungsformen geschilderten
Merkmale in seinem Ermessen nach Belieben kombinieren oder gegeneinander
austauschen.
-
Durch
einen beschriebenen Seitengassack mit mehreren aufblasbaren Kammern,
in denen ein unterschiedliches Druckniveau herrscht, kann ein Fahrzeuginsasse
bei einem Unfall optimal geschützt werden,
wobei Belastungsgrenzen, die für
verschiedene Körperteile
unterschiedlich sein können,
berücksichtigt
werden können.
-
Der
Abdeckbereich des Seitengassacks ist in den gezeigten Beispielen
gegenüber
den herkömmlichen
vorhangähnlichen
Seitengassäcken nach
unten erweitert, so daß nicht
nur der Kopf, sondern auch der Schulter- bzw. Thoraxbereich des Fahrzeuginsassen
vom Seitengassack geschützt werden.
Hierzu kann sich der Seitengassack bis unterhalb der Türbrüstung erstrecken.
-
Der
Oberkörper
wird also durch den Seitengassack ebenfalls geschützt. Hierdurch
erfolgt eine frühzeitige
Ankupplung des Insassen an die Deformation der Seitenstruktur, speziell
im Bereich von Körperteilen,
die ein höheres
Kraftniveau übertragen können. Diese
Ankopplung reduziert die Belastung des Thoraxbereichs.
-
Der
Seitengassack ist in unterschiedliche aufblasbare Kammern unterteilt,
so daß in
der ersten aufblasbarem Kammer im Kopfbereich ein niedriger Innendruck
und eine große
Gassacktiefe vorgesehen sein können,
die eine relativ langsame Positionierung und eine sanfte Verzögerung ermöglichen,
während in
der zweiten aufblasbaren Kammer, die den Oberkörper zurückhält, ein hoher Innendruck, sowie
eine geringe Gassacktiefe, die eine schnelle Positionierung des
Gassacks erlauben, sowie ein frühzeitiges Anschieben
des Insassen, vorgesehen sind. Hierdurch wird eine Verbesserung
der Wirkungsweise des Thoraxgassacks bzw. eine Verringerung der Thoraxbelastung
erreicht.
-
Die
Distanz zwischen dem Gasgenerator und der zweiten aufblasbaren Kammer
ist möglichst kurz
gewählt,
so daß eine
schnelle Positionierung bewirkt wird. Dies wird unterstützt durch
eine entsprechende Faltung des Gassacks (Klapp- oder Rollfaltung).
-
Die
unterschiedlichen Druckniveaus in den einzelnen aufblasbaren Kammern
lassen sich durch die Gasverteilung im Einblasmundbereich des Gassacks,
etwa durch eine geeignete Gasleitungsstruktur erreichen. Hier wird
frühzeitig
der Gasstrom aufgeteilt, so daß die
unter höherem
Druck stehende zweite aufblasbare Kammer getrennt, gezielt und schnell
befüllt
werden kann.
-
Die
Gasleitungsstruktur oder/und das Vorsehen verschiedener Abströmöffnungen
am Gasgenerator verteilt den Gasstrom auf die einzelnen aufblasbaren
Kammern und erzeugt unterschiedliche Druckniveaus. Entsprechend
der Anordnung des Gasgenerators (z.B. im unteren Bereich der C-Säule, oberhalb
der B-Säule
oder oberhalb der C-Säule)
ist vorzugsweise ein Gasleitungskanal vorgesehen, der in direkter
Strömungsverbindung
mit der zweiten aufblasbaren Kammer steht.
-
So
läßt sich
ein niedriges Druckniveau im Kopfbereich und ein hohes Druckniveau
im Schulterbereich, beides auf möglichst
kurzen Gasströmungswegen,
erreichen.
-
Die
Konstruktion des Seitengassacks erlaubt es, ohne großen Aufwand
auch einen Fahrzeuginsassen auf dem Rücksitz ebenfalls im Kopf- und
Thoraxbereich zu schützen.
-
Ist
der Gasgenerator unten in der C-Säule angeordnet, bietet sich
eine optimale Lösung
für den Schulterbereich
hinterer Fahrzeuginsassen.
-
Bei
einem Gasgenerator oberhalb der B-Säule läßt sich durch einen separaten,
T-förmigen Kanal
ebenfalls eine befriedigende Befüllung
der zweiten aufblasbaren Kammer erreichen. Vorteilhaft ist hier
natürlich,
daß für Fahrzeuginsassen
auf dem Vorder- bzw. Rücksitz
die Strömungswege
in die aufblasbaren Kammern in etwa gleich lang sind.
-
Ist
der Gasgenerator oberhalb der C-Säule angeordnet, besteht zwar
eine lange Distanz für
den Gasfluß zum
vorderen Fahrzeuginsassen, jedoch ist der hintere Fahrzeuginsasse
sehr gut geschützt.
Für den
vorderen Fahrzeuginsassen kann eventuell ein zusätzlicher (nicht gezeigter)
Thoraxgassack, z.B. in der Tür
oder im Fahrzeugsitz vorgesehen sein.