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Die
Erfindung bezieht sich auf eine monokristalline Halbleiterscheibe,
die Bereiche mit einer sehr niedrigen und homogenen Dichte der GOI-relevanten
Defekte aufweist. Die Erfindung bezieht sich weiterhin auch auf
ein Verfahren zur Ausheilung GOI-relevanter Defekte in einer monokristallinen Halbleiterscheibe,
wobei zumindest eine Seite der Halbleiterscheibe mit einem Laser
bestrahlt wird.
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Halbleiterscheiben,
insbesondere Siliciumscheiben, werden in der Regel zur Herstellung
mikroelektronischer Bauelemente verwendet. In der Halbleiterindustrie
und insbesondere in der wissenschaftlich wie technisch sehr weit
fortgeschrittenen Siliciumtechnologie nehmen aufgrund der immer
weiter abnehmenden kleinsten Strukturgrößen der mikroelektronischen
Bauelemente die Anforderungen an die Qualität der Halbleiterscheiben immer
weiter zu.
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Um
diese Anforderungen zu erfüllen,
wurden mehrere Arten sehr defektarmer Halbleiterscheiben entwickelt:
Polierte Halbleiterscheiben, die aus äußerst defektarmen Einkristallen
hergestellt wurden (z. B.
EP0972094B1 ),
thermisch behandelte Halbleiterscheiben (z. B.
EP0829559B1 oder
US5939770 ) oder Halbleiterscheiben
mit einer epitaktisch abgeschiedenen Siliciumschicht.
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Es
hat sich jedoch herausgestellt, dass auch die besten zurzeit bekannten
Halbleiterscheiben bei bestimmten Anwendungen, wie zum Beispiel
SOI (Silicon On Insulator), Strained Silicon oder sSOI (strained
Silicon On Insulator), verbunden mit Linienbreiten (design rule) < 100 nm während der
Herstellung oder beim Betrieb der Bauelemente Probleme bereiten.
So können
Leckströme,
Kurzschlüsse,
abweichende Diodenkennlinien, Hot spots, Gate-Oxid-Versagen oder
eine schlechte Zuverlässigkeit
der Bauelemente zu Ausfall führen.
Dies wird in der Literatur umfangreich und ausführlich zum Beispiel beschrieben:
So
wird beschrieben, dass eingewachsene Vakanzenagglomerate zu Problemen
bei der Zuverlässigkeit des
Gate-Oxids [K. Yamabe, K. Taniguchi, Y. Matsushita, in Proc. of
the Internat. Reliability Phys. Symp., IEEE, NJ, 184 (1983)], Bauelementisolationsfehlern [M.
Muranaka, K. Makabe, M. Miura, H. Kato, S. Ide, H. Iwai, M. Kawamura,
Y. Tadaki, M. Ishihara, T. Kaeriyama, Jpn. J. Appl. Phys., 37, 1240
(1998)] und Fehlern in Speichergräben [E. Dornberger, D. Temmler,
W. v. Ammon, J. Electrochemical Society 149, G226–G231 (2002)]
führen.
Diese Probleme verschärfen
sich mit zunehmender Strukturverkleinerung – insbesondere dann, wenn die
Vakanzenagglomerate die Größe typischer
Bauelementgrößen wie z.
B. Gate-Längen
erreichen. Vakanzenagglomerate führen
in SOI-Strukturen zu kleinen Grübchen
und bei sehr dünnen
Siliciumfilmen zu Löchern
und damit „Killerdefekten” [G. K.
Keller, S. Cristoloveanu, J. Appl. Phys. 93, 4955 (2003)].
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Die
oben genannten Halbleiterscheiben können die Ansprüche, die
künftige
Bauelementegenerationen stellen, insbesondere was die flächigen und lokalen
Eigenschaften der Defekthomogenität betrifft, nur unzureichend
erfüllen.
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Es
stellte sich somit die Aufgabe, eine Halbleiterscheibe zur Verfügung zu
stellen, bei der die beschriebenen Probleme auch bei weiterer Miniaturisierung
der Bauelemente nicht auftreten.
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Die
Aufgabe wird gelöst
durch eine monokristalline Halbleiterscheibe, die zu mindestens
80% aus Silicium besteht und die defektreduzierte Bereiche aufweist,
wobei diese defektreduzierten Bereiche eine Dichte der GOI-relevanten
Defekte im Bereich von 0/cm2 bis 0,1/cm2 aufweisen und insgesamt einen Flächenanteil
von 10% bis < 100%
der ebenen Fläche
der Halbleiterscheibe einnehmen, wobei die Dichte der GOI-relevanten Defekte
in den übrigen Bereichen
wenigstens doppelt so groß ist
wie in den defektreduzierten Bereichen. Die Aufgabe wird ebenfalls
gelöst
durch eine monokristalline Halbleiterscheibe, die zu mindestens
80% aus Silicium besteht und die einen 100% ihrer Fläche entsprechenden
defektreduzierten Bereich mit einer Dichte der GOI-relevanten Defekte
im Bereich von 0/cm2 bis 0,1/cm2 aufweist.
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Als „GOI-relevante” Defekte
werden alle Defekte bezeichnet, die sich negativ auf die Güte eines an
der entsprechenden Stelle hergestellten Gate-Oxids auswirken. Die
Dichte der GOI-relevanten
Defekte wird vorzugsweise mit Hilfe des in
DE19835616A1 offenbarten
Verfahrens der IR-Lock-In-Thermographie
gemessen, da dieses Verfahren eine großflächige Detektion genau jener Defekte
ermöglicht,
die GOI-Defekte verursachen. Damit sind, im Gegensatz zu den bekannten GOI-Tests, auch sehr
geringe Defektdichten von beispielsweise 0,1/cm
2 quantitativ
bestimmbar.
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Andere
Nachweismethoden, wie z. B. Laser-Scanning-Methoden, mit denen die
gesamte Scheibenoberfläche
auf Defekte hin untersucht wird, eignen sich dagegen deutlich schlechter,
da die mit diesen Methoden detektierten Defekte zwar zu einem Ausfall
eines Bauelements führen
können,
aber nicht notwendigerweise dazu führen müssen. Es werden auch Defekte
detektiert, die keinen Einfluss auf die GOI-Güte haben, wie z. B. an der
Oberfläche
haftende Partikel. Andererseits wird bei der Herstellung mikroelektronischer
Bauelemente nicht nur die Oberfläche
der Halbleiterscheibe genutzt, sondern auch eine gewisse Schicht
unterhalb der Oberfläche.
Dies bedeutet, dass Nachweismethoden, die nur die Scheibenoberfläche bzw.
eine für
das spätere
Bauelement unzureichende Tiefe senkrecht zur Oberfläche untersuchen,
grundsätzlich
nicht alle GOI-relevanten Defekte auffinden können.
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GOI-relevante
Defekte sind beispielsweise Vakanzenagglomerate (engl. „crystal
originated particles”,
COPs oder Voids) oder Sauerstoffpräzipitate (engl. auch „bulk micro
defects”,
BMDs, genannt).
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Erfindungsgemäß nehmen
die defektreduzierten Bereiche der Halbleiterscheibe einen Anteil von
10% bis 100% der ebenen Fläche
der Halbleiterscheibe ein. Als ebene Fläche wird der gesamte Bereich
der im Wesentlichen parallelen Flächen der Halbleiterscheibe
bezeichnet. Dieser Bereich wird maximal für die Herstellung mikroelektronischer
Bauelemente genutzt. Nicht zur ebenen Fläche gehört dagegen eine in der Regel
vorhandene Abschrägung oder
Verrundung am Rand, d. h. im Umfangsbereich der Halbleiterscheibe.
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Die
defektreduzierten Bereiche weisen eine sehr geringe und vorzugsweise äußerst homogene Dichte
GOI-relevanter Defekte auf. Vorzugsweise weicht die Dichte der GOI-relevanten
Defekte an beliebigen Orten innerhalb der defektreduzierten Bereiche
um maximal 10% vom Mittelwert der in den defektreduzierten Bereichen
bestimmten Dichte der GOI-relevanten Defekte ab. Die übrigen Bereiche
der Halbleiterscheibe weisen eine deutlich höhere Defektdichte auf als die
defektreduzierten Bereiche. Erfindungsgemäß ist die Dichte der GOI-relevanten
Defekte in den übrigen
Bereichen – sofern
solche vorhanden sind – wenigstens
doppelt so groß wie
in den defektreduzierten Bereichen.
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Die
erfindungsgemäßen defektreduzierten Bereiche
haben vorzugsweise eine definierte laterale Ausdehnung, d. h. eine
definierte Ausdehnung parallel zur Oberfläche der Halbleiterscheibe.
Dies äußert sich
dadurch, dass sich an den Grenzen zwischen den defektreduzierten
Bereichen und den übrigen Bereichen
der Halbleiterscheibe die Dichte der GOI-relevanten Defekte sprunghaft ändert. Vorzugsweise ändert sich
die Dichte der GOI-relevanten Defekte an den Grenzen zwischen den
defektreduzierten Bereichen und den übrigen Bereichen entlang einer
parallel zu den ebenen Flächen
der Halbleiterscheibe und senkrecht zur jeweiligen Grenze zwischen
dem defektreduzierten und dem nicht defektreduzierten Bereich verlaufenden
Strecke mit einer Länge
von 0,5 mm um wenigstens einen Faktor 2. Im Gegensatz zu Halbleiterscheiben
gemäß dem Stand der
Technik, die ebenfalls Bereiche mit einer relativ geringen Dichte
der GOI-relevanten Defekte und andere Bereiche mit einer relativ
hohen Dichte der GOI-relevanten Defekte aufweisen, gehen diese verschiedenen
Bereiche bei einer erfindungsgemäßen Halbleiterscheibe
nicht fließend
ineinander über,
sondern sind scharf voneinander abgegrenzt.
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Defektoptimiertes
Silicium gemäß dem Stand
der Technik weist eine hohe Dichte sehr kleiner Defekte mit einem
Durchmesser von weniger als 30 nm auf. Dagegen weist die erfindungsgemäße Halbleiterscheibe
auch eine sehr niedrige Dichte dieser kleinen Defekte auf. Im Unterschied
zum Stand der Technik erreichen die erfindungsgemäßen Halbleiterscheiben
eine Dichte der GOI-relevanten
Defekte von bis zu 0/cm2.
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Vorzugsweise
erstrecken sich die defektreduzierten Bereiche über die gesamte Dicke der Halbleiterscheibe.
Damit unterscheiden sie sich auch in diesem Merkmal deutlich von
den herkömmlichen defektarmen
Schichten an der Oberfläche
von Halbleiterscheiben, die beispielsweise durch geeignete thermische
oder epitaktische Verfahren erzeugt werden. Die Tiefe dieser bekannten
defektarmen Schichten beträgt
in der Regel nur einige Mikrometer.
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Im
Folgenden wird die Erfindung anhand von Figuren näher beschrieben:
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1 zeigt
GOI-relevante Defekte im Randbereich eines Quadranten einer erfindungsgemäßen Siliciumscheibe,
die mit Hilfe des in
DE19835616A1 offenbarten
Verfahrens gemessen wurden. Die Defekte werden als helle Punkte
dargestellt.
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2 zeigt
analog zur 1 GOI-relevante Defekte auf
einem Quadranten einer nicht erfindungsgemäßen Siliciumscheibe.
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3 zeigt
eine schematische Darstellung einer Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens,
bei der die Halbleiterscheibe helikal mit dem Laserstrahl abgerastert
wird.
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4 zeigt
Defekte hinter der Bruchkante einer Siliciumscheibe vor Bestrahlung
mit einem Laser.
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5 zeigt
dieselbe Bruchkante wie 4, jedoch nach kurzer Bestrahlung
mit einem Laser.
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Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform der
Erfindung nehmen die defektreduzierten Bereiche im Wesentlichen
die gesamte ebene Fläche
der Halbleiterscheibe ein. Darunter ist vorzugsweise ein Flächenanteil
von 95% bis 100% der ebenen Fläche der
Halbleiterscheibe zu verstehen. Die Vorteile dieser Ausführungsform
stellen die erreichbare Homogenität, eine höhere Ausbeute bei der Chip-Produktion,
maximale Flächennutzung
und einfache Produktions- und Prozessabläufe dar.
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Ein
Beispiel für
diese Ausführungsform
ist in
1 dargestellt. Die GOI-relevanten Defekte wurden
mit Hilfe des in
DE19835616A1 offenbarten
Verfahrens gemessen. Die gesamte ebene Fläche des dargestellten Quadranten
der erfindungsgemäßen Siliciumscheibe
3 ist
dunkel, d. h. nahezu defektfrei. Lediglich im abgeschrägten Randbereich
6,
d. h. außerhalb
der ebenen Fläche,
ist an der Vielzahl heller Stellen eine relativ hohe Defektdichte
zu erkennen. Im Vergleich dazu stellt
2 eine mit
der gleichen Methode vermessene Siliciumscheibe gemäß dem Stand
der Technik dar. Bei dieser Scheibe ist auf der gesamten ebenen
Fläche
eine relativ hohe Dichte GOI-relevanter Defekte erkennbar.
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Gemäß einer
anderen bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung nehmen die defektreduzierten Bereiche nur einen Teil
der ebenen Fläche
der Halbleiterscheibe ein, vorzugsweise einen Flächenanteil von 10% bis 95%
der ebenen Fläche.
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Vorzugsweise
decken sich die defektreduzierten Bereiche mit den Bereichen auf
der Halbleiterscheibe, in denen es auf eine hohe GOI-Güte ankommt.
Dies sind Bereiche, in denen Bauelemente, wie zum Beispiel Transistoren
und Speicherbausteine erzeugt werden.
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Die übrigen,
nicht defektreduzierten Bereiche befinden sich gemäß dieser
Ausführungsform
an Stellen, an denen es nicht auf eine hohe GOI-Güte ankommt,
weil in diesen Bereich kein Gate-Oxid
hergestellt wird. Dies ist beispielsweise entlang der Linien der
Fall, an denen die Halbleiterscheibe nach Herstellung der Bauelemente
und ggf. Rückdünnen (z.
B. Rückschleifen)
auseinander geschnitten wird (engl. „dicing”), um die einzelnen Mikrochips
voneinander zu trennen. Auch an den Stellen, an denen Leiterbahnen
auf die Halbleiterscheibe aufgebracht werden, sind GOI-relevante
Defekte unkritisch.
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Weitere
Bereiche, in denen die GOI-Güte keine
Rolle spielt, sind beispielsweise Testbereiche (außer für einen
GOI-Test), Kontaktbereiche oder Bereiche, die eine Scheibenkennung
tragen oder für
die Aufbringung laufender Chip-Nummern oder Justiermarken vorgesehen
sind.
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Dies
bedeutet, dass die Lage der defektreduzierten Bereiche durch die
Anordnung der mikroelektronischen Bauelemente, die später auf
der Halbleiterscheibe hergestellt werden, festgelegt wird. Bei dieser
Ausführungsform
der Erfindung muss die beabsichtigte spätere Anordnung der relevanten
Bauelemente bereits zum Zeitpunkt der Herstellung der erfindungsgemäßen Halbleiterscheibe
bekannt sein.
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Diese
Ausführungsform
der Erfindung hat zwei wesentliche Vorteile: Erstens muss nur auf
einem Teil der Fläche
der Halbleiterscheibe die Dichte der GOI-relevanten Defekte reduziert
werden, was die Wirtschaftlichkeit der Herstellung erhöht. Zweitens
wirken die GOI-relevanten Defekte, insbesondere die BMDs (Bulk Micro
Defects), als Getterzentren, d. h. sie binden metallische Verunreinigungen,
mit denen die Halbleiterscheibe während der Herstellung der Bauelemente
zwangsläufig
kontaminiert wird und die die Leitungscharakteristik des Halbleitermaterials in
unkontrollierter und unerwünschter
Weise verändern.
Das Vorhandensein von BMDs in Bereichen, in denen keine hohe GOI-Güte erforderlich ist, ist daher wünschenswert.
Bei dieser Ausführungsform
sind somit sowohl eine äußerst geringe
und homogene Dichte der GOI-relevanten Defekte in den kritischen
Bereichen als auch eine gute Getterfähigkeit gewährleistet.
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Die
Halbleiterscheibe besteht im Wesentlichen, d. h. zu mindestens 80%,
aus Silicium. Die Halbleiterscheibe kann auch aus im Wesentlichen reinem
Silicium bestehen, dem lediglich die üblichen Dotierstoffe zugesetzt
sind.
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Die
erfindungsgemäße Halbleiterscheibe kann
durch eine geeignete Bestrahlung einer Halbleiterscheibe mit einem
Laser hergestellt werden.
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Die
Erfindung bezieht sich daher auch auf ein Verfahren zur Ausheilung
GOI-relevanter Defekte in einer monokristallinen Halbleiterscheibe,
die zu mindestens 80% aus Silicium besteht, wobei definierte Bereiche
zumindest einer Seite der Halbleiterscheibe mit einem Laser bestrahlt
werden, dadurch gekennzeichnet, dass jeder Ort innerhalb der definierten
Bereiche für
eine Dauer von mindestens 25 ms mit einer Leistungsdichte von 1
GW/m2 bis 10 GW/m2 bestrahlt
wird, wobei der Laser Strahlung einer Wellenlänge zwischen 1 μm und 7 μm emittiert und
wobei die Temperatur der Halbleiterscheibe durch die Bestrahlung
mit dem Laser um weniger als 20 K ansteigt.
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Verfahren
zur Behandlung von Halbleitermaterialien mit Laserstrahlung sind
im Stand der Technik bekannt. Beispielsweise offenbart
DD249998A1 die Bestrahlung
einer Siliciumscheibe mit einer Lichtquelle, beispielsweise einem
Laser, wobei die Lichtquelle jedoch so zu wählen ist, dass sie einen hohen Anteil
an Wellenlängen
unterhalb der Absorptionskante von Silicium aussendet, damit die
Strahlung von der Siliciumscheibe absorbiert und die Scheibe dadurch
erhitzt wird, um getterfähige
Defekte zu erzeugen.
EP68094A2 offenbart
ein Verfahren, bei dem eine bereits im Rahmen der Bauelementeherstellung
strukturierte Scheibe lokal mit einem Laser bestrahlt wird, um durch
lokales Aufschmelzen polykristalliner Siliciumbereiche diese Bereiche
zu rekristallisieren. Zu diesem Zweck muss ein Laser verwendet werden,
dessen Strahlung von Silicium absorbiert wird, der also Licht mit
einer Wellenlänge
unterhalb der Absorptionskante von Silicium aussendet. Beispielsweise
wird ein frequenzverdoppelter Nd:YAG-Laser mit einer Wellenlänge von
532 nm verwendet.
US6743689B1 offenbart
ein ähnliches Verfahren,
bei dem eine bereits strukturierte Halbleiterscheibe im Verlauf
der Bauelementeherstellung lokal mit einem Laser bestrahlt wird,
um amorphe Bereiche durch eine Erhöhung der Temperatur auf 1200 bis
1300°C zu
kristallisieren.
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Alle
diese bekannten Verfahren verfolgen das Ziel, die Temperatur der
Halbleiterscheibe durch Absorption der Laserstrahlung lokal stark
zu erhöhen,
um gewisse Effekte zu erreichen.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
arbeitet dagegen mit einer Wellenlänge, die oberhalb der Absorptionskante
des Halbleitermaterials liegt. Die Absorptionskante von Silicium
liegt bei 1,1 eV, dies entspricht einer Wellenlänge von etwa 1050 nm. Für diese
Strahlung ist das Halbleitermaterial somit im Wesentlichen transparent,
sie wird nur in geringem Umfang vom Halbeitermaterial absorbiert.
Aus diesem Grund steigt die Temperatur der Halbleiterscheibe durch
die Bestrahlung mit dem Laser um weniger als 20 K, vorzugsweise
sogar um weniger als 6 K an. Mit dem Begriff „Temperatur der Halbleiterscheibe” ist die mittlere,
d. h. die globale Temperatur der Halbleiterscheibe gemeint. Die
Temperatur der Halbleiterscheibe wird während der Bestrahlung mit dem
Laser vorzugsweise im Bereich von 20°C bis 50°C gehalten. Lediglich am gerade
bestrahlten Ort der Halbleiterscheibe kann die lokale Temperatur
deutlich höhere Werte
erreichen, sie steigt jedoch vorzugsweise nicht über 800°C.
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Trotzdem
können überraschenderweise
in der Halbleiterscheibe vorhandene Defekte durch die erfindungsgemäße Bestrahlung
ausgeheilt werden, ohne die Temperatur der Halbleiterscheibe nennenswert
zu erhöhen.
Beispielsweise können
COP-Defekte und BMD-Defekte in monokristallinen Siliciumscheiben,
die bei den meisten Kristallziehprozessen unvermeidlich sind, durch
die erfindungsgemäße Bestrahlung
aufgelöst
werden.
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Die
Wirkungsweise des erfindungsgemäßen Verfahrens
kann folgendermaßen
erklärt
werden: Obwohl das Halbleitermaterial selbst wenig Strahlung absorbiert,
die Temperatur des gerade bestrahlten Volumens der Halbleiterscheibe
nicht über
800°C steigt
(was für
das Ausheilen von Defekten nicht ausreicht) und die globale Temperatur
der Scheibe nahezu unverändert
bleibt, findet doch eine Interaktion der Defekte mit der Strahlung
statt. Berechnungen zeigen, dass lokal auf den Defekt begrenzte
Temperaturerhöhungen
um einige 10.000 K möglich
sind, solange der Defekt optische Eigenschaften besitzt, die sich
vom umgebenden Silicium unterscheiden. Derartige Eigenschaften gründen auf
Bereichen mit anderer Lichtbrechung und Oberflächen von Hohlräumen im
Halbleitermaterial. Sobald sich der Defekt auflöst, beispielsweise im Fall
eines COPs durch Diffusion von Vakanzen vom COP ins Kristallgitter
oder im Fall eines BMDs durch Diffusion von Sauerstoff vom BMD ins
Kristallgitter (wobei der Sauerstoff als interstitieller Sauerstoff
vorliegt), streut der Defekt nicht mehr. Es erfolgt keine weitere
Absorption von Strahlungsenergie und die lokal stark erhitzte Stelle gibt
ihre Wärmeenergie
sofort an das kalte umgebende Halbleitermaterial ab. Durch den unverzüglich erfolgenden
Temperaturausgleich sinkt die Temperatur im Bereich des ehemaligen
Defekts so schnell auf den Ausgangswert ab, dass keine Reaggregation
der Vakanzen zu einem neuen COP oder des Sauerstoffs zu einem neuen
BMD erfolgen kann.
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Mit
dem erfindungsgemäßen Verfahren
lässt sich
eine erfindungsgemäße Halbleiterscheibe
mit sehr niedriger und homogener Dichte GOI-relevanter Defekte herstellen,
da jede Stelle der Halbleiterscheibe, die in einem der gewünschten
defektreduzierten Bereichen liegt, unter absolut identischen Bedingungen
behandelt werden kann.
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Dies
ist mit den Verfahren des Stands der Technik nicht möglich. Diese
Verfahren sehen beispielsweise besondere Bedingungen bei der Herstellung
des Einkristalls (z. B. durch Kristallziehen nach Czochralski) vor,
um die Entstehung von Defekten möglichst
weitgehend zu unterdrücken.
Mit CZ-Verfahren kann keine lokale Beeinflussung erfolgen, weil sich
immer radialsymmetrische Eigenschaftsverteilungen einstellen. Eine
andere Möglichkeit
gemäß dem Stand
der Technik besteht darin, eine monokristalline Halbleiterscheibe,
die GOI-relevante Defekte in einer bestimmten Größenverteilung und Dichte aufweist,
einer thermischen Behandlung zu unterwerfen, um die Defekte, zumindest
in einer oberflächennahen
Schicht, auszuheilen. Inhomogenitäten des Rohmaterials können auch
durch eine homogene Temperaturbehandlung nicht vollständig ausgeglichen
werden. Mit den bekannten Verfahren ist es außerdem nicht möglich, lokal
die Eigenschaften der Halbleiterscheibe zu beeinflussen, weil bei
der Entwicklung dieser Verfahren immer besonderer Augenmerk darauf
gelegt wurde, ganze Halbleiterscheiben in möglichst kurzer Zeit zu verarbeiten.
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Bei
thermisch behandelten Halbleiterscheiben entsteht eine sehr defektarme
Schicht (so genannte „denuded
zone”)
an der Oberfläche,
während in
der Tiefe der Halbleiterscheibe weiterhin Defekte nachweisbar sind.
Dagegen erreicht man durch Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens
eine Defektreduzierung über
die gesamte Dicke der Halbleiterscheibe.
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Da
die Halbleiterscheibe beim erfindungsgemäßen Verfahren nicht global
erwärmt
wird, ergeben sich weitere Vorteile gegenüber den Verfahren des Stands
der Technik:
Das thermische Budget der Halbleiterscheibe wird durch
die erfindungsgemäße Behandlung
nicht erhöht.
Dies bedeutet, dass keine Nukleation und keine Diffusion im Festkörper stattfinden
und somit andere Defekttypen nicht entstehen oder wachsen können. Da
keine Kontamination an den Oberflächen erfolgt, bleibt die Ladungsträgerlebensdauer
nahezu unverändert.
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In
der global kalten Halbleiterscheibe finden praktisch keine Diffusionsvorgänge statt.
Bei der Herstellung des Einkristalls eingestellte Dotierstoffkonzentrationen
bleiben daher unverändert
erhalten.
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Die
mechanischen Eigenschaften der Halbleiterscheibe werden durch die
erfindungsgemäße Behandlung
weder temporär
noch dauerhaft verändert.
Für wachsende
Scheibendurchmesser, wie 200 mm und größer (z. B. 300 mm und 450 mm
Scheibendurchmesser), ergeben sich wachsende Punktbelastungen in
den Auflagen für
thermische Prozesse. Im Gegensatz dazu besteht beim erfindungsgemäßen Verfahren
keine Gefahr einer plastischen Verformung der Halbleiterscheibe,
die zu Schäden
am Kristallgitter, insbesondere zu Vergleitungen (engl. „slip”) führt. Generell
können
sich Vergleitungen im kalten Halbleitermaterial nicht ausbreiten.
Thermische Gradienten sind lokal auf die Bereiche im Laserstrahl
und um die Defekte begrenzt. Somit treten keine globalen thermischen
Spannungen in der Halbleiterscheibe auf. Dadurch ist die Gefahr
eines Bruchs der Halbleiterscheibe während und nach der Behandlung
deutlich vermindert.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
wird in der Regel auf im Wesentlichen runde, unstrukturierte Halbleiterscheiben
angewandt. Vorzugsweise ist als Ausgangsmaterial eine Halbleiterscheibe
mit Defekten zu wählen,
die im Mittel einen Durchmesser von weniger als 70 nm aufweisen,
da kleine Defekte schneller aufgelöst werden und sich dadurch
der Zeitaufwand für
das Verfahren reduziert. Halbleiterscheiben mit einem mittleren
Defektdurchmesser von über
70 nm können
durch das erfindungsgemäße Verfahren
ebenfalls von den GOI-relevanten Defekten befreit werden, wobei
jedoch längere
Bestrahlungszeiten zu wählen
sind.
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Die
konkreten Parameter der Laserbestrahlung hängen von den Eigenschaften
des Halbleitermaterials ab. Da Silicium das zurzeit wichtigste Halbleitermaterial
ist, werden konkrete Parameter für
Silicium beschrieben.
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Im
Fall von Silicium eignen sich Laser, die Licht mit einer Wellenlänge von
1 μm bis
7 μm emittieren,
beispielsweise
1,060 μm
(InGaAsP Diodenlaser),
1,064 μm (Nd:YAG-Laser),
2,127 μm (Ho:YAG-Laser),
2,940 μm (Er:YAG-Laser).
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Besonders
bevorzugt sind die Wellenlängen 1,064 μm und 4,25 μm, da hier
eine besonders niedrige Absorption im Silicium vorliegt.
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Die
Leistungsdichte des Laserstrahls liegt im Fall des Siliciums im
Bereich von 1 GW/m2 bis 10 GW/m2.
Der Laserstrahl wird vorzugsweise auf einen nicht divergenten Strahl
mit einem Durchmesser von 3 μm
bis 10 μm
eingestellt.
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Die
Absorption von Energie (in W) ist proportional zum Querschnitt des
Defekts, d. h. zum Quadrat seines Radius, während das Volumen des Defekts
proportional zum Kubik des Defektradius ist. Um den Defekt mit Schmelze
zu füllen,
braucht man eine Energie, die vom Volumen abhängt. Der Querschnitt ist die
Licht-einfangende Größe.
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Die
Energiedichte limitiert also die Größe der Defekte, die ausgeheilt
werden können.
Die Einstellung einer beliebig hohen Energiedichte ist nicht möglich, da
die Halbleiterscheibe schmilzt und die Oberflächenqualität zerstört wird. Bei Anwendung einer
noch höheren
Energiedichte würde
man die Halbleiterscheibe mit dem Laserstrahl schneiden, was hier
unerwünscht
ist.
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4 zeigt
frontal eine Bruchkante einer herkömmlichen, defektreduzierten
Siliciumscheibe, die mit dem Messgerät „Bulk Micro Defect Analyzer MO-441” (Fa. Mitsui
Mining and Smelting, Japan) auf Defekte untersucht wurde. Zur Präparation
der Probe wurde eine Siliciumscheibe entlang einer Vorzugsrichtung
des Kristallgitters senkrecht zu ihren ebenen Flächen gebrochen. Bei der Messung
werden einzelne Defekte, die in einem Bereich von 20 bis 30 μm hinter
der Bruchkante liegen detektiert und ihre Lage sichtbar gemacht.
Es sind insgesamt 26 Defekte als dunkle Punkte erkennbar. Anschließend wurden
die an die Bruchkante angrenzenden Bereiche der Siliciumscheibe
für sehr
kurze Zeit mit einem Laser bestrahlt. 5 zeigt
dieselbe Siliciumscheibe nach dieser Behandlung. Von den 26 ursprünglich vorhandenen
Defekten sind vier kleine Defekte nicht mehr nachweisbar. Diese
sind in den 4 und 5 mit Pfeilen
gekennzeichnet. Um alle, einschließlich der großen Defekte
aufzulösen,
ist eine längere
Bestrahlungsdauer notwendig.
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Eine
erfindungsgemäß hergestellte
Halbleiterscheibe weist naturgemäß eine hohe
Dichte nicht agglomerierter Punktdefekte auf (insbesondere Vakanzen
und interstitiellen Sauerstoff). Die Punktdefekte können mittels
einer nachfolgenden thermischen Behandlung aus der Halbleiterscheibe
ausdiffundiert (im Fall von Sauerstoff) beziehungsweise mit interstitiellem
Silicium rekombiniert werden (im Fall von Vakanzen), falls dies
für die
vorgesehene Verwendung der Halbleiterscheibe erforderlich oder vorteilhaft
ist. Sollen die durch die Auflösung
der COPs gebildeten freien Vakanzen eliminiert werden, wird die
Siliciumscheibe nach Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens einer thermischen
Behandlung unterworfen, die geeignet ist, interstitielle Siliciumatome
zu injizieren, die mit den Vakanzen rekombinieren können.
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Bei
der in 3 dargestellten bevorzugten Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Verfahrens
wird die gesamte Oberfläche
der Halbleiterscheibe 3 mit einem Laser 1 abgerastert.
Möglich
ist auch der gleichzeitige Einsatz mehrerer Laser. Das Material
der Halbleiterscheibe ist für
den Laserstrahl 2 weitgehend transparent. Der Laserstrahl 2 weist
einen definierten Querschnitt auf. Um die gesamte Fläche der
Halbleiterscheibe 3 zu behandeln, lässt man die Halbleiterscheibe
um ihre Achse rotieren (4). Gleichzeitig verschiebt man
die relative Position von Laser 1 und Halbleiterscheibe 3 langsam
in radialer Richtung (5). Dies geschieht vorzugsweise derart, dass
der Bereich, in dem der Laserstrahl 2 auf die Halbleiterscheibe 3 trifft,
nach einer Rotation um nicht mehr als einen Strahldurchmesser in
radialer Richtung wandert. In ähnlicher
Art und Weise lässt
sich eine ganzflächige
Behandlung auch dadurch erreichen, dass die Halbleiterscheibe zeilenweise
abgerastert wird. In diesem Fall ist die Rotation 4 der Halbleiterscheibe 3 durch
eine zweite lineare Bewegung, vorzugsweise senkrecht zur Bewegung 5 gerichtet, zu
ersetzen.
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Beim
Abrastern können
Randbereiche der Halbleiterscheibe von der Bestrahlung ausgenommen
werden. Ebenso können
Bereiche ausgenommen werden, die nicht in defektreduzierte Bereiche umgewandelt
werden sollen. Da die Bestrahlung lokal geschieht, können sowohl
homogene als auch gezielt inhomogene Eigenschaften der Defektverteilung
erzeugt werden. In jedem Fall wird die Relativbewegung zwischen
Laser und Halbleiterscheibe so gesteuert, dass jeder Ort innerhalb
eines Bereichs, der in einen defektreduzierten Bereich umgewandelt werden
soll, zumindest für
25 ms bestrahlt wird.
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In
einer weiteren Ausführungsform
wird die Defektverteilung auf der Halbleiterscheibe vor der Laserbehandlung
gemessen und die Parameter der Laserbehandlung an die lokalen Defektgrößen etc. angepasst.
Hierdurch wird auch der Durchsatz und damit die Wirtschaftlichkeit
der Methode verbessert.
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Weitere
bevorzugte Ausführungsformen
des erfindungsgemäßen Verfahrens
ergeben sich durch eine Anpassung an die Eigenschaften der Halbleiterscheibe
vor der erfindungsgemäßen Behandlung
sowie an die gewünschten
Eigenschaften nach dieser Behandlung. Durch die Art und Größe der aufzulösenden Defekte
werden insbesondere die Leistungsdichte des Laserstrahls und die
erforderliche Dauer der Bestrahlung definiert:
Beispielsweise
wird eine Bestrahlungsdauer von mehr als 25 ms und eine Leistungsdichte
des Laserstrahls zwischen 5 und 10 GW/m2 benutzt,
um COPs mit einem Durchmesser von weniger als 90 nm in einer Siliciumscheibe
aufzulösen.
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Eine
Bestrahlungsdauer von mehr als 25 ms und eine Leistungsdichte des
Laserstrahls zwischen 7,5 und 10 GW/m2 wird
angewandt, um die Oxidschicht an der Innenwand von COPs mit einem Durchmesser
von weniger als 1250 nm zu zerstören. COPs mit
Oxidschicht und einem Durchmesser von weniger als 90 nm können unter
diesen Bedingungen vollständig
aufgelöst
werden.
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Zum
Auflösen
von BMDs kann eine Leistungsdichte von mehr als 1 GW/m2 und
eine Belichtungszeit von mehr als 25 ms eingesetzt werden.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
ist in der Lage, alle erfindungsgemäßen Halbleiterscheiben gemäß der Ansprüche 1 bis
8 herzustellen, ist aber nicht darauf beschränkt.