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Die
Erfindung betrifft eine Zellkulturvorrichtung, ein Verfahren zur
Herstellung der Vorrichtung und ein Zellkulturverfahren mit einer
derartigen Vorrichtung.
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Aus
dem Stand der Technik bekannt sind Zellkulturgefäße und Vorrichtungen aus Kunststoffen,
wie Polypropylen, Polystyrol oder auch aus Glas. Diese Gefäße bzw.
Vorrichtungen sind in den verschiedensten Ausgestaltungen erhältlich und
werden seit vielen Jahren routinemäßig verwendet, beispielsweise
in Form von Zellkulturflaschen, Reagenzgläsern, Multiwell-Platten, Petrischalen
und so weiter.
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Polypropylen
und Polystyrol sind thermoplastische Kunststoffe. Die Substanzen
sind physiologisch unbedenklich und auch für Lebensmittelverpackungen
uneingeschränkt
zugelassen.
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Bei
den verwendeten Glassorten für
die Zellkultur handelt es sich beispielsweise um Kalknatronglas
oder um Borosilikatglas. Die Gläser
werden aufgrund ihrer optischen Eigenschaften und ihrer hervorragenden
Beständigkeit
gegenüber
Chemikalien und hohen Temperaturen gerne für den Laboreinsatz verwendet.
Diese Oberflächen
erlauben die Kultur von Zellen, ohne das weitere chemische Modifikationen
der Oberfläche
zwingend erforderlich wären.
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Nachteilig
erlauben die erwähnten
Gläser und
Kunststoffe aber keine langfristige Untersuchung und Kultur der
Zellen unter in vivo ähnlichen
Bedingungen.
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Trotz
dieses signifikanten Nachteils werden sie routinemäßig in vielen
wissenschaftlich und wirtschaftlich relevanten Fragestellungen,
etwa dem Wirkstoff-Screening
oder in der Krebsforschung eingesetzt.
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Aus
Discher et al. (Discher D.E., Janmey P., Yu-Li Wang (2005). Tissue
cells feel and respond to the stiffness of their substrate. Science,
310, 1139–1143)
ist bekannt, dass Gewebezellen auf die Steifheit ihrer Substrate
reagieren können.
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Nachteilig
sind auch die hieraus bekannten Substrate für langfristig angelegte Zellkulturen
und für
die Lagerung bzw. Aufbewahrung ungeeignet.
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Aufgabe
der Erfindung ist es, eine Zellkulturvorrichtung bereit zu stellen,
welche eine Zellkultur unter in vivo ähnlichen Bedingungen ermöglicht.
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Die
Aufgabe wird durch eine Vorrichtung gemäß Hauptanspruch und ein Verfahren
zu deren Herstellung gemäß Nebenanspruch
gelöst.
Vorteilhafte Ausgestaltungen ergeben sich aus den darauf jeweils
rückbezogenen
Patentansprüchen.
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Die
Zellkulturvorrichtung ist erfindungsgemäß gekennzeichnet durch eine
unstrukturierte Oberfläche
aus einem Elastomer. Die Zellkulturvorrichtung weist demnach eine
ebene Oberfläche
aus einem Elastomer auf.
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Im
Rahmen der Erfindung wurde erkannt, dass der elastischen Eigenschaft
einer Zellkulturoberfläche,
physikalisch ausgedrückt
in Form des Young-Modulus, eine entscheidende Bedeutung bei der
Kultur von Zellen unter in vivo ähnlichen
Bedingungen zukommt.
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Der
Young-Modulus ist auch als E-Modul oder Elastizitätsmodul
bekannt.
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Elastomere
weisen einen je nach Art der Ausgangssubstanzen und je nach Herstellungsverfahren
bestimmten, reproduzierbar einstellbaren Young-Modulus auf.
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Elastomere
sind vorteilhaft zur Kultur von Zellen viel besser geeignet, als
die nach Stand der Technik verwendeten Zellkulturgefäße mit harter Oberfläche. Dabei
kommt es weniger auf die chemische Zusammensetzung des Elastomers
an, als vielmehr auf die physikalische Eigenschaft, ausgedrückt in Form
des Young-Modulus.
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Es
wurde erkannt, dass die elastische Oberfläche bezüglich der Weichheit und Elastizität als naturnah
zu bezeichnen ist. Das Elastomer erlaubt vorteilhaft quasi eine
Kultur der Zellen unter in situ bzw. in vivo ähnlichen Bedingungen.
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Im
Rahmen der Erfindung wurde weiterhin erkannt, dass die gemäß Stand
der Technik häufig eingesetzten
Materialien, wie Polypropylen oder Polystyrol, eine viel zu große Härte mit
einem E-Modul von etwa 109 Pa aufweisen.
Derartige Materialien sind in Bezug auf die Elastizität nicht
als naturnah zu bezeichnen. Das Gleiche gilt auch für das ebenfalls häufig eingesetzte Kalknatronglas
(E-Modul 7,3·1010 Pa, Poissonzahl: 0,22) und für Borosilikatglas
(E-Modul 6,3·1010 Pa, Poissonzahl: 0,2).
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Im
Rahmen der Erfindung wurde zudem erkannt, dass die bisher angewendeten
Kulturbedingungen und Oberflächen
von Zellkulturvorrichtungen in Bezug auf deren Steifheit und Härte der
natürlichen
Umgebung von Zellen gegenüber
stehen. Insbesondere die Zellen von Vielzellern stehen im Verbund
mit deutlich weicheren und elastischeren Oberflächen in Kontakt, als dies mit
den im Labor verwendeten Glas- oder Kunststoffsorten vorgegeben
wird.
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Die
Oberfläche
der erfindungsgemäßen Vorrichtung
weist zur Aufnahme der Zellen eine Schicht oder einen Film aus unstrukturiertem
Elastomer auf. Mit dieser Oberfläche
werden die Zellen zwecks Kultur entweder unmittelbar oder über eine
die Kultur begünstigende
Schicht in Kontakt gebracht und adhärieren.
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Eine
derartige Elastomerschicht bzw. -Film weist demgemäß eine ebene
unstrukturierte Oberfläche
auf. Die Schicht bzw. der Film weist keine wie auch immer gearteten
(Mikro-)Strukturen auf.
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Im
Rahmen der Erfindung wurde erkannt, dass Strukturen, wie z. B. Gräben oder
inselartige Erhebungen, von vielen Zelltypen erkannt werden und die
Zellen so nachteilig an einer unbeeinflussten Entwicklung und Vermehrung
und/oder Ausbreitung durch Zellteilung hindern.
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Durch
eine ebene Oberfläche
aus einem Elastomer wird demnach vorteilhaft die natürliche Entwicklung
und Vermehrung der Zellen unterstützt.
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Vorteilhaft
beträgt
die Fläche
des unstrukturierten Elastomers etwa mindestens einen cm2. Dies ist in etwa der Fläche eines
Deckglases gleich zu setzen.
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Der
Erfindungsgedanke in seiner breitesten Ausführung umfasst dabei eine Zellkulturvorrichtung mit
einem unstrukturierten Elastomer als Oberfläche für die Zellen, wobei jedes Elastomer
als Oberfläche der
Zellkulturvorrichtung verwendet werden kann, welches chemisch beständig und
biokompatibel für die
verwendeten Zellen ist. Das eingesetzte Elastomer sollte vorteilhaft
in Bezug auf die Elastizität
auch reproduzierbar herstellbar sein.
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Das
unstrukturierte Elastomer bedeckt den Teil der Oberfläche der
Zellkulturvorrichtung, welcher zur Aufnahme der Zellen vorgesehen
ist in Form einer Schicht, welche z. B. als ein dünner Film
ausgestaltet ist. Das Elastomer bildet somit den Untergrund der
Zellen.
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Das
Elastomer ist in einer Ausgestaltung der Erfindung transparent.
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Dadurch
lassen sich die gegebenenfalls auf dem Elastomer adhärierten
Zellen sowie der Fortgang der Zellkultur gut beobachten.
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Da
auch das Material des Zellkulturgefäßes als solches, das heißt ohne
das Elastomer, in der Regel ebenfalls transparent ist, ist vorteilhaft
eine genaue Beobachtung der Zellen durch die Außenwand der Vorrichtung und
durch die Elastomeroberfläche auf
der Innenwand der Vorrichtung möglich.
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Die
Oberfläche
der Vorrichtung aus dem Elastomer weist hierzu in einer weiteren
vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung einen Brechungsindex in
einem Bereich von etwa 1,3 bis 1,5 und insbesondere einen Brechungsindex
von 1,4 auf.
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Die
erfindungsgemäßen Vorrichtungen
nebst Elastomer sind insbesondere geeignet, adhärente Zellen, zu denen über 95%
aller bekannten tierischen Zelltypen gehören, aufzunehmen.
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Der
Young-Modulus des Elastomers in der erfindungsgemäßen Vorrichtung
kann zwischen 1 MPa bis unter 1 kPa, je nach Fragestellung eingestellt
werden.
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Eine
Elastizität
des Elastomers bis hinab zu 500 Pa ist reproduzierbar einstellbar.
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Die
erfindungsgemäße Vorrichtung
weist vorteilhaft ein Elastomer mit einem Poissonverhältnis bzw.
einer Poissonzahl in einem Bereich von etwa 0,3 bis 0,5 auf. Ein
Poissonverhältnis
von 0,5 charakterisiert das Elastomer als inkompressibel bzw. volumenkonstant.
Es ist mathematisch und physikalisch genau erfassbar.
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In
einer besonders vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung weist
die Oberfläche
der Vorrichtung ein Elastomer auf, welches nicht auf Wasserbasis
beruht.
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Das
Elastomer auf der Oberfläche
der erfindungsgemäßen Vorrichtung
bleibt dann vorteilhaft dauerhaft erhalten und weist eine entsprechend
hohe shell life auf. Es schrumpft somit nicht auf Grund von Verdunstung
des Wassers, wie z. B. die bekannten und in diesem Zusammenhang
nachteiligen Agar- oder Acryl-Oberflächen.
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Es
ist besonders vorteilhaft, wenn die shell life des Elastomers mindestens
ein Jahr beträgt.
Mit der shell life ist dasjenige Zeitfenster gemeint, in dem die
Vorrichtung nach ihrer Herstellung ohne Veränderung des Elastomers bis
zur Anwendung gelagert werden kann.
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Das
Elastomer in der erfindungsgemäßen Vorrichtung
kann vorteilhaft sterilisiert vorliegen. Durch eine Sterilisierung
durch z. B. γ-
oder UV-Bestrahlung wird das Elastomer nicht beeinflusst.
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Die
Schichtdicke des Elastomers in der Zellkulturvorrichtung kann zwischen
etwa hundert Nanometern bis einigen Zentimeter betragen.
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Die
Schichtdicke des Elastomers sowie auch die Dicke der transparenten
Vorrichtung sollten vorteilhaft so aneinander angepasst und ausgewählt werden,
dass die Zellen mittels eines Mikroskops untersucht werden können.
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Dann
sollte die für
die meisten Objektive von Lichtmikroskopen optimal zu durchdringende
Gesamtschichtdicke aus Vorrichtung und Elastomer etwa 250 μm nicht überschreiten.
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Als
Elastomere sind eine Vielzahl verschiedener chemischer Substanzen
aus unterschiedlichen Gruppen erhältlich und erfindungsgemäß als Oberfläche der
Zellkulturvorrichtung einsetzbar. Nur beispielhaft und keineswegs
einschränkend
seien Elastomere aus den Gruppen der Siloxanharze, Butadienharze
und Acrylatharze aufgeführt.
Diese Harze weisen leicht hydrophobe Eigenschaften auf und sind grundsätzlich für das erfindungsgemäße Zellkulturverfahren
geeignet.
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Die
Harze weisen regelmäßig reaktive
Gruppen auf, welche miteinander eine Bindung eingehen und dadurch
zur Vernetzung des Elastomers führen können.
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Im
Weiteren wird der Begriff Grundsubstanz synonym mit dem Hauptbestandteil
im polymerisierten Elastomer benutzt.
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Im
Falle von Siloxanharzen und Butadienharzen liegen die reaktiven
Gruppen in mehr oder weniger langen unreaktiven Kettensegmenten
vor. Die reaktiven Gruppen der Siloxanharze können wie die reaktiven Gruppen
der Butadienharze miteinander Bindungen eingehen, ohne dass ein
Copolymer eingesetzt werden müsste.
Copolymere vernetzen die reaktiven Gruppen der Siloxan- und der
Butadienharze zusätzlich
miteinander.
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Acrylatharze
weisen nur reaktive Gruppen auf, welche allein miteinander oder
aber unter Zusatz von Copolymeren vernetzt werden.
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Die
Grundsubstanz des Elastomers ist somit aus monomeren, oligomeren
oder polymeren Bestandteilen aufgebaut, welche durch Vernetzung
zu übergeordneten
Strukturen polymerisiert werden.
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Zur
Kreuzvernetzung der Elastomerbestandteile Grundsubstanz und Kreuzvernetzer
(Copolymer) kommen verschiedene Techniken in Betracht. Der Begriff
Kreuzvernetzer und Copolymer wird im Weiteren synonym gebraucht.
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Die
Vernetzung wird beispielsweise durch geeignete Copolymere, durch
UV-Licht, Ozon oder z. B. durch Platinkatalysatoren bei erhöhten Temperaturen
gesteuert. Hohe Temperaturen erhöhen üblicherweise
die Reaktionsgeschwindigkeit während der
Vernetzung.
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Katalysator
getriebene Polymerisationen sind schnell und effizient und werden
z. B. für
Siloxanharze mit einem Platin-Katalysator, z. B. mittels Platinum-Divinyltetramethyldisoloxan,
(SIP6830.0 der Fa. ABCR „a
better choice for chemical reagents") durchgeführt.
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Es
sind Harze erhältlich
und erfindungsgemäß einsetzbar,
deren Grundbestandteile sich von allein an Luft bei Raumtemperatur
ohne Zugabe von Copolymer vernetzen.
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Je
länger
die ausgewählte
Kettenlänge
der Grundsubstanz (unreaktives Kettensegment) des erfindungsgemäßen Elastomers
ist, desto höher
ist die Viskosität,
das heißt,
je niedriger entsprechend ist die Elastizität des Elastomers nach Zugabe
eines geeigneten Kreuzvernetzers.
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Umgekehrt
gilt entsprechend, dass mit abnehmender Kettenlänge des Elastomers die Elastizität nach Vernetzung
des Elastomers zunimmt.
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Hinsichtlich
der Elastizität
kann jedes Elastomer durch geeignete Wahl von Faktoren, wie der
Kettenlänge
der Grundsubstanz, des Mischungsverhältnisses zwischen Grundsubstanz
und Kreuzvernetzer (Copolymer) oder der Zugabe von Verdünnern genau und
reproduzierbar eingestellt werden.
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Vor
der Polymerisation bewirkt die makromolekulare Struktur der Grundsubstanz
von Siloxanharzen mit polymerisierbaren Endgruppen im Vergleich zu
einem Harz aus monomeren Bestandteilen eine Verringerung der Geschwindigkeit
der Diffusion der reaktiven Spezies, z. B. der Vinyl-Gruppen, sowie
der Konzentration derselben. Diese Nachteile lassen sich durch Erniedrigen
der Viskosität,
beispielsweise über
reaktive Verdünner
sowie durch die Zugabe von Vernetzern beheben.
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Reaktive
Verdünner
besitzen eine doppelte Funktion. Neben der Erniedrigung der Viskosität des Ausgangsprodukts
bewirken sie auch eine Erhöhung der
Zahl der reaktiven Gruppen je Volumeneinheit an Harz.
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Elastomere
aus der Gruppe der Butadienharze sind für eine Vernetzungsreaktion
analog der Vulkanisation von Kautschuk mit Schwefel geeignet. Es
sind Harze, bei denen die Hauptketten der oligomeren Bestandteile
als Grundsubstanz über
reaktive Stellen, die über
die gesamte Kette verteilt sind, durch monomere Einheiten eines
Vernetzers vernetzt werden.
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Diese
Oligomerketten können
direkt ohne Zugabe eines Kreuzvenetzers miteinander verknüpft werden.
Die hohe Viskosität
dieser Oligomere kann aber durch reaktive Verdünner und Vernetzer herabgesetzt
werden.
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Elastomere,
welche aus der Gruppe der Acrylatharze gebildet werden, gehen bevorzugt
von Monomeren als Grundsubstanz der Harzkomponente aus. Das Harz
besteht aus frei beweglichen reaktiven Gruppen. Dadurch kann eine
niedrige Viskosität mit
guter Diffusion und hoher Konzentration an reaktiven Gruppen erreicht
werden.
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Auch
für Elastomere
aus Siloxanharzen reicht das Mischungsverhältnis an der Grundsubstanz
zu einem Kreuzvernetzer von sehr hohen Konzentrationen an Kreuzvernetzer
zur Herstellung geringer Elastizitäten bzw. hohen Young Moduli
(> 1 MPa) bis hin
zu Mischungsverhältnissen
mit geringer Konzentration an Kreuzvernetzer zur Herstellung hoher
Elastizitäten.
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Elastomere
mit besonders guten Eigenschaften für die Zellkultur sind Gemische
aus einem vinylterminierten Siloxan als Grundsubstanz sowie einem
Methylhydrosiloxan-Dimethylsiloxan-Copolymer als Kreuzvernetzer.
Nach der Vernetzung ist das PDMS als Oberfläche für die Zellkultur einsetzbar.
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Andere
Siloxane, wie Hydroxysiloxan mit Chlorsilan werden direkt untereinander
oder aber unter Zugabe eines Copolymers vernetzt und sind ebenfalls
im Rahmen der Erfindung als Unterlage für die Zellkultur einsetzbar.
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Besonders
vorteilhafte PDMS-Elastomere im Sinne der Erfindung werden aus einer
Grundsubstanz mit Oligomeren mit einem Molekulargewicht von 100
bis 200000 gebildet.
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Ein
ganz besonders geeignetes PDMS-Elastomer wird aus dem sylgard 184-Kit
(Fa. Dow Corning) hergestellt. Dieses Kit umfasst als Grundsubstanz
vinylterminiertes Siloxanharz und Methylhydrosiloxan-Dimethylsiloxan-Copolymer als Kreuzvernetzer
in getrennten Einheiten, die je nach gewünschter Elastizität in geeigneten
Mischungsverhältnissen
miteinander vermengt und polymerisiert werden.
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Auch
DMS-V31 als Grundsubstanz eines vinylterminierten Polydimethylsiloxans
(Fa. ABCR) und HMS 301 als Beispiel eines Methylhydrosiloxan-Dimethylsiloxan-Copolymer für einen
Kreuzvernetzer (Fa. ABCR) sind hervorragend geeignet, um Elastomere
für die
Zellkultur zu bilden.
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Die
PDMS-Grundbestandteile, also das vinylterminierte Siloxan DMS-V31
sowie das Methylhydrosiloxan-Dimethylsiloxan-Copolymer als Kreuzvernetzer
(HMS-301) liegen bei Raumtemperatur beide in flüssigem Zustand vor. Die Polymerisation
erfolgt vorzugsweise in Gegenwart eines Platin-Katalysators bei
vorzugsweise ~60°C.
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Als
Verdünner
für PDMS
sei beispielhaft DMS-T21 (ABCR) als ein Polydimethylsiloxan genannt.
Dieses ist nicht reaktiv, da keine Methylhydrosiloxangruppen vorhanden
sind. Sie weisen eine Viskosität
von 100 cSt auf. Es ist in noch nicht kreuzvernetztes PDMS mit bis
zu 30 Volumenprozent einmischbar.
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Als
Verdünner
für PDMS
sei beispielhaft auch DMS-T22 (ABCR) als ein Polydimethylsiloxan genannt;
dieses ist nicht reaktiv, da keine Methylhydrosiloxangruppen vorhanden
sind. Sie weisen eine Viskosität
von 200 cSt auf. Sie sind in noch nicht kreuzvernetztes PDMS mit
bis zu 30 Volumenprozent einmischbar.
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Die
PDMS-Elastomere und die Elastomere auf Butadien- und Acrylatharzbasis sind auf leichte und
preiswerte Art reproduzierbar gleichmäßig dick auf die Oberfläche der
Zellkulturvorrichtung aufbringbar.
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Ein
Fachmann wird hierzu eine geeignete Literaturstelle zur reproduzierbaren
Herstellung von Elastomeren heranziehen.
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In
dieser Hinsicht wird Bezug genommen auf die nachfolgenden Literaturstellen
und Homepages, deren Inhalt insbesondere in Bezug auf die dort angegebenen
Elastomere, Kreuzvernetzer und Verdünner hiermit in diese Anmeldung
aufgenommen wird:
- • W. Noll, Chemistry and Technology
of Silicones, Academic Press, New York (1968).
- • T.C.
Kendrick, B. Parbhoo, J.W. White, "Siloxane Polymers and Copolymers," in The Chemistry
of Organic Silicon Compounds Pt2 (edited by S. Patai and Z. Rappoport),
21, p. 1289–1361,
John Wiley, Chichester (1989).
- • S.J.
Clarson, J.A. Semlyen, Siloxane Polymers, Prentice Hall, New Jersey
(1993).
- • J.W.
White, R.C. Treadgold, "Organofunctional
Siloxanes," in Siloxane
Polymers (edited by S.J. Clarson and J.A. Semlyen), 4, p193–215, Prentice
Hall, New Jersey (1993).
- • W.
Gardiner, J.W. White, "Specialty
Silicones as Building Blocks for Organic Polymer Modification," in High Value Polymers
(edited by A.H. Fawcett), Royal Society of Chemistry, Cambridge
(1990).
- • M.
Brook, Silicon in Organic, Organometallic and Polymer Chemistry,
John Wiley and Sons, New York (2000).
- • Dow
Corning, Homepage, Silanes selection guide
- • ABCR,
Homepage, Siloxane product list
- • M.
Heger, Entwicklung eines Stereolithographieharzes für elastomere
Produkte, Ph.D. thesis, Darmstadt, Germany (2001).
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Für Siloxanharze
aus einer Grundsubstanz und einem Kreuzvernetzer können, abhängig von
der Lage der reaktiven Gruppen, das heißt endständiger Lage oder innerhalb
der Kette, alle bekannten Siloxangruppen sowohl als Grundsubstanz
oder aber als Kreuzvernetzer verwendet werden.
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Nur
beispielhaft und keineswegs einschränkender Natur seien einige
wichtige Elastomere verschiedener Gruppen für erfindungsgemäße Zellkulturvorrichtungen
nachfolgend zusammengefasst:
Elastomere aus der Gruppe der
Vinyl-funktionalisierten Siloxane sind einerseits mit sich selbst
mittels Peroxiden und über
die Einstellung der Temperatur kreuzvernetzbar. Sie sind aber auch
kreuzvernetzbar mit Hydrid-funktionalisierten Siloxanen durch geeignete
Wahl von Platin-Katalysatoren.
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Elastomere
aus der Gruppe der Hydrid-funktionalisierten Siloxane werden mit
Vinyl-funktionalisierten Siloxanen gegebenenfalls mit Platin-Katalysatoren
kreuzvernetzt. Sie sind aber auch kreuzvernetzbar mit Silanol-funktionalisierten
Siloxanen durch Metallsalz-Katalysatoren.
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Elastomere
aus der Gruppe der Silanol-funktionalisierten Siloxane sind kreuzvernetzbar
mit Hydrid-funktionalisierten Siloxanen durch Metallsalz-Katalysatoren.
Sie sind aber auch kreuzvernetzbar mit sich selbst durch Raumtemperatur-Vulkanisationen.
Sie sind darüber
hinaus kreuzvernetzbar mit Amino-funktionalisierten Siloxanen.
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Elastomere
aus den Gruppen der Amino-funktionalisierten Siloxane, der Epoxy-funktionalisierten
Siloxane und der Carbinol-funktionalisierten Siloxane sind ebenfalls
geeignete Siloxane im Sinne der Erfindung, das heißt als Untergrund
für Zellen
in Zellkulturvorrichtungen einsetzbar.
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Elastomere
aus der Gruppe der Methacrylat/Acrylat-funktionalisierten Siloxane sind kreuzvernetzbar
mit sich selbst durch Radikalbildner, inklusive durch UV-Licht.
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Elastomere
aus der Gruppe der Mercapto-funktionalisierten Siloxane sind ebenfalls
kreuzvernetzbar mit sich selbst aber auch mit Vinyl-funktionalisierten
Siloxanen durch Radikalbildner, inklusive UV-Licht.
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Elastomere
aus der Gruppe der Chorine/Dimethylamin-funktionalisierten Siloxane (α, ω-(Methacryloxypropyldimethylsilyl)-Polydimethylsiloxane; Methacryloxypropyldimethylchlorsilane)
werden mit Hydrid-funktionalisierten Siloxanen durch Hydrolysierung
der Chlorsilanbindung kreuzvernetzt.
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Als
Verdünner
für die
Elastomere kommen beispielhaft und nicht einschränkender Natur nach Polydimethylsiloxane
ohne reaktive Gruppen und mittlerer bis niedriger Kettenlänge in Betracht,
oder aber Siloxane mit reaktiven Gruppen, die aber in der verwendeten
Kreuzvernetzungsreaktion nicht mit in die Reaktion mit eingehen.
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Butadienharze
als Grundsubstanz im Sinne der Erfindung sind beispielhaft und nicht
einschränkender
Natur nach carboxyterminierte Oligobutadiene.
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Butadienarze
als Kreuzvernetzer bzw. Verdünner
sind z. B. Hexandioldiacrylate, Cyclohexylmethacrylate, Methylacrylate,
Ethylenglycoldimethacrylate, Polyethylenglycol)monomethacrylate, Leinöl, Styrole,
Stearylmethacrylate, 2-Hydroxyethylacrylate, Copolymere aus n-Butylacrylaten
und t-Butylacrylaten, n-Hexylmethacrylate, 2-Dimethylaminoethylmethacrylate,
n-Decylmethacrylate.
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Ein
Acrylatharz als Grundsubstanz kann z. B. 2-Hydroxypropylacrylate
sein.
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Acrylatharze
als Kreuzvernetzer bzw. Verdünner
sind z. B. n-Hexylmethacrylate, Ethylenglycoldimethacrylate, n-Decylmethacrylate.
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Elastomere,
Copolymer und Verdünner,
welche unter einer der genannten Gruppen fallen und/oder den inkorporierten
Literaturstellen zu entnehmen sind, fallen ausdrücklich unter den Erfindungsgedanken.
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Es
kann eine Vielzahl von geringfügig
voneinander abweichenden Elastomeren allein aus einer einzigen Kombination
von Grundsubstanz und Kreuzvernetzer gebildet werden, z. B. aus
dem sylgard-184-Kit. Hierzu kann beispielsweise durch Änderung
des Mischungsverhältnisses
zwischen Grundsubstanz und Kreuzvernetzer der Young-Modulus im oben
genannten Bereich variiert werden.
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Selbstverständlich gilt
dies auch für
die übrigen
oben genannten und in den Literaturstellen zitierten Elastomere.
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Derartige
geringfügige
Veränderungen
fallen ebenfalls ausdrücklich
mit unter den Erfindungsgedanken.
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Eine
unstrukturierte Oberfläche
aus einem Elastomer ist durch ein geeignetes Verfahren sehr schnell
auf der Oberfläche
einer geeigneten Zellkulturvorrichtung aufzubringen bzw. herstellbar.
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Dadurch
ist vorteilhaft eine industrielle Serienfertigung erfindungsgemäßer Zellkulturvorrichtungen
aus den bekannten Zellkulturvorrichtungen möglich.
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Eine
gleichmäßige, die
Zellkulturvorrichtung bedeckende Schicht des Elastomers ist durch
einen Fachmann quasi beliebig einstellbar, sofern er ein geeignetes
Verfahren, wie z. B. eine Rotationsbeschichtung oder ein Gießverfahren
anwendet.
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Mit
den zu verwendenden Mischungen aus Grundsubstanz und gegebenenfalls
Copolymer (Kreuzvernetzer) sind Schichtdicken von etwa 100 Nanometer
bis einigen Zentimeter reproduzierbar herstellbar. Hierzu werden
die Grundsubstanz, und gegebenenfalls ein Kreuzvernetzer und/oder
Katalysator vermischt und in oder auf der Zellkulturvorrichtung
gleichmäßig verteilt,
so dass die Oberfläche, welche
zur Aufnahme der Zelle vorge sehen ist, aus dem unstrukturierten
Elastomer gebildet wird.
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Die
Quervernetzung zum Elastomer erfolgt regelmäßig erst nach dem Aufbringen
des Elastomers auf der Zellkulturvorrichtung.
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Zur
Herstellung hochelastischer Oberflächen für die Zellkultur ist vorteilhaft
ein Verfahren anzuwenden, durch das schnell im industriellen Sinne
ein unstrukturierter, ebener Elastomerfilm reproduzierbar auf der
Oberfläche
der Vorrichtung herstellbar ist. Hierdurch wird die Serienfertigung
an den erfindungsgemäßen Zellkulturvorrichtungen
ermöglicht.
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Besonders
vorteilhaft für
die Herstellung sehr dünner
und gleichmäßiger Schichten
des Elastomers sind Rotationsverfahren.
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Dabei
wird eine geringe Menge eines noch nicht vernetzten flüssigen Elastomers
auf die Oberfläche
der Vorrichtung gegeben und durch eine geeignete, eine Drehung ausübende Vorrichtung über Zentrifugalkraft
verteilt.
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Im
Falle von Elastomeren, welche einen Kreuzvernetzer umfassen, wird
dieser vorab zu der Grundsubstanz gegeben und mit dieser vermischt, gegebenenfalls
wird ein Katalysator zugegeben.
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Die
Vorrichtung nebst flüssigen
Elastomer wird beispielsweise in einem spin-coater eingespannt.
Die Vorrichtung kann alternativ aber auch mittels Vakuum auf einem
Drehteller gehalten werden.
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Durch
Rotation bei z. B. 1000 upm je Minute wird das Elastomer als ein
sehr gleichmäßiger unstrukturierter
Film auf dem Boden des Zellkulturgefäßes verteilt. Die gebildete
Schicht dient dann der Aufnahme der Zellen im Zellkulturverfahren.
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Nach
der gegebenenfalls katalysatorgetriebenen Aushärtung behält zumindest ein Elastomer aus
der Gruppe der Siloxanharze über
einen nahezu unbegrenzten Zeitraum und ohne einen zusätzlichen Aufwand
seine elastischen Eigenschaften bei.
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Die
resultierende Schichtdicke ist abhängig von der Viskosität und von
der Menge des noch unvernetzten Elastomers, der Drehgeschwindigkeit
und der Beschleunigung und Prozessdauer während der Rotationsbeschichtung.
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Ein
Fachmann ist ohne weiteres in der Lage, mit den angegebenen Verfahrensparametern
verschiedenste Schichtdicken an Elastomeren reproduzierbar herzustellen.
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Es
kann z. B. regelmäßig eine
geringe Menge des unvernetzten Elastomers mit etwa 1000 Umdrehungen
je Minute mittels eines spin-coaters auf die Oberfläche einer
gewünschten
Vorrichtung aufgebracht und verteilt werden.
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Alternativ
zum Rotationsverfahren ist ein Aufgießen des Elastomers ohne eine
anschließende Rotation,
oder ein Streichverfahren, bei dem mittels einer geeigneten Apparatur
gleichmäßige Schichtdicken
auf Oberflächen
aufgestrichen werden oder ein Rollverfahren, bei denen das Elastomer
mittels einer Rolle auf Oberflächen
aufgerollt wird, oder ein Walzverfahren, oder eine Kombination dieser
verschiedenen Verfahren eine denkbare Alternative zum Rotationsverfahren.
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Es
sind insbesondere Petrischalen, Objektträger, oder auch Deckgläschen mit
einer entsprechenden Oberfläche
aus einer zu der Zellkultur hingewandten Oberfläche aus einem der genannten Elastomere
herstellbar. Darüber
hinaus sind aber auch Multiwellplatten, Zellkulturflaschen und andere aus
der Zellkultur gemäß Stand
der Technik gebräuchliche
Formen mit einem Elastomer gleichmäßig zu beschichten.
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Der
Erfindungsgedanke ist auf jedes bisher bekannt gewordene Zellkulturgefäß bzw. auf
jede Zellkulturvorrichtung übertragbar.
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Ein
Fachmann kann daher jede aus den einschlägigen Labor- und Fachkatalogen
entnehmbare Zellkulturvorrichtung mit einer Oberfläche aus
einem Elastomer beschichten. Es wird so besonders vorteilhaft eine
neue Klasse an Zellkulturgefäßen und
-vorrichtungen bereitgestellt.
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Ein
Waschschritt des kreuzvernetzten Elastomers mit Isopropanol, insbesondere
reinem Isopropanol, erhöht
die transparenten Eigenschaften des Elastomers.
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Dies
ist bei einer unstrukturierten ebenen Oberfläche ausgesprochen wichtig.
In der Regel ist hierfür
ein Waschschritt in dem Alkohol von etwa 3 Stunden ausreichend.
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Insbesondere
bei höheren
Elastizitäten
des Elastomers der erfindungsgemäßen Vorrichtung
mit Young-Moduli < 50
kPa bewirkt ein Waschschritt mit Isopropanol, dass nicht kreuzvernetzte
Bestandteile aus agglomerierten Bläschen der Schicht hinaus diffundieren.
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Durch
den Waschschritt wird also die Beobachtbarkeit der Zellen verbessert.
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Es
ist denkbar, hierzu eine andere Substanz bzw. Alkohol zu verwenden.
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Die
Oberfläche
der Zellkulturvorrichtung mit dem Elastomer sollte jedenfalls zur
besseren Beobachtbarkeit der Zellen, vorzugsweise wie die von Glas
aussehen.
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Das
Elastomer der Zellkulturvorrichtung kann in einer ganz besonders
vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung durch Physisorption von
Biomolekülen
aktiviert vorliegen.
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Mittels
Physisorption werden spezielle Adhäsionsproteine an die Oberfläche der
Vorrichtung aufgebracht. Die Physisorption bezeichnet im Allgemeinen
eine passive Oberflächenbeschichtung,
bei der sich Biomoleküle
aus einer wässrigen
Lösung
auf die darunter liegende Oberfläche
absetzen und eine mehr oder weniger gleichmäßige Schicht aufbauen. Hierdurch
werden definierte Adhäsionsbedingungen für Zellen
vorgegeben, welche die Analyse sehr spezifischer Fragen ermöglichen.
Nur beispielhaft sei die Untersuchung biochemischer Aspekte von
Zell-Substrat-Interaktionen unter definierten Bedingungen genannt.
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Zu
diesem Zweck werden Biomoleküle
wie z. B. Fibronektin, Laminin, Collagen, Tenascin oder Hyaluronsäure zunächst in
Puffer gelöst.
Die Flüssigkeit nebst
Biomolekül
wird auf das bereits vernetzte Elastomer aufgebracht. Dabei lagert
sich das Biomolekül passiv
als dünne
Schicht an das Elastomer an. Die Restflüssigkeit wird sodann wieder
entfernt.
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Das
Biomolekül
für ein
beliebiges Elastomer wird im Wesentlichen an Hand der Fragestellung bzw.
der Zellen ausgewählt.
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Dadurch
wird ganz besonders vorteilhaft bewirkt, dass die hydrophobe Eigenschaft
des Elastomers zumindest teilweise aufgehoben wird und gleichzeitig
spezifische Wechselwirkungen unter in vivo-Bedingungen zwischen
dem Protein als Biomolekül
und den Zellen ermöglicht
werden. Dadurch sind die Elastomere ganz besonders gut für Zellkulturverfahren
geeignet.
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Es
ist aber auch denkbar, das erfindungsgemäße Zellkulturverfahren in einer
erfindungsgemäßen Vorrichtung
ohne derartige Veränderungen durchzuführen, da
einige Zelltypen auch ohne durch Physisorption veränderte Elastomere
auskommen.
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Die
Vielzahl an Kombinationsmöglichkeiten in
Bezug auf die Parameter Art des Elastomers, Elastizität und Art
der Physisorption eröffnen,
wie im Ausführungsbeispiel
angegeben, in Bezug auf die Differenzierung von Zellen nach Zugabe
von Therapeutika eine Vielzahl von Möglichkeiten, spezifische Fragestellungen
zu bearbeiten, welchen mit den bisherigen Zellkulturverfahren nicht
nachgegangen werden konnte.
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Es
ist denkbar, für
komplexe Fragestellungen in dem Elastomer gesonderte Stege als Struktur anzuordnen,
um die Reaktion der Zellen auf Chemikalien oder Therapeutika nachzuweisen.
Es ist möglich,
auf diese Weise Chemotaxis im weitesten Sinne sowie auch das Teilungsverhalten
unter diesen Bedingungen zu analysieren.
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Es
ist denkbar, komplexere Schichtenfolgen anzuordnen, z. B. durch
Stempelung von Biomolekülen
mittels Mikro- bzw.
Nanokontaktstempel nach vorheriger Passivierung der Zwischenbereiche.
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Ein
erfindungsgemäßes Zellkulturverfahren sieht
vor, Zellen z. B. aus einer Vorkultur auf ein gegebenenfalls verändertes
Elastomer der Vorrichtung aufzubringen und zu kultivieren.
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Der
Begriff Zellkultur ist in Bezug auf die verwendeten Zellen weit
gefasst. Er umfasst prokaryotische und eukaryotische, vereinzelt
vorliegende Zellen, als auch vielzellige Gebilde. Insbesondere für Zellen
eukaryotischen Ursprungs sind die erfindungsgemäßen Vor richtungen vorteilhaft,
da diese Zellen in der Regel adhärieren.
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Der
Begriff Zellkultur umfasst unter anderem die Analyse von Zellen
in der Wirkstoffforschung unter naturnaher Elastizität. Die Differenzierung,
die Teilungsraten und/oder das Wanderungsverhalten der Zellen auf
dem Elastomer sind dabei von besonderem Interesse.
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In
Abhängigkeit
vom verwendeten Zelltyp sind hierfür die notwendigen Randbedingungen
für die
Kultur und für
das Elastomer anzupassen.
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Beispielhaft
sei als Randbedingungen die Auswahl eines geeigneten synthetischen,
flüssigen Nährmediums,
Hilfsstoffe, wie Vitamine, die Temperatur oder die Form des Kulturgefäßes genannt.
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In
einer ganz besonders vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung kann
während
des Zellkulturverfahrens die Differenzierung der Zelle über den Young-Modulus
des Elastomers gezielt gesteuert werden.
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So
sind vorteilhaft Fibroblasten, die auf das Elastomer aufgebracht
wurden, in Abhängigkeit
vom Young-Modulus des Elastomers in verschiedene Zelltypen wie cardiac
Fibroblasten oder Myofibroblasten ausdifferenzierbar. Dies ist wiederum
in der Wirkstoffanalyse und der Bereitstellung neuer Therapeutika von
Interesse.
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Im
Rahmen der Erfindung wurde erkannt, dass auch die Anzahl der Zellteilungen
je Zeiteinheit als Maß für die Teilungsrate
von Zellen über
den Young-Modulus der Elastomeroberfläche des Zellkulturgefäßes gesteuert
werden kann. Je nach verwendeten Zelltyp nimmt sie auf weichen Oberflächen um bis
40% gegenüber
Vorrichtungen gemäß Stand
der Technik zu.
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Im
Weiteren wird die Erfindung an Hand von Ausführungsbeispielen und den beigefügten Figuren näher beschrieben.
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Es
zeigen:
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1:
Schemadarstellung des Vernetzungstypus einiger Harze (Stand der
Technik) für
erfindungsgemäße Zellkulturvorrichtungen.
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2: Adhärente
Fibroblasten nach sechstägiger
Kultur in einer Petrischale aus Polypropylen (Stand der Technik)
mit einem zentral angeordneten Deckglas als Zellkulturboden.
- a) Antikörpermarkierung
des Zytoskeletts.
- b) zu a) korrespondierende Durchlichtaufnahme.
-
3: Adhärente
Fibroblasten nach sechstägiger
Kultur in einer Petrischale aus Polypropylen mit einem zentral angeordneten
Deckglas und einer hierauf angeordneten elastischen Oberfläche aus PDMS
mit einem Young-Modulus von 38 kPa als Zellkulturboden.
- a) Antikörpermarkierung
des Zytoskeletts.
- b) zu a) korrespondierende Durchlichtaufnahme.
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4:
Konfokal erstellte Seitenansicht einer Zellkulturvorrichtung gemäß 3.
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1 zeigt
schematisch den Vernetzungstypus von drei Harzsorten, welche erfindungsgemäß als unstrukturierter
Untergrund für
Zellen dienen können
(Stand der Technik).
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Für die Anordnung
gemäß der 3 wurden Fibroblasten isoliert und in
einer Konzentration von etwa 5000 Zellen je cm2 auf
eine PDMS-Oberfläche, hergestellt
aus einem sylgard 184-Kit, ausplattiert.
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Das
Kit umfasst vinylterminiertes Siloxan als Grundsubstanz sowie Methylhydrosiloxan-Dimethylsiloxan
als Copolymer und beigemischten Pt-Katalysator.
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Die
Mischung aus Siloxan und Copolymer wurde im Mischungsverhältnis von
50:1 an Grundsubstanz zu Kreuzvernetzer angesetzt, gemischt und im
Eksikator entgast.
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Ein
Deckglas mit den Maßen
25 × 75
mm und einer Dicke von ~100 μm
wurde auf den Drehteller eines Spincoaters vom Typ Delta 10T der
Firma Süss
Microtech montiert und mit 3 ml des noch nicht kreuzvernetzten PDMS überzogen.
Das Rotationsverfahren erfolgte für 30 Sekunden bei 1000 Umdrehungen
je Minute.
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Die
Unterseite des Deckglases wurde sodann mit n-Heptan von überflüssigem PDMS
gereinigt. Die Aushärtung
erfolgte in staubgeschützten Behältnissen
bei 60°C über Nacht,
wobei eine Elastizität
von etwa 25 kPa erzielt wird.
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Nach
der Vernetzung wurde das Elastomer mit einer 2,5 μg/cm2 Fibronektin als einer zusätzlichen,
die Adhäsion
der Zellen begünstigenden Schicht
beschichtet. Fibronektin gewährleistet
eine Adhäsion
der Zellen unter naturnahen und definierten Bedingungen. Hierzu
wurde eine entsprechende geringe Menge aufgebracht und nach 20 Minuten
die Restflüssigkeit
wieder abgezogen.
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Das
Elastomer wurde in 2-Propanol unter leichtem Schütteln für 15 Stunden gewaschen, um überschüssiges Silikonöl, welches
nicht kreuzvernetzt wurde, auszuwaschen. Dies verursacht bei dem
angegebenen PDMS-Polymer
mit einem Young-Modul von ~25 kPa eine etwa 40%-ige Volumenreduktion
bei gleichzeitiger Verbesserung der Durchsichtigkeit sowie eine
Nachhärtung
auf etwa 38 kPa. Die erzeugte Schichtdicke des Elastomers betrug
nach diesem Schritt etwa 40 μm
bei einem Poisson-Verhältnis
von etwa 0,5.
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Das
Deckglas wurde über
das Elastomer von unten an ein zentral angeordnetes Loch im Boden
einer Petrischale geklebt. Die Verbindung zwischen der PDMS-Oberfläche und
dem Zellkulturgefäß erfolgte
direkt über
die adhäsiven
Eigenschaften des bereits auf der Oberfläche kreuzvernetzen PDMS.
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Alternativ
hierzu ist es möglich,
durch Verwendung eines zusätzlich
eingesetzten zellverträglichen
Klebers die Adhäsion
zu vergrößern.
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Als
Vergleichsprobe wurde ein identisches Deckglas ohne ein derartiges
Elastomer an eine im Übrigen
identische Petrischale geklebt.
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Embyronale
Herzmuskel-Fibroblasten wurden isoliert und als Einzelzellen auf
das Elastomer (3) oder unmittelbar
auf die Glasoberfläche
des Deckglases (2) ausgesät.
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Die
Zellen gemäß der 3 wurden wie die Zellen in 2 für
sechs Tage bei 37°C
in einer geeigneten Nährlösung inkubiert.
Anschließend
wurden die Zellen mit Formaldehyd fixiert und mit einem Antikörper gegen
smouth muscle actin markiert und inkubiert. Smouth muscle actin
gilt als Marker für
die naturnahe Funktion der Krafterzeugung von Zellen. Die entsprechenden
Fixierungs- und Markierungsprotokolle kann ein Fachmann leicht der
entsprechenden Fachliteratur entnehmen.
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Der
Vergleich zwischen den 2a) und 3a) zeigt,
dass nach 6 Tagen Kultur nur die Fibroblasten auf PDMS (3a)
ein deutlich ausgebildetes, dichtes und parallel orientiertes Zytoskelett ausgebildet
hatten. Auf dem durch das Deckglas gebildeten Untergrund der Vergleichsprobe
(2a) wurde diese für die Funktion absolut essentielle Struktur
der parallelen Orientierung des Zytoskeletts hingegen nicht ausgebildet.
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Die
korrespondierenden Durchlichtaufnahmen zeigen, dass auf der PDMS-Oberfläche (3b)
gegenüber
der Glasoberfläche
(2b) um etwa 40% höhere Zellzahlen auftraten.
Dies beweist die erhöhte
Zellteilungsrate auf PDMS gegenüber Glas
und deutet auf einen deutlich geringeren Zellstress bei Anwendung
einer elastischen Oberfläche hin.
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Das
Experiment verdeutlicht, dass die Morphologie der Zellen, und somit
ihre Struktur und Funktion bei Wahl eines Elastomers als Untergrund positiv
beeinflusst wird. Selbiges gilt für die Zellzahl.
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Die
entstandene Schichtdicke des Elastomers 3 liegt bei etwa
40 μm, wie
in 4 gezeigt. Dabei zeigen Schicht 4 die
angrenzende Luft, Schicht 2 stellt das Deckglas dar und
Schicht 1 die auf dem PDMS angeordnete Flüssigkeit.