Aufgabenstellung
Ausgehend
von dem eingangs beschriebenen gattungsgemäßen miniaturisierten Transportsystem
ist es vor dem Hintergrund der weiter oben genannten
DE 10 2004 018 971 A1 die
Aufgabe für
die vorliegende Erfindung, ein miniaturisiertes Transportsystem
zur Verfügung
zu stellen, bei dem die Materie in unterschiedlichen Erscheinungsformen
auch ohne vorherige Suspensierung in einer Flüssigkeit transportiert werden
kann. Dabei soll das Transportsystem aber einfach in Aufbau und
Handhabung sein. Insbesondere soll es einfach und kostengünstig herstellbar sein.
Zwei alternative erfindungsgemäße Lösungen sind
in den beiden nebengeordneten Ansprüchen aufgezeigt. Vorteilhafte
Herstellungsverfahren werden in den jeweils zugeordneten Verfahrensansprüchen beschrieben.
Vorteilhafte Modifikationen werden jeweils in den zugehörigen Unteransprüchen aufgezeigt.
Der übergeordnete
Erfindungsgedanke für die
beiden alternativen erfindungsgemäßen Lösungen für ein miniaturisiertes Transportsystem
liegt in dem zweckgerichteten Einsatz von so genannten „Gedächtnis-Polymeren", wie sie weiter
oben zum Stand der Technik bereits gewürdigt wurden.
Das
eine erfindungsgemäße miniaturisierte Transportsystem
ist gekennzeichnet durch eine Ausbildung als künstliches Flimmerhaar-Epithel
mit einer Vielzahl von in einem Substrat verankerten, einen wählbaren
Abstand zueinander aufweisenden Flimmerhaaren aus einem Formgedächtnis-Polymer,
die durch Einwirkung von von einer Stimulusquelle erzeugten Stimuli
periodisch zwischen einem ungekrümmten
Zustand und einem gekrümmten
Zustand umschaltbar sind. Die Funktionsweise des so gestalteten
Transportsystems beruht auf dem „kollektiven Weiterreichen" der zu transportierenden
Materie, beispielsweise Mikropartikel oder Nanopartikel wie Feinststäube, von
Haarbereich zu Haarbereich durch die gesteuerte Formveränderbarkeit
der einzelnen Haare aus einem Formgedächtnis-Polymer. Die Haarbereiche ändern durch
Einwirkung äußerer Stimuli
periodisch ihre Ausrichtung zwischen ungekrümmt und gekrümmt. Im
gekrümmten
Zustand reichen sie die Materie weiter, im ungekrümmten Zustand
nehmen sie neue Materie auf. In der Regel sind die Flimmerhaare
dicht benachbart angeordnet, wie man es von so genannten „Flimmertierchen" zu deren Fortbewegung
kennt. Für unterschiedliche
Anwendungszwecke ist es aber von Vorteil, dass der Abstand zwischen
den einzelnen Flimmerhaaren gezielt eingestellt werden kann Wenn
eine Stimulusquelle zur Erzeugung von Stimuli mit einer globalen Einwirkung
auf das gesamte Flimmerhaar-Epithel verwendet wird, bewegen sich
alle Haare kohärent
im periodischen Rhythmus der Stimulussteuerung. Die gesamte Epithelfläche trägt somit
zum gleichförmigen
Materialtransport in eine vorbestimmte Richtung bei. Wenn hingegen
eine Stimulusquelle verwendet wird, die Stimuli mit einer lokalen
Einwirkung auf vorbestimmte Bereiche des Flimmerhaar-Epithels erzeugt,
so können
lokal unterschiedliche Ausrichtung der Haare erreicht werden. So
können
beispielsweise Nanopartikel an vorherbestimmten Stellen in vorherbestimmte
Richtungen auf der Flimmerhaar-Struktur wandern und sich so in einem
vorbestimmten Muster anordnen oder auch nur einfach separiert werden.
Weiterhin ist die Stimulusquelle in der Regel auf der Oberseite
der Flimmerhaare angeordnet. Wenn das Substrat jedoch für den Stimuluspuls transparent
ist, beispielsweise UV-durchlässig, kann die
Stimulusquelle auch auf der Unterseite des Substrats angeordnet
sein.
Der
periodisch schaltende Stimulus kann chemischer oder physikalischer
Natur sein. Zu den physikalischen Stimuli zählen die Einwirkung von elektrischen
Feldern durch eine Stromquelle und die Einwirkung von Wärme durch
eine Wärmequelle. Strom
hat jedoch den Nachteil, dass er in der Regel eine Zufuhr von außen benötigt, wohingegen
Wärme von
der zu transportierenden Materie oder der das Flimmerhaar-Epithel
umgebende Materie eventuell nicht vertragen wird. Deshalb ist es
vorteilhaft, wenn die Stimulusquelle als UV-Strahlungsquelle ausgebildet wird, die
verschiedene Stimuli-UV-Strahlungspulse mit unterschiedlichen Wellenlängen erzeugt.
Zu einem derartigen Stimulussystem für ein Gedächtnis-Polymer wird auf die
oben bereits erwähnte
DE 103 00 271 hingewiesen,
in der der Wirkmechanismus und auch geeignete Polymerzusammensetzungen
und Wellenlängen
ausführlich
behandelt werden. Vorteilhaft insbesondere bei der Verwendung von UV-Strahlung
zur Stimulierung ist die Anwendbarkeit auch im menschlichen Körper. Es
muss weder Wärme,
die gegebenenfalls Gewebe zerstören
kann, oder elektrischer Strom, der Gewebe ebenfalls belastet und
zudem eine Zuleitung oder eine autarke Versorgung benötigt, eingesetzt
werden.
Das
miniaturisierte Transportsystem nach der Erfindung in der Form eines
Flimmerhaar-Epithels kann in den unterschiedlichsten Anwendungen eingesetzt
werden. Insbesondere handelt es sich dabei um künstliche Nachahmungen von natürlichen Transportprozessen.
In der Mikromechanik beispielsweise müssen kleinste Werkstücke oder
Nanopartikel auch in unzugängliche
oder kleinste Hohlräume transportiert
werden. In der Mikroanalytik sollen Nanopartikel zu vorbestimmten
Analysenbereichen transportiert werden. In der Mikrooptik können Nanopartikel
in unterschiedliche Fokus oder Linsenbereiche transportiert werden.
In der Medizin können künstliche
Nasen- oder Lungeneingänge
zur Entfernung von Feinststaub durch entsprechende künstliche
Flimmerhaar-Epithele geschaffen werden. Neben fester Materie können aber
auch Fluide mit dem Flimmerhaar-Epithel transportiert werden. Zu
den Flüssigkeiten
sind weiter unten Ausführungen
zu finden. Darüber
hinaus können
aber auch Gase auf der Flimmerhaar-Oberfläche „transportiert" werden. Darunter
soll im vorliegenden Kontext die Berührung eines Gasflusses mit
der Epitheloberfläche
verstanden werden. Durch eine Veränderung der Oberflächenstruktur
aufgrund der programmierbaren Formveränderung der Flimmerhaare zwischen
ungekrümmtem und
gekrümmtem
Zustand wird der Reibungswiderstand gegenüber dem zu transportierenden
Gas verändert.
Wenn die Flimmerhaare gekrümmt
sind, ergibt sich ein geringerer Luftwiderstand, da die Zwischenräume zwischen
den einzelnen Haaren abgedeckt werden. Im ungekrümmten Zustand sind die Zwischenräume jedoch
nach oben offen und erhöhen damit
den Reibungswiderstand. Dadurch ergibt sich eine Modifikation der
Oberfläche
bzw. der Grenzschicht zwischen den Flimmerhaaren und dem Gas und
es wird eine „künstliche
Feder" geschaffen,
die Bedeutung für
die Luftfahrt hat (Einstellbarkeit des Reibungswiderstands von Tragflächen).
Zum
Schutz der Flimmerhaare im Einsatz (und vor allem auch während der
Herstellung) kann weiterhin vorteilhaft eine die Krümmbarkeit
der Flimmerhaare nicht behindernde Ummantelung der Flimmerhaare
mit einer Schutzschicht vorgesehen sein. Hierbei kann es sich beispielsweise
um eine dünne Ummantelung
aus einem resistenten Polymer oder auch um eine dünne Metallschicht
handeln.
Weiter
oben wurde bereits angedeutet, dass mit dem Flimmerhaar-Epithel
nach der Erfindung Materie jeder Art, insbesondere auch Flüssigkeiten transportiert
werden können.
Dazu kann vorteilhaft vorgesehen sein, dass die freien Enden der
Flimmerhaare eine pilzähnliche
Ausbildung erhalten und weiterhin in diesem Bereich mit einem hydrophoben
Material beschichtet sind. Durch diese geringfügig andere Gestaltgebung der
Flimmerhaare derart, dass sie an der Spitze ihrer zylindrischen
Form ein rundes oder halbrundes Köpfchen bekommen, also dann ähnlich wie
ein Pilz aussehen, und/oder eine Beschichtung der Flimmerhaare mit
einem wasserabweisenden Material (beispielsweise Teflon, Fette, Öle) zeigt
das Flimmerhaar-Epithel nach der Erfindung dann den so genannten „Lotus-Effekt", d.h. es wird durch
Flüssigkeiten
nicht benetzt. Alternativ kann zum Transport von Flüssigkeiten
auch der frei wählbare
Abstand der Flimmerhaare voneinander vergrößert werden, um so den Einfluss
der Kapillarkräfte,
die die Flüssigkeit
zwischen die Haare ziehen möchten,
zu verringern. Die Transportmöglichkeit von
Flüssigkeiten
bedeutet, dass dann auch Wassertröpfchen, chemische Lösungen,
biologische Zellen usw. auf dem Flimmerhaar-Epithel nach der Erfindung
transportiert werden können.
Eine derartige Ausbildung ist insbesondere interessant für die Mikrochemie
und für
die Biologie.
Das
künstliche
Flimmerhaar-Epithel nach der Erfindung weist eine Reihe von Vorteilen
und vielfältigste
Anwendungsmöglichkeiten
auf. Trotzdem ist es einfach herstellbar. Ein bevorzugtes Herstellungsverfahren
beruht auf der Ätzung
von latenten Ionenspuren in einem Substrat. Die dafür erforderlichen Verfahrensschritte
umfassen:
- • Beschichtung
eines Substrats mit einer Deckschicht eines gut ätzbaren Materials, wobei durch die
Deckschichtdicke die Länge
der Flimmerhaare festgelegt ist,
- • Bestrahlung
der aufgebrachten Deckschicht mit hochenergetischen Schwerionen
solcher Energie, dass die Schwerionen die Deckschicht vollständig durchdringen
und in das Substrat mit vorgegebener Tiefe eindringen,
- • Ätzen der
latenten Ionenspuren in der aufgebrachten Deckschicht, wobei durch
den Ätzdurchmesser
der Ionenspuren die Dicke der Flimmerhaare festgelegt ist,
- • Einbringen
eines Formgedächtnis-Monomers
in die geätzten
Ionenspuren,
- • Polymerisation
des eingebrachten Formgedächtnis-Monomers,
- • Entfernen
der Deckschicht ohne Angriff des Formgedächtnis-Polymers,
- • Fixierung
der Flimmerhaare in einem ungekrümmten
Formzustand durch Bestrahlung mit einem ersten Stimulus und
- • Fixierung
der Flimmerhaare in einem gekrümmten
Formzustand durch Bestrahlung mit einem zweiten Stimulus.
Um
den letztgenannten Verfahrensschritt sicher durchführen zu
können,
kann vorteilhaft auch vor dem Einbringen des Formgedächtnis-Monomers in
die geätzten
Ionenspuren vorgesehen sein, dass in die geätzten Ionenspuren eine Schutzschicht
eingebracht wird, die die Krümmbarkeit
der Flimmerhaare nicht behindert. Hierbei kann es sich beispielsweise um
eine resistente Polymerschicht oder eine aufgedampfte Metallschicht
handeln. Die Herstellung der Poren kann auch auf anderem Wege als
mittels Ionenspurätzen
erfolgen. Beispielsweise können
nano- oder mikrolithographisch hergestellte Poren oder Poren von
sich selbst organisierenden Materialien, wie z.B. poröses Aluminiumoxid,
Siliziumdioxid, Zeolith o.ä.,
zur Herstellung der Flimmerhaare genutzt werden.
Eine
pilzförmige
Gestalt der Flimmerhaare lässt
sich dadurch erzielen, dass etwas mehr Monomerlösung als unbedingt nötig in die
geätzten
Ionenspuren hineingebracht wird; dann liegt der Überschuss als ein kleines Tröpfchen auf
der geätzten
Ionenspur vor, welches nach Polymerisation den „Pilzkopf darstellt. Voraussetzung
dafür ist
allerdings, dass als Trägermaterial
der Ionenspuren in diesem Fall ein relativ schlecht benetzendes
Material wie z.B. Polyethylenterephthalat benutzt wird. Zur Ausbildung von
pilzähnlichen
Enden der Flimmerhaare zur Erreichung des Lotus-Effekts kann deshalb
ein veränderter
Verfahrensschritt vorgesehen sein:
- • Einbringen
des Formgedächtnis-Monomers
in die geätzten
Ionenspuren mit einem geringen Überschuss,
sodass sich pilzartige Erhebungen auf einer aus einem schlecht benetzbaren
Material bestehenden Deckschicht ausbilden.
Alternativ
kann ein Flüssigkeitstransport auch
durch eine Abstandsvergrößerung der
Flimmerhaare voneinander erfolgen. Der mittlere Abstand der Flimmerhaare
voneinander lässt
sich bei einer Erzeugung durch Ionenspurätzen durch die Flächen-Dichte
der Ionenspuren, d.h. durch die Fluenz der eingestrahlten Ionen,
gezielt einstellen. Sie liegt in der Größenordnung von 106 Ionen/cm2 für
mittlere Flimmerhaarabstände
von etwa 10 μm,
von 108 Ionen/cm2 für Abstände von
etwa 1 μm
und von etwa 1010 Ionen/cm2 für Abstände in der
Größenordnung von
etwa 100 nm. Natürlich
können
an Stelle der geätzten
Ionenspuren hierbei auch nano- bzw. mikrolithographisch hergestellte
Poren oder Poren aus selbstordnenden Materialien wie z.B. porösem Aluminiumoxid,
Siliziumdioxid oder Zeolith zum Einsatz kommen, die ebenfalls in
ihrem Abstand voneinander einstellbar sind.
Das
alternative erfindungsgemäße miniaturisierte
Transportsystem ist gekennzeichnet durch eine Ausbildung als künstliches
Peristaltik-Epithel mit einer Vielzahl von Transversalfalten aus
einem Formgedächtnis-Polymer,
die durch Einwirkung von von einer Stimulusquelle erzeugten Stimuli
periodisch zwischen einem ungedehnten Zustand und einem gedehnten
Zustand umschaltbar sind. Auch mit dieser Alternative wird ein künstliches
Epithel geschaffen, das aus einem programmierbaren Formgedächtnis-
Polymer besteht und in zwei unterschiedlichen Zuständen fixierbar
ist. Das alternative miniaturisierte Transportsystem ist daher vergleichbar
mit einem „künstlichem
Regenwurm" mit einer
faltigen Oberfläche
aus speziellem Polymermaterial, welche sich durch äußere Stimuli
dehnen und komprimieren kann. Es entsteht eine peristaltische Bewegung,
wie sie aus dem menschlichen Darm zur Vorwärtsbewegung von Nahrung bekannt
ist. Daher wurde die Bezeichnung „Peristaltik-Epithel" gewählt. Auf
diese Weise wird die Vorwärtsbewegung
von Materie auf dem ortsfesten Transportsystem ermöglich, andererseits
kann sich das Transportsystem aber auch selbst voranbewegen und
Materie mit sich transportieren. Prinzipiell ist das natürlich auch
mit dem Flimmerhaar-Epithel möglich,
hier ist jedoch die Tragkraft der Flimmerhaare nicht sehr groß.
Um
den peristaltischen Bewegungsmechanismus effizient zu stimulieren,
ist es vorteilhaft, wenn eine Stimulusquelle vorgesehen ist, die
Stimuli mit einer lokalen Einwirkung auf vorbestimmte Bereiche des
Peristaltik-Epithels erzeugt. Durch die Komprimierung dieser Bereich
werden benachbarte Bereich gedehnt und es entsteht eine Wanderwellenbewegung.
Auch bei dieser Alternative ist es wiederum vorteilhaft, wenn die
Stimulusquelle als UV-Strahlungsquelle ausgebildet ist, die als
verschiedene Stimuli UV-Strahlungspulse mit unterschiedlichen Wellenlängen erzeugt.
Es können
dann programmierbare Gedächtnis-Polymere
beispielsweise gemäß der oben
bereits genannten
DE 103 00
271 verwendet werden, die durch ihre Stimulierbarkeit mit
UV-Strahlung unterschiedlicher
Wellenlängen
besonders einfach in ihrer Formgestalt zuverlässig programmierbar und dazu
noch besonders umweltverträglich
sind. Bei der Verwendung von Transversalfalten, die für den Stimuluspuls
durchlässig
sind, beispielsweise UV-transparent, kann die Stimulusquelle auch
auf der Unterseite der Transversalfalten angeordnet sein. Dies ergibt
insbesondere für
abgeschlossene, insgesamt zu transportierende Systeme mit den Transversalfalten
auf ihrer Außenseite
den Vorteil, dass sich die Stimulusquelle im Innern des Systems befinden
kann (beispielsweise intrakorporale Sonde).
Die
Herstellung des alternativen Peristaltik-Epithels erfolgt in ähnlich einfacher
Weise wie die des Flimmerhaar-Epithels. Bevorzugt kann ein Verfahren
mit den folgenden Schritten vorgesehen sein:
- • Beschichtung
einer Unterlageschicht mit einer Photolackschicht,
- • Belichtung
der Photolackschicht durch eine Maske mit Schlitzen, wobei durch
die Breite der Schlitze die ungedehnte Breite der Transversalfalten festgelegt
ist,
- • Ätzung der
unbelichteten Photolackschicht, wobei durch die Tiefe der Ätzung die
Höhe der
Transversalfalten festgelegt ist,
- • Aufbringen
eines Formgedächtnis-Monomers auf
die abgeätzte
Photolackschicht,
- • Polymerisation
des aufgebrachten Formgedächtnis-Monomers,
- • Abheben
des Peristaltik-Epithels aus dem Formgedächtnis-Polymer von der geätzten Photolackschicht,
- • Fixierung
des Peristaltik-Epithels in einem ungedehnten Formzustand durch
Bestrahlung mit einem ersten Stimulus und
- • Fixierung
des Peristaltik-Epithels in einem gedehnten Formzustand durch Bestrahlung
mit einem zweiten Stimulus.
Weitere
Details des Flimmerhaar-Epithels und des Peristaltik-Epithels als
miniaturisiertes Transportssystem nach der Erfindung, ihrer bevorzugten
Herstellungsverfahren und Ausführungsformen
sind dem nachfolgenden speziellen Beschreibungsteil zu entnehmen.
Ausführungsbeispiele
Ausbildungsformen
der Erfindung in ihren Alternativen und Herstellungsverfahren werden
nachfolgend anhand der schematischen Figuren näher erläutert. Dabei zeigt jeweils
im Querschnitt und in starker Vergrößerung:
1A ein
Flimmerhaar-Epithel im ungekrümmten
Zustand,
1B das
Flimmerhaar-Epithel im gekrümmten
Zustand,
1C eine
Detaildarstellung der 1A, 1B zur
Transportbewegung,
2A...G
ein Herstellungsverfahren für das
Flimmerhaar-Epithel,
3 ein
Herstellungsdetail für
das Flimmerhaar-Epithel mit Lotus-Effekt,
4A, 4B ein
Peristaltik-Epithel mit lokalen gedehnten und ungedehnten Zonen,
5 ein
Peristaltik-Epithel mit intrakoporalen Sonden und
6A...G
ein Herstellungsverfahren für das
Peristaltik-Epithel.
Die 1A zeigt
ein miniaturisiertes Transportsystem MTS zur gerichteten Vorwärtsbewegung von
Materie, hier Nanopartikel NP, in der Ausbildung als künstliches
Flimmerhaar-Epithel FE. In einem Substrat SU, beispielsweise, einer
Polymerfolie oder -platte, sind dicht benachbart eine Vielzahl von
Flimmerhaaren FH verankert. Diese bestehen aus einem geeigneten
Formgedächtnis-Polymer,
das sich durch die Einwirkung von UV-Strahlung als Lichtstimulus
in seiner Form beeinflussen lässt.
In
der 1A wird das Flimmerhaar-Epithel FE mit einer UV-Strahlungsquelle
UVS bestrahlt, die UV-Strahlungspulse der Wellenlänge WL1
aussendet (Pfeil mit WL1). Die für
diese Wellenlänge
WL1 durch entsprechende Vorfixierung vorgesehene Form der Flimmerhaare
FH ist der ungekrümmte, gerade
Zustand. In der 1B hat die UV-Strahlungsquelle
auf UV-Strahlung
mit der Wellenlänge
WL2 umgeschaltet (Pfeil mit WL2). Die für diese Wellenlänge WL2
durch entsprechende Vorfixierung vorgesehene Form der Flimmerhaare
FH ist der gekrümmte
Zustand. Durch Umschalten der UV-Strahlungsquelle
UVS zwischen den beiden Wellenlängen
WL1, WL2 werden alternierend UV-Strahlungspulse erzeugt, die eine
rhythmische Änderung
des Krümmungszustandes
der Flimmerhaare FH hervorruft. Die Flimmerhaare FH werden zwischen
den beiden vorprogrammierten Formzuständen periodisch umgeschaltet
und wiegen sich damit gleichsam hin und her. Befinden sich dabei
Nanopartikel NP auf den Spitzen der Flimmerhaare FH, werden diese
durch den Wiegevorgang weitergereicht und dadurch gerichtet transportiert.
Die 1C zeigt
eine mehrmalige Aneinanderreihung der 1A und 1B zur
Verdeutlichung des Transportprozesses. Durch die periodische Krümmung und
Wiederaufrichtung der Flimmerhaare FH aufgrund der alternierenden
Bestrahlung mit UV-Strahlung der unterschiedlichen Wellenlängen WL1
und WL2 wird eine Bewegung von beispielsweise Nanopartikeln NP in
Pfeilrichtung ermöglicht
(hier nicht gezeigte Bezugszeichen sind den 1A und 1B zu
entnehmen).
Ein
bevorzugtes Herstellungsverfahren des Flimmerhaar-Epithels FHE gemäß 1A,
B ist in den 2A bis G aufgezeigt.
2A:
Zunächst
wird ein Substrat SU, beispielsweise eine Silizium-Scheibe, eine Metalloberfläche oder
eine inerte Polymerfolie, mit einer Deckschicht DS beschichtet.
Die Deckschicht DS besteht aus einem gut mit Ionen bestrahlbaren
und gut ätzbaren
Material (z.B. Polyimid, Polycarbonat, Polyethylenterephthalat,
Zellulosenitrat, Polyalcyldiglucol, Polysilikon, Siliziumdioxid,
Siliziumoxinitrid u.ä.).
Die Dicke der Deckschicht DS (beispielsweise ca. 10 bis 150 μm) legt die
Länge der
herzustellenden Flimmerhaare FH fest.
2B:
Anschließend
wird die aufgebrachte Deckschicht DS mit hochenergetischen Schwerionen (typische
Energie 20 MeV bis 3 GeV) bestrahlt (parallele Pfeile). Dabei muss
die Ionenenergie so hoch gewählt
sein, dass die Projektile die Deckschicht DS vollständig durchdringen
und in das Substrat SU eindringen. Nur so kann sichergestellt werden,
dass die herzustellenden Flimmerhaare FH auch ausreichend fest in
dem Substrat SU verankert sind. Typische Projektile entstammen den
Elementen Kr bis U, typische Einstrahlenergien liegen zwischen etwa
100 MeV und 3 GeV, typische Fluenzen für die Bestrahlung liegen bei
106 bis 1010 Projektile
(Ionen) pro cm2. Es bilden sich latente
Ionenspuren LIS.
2C:
Nachfolgend werden die latenten Ionenspuren LIS in der aufgebrachten
Deckschicht DS mit einer Ätzlösung AL
geätzt.
Es bilden sich geätzte Ionenspuren
GIS. Die Ätzung
erfolgt durchgängig mindestens
bis in das Substrat SU hinein, um dort ein Sackloch zu erzeugen,
in dem später
die Flimmerhaare FH fest verankert werden können. Ist das Substrat SU selbst
nicht ätzfähig, wird
später
die Deckschicht DS nur teilweise entfernt. Dabei wird durch den
erreichten Ätzdurchmesser
(Durchmesser beispielsweise von ca. 10 nm bis ca. 10 μm) in Abhängigkeit
von Ätzstärke und
-dauer die Dicke der herzustellenden Flimmerhaare FH festgelegt.
2D:
Im nächsten
Verfahrensschritt wird dann eine Formgedächtnis-Monomerlösung in die geätzten Ionenspuren
GIS, die bis in das Substrat SU hinein reichen, eingebracht, welches
durch Polymerisation zu einem Formgedächtnis-Polymer FGP umgewandelt
wird. Es bilden sich die parallelen Flimmerhaare FH in der Deckschicht
DS.
2E:
Anschließend
wird die Deckschicht DS vollständig
(im Fall eines ätzbaren
Substrates SU) oder in der Schichthöhe nur teilweise (im Fall eines
nicht ätzbaren
Substrates SU, in der 2E nicht gezeigt) entfernt,
ohne dass dabei die gebildeten Flimmerhaare FH beschädigt werden.
Dies kann beispielsweise durch eine chemische Auflösung erfolgen.
Zum Schutz vor Beschädigung
bei der Entfernung der Deckschicht DS können die Flimmerhaare FH auch
zuvor mit einem Schutzummantelung umgeben worden sein (in der Figur
nicht gezeigt). Dazu sind die geätzten
Ionenspuren GIS vor dem Einbringen der Monomerlösung mit einer entsprechenden Beschichtung
auf ihrer inneren Oberfläche
zu versehen. Im Fall eines nicht ätzbaren Substrates SU bleiben
die Flimmerhaare FH dann im nicht weggeätzten restlichen Teil der Deckschicht
DS fest verankert; im Fall eines ätzbaren Substrates SU sind
die Flimmerhaare FH im Substrat SU selber fest verankert.
2F:
Die geraden Flimmerhaare FH werden anschließend durch Bestrahlung mit
einem UV-Strahlungspuls der Wellenlänge WL1 in der ungekrümmten Form
fixiert (Pfeile mit WL1).
2G:
Die Flimmerhaare FH werden anschließend ausreichend gekrümmt, beispielsweise durch
Auflegen einer UV-strahlungsdurchlässigen Kunststoffplatte KP,
und durch Bestrahlung mit einem UV-Strahlungspuls der Wellenlänge WL2
in der gekrümmten
Form fixiert (Pfeile mit WL2).
Anschließend ist
das Flimmerhaar-Epithel FHE mit zwei periodisch schaltbaren Krümmungszuständen der
Flimmerhaare FH zum Transport von Materie fertig gestellt und einsatzbereit.
Dabei können
die Abmessungen des Flimmerhaar-Epithels FHE
je nach Einsatzfall zwischen einigen Quadratmillimetern bis hin
zu einer Quadratmetergröße liegen.
Die 3 (linke
Seite) zeigt ein Herstellungsdetail gemäß 2D für ein Flimmerhaar-Epithel
FHE mit der Ausrüstung
des Lotus-Effekts, um auch Flüssigkeiten
transportieren zu können.
Dazu wird etwas mehr Formgedächtnis-Monomerlösung in die
geätzten
Ionenspuren GIS eingefüllt,
sodass sich nach dem Entfernen der Deckschicht DS gemäß 2E (3,
rechte Seite) eine pilzähnliche
Ausbildung PA der freien Enden der Flimmerhaare FH ergibt, wobei
die Deckschicht DS hierbei aus einem schlecht benetzbaren Material
besteht. Anschließend werden
alternativ die pilzähnlichen
Ausbildungen PA noch mit einem hydrophoben Material HM beschichtet.
In
den 4A, 4B ist ein künstliches Peristaltik-Epithel
PE als alternatives miniaturisiertes Transportsystem MTS nach der
Erfindung dargestellt. Das Peristaltik-Epithel PE weist eine Vielzahl von
Transversalfalten TF auf, die aus einem Formgedächtnis-Polymer bestehen, das
sich durch die Einwirkung von UV-Strahlung als Lichtstimulus in
seiner Form beeinflussen lässt.
Im Vergleich der 4A, 4B ist
das Prinzip der Vorwärtsbewegung
(Peristaltik- oder Konvulsionsprinzip) zu erkennen.
In
der 4A wird das Peristaltik-Epithel PE lokal mit einer
UV-Strahlungsquelle UVS bestrahlt, die UV-Strahlungspulse der Wellenlänge WL1
aussendet (Pfeile mit WL1). Die für diese Wellenlänge WL1
durch entsprechende Vorfixierung vorgesehene Form der Transversalfalten
TF ist der ungedehnte Zustand. In der 4B hat
die UV-Strahlungsquelle UVS auf UV-Strahlung mit der Wellenlänge WL2
umgeschaltet (Pfeile mit WL2). Die für diese Wellenlänge WL2
durch entsprechende Vorfixierung vorgesehene Form der Transversalfalten
TF ist der gedehnte Zustand. Durch Umschalten der UV-Strahlungsquelle
UVS zwischen den beiden Wellenlängen
WL1, WL2 werden alternierend UV-Strahlungspulse erzeugt, die eine
rhythmische Änderung
des Dehnungszustandes der Transversalfalten TF hervorruft. Die Transversalfalten
TF werden zwischen den beiden vorprogrammierten Formzuständen periodisch umgeschaltet
und dehnen und komprimieren sich damit gleichsam wie der Faltenbalg
einer Ziehharmonika. Die 4A zeigt
das Peristaltik-Epithel PE mit einer lokalen UV-Bestrahlung der
Wellenlänge
WL1 (Pfeil mit WL1). Deutlich sind die Stellen lokaler Kompression
und Dehnung des Peristaltik-Epithel
PE zu erkennen. 4B zeigt das Peristaltik-Epithel
PE mit einer umgeschalteten lokalen UV-Bestrahlung der Wellenlängen WL2
(Pfeil mit WL2). Die Stellen lokaler Kompression und Dehnung des
Peristaltik-Epithel PE sind weitergewandert (Pfeil). Aufliegende
Nanopartikel NP werden weitertransportiert.
Eine
derartige peristaltische Bewegung kann insbesondere bei einer lokalen
Bestrahlung des Peristaltik-Epithels PE einfach hervorgerufen werden.
Es werden dann mehrere UV-Strahlungsquellen positioniert, die alternierende
UV-Strahlungspulse
der Wellenlängen
WL1, WL2 emittieren. Eine globale Bestrahlung ist auch möglich, eignet
sich aber eher zum Transport größerer Gegenstände. Für den geradlinigen
Transport ist eine lineare Ausbildung des Peristaltik-Epithels PE
vorteilhaft. Flächige
Ausbildungen sind aber auch ohne weiteres möglich.
Bei
dem zuvor genannten Transportvorgang rutschen die sich stauchenden
und anschließend wieder
dehnenden Transversalfalten TF über
ein Substrat SU hinweg, sodass das ganze Peristaltik-Epithel PE
ortsfest ist. Befinden sich dabei Nanopartikel NP auf den Transversalfalten
TF, werden diese durch die Peristaltikbewegung weitergereicht und dadurch
gerichtet transportiert. Wird hingegen die Rutschbewegung auf dem
Substrat SU verhindert, beispielsweise durch ein rutschfestes Substrat
SU, bewegt sich das gesamte Peristaltik-Epithel PE nach der Art eines Regenwurms
voran. Dabei kann es natürlich
auch aufgelegte Materie, beispielsweise eine intrakorporale Sonde,
transportieren, insbesondere auch in mikroskopisch kleinste Körperhohlräume. Diese
Art des Transportes ist immer dann besonders günstig, wenn keine direkte Förderbandeinrichtung zwischen
Start und Ziel der zu transportierenden Materie eingerichtet werden
kann, sondern die Materie ihr Transportsystem mitnehmen muss. Dabei
ist der Mittransport einer miniaturisierten UV-Strahlungsquelle UVS (z.B. einer entsprechenden
Leuchtdiode), die über
eine interne Programmierung autark angesteuert wird, problemlos
zu realisieren. Bei UV-transparenten Transversalfalten TF kann die UV-Strahlung
auch von der Rückseite
des Peristaltik-Epithels PE eingestrahlt werden, was die Konstruktion
beispielsweise eines Transportgefäßes stark vereinfachen kann
(vergleiche 5).
Die 5 zeigt
eine intrakorporale Sonde IKS, die mit einem Peristaltik-Epithel PE als miniaturisiertes
Transportsystem MTS gleitfähig
verbunden ist. Eine feste Verbindung zu einer Unterlageschicht US,
beispielsweise einer Darminnenwand, besteht hierbei nicht. Neben
verschiedenen Sondeneinrichtungen SE und einer Steuer- und Versorgungseinheit SVE
sind auch miniaturisierte UV-Strahlungsquellen UVS vorgesehen, durch
deren Emission aus dem inneren der intrakorporalen Sonde IKS auf
das Peristaltik-Epithel PE in zwei unterschiedlichen Wellenlängen die
Dehnung und Stauchung und damit die peristaltische Fortbewegung
des Peristaltik-Epithels PE bzw. der intrakorporalen Sonde IKS stimuliert
wird (Pfeil).
Ein
bevorzugtes Herstellungsverfahren des Peristaltik-Epithels PE gemäß 4A,
B ist den 6A bis G zu entnehmen.
6A:
Zunächst
wird eine Unterlageschicht US mit einer Photolackschicht PLS, beispielsweise
in linearer Erstreckung beschichtet.
6B:
Anschließend
wird die Photolackschicht PLS durch eine Maske MAS mit Schlitzen
belichtet (parallele Pfeile). Dabei legt die Breite der Schlitze
die ungedehnte Breite der Transversalfalten TF fest.
6C:
Nachfolgend wird die unbelichtete Photolackschicht PLS mit einer Ätzlösung AL
weggeätzt,
sodass sich Photolackstege PLG bilden. Dabei legt die Tiefe der Ätzung die
Höhe der
Transversalfalten TF fest.
6D:
Im nächsten
Verfahrensschritt wird auf die Photolackstege PLG ein Formgedächtnis-Monomer
aufgebracht und anschließend
polymerisiert. Es bildet sich das Formgedächtnis-Polymer FGP.
6E:
Anschließend
wird das Peristaltik-Epithel PE von der geätzten Photolackschicht PLS
abgehoben (Pfeile).
6F:
Das ungedehnte Peristaltik-Epithel PE wird anschließend durch
globale Bestrahlung mit einer UV-Strahlung der Wellenlänge WL1
(Pfeile mit WL1) in der ungekrümmten
Form fixiert.
6G:
Das Peristaltik-Epithels PE wird anschließend ausreichend gedehnt, beispielsweise durch
Auseinanderziehen an den Enden (Doppelpfeil) und durch globale Bestrahlung
mit UV-Strahlung der Wellenlänge
WL2 (Pfeile mit WL2) in der gedehnten Form fixiert. Damit ist die
Programmierung des Peristaltik-Epithels PE in zwei verschiedenen, umschaltbaren
Formzuständen
abgeschlossen.