DE102006004258A1 - Bremsregelungsanlage für Kraftfahrzeuge - Google Patents
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Abstract
Erfindungsgemäß wird eine Bremsregelungsanlage für Kraftfahrzeuge mit einem elektronischen Steuergerät, durch das im Stillstand des Kraftfahrezuges eine automatische Feststellbremsfunktion aktivierbar ist, deren Deaktivierung in Abhängigkeit vom momentanen Antriebsmoment vorgenommen wird, derart ausgestaltet, dass bei aktivierter Feststellbremsfunktion eine Deaktivierung der Feststellbremsfunktion unterdrückbar ist, wenn aufgrund einer im Stillstand des Kraftfahrzeugs ausgeführten Funktion eine automatische Erhöhung des Antriebsmoments, die nicht aus einem Anfahrwunsch des Fahrers resultiert, erforderlich ist.
Description
- Die Erfindung betrifft eine Bremsregelungsanlage für Kraftfahrzeuge nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
- Aus verschiedenen Patentanmeldungen bzw. Patentschriften, so z. B. aus
DE 199 50 034 A1 ,DE 196 11 359 C1 ;DE 199 50 162 B4 ;DE 198 48 448 C2 ;DE 101 51 846 B4 ;DE 199 41 482 A1 und weiteren, sind Verfahren und Vorrichtungen bekannt, die zur Verhinderung des Wegrollens von Fahrzeugen – insbesondere, aber nicht notwendigerweise, an Steigungen – dienen sollen. Meist wird dabei in wenigstens einem Betriebszustand bei betätigtem Bremspedal oder durch ein anderes Betätigungselement Bremskraft an wenigstens einem Rad eines Fahrzeugs abhängig oder unabhängig vom Maß der Pedalbetätigung oder eines anderen Betätigungselementes gehalten oder aktiv aufgebaut. Für die Aktivierung bzw. Deaktivierung der Funktion sind dabei unterschiedliche Eintritts- und/oder Auslösebedingungen gemeinsam oder alternativ vorgesehen. - Bekannt sind diese Verfahren bzw. Vorrichtungen beispielsweise unter den Namen Anfahrassistent, Bergassistent, Hillhold(er) oder Automatic Hold. Zusammenfassend werden diese Verfahren im Folgenden als automatische Feststellbremsfunktionen bezeichnet. Gemein ist allen diesen automatischen Feststellbremsfunktionen beispielsweise ein hydraulisches, mechanisches, elektrohydraulisches, elektromechanisches oder pneumatisches, elektronisch regelbares Bremssystem, mittels derer das Festhalten und die Verhinderung des Anrollens des Fahrzeuges bewerkstelligt wird. Auch sind Verfahren bekannt, bei denen das Anrollen des Fahrzeuges über das Getriebe (insbesondere Automatikgetriebe) verhindert wird. Bei all diesen Funktionen wird beispielsweise durch Betätigung des Bremspedals oder der Handbremse oder über damit in Verbindung stehende Schaltelemente bzw. auch sonstige Betätigungselemente (z. B. Schalter, Taster o. ä.) eine Aktivierung der Funktion durchgeführt; eine Deaktivierung erfolgt über die gleichen oder auch andere Hilfsmittel (wie z. B. Gaspedalstellung, Kupplungssignal, Antriebsmomentsignale des Motors o. ä. bzw. auch nach Ablauf einer definierten Haltezeit).
- Wichtige weitere benötigte Hilfsmittel, Steuersignale oder Schaltmittel für die Darstellung der Funktionen sind beispielsweise meist ein oder mehrere Geschwindigkeitssignale für die Erkennung des Fahrzeugstillstands, mechanische, pneumatische oder hydraulische Aktuatoren (ebenso sind prinzipiell auch elektro-hydraulische, elektro-pneumatische oder elektrische Aktuatoren denkbar) in den Radbremsen bzw. in den Zuleitungen zu den Radbremsen, über die Bremswirkung auf- und abgebaut bzw. zumindest temporär gehalten werden kann (z. B. Steuer/Regelventile integriert in Form einer vorhanden Steuer- oder Regeleinrichtung, beispielsweise ABS-, ASC-/ASR-, DSC-/ESP-/EHB-System), gegebenenfalls auch Längsbeschleunigungs- oder Neigungssensoren, mittels derer die Fahrbahnlängsneigung ermittelt und daraus die erforderliche Bremskraft für sicheren Stillstand des Fahrzeugs und das für die Fahrbahnneigung benötigte Anfahrmoment bestimmt werden können und ein bzw. mehrere Drucksensoren, mit deren Hilfe der Bremsdruck bzw. das aufgebrachte Bremsmoment an der bzw. den Radbremsen ermittelt werden kann.
- Es ist Aufgabe der Erfindung, das Lösen des Bremsmoments bedarfsgerecht und zielgenau bei einem hinreichend hohen Anfahrmoment durchzuführen, damit das Fahrzeug einerseits nicht ungewollt vorzeitig entgegen der gewünschten Fahrtrichtung anrollen kann und dadurch möglicherweise Unfallsituationen herbeigeführt werden können und andererseits das Fahrzeug nicht gegen die Brems-Haltekraft anfahren muss und dadurch Komforteinbußen durch zu langes Bremskraft-Halten (bedingt durch ein zu hohes gefordertes Anfahrmoment) entstehen können.
- Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale des Patentanspruchs 1 gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind die Gegenstände der abhängigen Ansprüche.
- Der Erfindung liegen folgende Erkenntnisse zugrunde:
Bei den bekannten Verfahren und Vorrichtungen kann unter bestimmten Bedingungen während der aktivierten Feststellbremsfunktion (Haltephase beispielsweise einer Hillholder-Funktion) das Problem auftreten, dass durch „selbsttätige" (d. h. nicht vom Fahrer direkt über Fahrpedalvorgabe vorgegebene) Erhöhung des Motormomentes, allgemeiner des Antriebsmoments, ein vorzeitiger Anfahrwunsch erkannt wird und daraufhin das Bremsmoment (bzw. Bremskraft oder Bremsdruck) systemseitig automatisch reduziert wird. Dadurch wird das Fahrzeug an der Steigung nicht mehr ausreichend festgehalten und kann ungewollt zu früh anrollen, was zumindest zu Komfortbeeinträchtigungen führen kann. - Gründe bzw. Auslöser für eine „selbsttätige" bzw. automatische – meist nur temporär wirksame – Antriebsmomenterhöhung können beispielsweise folgende sein:
Insbesondere durch Betätigung der Lenkung (Lenkbewegungen) durch den Fahrer, eventuell auch durch ein Lenksystem (z. B. AFS, EPS), aber auch z. B. durch die Klimaanlage (Ein-/Abschaltung Klimakompressor), den Anlauf des Motor-(Elektro-)Lüfters, dem Ein- und Abschalten sonstiger mechanischer, elektromechanischer, elektrischer, pneumatischer oder hydraulischer Verbraucher im Fahrzeug (z. B. Getriebemomenten-Änderungen durch Zu-/Abschaltung von Wandlerüberbrückungskupplungen usw.), allgemein also durch fahrzeuginterne Verbraucher und Systeme bzw. Komponenten, die dem Antriebsmotor ein Verbrauchsmoment (z. B. Reibmoment, Schleppmoment) abverlangen, das von der Motorsteuerung/-regelung bzw. dessen Leerlaufregler erst ausgeregelt werden muss. Durch den Ausregelvorgang der Motorsteuerung/-regelung entstehen meist kurzzeitige Schwankungen bzw. Überhöhungen des abgegebenen Antriebsmoments, die dann letztlich zu einer fälschlichen Erkennung eines Anfahrwunsches führen können. - Nun könnten zwar durch entsprechende Anpassung/Applikation der automatischen Feststellbremsfunktion das ohnehin zumindest steigungsabhängig variable, notwendige Soll-Antriebsmoment (als eine Grund-Antriebsmomentbedingung) zum Deaktivieren der Feststellbremsfunktion generell entsprechend höher festgelegt werden und/oder durch zeitliche Filterung des Antriebsmomentensignals Schwankungseinflüsse gedämpft werden, so dass automatische Antriebsmomentänderungen wie oben beschrieben während der Haltephase nicht zu der beschriebenen fälschlichen Erkennung des Anfahrwunsches führen. Dies hätte jedoch wiederum den Nachteil, dass bei einem „echten" Anfahrwunsch über Fahrpedalvorgabe ein deutlich zu spätes Bremsmomentlösen der automatischen Feststellbremsfunktion stattfindet. Dadurch würde beim Anfahren immer der Eindruck entstehen, zumindest kurzzeitig gegen die Bremse anzufahren, was mit erheblichen Komfortnachteilen und Qualitätsbeanstandungen verbunden wäre.
- Eine generelle Fallunterscheidung bei einer automatischen Feststellbremsfunktion zwischen den oben genannten ungewollten Antriebsmomentenerhöhungen und der Antriebsmomentenerhöhung infolge „Anfahrwunsch über Fahrpedal" verbietet sich im Allgemeinen, da die automatische Feststellbremsfunktion häufig so definiert wird, dass ein komfortables Anfahren (also das rechtzeitige Lösen des Bremsmomentes) ohne Anrollen entgegen der gewünschten Fahrtrichtung auch lediglich durch das Anliegen des Leerlaufmomentes (bzw. Kriechmomentes) möglich sein muss, ohne dass der Fahrer das Gaspedal betätigt.
- Um eine störende Beeinflussung durch Antriebsmomentenschwankungen während der Haltephase des Systems zu unterdrücken, ist es notwendig, diese Einflüsse jeweils einzeln oder gesamthaft zu erfassen und das für die automatische Feststellbremsfunktion (z. B. Hillholder-Funktion) betrachtete Antriebsmoment entsprechend zu korrigieren.
- Erfindungsgemäß wird eine Bremsregelungsanlage für Kraftfahrzeuge mit einem elektronischen Steuergerät, durch das im Stillstand des Kraftfahrzeuges eine automatische Feststellbremsfunktion aktivierbar ist (Haltephase), deren Deaktivierung in Abhängigkeit vom momentanen Antriebsmoment vorgenommen wird, derart ausgestaltet, dass bei aktivierter Feststellbremsfunktion eine Deaktivierung der Feststellbremsfunktion unterdrückbar ist, wenn aufgrund einer im Stillstand des Kraftfahrzeugs ausgeführten Funktion eine automatische Erhöhung des Antriebsmoments, die nicht aus einem Anfahrwunsch des Fahrers resultiert, erforderlich ist.
- Über Informationen, die auf einem mit dem Steuergerät verbunden Datenbus (z. B. CAN-Bus) anliegen, kann der Wert oder der Gradient über diese automatische Antriebsmomenterhöhung selbst dem Steuergerät zur Verfügung stehen. Zusätzlich oder alternativ können zur Erfassung einer automatischen Erhöhung des Antriebsmoments Zustandsänderungen von fahrzeuginternen Verbrauchern, die eine Erhöhung des Antriebsmoments verursachen können, überwacht werden.
- Abhängig von einer Zustandsänderung eines Verbrauchers kann auf einen entsprechenden Absolutwert und/oder Relativwert und/oder auf einen entsprechenden Gradientenwert der Antriebsmomenterhöhung geschlossen werden. Abhängig von diesem Absolutwert und/oder Relativwert und/oder abhängig von diesem Gradientenwert der Antriebsmomenterhöhung kann eine Grund-Antriebsmomentbedingung, die zum Deaktivieren der automatischen Feststellbremsfunktion erfüllt sein muss, korrigiert werden. Die Grund-Antriebsmomentbedingung kann das Überschreiten eines ersten Absolut- und/oder Relativschwellwertes und/oder eines ersten Gradientenschwellwertes sein.
- Das zur Aktivierung der automatischen Feststellbremsfunktion erforderliche Bremsmoment für die Haltphase kann mit dem Antriebsmoment verglichen werden. Das Bremsmoment kann erhöht werden, wenn die automatische Erhöhung des Antriebsmoments einen definierten zweiten Absolut- und/oder Relativschwellwert und/oder einen definierten zweiten Gradientenschwellwert überschreitet, in der Weise, dass ein sicheres Halten des Kraftfahrzeuges im Stillstand nicht gewährleistet werden kann.
- Ausführungsbeispiel anhand einer Korrektur der Grund-Antriebsmomentbedingung während aktiverter Feststellbremsfunktion (z. B. „Hillholder- Haltephase") bei Lenkvorgängen:
Bei Lenkbewegungen (= Zustandsänderungen des Verbrauchers Lenksystem) im Stillstand des Fahrzeugs (z. B. während Parkiervorgängen) in Situationen, in denen die Hillholder-Funktion aktiv ist – also das Fahrzeug an wenigstens einer bzw. an mehreren Fahrzeugbremse(n) durch anliegendes Bremsmoments zumindest temporär gehalten wird -, werden vor allem bei hydraulischen Lenksystemen durch Lenkmomentänderungen direkt Antriebsmomentenänderungen induziert. - Eine Adaption der Grund-Antriebsmomentbedingung kann dabei beispielsweise in der Form erfolgen, dass kontinuierlich während der Hillholder-Haltephase
- 1. abhängig von der Lenkwinkelgeschwindigkeit (Gradient des Lenkwinkels) bzw. Lenkradwinkelgeschwindigkeit bzw. bei Überschreitung einer definierten Schwelle und/oder
- 2. abhängig vom Lenkwinkel bzw. Lenkradwinkel bzw. Unter-/Überschreitung einer definierten Schwelle und/oder
- 3. abhängig von einem zur Verfügung stehenden Signal, das die Lenkbewegung bzw. ein Lenkmoment auf andere Weise hinreichend genau beschreibt (z. B. Lenkungspumpendruck bzw. Druck in den hydraulischen Lenkungsleitungen; Lenkmoment, das durch Signalübertragung (z. B. CAN) von einem Lenkungssteuergerät (z. B. AFS, EPS) ausgegeben wird und der Hillholder-Funktionalität zur Verfügung steht) bzw. bei Unter-/Überschreitung einer definierten Schwelle und/oder
- 4. abhängig von einem Aktivierungssignal/Deaktivierungssignal (z. B. CAN-Aktivierungsbotschaft, Aktivierungsbit, Schaltsignal o. ä.), das eine Lenkbewegung signalisiert
- Eine Korrektur kann z. B. unter Verwendung der oben genannten Größen Lenkwinkel bzw. Lenkwinkelgeschwindigkeit oder auch Lenkungsdruckniveau erfolgen, indem ein davon abgeleiteter konstanter (Momenten-) Offset als Festwert und/oder ein variabler Wert aus einer davon mathematisch-funktionalen Abhängigkeit (z. B. proportionaler Zusammenhang über Kennlinie linear oder gekrümmt) dem für die Hillholder-Funktion relevanten Antriebsmomentenwert zugeschlagen bzw. subtrahiert wird. Stattdessen wäre ebenso eine multiplikative Korrektur oder Korrektur gemäß einer anderen definierten funktionalen Abhängigkeit vorstellbar.
- Im Falle eines bereits zur Verfügung stehenden Momentensignals (z. B. Lenkmomentanforderung über CAN aus einem Lenkungssteuergerät) kann dieses auch selbst zur Korrektur des im Hillholder bewertenden Antriebsmomentes dienen.
- Es können dem Ausführungsbeispiel entsprechende Korrekturen des Hillholder-Antriebsmoments auch für weitere mögliche Einflussgrößen in analoger Weise erfolgen.
Claims (5)
- Bremsregelungsanlage für Kraftfahrzeuge mit einem elektronischen Steuergerät, durch das im Stillstand des Kraftfahrzeuges eine automatische Feststellbremsfunktion aktivierbar ist, deren Deaktivierung in Abhängigkeit vom momentanen Antriebsmoment vorgenommen wird, dadurch gekennzeichnet, dass bei aktivierter Feststellbremsfunktion eine Deaktivierung der Feststellbremsfunktion unterdrückbar ist, wenn aufgrund einer im Stillstand des Kraftfahrzeugs ausgeführten Funktion eine automatische Erhöhung des Antriebsmoments, die nicht aus einem Anfahrwunsch des Fahrers resultiert, erforderlich ist.
- Bremsregelungsanlage nach Patentanspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass zur Erfassung einer automatischen Erhöhung des Antriebsmoments Zustandsänderungen von fahrzeuginternen Verbrauchern, die eine Erhöhung des Antriebsmoments verursachen können, überwacht werden.
- Bremsregelungsanlage nach einem der vorangehenden Patentansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass abhängig von der Zustandsänderung eines Verbrauchers auf einen entsprechenden Absolutwert und/oder Relativwert und/oder auf einen entsprechenden Gradientenwert der Antriebsmomenterhöhung geschlossen wird.
- Bremsregelungsanlage nach einem der vorangehenden Patentansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass abhängig von diesem Absolutwert und/oder diesem Relativwert und/oder abhängig von diesem Gradientenwert der Antriebsmomenterhöhung eine Grund-Antriebsmomentbedingung zum Deaktivieren der automatischen Feststellbremsfunktion korrigiert wird.
- Bremsregelungsanlage nach einem der vorangehenden Patentansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das zur Aktivierung der automatischen Feststellbremsfunktion erforderliche Bremsmoment für die Haltphase mit dem Antriebsmoment verglichen wird und dass das Bremsmoment erhöht wird, wenn die automatische Erhöhung des Antriebsmoments einen definierten Absolutschwellwert und/oder einen Relativschwellwert und/oder einen definierten Gradientenschwellwert überschreitet, in der Weise, dass ein sicheres Halten des Kraftfahrzeuges im Stillstand nicht gewährleistet werden kann.
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