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Die Erfindung betrifft ein medizinisches Instrument zum Spreizen von zwei benachbarten Wirbeln einer Wirbelsäule, mit einem Kanülenrohr, das an seinem distalen Ende zwei diametral angeordnete, aus der Rohrwand herausgearbeitete, somit unbewegliche axiale Fortsätze gleicher Länge aufweist, die jeweils, in einer ersten radialen Richtung gesehen, eine Höhe mit einem ersten Maß aufweisen und in einer um 90° dazu verdrehten Richtung einen diametralen Abstand mit einem zweiten Maß aufweisen, das größer ist als das erste Maß, und wobei die Fortsätze zwischen zwei benachbarte Wirbel einbringbar sind.
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Ein derartiges medizinisches Instrument zum Spreizen von zwei benachbarten Wirbeln ist aus der
DE 697 29 140 T2 bekannt.
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Das bekannte Instrument weist einen länglichen Körper in Form eines Kanülenrohres auf, an dessen distalem Ende zwei diametral angeordnete, aus der Rohrwand herausgearbeitete, somit unbewegliche axiale Fortsätze gleicher Länge vorspringen. In einer ersten radialen Richtung gesehen weisen diese eine Höhe mit einem ersten Maß auf. In einer um 90° dazu verdrehten Richtung weisen diese einen diametralen Abstand mit einem zweiten Maß auf, das größer ist als das erste Maß.
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Die axial vorspringenden Fortsätze weisen jeweils einen konisch spitz zulaufenden distalen Endabschnitt auf.
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Die Höhe der axialen Fortsätze ist so gewählt, dass dieses dem Spreizmaß der zu spreizenden benachbarten Wirbel entspricht.
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Zum Spreizen werden die beiden Fortsätze über deren konisch zulaufende Spitzen zwischen zwei benachbarte Wirbelkörper angesetzt und in axialer Längserstreckung der Fortsätze zwischen die Wirbel eingeschoben. Durch die konisch spitz zulaufenden Abschnitte werden die Wirbel gespreizt, und zwar auf das Spreizmaß der Höhe der Fortsätze.
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Die Spreizarme müssen unter erheblicher Kraftausübung zwischen zwei benachbarte Wirbel eingeführt werden.
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Aus der
US 2004/0117019 A1 ist eine Vorrichtung zum Spreizen zweier benachbarter Wirbel bekannt. Diese Vorrichtung weist eine Kanüle mit einem viereckigen Querschnitt auf, wobei sich eine Kanülenwand axial weiter fortsetzt als die anderen.
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Gegenüberliegend zu diesem axialen Fortsatz ist an der Wand ein zweiarmiger Hebel angelenkt, dessen einer Hebelarm als distal vorspringender Fortsatz der Wand, an der dieser Hebel angelenkt ist, angesehen werden kann. Durch die Verschwenkbarkeit ist es möglich, diesen etwas kürzer ausgebildeten Fortsatz auf den axialen Fortsatz hinzubewegen, so dass, von einer Seite aus gesehen, diese etwa V-förmig und flächig aneinanderlegbar sind. In diesem Zustand können die beiden Fortsätze als eine Art Keil zwischen zwei Wirbel gebracht werden.
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Durch Drücken auf den zweiten Hebelarm kann der erste Hebelarm, vom stationären axialen Fortsatz wegbewegt werden, wodurch diese und ggf. die Wirbel gespreizt werden können. Nachdem die Vorrichtung zwischen zwei Wirbel eingebracht wurde, kann die gesamte Vorrichtung um 90° um die Längsachse gedreht werden, so dass die Wirbel durch Aufstellen der Spreizarme gespreizt werden können.
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Somit entspricht auch hier wieder das Höhenmaß der vorstehenden Fortsätze dem Spreizmaß der zu spreizenden Wirbel.
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In der
US 2002/0045944 A1 ist ein Instrument offenbart, das zum Auseinanderspreizen von zwei benachbarten Wirbeln dient. Durch einen Körper des Instruments, dessen Querschnitt rechteckig ausgebildet ist, geht ein Kanal hindurch. Durch den Kanal können in den inter-vertebralen Raum Implantate eingeführt werden. Das in diesem Dokument offenbarte Instrument wird unter Kraftausübung zwischen zwei benachbarte Wirbel eingeführt und dann wird das Instrument um 90° gedreht. Durch das Drehen werden die zwei benachbarten Wirbel voneinander gespreizt. Danach kann durch den Kanal ein Implantat eingeführt werden.
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Solche medizinischen Instrumente werden beispielsweise in der perkutanen Foraminoskopie oder in der zervikalen Diskektomie zur Behandlung eines Bandscheibenvorfalls eingesetzt.
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Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein medizinisches Instrument der eingangs genannten Art dahingehend weiterzuentwickeln, das es ermöglicht, die operativen Eingriffe zwischen zwei Wirbeln zu erleichtern.
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Erfindungsgemäß wird die Aufgabe durch ein medizinisches Instrument mit den in Patentanspruch 1 angegebenen Merkmalen gelöst.
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Diese Maßnahme hat den Vorteil, dass zwei kleine axiale Fortsätze, wie bereits begründet, aufgrund ihres verringerten ersten Maßes in der ersten Richtung, leichter zwischen zwei benachbarte Winkel einbringbar sind als beispielsweise ein größerer axialer Fortsatz mit halbkreisförmigem teilumfänglichen Abschnitt. Die Abrundung an den distalen Enden der beiden axialen Fortsätze hat den Vorteil, dass eine Traumatisierung des Operationsgewebes durch scharfe Ecken oder Kanten der axialen Fortsätze ausgeschlossen werden kann. Das Vorsehen eines T-förmigen Griffs am proximalen Ende hat den Vorteil, dass der Operateur durch einen T-förmigen Griff beide Hände gut einsetzen kann, um eine große Kraft auf das medizinische Instrument anzuwenden. Dies ist notwendig, um die Wirbel auseinander zu spreizen.
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Nach dem Drehen ruhen die beiden gespreizten Wirbel auf den gegenüberliegenden Außenflächen der Fortsätze.
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In einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung sind die axialen Fortsätze jeweils auf einer Außenseite abgeflacht.
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Diese Maßnahme hat den Vorteil, dass die auseinandergespreizten Wirbel auf der abgeflachten Außenseite gut aufliegen können und ein Wegrutschen durch eine Verdrehung um die Längsachse des Kanülenrohrs ausgeschlossen ist.
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In einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung weisen die axialen Fortsätze an der Außenseite eine raue Oberfläche auf.
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Diese Maßnahme hat den Vorteil, dass neben oder zusätzlich zu einer abgeflachten Außenseite durch eine raue Oberfläche ein Wegrutschen des medizinischen Instruments nahezu ausgeschlossen ist.
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Es besteht der Vorteil, dass ein Kanülenrohr zunächst mit seinen axialen Fortsätzen in einer bestimmten ersten Position mit geringem axialem Maß zwischen zwei benachbarte Wirbel einbringbar ist.
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Dadurch erhält das Kanülenrohr einen festen Halt an der operativen Stelle und die eingangs beschriebenen medizinischen Instrumente, wie zum Beispiel Führungsdraht, kanülierter Stift, sowie die weiteren kanülierten Rohre können durch einen Operateur entfernt werden, wobei sichergestellt ist, dass das Kanülenrohr während des Vorgangs an Ort und Stelle verbleibt.
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Nun wird das Kanülenrohr mit seinen axialen Fortsätzen durch eine Drehung um seine Längsachse in eine zweite Position gebracht. Dabei greifen die axialen Fortsätze während dieser Drehung sowohl an dem oberen als auch dem unteren Wirbel an und schieben diese voneinander weg.
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Damit erweitert sich der Operationsbereich vor dem distalen Ende des Kanülenrohres und ist nun sehr viel besser einsehbar.
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Eine Zunahme einer Spreizung der Wirbel lässt sich vom Operateur anhand der Stellung des Kanülenrohres daher gut verfolgen.
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Der Operateur kann nun leicht entscheiden, welches Werkzeug den Operationsbedingungen angemessen ist. Durch das vergrößerte Operationsfeld ergibt sich hierbei die Möglichkeit, größere Werkzeuge einzusetzen als bei der Verwendung eines herkömmlichen Kanülenrohrs.
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Die Operation ist daher insgesamt leichter und ggf. sogar schneller durchführbar als dies unter Verwendung eines herkömmlichen Kanülenrohrs möglich ist.
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Die zweite Richtung ist gegenüber der ersten Richtung um 90° verdreht.
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Diese Maßnahme hat den Vorteil, dass sich eine Drehung des Kanülenrohres um dessen Längsachse mit einem Winkel von 90° vom Operateur gut verfolgen und einschätzen lässt.
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Da das Kanülenrohr mit Handgriffen oder Markierungen versehen ist, lässt sich ein Erreichen des Winkels von 90° anhand der Stellung der Handgriffe oder der Markierungen gut abschätzen. Der Operateur vergleicht die Stellung des Kanülenrohres während der Drehung mit der Ausgangsposition und kann dadurch bereits die Spreizung der Wirbel abschätzen.
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Die beiden axialen Fortsätze sind als ein teilumfänglicher Abschnitt des Kanülenrohres ausgebildet.
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Diese Maßnahme hat den Vorteil, dass die axialen Fortsätze als eine Fortführung des Kanülenrohres ausgebildet sind. Das Kanülenrohr und sein distales Ende lassen sich daher aus einem Stück herstellen.
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Die zwei axialen Fortsätze sind diametral am Kanülenrohr angeordnet.
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Diese Maßnahme hat den Vorteil, dass das zweite Maß in der zweiten Richtung aufgrund dieser Ausgestaltung mindestens genauso groß sein muss wie der Außendurchmesser des Kanülenrohres, wenn die axialen Fortsätze jeweils als ein teilumfänglicher Abschnitt des Kanülenrohres ausgebildet sind.
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Vorteilhafterweise sind die axialen Fortsätze in ihrer Länge gleich.
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Diese Maßnahme hat den Vorteil, dass bei gleichlangen axialen Fortsätzen, die diametral angeordnet sind, die Orientierung des distalen Endes des Kanülenrohres für die Einbringung der axialen Fortsätze unerheblich ist. Dieser Vorteil ergibt sich, da das distale Ende des Kanülenrohres symmetrisch hinsichtlich einer Drehung um 180° um seine Längsachse ist.
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Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines ausgewählten Ausführungsbeispiels im Zusammenhang mit den beiliegenden Zeichnungen näher beschrieben und erläutert. Es zeigen:
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1 eine perspektivische Seitenansicht eines erfindungsgemäßen medizinischen Instruments mit einem Kanülenrohr, das ein erfindungsgemäß ausgebildetes distales Ende aufweist,
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2 eine stark vergrößerte abschnittsweise Darstellung des distalen Endes,
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3 einen Schnitt längs der Linie III-III in 2,
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4 einen Schnitt längs der Linie IV-IV in 2,
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5 einen erfindungsgemäßen Einsatz des medizinischen Instruments vor dessen Einbringung zwischen zwei benachbarte Wirbel,
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6 ein zwischen zwei benachbarte Wirbel eingebrachtes medizinisches Instrument vor einer Drehung des Kanülenrohres,
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7 das medizinische Instrument von 6 nach der Drehung des Kanülenrohres, und
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8 durch das medizinische Instrument gespreizte benachbarte Wirbel, wobei der Einsatz eines Werkzeuges durch das Kanülenrohr gezeigt ist.
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In der 1 ist ein medizinisches Instrument dargestellt, das in seiner Gesamtheit mit der Bezugsziffer 10 bezeichnet ist.
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Das medizinische Instrument 10 weist ein Kanülenrohr 12 auf.
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An einem proximalen Ende 16 ist an diesem Kanülenrohr 12 ein quer dazu verlaufender Griff 20 vorgesehen, der T-förmig ausgestaltet ist.
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Weiterhin weist dieses Kanülenrohr 12 an einem distalen Ende 14 zwei axiale Fortsätze 17 und 17' auf.
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Diese axialen Fortsätze 17 und 17' sind aus dem Kanülenrohr 12 herausgearbeitet, stehen diametral zueinander, und führen das Kanülenrohr 12 an seinem distalen Ende 14 fort.
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Durch die Art ihrer Herstellung bedingt, stehen diese axialen Fortsätze 17 und 17' dabei parallel zu einer Mittellängsachse des Kanülenrohres 12 und erstrecken sich außerhalb eines Bereiches, der durch einen Innenquerschnitt des Kanülenrohres 12 bestimmt ist.
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Sie sind als ein ehemaliger Teil einer Rohrwand entsprechend gekrümmt und weisen eine ebenfalls entsprechende Wandstärke auf. Bei ihrer Herstellung wird darauf geachtet, einen distalen Endabschnitt dieser axialen Fortsätze 17 und 17' abgerundet zu fertigen. Die Fortsätze 17 und 17' erstrecken sich teilumfänglich um etwa 20°.
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Eine Herausarbeitung der axialen Fortsätze 17 und 17' geschieht zum Beispiel dadurch, dass ein Teil des Kanülenrohres 12 herausgeschnitten oder herausgefräst wird, so dass zwei diametrale Fortsätze 17, 17' am distalen Ende 14 stehen bleiben und als Fortführung des Kanülenrohres 12 anzusehen sind.
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In 2 ist eine abschnittsweise vergrößerte Darstellung des distalen Endes 14 gezeigt. Die Darstellung verdeutlicht, welche Teile des Kanülenrohres 12 zu entfernen sind, um die axialen Fortsätze 17, 17' herauszubilden.
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Die 3 und 4 zeigen Querschnitte von 2 längs der Linien III-III und IV-IV.
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In 3 sind noch einmal die abgerundeten axialen Fortsätze 17, 17' herausgestellt. Deren diametrale Anordnung wiederum ist in 4 zu erkennen.
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Darüber hinaus ergeben sich aus 4 ein erstes Maß 22, das sich in einer ersten Richtung erstreckt, und ein zweites Maß 24, das sich in einer zweiten Richtung erstreckt.
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Dabei spielt ein Größenunterschied der Maße 22 und 24 für den Einsatz des medizinischen Instruments 10 eine wichtige Rolle.
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Dieser Einsatz soll im Ablauf der 5 bis 8 kurz erläutert werden.
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In 5 ist eine Bandscheibe 26 dargestellt. Diese Bandscheibe 26 befindet sich zwischen zwei benachbarten Wirbeln 28 und 30 einer Wirbelsäule.
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Im Falle eines Bandscheibenvorfalls kommt nun das medizinische Instrument 10 folgendermaßen zum Einsatz.
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Das Kanülenrohr 12 wird mit seinen distalen Fortsätzen 17 und 17' behutsam zwischen die beiden benachbarten Wirbel 28 und 30 eingeschoben. Die Einschubrichtung ist durch einen Pfeil 40 angezeigt.
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Dabei entspricht das erste Maß 22 etwa dem zwischen den benachbarten Wirbeln 28 und 30 verfügbaren Zwischenraum.
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Die 6 zeigt ein auf die beschriebene Weise eingebrachtes medizinisches Instrument 10, dessen bestimmungsgemäßer Einsatz zur Spreizung der benachbarten Wirbel 28 und 30 durch eine Drehung um seine Längsachse erreicht wird. Diese Drehung um die Längsachse ist durch einen Pfeil 42 angezeigt.
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Während dieser Drehung wird das zweite Maß 24 nach und nach größer, bis es nach einer Drehung des Kanülenrohres 12 um seine Längsachse um einen Winkel von 90° seinen maximalen Betrag erreicht hat.
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In der 7 ist nun die Spreizung der benachbarten Wirbel 28 und 30 deutlich erkennbar.
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Durch das Kanülenrohr 12 können nun medizinische Werkzeuge, wie zum Beispiel in 8 gezeigt, von proximal nach distal hindurchgeschoben werden, um einen minimalinvasiven Eingriff zur Behandlung des Bandscheibenvorfalls zum Abschluss zu bringen.
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Dabei kann es sich, wie hier gezeigt, bei dem medizinischen Werkzeug um ein scherenartiges Instrument handeln.
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In 8 sind an einem Gabelkopf 34 angeordnete Maulteilen 36 sichtbar, die über ein Stabelement 38 zu betätigen sind.
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Nach einer korrekt durchgeführten Operation lassen sich die genannten Instrumente in umgekehrter Reihenfolge wieder entfernen.