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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Anordnung zur Vorbereitung
einer Materialrolle auf deren Verarbeitung im Druckprozess einer
Rotationsdruckmaschine gemäß dem Oberbegriff
des Anspruchs 1 oder 10.
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Es
ist in der Druckindustrie üblich,
angelieferte Materialrollen nach der Anlieferung zunächst verpackt
in einem größeren Lager,
meist ein so genanntes Monatslager, bis zur Weiterverwendung aufzubewahren.
Aus diesem Lager werden die Rollen später wieder entnommen und zur
Weiterverwendung vorbereitet, das heißt insbesondere ausgepackt
und klebevorbereitet. Nach der Klebevorbereitung, die erforderlich
ist, um die Materialrollen in einem Rollenwechsler einem fliegenden
Rollenwechsel unterziehen zu können,
werden die Materialrollen in einem so genannten Tageslager kurzzeitig
zwischengelagert, bis sie einem Rollenwechsler zugeführt werden,
der eine nachgeordnete Druckmaschine mit Papier versorgt. Es ist
erkennbar, dass die Materialrollen in diesem Prozess häufig durch
geeignete Transportmittel aufgenommen, transportiert und an anderer
Stelle wieder abgelegt werden müssen.
Dadurch erhöhen sich
die Kosten der Vorbereitung der Materialrollen drastisch.
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Aus
der
EP 03 90 735 A2 ist
ein Verfahren zur Zuführung
von Papierrollen zu Rollenrotationsdruckmaschinen sowie eine Einrichtung
zur Durchführung
dieses Verfahrens bekannt. Es werden hierbei angelieferte Rollen
in verpacktem Zustand in ein Rollenhauptlager eingelagert, nachdem
sie mit einem maschinenlesbaren Code versehen wurden. Je nach Bedarf
werden die Rollen dann in ein Tageslager transportiert, und von
dort über
ein weiteres Transportsystem zum Rollenständer, wobei entlang dieses
Transportweges Auspackstationen und Klebevorbereitungsstationen
angeordnet sein können.
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Die
WO 98/12131 A1 beschreibt ein Verfahren und eine Anlage zum automatischen
Transport von Materialrollen aus einem Lager zu einem Rollenwechsler.
Die Rollen werden hierbei in einer ersten und einer zweiten Auspackstation
ausgepackt, auf einen Transportwagen verladen, anschließend klebevorbereitet
und auf dem Transportwagen in einem Tageslager bis zur Verwendung
im Rollenwechsler gelagert. Die vorbereiteten Rollen können ohne
ein erneutes Umladen dem Rollenwechsler zugeführt werden. Allerdings werden
zahlreiche Transportwagen benötigt,
da diese während
der Zwischenlagerzeit von einer vorbereiteten Materialrolle blockiert sind.
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Aus
der WO 2004/071904 A2 ist ein Lager für Materialrollen, ein Materialversorgungssystem
sowie ein Verfahren zur Lagerung von Materialrollen bekannt. Das
sehr flexible System nutzt Lagerplätze in Abhängigkeit von der Produktionskapazität einer Druckerei
platzoptimiert oder wegoptimiert aus. In einem Hauptlager werden
Rollen verpackt gelagert und je nach Bedarf über verschiedene Transportwege
einem Tageslager zugeführt,
wobei auf einem Transportweg ein Vorbereitungskreis integriert ist, der
eine Auspackstation und eine Klebevorbereitung umfasst. Nach der
Vorbereitung werden die Rollen in das Tageslager eingelagert, von
wo sie nach Bedarf entnommen und zum Rollenwechsler transportiert werden.
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Bei
den eingangs beschriebenen Verfahren werden die Rollen zunächst im
eingepackten Zustand in ein Hauptlager eingelagert und dann nach Bedarf
meist in einem Arbeitsgang ausgepackt und klebevorbereitet und danach
erneut zwischengelagert. Diese Vorgehensweise bringt mehrere Nachteile
mit sich. Die Klebevorbereitung erfolgt in der Regel an Rollen,
die noch nicht vollständig
an die klimatischen Bedingungen im Druckprozess angepasst sind,
da das Hauptlager nicht die Temperatur und Luftfeuchtigkeit aufweist,
die in den Räumen
der Druckmaschinen herrschen und/oder die Materialrollen beim Transport
vom Hauptlager veränderten
Umgebungsbedingungen ausgesetzt sind. Die vor der Tageslagerung
aufgebrachte Klebevorbereitung ist nur eine begrenzte Zeit optimal
einsatzfähig,
da die Klebkraft des auf die Rolle aufgebrachten Klebebandes durch
Staubablagerungen, Temperaturänderungen
und Schwankungen der Luftfeuchtigkeit relativ schnell nachlässt. Schließlich führt das
Auspacken der Materialrollen erst kurz vor der Verwendung im Druckprozess
dazu, dass die Verpackungsmaterialien aus den Druckräumen entfernt
werden müssen, was
eine zusätzliche
Belastung mit Schmutz zur Folge hat und logistische Probleme bereiten
kann. Letztere können
auch dadurch entstehen, dass erst kurz vor dem Einsatz der Materialrolle
Transportschäden oder
andere Qualitätsmängel an
der Materialrolle erkannt werden, wenn diese ausgepackt wird.
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Der
Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und eine Anordnung
zur Vorbereitung einer Materialrolle auf deren Verarbeitung im Druckprozess
einer Rotationsdruckmaschine zu schaffen.
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Die
Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die
Merkmale des Anspruchs 1 oder 10 gelöst.
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Die
mit der Erfindung erzielbaren Vorteile bestehen insbesondere darin,
dass durch das sofortige Auspacken der Materialrolle nach der Anlieferung eventuelle
Transportschäden
und Herstellungsfehler direkt bei der Anlieferung festgestellt werden.
Eine Reklamation kann ggf. direkt bei Anlieferung erfolgen, so dass
beschädigte
Materialrollen sofort mit dem Anlieferungsfahrzeug zum Hersteller
retourniert werden können.
Lagerkapazitäten
für beschädigte Materialrollen
müssen
in diesem Fall nicht vorgehalten werden. Außerdem erhöht sich die Produktionssicherheit,
da nur brauchbare Materialrollen in den weiteren Druck- bzw. Rollenvorbereitungsprozess
eingebracht werden. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass keine
so genannte Braunmakulatur mehr im Bereich der Maschine anfällt, die
sonst entsorgt werden müsste.
Vielmehr kann das Verpackungsmaterial in der Nähe der Anlieferungsstelle gesammelt
werden, so dass zu dessen Abtransport keine großen Wege innerhalb der Druckerei
nötig werden.
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Die
Einlagerung der Materialrolle nach dem Auspacken in ein Konditionierungslager
gestattet es, dass sich das Material der Materialrolle nach der
Anlieferung sofort an die entsprechenden Umgebungsbedingungen des
Druckprozesses, wie Temperatur und Luftfeuchtigkeit anpassen kann.
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Als
besonders vorteilhaft erweist sich die Vorbereitung auf den Klebevorgang
zeitnah am Einsatz der Materialrolle. Dadurch wird eine verbesserte Qualität der Verklebung
der Materialbahnen erreicht, da die angebrachte Klebschicht in jedem
Fall noch frisch ist, wenn die Materialrolle in den Rollenwechsler
eingespannt wird. Die Klebevorbereitung soll vorzugsweise erst unmittelbar
vor dem Einsatz der Materialrolle erfolgen. Außerdem ist es auch für die Klebevorbereitung
vorteilhaft, dass die Materialrolle durch die vorhergehende Lagerung
im Konditionierungslager bereits hinsichtlich Temperatur und Feuchtigkeit
angepasst ist.
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Vorzugsweise
werden die Materialrollen direkt nach dem Auspacken und der Eingangskontrolle mit
einem Barcode versehen. Der Papieranfang wird gesichert, z.B. durch
ein oder mehrere Etiketten, die diesen Barcode tragen können. Diese
Aufgaben können
in vorteilhafter Weise von derselben Person erfüllt werden, die die angelieferten
Materialrollen ohnehin kontrolliert. Es können aber auch ein oder mehrere
Auspackautomaten eingesetzt werden, wie sie aus dem Stand der Technik
bekannt sind. Die Anzahl der benötigten
Auspackstationen richtet sich nach den Liefermengen und -zeiten
der Materialrollen und dem zeitlichen Puffer, der für die Vorbereitung
der Materialrollen zur Verfügung
steht. Die so vorbereiteten Materialrollen werden in ein Konditionierungslager
eingelagert, welches sich vorzugsweise im selben Raum bzw. in derselben
Halle wie die zu bestückenden
Rollenwechsler befindet. Hier werden die Materialrollen für eine bestimmte
Konditionierungszeit gelagert, damit sie sich an die Umgebungsbedingungen,
wie Temperatur und Luftfeuchtigkeit anpassen können.
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Die
Größe dieses
Konditionierungslagers wird so bemessen, dass eine Mindestlagerzeit
eingehalten werden kann, bevor eine Materialrolle zu einem Rollenwechsler
geliefert wird. Dadurch kann sichergestellt werden, dass die Materialrolle
sich an die Umgebungsbedingungen angepasst hat. Dem Fachmann ist
bekannt, dass zu große
Temperaturschwankungen oder fehlerhafte Feuchtigkeitswerte während der
Verarbeitung des Rollenmaterials zu Qualitätseinbußen oder sogar Bahnrissen führen können. Eine
auf Betriebskonditionen angepasste Materialrolle kann daher den
Produktionsprozess verbessern und die Fehlerrate reduzieren.
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Bei
Bedarf wird nun die Materialrolle aus dem Konditionierungslager
entnommen und mit einem geeigneten Transportmittel, beispielsweise
einem Gabelstapler, zu einer Klebevorbereitungsstation gebracht.
Vorteilhafterweise wird die Klebevorbereitung von einem Klebevorbereitungsautomaten übernommen,
der mehrere Rollenwechsler bedienen kann. Es ist aber ebenso möglich, dass
das Klebematerial von Hand direkt am Rollenwechsler aufgebracht
wird.
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In
einer anderen Ausführungsform
wird einer Auspackstation zusätzlich
jeweils ein Anlieferungslager vorgeschaltet, so dass die Auspackstationen über einen
längeren
Zeitraum die stoßweise
angelieferten Materialrollen auspacken können. Die Lagerung der Materialrollen
in diesem Anlieferungslager erfolgt nur kurzfristig, so dass die üblichen
Nachteile, die bei einer Lagerung der verpackten Materialrollen in
Monatslagern auftreten, hier vermieden werden.
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Eine
abgewandelte Ausführungsform
zeichnet sich außerdem
dadurch aus, dass ein Zugriffslager vorgesehen ist, in welchem die
bereits klebevorbereiteten Materialrollen vor ihrer Lieferung an
den Rollenwechsler nochmals für
kurze Zeit gelagert werden können.
Dabei kann es sich um einen einfachen Pufferplatz handeln oder um
einen mehrere Materialrollen aufnehmenden Lagerplatz, wenn beispielsweise
die Klebevorbereitung nur in der Tagschicht erfolgen soll und für die Nachtschicht
vorbereitet Materialrollen vorrätig sein
müssen.
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Ausführungsbeispiele
der Erfindung sind in den Zeichnungen dargestellt und werden im
Folgenden näher
beschrieben.
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Es
zeigen:
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1 ein
erstes Ausführungsbeispiel
einer Lageranordnung;
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2 ein
zweites Ausführungsbeispiel
einer Lageranordnung.
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In
der Beschreibung der folgenden Ausführungsbeispiele wird davon
ausgegangen, dass die Materialrollen per Anlieferungsfahrzeug 14,
z.B. LKW 14 angeliefert werden, wobei ein LKW 14 zwanzig Materialrollen
transportiert und drei LKW 14 pro Stunde abgeladen werden
können.
Weiterhin wird davon ausgegangen, dass zwölf Rollenwechsler 08 sechs Stunden
täglich
in Betrieb sind und jeder Rollenwechsler 08 drei Materialrollen
pro Stunde verbraucht. Es werden also pro Tag ca. 200 Materialrollen
verbraucht.
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In 1 symbolisiert
ein erstes Ausführungsbeispiel
einer Lageranordnung zur Durchführung
eines Verfahrens zur Vorbereitung einer in einer Druckerei angelieferten
Materialrolle auf deren Verarbeitung im Druckprozess einer Rotationsdruckmaschine.
Zahlreiche Materialrollen werden per LKW 14 angeliefert
und entweder über
ein Gurtband vollautomatisch oder mit einem Klammerstapler entladen. Dabei
werden die Materialrollen beim vollautomatischen Betrieb über eine
Kippstation bzw. vom Klammerstapler auf Transport- bzw. Vorbereitungsstränge 01 verteilt.
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Bei
dem dargestellten Ausführungsbeispiel können an
insgesamt vier Auspackstationen 02 von jeweils einem Bediener
fünfzehn
Materialrollen pro Stunde eingescannt, ausgepackt, gewogen, und
kontrolliert werden. Die oberste Lage der Materialrolle wird nach
dem Auspacken mit einem oder mehreren Etiketten, z.B. Barcodeetiketten
versehen. Dies dient einerseits der Befestigung der Materialbahn
und andererseits der Kennzeichnung der Materialrolle mithilfe des
auf das Etikett gedruckten Barcodes. Dieser kann Daten zur Materialrolle
selbst und/oder deren Vorbereitungsstatus tragen. Natürlich sind
auch andere Kennzeichnungsmittel denkbar. Mit dieser Anordnung kann
eine Annahme mit sechzig Materialrollen pro Stunde kontinuierlich
erfolgen, wenn für
die entsprechende Lagerbeschickung gesorgt ist.
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Auf
einem Transportsystem 03, vorzugsweise einem als Unterflurfördersystem
ausgeführtes Rollentransportmittel 03,
werden die Materialrollen im nächsten
Schritt zu einem Konditionierungslager 04 transportiert.
Ein Regalfahrzeug 06 kann dabei die Materialrollen in Lagerfächer einsortieren.
Die Lagerkapazität
muss dabei so bemessen sein, dass so viele Materialrollen eingelagert
werden können,
dass eine Mindestanpassungszeit von beispielsweise zwölf Stunden
je Materialrolle gewährleistet
ist. Je nach Rollentyp und Umgebungsbedingungen kann die Mindestanpassungszeit
auch variieren.
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Bei
Bedarf werden die Materialrollen vom Regalfahrzeug 06 wieder
aus dem Konditionierungslager 04 entnommen und wieder an
das Transportsystem 03 übergeben,
welches die Materialrollen zu einem Klebevorbereitungsautomaten 07 transportiert.
An diesem werden die Materialrollen mit einem Klebeband oder einem ähnlichen
Klebematerial versehen und direkt danach wieder an das Transportsystem 03 übergeben
und von diesem zu einem Rollenwechsler 08 geliefert.
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Je
Klebevorbereitungsautomat 07 gibt es im Transportsystem 03 eine
Rücklagerstrecke 09,
auf der nicht aufgebrauchte Materialrollen in das Konditionierungslager 04 transportiert
werden können.
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Das
Konditionierungslager 04 und der Klebevorbereitungsautomat 07 können sich
im demselben Raum befinden.
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Über in das
Transportsystem 03 integrierte Drehscheiben 11 kann
die Belieferung der einzelnen Rollenwechsler 08 sichergestellt
werden, wobei Pufferpositionen 12, z.B. Zugriffslager 12 vorgesehen sind,
auf denen in Kürze
zu verarbeitende Materialrollen „geparkt" werden können.
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Die 2 zeigt
eine ähnliche
Anordnung, wie 1, jedoch wird hier bei verringerter
Anzahl von Auspackstationen 02 ein Anlieferungslager 13 benötigt, in
welchem die angelieferten Materialrollen bis zur Verfügbarkeit
der Auspackstation 02 zwischengelagert werden. Die Materialrolle
werden im hier betrachteten Beispiel mit einem LKW 14 stundenweise
angeliefert, und zwar mit sechzig Materialrollen pro Stunde über vier
Stunden. Damit sind 240 Materialrollen auszupacken. Werden für das Auspacken
insgesamt achten Stunden eingeplant, so benötigt man nur zwei Auspackstationen 02.
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Die
Materialrollen gelangen vom LKW 14 über eine automatische Entladung 16 und
eine Kippstation 12 auf die Transport- bzw. Vorbereitungsstränge 01.
Vor der Auspackstation 02 können die Materialrollen über eine
Drehscheibe 11 in ein Anlieferungslager 13 umgelenkt
werden, solange die Auspackstation 02 besetzt ist. Dieses
Anlieferungslager 13 ist mit Plattenbändern 18 und einem
Schiebewagen 19 ausgerüstet,
welche eine Einlagerung der Materialrollen ebenso gestatten, wie
eine erneute Auslieferung an die Auspackstation 02. Dieses
Anlieferungslager 13 kann aber beispielsweise auch als
Kranlager ausgeführt
sein. Die maximale Lagerzeit im Anlieferungslager 13 beträgt im dargestellten
Fall vier Stunden.
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Nach
der Passage der Auspackstation 02 werden die Materialrollen
an das Transportsystem 03 übergeben. In der Nähe der Auspackstationen 02 sind
Entsorgungsbehälter 21 für die Verpackungen der
Materialrollen angeordnet. Der weitere Ablauf über das Konditionierungslager 04,
die Klebevorbereitungsautomaten 07 und die Lieferung an
die Rollenwechsler 08 entspricht dem bereits im Zusammenhang
mit 1 dargestellten Ablauf.
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- 01
- Transport-
bzw. Vorbereitungsstrang
- 02
- Auspackstation
- 03
- Transportsystem
- 04
- Konditionierungslager
- 05
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- 06
- Regalfahrzeug
- 07
- Klebevorbereitungsautomat
- 08
- Rollenwechsler
- 09
- Rücklagerstrecke
- 10
-
- 11
- Drehscheibe
- 12
- Pufferposition,
Zugriffslager
- 13
- Anlieferungslager
- 14
- Anlieferungsfahrzeug,
LKW
- 15
-
- 16
- Entladung,
automatisch
- 17
- Kippstation
- 18
- Plattenband
- 19
- Schiebwagen
- 20
-
- 21
- Entsorgungsbehälter