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Stand der
Technik
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Die
Erfindung betrifft zunächst
ein Verfahren zum Betreiben einer Brennkraftmaschine, bei dem die
einem Brennraum zugeführte
Frischluft komprimiert wird, und bei dem die gleichzeitige Öffnung eines
Einlassventils und eines Auslassventils (auch Ventilüberschneidung
genannt) variiert werden kann. Gegenstand der Erfindung ist ferner
ein Computerprogramm, ein elektrisches Speichermedium für eine Steuer-
und/oder Regeleinrichtung für
eine Brennkraftmaschine sowie eine Brennkraftmaschine selbst, bei
dem diese Aufgabe entsprechend gelöst wird.
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Computerprogramme,
die den Einsatz von Strategien erlauben, sind vom Markt her bekannt. Brennkraftmaschinen,
die mindestens ein variables Auslassventil und mindestens ein variables
Einlassventil haben, sind auch bekannt. Hierdurch ist es möglich, die Öffnungs-
und die Schließzeiten
bzw. – winkel
zu variieren. Möglich
ist dabei auch, dass gegen Ende eines Ausstoßaktes bzw. zu Beginn eines Ansaugtaktes
das Einlassventil und das Auslassventil eines Brennraums gleichzeitig
geöffnet
sind (Ventilüberschneidung).
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Um
eine Anhebung der spezifischen Leistung einer Brennkraftmaschine
zu erzielen, wird bekannterweise eine Einrichtung angewandt, bestehend
aus einem Verdichter, welcher von einer im Abgasstrang der Brennkraftmaschine
angeordneten Turbine angetrieben wird und welcher die einem Brennraum
zugeführten
Frischluft komprimiert. Diese Einrichtung wird insgesamt mit "Abgasturbolader" bezeichnet.
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Im
Fall einer mit Abgasturbolader aufgeladenen Brennkraftmaschine (Otto-Motor)
wird die Leistung nicht unbedingt von der physikalisch maximalen möglichen
Luftfüllung
begrenzt, wie dies typischerweise bei einem Saugmotor der Fall ist.
Vielmehr spielen hier andere Betriebsgrößen eine begrenzende Rolle,
beispielsweise der aus Gründen
der Festigkeit maximal zulässige
Spitzeninnendruck im Brennraum, eine ebenfalls aus Festigkeitsgründen maximale
Drehzahl des Abgasturboladers, usw...
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Um
das gewünschte
Drehmoment erreichen zu können,
wird nicht nur die Drosselklappenposition variiert, wie beim Saugmotor,
sondern es wird auch auf den Ladedruck Einfluss genommen. Somit
ist es möglich, über einen
gewissen Drehzahlbereich ein gewünschtes
Drehmoment über
die Drehzahl vorzugeben. Bei vielen Anwendungsfällen ist es wünschenswert,
dass dieser Drehzahlbereich so breit wie möglich ist, so dass bereits
bei vergleichsweise kleinen Drehzahlen der Kurbelwelle ein hohes
Drehmoment geleistet werden kann. Hierfür hat es sich als günstig herausgestellt,
wenn ein vergleichsweise kleiner Turbolader verwendet wird. Solche
Verdichter erlauben bei kleinen Massenströmen und somit bei kleinen Drehzahlen
schon den nötigen
Druckgradient über
den Verdichter, um ein höheres
Drehmoment zu erreichen. Der weitere Vorteil ist, dass das Trägheitsmoment
der Turbine gering ist, so dass der Ladedruck schnell aufgebaut
werden kann.
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Der
Nachteil ist hier jedoch, dass die Förderleistung eines solchen
Turboladers wegen der Turbinendrehzahl entsprechend begrenzt ist,
was die maximale Leistung einer solchen Brennkraftmaschine begrenzt.
Wird anstatt dessen ein größerer Turbolader
verwendet, wird zwar die erreichbare maximale Leistung höher sein
als bei dem vergleichsweise kleinen Turbolader, jedoch ist bei kleinen
Drehzahlen der Massenstrom nicht groß genug, um die gewünschte Verdichtung
bereitstellen zu können.
Außerdem
benötigt
ein solcher Turbolader aufgrund des höheren Trägheitsmoments der Turbine eine
vergleichsweise lange Zeit, um von einer niederen Drehzahl auf eine hohe
Drehzahl zu beschleunigen, was dazu führt, dass die Brennkraftmaschine
eine gewisse Zeit braucht, um die gewünschte Leistung bereitstellen
zu können.
Dieser vor allem bei geringen Drehzahlen der Kurbelwelle auffallende
Effekt wird auch als "Turboloch" bezeichnet.
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Außerdem ist
es allgemein bekannt, dass die Öffnungs-
und Schließwinkel
der Einlass- sowie Auslassventile einen großen Einfluss auf die im Brennraum
vorhandene Luftfüllung
haben. Durch die Möglichkeit,
die Nockenwellenüberschneidung
zu variieren, ist es weiterhin bekannt, dass in bestimmten Betriebssituationen
der Brennkraftmaschine, besonders bei niedriger Drehzahl und gleichzeitig
hoher Last, ein sogenanntes "Spülen" oder "Scavenging" des Brennraums auftritt,
bei dem stromaufwärts
vom Einlassventil ein höherer
Druck herrscht als stromabwärts
vom Auslassventil. Durch diese Druckdifferenz und die gleichzeitige Öffnung der
Einlass- und der Auslassventile ergeben sich eine verstärkte Spülung des
Brennraums mit Frischluft und eine Erhöhung der Luftfüllung. Dies
führt zu
einem höheren
Abgasmassenstrom und kann je nach Dimensionierung des Abgasturboladers
zu einem höheren
Druckgradient über
den Verdichter führen.
Im Ergebnis ergibt sich eine Erhöhung
des Drehmoments. Somit kann entweder ein höheres Drehmoment bei gleichem
Ladedruck oder ein gleiches Drehmoment mit einem niedrigeren Ladedruck
erreicht werden.
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Bei
einer Brennkraftmaschine, bei der die in einem Brennraum zugeführte Frischluft
komprimiert wird, stehen verschiedene Möglichkeiten bzw. Strategien
in einem gegebenen Drehzahl-Last-Bereich
zur Verfügung,
um ein gewünschtes
Drehmoment (Sollmoment) zu realisieren.
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Bei
einer ersten Strategie ist das Optimierungskriterium, das gewünschte Drehmoment
mit einem möglichst
niedrigen Kraftstoffverbrauch zu erreichen. Es hat sich gezeigt,
dass dieses Ziel dann am besten erreicht wird, wenn die Ventilüberschneidung, also
die gleichzeitige Öffnungsdauer
von Einlass- und Auslassventil, vergleichsweise niedrig ist, gleichzeitig
der Ladedruck jedoch vergleichsweise hoch ist bzw. gerade so hoch
ist, dass das gewünschte
Drehmoment erreicht werden kann. Diese Strategie wird in der Folge
STRAT1 genannt.
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Bei
einer anderen Strategie ist das Optimierungskriterium, ein besonders
gutes Ansprechverhalten zu erreichen. Dies ist bei Brennkraftmaschinen mit
Turbolader bisweilen ein Problem, da übliche Turbolader den für die Erbringung
eines bestimmten Drehmoments erforderlichen Ladedruck erst mit einer
gewissen Zeitverzögerung
nach Äußerung des entsprechenden
Leistungswunsches bereitstellen können. Dieses Problem ist um
so deutlicher, je größer der
gewünschte
Leistungsgradient ist, je schneller also eine gewünschte Leistung
zur Verfügung
stehen soll (unter einem Leistungsgradient wird demnach entweder
unmittelbar die zeitliche Änderung
einer Leistung oder mittelbar die zeitliche Änderung einer die Leistung
beeinflussenden Betriebsgröße der Brennkraftmaschine
verstanden).
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Um
dieses Ziel (also das gute Ansprechverhalten) zu erreichen, empfiehlt
es sich, die Brennkraftmaschine mit dem oben beschriebenen Effekt „Scavenging" zu betreiben, indem
eine große
Nockenwellenüberschneidung
realisiert wird. Somit wird bei geringem Ladedruck eine große Frischluftmasse in
den Brennraum der Brennkraftmaschine eingebracht und so das gleiche
Drehmoment erreicht. Die Dauer, um diesen niedrigeren Ladedruck
zu erreichen, ist dann kürzer,
was eine Verringerung des Turbolochs bedeutet. Diese Strategie wird
in der Folge STRAT2 genannt.
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Ein
Vergleich zwischen STRAT2 und STRAT1 hat gezeigt, dass der spezifische
Kraftstoffverbrauch bei STRAT2, abhängig von der Abgasstrategie,
höher ist.
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Die
vorliegende Erfindung hat die Aufgabe, ein Verfahren der eingangs
genannten Art so weiter zu bilden, dass eine mit Abgasturboaufladung
ausgerüstete
Brennkraftmaschine ein verbessertes Ansprechverhalten aufweist,
d.h., dass sie eine Leistungsanforderung möglichst schnell umzusetzen
in der Lage ist, bei gleichzeitig günstigem Kraftstoffverbrauch.
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Diese
Aufgabe wird bei einem Verfahren der eingangs genannten Art dadurch
gelöst,
dass die Ventilüberschneidung
so variiert wird, dass sie zur Ausnutzung eines Scavenging-Effekts
bei einem ersten Gradienten mindestens einer Betriebsgröße größer ist
als bei einem zweiten Gradienten der Betriebsgröße, wobei der erste Gradient
größer ist
als der zweite Gradient.
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Wenn
ein hoher Gradient vorliegt, der darauf hindeutet, dass die Leistung
schnell erhöht
werden soll, wird die Brennkraftmaschine mit der Strategie STRAT2
betrieben, wohingegen bei einem geringen Gradienten, wenn die Brennkraftmaschine
beispielsweise mit konstanter Leistung betrieben wird, die Strategie
STRAT1 zur Anwendung kommt.
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Bei
einer ersten vorteilhaften Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens
wird vorgeschlagen, dass die Betriebsgröße eine Stellung eines Bedienelements
ist, mit dem ein Benutzer einen Leistungswunsch äußert. Ein solches Bedienelement kann
beispielsweise ein Gaspedal eines Kraftfahrzeuges sein, in welches
die Brennkraftmaschine eingebaut ist. Wird das Bedienelement schnell
betätigt, bedeutet
dies, dass der Benutzer eine rasche Änderung der Leistung der Brennkraftmaschine
wünscht. Die
Betätigungsgeschwindigkeit
des Bedienelements kann sehr einfach ermittelt werden, was eine
preisgünstige
Realisierung des erfindungsgemäßen Verfahrens
ermöglicht.
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Als
Betriebsgröße kommt
auch ein Soll-Drehmoment, ein Soll-Ladedruck, eine Soll-Luftfüllung, oder
eine Soll-Kraftstoffmenge
in Frage. Dabei kann auf den Gradienten auch mittelbar aus einer Abweichung
einer Soll-Betriebsgröße von einer Ist-Betriebsgröße geschlossen
werden. Ist die Abweichung vergleichsweise hoch, wird ein hoher
Gradient erforderlich sein, um diese Soll-Ist-Abweichung möglichst
schnell zu reduzieren. Derartige Soll- und Ist-Größen, beispielsweise
Drehmoment und Ladedruck, liegen bei üblichen Motorsteuerungen ohnehin vor,
so dass deren Verwendung bei dem erfindungsgemäßen Verfahren ebenfalls besonders
problemlos möglich
ist.
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Eine
besonders einfache Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens
zeichnet sich dadurch aus, dass dann, wenn der Gradient und/oder die
Abweichung der Soll-Betriebsgröße von der Ist-Betriebsgröße einen
oberen Grenzwert erreicht und/oder überschreitet, die Strategie
STRAT2 eingesetzt wird (große
Ventilüberschneidung).
Die möglichst
schnelle Bereitstellung einer gewünschten Leistung kann bei diesem
Verfahren einfach realisiert werden.
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Analog
hierzu wird vorgeschlagen, dass dann, wenn der Gradient und/oder
die Abweichung einen unteren Grenzwert mindestens erreicht oder unterschreitet,
die Strategie STRATl angewandt wird (kleine Ventilüberschneidung).
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Bei
dieser Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird auf einfache
Art und Weise jene Strategie der Brennkraftmaschine ausgewählt, bei
der der Kraftstoffverbrauch besonders günstig ist. Dabei kann der untere
Grenzwert von der Höhe
der Betriebsgröße abhängen, was
zu einer nochmals optimierten Durchführung des Verfahrens führt.
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Zeichnung
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Nachfolgend
wird ein besonders bevorzugtes Ausführungsbeispiel der vorliegenden
Erfindung unter Bezugnahme auf die beiliegende Zeichnung näher erläutert. In
der Zeichnung zeigen:
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1 eine
schematische Darstellung einiger Komponenten einer Brennkraftmaschine;
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2 vier
Diagramme, in denen ein Ladedruck, eine Ventilüberschneidung, eine Differenz
zwischen einem Soll-Drehmoment und einem Ist-Drehmoment, und eine
Betätigungsgeschwindigkeit
eines Gaspedals über
der Zeit aufgetragen sind; und
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3 ein
Flussdiagramm eines Verfahrens zum Betreiben der Brennkraftmaschine
von 1.
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Beschreibung des Ausführungsbeispiels:
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In 1 trägt eine
Brennkraftmaschine insgesamt das Bezugszeichen 10. Sie
umfasst mehrere Zylinder mit Brennräumen, wobei in 1 nur
ein Zylinder mit dem mit 12 bezeichneten Brennraum gezeigt
ist. Der Brennraum 12 wird unter anderem von einem Kolben 14 begrenzt,
der auf eine Kurbelwelle 16 arbeitet. Frischluft gelangt
in den Brennraum 12 über
ein Einlassventil 18, welches mit einem Ansaugrohr 20 verbunden
ist. Heiße
Verbrennungsabgase werden über
ein Auslassventil 22 und ein Abgasrohr 24 aus
dem Brennraum 12 abgeführt.
Das Einlassventil 18 wird von einer Einlassnockenwelle 26,
das Auslassventil 22 von einer Auslassnockenwelle 28 betätigt. Die
Einlassnockenwelle 26 ist wiederum mit einer Nockenwellen-Verstelleinrichtung 30,
die Auslassnockenwelle 28 mit einer Nockenwellen-Verstelleinrichtung 32 verbunden.
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Im
Brennraum ist eine Einspritzdüse
angeordnet, über
die der Kraftstoff direkt in den Brennraum eingespritzt wird. Grundsätzlich denkbar
ist aber auch, dass die Einspritzdüse 34 im Ansaugrohr 20 angeordnet
ist (diese Variante ist in 1 dargestellt).
Das im Brennraum 12 befindliche Luft-Kraftstoffgemisch wird von einer Zündkerze 38 entflammt. Vor
dem Einlassventil 26 befindet sich im Ansaugrohr 20 eine
Drosselklappe 40. Durch diese wird die in den Brennraum 12 gelangende
Luftmasse eingestellt.
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Stromaufwärts von
der Drosselklappe 40 ist im Ansaugrohr 20 wiederum
ein Verdichter 42 angeordnet, der die in den Brennraum 12 gelangende
Luft verdichtet. Der Verdichter wird mechanisch (Bezugszeichen 44)
von einer Turbine 46 angetrieben, die im Abgasrohr 24 angeordnet
ist. Stromaufwärts
von der Turbine 46 ist eine auch als "wastegaste" bezeichnete Ventileinrichtung 48 vorhanden,
mittels der die Abgase an der Turbine 46 vorbei geleitet
werden können.
Die Kombination aus Verdichter 42 und Turbine 46 wird
auch als Turbolader bezeichnet.
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Der
Betrieb der Brennkraftmaschine 10 wird von einer Steuer- und Regeleinrichtung 50 gesteuert bzw.
geregelt. So werden beispielsweise die Drosselklappe 40,
die Einspritzdüse 34,
die beiden Nockenwellenverstelleinrichtungen 30 und 32,
und das waste-Gate 48 von der Steuer- und Regeleinrichtung 50 angesteuert.
Eingangssignale erhält
die Steuer- und Regeleinrichtung 50 von verschiedenen Sensoren, beispielsweise
von einem Winkel- und Drehzahlgeber 52, der die aktuelle
Stellung und die Drehzahl der Kurbelwelle 16 erfasst. Ferner
liefert ein Luftmassensensor 54 Signale an die Steuer-
und Regeleinrichtung 50, aus denen die dem Brennraum 12 zugeführte Luftmasse
bestimmt werden kann. Weiterhin ist in 1 ein. Stellungsgeber 56 gezeigt,
welcher die Stellung eines Gaspedals 58 erfasst. Bei dem
Gaspedal 58 handelt es sich um ein Bedienelement, mit dem
ein Benutzer beispielsweise eines Kraftfahrzeugs (nicht dargestellt),
in welches die Brennkraftmaschine 10 eingebaut ist, einen
Leistungswunsch äußern kann.
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Zur
Realisierung einer Betriebsstrategie STRAT2 wird eine große Ventilüberschneidung
benötigt,
was bedeutet, dass im Übergang
von einem Ausstoßtakt
zu einem Ansaugtakt das Einlassventil 18 und das Auslassventil 22 gleichzeitig
geöffnet
sind, was durch eine entsprechende Ansteuerung der Nockenwellenverstelleinrichtungen 30 und 32 ermöglicht wird.
Wie oben schon beschrieben führt
der Druckgradient zwischen Ansaugrohr 20 und dem Abgasrohr 24 zu
einem "Scavenging-Effekt". Zur Realisierung
der Strategie STRAT1 werden eine kleine Ventilüberschneidung sowie der entsprechende
höhere
Ladedruck eingestellt, um das erzielte Drehmoment zu erreichen.
Dies wird durch eine Ansteuerung des Waste-Gate 58 bewirkt.
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Der
Betrieb der Brennkraftmaschine 10 anhand der beiden beschriebenen
Strategien STRAT1 und STRAT2 wird nun unter Bezugnahme auf 2 erläutert. In
dieser ist ein Ladedruck PM, eine Ventilüberschneidung
OLv des Einlassventils 18 mit dem Auslassventil 22,
eine Abweichung dM zwischen einem Soll-Drahmoment und einem Ist-Drehmoment, und
eine Geschwindigkeit dwped/dt (= Gradient der Stellung), mit der
das Gaspedal 58 betätigt
wird, über der
Zeit aufgetragen.
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Zunächst, zu
einem Zeitpunkt t0, ist das Gaspedal 58 stationär und die
Differenz dM zwischen dem Ist-Drehmoment und dem Soll-Drehmoment ist ungefähr gleich
null. In diesem im Wesentlichen stationären Betrieb der Brennkraftmaschine 10 werden die
Nockenwellen-Verstelleinrichtungen 30 und 32 von
der Steuer- und
Regeleinrichtung 50 so eingestellt, dass sich eine vergleichsweise
geringe Ventilüberschneidung
OLv ergibt, die den Wert OLv1 hat (STRAT1).
Zur Erzielung des gewünschten
Drehmoments ist ein Ladedruck PM in Höhe von PM1 erforderlich.
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Zum
Zeitpunkt t1 wird nun vom Benutzer der Brennkraftmaschine 10 das
Gaspedal 58 plötzlich durchgetreten,
so dass der Gradient bzw. die Geschwindigkeit dwped/dt, mit der
das Gaspedal 58 durchgetreten wird, einen Grenzwert G1 überschreitet.
In der Folge erhöht
sich das Soll-Drehmoment, welches die Brennkraftmaschine 10 erbringen
soll, was zu einer Zunahme der Drehmomentabweichung dM führt. Wenn
die Abweichung dM zwischen dem Soll-Drehmoment und dem Ist-Drehmoment
einen Grenzwert G2 überschreitet,
wird in der Steuer- und Regeleinrichtung 50 ein dynamischer
Betrieb der Brennkraftmaschine 10 erkannt, oder, mit anderen Worten:
es wird davon ausgegangen, dass das Drehmoment schnell, also mit
einem höheren
Gradient, ansteigen soll.
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In
der Folge wird die Ventilüberschneidung OLv vom Wert OLv1 auf
einen Wert OLv2 erhöht (STRAT2). Dies bedeutet,
dass zur Erzielung des Soll-Drehmoments nicht mehr ein Ladedruck
PM in Höhe
des Werts des PM3, sondern nur noch in Höhe von PM2 erforderlich ist. Entsprechend ist der
Zeitraum, der erforderlich ist, um den Ladedruck vom PM1 auf
den Wert PM2 zu erhöhen, kürzer. Er ist in 2 mit
dtl bezeichnet und wird auch als "Turboloch" bezeichnet.
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Man
erkennt aus 2, dass dieses Turboloch ohne
eine Anhebung der Ventilüberschneidung OLv deutlich größer wäre (Zeitraum dt2 in 2). Wenn
der Ladedruck PM den Wert PM2 erreicht,
sinkt die Abweichung dM zwischen dem Ist-Drehmoment und dem Soll-Drehmoment
unter einen Grenzwert G3 ab. Da der Gradient dwped/dt wieder im
Bereich von Null liegt, wird von der Steuer- und Regeleinrichtung 50 so
angesteuert, dass die Überschneidung OLv vom Wert OLv2 wieder
auf den Wert OLv1 verringert wird (STRAT1).
Diese Verringerung erfolgt allerdings allmählich, jedenfalls deutlich
langsamer als die Erhöhung
vom Wert OLv1 auf den Wert OLv2 Der zur
Erzielung des gewünschten
Soll-Drehmoments erforderlicher Ladedruck PM erhöht sich
in der Folge vom Wert PM2 auf den Wert PM3, was zunächst zu einer gewissen, jedoch
geringfügigen
Erhöhung
der Abweichung dM des Ist-Drehmoments vom Soll-Drehmoment führen kann.
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Es
sei noch darauf hingewiesen, dass mit Pm0 in 2 ein
solcher Ladedruck bezeichnet ist, wie er vorliegen müsste, wenn
auch im stationären Betrieb
zum Zeitpunkt t0 das gewünschte Soll-Drehmoment mit
einer großen
Ventilüberschneidung
OLv in Höhe
von OLv2 erzielt werden müsste (STRAT2). Man
erkennt, dass der Wert PM0 kleiner ist als
der Wert PM1, was zu einem Turboloch dt3 führen
würde, welches
etwas größer wäre als das
Turboloch dt1 das man erhält, wenn
man von einer Betriebsstrategie STRAT1 mit geringer Ventilüberschneidung
im dynamischen Betrieb zu einer Betriebsstrategie STRAT2 mit großer Ventilüberschneidung
wechselt.
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Gas
in 3 gezeigte Flussdiagramm erläutert ein Verfahren, mit dem
die in 1 gezeigte Brennkraftmaschine 10 betrieben
werden kann. Nach einem Startblock 60 wird zunächst die
Betriebsstrategie STRAT1 durchgeführt, bei der die Brennkraftmaschine 10 mit
geringer Ventilüberschneidung betrieben
wird (Block 62). In einem Block 64 wird abgefragt,
ob der Gradient dwped/dt der Stellung des Gaspedals 58 größer ist
als ein Grenzwert G1. Ist die Antwort im Block 64 Ja, wird
in dem Block 66 abgefragt, ob die Differenz dM zwischen
dem Ist-Drehmoment und dem Soll-Drehmoment der Brennkraftmaschine 10 größer ist
als ein Grenzwert G2. Ist auch hier die Antwort ja, wird im Block 68 die
Betriebsstrategie STRAT2 initiiert, bei der die Brennkraftmaschine
mit großer
Ventilüberschneidung
betrieben wird. Ist die Antwort in den Blöcken 64 und 66 jeweils
nein, erfolgt ein Rücksprung
zum Eingang des Blocks 62.
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Im
Block 70 wird abgefragt, ob die Differenz dM des Ist-Drehmoments vom Soll-Drehmoment
kleiner ist als ein Grenzwert G3. Ist dies (noch) nicht der Fall,
erfolgt ein Rücksprung
zum Eingang des Blocks 68, das heißt, dass die Brennkraftmaschine 10 weiterhin
mit der STRAT2 (großer
Ventilüberschneidung) betrieben
wird. Ist dagegen die Antwort im Block 70 ja, erfolgt wieder
ein Rücksprung
zum Eingang des Blocks 62, so dass die Brennkraftmaschine 10 wieder mit
der STRAT1 (geringer Ventilüberschneidung)
betrieben wird. Dabei ist es möglich,
dass der untere Grenzwert G3 von der Höhe des Soll-Drehmoments abhängt, oder,
mit anderen Worten: der Übergang zur
Betriebsstrategie STRAT1 erfolgt dann, wenn das Soll-Drehmoment einen
bestimmten prozentualen Anteil am Ist-Drehmoment mindestens erreicht bzw. erreicht
hat.
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Um
das o.g. Turboloch zu verringern, sind verschiedene Konzepte denkbar.
Eine Maßnahme besteht
z.B. darin, den Ladedruck möglichst
schnell aufzubauen, beispielsweise durch Einsatz von elektrischen
Zusatzverdichtern. Eine andere Maßnahme ist, dass die Brennkraftmaschine
von einem externen Elektromotor unterstützt wird.
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Vorliegend
wird eine Strategie angewendet, bei der der schon bekannte Effekt "Scavenging" nur in den Situationen
genutzt wird, in denen das Turboloch verringert werden soll. Eine
solchermaßen
betriebene Brennkraftmaschine hat den Vorteil eines sehr guten Ansprechverhaltens
und gleichzeitig den Vorteil des günstigsten Kraftstoffverbrauchs
der Brennkraftmaschine in vielen Betriebssituationen. Ein weiterer
wesentlicher Vorteil ist, dass keine zusätzlichen Komponenten erforderlich
sind, wie es bei den anderen Konzepten der Fall ist, was zu einer deutlichen
Kostensenkung führt.