-
Die
vorliegende Erfindung betrifft ein medizinisches Gerät zur Verwendung
am Urogenitalsystem mit einem Applikationsteil zur Einwirkung auf
das Urogenitalsystem und einem Handhabungsteil.
-
Erkrankungen
im Bereich des Urogenitalsystems oder auch Inkontinenzen erfordern
regelmäßig eine
Applikation therapeutischer Maßnahmen
bzw. therapeutischer Wirkstoffe, die ein Eindringen mit einer geeigneten
Applikationsvorrichtung in die Harnröhre notwendig machen. Zur Durchführung einer
erfolgreichen Therapie kommt es dabei häufig darauf an, therapeutische
Maßnahmen
bzw. therapeutische Wirkstoffe an diskreten Stellen des Urogenitalsystems,
insbesondere der Harnröhre,
zu applizieren. Da der therapeutische Wirkstoff bei den bekannten medizinischen
Geräten
der eingangs genannten Art hierzu bereits außerhalb der Harnröhre auf
ein Applikationsende des Applikationsteils oberflächig aufgebracht
wird, kommt es regelmäßig bereits
während des
Einführvorgangs
zur Abgabe des Wirkstoffs, noch bevor die diskrete Stelle erreicht
wird, so dass eine gezielte, vorbestimmte Dosierung des Wirkstoffs an
der diskreten Stelle praktisch nicht möglich ist.
-
Der
vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein medizinisches
Gerät der
eingangs genannten Art vorzuschlagen, das eine Applikation therapeutischer
Wirkstoffe in definierter Dosierung an diskreten Stellen des Urogenitalsystems
ermöglicht.
-
Zur
Lösung
dieser Aufgabe weist das erfindungsgemäße Gerät die Merkmale des Anspruchs
1 auf.
-
Erfindungsgemäß ist das
Applikationsteil stabförmig
ausgebildet und an seinem Einführende mit
einer Verdickung zur lokalen Einwirkung auf diskrete Bereiche des
Urogenitalsystems versehen, wobei die Verdickung zumindest eine Öffnungseinrichtung
zur Ausgabe eines therapeutischen Wirkstoffs aufweist.
-
Aufgrund
der erfindungsgemäßen Kombination
einer am Einführende
des Applikationsteils ausgebildeten Verdickung eines ansonsten stabförmig ausgebildeten
Applikationsteils mit der an der Verdickung ausgebildeten Öffnungseinrichtung
ist es möglich,
durch Anordnung des therapeutischen Wirkstoffs in der Öffnungseinrichtung
diesen zur diskreten Stelle zu verbringen, ohne dass eine vorzeitige
Wirkstoffabgabe erfolgt.
-
Als
besonders vorteilhaft zur gezielten Wirkstoffapplikation von salbenförmigen Wirkstoffen
erweist sich die Ausbildung der Öffnungseinrichtung
als Ausgabetascheneinrichtung.
-
Wenn
die Ausgabetascheneinrichtung durch eine Ausnehmung im Bereich einer
proximalen Sphärenhälfte einer
sphärisch
ausgebildeten Verdickung gebildet ist, ist gewährleistet, dass selbst bei engem
Gewebekontakt zur Verdickung am Applikationsende während des
Verbringens des Wirkstoffs zur Applikationsstelle der Wirkstoff
nicht aus der Ausnehmung herausgedrängt werden kann, sondern dass vielmehr
eine Abgabe durch ein Verdrängen
des Wirkstoffs bewirkt durch das sich anschmiegende Gewebe beim
Zurückziehen
des Applikationsendes erfolgt.
-
Vorzugsweise
ist die Verdickung kugelförmig ausgebildet.
-
Insbesondere
zur Applikation von therapeutischen Wirkstoffen in flüssiger Form
erweist es sich aus vorteilhaft, wenn die Öffnungseinrichtung als Ausgabemündungseinrichtung
ausgebildet ist, die über
einen im Applikationsteil ausgebildeten Zuführkanal mit einer Zuführöffnung an
einem dem Applikationsende gegenüberliegenden
Verbindungsende des Applikationsteils verbunden ist. Hierdurch ist
es möglich,
in einer ersten Applikationsphase die Ausgabemündung durch Einführen des
Applikationsteils bis an die gewünschte
Stelle diskret zu positionieren und nachfolgend in einer zweiten
Applikationsphase durch Einleiten des flüssigen Wirkstoffs in die Zuführöffnung eine
gezielte Abgabe und Dosierung des Wirkstoffs an der diskreten Stelle
zu bewirken.
-
Eine
besonders universelle Anwendungsmöglichkeit des medizinischen
Gerätes
wird möglich, wenn
die Verdickung am Applikationsteil zwei Öffnungseinrichtungen aufweist,
wobei eine Öffnungseinrichtung
als Ausgabetascheneinrichtung und die weitere Öffnungseinrichtung als Ausgabemündungseinrichtung
ausgebildet ist. Somit kann mittels ein und desselben Gerätes sowohl
eine gezielte Applikation von salbenförmigen als auch eine gezielte
Applikation von flüssigen
Wirkstoffen erfolgen.
-
Hierbei
kann eine gegenseitige Beeinträchtigung
der Öffnungseinrichtungen
dadurch weitestgehend vermieden werden, dass die Ausgabemündungseinrichtung
im Bereich einer distalen Sphärenhälfte der
sphärisch
ausgebildeten Verdickung angeordnet ist.
-
Besonders
für den
Fall, dass eine Wirkstoffapplikation über einen größeren Bereich
erfolgen soll, erweist es sich als vorteilhaft, wenn die Ausgabemündungseinrichtung
eine Mehrzahl von über
den Umfang der Verdickung verteilten Ausgabmündungen aufweist.
-
Wenn
der Handhabungsteil des medizinischen Gerätes darüber hinaus mit einem Schwingungsgenerator
versehen ist, kann durch die durch den Schwingungsgenerator im Applikationsende
induzierten Schwingungen nicht nur ein Eindringen des Wirkstoffs
in die Gewebestelle unterstützt
werden, vielmehr lässt
sich das medizinische Gerät
auch für eine
Schwingungsstimulation unabhängig
von einer Wirkstoffdosierung einsetzen. Hierdurch ergibt sich eine
weitere Anwendungsmöglichkeit
des Gerätes für die Therapie
von Blaseninkontinenz, da der Applikationsteil mit der daran angeordneten
Verdickung beispielsweise gezielt im Bereich des Blasenschließmuskels
angeordnet und dort über
den Schwingungsgenerator in Schwingungen versetzt werden kann.
-
Wenn
der Applikationsteil und der Handhabungsteil über eine Kupplungsvorrichtung
lösbar
miteinander verbunden sind, wird insbesondere eine Reinigung des
Applikationsteils wesentlich vereinfacht. Darüber hinaus ist es möglich, unterschiedliche,
auf die besonderen anatomischen Bedingungen der zu therapierenden
Person abgestimmte Applikationsteile mit dem Handhabungsteil zu
kombinieren und einzusetzen. Eine besondere Eignung zum Einsatz
am weiblichen Urogenitalsystem weist eine Ausführungsform des Gerätes auf,
bei der das Applikationsteil an seinem Einführende eine Abzweigung aufweist,
die mit zumindest einem stabförmigen
Fortsatz versehen ist. Damit lässt
sich beispielsweise bei Bedarf neben der Applikation eines therapeutischen Wirkstoffs
in der Harnröhre
eine Beaufschlagung bzw. Stimulierung außerhalb der Harnröhre liegender Bereiche
des weiblichen Urogenitalsystems, insbesondere des klitoralen Bereichs,
bewirken.
-
Besonders
vorteilhaft erweist es sich in diesem Zusammenhang, wenn der stabförmige Fortsatz mit
seinem Ende zumindest geringfügig
gegenüber der
Verdickung des Applikationsteils axial zurückversetzt ist.
-
Bevorzugte
Ausführungsformen
des Gerätes werden
anhand der Zeichnung näher
erläutert.
-
Es
zeigen:
-
1 ein
medizinisches Applikationsgerät mit
einem über
eine Kupplungseinrichtung mit einem Handhabungsteil verbundenen
Applikationsteil;
-
2 eine
erste Ausführungsform
des Applikationsteils, die für
die Verwendung am männlichen Urogenitalsystem
vorgesehen ist;
-
3 eine
erste Ausführungsform
des Applikationsteils, die für
eine Anwendung am weiblichen Urogenitalsystem vorgesehen ist;
-
4 eine
vergrößerte Darstellung
eines Applikationsendes des in 2 dargestellten
Applikationsteils während
einer zur Applikationsstelle hin gerichteten Vorschubbewegung in
der Harnröhre;
-
5 das
in 4 dargestellte Applikationsende während einer
Rückzugsbewegung
von der Applikationsstelle weg;
-
6 eine
weitere Ausführungsform
eines Applikationsendes des Applikationsteils.
-
1 zeigt
ein Applikationsgerät 10 zur
Verwendung am Urogenitalsystem mit einem Applikationsteil 11 und
einem Handhabungsteil 12. Das Handhabungsteil 12 weist
einen hier nicht näher
dargestellten Schwingungsgenerator auf, der über einen in Schwingungen versetzten
Schwingungsadapter 13 an das Applikationsteil 11 angeschlossen
ist, um dieses in Vibration zu versetzen. Zur Verbindung zwischen
dem Applikationsteil 11 und dem Schwingungsadapter 13 ist
eine Kupplungseinrichtung 14 vorgesehen, die im vorliegenden
Fall als eine Schraubverbindung zwischen einem als Gewindeende 15 ausgeführten Verbindungsende
des Applikationsteils 11 und einer Gewindebohrung 17 im
Schwingungsadap ter 13 ausgebildet ist. Zur Sicherung der lösbaren Schraubverbindung
dient eine auf dem Gewindeende 15 angeordnete Kontermutter 18.
-
Der
im Handhabungsteil 12 angeordnete Schwingungsgenerator
ist über
einen außen
am Handhabungsteil angeordneten Ein-/Ausschalter 19 aktivierbar,
der darüber
hinaus auch zur Einstellung der gewünschten Schwingungsfrequenz
dient.
-
2 zeigt
das in 1 dargestellte Applikationsteil 11 in
einer Einzeldarstellung mit einem dem Gewindeende 15 des
stabförmig
ausgebildeten Applikationsteils gegenüberliegenden Applikationsende 20,
an dem eine hier kugelförmig
ausgebildete Verdickung als Applikationskopf 21 vorgesehen
ist.
-
3 zeigt
in einer weiteren Ausführungsform
ein Applikationsteil 22, das an seinem Applikationsende 23 zwei
in einer gemeinsamen Verzweigungsstelle 24 abgehende und
in ihren Endbereichen zu einem Mittelfortsatz 25 parallele
Stabfortsätze 26, 27 aufweist.
Der Mittelfortsatz weist an seinem Ende einen im vorliegenden Fall
identisch zu dem in 2 dargestellten Applikationsteil 11 ausgebildeten Applikationskopf 21 auf.
Gegenüber
dem Applikationskopf 21 sind freie Enden 28, 29 der
Stabfortsätze 26, 27 leicht
axial zurückversetzt.
-
4 zeigt
eine vergrößerte Darstellung
des Applikationsendes 20 des in den 1 und 2 dargestellten
Applikationsteils 11 während
einer Einführphase
in die Harnröhre
und Annäherung
an die hier nicht näher
bezeichnete Applikationsstelle. Der kugelförmige Applikationskopf 21 weist
eine im proximalen oder hier vorderen Halbkugelbereich 30 ausgebildete
Ausgabetascheneinrichtung 31 auf, die im vorliegenden Fall
insgesamt vier über
den Umfang des Halbkugelbereichs verteilt angeordnete Ausgabetaschen 32 aufweist.
Die Ausgabetaschen 32 dienen zur Aufnahme eines salbenförmigen therapeutischen
Wirkstoffs. Neben den Ausgabetaschen 32 im vorderen Halbkugelbereich 30 weist
der Applikationskopf 21 in einem distalen oder hinteren
Halbkugelbereich 33 eine Ausgabemündungseinrichtung 34 mit
vier über
den Umfang des Halbkugelbereichs 33 verteilt angeordneten
Ausgabemündungen 35 auf. Die
Ausgabemündungen 35 sind über radial
zu einer Applikatorachse 36 hin verlaufende Ausgabebohrungen 37 mit
einer längs
der Applikatorachse 36 verlaufenden Zuführbohrung 38 verbunden,
die über
die gesamte Länge
des Applikationsteils 11 verläuft und mittels der über eine
am Ende des Applikationsteils 11 vorgesehene, hier nicht
näher dargestellte
Zuführöffnung,
ein flüssiger
therapeutischer Wirkstoff aus den Ausgabemündungen 35 im Applikationskopf 21 ausgegeben
werden kann.
-
Sowohl
die Ausgabe des flüssigen
therapeutischen Wirkstoffs über
die Ausgabemündungen 35 als
auch die Ausgabe des salbenförmigen
therapeutischen Wirkstoffs aus den Ausgabetaschen 32 kann vibrationsunterstützt, also
bei aktiviertem Schwingungsgenerator, oder auch vibrationslos erfolgen. Für eine Verabreichung
von einem flüssigen
therapeutischen Wirkstoff mit Vibrationsunterstützung ist es vorteilhaft, wenn
zur Zuführung
des therapeutischen Wirkstoffs in die Zuführöffnung der zentralen Zuführbohrung 38 ein
in 1 dargestellter Schlauchanschluss 39 vorgesehen
ist, der über
eine Verbindungsbohrung 40 im Schwingungsadapter 13 eine
Fluidverbindung zur Zuführleitung 38 im
Applikationsteil 11 ermöglicht.
-
Aufgrund
der Ausbildung der Ausgabetaschen 32 im proximalen Halbkugelbereich 30 ist
es möglich,
das elastische Verhalten der Harnröhrenwandung 40 für eine gezielte
Applikation an der gewünschten
Applikationsstelle zu nutzen. Wie 4 zeigt,
erfolgt bei einer Vorschubbewegung 42 in die Harnröhre hinein
eine Aufweitung des Harnröhrenquerschnitts.
Infolge der Aufweitung des Harnröhrenquerschnitts
kann es im proximalen Halbkugelbereich 30 sogar zu einer
leichten Beabstandung der Harnröhrenwandung 40 kommen.
In jedem Fall ist durch die Ausbildung der Ausgabetaschen 32 im
proximalen Halbkugelbereich 30 sichergestellt, dass selbst
bei einer Anschmiegung der Harnröhrenwandung 40 an
den proximalen Halbkugelbereich ein in den Ausgabetaschen 32 angeordneter
salbenförmiger
therapeutischer Wirkstoff bei der Vorschubbewegung nicht aus den
Ausgabetaschen 32 hinausgedrängt wird.
-
Wie 5 zeigt,
kommt es jedoch bei einer Rückzugsbewegung 43 aus
der Harnröhre
hinaus aufgrund der elastischen Rückstellkräfte der Harnröhrenwandung 40 zu
einem bis in die Ausgabetaschen 32 hineinreichenden Anschmiegen
der Harnröhrenwandung 40.
Hierdurch werden beim Einsetzen der Rückzugsbewegung 43 die
Ausgabetaschen 32 entleert, so dass der salbenförmige therapeutische
Wirkstoff gezielt an diskreter Stelle in der Harnröhre appliziert
werden kann.
-
Der
in den 4 und 5 beispielhaft dargestellte
Applikationskopf 21 weist sowohl Ausgabetaschen 32 zur
Ausgabe eines salbenförmigen
therapeutischen Wirkstoffs als auch Ausgabemündungen 35 zur Ausgabe
eines flüssigen
therapeutischen Wirkstoffs auf. Wahlweise ist es natürlich möglich, einen
Applikationskopf so auszubilden, dass er lediglich Ausgabemündungen
zur Ausgabe eines flüssigen
therapeutischen Wirkstoffs oder Ausgabetaschen zur Ausgabe eines
salbenförmigen
therapeutischen Wirkstoffs aufweist.
-
6 zeigt
einen Applikationskopf 44, der ausschließlich zur
Applikation eines flüssigen
therapeutischen Wirkstoffs bestimmt ist und über seinen Umfang verteilt
angeordnet drei ringförmige
Applikationsnuten 45, 46, 47 aufweist,
in denen jeweils eine Vielzahl von Ausgabemündungen 35 angeordnet
ist, die ebenfalls über
den Umfang des Applikationskopfs 44 verteilt über Ausgabebohrungen 37 an
eine zentrale Zuführbohrung 38 angeschlossen
sind. Aufgrund der Mehrzahl von Applikationsnuten 45, 46, 47 mit
der jeweiligen Mehrzahl von Ausgabemündungen 35 ermöglicht der
Applikationskopf 44 eine relativ großflächige und gleichmäßig verteilte
Applikation eines flüssigen
therapeutischen Wirkstoffs.