-
Funktion und
Bedeutung heterotrimerer G-Proteine
-
Alle
Zellen des menschlichen Körpers
verfügen über Membranrezeptoren
an ihrer Oberfläche, über die
alle Zellfunktionen gesteuert werden. Zu solchen Rezeptoren gehören die
so genannten heptahelikalen Rezeptoren für Hormone, Neurotransmitter
und Chemokine. Daneben gibt es eine Vielzahl von Rezeptoren für Wachstumsfaktoren
und Rezeptoren mit intrinsischer Tyrosinkinaseaktivität, beispielsweise
Rezeptoren für
Insulin, Insulin-like Growth Factor, Epidermal Growth Factor, Platelet-derived
Growth Factor und viele mehr. Weiterhin existieren viele Rezeptoren,
die für
die Regulation der Blutbildung verantwortlich sind, wie z.B. der
Rezeptor für
Erythropoietin. Über
solche Rezeptoren werden unter anderem Zellwachstum, Motilität, Genexpression,
Apoptose und Chemotaxis gesteuert. Die genannten Rezeptoren übermitteln
ihre Signale ins Zellinnere über
die Aktivierung sog. heterotrimerer G-Proteine. Diese G-Proteine bestehen
aus einer großen
Familie unterschiedlicher Isoformen und sind jeweils aus unterschiedlichen α-, β- und γ-Untereinheiten
zusammengesetzt. Derzeit sind 5 β-Untereinheiten,
13 γ-Untereinheiten und
mehr als 20 α-Untereinheiten
bekannt, die durch unterschiedliche Gene kodiert werden (Farfel
Z et al.
-
The
expanding spectrum of G protein diseases. N Engl J Med. 1999 Apr
1;340(13):1012-20). Durch die Kombination aus diesen verschiedenen α-, β- und γ-Untereinheiten
entsteht eine Vielzahl unterschiedlicher heterotrimerer G-Proteine.
-
Dabei
determiniert die Isoform- Kombination, welches Heterotrimer durch
einen bestimmten Rezeptor aktiviert werden kann. Die βγ-Untereinheiten
sind funktionell als Monomer zu betrachten. Im Ruhezustand hat die α-Untereinheit GDP
gebunden (1). Nach Aktivierung
eines koppelnden Rezeptors setzt die α-Untereinheit GDP im Austausch
gegen GTP frei und es kommt zur Dissoziation der βγ-Untereinheiten
von den α-
Untereinheiten. Sowohl die freien α- als auch die βγ-Untereinheiten
können
die Aktivität
einer Vielzahl unterschiedlicher Effektoren steuern. Hierzu gehören beispielsweise
Ionenkanäle,
die Adenylylzyklase, die PI3-Kinase, unterschiedliche MAP-Kinasen usw. Die α-Untereinheiten
verfügen über eine
intrinsische GTPase-Aktivität
die das nach Aktivierung gebundene GTP zu GDP hydrolysiert. Nachfolgend
reassoziieren die freigesetzten βγ-Untereinheiten
wieder mit der α-Untereinheit,
wodurch der Aktivierungszyklus beendet wird. Damit steht das Heterotrimer
für einen
erneuten Aktivierungszyklus zur Verfügung (Bourne HR. How receptors
talk to trimeric G proteins. Curr Opin Cell Biol. 1997;9(2):134-42).
Ein Schema des G-Proteinzyklus ist in 1 dargestellt.
Die Aktivierung solcher G-Proteine
ist der entscheidende Schritt für
die Zellaktivierung. Aufgrund der überragenden Bedeutung von G-Proteinen
ist es unmittelbar einleuchtend, dass Mutationen oder genetische Polymorphismen
in Genen, die für
G-Proteine kodieren, einen nachhaltigen Einfluss auf die Aktivierbarkeit
von Zellen haben müssen,
falls diese Mutationen die Funktion oder Expression von G-Protein-Untereinheiten beeinflussen.
Damit werden auch Erkrankungsrisiken oder Krankheitsverläufe in entscheidender
Weise beeinflusst. Zudem ist das Ansprechen auf die Therapie von
Erkrankungen, sei es durch Pharmaka oder durch andere Maßnahmen
wie Bestrahlung, Diäten,
Operationen, invasive Eingriffe etc. von der Aktivierbarkeit von G-Proteinen
abhängig.
-
Bedeutung
der Gαq-Untereinheit
-
Die
Gαq-Untereinheit
wird in allen Körperzellen
des Menschen exprimiert. Ihre Stimulation führt u.a. zur Aktivierung der
Phospholipase C und damit zu einem Anstieg der intrazellulären Ca2+-Konzentration (1). Damit können z.
B. Ca2+-abhängige
Prozesse aktiviert werden. Ferner kann Gαq die Aktivität von Ionenkanälen, z.B.
von Kalium- oder Kalzium-Kanälen,
regulieren. Nahezu alle bekannten Rezeptoren koppeln an Gαq, z.B. die
Rezeptoren für
Azetylcholin, Adenosin, Adrenalin, Angiotensin, Bradykinin, Endothelin,
Histamin, Noradrenalin, P2-purinerge Rezeptoren, Opioide, Dopamin,
Epidermal Growth Factor, FSH, VIP, Thyroliberin, Glucagon, Vasopressin,
Histamin und viele mehr. Nach Stimulation Gαq- gekoppelter Rezeptoren wird in
vielen Zelltypen Apoptose induziert, so dass sich ein Zusammenhang
zu Tumorerkrankungen und deren Verlauf und Therapieansprechen, aber
auch ein Zusammenhang zu entzündlichen
und immunologischen Erkrankungen und deren Verlauf und Therapieansprechen
ergibt. Daneben werden vielfältige
Stoffwechselwege durch Gαq
reguliert. Änderungen
der Expression von Gαq
(Überexpression
oder fehlende Expression) führen im
Tierexperiment oder auf zellulärer
Ebene zu einer Reihe von Krankheitszuständen bzw. Phänotypen:
- 1. Die Überexpression
von Gαq
im Herzen führt
zu Hypertrophie, Herzinsuffizienz und Apotpose
- 2. Konstitutiv aktives Gαq
induziert Apoptose über
den Proteinkinase C- Weg
- 3. Knockout von Gαq
hemmt die Thrombozytenaggregation, führt zu Ataxie und stört die motorische
Koordination
- 4. Knockout von Gαq
führt zu
Adipositas und Gαq
ist an der Signaltransduktion von Insulin beteiligt.
- 5. Konstitutiv aktive Gαq-Untereinheiten
sind onkogen(De Vivo M et al. Enhanced phospholipase C stimulation
and transformation in NIH-3T3 cells expressing Q209LGq-alpha-subunits. J
Biol Chem. 1992 Sep 15;267(26):18263-6) und an der Regulation des
Glukosestoffwechsels beteiligt.
-
Bereits
diese wenigen Beispiele belegen, dass funktionsverändernde
Mutationen in Gαq
oder die Unter- oder Überexpression
des Proteins auch beim Menschen zu unterschiedlichen Krankheiten
und/oder Funktionsstörungen
führen
können.
-
Gegenstand der Erfindung
-
Die
hier beschriebene Erfindung zielt darauf ab
-
- a. funktionsverändernde genomische Polymorphismen
und Haplotypen im Gen GNAQ bereitzustellen, die entweder zu einem
Aminosäurenaustausch
führen,
oder
- b. die das Spleißverhalten
beeinflussen, oder
- c. die zur Änderung
der Proteinexpression oder zur Änderung
der Expression von Spleißvarianten
führen, oder
- d. die zum Auffinden und/oder Validieren weiterer Polymorphismen
bzw. Haplotypen im Gen GNAQ geeignet sind.
- e. Nukleotidaustausche und Haplotypen bereitzustellen, die geeignet
sind, generell Krankheitsrisiken- und Verläufe vorherzusagen
- f. Nukleotidaustausche und Haplotypen bereitzustellen, die geeignet
sind, generell Ansprechen auf Pharmaka und Nebenwirkungen vorherzusagen
- g. Nukleotidaustausche und Haplotypen bereitzustellen, die geeignet
sind, generell die Wirkung anderer Therapieformen vorherzusagen
(Bestrahlung; Wärme,
Hitze, Kälte,
Bewegung etc.)
-
Wegen
der grundlegenden Bedeutung von Gαq
für die
Signaltransduktion sind solche Polymorphismen bzw. Haplotypen geeignet,
generell Erkrankungsrisiken bzw.
-
Krankheitsverläufe bei
allen Erkrankungen vorherzusagen bzw. Therapieansprechen/Therapieversagen
oder unerwünschte
Nebenwirkungen für
alle Pharmaka oder nichtpharmakologische Therapien vorherzusagen.
-
Nachweis neuer
Polymorphismen im Promoter des Gens GNAQ
-
Das
humane Gαq
Gen (GNAQ) ist auf Chromosom 9q21 lokalisiert (2).
-
Hauptgegenstand
der vorliegenden Erfindung ist das Auffinden des vor Exon 1 im Promotor
des Gen liegenden Gen-Polymorphismus GC(-909/-908)TT, der durch
systematische Sequenzierung von DNA-Proben von Menschen gefunden
wurde. Hierzu wurden Gensequenzen, die vor Exon1 von GNAQ liegen,
mittels PCR-Reaktion amplifiziert und gemäß der Methode nach Sanger sequenziert.
Die dazu erforderlichen Verfahren, z.B. das Ableiten von für die PCR-Reaktion
erforderlichen Primerpaaren und die Auswahl von Sequenzier-Primern
sind dem Fachmann geläufig.
Hierbei wurden neue Polymorphismen gefunden, wobei in der Promotorregion
an Position -909 eine Substitution von Guanin durch Thymin vorliegt
(G-909T) und wobei gleichzeitig an Position -908 eine Substitution
von Cytosin durch Thymin vorliegt (C-908T). Die Austausche G(-909)T und
C(-908)T kommen immer gleichzeitig vor, so dass die Genotypen TT/TT,
GC/GC und TT/GC resultieren. Die entsprechenden Teilsequenzen lauten
demnach:
-
Die
Nummerierung dieser SNPs erfolgt in der Weise, dass dem Nukleotid
A des Startcodon ATG die Nummer +1 zugeordnet wird. Da es der Konvention
entsprechend die Nummer 0 nicht gibt, ist dem vor dem A des Startcodon
ATG liegenden Nukleotid die Nummer -1 zugeordnet.
-
Der
Nachweis dieser SNPs im Sinne ihrer erfindungsgemäßen Verwendung
kann mit beliebigen, dem Fachmann geläufigen Verfahren nachgewiesen
werden, z.B. direkte Sequenzierung, PCR mit nachfolgender Restriktionsanalyse,
reverse Hybridisierung, Dot-blot- oder slot-blot-Verfahren, Massenspektrometrie, Tagman®-
oder Light-Cycler®-Technologie,
Pyrosequencing®.
Invader®-Technologie, Luminex-Verfahren
etc. Ferner können
diese Genpolymorphismen gleichzeitig nach Mulitplex-PCR und Hybridisierung
an ein DNA-Chip detektiert werden.
-
Verteilung
der GC(-909/-908)TT -Polymorphismus bei unterschiedlichen Ethnien
und Verwendung dieser Genotypen zum Auffinden weiterer relevanter
Polymorphismen und Haplotypen.
-
Hierzu
wurden unterschiedliche DNA-Proben von Kaukasiern, Schwarzafrikanern
und Chinesen genotypisiert. Das Ergebnis ist in der folgenden Tabelle
dargestellt
-
Diese
Genotypverteilung ist im Chi2-Test mit einem
Chi 86,1 und einem P<0.0001
hochsignifikant verschieden. Der GC-Genotyp tritt bei Schwarzafrikanern
am häufigsten
auf. Aus dieser Verteilung kann man folgern, dass entwicklungsgeschichtlich
(bezogen auf Kaukasier) der GC(-909/-908) den „Urzustand" darstellt. Solche Unterschiede der
Genotypverteilung bei unterschiedlichen Ethnien weisen in der Regel
darauf hin, dass assoziierte Phänotypen
für die
Evolution bedeutsam waren und den Trägern einen bestimmten Vorteil brachten.
Es ist dem Fachmann bekannt, dass ethnisch unterschiedliche Genotypverteilung
ein Hinweis darauf sind, dass auch heute noch bestimmte Genotypen-
und Haplotypen mit bestimmten Erkrankungen oder physiologischen
und pathopyhsiologischen Reaktionsweisen oder Ansprechen auf Therapie,
z.B. mit Pharmaka, assoziiert sind.
-
Ein
Gegenstand der Erfindung ist es, dass diese neuen Polymorphismen
dazu benutzt werden können um
weitere relevante genomische Genveränderungen in GNAQ oder benachbarten
Genen zu detektieren und zu validieren, die z.B. mit Genotypen im
Gen GNAQ im Kopplungsungleichgewicht stehen. Dies können auch Gene
sein, die ebenfalls auf Chromosom 9 liegen, aber in großer Entfernung
vom Gen GNAQ. Hierzu wird folgendermaßen vorgegangen:
- 1. Für
bestimmte Phänotypen
(zelluläre
Eigenschaften, Krankheitszustände,
Krankheitsverläufe,
Arzneimittelansprechen usw.) wird zunächst eine Assoziation mit dem
Polymorphismus GC(-909/-908)TT hergestellt.
- 2. Für
neu detektierte Genveränderungen
in GNAQ oder benachbarten Genen wird untersucht, ob bereits bestehende
Assoziationen unter Verwendung oben beschriebener Genotypen oder
Haplotypen verstärkt oder
abgeschwächt
werden.
-
Funktionelle
Bedeutung des GC(-909/-908)TT Polymorphismus Es wurde untersucht,
welche funktionellen Änderungen
Genveränderungen
im Gen GNAQ zuzuordnen sind. Denkbar sind hier beispielsweise eine Korrelation
zu alternativem Spleißen,
gewebespezifische Expression oder eine Überexpression des Gαq-Proteins
in Abhängigkeit
von Genotypen des GC(-909/-908)TT Polymorphismus. Hierzu wurde zunächst mittels eines
Computer-Programms untersucht, ob die gefundenen Nukleotidaustausche
die Bindung von Transkriptionsfaktoren beeinflussen können. Transkriptionsfaktoren
binden an spezifische Konsensus-Sequenzen
und können
die Promoteraktivität
steigern oder vermindern, so dass eine verstärkte oder verminderte Transkription des
Gens resultiert und somit das Expressionsniveau des kodierten Proteins
gesteigert oder vermindert wird. Wie in 3 dargestellt,
befindet sich der GC(-909/-908)TT-Polymorphismus in einer Konsensus-Sequenz der Bindungsstelle
für den
Transkriptionsfaktor SP-1, dessen Bindungsfähigkeit durch den Polymorphismus
beeinträchtigt
werden kann. Diese Beeinträchtigung
bezieht sich auf den Genotyp (-909/-908)TT. Das Auftreten dieses
Genotyps führt
zu einem Wegfall einer SP-1 Bindungsstelle an ihre Konsensus-Sequenz:
GGGGCGGGGC. Zur experimentellen Untersuchung dieses Effekts wird
ein sog. EMSA (electrophoretic mobility shift assay) durchgeführt. Bei
diesem Versuch werden kurze Nukleinsäureabschnitte, die den Polymorphismus
beinhalten, mit Zellkernextrakten inkubiert. Transkriptionsfaktor-Proteine,
die sich in diesen Extrakten befinden, binden nun mit unterschiedlicher
Intensität
an die Nukleinsäureabschnitte.
Die Bindung an die DNA wird schließlich im Röntgenfilm sichtbar gemacht.
Dabei resultiert aus einer starken Bindung eine intensive Bande. 4 zeigt
das Resultat dieses Versuches mit spezifischen Konstrukten, die
entweder den TT- oder den GC-Genotyp enthalten. Die stärkere Intensität der GC-Konstrukt Bande beweist
eine stärkere
Bindung eines Transkriptionsfaktors an diese Region. Das Verschwinden
der Bande duch Zugabe eines SP-1 Antikörpers sowie die Verdrängung der
Bindung durch ein kommerzielles SP-1 Oligonukleotid zeigt, dass
es sich bei dem bindenden Transkriptionsfaktor um SP-1 handelt.
-
Zum
funktionellen Nachweis einer geänderten
Promotoraktivität
abhängig
von bestimmten Genotypen wurden unterschiedliche Fragmente des Promoters
mit dem GC- bzw. mit dem TT-Genotyp in den Vektor pSEAP kloniert
um nach Expression des Vektors in HEK-Zellen die Promotoraktivität mittels
eines sog. „Reporterassays" zu quantifizieren
(5). Hierzu werden die Konstrukte vor ein Gen kloniert,
das für
sezernierte alkalische Phosphatase (SEAP) kodiert. Falls das Konstrukt
eine Promoteraktivität
hat, wird das SEAP-Gen vermehrt transkribiert und die vermehrte
Sekretion von alkalischer Phosphatase ins Zellkulturmedium ist messbar. Wie 5 zeigt,
weist das Konstrukt -798/+89 die höchste Promotoraktivität auf (die
Zahlenangaben beziehen sich auf den Transkriptionsstartpunkt, der
im GNAQ-Gen bei -214 liegt). Da sich der Polymorphismus in dieser Region
befindet (-694/-695 relativ vom Transkriptionsstartpunkt), die die
höchste
Reporteraktivität
zeigt und außerdem
eine Transkriptionsfaktorbindungsstelle durch den Nukleinsäureaustausch
beeinflusst wird, wurde nun untersucht, ob die Stimulation von HEK
Zellen einen Einfluss auf die Reporteraktivität dieser Konstrukte hat. Hierfür wurde
das Konstrukt -789/+89 mit jeweils den Polymorphismen GC(-909/-908)
und TT(-909/-908) in HEK-Zellen
transfiziert und die Zellen wurden mit Serum bzw. Angiotensin II
stimuliert (6). Bei Konstrukten mit dem
GC-Genotyp führt
die Stimulation mit Serum oder 10 nM Angiotensin II zu einer signifikant
(p < 0,05) um das
2-4-fach gesteigerten
Promotoraktivität
im Vergleich zum TT-Genotyp. Umgekehrt führt eine Hemmung der Bindung
von SP-1 beim GC-Genotyp durch Mithramycin zu einer signifikant
(p < 0.05) stärkeren Abnahme
der Promotoraktivität
als beim TT-Genotyp.
-
Der
GC-Polymorphismus im Promotor des GNAQ-Gens führt also dazu, dass die Promotoraktivität gesteigert
ist und demnach das Gαq-Protein
vermehrt exprimiert wird. Um zu überprüfen, ob
diese Regulation auch in vivo stattfindet, wurde die Expression
von Gαq
auf mRNA- Ebene mittels Realtime-PCR in Herzgewebe untersucht.
-
Dazu
wurde mRNA aus menschlichem Operationsgewebe bei Herzoperationen
gewonnen und mittels reverser Transkriptase in cDNA umgeschrieben.
Das Verfahren ist dem Fachmann geläufig. Nachfolgend wurde das
Expressionsniveau mittels Realtime -PCR (Tagman-Verfahren) bestimmt und mit dem Expressionsniveau
des Housekeeping-Gens β-Actin
abgeglichen. Die Ergebnisse sind in 7 dargestellt.
Der GCGC Genotyp führt
zu einer Steigerung der Gαq
Transkription von mindestens 25% gegenüber dem T-Allel.
-
Um
weiterhin zu untersuchen, ob der GC(-909/-908)TT Polymorphismus
an der Entstehung kardialer Hypertrophie beteiligt sein kann, wurde
der Proteingehalt im Vergleich zum DNA-Gehalt von Herzproben von Patienten
im chronischen Vorhofflimmern und Patienten im Sinusrhythmus bestimmt. 8 zeigt,
dass der relative zelluläre
Proteingehalt bei Proben von Patienten mit Vorhofflimmern gegenüber Proben
von Patienten im Sinusrhyhtmus erhöht ist. Da das Auftreten einer
Herzhypertrophie bei Patienten mit chronischen Vorhofflimmern gegenüber Patienten
im Sinusrhythmus erhöht
ist, stellt der Protein/DNA Index einen Marker für die Herzhypertrophie dar. 8 zeigt
den Protein/DNA Index aufgeteilt nach dem GC(-909/-908)TT Polymorphismus.
Diese Fig. zeigt, dass sowohl bei Proben von Patienten mit chronischem
Vorhofflimmern als auch bei Proben von Patienten im Sinusrhyhtmus
der Protein/DNA Index bei GC/GC-Genotypen am höchsten ist.
-
Damit
wurde nachgewiesen, dass es im Gen GNAQ Genveränderungen gibt, die zum einen
eine Expressionsänderung
von Gαq
im Herzgewebe bewirken und zum anderen zu einer Veränderung
der Proteinmenge in Herzen führen
kann. Dies kann der GC(-909/-908)TT-Polymorphismus sein oder Polymorphismen, die
mit diesen im Kopplungsungleichgewicht stehen. Bestandteil der hier
beschrieben Erfindung ist damit auch, die Expression von Gαq auf mRNA-Ebene
oder Proteinebene zu quantifizieren, mit bekannten Polymorphismen
des GNAQ zu assoziieren und neue, noch besser geeignete Polymorphismen
zu entdecken und zu validieren.
-
Die
hier gezeigten Befunde einer genotypabhängigen Expression von Gαq und veränderter
Gesamtproteinmenge in menschlichen Herzen ist überaus bedeutsam. Bei transgenen
Tieren führt
die Überexpression von
Gαq zur
vermehrten Apoptose kardialer Myozyten als Ursache einer Herzinsuffizienz
{Adams, 2001 102/id}{Mende, 2001 100 /id}. Gleiche Effekte sind
daher auch bei Menschen zu erwarten, die auf Grund einer Genveränderung
in GNAQ das Gαq-Protein überexprimieren.
Hier erwarten wir ein erhöhtes
kardiovaskuläres Risiko.
Dazu gehört
ein erhöhtes
Risiko für
Adipositas, Hypertonie, Schlaganfall, koronare Herzkrankheit, Myokardinfarkt,
Präeklampsie
etc. Außerdem
erwarten wir ein geändertes
Ansprechen auf Substanzen, deren Rezeptoren Gαq aktivieren oder Substanzen,
die indirekt Agonisten induzieren, deren Wirkungen über Gαq vermittelt
werden. Die geänderte
Apoptoseneigung kann eine Vielzahl von Krankheitsverläufen (z.
B. von Tumor- und Immunerkrankungen) beeinflussen und das Ansprechen
auf Pharmaka bestimmen.
-
Verwendung
einer Genveränderung
in GNAQ zur Vorhersage von Erkrankungsrisiken und Krankheitsverläufen
-
Aufgrund
der Schlüsselfunktion
der Gαq-Untereinheit
für die
Zellaktivierung ist es ein wesentlicher Bestandteil der Erfindung,
dass unter Verwendung von Genveränderungen
in GNAQ generell Erkrankungsrisiken und Krankheitsverläufe vorhergesagt
werden können.
Menschliche heterotrimere G-Proteine sind aus den Untereinheiten α, β und γ zusammengesetzt.
Hiervon sind wiederum eine Reihe von Isoformen bekannt, die durch unterschiedliche
Gene kodiert werden. Beispielweise gibt es 13 unterschiedliche γ-Isoformen
(γ1-γ13), mindestens
5 unterschiedliche β-Isoformen
(β1-β5) und eine
Vielzahl unterschiedlicher α-Isoformen
(αs (short
and long), αo, αi1-3, αq, α11-16, αolf etc.)
Da G-Proteine bekannterweise eine zentrale Rolle bei der Steuerung
der Funktion aller menschlichen Zellen einnehmen, unabhängig davon,
welche Zellrezeptoren aktiviert werden, ist unmittelbar zu erwarten,
dass der Verlauf vielfältiger
und ganz unterschiedlicher Erkrankungen bei einer genetisch determinierten,
verstärkten
Aktivierbarkeit von G-Proteinen beeinflusst wird. Gerade bei den
vielfältigen Funktionen
von G-Proteinen erlangen funktionsverändernde Mutationen eine ganz
besonders herausragende Bedeutung und Vorhersagekraft. Diese steht
im Gegensatz zu Mutationen in anderen Genen, welche für andere
Proteine, z.B. Hormone oder Hormonrezeptoren kodieren.
-
Dies
bedeutet, dass durch Genveränderungen
in Proteinen, die in allen menschlichen Körperzellen exprimiert werden
und dort an zentraler Stelle eingehende Hormonsignale bündeln und
dadurch Zellfunktionen regulieren, alle physiologischen und pathophysiologischen
Vorgänge
entscheidend beeinflusst oder zumindest moduliert werden. Daneben
werden auch Antworten auf Pharmaka in besonderer Weise beeinflusst.
Hiervon sind erwünschte,
aber auch unerwünschte
Arzneimittelwirkungen betroffen.
-
Es
wurde in der wissenschaftlichen Literatur wiederholt postuliert,
dass Funktionsveränderungen
von G-Proteinen einen nachhaltigen Einfluss auf vielfältige Erkrankungen
bzw. auf den Verlauf vielfältiger
Erkrankungen haben. Solche Genveränderungen können strukturverändernde
Mutationen in G-Protein-Untereinheiten sein, die beispielsweise
die Aktivierbarkeit durch einen Rezeptor verändern, die enzymatische GTPase
Aktivität
betreffen oder die Dimerisierung von βγ-Untereinheiten beeinflussen.
Daneben könnten
solche Veränderungen
die Zusammensetzung heterotrimerer G-Proteine verändern. Ferner
kann das Expressionsniveau solcher G-Proteinuntereinheiten verändert sein
oder es können
Spleißvarianten
mit geänderter
Funktion auftreten (Farfel Z et al., The expanding spectrum of G
protein diseases. N Engl J Med. 1999 Apr 1;340(13):1012-20; Iiri
T et al., G-protein diseases furnish a model for the turn-on switch.
Nature. 1998 Jul 2;394(6688):35-8; Iiri T et al., G proteins propel
surprise.Nat Genet. 1998 Jan;18(1):8-10. Spiegel AM. Hormone resistance
caused by mutations in G proteins and G protein-coupled receptors.
J Pediatr Endocrinol Metab. 1999 Apr;l2 Suppl 1:303-9. Spiegel AM.
Inborn errors of signal transduction: mutations in G proteins and
G protein-coupled receptors as a cause of disease. J Inherit Metab
Dis. 1997 Jun;20(2):113-21. Spiegel AM. The molecular basis of disorders
caused by defects in G proteins. Horm Res. 1997;47(3):89-96. Spiegel
AM. Mutations in G proteins and G protein-coupled receptors in endocrine
disease. J Clin Endocrinol Metab. 1996 Ju1;81(7):2434-42. Review.
Spiegel AM. Defects in G protein-coupled signal transduction in
human disease. Annu Rev Physiol. 1996;58:143-70).
-
Aus
den genannten Beispielen geht folgendes hervor:
- 1.
Genveränderungen
in Genen, die für
ubiquitär
exprimierte Proteine kodieren, beeinflussen vielfältige Erkrankungen
bzw. verursachen vielfältige
Erkrankungsrisiken
- 2. G-Proteine steuern nahezu alle Signaltransduktionsvorgänge im menschlichen
Körper
- 3. Während
aus der zitierten Literatur eindeutig hervorgeht, dass. man ganz
allgemein davon auszugehen hat, dass Mutationen und Polymorphismen
in Genen, die für
G-Proteine kodieren, solche Erkrankungen hervorrufen können, so
wurde ein Zusammenhang mit genomischen Mutationen im Gen GNAQ für die Gαq-Untereinheit heterotrimerer
G-Proteine mit Erkrankungsrisiken in der Literatur weder beschrieben noch
vermutet.
-
Als
Erkrankungen, die mit einer Genveränderung in GNAQ einhergehen,
und beispielsweise durch ein geändertes
Expressionsniveau von Gαq-Protein
bestimmt werden, können
genannt werden:
- 1. Herz-Kreislauferkrankungen.
Darunter fallen insbesondere Hypertonie, Schlaganfall, koronare
Herzkrankheit und Myokardinfarkt, Herzinsuffizienz, Herzrhythmusstörungen,
Präeklampsie
bzw. Gestose.
- 2. Enokrinologische und Stoffwechselerkrankungen. Darunter fallen
insbesondere Adipositas, metabolisches Syndrom, Typ-2 Diabetes-mellitus,
Gicht, Osteoporose, Schilddrüsenerkrankungen
wie Hyper- und Hypothyreose und M.Basedow, Hyper- und Hypoparathyreodismus,
Morbus Cushing, Hyper- und Hypoaldosteronismus und viele mehr.
- 3. Psychiatrische Erkrankungen wie Depression, Schizophrenie,
Alkoholismus und Angststörungen,
Phobien, Neurosen
- 4. Neurologische Erkrankungen wie Morbus Parkinson, multiple
Sklerose, Epilepsien
- 5. Dermatologische Erkrankungen wie Psoriasis, Neurodermitis
- 6. Tumorerkrankungen
-
Verwendung
von Genveränderungen
im Gen GNAQ zur Vorhersage des Risikos für Herz-Kreislauferkrankungen
-
Bei
transgenen Tieren, die im Herzen Gαq überexprimieren beobachtet man
eine vermehrte Neigung zur Herzhypertrophie, Herzinsuffizienz und
Apoptose. Es ist daher davon auszugehen, dass eine gesteigerte Expression
von Gαq
beim Menschen, wie sie beim GC-Genotyp des GC(-909/-908)TT-Polymorphismus, zu einem
gesteigerten kardiovaskulären
Risiko führt.
-
Wie
in 9 dargestellt, findet man bereits bei jungen Männern, die
den GC-Genotyp tragen, ein erhöhtes
Schlagvolumen des Herzens bei reduziertem peripheren Widerstand.
Dies ist bekanntlich Ausdruck einer hyperdynamischen Kreislaufsituation,
die mit einem erhöhten
Risiko für
Hypertonie und Herzhypertrophie einhergeht.
-
Bei älteren Menschen
finden wir eine deutliche Abhängigkeit
des linksventrikulären
Massenindex vom GNAQ GC(-909/-908)TT-Polymorphismus (p < 0,05):
-
Somit
besteht für
GC-Genotypen eine erhöhte
Gefahr für
Linksherzhypertrophie mit erhöhtem
Risiko für
Vorhofflimmern, andere Rhythmusstörungen und den plötzlichen
Herztod.
-
Risiko von Stoffwechselstörungen
-
Eine
der häufigsten
Stoffwechselstörungen
ist Hypercholesterinämie,
die bekanntlich mit einem erhöhten
Risiko für
koronare Herzkrankheit, Myokardinfarkt, Schlaganfall und Alzheimer-Krankheit
assoziiert ist. Bereits bei jungen gesunden Personen findet man,
dass der GC(-909/-908)TT-Polymorphismus mit einer geänderten
Cholesterinkonzentration im Serum assoziiert ist (10).
-
Grundlegende Eigenschaften
von malignen Tumoren
-
Bei
malignen Tumoren, auch als Krebs bezeichnet, kommt es zu charakteristischen
Veränderungen grundlegender
Funktionen, die das Wachstum solcher Zellen in ungünstiger
Weise befördern.
Krebszellen sind gekennzeichnet durch einen Verlust der Kontaktinhibition
und ein unkontrolliertes Zellwachstum. Ausgelöst werden solche Veränderungen
durch eine Vielzahl von Noxen, sog. Kanzerogene, welche das Erbgut
schädigen.
Zu solchen Noxen gehören
viele Chemikalien, Tabakrauch, aber auch UV-Licht. Daneben spielen
genetische Faktoren bei der Krebsentstehung eine herausragende Rolle.
Kennzeichnend für
Krebszellen ist neben ihrem ungehemmten Wachstum auch die Neigung,
Tochtergeschwülste
(Metastasen) in anderen Organen abzusiedeln. Die Ausbreitung der
Metastasen erfolgt regelmäßig über die
Blutbahn oder über
Lymphgefäße. Krebserkrankungen
sind bei einem Großteil
der Fälle
nicht heilbar und führen
zum Tode. Therapeutisch wird versucht, den Ausgangstumor und Metastasen
operativ zu entfernen. Daneben können
Tumore bestrahlt werden. Mittels sogenannter Zytostatika, Antikörper gegen
bestimmte Proteine oder Oberflächenmarker
oder immunmodulierender Substanzen (Zytokine, Interferone) wird
versucht, die sich schnell teilenden Krebszellen abzutöten oder
in den programmierten Zelltod (Apoptose)zu überführen. Die derzeit verfügbaren therapeutischen
Maßnahmen
führen
in den meisten Fällen
nur zu einem verlängerten Überleben,
nicht zur definitiven Heilung.
-
Prognosefaktoren
bei Krebserkrankungen
-
Es
ist von medizinisch großer
Relevanz, Prognosefaktoren für
den Verlauf von Krebserkrankungen zu definieren, die Auskunft über das
Ansprechen auf bestimmte Therapieformen geben oder die prädiktiv für das Auftreten
von Metastasen, die Tumorprogression und das Überleben sind. Bislang werden
in der Medizin dem Fachmann allgemein bekannte Prognosefaktoren
eingesetzt. Hierzu gehören
beispielsweise die Größe des Tumors,
seine Eindringtiefe in das umgebende Gewebe, organüberschreitendes
Wachstum, das Eindringen in Blut- oder Lymphgefäße oder in Lymphknoten, sowie
der Differenzierungsgrad der Tumorzellen. Daneben existieren einige
relativ unspezifische serologische Marker. Das Verfahren zur Klassifikation
der Tumore wird generell als „Staging" und „Grading" bezeichnet. Generell
gilt, dass das Vorhandensein von Fernmetastasen und ein geringer
Differenzierungsgrad prognostisch sehr ungünstige Parameter darstellen.
Dennoch ist es die allgemeine Erfahrung in der Medizin, dass Patienten
bei gleichem Tumorstadium drastisch unterschiedliche Krankheitsverläufe aufweisen.
Während
man bei manchen Patienten eine schnelle Progression der Erkrankung
und das Auftreten von Metastasen und Rezidiven beobachtet, kommt
die Erkrankung bei anderen Patienten aus unklaren Gründen zum
Stillstand. Metastasen können
hierbei lokal, regional und fern der Muttergeschwulst auftreten.
Dazu ist es notwendig, dass eine hohe Zahl von Geschwulstzellen über den
Lymph- oder Blutweg durch einfache Fortschwemmung in Flüssigkeit
oder durch Abklatschen in benachbartes Gewebe gelangt. Unter Rezidivneigung
versteht man das erneute Auftreten einer Geschwulst nach operativer
unvollständiger
oder Teilentfernung des Tumors. Hierbei handelt es sich nicht um
eine erneute maligne Transformation, sondern um das Nachwachsen
eines nicht vollständig
entfernten Tumorgewebes. Eine Rezidivbildung ist auch durch Metastasen
möglich,
die viele Jahre latent bleiben können.
Unter Progression versteht man das Wiederauftreten eines Tumors
mit höherem
Grading (mehr Entdifferenzierung) oder das Neuauftreten von Metastasen.
Ganz offensichtlich gibt es eine Vielzahl individueller, unerkannter
biologischer Variablen die den Verlauf einer Tumorerkrankung unabhängig von
Staging und Grading in hohem Masse determinieren. Zu solchen Faktoren
gehören
genetische Wirtsfaktoren.
-
Daneben
ist es wünschenswert,
genetische Marker zu entwickeln, die prädiktiv für das Auftreten von Tumoren
sind. Solche Marker erfüllen
die Funktion, die betroffenen Individuen frühzeitig weiteren Screening -Maßnahmen
(Serologie, Röntgen,
Ultraschall, NMR etc.) zuzuführen.
Damit können
Krebserkrankungen im Frühstadium
erkannt und therapeutisch angegangen werden, wobei die Heilungs-
und Überlebenschancen
bei Tumoren im Frühstadium
wesentlich besser sind als bei fortgeschrittenen Tumoren.
-
Arten von Tumoren
-
Generell
können
alle Zellen des menschlichen Körpers
maligne entarten und zu einer Krebserkrankung führen. Die hier und im weiteren
gemachten Ausführungen
beschreiben generelle Mechanismen der Tumorprogression, der Metastasierung
und des therapeutischen Ansprechens. Insofern gelten die hier beschriebenen
Mechanismen und Ansprüche
für alle
Tumore des Menschen, beispielsweise für die folgende Tumoren:
Tumoren
des Urogenitaltrakts: Hier sind zu nennen das Harnblasenkarzinom,
das Nierenzellkarzinom, das Prostatakarzinom und das Seminom.
Tumoren
der weiblichen Geschlechtsorgane: Das Mammakarzinom, das Korpuskarzinom,
das Ovarialkarzinom, das Zervixkarzinom.
Tumoren des Gastrointestinaltraktes:
Das Mundhöhlenkarzinom,
das Ösophaguskarzinom,
das Magenkarzinom, das Leberkarzinom, das Gallengangskarzinom, das
Pankreaskarzinom, das Kolonkarzinom, das Rektumkarzinom.
Tumore
des Respirationstraktes: Das Kehlkopfkarzinom, das Bronchialkarzinom.
Tumore
der Haut: das maligne Melanom, das Basaliom, das T-Zell-Lymphom
Tumorerkrankungen
des blutbildenden Systems: Hodgkin- und non-Hodgkin-Lymphome, akute
und chronische Leukämien
etc.
Tumorerkrankungen des Gehirns bzw. des Nervengewebes:
Glioblastom, Neuroblastom, Medulloblastom, meningeales Sarkom, Astrozytom.
-
Weichteiltumore,
beispielsweise Sarkome und Kopf-Hals-Tumore.
-
G Proteine und maligne
Transformation von Zellen
-
Experimentelle
in vitro Untersuchungen belegen, dass Mutationen in G-Proteinuntereinheiten
eine maligne Transformation von Zellen bewirken können. Die
Expression einer konstitutiv aktiven Gαq-Untereinheit mit fehlender
GTPase-Aktivität
führt zur
malignen Transformation von Fibroblasten (Kalinec G et al., Mutated alpha
subunit of the Gq protein induces malignant transformation in NIH
3T3 cells. Mol Cell Biol. 1992 Oct;12(10):4687-93).
-
G-Protein-Mutationen und
Krebserkrankungen beim Menschen
-
Beim
Menschen wurden bei einigen selten Adenomen somatische Mutationen
in den Untereinheiten Gαs
und Gαi2
nachgewiesen. Diese werden als Gip2 (Gαi2-Untereinheit)bzw. als Gsp (Gαs-Untereinheit)
bezeichnet. Hierbei handelt es sich dagegen nicht um genetische
Wirtsfaktoren, die den Krankheitsverlauf modulieren, sondern um
kausal wirkende Faktoren (Übersicht
bei: Farfel Z et al. The expanding spectrum of G protein diseases.
N Engl J Med. 1999;340(13):1012-20).
-
Verwendung von Genveränderungen
im Gen GNAQ zur Vorhersage des Verlaufs von Tumorerkrankungen
-
Ein
wesentlicher Bestandteil der vorliegenden Erfindung ist die Bereitstellung
diagnostisch relevanter Genveränderungen
im Gen GNAQ als Prognosefaktor für
alle Tumorerkrankungen des Menschen. Naturgemäß können hierbei nicht alle Tumorerkrankungen
beschrieben werden. Das Prinzip wird daher an ausgewählten Beispielen
erläutert,
welche die generelle Verwendbarkeit demonstrieren:
-
Beispiel 1: Chronisch
lymphatische Leukämie
(CLL)
-
Bei
der chronischen lymphatischen Leukämie handelt es sich um eine
chronisch verlaufende Form einer Leukämie. Charakteristisch für die Krankheit
ist eine große
Zahl von entarteten Lymphozyten. Insgesamt 30 Prozent aller leukämischen
Erkrankungen sind chronisch lymphatische Leukämien. Das mittlere Erkrankungsalter
liegt bei 65 Jahren. Nur zehn Prozent der Patienten sind jünger als
50 Jahre. Männer
sind etwa zwei- bis dreimal häufiger
betroffen als Frauen. Risikofaktoren für die Entstehung einer CLL
sind nicht bekannt. Jedoch tritt die Krankheit in Japan und China
selten auf. Auch Japaner, die in die USA eingewandert sind, erkranken äußerst selten
an einer CLL. Diese Tatsache deutet darauf hin, dass genetische
Faktoren eine Rolle spielen. Die Therapie richtet sich nach dem
Stadium der Erkrankung. Eine CLL kann bis zu 20 Jahre lang gutartig
verlaufen, das heißt,
der Patient zeigt außer
vergrößerten Lymphknoten
und eventueller Müdigkeit
sowie Appetitlosigkeit keine Symptome. Die Behandlung setzt erst
dann ein, wenn die Zahl der Lymphozyten über ein bestimmtes Maß anzusteigen
beginnt, der Anteil der roten Blutkörperchen und die Zahl der Blutplättchen absinkt
oder andere Komplikationen auftreten. Eine frühzeitige Behandlung hat keinen
Einfluss auf den Verlauf und den Ausgang der Krankheit. Die wichtigste
therapeutische Maßnahme
ist die Chemotherapie. In bestimmten Fällen muss sich der Patient
auch bestrahlen oder operieren lassen. Patienten können bis
zu 20 Jahre mit der Diagnose CLL leben, ohne dass sich schwer wiegende
Symptome zeigen. Je weiter die Erkrankung fortgeschritten ist, desto
größer sind
allerdings auch die Gesundheitsstörungen durch die Veränderung
des Organsystems. Je nach Binet-Stadium der Krankheit kann der Arzt
die Prognose abschätzen.
Das Stadium einer CLL ist unter anderem dadurch gekennzeichnet,
wie viele Lymphozyten sich im Blut und Knochenmark befinden, wie
groß Milz
und Leber sind und ob eine Blutarmut vorliegt oder nicht. Eine CLL
führt zu
Veränderungen im
Immunsystem, so dass Menschen, die an dieser Krankheit leiden, stärker gefährdet sind,
andere Arten von Krebs zu entwickeln. Bei gleichem Binet-Stadium
zeigen Patienten jedoch ganz unterschiedliche Krankheitsverläufe. Bestandteil
der Erfindung ist es zu zeigen, dass Genveränderungen im Gen GNAQ geeignet
sind, den Verlauf der CLL vorherzusagen. Hierzu wurden Patienten
mit CLL bezüglich
der beschrieben Genveränderungen
in GNAQ genotypisiert und der Genstatus mit der Krankheitsprogression
verglichen. Unter Progression definieren wir hier das Zeitintervall
zwischen Erstdiagnose der CLL und der Therapiebedürftigkeit.
-
11 zeigt
einen signifikanten Unterschied bezüglich Therapiefreiheit in Abhängigkeit
vom GNAQ GC(-909/-908)TT-Polymorphismus,
wobei der CC-Genotyp mit einer um das Zweifache beschleunigten Krankheitsprogression
assoziiert ist (Hazard Ratio 2.07; p = 0.02).
-
Beispiel 2: Harnblasenkarzinom
-
Blasenkrebs
ist ein bösartiger
Tumor der Schleimhaut der Harnblase. Blasenkrebs tritt am häufigsten zwischen
dem 60. und 70. Lebensjahr auf. Männer sind davon dreimal so
häufig
betroffen wie Frauen. Bei Männern
ist Blasenkrebs nach Lungen- und Prostatakrebs die dritthäufigste
Krebsform. Blasenkrebs kann durch äußere Einflüsse hervorgerufen werden. Zu
den Risikofaktoren gehören,
Rauchen, ständige
Belastung des Organismus durch Chemikalien beispielsweise Farbstoffe,
Schmerzmittelmissbrauch. Bei vielen Patienten ergeben die Untersuchungen,
dass es sich um einen oberflächlichen
Tumor handelt. Dieser kann operativ mit Hilfe des Zystoskops entfernt
werden. Mehr als 70 % der Patienten, die wegen eines oberflächlichen
Blasenkarzinoms behandelt wurden, zeigen im Verlauf ein Tumorrezidiv.
Dabei kommen in mehr als der Hälfte
Rezidivtumoren mit nichtmuskelinvasiver Erkrankung vor. Diese können durch
transurethrale Resektion kurativ behandelt bzw. kontrolliert werden.
Es ist deshalb wichtig, diese Läsionen
frühzeitig
zu erkennen und den Patienten regelmäßig und engmaschig nachzusorgen.
Dabei steht an 1. Stelle die Zystoskopie mit Urinzytologie. In regelmäßigen Intervallen
dienen Ausscheidungsurogramme zur Kontrolle möglicher Tumormanifestationen in
Nierenbecken und Harnleitern. Bislang gibt es kaum valide Marker,
die für
den weiteren Verlauf der Erkrankung prädiktiv sind. Derzeit werden
daher die klassischen Faktoren wie Eindringtiefe, Differenzierungsgrad, Metastasierung,
Lymphknotenbefall etc. für
die Prognose herangezogen. Genetische Marker für Tumorprogression, Rezidivneigung, Überlebenswahrscheinlichkeit
und Therapieansprechen würden
die Betreuung von Patienten mit Harnblasenkarzinom wesentlich verbessern.
Ein weiterer Bestandteil der Erfindung besteht darin, dass die Verwendung
von Genveränderungen
in GNAQ dazu geeignet den weiteren verlauf der Erkrankung vorherzusagen. 12A zeigt den Zeitpunkt bis zum Auftreten von
Metastasen in Abhängigkeit
vom GNAQ GC(-909/-908)TT-Polymorphismus.
-
Hierbei
ist das Metastasierungsririko bei Patienten mit C-Allel um ca. das
2-fache erhöht.
Die mediane Zeit bis zur Metastasierung beträgt 108 Monate bei GC/TT- und
GC/GC Genotyp, hingegen 64 Monate beim TT/TT-Genotyp. Eine ähnliche
Beziehung wird gefunden, wenn die Zeit bis zur Tumorprogression
untersucht wird (12B). Hierunter verstehen wir,
das Auftreten von Metastasen oder das Wiederauftreten des Tumors mit
höherem
Staging oder Grading. Der Kurvenverlauf ist für die Genotypen signifikant
verschieden (p = 0.045, Logrank-Test, wobei den GC-Genotypträgern der
günstigere
Verlauf zugeordnet wird. Schließlich
wird der Zusammenhang zwischen GNAQ GC(-909/-908)TT-Polymorphismus
und Überleben
dargestellt (12C). Auch hier erkannt man
wiederum, dass Patienten mit dem GNAQ TT//TT-Genotyp früher versterben
als Patienten mit dem GC-Allel. Die Überlebenszeit beträgt im Median
102 Monate bei Patienten mit dem GC-Allel, hingegen nur 66 Monate für den TT/TT-Genotyp.
-
Verwendung
von Genveränderungen
im Gen GNAQ zur Vorhersage von Krankheitsrisiken und Verläufen
-
Da
die vielfältigen
Funktionen von Gαq
gut bekannt sind können
Genveränderungen
im Gen GNAQ das Risiko für
viele unterschiedliche Krankheiten erhöhen bzw. Krankheitsverläufe beeinflussen.
Es ist generell nicht möglich,
alle Krankheiten des Menschen und der Verläufe zu untersuchen. Wir haben
dies hier jedoch exemplarisch für
drei unterschiedliche Krankheiten gezeigt: die Linksherzhypertrophie,
CLL, und Harnblasenkarzinom. Diese Daten belegen eindeutig die Verwendbarkeit
der Genveränderungen
im Gen GNAQ für
den hier beschriebenen Zweck. Diese Erkrankungen stehen a priori
in keinerlei Zusammenhang.
-
Pharmakogenetik-Diagnostik
der Wirksamkeit von Pharmaka, der Potenz und Effizienz von Pharmaka
und dem Auftreten unerwünschter
Wirkungen
-
Grundlagen
und Ziele der Pharmakogenetik
-
Die
Wirksamkeit von Arzneimitteln und/oder das Auftreten unerwünschter
Nebenwirkungen wird neben den spezifischen Stoffeigenschaften der
chemisch definierten Produkte durch eine Reihe von Parametern definiert.
Zwei wichtige Parameter, die erzielbare Plasmakonzentration und
die Plasmahalbwertszeit bestimmen in hohen Maße die Wirksamkeit oder Unwirksamkeit
von Pharmaka oder das Auftreten unerwünschter Wirkungen. Die Plasmahalbwertszeit
wird unter anderem dadurch bestimmt mit welcher Geschwindigkeit
bestimmte Pharmaka in der Leber oder anderen Körperorganen zu wirksamen oder
unwirksamen Metaboliten verstoffwechselt und mit welcher Geschwindigkeit
sie aus dem Körper
ausgeschieden werden, wobei die Ausscheidung über die Nieren, über die
Atemluft, über
den Schweiß, über die
Spermaflüssigkeit, über den
Stuhl oder über
andere Körpersekrete
erfolgen kann. Daneben wird die Wirksamkeit bei oraler Gabe durch
den sog. "first-pass-Effekt" limitiert, da nach
Resorption von Pharmaka über
den Darm ein bestimmter Anteil in der Leber zu unwirksamen Metaboliten
verstoffwechselt wird.
-
Mutationen
oder Polymorphismen in Genen metabolisierender Enzyme können die
Aktivität
derselben in der Weise verändern,
dass deren Aminosäurezusammensetzung
verändert
wird, wodurch die Affinität
zum metabolisierende Substrat erhöht oder erniedrigt wird und
damit der Metabolismus beschleunigt oder verlangsamt sein kann.
In ähnlicher
Weise können
Mutationen oder Polymorphismen in Transportproteinen die Aminosäurezusammensetzung
in der Weise verändern,
dass der Transport und damit die Ausscheidung aus dem Körper beschleunigt
oder verlangsamt wird.
-
Zur
Auswahl der für
einen Patienten optimal geeigneten Substanz, der optimalen Dosierung,
der optimalen Darreichungsform und zur Vermeidung unerwünschter,
z.T. gesundheitsschädlicher
oder tödlicher
Nebenwirkungen ist die Kenntnis von genetischen Polymorphismen oder
von Mutation, die zur Änderung
der Genprodukte führen,
von herausragender Bedeutung.
-
Die Wirkung
von Hormonen im menschlichen Körper
und die Bedeutung von Polymorphismen in Hormonrezeptoren
-
Ein
Vielzahl von Hormonen und Peptidhormonen des menschlichen Körpers aber
auch Rezeptorantagonisten üben
ihre Wirkung an sogenannten Rezeptoren der Körperzellen aus. Dies sind Proteine
unterschiedlicher Zusammensetzung. Nach Aktivierung dieser Rezeptoren
müssen
diese Signale ins Zellinnere geleitet werden, was über die
Aktivierung von heterotrimeren G-Proteinen vermittelt wird. Solche
G-Proteine sind aus unterschiedlichen α-, β- und γ- Untereinheiten zusammengesetzt.
Diese Rezeptoren lassen sich, je nach Aktivierbarkeit durch definierte
Hormone, in bestimmte Gruppen unterteilen. Dem Fachmann ist bekannt,
dass Mutationen oder Polymorphismen in bestimmten Rezeptoren die
Wirksamkeit bestimmter Agonisten oder Antagonisten an diesen Rezeptoren
determinieren können.
So beeinflusst ein häufiger
Gly16Arg- Polymorphismus im Gen, das für den β2-Adrenozeptor kodiert, die
Stärke
der Ansprechbarkeit auf das β2-Sympathomimetikum
Salbutamol (Martinez FD, et al. Association between genetic polymorphisms
of the beta2-adrenoceptor and response to albuterol in children
with and without a history of wheezing. J Clin Invest. 1997 Dec 15;100(12):3184-8).
Polymorphismen im D2-Rezeptorgen
bestimmen die Häufigkeit
des Auftretens von Dyskinesien bei der Behandlung des Morbus Parkinson
(Parkinson's disease)
mit Levadopa (Oliveri RL, et al.; Dopamine D2 receptor gene polymorphism
and the risk of levodopa-induced dyskinesias in PD. Neurology. 1999 Oct
22;53(7):1425-30): Polymorphismen im μ-Opiatrezeptor-Gen bestimmen
die analgetische Wirksamkeit von Opiaten (Uhl GR, et al. The mu
opiate receptor as a candidate gene for pain: polymorphisms, variations
in expression, nociception, and opiate responses. Proc Natl Acad
Sci U S A. 1999 Jul 6;96(14):7752-5).
-
Die
genannten Genveränderungen
in spezifischen Rezeptoren können
nur in der Weise zur Diagnostik der Wirkungen von Pharmaka benützt werden,
als diese Pharmaka spezifische Agonisten oder Antagonisten an den
betrachteten Rezeptoren sind. Wünschenswert
ist hingegen eine individuelle Diagnostik der generellen Ansprechbarkeit
gegenüber
allen Pharmaka und die individuelle Vorhersage des Risikos unerwünschter
Wirkungen unter Therapie mit Pharmaka.
-
Die
Diagnostik der Aktivierbarkeit von G-Proteinen erlaubt eine generelle
Diagnostik der Wirksamkeit von Pharmaka, deren optimale Dosierung
und das Auftreten von Nebenwirkungen.
-
Unter
Pharmaka verstehen wir generell Stoffe, die dem menschlichen Körper von
außen
zugeführt werden,
um bestimmte Zustände
herzustelle. Solche Stoffe können
Hormone, nieder- oder hochmolekulare Substanzen, Peptide- oder Proteine, Antikörper u.v.m.
sein.
-
Die
meisten zur Behandlung von Krankheiten, körperlichen Fehlfunktionen oder
Befindlichkeitsstörungen
eingesetzten Pharmaka sind Hormone, Agonisten an Hormonrezeptoren,
Antagonisten an Hormonrezeptoren oder andere Substanzen, welche
die Expression von Rezeptoren oder die Konzentration von Hormonen direkt
oder indirekt beeinflussen. Eine Reihe von Pharmaka übt diesen
Einfluss dadurch aus, dass unter Therapie mit solchen Substanzen
physiologische Gegenregulationen erfolgen, welche die Konzentrationen
von Hormonen erhöhen,
die G-Proteingekoppelte Rezeptoren aktivieren. Als allgemein bekanntes
Beispiel sei hier die Therapie mit harntreibenden Substanzen (Diuretika),
insbesondere Schleifendiuretika und Thiaziddiuretika genannt. Der
bei Therapie auftretende Verlust von Kochsalz und die Blutdrucksenkung
führen
zur Aktivierung des Renin-Angiotensin-Aldosteronsystems. Das vermehrt gebildete
Hormon Angiotensin II stimuliert eine vermehrte Resorption von Natrium
in der Niere, stimuliert die Salzaufnahme, erhöht den Blutdruck durch einen direkten
vasokonstriktorischen Effekt auf glatte Gefäßmuskelzellen und induziert
Proliferationsvorgänge.
Es ist allgemein bekannt, dass diese von Angiotensin II hervorgerufenen
Mechanismen nach Kopplung des Hormons an Rezeptoren erfolgt, welche
Ihre Wirkung über
eine Aktivierung heterotrimerer G-Proteine vermitteln. Die Effizienz
dieser Wirkungen sind dann vorhersagbar, wenn die Stärke der
Aktivierbarkeit von G-Proteinen
diagnostiziert werden kann. Andere Pharmaka üben Ihre Wirkung dadurch aus,
dass sie die Wiederaufnahme von aus Neuronen freigesetzten Transmittern,
z.B. Noradrenalin, Adrenalin, Serotonin oder Dopamin, hemmen. Hier
kann als Beispiel das Pharmakon Sibutramin genannt werden, welches
im Zentralnervensystem die Wiederaufnahme von Serotonin und Noradrenalin
hemmt, dadurch das Hungergefühl
reduziert und die Thermogenese steigert. Entsprechend kann Sibutramin
zur Therapie der Adipositas eingesetzt werden. Da Noradrenalin und
Serotonin G-Protein-gekoppelte Rezeptoren aktivieren, ist die Diagnostik
der Aktivierbarkeit von G-Proteinen zur Vorhersage der Wirksamkeit
von Sibutramin und dem Auftreten typischer, Sibutramin-assoziierter
Nebenwirkungen (z.B. Anstieg von Herzfrequenz und Blutdruck) in
besonderem Maße
geeignet.
-
Der
Erfindung liegt nun zugrunde, dass ein Verfahren entwickelt wurde,
das generell zur Diagnostik der Aktivierbarkeit von G-Proteinen
geeignet ist. Hierzu werden eine oder mehrere Polymorphismen im
Gen GNAQ untersucht, das für
die humane Gαq-Untereinheit
heterotrimerer G-Proteine kodiert. Besonders geeignet sind hierfür Polymorphismen,
welche die Diagnose des Auftretens oder des Nichtauftretens eines
alternativen Spleißvorgangs
des Gens oder eine geänderte
Expression von Gαq
vorhersagen. Bei Überexpression kommt
es vorhersagbar zu einer gesteigerten Aktivierbarkeit von heterotrimeren
G-Proteinen und zur verstärkten
Aktivierbarkeit aller Zellen des menschlichen Körpers. Damit erlaubt eine Bestimmung
des Vorliegens von Polymorphismen in GNAQ die Diagnostik der Wirksamkeit
und unerwünschten
Wirkungen von Arzneimitteln, insbesondere Agonisten und Antagonisten
aller Rezeptoren, deren Wirkungen über heterotrimere G-Proteine vermittelt werden.
Daneben können
solche Polymorphismen in GNAQ dazu verwendet werden, die Wirkungen von
Pharmaka zu diagnostizieren, die entweder indirekt oder infolge
von Gegenregulationsmechnanismen des Körpers die Konzentrationen von
endogenen Hormonen erhöhen
oder erniedrigen, deren Rezeptoren heterotrimere G-Proteine aktivieren.
Somit erlaubt die Erfindung eine Diagnostik von Wirkungen und unerwünschten Wirkungen
aller Pharmaka und beschränkt
sich nicht auf Pharmaka die in agonistischer oder antagonistischer Weise
spezifische Rezeptoren beeinflussen. Zusätzlich kann die Diagnostik
des Allel- oder Haplotypstatus in GNAQ dazu eingesetzt werden, die
individuell optimale und verträgliche
Dosierung von Arzneimitteln zu ermitteln.
-
Zur
Diagnostik einer gesteigerten oder reduzierten Aktivierbarkeit von
G-Proteinen dient insbesondere der Nachweise des GC(-909/-908)TT-Polymorphismus
entweder alleine oder in allen denkbaren Kombination.
-
Daneben
können
zur Diagnostik alle weiteren Genveränderungen in GNAQ verwendet
werden, die in einem Kopplungsungleichgewicht zu diesen Polymorphismen
stehen und/oder den alternativen Spleißvorgang oder die Expression
zusätzlich
fördern
oder hemmen.
-
Diese
Genveränderungen
können
mit beliebigen, dem Fachmann geläufigen
Verfahren nachgewiesen werden, z.B. direkte Sequenzierung, Restriktionsanalyse,
reverse Hybridisierung, Dot-blot- oder Slot-blot-Verfahren, Massenspektrometrie,
Tagman®-
oder Light-Cycler®-Technologie, Pyrosequencing etc. Ferner
können diese
Genpolymorphismen gleichzeitig nach Mulitplex-PCR und Hybridisierung
an ein DNA-Chip detektiert werden. Daneben können zur Diagnostik einer gesteigerten
Aktivierbarkeit von G-Proteinen auch andere Verfahren eingesetzt
werden, die den direkten Nachweis des Expressionsniveaus von Gαq oder Spleißvarianten von
Gαq ermöglichen.
-
Das
genannte Verfahren eignet sich insbesondere zur Diagnostik der Wirkung
von Agonisten oder Antagonisten an Rezeptoren, deren Wirkungen bekanntermaßen von
G-Proteinen vermittelt
werden. Hierzu werden die folgenden Beispiele genannt, wobei die
Liste der Beispiele verlängert
werden könnte:
- 1. Adrenerge Rezeptoren, inbesondere α- und β-Adrenozeptoren und
deren Isoformen und Untergruppen, d.h. α1- und α2-Adrenozeptoren sowie β1-, β2-, β3 und β4-Adrenozeptoren
- 2. Muskarinrezeptoren und deren Isoformen, z.B. m1-, m2-, m3-,
m4 und m5-Muskarinrezeptoren und deren Subtypen. Typische Antagonisten
an Muskarinrezeptoren sind beispielsweise Atropin, Scopolamin, Ipratroprium,
Pirenzepin und N-Butylscopolamin. Typische Agonisten sind Carbachol,
Bethanechol, Pilocarpin etc.
- 3. Dopaminrezeptoren, z.B. D1-, D2-, D3-, D4-, und D5-Rezeptoren und deren
Isoformen und Spleißvarianten
- 4. Serotoninrezeptoren, z.B. 5-HT1- 5-HT2-, 5-HT3-, 5-HT4-, 5HT-5, 5HT-6
und 5-HT7-Rezeptor und deren Subtypen, Isoformen und Spleißvarianten.
Typische Agonisten sind Sumatriptan und Cisaprid, Antagonisten sind
beispielsweise Ondansetron, Methysergid, Buspiron und Urapidil.
- 5. Endothelinrezeptoren und deren Subtypen, Isoformen und Spleißvarianten
- 6. Bradykininrezeptoren, z.B. B1- und B2-Rezeptoren und deren
Subtypen, Isoformen und Spleißvarianten
- 7. Angiotensinrezeptoren, z.B. AT II Typ1 und Typ2 Rezeptor,
typische Antagonisten am AT II-Rezeptor sind Losartan und andere
Sartane.
- 8. Rezeptoren für
Endorphine und Opiate, z.B. der μ-Opiatrezeptor
- 9. Chemokinrezeptoren CCR1-12 und CXCR1-8 für z.B. Interleukin-1/2/3/4/5/6/7/8/9/10/11/12,
RANTES, MIP-1α, MIP-1β, stromal
cell-derived factor, MCP1-5, TARC, Lymphotactin, Fractalkine, Eotaxin
1-2, NAP-2, LIX etc.
- 10. Adenosinrezeptoren und deren Subtypen, Isoformen und Spleißvarianten
- 11. Rezeptoren für
Thrombin (Protease-aktivierte Rezeptoren)
- 12. Rezeptoren für
Lyso-Phophatidsäure,
Phosphatidsäure,
Rezeptoren für
Sphingosinphosphate und deren Derivate
- 13. Rezeptoren für
Prostaglandine und Thromboxane, z. B. für PGE1, PGE2, PGF, PGD2, PGI2,
PGF2α, Thromboxan
A2, etc.
- 14. Rezeptoren für
Neuropetide, z.B. NPY1-5
- 15. Histaminrezeptoren, z.B. H1-H3-Rezeptoren
- 16. Rezeptoren für
Plättchen-aktivierender
Faktor (PAF-Rezeptor)
- 17. Rezeptoren für
Leukotriene
- 18. Rezeptoren für
Insulin, Glucagon, Insulin-like growth factor (IGF-1 und IGF-2),
Epidermal Growth Factor (EGF) und platelet-derived growth factor
(PDGF)
- 19. Rezeptoren für
Wachstumshormon (GH), Somatostatin (SSTR1-5), thyreotropes Hormon
(TSH), Oxytocin, Prolactin, Gonadotropine
- 20. Rezeptoren für
Zytokine, z.B. Interferone
- 21. Rezeptoren für
Purine
- 22. Orphanrezeptoren, deren Wirkungen durch G-Proteine vermittelt
werden.
- 23. Rezeptoren für
Leptin
- 24. CpG-Oligonucleotide
-
Vorhergesagt
werden können
ferner die Wirkungen von Pharmaka, welche die Wiederaufnahme, den Abbau
oder die Neusynthese von Neurotransmittern beeinflussen oder bei
denen unter Therapie Veränderungen
bei der Expression oder Ansprechbarkeit der oben genannten Rezeptoren
auftreten (z.B. Sibutramin, Fluoxetin). Diagnostiziert werden können außerdem die
Wirkungen aller Pharmaka, welche auf direktem oder indirektem Wege
auch in Folge einer physiologischen Gegenreaktion die Konzentrationen
von Agonisten, welche die oben genannten Rezeptoren aktivieren,
verändern.
Vorausgesagt werden kann ferner der Einfluss der Strahlentherapie
bei Krebspatienten.
-
Insbesondere
die Wirkungen und unerwünschten
Wirkungen der folgenden Pharmaka aus den folgenden Indikationsbereichen
können
diagnostiziert werden:
- 1. Antihypertensiva,
z.B. β-Blocker
(Propanolol, Bisprolol, etc.), Diuretika (Hydrochlorothiazid und
weitere Thiaziddiuretika; Furosemid, Piretanid und weitere Schleifendiuretika,
Chlorthalidon), α1-Adrenozeptorblocker
(z.B. Doxazosin, Prazosin), Angiotensinrezeptor-Blocker (z.B. Losartan),
ACE-Hemmer (Enalapril, Captopril,
Ramipril etc.), Ca2+-Kanalblocker (z.B. Nifedipin, Verapamil,
Amlodipin, Felodipin), Clonidin, Reserpin, Renin- Inhibitoren
- 2. Pharmaka zur Behandlung der Herzinsuffizienz, z.B. β-Blocker (z.B. Propanolol,
Metoprolol), ACE-Hemmer (z.B. Captopril, Enalapril, Ramipril, etc.),
Angiotensin-Rezeptorblocker (z.B. Losartan), Digitalisglykoside,
Katecholamine, Diuretika.
- 3. Pharmaka zur Behandlung des niedrigen Blutdrucks oder einer
Herzinsuffizienz, z.B. α-
und β-Smpathomimetika
(Effortil, Adrenalin, Noradrenalin, Dobutamin, β-Adrenozeptorblocker, ACE-Hemmer, Angiotensin II-Rezeptorblocker.)
- 4. Pharmaka zur Behandlung der Migräne, z.B. Sumatriptan, Rizatriptan,
Zolmitriptan und weitere Agonisten an Serotoninrezeptoren, β-Blocker
(Propanolol, Timolol), Ergotamin und Dihydroergotamin
- 5. Analgetika vom Morphintyp (Morphin, Codein, etc.)
- 6. Pharmaka zur Behandlung der koronaren Herzkrankheit wie Adenosin, β-Blocker
(z.B. Propanolol, Acebutolol), Nitrate und Ca2+-Kanalblocker
- 7. Pharmaka zur Behandlung psychiatrischer Erkrankungen (Schizophrenie,
manisch-depressive Erkrankungen, Psychosen, Depressionen) und von
Suchtkrankheiten wie Alkoholismus, (z.B. Fluoxetin, Paoxetin, Imipramin,
Desipramin, Doxepin, Mianserin, Trazodon, Lofepramin), Angstsyndrome
(Diazepam, etc.), welche z.B. das dopaminerge, serotonerge oder
adrenerge System beeinflussen. Aber auch Pharmaka, die ihre Wirkung über Rezeptoren
für GABA-,
Glycin- oder Glutamat bzw. deren Derivate vermitteln.
- 8. Pharmaka zur Behandlung des Morbus Alzheimer (z.B. Tacrin)
und zur Behandlung des Morbus Parkinson (z.B. Bromocriptin, L-DOPA,
Carbidopa, Biperiden, Seleginil, etc.) welche Transmitterkonzentrationen an
z.B. muskarinergen oder dopaminergen Substanzen, beeinflussen
- 9. Pharmaka zur Behandlung von Asthma bronchiale, welche z.B.
entweder direkt bronchodilatierend oder antiinflammatorisch wirken,
z.B. Salbutamol, Terbutalin, Albuterol, Theophyllin, Montelukast,
Zafirlukast, Cromoglicinsäure,
Ipratropiumbromid. Zu solchen Pharmaka gehören auch Antikörper die
gegen bestimmte Proteine und Rezeptoren gerichtet sind.
- 10. Pharmaka zur Behandlung von Motilitätsstörungen des Magens oder Darms
und Pharmaka zur Behandlung des Reizdarmsyndroms (irritable bowel
syndrome) z.B. N-Butylscopolamin,
Pirenzepin, Metoclopramid)
- 11. Pharmaka zur Behandlung der Adipositas, welche entweder
direkt lipolytisch wirksame Rezeptoren aktivieren, z.B. β3-adrenerge
Agonisten, oder zentral wirksam sind, z.B. Sibutramin, oder ähnliche
Substanzen, die das Sättigungsgefühl verändern oder
welche die Thermogenese beeinflussen. Dazu gehören auch Pharmaka, welche die
Magenentleerung beeinflussen.
- 12. Pharmaka zur Behandlung chronischer Entzündungsvorgänge oder von Störungen des
Immunsystems, z.B. Zytokine (Interferone) bei der Therapie von Virushepatitiden
oder Interleukin-2 bei HIV-Infektion. Zu solchen Erkrankungen zählen auch
Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Asthma, Psoriasis, Neurodermitits, Heuschnupfen.
Dazu gehören
auch Antikörper
gegen Zytokine oder gegen Zytokinrezepotren, z:b. gegen TNFα
- 13. Pharmaka zur Behandlung der Gestose und der Präeklampsie/Eklampsie
und des HELLP-Syndroms
- 14. Pharmaka zur Behandlung von Fertilitätsstörungen oder zur Beseitigung
von Zyklusstörungen
bei der Frau oder zur Empfängnisverhütung
- 15. Pharmaka zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen
- 16. Antidiabetika (Acarbose, Insulin, Troglitazone, Metformin,
etc.)
- 17. Hypnotika, Antiemetika und Antiepileptika
- 18. Pharmaka zur Behandlung von Störungen des Sexuallebens, z.B.
der erektilen Dysfunktion, der weiblichen sexuellen Dysfunktion,
Libidomangel, Orgasmusstörungen
(Phosphodiesteraseinhibitoren wie Sildenafil, Prostaglandin E1,
Agonisten an Dopamin-Rezeptoren,
z.B. Apomorphin, Yohimbin, Phentolamin)
- 19. Pharmaka zur Therapie von Krebserkrankungen und Chemotherapeutika,
z.B. 5-Fluoruracil, Antikörper gegen
Proteine und Rezeptoren (z.B. gegen HER-2), Substanzen, die Tyrosinkinasen
blockieren, etc.
- 20. Pharmaka zur Behandlung von allergischen und Tumorerkrankungen,
bei denen die Wirkung über
die Verabreichung von CpG-Nukleotiden erzielt wird.
- 21. Pharmaka zur Behandlung des Adipositas, des metabolischen
Syndroms oder des Diabetes, z. B. Sibutramin, Orlistat, Leptin,
Topiramat, Glinide, Glitazone, Biguanide etc.
- 22. Pharmaka zur Behandlung der HIV-Infektion, auch Antikörper und
Rezeptorblocker. Vorhersage des Entstehens einer Lipodystrophie
unter Therapie mit Proteinaseinhibitoren.
-
Selbstverständlich ist
es nicht möglich,
im Rahmen der hier beschriebenen Erfindung den Nachweis zu führen, dass
alle Pharmakawirkungen durch den GNAQ-Genstatus determiniert werden.
Naturgemäß kann man
auch nicht die genotypabhängigen
Wirkungen von Pharmaka untersuchen, die erst in Zukunft entwickelt und
eingesetzt werden. Dagegen sollen hier Beispiele für Pharmaka
mit unterschiedlichen Wirkmechanismen exemplarisch gezeigt werden,
so dass diese Befunde generalisiert werden können.
-
Als
Beispiel für
die allgemeine Verwendbarkeit des GNAQ GC(-909/-908)TT-Polymorphismus
zur Vorhersage von Arzneimittelwirkungen wurde bei Menschen die Vasokonstriktoren
Angiotensin II, Noradrenalin oder Endothelin in die Haut gespritzt
und die nachfolgende Änderung
der Durchblutung registriert (13). Man
erkennt nach Gabe aller drei Hormone, die an unterschiedliche Rezeptoren
koppeln, dass die Reduktion der Hautdurchblutung beim GC/GC-Genotyp
am stärksten
ausgeprägt
ist, was durch mit der gesteigerten Expression von Gαq erklärt werden
kann.
-
Ein
weiterer Beleg für
die generelle Anwendung von Genveränderungen im Gen GNAQ zur Vorhersage
von Pharmakawirkungen ergibt sich auch aus dem beobachteten Genotyp
abhängigen
Krankheitsverläufen bei
Harnblasenkarzinom Diese Patienten wurden alle mit unterschiedlichen
Pharmaka behandelt. Die durch Verwendung von Genveränderungen
im Gen GNAQ sichtbar gemachten unterschiedlichen Krankheitsverläufe belegen
ein unterschiedliches Ansprechen auf diese Therapieformen
-
Einheitlichkeit der Erfindung
-
Die
vorliegende Erfindung ist einheitlich. Der erste Teil der Erfindung
besteht aus dem Nachweis der Genveränderungen im Gen GNAQ. Der
zweite Teil der Erfindung beschreibt die Verwendung der Genveränderungen
zur Vorhersage für
Erkrankungsrisiken und Krankheitsverläufen. Grundlage dafür ist die
geänderte Expression
von Gαq
auf Grund der beschrieben Genveränderungen.
Diese bestimmen dann gleichzeitig ein vom Genstatus abhängiges unterschiedliches
Ansprechen auf Pharmaka. Hier stellt sich die Frage, ob die gleichzeitige
Verwendung von Genveränderungen
für die
beschriebenen Zwecke unerwartet ist, oder ob diese dem Fachmann
bekannt ist. Dies soll an einem Beispiel demonstriert werden.
-
Dieser
enge Zusammenhang im Sinne einer Einheitlichkeit wurde bereits für Genveränderungen
im Gen GNB3 beschrieben. Auch mit diesen Genveränderungen, die zur Funktionsveränderung
einer Gβ-Untereinheit
führen,
können
gleichzeitig Krankheitsrisiken, Krankheitsverläufe aber auch das Ansprechen
auf unterschiedliche Pharmaka vorhergesagt werden. Ein C825T-Polymorphismus
im Gen GNB3 steht im Kopplungsungleichgewicht mit weiteren Polymorphismen
im selben Gen, so dass spezifische Haplotypen beschrieben werden
können
(D. Rosskopf et al., Identification and ethnic distribution of major
haplotypes in the gene GNB3 encoding the G-protein beta3 subunit.
Pharmacogenetics 12 (3):209-220, 2002). Diese Genveränderungen sind
mit einem erhöhten
Risiko für
ganz unterschiedliche Erkrankungen assoziiert, z.B. Bluthochdruck,
Adipositas, Schlaganfall, Herzinfarkt, Insulinresistenz, Diabetes,
aber auch Depression (P. Zill et al., Evidence for an association
between a G-protein beta3-gene variant with depression and response
to antidepressant treatment. Neuroreport 11 (9):1893-1897, 2000.;
W. Siffert et al., G protein b3 subunit 825T allele and its potential association
with obesity in hypertensive subjects. J.Hypertens. 17:1095-1098,
1999.; W. Siffert et al. Association of a human G-protein beta3
subunit variant with hypertension. Nat.Genet. 18 (1):45-48, 1998; R. A. Hegele et
al., G-protein beta3 Subunit Gene Splice Variant and Body Fat Distribution
in Nunavut Inuit. Genome Res. 9 (10):972-977, 1999.C. K. Naber,
et al., Interaction of the ACE D Allele and the GNB3 825T Allele
in Myocardial Infarction. Hypertension 36 (6):986-989, 2000; A. C.
Morrison et al., G-Protein beta3 Subunit and alpha-Adducin Polymorphisms
and Risk of Subclinical and Clinical Stroke. Stroke 32 (4):822-829,
2001. T. C. Wascher et al. Associations of a human G protein beta3
subunit dimorphism with insulin resistance and carotid atherosclerosis.
Stroke 34 (3):605-609, 2003. D. Rosskopf et al. Interaction of the
G Protein beta3 Subunit T825 Allele and the IRS-1 Arg972 Variant
in Type 2 Diabetes. Eur.J.Med.Res. 5 (11):484-490, 2000.)
-
Gleichzeitig
sind diese Genveränderungen
im Gen GNB3 mit dem Ansprechen auf ganz unterschiedliche Pharmaka
assoziiert. Dazu gehören
auch solche, deren Wirkung nicht direkt durch G-Proteine vermittelt werden.
Als Beispiele sind zu nennen: Hyhdrochlorothiazid (Wirkung nicht
direkt durch G-Protein vermittelt), Sildenafil (Wirkung nicht direkt
G-Protein vermittelt), Impfung gegen Hepatitis B (Wirkung nicht
direkt durch G-Protein vermittelt), unterschiedliche Antidepressiva
(Wirkung nicht direkt durch G-Protein vermittelt), Sibutramin (Wirkung
nicht direkt durch G-Protein vermittelt), Antidiabetika (Wirkung
nicht direkt durch G-Protein vermittelt), Pharmaka zur Behandlung
der Leukämie
(Wirkung nicht direkt durch G-Protein vermittelt). Daneben findet
man erwartungsgemäß eine Vorhersage
der Wirkung von Pharmaka, die G-Protein gekoppelte Rezeptoren aktivieren
oder hemmen, z.B. von Clonidin, Propanolol, Noradrenalin, Endothelin,
Angiotensin etc. (J. M. Fernandez-Real et al, G Protein beta3 Gene
Variant, Vascular Function, and Insulin Sensitivity in Type 2 Diabetes.
Hypertension 41 (1):124-129, 2003; P. Zill et al; Evidence for an
association between a G-protein beta3-gene variant with depression
and response to antidepressant treatment. Neuroreport 11 (9):1893-1897, 2000.
R. R. Wenzel et al., Enhanced vasoconstriction to endothelin-1,
angiotensin II and noradrenaline in carriers of the GNB3 825T allele
in the skin microcirculation. Pharmacogenetics 12 (6):489-495, 2002. S. T.
Turner et al., C825T Polymorphism of the G Protein beta(3)-Subunit
and Antihypertensive Response to a Thiazide Diuretic. Hypertension
37 (2 Part 2):739-743,
2001. R. F. Schäfers
et al., Haemodynamic characterization of young normotensive men
carrying the 825T-allele of the G-protein beta3 subunit. Pharmacogenetics
11 (6):461-470, 2001. M. Ryden et al., Effect of the (C825T) Gbeta(3)
Polymorphism on Adrenoceptor-Mediated Lipolysis in Human Fat Cells.
Diabetes 51 (5):1601-1608, 2002. H. Hauner et al., Prediction of
successful weight reduction under sibutramine therapy through genotyping
of the G-protein beta3 subunit gene (GNB3) C825T polymorphism. Pharmacogenetics
13 (8):453-459, 2003. OH. J. Lee et al., Association between a G-protein
beta3 subunit gene polymorphism and the symptomatology and treatment
responses of major depressive disorders. Pharmacogenomics.J., 2003.
A. Mitchell et al., Venous response to nitroglycerin is enhanced
in young, healthy carriers of the 825T allele of the G protein beta3
subunit gene (GNB3). Clin.Pharmacol.Ther. 74 (5):499-504, 2003.
H. Nuckel et al., The CC genotype of the C825T polymorphism of the
G protein beta 3 gene (GNB3) is associated with a high relapse rate
in patients with chronic lymphocytic leukaemia. Leukemia & Lymphoma 44 (10):1739-1743,
2003. J. Nürnberger
et al., Effect of the C825T polymorphism of the G protein beta3
subunit on the systolic blood pressure-lowering effect of clonidine
in young, healthy male subjects. Clin.Pharmacol.Ther. 74 (1):53-60,
2003. A. Serretti et al., SSRIs antidepressant activity is influenced
by Gbeta3 variants. Eur.Neuropsychopharmacol. 13 (2):117-122, 2003.
H. Sperling et al., Sildenafil Response is Influenced by the G Protein
beta3 Subunit Gnb3 C825t Polymorphism: A Pilot Study. J.Urol. 169 (3):1048-1051,
2003. M. Lindemann et al., Role of G protein beta3 subunit C825T
and HLA class II polymorphisms in the immune response after HBV
vaccination. Virology 297 (2):245-252, 2002)
-
Die
hier formulierten Ansprüche,
dass Genveränderungen
im Gen GNAQ generell geeignet sind, Krankheitsrisiken, – verläufe und
Ansprechen auf alle Pharmaka vorherzusagen, wurden am Beispiel von
Genpolymorphismen im Gen GNB3 bereits realisiert.
-
Figurenbeschreibung
-
1:
Der Gαq
Signalweg. Das Diagramm zeigt wie der Gαq-Weg nach Rezeptorstimulation
mit vielfältigen
Signaltransduktionskomponenten verbunden ist, einschließlich Ionenkanäle, Transkriptionsfaktoren und
Synthese von Eicosanodien . PLC, Phospholipase C; IP3, Inositoltrisphophat;
PKC, Proteinkinase C; PLA2, Phospholipase A2; AA, Arachidonsäure; MLCK,
Myosin Light Chain Kinase; CaM, Calmodulin; p42/p44; p42- und p44-MAP-Kinase;
-
2:
Intron/Exon-Struktur des humanen GNAQ und Position des GC(-909/-908)TT – Polymorphismus
(nicht maßstabsgetreu)
-
3:
Putative Bindungsstellen für
Transkriptionsfaktoren im Promoter des Gens GNAQ; Die Zahlen auf
der rechten Seite repräsentieren
den Bezug zum ATG, die Zahlen auf der linken Seite beziehen sich
auf den Transkriptionsstartpunkt.
-
4:
Ergebnisse des Electrophoretic Mobility Shift Assays (EMSA) mit
Konstrukten, die den GC oder den TT-Genotyp im Promoter von GNAQ enthalten.
Nach Zugabe von Zellkernextrakt erkennt man eine vermehrte Bindung
von Kernprotein and das „GC-Konstrukt", das eine weitere
Bindungsstelle für
den Transkriptionsfaktor SP-1 aufweist. Die Bindung wird durch einen
Anti-SP-1-Antikörper oder
in Gegenwart eines verdrängenden
SP-1-Oligonukleotids
spezifisch gehemmt
-
5:
Konstrukte zur Messung der Promoteraktivität mittels sezernierter alkalischer
Phosphatase (SEAP). Im linken Teil der Fig. sind die verwendeten
Konstrukte für
den Reporterassay beschrieben. Der rechte Teil der Fig. zeigt die
24h nach Transfektion von HEK-Zellen gemessene SEAP-Aktivität.
-
6:
Genotypabhängige
Aktivität
des GNAQ-Promotors. Das Promotorkonstrukt -798/+89 mit jeweils dem
GC- oder dem TT-Genotyp wurde in HEK-Zellen. transfeziert. Die Sekretion
von alkalischer Phosphatase wurde nach Stimulation mit Serum, Angiotensin
II oder nach Zugabe von Mithramycin gemessen. Man erkennt eine gesteigerte
Aktivierung des Promotors mit dem GC-Genotyp und eine vermehrte
Hemmung des Promotors durch Mithramycin beim GC-Genotyp.
-
7:
Expression von GNAQ mRNA in Gewebe in Abhängigkeit vom GC(-909/-908)TT-Polymorphismus.
Dargestellt ist der Quotient Gαq/β-Actin mRNA
-
8:
Protein/DNA -Quotient im menschlichen Herzen bei Vorhofflimmern
(VF) und Sinusrhythmus (SR) und Abhängigkeit des Protein/DNA-Quotienten
vom GC(-909/-908)TT-Polymorphismus.
-
9:
GNAQ GC(-909/-908)TT- Polymorphismus und Kreislaufparameter beim
Gesunden. Dargestellt sind Schlagvolumen des Herzen (links) und
totaler peripherer Widerstand (rechts) in Abhängigkeit vom Genotyp
-
10:
GNAQ GC(-909/-908)TT- Polymorphismus und Serum Cholesterin beim
Gesunden.
-
11:
GNAQ GC(-909/-908)TT-Polymorphismus und Krankheitsprogression bei
Patienten mit CLL. Dargestellt ist die Zeit von der Erstdiagnose
bis zum Therapiebeginn als Maß für die Krankheitsprogression. Man
erkennt den günstigeren
Krankheitsverlauf beim TT/TT-Genotyp
-
12A: GNAQ GC(-909/-908)TT-Polymorphismus und Zeit
bis zur Metastasierung bei Patienten mit Harnblasenkarzinom
-
12B: GNAQ GC(-909/-908)TT-Polymorphismus und Zeit
bis zur Tumorprogression bei Patienten mit Harnblasenkarzinom
-
12C: GNAQ GC(-909/-908)TT-Polymorphismus und Überleben
bei Patienten mit Harnblasenkarzinom
-
13:
GNAQ GC(-909/-908)TT-Polymorphismus Vasokonstriktion nach Injektion
von Noradrenalin, Angiotensin, oder Endothelin in die Haut. Dargestellt
ist die auf die Injektion folgende Veränderung der Hautdurchblutung.