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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Ermitteln eines Verlustes eines Verbrennungsmotors, insbesondere eines Dieselmotors. Des Weiteren betrifft die vorliegende Erfindung ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Motorsteuerung, wobei der erfindungsgemäß ermittelte Verlust zur präzisen Steuerung des Verbrennungsmotors verwendet wird.
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Bei einem Betrieb eines Verbrennungsmotors erzeugt dieser ein so genanntes effektives Motormoment, d. h. ein tatsächlich auf eine Kurbelwelle des Verbrennungsmotors übertragenes und somit beispielsweise an einer Kupplung eines entsprechenden Kraftfahrzeugs verfügbares Moment. Im Falle eines Kraftfahrzeugs entspricht dieses effektive Motormoment einem von einem Fahrer beispielsweise durch Betätigung eines Gaspedals angeforderten Moment.
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Dieses effektive Motormoment unterscheidet sich von dem in dem Verbrennungsmotor durch die Verbrennung erzeugten so genannten indizierten Motormoment durch ein negatives Verlustmoment, welches beispielsweise Reibungsverluste umfasst.
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Dieses indizierte Motormoment ist von der in den Verbrennungsmotor eingespritzten Treibstoffmenge abhängig, wobei das Verhältnis zwischen dem indizierten Motormoment und dem durch Verbrennung der eingespritzten Treibstoffmenge theoretisch erzeugbaren Motormoment durch einen inneren Wirkungsgrad der Verbrennung gekennzeichnet ist. Eine Regelung der Einspritzung kann daher über dieses indizierte Motormoment erfolgen.
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Um dieses indizierte Motormoment für eine entsprechende Motorsteuerung oder -regelung aus einem gewünschten effektiven Motormoment zu ermitteln, ist daher eine möglichst genaue Kenntnis des Verlustmomentes nötig.
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Aus der
DE 102 18 736 A1 ist ein Verfahren zur Regelung eines Verbrennungsmotors bekannt, bei welchem ein Brennraumdruck in einem Verbrennungsmotor erfasst wird, um sowohl das indizierte Motormoment als auch das effektive Motormoment abzuleiten und zur Regelung des Verbrennungsmotors zu verwenden. Bei diesem Verfahren ist es in jedem Fall nötig, einen entsprechenden Drucksensor in dem Verbrennungsmotor vorzusehen.
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Mit dem Verfahren aus der oben genannten Druckschrift kann prinzipiell auch das Verlustmoment bestimmt werden. Diese Bestimmung ist jedoch relativ ungenau. Für manche Anwendungen wäre jedoch eine noch genauere Bestimmung des Verlustmomentes wünschenswert.
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Aus Jeschke, J.: Konzeption und Erprobung eines zylinderdruckbasierten Motormanagements für PKW-Dieselmotoren, 8. November 2002, Dissertation an der Otto-von-Guericke-Universität, Magdeburg, ist ein Verfahren nach dem Oberbegriff der Ansprüche 1–3 bekannt. Ein entsprechendes Verfahren ist auch der nachveröffentlichten
DE 102 58 874 A1 zu entnehmen.
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Aus Andreas Witt, Dissertation über die Analyse der thermodynamischen Verluste eines Ottomotors unter den Randbedingungen variabler Steuerzeiten, Institut für Verbrennungskraftmaschinen und Thermodynamik, Technische Universität Graz, 1999 ist eine Ladungswechselrechnung bekannt, welche verschiedene mögliche Eingangsgrößen haben kann, beispielsweise nur Zylinderdruck, Zylinderdruck und Saugrohrdruck und Abgasdruck oder Saugrohrdruck und Abgasdruck und Modellzylinderdruck.
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Es ist daher eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren und eine Vorrichtung bereitzustellen, wodurch ein Verlust bzw. ein Verlustmoment eines Verbrennungsmotors möglichst genau bestimmt werden kann und zur Regelung eines Verbrennungsmotors auch in einem Fall, in welchem der Verbrennungsmotor keinen Drucksensor zur Bestimmung eines Brennraumsdrucks umfasst, verwendet werden kann.
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Diese Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren nach Anspruch 1, 2 oder 3 bzw. durch eine Vorrichtung nach Anspruch 18, 19 oder 20. Die abhängigen Ansprüche definieren bevorzugte oder vorteilhafte Ausführungsbeispiele der vorliegenden Erfindung sowie eine Motorsteuerung zur Steuerung oder Regelung eines Verbrennungsmotors.
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Erfindungsgemäß wird zum Bestimmen eines Verlustes eines Verbrennungsmotors ein lastabhängiger Verlustanteil ermittelt, ein temperaturabhängiger Verlustanteil ermittelt und ein Ladungswechselverlustanteil ermittelt und der Verlust als Summe des lastabhängigen Verlustanteils, des temperaturabhängigen Verlustanteils und des Ladungswechselverlustanteils bestimmt.
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Die jeweiligen Verlustanteile können dabei durch entsprechende Momente oder Mitteldrücke, welche proportional zu den Momenten sind, ausgedrückt werden.
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Der lastabhängige Verlustanteil kann dabei insbesondere in Abhängigkeit von einer Füllung von Zylindern des Verbrennungsmotors bzw. von einer die Füllung charakterisierenden Größe und/oder einem indizierten Mitteldruck in einer Hochdruckphase der Verbrennung in dem Verbrennungsmotor berechnet werden. Das indizierte mittlere Moment in der Hochdruckphase kann entweder durch eine Druckmessung im Zylinder, falls ein entsprechender Zylinder vorhanden ist, oder anhand eines Sollwerts bestimmt werden. Statt des indizierten Mittelmoments kann auch eine Menge eines in den oder die Zylinder eingespritzten Treibstoffs als Eingangsgröße verwendet werden.
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Der temperaturabhängige Verlustanteil kann abhängig von einer Temperatur in dem Verbrennungsmotor, beispielsweise einer Öltemperatur oder eine Kühlwassertemperatur, und/oder von einer Drehzahl des Motors bestimmt werden.
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Der Ladungswechselverlustanteil kann in Abhängigkeit von einem dem Motor zugeführten Luftmassenstrom bzw. einer Luftmasse und/oder einem Ladedruck bestimmt werden. Zusätzliche Parameter können hier ein Abgasgegendruck um einer Turbine in einem Abgassystem des Verbrennungsmotors oder eine Druckdifferenz an einen hinter der Turbine angeordneten Partikelfilter sein, welche von einer Beladung des Partikelfilters abhängt. Derartige Turbinen werden bei einem so genannten Abgas-Turbolader benutzt, um die im Abgasstrom enthaltene Energie zum Antrieb eines Verdichters zum Verdichten angesaugter Frischluft zu benutzen.
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Die Bestimmungen der einzelnen Anteile kann dabei mittels abgespeicherter Kennlinienfelder erfolgen.
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Die Bestimmungen dieser Kennlinienfelder kann insbesondere an einem Motorprüfstand erfolgen, wobei eine Druckmessung in einzelnen Brennkammern des Verbrennungsmotors durchgeführt wird. Dabei kann zur Bestimmung eines Kennlinienfeldes des temperaturabhängigen Verlustanteils eine Motortemperatur und/oder die Drehzahl variiert werden, zur Bestimmung eines lastabhängigen Verlustanteils kann eine Last variiert werden und zur Bestimmung des Ladungswechselverlustanteils kann eine Vermessung über zwei Umdrehungen einer Kurbelwelle durchgeführt werden, wobei eine Umdrehung der Hochdruck- bzw. Verbrennungsphase und eine weitere Umdrehung einer Phase entspricht, in welcher Abgas ausgestoßen und frische Luft bzw. ein frisches Gasgemisch angesaugt wird.
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Durch die Aufteilung des Verlustes in drei Verlustanteile ist die Berücksichtigung von mehr Parameter und hierdurch eine genauere Bestimmung des Verlustes möglich. Hierdurch wird wiederum eine genauere Regelung bzw. Steuerung eines Motors ermöglicht.
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Die Erfindung wird nachfolgend unter Bezugnahme auf die beigefügte Zeichnung anhand bevorzugter Ausführungsbeispiele näher erläutert. Es zeigen:
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1 schematisch eine erfindungsgemäße Aufteilung des Verlustes eines Verbrennungsmotors in verschiedene Verlustanteile,
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2 eine der 1 entsprechende Darstellung für Mitteldrücke,
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3 schematisch eine Vorrichtung zur Regelung eines indizierten Mitteldrucks,
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4A und 4B ein erreichtes Motormoment in Abhängigkeit von einem gewünschten Motormoment bei einer Regelung wie in 3, wobei 4A absolute Werte und 4B eine Abweichung von dem gewünschten Wert darstellt, und
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5A und 5B den 4A bzw. 4B entsprechende Darstellungen, bei welchen die Regelung von 3 durch eine Steuerung ersetzt wurde.
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Zunächst sollen einige zum Verständnis der vorliegenden Erfindung nötigen Begriffe erläutert werden.
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In einem Verbrennungsmotor wird durch Einspritzung und Verbrennung eines Kraftstoffes in dem Kraftstoff gespeicherte innere Energie in mechanische Arbeit umgewandelt, welche beispielsweise zum Antrieb eines Kraftfahrzeuges genutzt werden kann. Das Energieäquivalent des eingespritzten Kraftstoffes entspricht dabei einem theoretisch möglichen erzeugten Drehmoment bei idealer Verbrennung. Eine Differenz aus dem theoretisch möglichen Moment und einem tatsächlich auf eine Kurbelwelle übertragenen Moment entsteht durch Verluste, welche im Zylinder auftreten.
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Der effektive Wirkungsgrad η
e kann dabei gemäß
ausgedrückt werden. Dabei ist W
e eine an eine Kurbelwelle abgegebene und somit verfügbare Nutzarbeit und Q
B eine im Kraftstoff gespeicherte Energie, welche das Produkt aus der Kraftstoffmasse m
k und einem so genannten unteren Heizwert H
u des Kraftstoffs ist.
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Die Verluste und somit der Wirkungsgrad können in innere und äußere Verluste gemäß
unterteilt werden. Dabei ist η
i der innere Wirkungsgrad, η
m der äußere oder mechanische Wirkungsgrad und W
i die innere oder indizierte Arbeit. Innere Verluste ergeben sich insbesondere durch eine nicht ideale Verbrennung des Kraftstoffs. Wie in der eingangs zitierten
DE 102 18 736 A1 eingehend erläutert, sind dabei erzeugte Arbeit, erzeugte Leistung, erzeugte Motormomente und so genannte Mitteldrücke zueinander proportional. Der äußere mechanische Wirkungsgrad η
m kann daher geschrieben werden als
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Dabei bezeichnet pme den so genannten effektiven Mitteldruck, welcher proportional zum effektiven, d. h. tatsächlich auf die Kurbelwelle abgegebenen Motormoment M
e bzw. zur effektiven Leistung P
e ist. pmi bezeichnet hingegen den so genannten indizierten Mitteldruck und ist entsprechend proportional zum inneren Moment M
i bzw. zur inneren Leistung P
i. Dabei geben die Mitteldrücke pme bzw. pmi die entsprechende Arbeit W
e bzw. W
i bezogen auf das Hubvolumen eines Kolbens des Verbrennungsmotors an, d. h.
wobei V
h dieses Hubvolumen ist.
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Wie in 1 schematisch dargestellt, wird nun erfindungsgemäß der gesamte Verlust 1 in drei Verlustanteile aufgeteilt, nämlich einen temperaturabhängigen Verlustanteil 2, einen lastabhängigen Verlustanteil 3 und einen Ladungswechselverlustanteil 4.
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Der temperaturabhängige Verlustanteil 2 hängt dabei im Wesentlichen von einer Drehzahl des Verbrennungsmotors und einer Temperatur des Verbrennungsmotors ab.
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Der lastabhängige Verlustanteil ist abhängig von einem indizierten Mitteldruck in einer Hochdruckphase des Motors, welcher im Folgenden genauer erläutert wird. Zusätzlich kann hier als Parameter eine Füllung von Zylindern des Verbrennungsmotors oder eine entsprechende die Füllung charakterisierende Größe eingehen. Unter Füllung wird dabei eine den Zylindern zugeführte mittlere Gasmenge eines Gasgemisches verstanden. Dieses Gasgemisch setzt sich aus Frischluft und Abgas, welches mittels einer so genannten Abgasrückführung der Verbrennung nochmals zugeführt wird, zusammen.
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Der Ladungswechselverlustanteil 4 entsteht beim Ansaugen des Gasgemisches bzw. der Frischluft für die Verbrennung und wird ebenfalls im Folgenden näher erläutert.
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Der Zusammenhang des indizierten Mitteldrucks in der Hochdruckphase mit anderen im Folgenden verwendeten Mitteldrücken ist durch folgende Gleichung gegeben: pmi = pmiHD + pmiND = pme + pmr (5)
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Gemäß Gleichung (5) wird der gesamte indizierte Mitteldruck pmi aus Gleichung (3) in einen Anteil pmiHD der Hochdruckphase und einem Anteil pmiND der Niederdruckphase zerlegt. Dazu ist zu bemerken, dass bei gebräuchlichen Viertaktmotoren nur bei jeder zweiten Umdrehung einer Kurbelwelle in einem Zylinder tatsächlich eine Verbrennung stattfindet (Hochdruckphase), hierbei wird also die tatsächliche Leistung erzeugt. pmiHD entspricht also dieser tatsächlich erzeugten Leistung. Während einer zweiten Umdrehung der Kurbelwelle wird verbrauchtes Gas aus dem Zylinder ausgestoßen und neues Gas zur Verbrennung angesaugt (Niederdruckphase). Hierzu muss Arbeit verrichtet werden, der entsprechende Mitteldruck pmiND ist also im Allgemeinen negativ und entspricht den Ladungswechselverlusten. Entsprechend Gleichung (3) kann, wie auf der rechten Seite von Gleichung (5) geschehen, pmi als Summe aus pme, dem effektiven Mitteldruck, und pmr, einem Mitteldruck, welcher allgemein mechanische Verluste bezeichnet, ausgedrückt werden.
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Insgesamt kann also ein Druck pmv gemäß pmv = pmr – pmiND (6) definiert werden, welcher einem gesamten Verlust inklusive Ladungswechselverlust entspricht. Dieser Druck pmv wird auch als Schleppmitteldruck bezeichnet.
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In 2 ist eine entsprechende schrittweise Aufteilung der Drücke schematisch dargestellt. Der auf der linken Seite mit pmiHD bezeichnete Block entspricht der in der Hochdruckphase erzeugten Leistung. Ein Anteil dieser erzeugten Leistung führt zu dem effektiven Motormoment Me, charakterisiert durch den effektiven Mitteldruck pme, der andere Teil entspricht der gesamten Verlustleistung bzw. dem gesamten Verlustmoment, charakterisiert durch den Mitteldruck pmv. Der Mitteldruck pmv kann weiter unterteilt werden in einen Lastwechselanteil, charakterisiert durch pmiND, und einen mechanischen Verlustanteil pmr. Dieser mechanische Verlustanteil pmr kann nun schließlich unterteilt werden in einen lastabhängigen Verlustanteil pmrL und einen temperaturabhängigen Verlustanteil pmrT, welcher wesentlich von der Temperatur abhängt.
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Diese Unterteilung in der rechten Säule von 2 entspricht der in 1 dargestellten Unterteilung des Verlustes in drei Verlustanteile.
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Anhand von 3 soll nunmehr erläutert werden, wie eine derartige Unterteilung der Verluste zur Verbesserung einer Motorsteuerung oder -regelung eingesetzt werden kann. Dazu werden die einzelnen Verlustanteile getrennt bestimmt und dann benutzt, einen indizierten Sollmitteldruck pmiHD,s zu berechnen, welcher dann wiederum zur Steuerung einer Einspritzmenge von Kraftstoff in den Verbrennungsmotor eingesetzt werden kann. Diese Art der Steuerung bzw. Regelung eignet sich insbesondere für Dieselmotoren.
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Wie in 3 dargestellt, wird der Steuerung bzw. Regelung dabei als Eingangsgröße zunächst ein gewünschter effektiver Mitteldruck pme zugeführt. Dieser bestimmt sich beispielsweise unmittelbar aus einer Anforderung eines Fahrers eines Kraftfahrzeugs, welches der Verbrennungsmotor antreibt, beispielsweise durch Betätigen eines Gaspedals. Der reibungsabhängige Verlustanteil bzw. der entsprechende Mitteldruck pmrT wird mittels eines ersten Kennlinienfeldes 5 aus einer Motordrehzahl n und einer Motortemperatur T bestimmt. Die Motordrehzahl n wird in vielen Fahrzeugen ohnehin gemessen. Für die Motortemperatur T kann beispielsweise eine Kühlwassertemperatur oder eine Öltemperatur als Messgröße verwendet werden, welche in Kraftfahrzeugen üblicherweise ebenfalls standardmäßig erfasst wird. Auf die Bestimmung des ersten Kennlinienfeldes 5 sowie weiterer Kennlinienfelder wird später eingegangen.
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Der dem lastabhängigen Verlustanteil entsprechende Mitteldruck pmrL wird mittels eines zweiten Kennlinienfeldes 6 bestimmt. Eingangsgrößen sind hier eine Füllung f, d. h. eine den Zylindern des Verbrennungsmotors zugeführte mittlere Gasmenge eines Gasgemisches, sowie der indizierte Mitteldruck in der Hochdruckphase pmiHD. Statt der expliziten Füllung kann auch eine die Füllung charakterisierende Größe als Parameter verwendet werden.
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Ist in den Zylindern des Verbrennungsmotors ein Drucksensor vorhanden, kann der Mitteldruck in der Hochdruckphase direkt gemessen werden. Dieser Wert wird mit pmiHD,i bezeichnet. Bei der Bestimmung von pmiHD,i entsteht sensorbedingt beispielsweise durch Temperaturänderungen ein drehzahlabhängiger Offset, d. h. auch ohne Verbrennung ist pmiHD,i nicht Null. Um diesen Offset zu korrigieren, wird in einer Offsetkompensationseinrichtung 8 mittels eines Signalgebers 14 der Offset des indizierten Mitteldrucks pmiHD,off drehzahlabhängig ausgegeben und in einem Subtrahierer 9 von dem gemessenen indizierten Mitteldruck in der Hochdruckphase pmiHD,i abgezogen, um einen entsprechend korrigierten Wert pmiHD,corr zu erhalten, welcher schließlich dem Kennlinienfeld 6 zugeführt wird. Prinzipiell kann statt dem indizierten Mitteldruck auch eine Menge eines in den Zylinder eingespritzten Kraftstoffs als Eingangsgröße verwendet werden, da diese über den inneren Wirkungsgrad mit dem indizierten Mitteldruck verknüpft ist.
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Ist in dem jeweiligen zu steuernden Verbrennungsmotor keine direkte Zylinderdruckmessung möglich, wird als Eingangsgröße des Kennlinienfeldes 6 ein entsprechender Sollwert des indizierten Mitteldrucks in der Hochdruckphase beispielsweise eines vorhergehenden Regelschrittes verwendet.
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Der so ermittelte Mitteldruck pmrL wird in einem Addierer 10 mit dem mittels des ersten Kennlinienfeldes 5 ermittelten Mitteldrucks pmrT addiert, um den Mitteldruck pmr zu bestimmen, welcher die mechanischen Verluste kennzeichnet.
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Der indizierte Mitteldruck pmiND, welcher die Ladungswechselverluste kennzeichnet, wird mittels eines dritten Kennlinienfeldes 7 bestimmt. Eingangsgrößen dieses Kennlinienfeldes sind ein den Zylindern zur Verbrennung zugeführte Ist-Luftmassenstrom mL,i und ein entsprechender Ladedruck pL,i. Zur Bestimmung der Ladungswechselverluste kann das dritte Kennlinienfeld 7 erweitert werden oder können zusätzliche Kennlineinfelder oder Kennlinien vorgesehen sein, um weitere Parameter zu berücksichtigen, beispielsweise einen Abgasgegendruck. Dabei handelt es sich um einen Druck, welcher an einer Turbine im Abgassystem vorliegt, welche die im Abgas enthaltene Energie beispielsweise zum Antrieb eines Verdichters zum Verdichten angesaugter Frischluft nutzt. Zudem kann in einem Abgassystem ein Partikelfilter beispielsweise stromabwärts der Turbine vorgesehen sein. Dessen Beladung mit Partikeln beeinflusst ebenfalls die Ladungswechselverluste und kann daher als Parameter bzw. Eingangsgröße verwendet werden. Eine Größe, welche einfach zu messen ist und diese Beladung charakterisiert, ist ein Differenzdruck über den Partikelfilter.
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Der so ermittelte Druck pmiND wird mittels eines Addierers 11 zu dem Mitteldruck pmr addiert, wodurch sich ein Druck pmv0 ergibt, welcher im Wesentlichen die Gesamtverluste kennzeichnet. Mittels eines Signalgebers 15 kann dieser Wert in einem Addierer 12 noch um einen Offset pm0,off korrigiert werden, um den Mitteldruck pmv, welcher die tatsächlichen Verluste charakterisiert, zu erzeugen. Diese Offsetkompensation wird vorgenommen, da die Kennlinienfelder bei dem dargestellten Ausführungsbeispiel relativ aufgenommen sind, d. h. die jeweiligen Verlustanteile ausgehend von einem Leerlauf des Fahrzeugs bei einer bestimmten Drehzahl und einer bestimmten Motordrehzahl, bei welchen ein bestimmter Grundverlust vorliegt, beschreiben. Beispielsweise werden die Kennlinienfelder 5 und 6 derart gebildet, dass sie bei 90°C Motortemperatur und 850 Umdrehungen/Minute Motordrehzahl einen Nulldurchgang aufweisen. Der sich bei diesen Werten ergebende „Grundverlust” wird dem Offset pm0,off zugewiesen, die Kennlinienfelder beschreiben dann Änderungen ausgehend von diesem Grundverlust und können diesen – je nach Betriebsbedingungen – erhöhen oder auch erniedrigen.
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Dieser Grundverlust ändert sich jedoch abhängig von der Drehzahl und auch abhängig von eingeschalteten Verbrauchern wie Licht oder Klimaanlage, diese Änderungen können durch den drehzahlabhängigen Offset pm0,off korrigiert bzw. adaptiert werden.
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Der sich ergebende Mitteldruck pmv ist negativ, um einen Verlust zu kennzeichnen, und wird mittels eines Subtrahierers 13 von dem effektiven Mitteldruck pme abgezogen, um den indizierten Sollmitteldruck in der Hochdruckphase pmiHD,s zu ergeben, über welchen dann die Einspritzung im Motor geregelt wird.
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Es verbleibt nun, die Kennlinienfelder 5–7 zu ermitteln. Dies geschieht in geeigneter Weise an einem so genannten Motorprüfstand. Die dort ermittelten Kennlinienfelder können dann entsprechend in einer Motorsteuerung eines Kraftfahrzeugs, in welchem der entsprechende Verbrennungsmotor eingesetzt wird, abgespeichert und verwendet werden.
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Dafür wird in dem oder in den Zylinder(n) des Verbrennungsmotors ein entsprechender Drucksensor installiert, um einen Druck in der Brennkammer zu messen. Wie in der
DE 102 18 736 A1 detailliert erläutert, kann hiermit der indizierte Mitteldruck in der Hochdruckphase pmi
HD gemessen werden. Das effektive Drehmoment und somit auch der effektive Mitteldruck können ebenfalls auf einfache Weise an der Kurbelwelle gemessen werden. Dazu ist zu beachten, dass der Druck in der Brennkammer und die einzelnen Verluste auf Basis einer so genannten vollständigen Indiziermessung gemessen werden, d. h., es wird nicht nur die Hochdruckphase der Verbrennung, sondern auch die Niederdruckphase der Verbrennung vermessen, um so den effektiven Mitteldruck pme und auch den indizierten Mitteldruck in der Niederdruckphase pmi
ND zu bestimmen.
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Somit kann das dritte Kennfeld 7 vermessen werden, indem in der Niederdruckphase der Verbrennung entsprechende Messungen durchgeführt werden und somit pmiND gemessen wird und gleichzeitig der Ladedruck pL,i sowie der zugeführte Luftmassenstrom mL,i variiert werden. Die temperaturabhängigen Verluste, d. h. pmrT bzw. das erste Kennlinienfeld 5, werden bestimmt, indem Motordrehzahl und Temperatur variiert werden, wobei der Motor ohne Last betrieben wird, so dass keine oder nur eine sehr geringe Verbrennung stattfindet und die lastabhängigen Verluste und somit pmrL im Wesentlichen gleich Null sind. Die lastabhängigen Verluste und somit pmrL und das zugehörige zweite Kennlinienfeld 6 werden bestimmt, indem der Motor unter verschiedenen Lasten betrieben wird, was verschiedene indizierte Mitteldrücke in der Hochdruckphase und gegebenenfalls auch verschiedene Füllungen zur Folge hat, wobei zur genauen Bestimmung des zweiten Kennlinienfeldes 6 die schon bestimmten temperaturabhängigen Verluste herausgerechnet werden.
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Somit können alle nötigen Kennlinienfelder bestimmt werden und die Vorrichtung von 3 zur Motorsteuerung verwendet werden. Wie schon bei der Beschreibung von 3 erläutert, sind hier zwei Fälle zu unterscheiden:
Im ersten Fall wird auch in dem in ein Kraftfahrzeug eingebauten Verbrennungsmotor eine Messung des Drucks in den Brennkammern der Zylinder des Verbrennungsmotors durchgeführt. Hier kann das indizierte Moment in der Hochdruckphase pmiHD,i aus 3 gemessen werden. Zudem können mittels der Informationen verschiedener Sensoren und der Kennlinienfelder 5–7 die aktuellen Verluste genau bestimmt werden, so dass der indizierte Sollmitteldruck in der Hochdruckphase pmiHD,s genau bestimmt werden kann.
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Im zweiten Fall ist im Fahrzeug keine Messung des Drucks in den Brennkammern der Zylinder vorgesehen. In diesem Fall kann pmiHD,i nicht gemessen werden. Hier kann als Eingangsgröße des zweiten Kennlinienfeldes 6 lediglich der vorhergehende Sollwert benutzt werden, was einen gewissen Fehler ergibt. Durch die Berücksichtigung einer Vielzahl von Parameter durch die Kennlinienfelder 5–7 kann dieser Fehler jedoch im Vergleich zu herkömmlichen Systemen deutlich minimiert werden.
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Selbstverständlich ist jedoch das im ersten Fall ermittelte indizierte Sollmittelmoment pmiHD,s genauer.
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In 4A und 4B ist das Verhalten einer Motorregelung gemäß dem ersten Fall dargestellt. Mes bezeichnet dabei das gewünschte bzw. effektive Motormoment entsprechend dem effektiven Mitteldruck pme, Mei das tatsächlich erzeugte Moment. Wie 4A zeigt, liegen entsprechende Messpunkte sehr genau auf der Winkelhalbierenden, was eine sehr genaue Regelung bedeutet. In 4B sind die Abweichungen DMe = Mei – Mes dargestellt. Für geringe Momente um 50 Nm beträgt der Fehler maximal ca. 10%, für größere Motormomente ist der relative Fehler geringer.
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In 5A und 5B sind Diagramme entsprechend den 4A und 4B für den zweiten Fall, bei welchem keine Messung des Brennkammerdrucks im Fahrzeug vorhanden ist, dargestellt. Auch hier ist eine gute Übereinstimmung zu bemerken, auch wenn die Abweichungen, wie insbesondere in 5B ersichtlich, größer als im ersten Fall sind.
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Die vorliegende Erfindung lässt sich insbesondere für Dieselmotoren und deren Steuerung bzw. Regelung anwenden. Prinzipiell sind ähnliche Aufteilungen der Verluste jedoch auch bei anderen Motoren denkbar.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Gesamtverlust
- 2
- temperaturabhängiger Verlustanteil
- 3
- lastabhängiger Verlustanteil
- 4
- Ladungswechselverlustanteil
- 5, 6, 7
- Kennlinienfelder
- 9
- Subtrahierer
- 10–12
- Addierer
- 13
- Subtrahierer
- 14, 15
- Werteerzeuger
- pmiHD
- indizierter Mitteldruck in der Hochdruckphase
- pme
- effektiver Mitteldruck
- pmv
- Verlustmitteldruck
- pmiND
- indizierter Mitteldruck in der Niederdruckphase
- pmr
- mechanischer Verlustmitteldruck
- pmrL
- lastabhängiger Mitteldruck
- pmrT
- temperaturabhängiger Mitteldruck
- pmiHD,i
- Ist-indizierter Mitteldruck in der Hochdruckphase
- pmiHD,off
- Offset des indizierten Mitteldrucks in der Hochdruckphase
- n
- Drehzahl
- T
- Temperatur
- pmiHD,corr
- korrigierter indizierter Mitteldruck in der Hochdruckphase
- f
- Füllung
- mL.i
- Luftmasse
- pL,e
- Ladedruck
- pmv0
- Basisverlustmitteldruck
- pm0,off
- Offset des Basisverlustmitteldrucks
- pmiHD,s
- Soll-indizierter Mitteldruck
- Mes
- effektives Sollmoment
- Mei
- effektives Istmoment
- DMe
- Abweichung