Es
ist bekannt, dass sich Gläser
aus dem System Li2O-Al2O3-SiO2 in Glaskeramiken
mit Hochquarz-Mischkristallen und/oder Keatit-Mischkristallen als Hauptkristallphasen
umwandeln lassen. Die Herstellung dieser Glaskeramiken erfolgt in
mehreren Stufen. Nach der Schmelze und Heißformgebung wird das Glas üblicherweise
bei Temperaturen in der Gegend der Transformationstemperatur (Tg)
gekühlt,
um thermische Spannungen zu entfernen. Das Material wird dann weiter
auf Raumtemperatur gekühlt.
Mit
einer zweiten gesteuerten Temperaturbehandlung wird das Ausgangsglas
kristallisiert und in einen glaskeramischen Artikel überführt. Diese
Keramisierung erfolgt in einem mehrstufigen Temperaturprozess, bei dem
zunächst
durch Keimbildung bei Temperaturen von 600 – 800 °C Keime, üblicherweise aus TiO2- oder ZrO2/TiO2-Mischkristallen, erzeugt werden. Auch SnO2 kann an der Keimbildung beteiligt sein.
Bei der anschließenden
Temperaturerhöhung
wachsen bei der Kristallisationstemperatur von ca. 700 – 900 °C zunächst Hochquarz-Mischkristalle
auf diesen Keimen auf. Aufgrund der geringen Kristallitgrößen von
weniger als 100 nm sind die Glaskeramiken mit Hochquarz-Mischkristallen
transparent darstellbar. Durch Verringerung der Keimbildnergehalte
und höhere
Kristallitgrößen lassen
sich auch transluzente Glaskeramiken herstellen.
Bei
weiterer Temperaturerhöhung
im Bereich von ca. 850 – 1200 °C wandeln
sich die Hochquarz-Mischkristalle weiter in Keatit- Mischkristalle um.
Die Temperatur für
die strukturelle Phasenänderung
ist abhängig
von der Zusammensetzung. Die Umwandlung in Keatit-Mischkristalle ist
mit einem Kristallwachstum, d.h. zunehmender Kristallitgröße verbunden,
wodurch zunehmend Lichtstreuung erfolgt, d.h. die Lichttransmission
wird zunehmend verringert. Der glaskeramische Artikel erscheint
dadurch zunehmend transluzent und schließlich opak.
Eine
Schlüsseleigenschaft
dieser Glaskeramiken aus dem Li2O-Al2O3-SiO2 System
ist die Herstellbarkeit von Werkstoffen, die über einen äußert niedrigen Wärmeausdehnungskoeffizienten
im Bereich von Raumtemperatur bis 700 °C und darüber von < 1,5 × 10-6/K
verfügen.
Mit Glaskeramiken, die Hochquarz-Mischkristalle als Hauptkristallphase
enthalten, werden in diesem Temperaturbereich sogar Werkstoffe mit
Wärmeausdehnungskoeffizienten
von < 0,3 × 10-6/K, also nahezu Nullausdehnung erhalten.
Aufgrund der niedrigen thermischen Ausdehnung besitzen diese Glaskeramiken
eine ausgezeichnete Temperaturunterschiedsfestigkeit und Temperaturwechselbeständigkeit.
Transparente
Glaskeramiken mit Hochquarz-Mischkristallen als Hauptkristallphase
finden Anwendung z. B. als Brandschutzglas, Kaminsichtscheiben,
Reflektoren in digitalen Projektionsgeräten (Beamern) oder Kochgeschirr.
Für die
Anwendung als Kochfläche
ist eine Absenkung der Lichttransmission auf Werte unter 15% erforderlich,
um die Durchsicht auf die technischen Aufbauten unter der Kochfläche zu vermeiden
und um die helle Strahlung von Strahlungs- oder Halogenheizkörpern auf
die gewünschten
Werte zu reduzieren. Diese Absenkung der Lichttransmission wird
z. B. durch Einfärbung
transparenter Glaskeramiken mit Farboxiden sowie durch transluzent
oder opak umgewandelte Glaskeramiken erreicht.
Für Kochflächen finden
Glaskeramiken mit Hochquarz-Mischkristallen als Hauptkristallphase
die breiteste Verwendung. Aufgrund ihres niedri gen Wärmeausdehnungskoeffizienten
von < 0,5 × 10-6/K zwischen Raumtemperatur und 700°C besitzen
sie eine hervorragende Temperaturunterschiedsfestigkeit (TUF) von
größer als
800 °C,
die allen Anforderungen genügt.
Die
niedrige Wärmeleitfähigkeit
der Glaskeramik von etwa 1,5 W/mK gewährleistet, dass die Temperatur
neben der Kochzonen wie gewünscht
schnell abnimmt und der Rand kalt bleibt. Dies ist aus Gründen der Sicherheit
und der Energieeinsparung gewünscht.
Diese
bekannten Kochflächen
sind durch Zusatz von färbenden
Komponenten auf eine Lichttransmission von etwa 0,5 bis 3% im sichtbaren
Wellenlängenbereich
eingestellt, um die Durchsicht auf die technischen Aufbauten unter
der Kochfläche
zu vermeiden und den Blendschutz gegenüber den Strahlungs- oder Halogenheizkörper zu
gewährleisten.
In fortschrittlichen Kochflächen
wird meist V2O5 als
Färbemittel
verwendet, weil es die besondere Eigenschaft besitzt, im Bereich
des sichtbaren Lichtes zu absorbieren und im Bereich der Infrarotstrahlung
eine hohe Transmission zu erlauben. Die hohe Transmission im Infraroten
ist vorteilhaft, weil die Strahlung direkt auf den Topfboden trifft,
dort absorbiert wird und damit ein schnelleres Ankochen erreicht wird.
Aber unabhängig
davon, ob V2O5 oder
andere gebräuchliche
Farboxide wie zum Beispiel CoO, NiO oder Fe2O3 eingesetzt werden, erscheint die Kochfläche bei
dieser niedrigen Lichttransmission in Aufsicht schwarz. Die verschiedenen
Farboxide unterscheiden sich nur in der Farbe der glühenden Heizkörper, wenn
sich der Topf nicht auf der Heizzone befindet.
Die
farbliche Gestaltbarkeit ist dadurch sehr eingeschränkt und
eine Differenzierung über
das Design stark erschwert. Um diesen Mangel abzuhelfen, wird in
verschiedenen Schriften der flächige
Einsatz von Dekorfarben propagiert. Mit dieser Methode wird jedoch
das Kochflä chenmaterial
selbst nicht verändert
und nur eine teilweise Wirkung erreicht.
Kochflächen aus
Glaskeramik mit Keatit-Mischkristallen als vorherrschende Kristallphase
haben bisher keine breitere Anwendung gefunden, weil mit der Umwandlung
von Hochquarz-Mischkristall in die Keatit-Mischkristall-Glaskeramik
ein Anstieg des Wärmeausdehnungskoeffizienten
verbunden ist. Der Wärmeausdehnungskoeffizient
zwischen 20 und 700 °C
erhöht
sich auf Werte, die meist oberhalb von 1,0 × 10-6/K
liegen. Insbesondere gut schmelzbare und entglasungsfeste Zusammensetzungen
verfügen über höhere Wärmeausdehnungskoeffizienten.
Damit lässt
sich für
fortschrittliche Kochflächensysteme,
die über
Heizkörper
hoher Leistung verfügen,
keine ausreichende Temperaturunterschiedsfestigkeit erzielen.
Die
Temperaturunterschiedsfestigkeit bei der Glaskeramik ist durch folgenden
Zusammenhang gegeben:
Dabei
entspricht ΔT
der Temperaturunterschiedsfestigkeit, f einem dimensionslosen Korrekturfaktor (aufgrund
der Plattengeometrie und der Temperaturverteilung), μ ist die
Poissonzahl, E der E-Modul, α der Wärmeausdehnungskoeffizient
und σg ist die Festigkeit, für die der Wert eingesetzt werden
muss, der sich im praktischen Gebrauch bedingt durch Oberflächenverletzungen
einstellt. Da sich sowohl der Wärmeausdehnungskoeffizient
als auch das E-Modul bei der Umwandlung von Hochquarz- in die Keatit-Mischkristall
Glaskeramik erhöhen,
ist die mangelnde Temperaturunterschiedsfestigkeit ein prinzipieller
Nachteil des Materials, der lange Zeit den Einsatz in fortschrittlichen
Kochflächensystemen
verhinderte.
Die
EP 1170264 B1 beschreibt
eine Glaskeramik mit Keatit-Mischkristall
als vorherrschende Kristallphase im Innern der Glaskeramik und Hochquarz-Mischkristall
als weitere Kristallphase in der Oberflächenschicht der Glaskeramik.
Durch die kleinere thermische Ausdehnung der Hochquarz-Mischkristalle
als die der Keatit-Mischkristalle wird an der Oberfläche der
Glaskeramik eine Druckspannung erzeugt, die der Entstehung von festigkeitserniedrigenden
Oberflächenverletzungen
im Gebrauch entgegenwirkt. Dadurch wird die Temperaturunterschiedsfestigkeit
auf Werte > 650 °C angehoben.
Mit dieser transluzenten Glaskeramik werden für die Anwendungen als Kochfläche ausreichende
Eigenschaften erreicht. Die Anwesenheit der Hochquarz-Mischkristalle in
der Oberflächenschicht
der Glaskeramik hat jedoch den Nachteil, dass sich bei höheren Umwandlungstemperaturen
und längeren
Umwandlungszeiten der SiO
2-Gehalt der Hochquarz-Mischkristalle auf
Werte > 80 Gew% erhöht. Bei
Abkühlen
der Glaskeramik auf Raumtemperatur kommt es dann zu einer unerwünschten
Umwandlung der Hochquarz-Mischkristallphase in die Tiefquarz-Mischkristallphase,
die zu Rissen in der Oberfläche
in der Glaskeramik führt.
Dadurch erniedrigt sich die Stoßfestigkeit
auf unzureichende Werte für
die Anwendung als Kochfläche.
Die Begrenzung der Umwandlungstemperatur und -zeit, die sich daraus
ergibt, hat Nachteile für
die farbliche Gestaltbarkeit, da sich der Farbeindruck nur in einem
eng begrenzten Bereich variieren lässt.
Aus
der
US 4,211,820 sind
im wesentlichen transparente Glaskeramiken mit erhöhter Bruchfestigkeit und
leichter Trübung
bekannt, mit Keatit-Mischkristallen als vorherrschender Kristallphase
im Inneren der Glaskeramik und Hochquarz-Mischkristallen in der
Oberfläche.
Die Festigkeitserhöhung
wird auch hier über die
unterschiedlichen Wärmeausdehnungskoeffizienten
erreicht. Über
die Temperaturunterschiedsfestigkeit wird keine Aussage gemacht.
Es wird eine vergleichsweise leich te Trübung beobachtet, was einer
hohen Transmission im Sichtbaren entspricht. Mittels 0,02 bis 0,2
Gew.% V
2O
5 sind
die dort beanspruchten transparenten Glaskeramiken braun eingefärbt. Eine
vergleichbare Glaskeramik mit Keatit-Mischkristallen im Inneren und
Hochquarz-Mischkristallen
an der Oberfläche
ist auch aus der
US 4,218,512 bekannt.
Hier wird ebenfalls nur leichte Trübung beobachtet. Eine Lichttransmission
unter 15%, wie sie für
Kochflächen
benötigt
wird, wird nicht beschrieben. Die Einstellung der für die Festigkeit
günstigen
Phasenseparierung erfordert eine genaue Kontrolle der Umwandlungstemperatur
und -zeit. Dies ist z. B. für
die farbliche Gestaltbarkeit nachteilig.
Aus
der WO 99/06334 ist eine transluzente Glaskeramik bekannt, die einen
Trübungsgrad
von wenigstens 50 %, aufweist. Weiterhin offenbart die WO 99/06334
eine entsprechende transluzente Glaskeramik mit einer Transmission
im Sichtbaren von 5 bis 40 %. Die genannten transluzenten Glaskeramiken
enthalten dabei entweder Keatit-Mischkristalle
als vorherrschende Kristallphase oder ausschließlich Keatit-Mischkristalle
als einzige Kristallphase. Es werden keine Hinweise zur Steigerung
der Temperaturunterschiedsfestigkeit und der chemischen Beständigkeit
gegeben, wie sie für
fortschrittliche Kochflächen
vorteilhaft sind. Auch Möglichkeiten
zur farblichen Gestaltung, um bestimmte Farbtöne zu erreichen, werden nicht
beschrieben.
Die
EP 0 437 228 B2 beschreibt
eine transparente Glaskeramik mit Hochquarz-Mischkristallen als
vorherrschende Kristallphase oder eine weiße opake Glaskeramik mit Keatit-Mischkristallen
als vorherrschende Kristallphase. Variabel transluzent oder opak
einstellbare Glaskeramiken werden nicht beschrieben.
Die
in der Schrift
EP 536
478 A1 beschriebene variabel-transluzente Glaskeramik enthält neben
Bereichen mit Hochquarz-Mischkristallen Bereiche mit Keatit-/Gahnit-Mischkristallen.
Diese Gahnit-Mischkristalle (ZnO∙Al
2O
3) entstehen bei der Phasentransformation
von Hochquarz-Mischkristallen
in Keatit-Mischkristalle und kompensieren die mit dieser Phasentransformation
verbundene Dichteänderung.
Damit wird die unmittelbare Nachbarschaft von transparenten, transluzenten
und opaken Bereichen in einem glaskeramischen Artikel ermöglicht.
In den transluzenten und den opaken Bereichen sind Keatit-Mischkristalle
die Hauptkristallphase. Gahnit-Kristalle weisen eine wesentlich
höhere
thermische Ausdehnung auf als die genannten Mischkristallphasen
(Hochquarz bzw. Keatit) von typischen LAS-Glaskeramiken. Es sind
daher Nachteile bei der Temperaturunterschiedsfestigkeit zu erwarten
und aufgrund der unterschiedlichen Ausdehnungscharakteristika im Gebrauch
vorzeitig Risse im Gefüge
und daher mangelnde Stoßfestigkeit.
Es
ist Aufgabe der Erfindung, eine Kochfläche bestehend aus einer Glaskeramik
bereitzustellen, deren Erscheinungsbild sehr vielfältig ist.
Außerdem
sind mögliche
Verwendungen aufzuzeigen.
Diese
Aufgabe wird durch eine transluzente oder opake Kochfläche gemäß Anspruch
1 sowie deren Verwendung gemäß Anspruch
18 gelöst.
Die
erfindungsgemäße transluzente
oder opake Kochfläche
bestehend aus einer einfärbbaren
Glaskeramik weist dabei
- – eine variabel einstellbare
Lichttransmission im Sichtbaren unter 15%, gemessen bei 4 mm Probendicke,
- – eine
rissfreie Oberfläche
und eine Stoßfestigkeit
von größer 18 cm
Bruchfallhöhe
im Mittelwert geprüft
mit einer 200g schweren Stahlkugel im Kugelfalltest,
- – eine
Temperaturunterschiedsfestigkeit von größer 500 °C, vorzugsweise von größer 700 °C,
- – eine
hohe Kristallinität
im Inneren der Glaskeramik mit Keatit-Mischkristallen als vorherrschender
Kristallphase und einem Restglas-Phasenanteil von weniger als 8
Gew%,
- – eine
gegen chemischen Angriff passivierende 0,5 bis 2,5 μm dicke glasige
Oberflächenschicht
weitgehend frei von Hochquarz-Mischkristallen,
- – einen
Gehalt an Komponenten, die sich in der Restglasphase im Inneren
der Glaskeramik und in der glasigen Oberflächenschicht anreichern von ΣNa2O+K2O+CaO+SrO+BaO+F+Läutermittel
von 0,2 bis 1,6 Gew%.
auf.
Aufgrund
der Hauptkristallphase aus Keatit-Mischkristallen ist es möglich, gezielt
transluzente oder opake Kochflächen
in beliebigen Abstufungen bereitzustellen, indem man z. B. die Kristallitgröße entsprechend
wählt.
Zusätzliche
Farbeffekte können
beispielsweise durch Zugabe von färbenden Zusätzen erreicht werden. Aufgrund
insbesondere der hohen Stoßfestigkeit,
der passivierenden Oberflächenglasschicht
und der hohen Temperaturunterschiedsfestigkeit ist der Einsatz als
Kochfläche
unbedenklich.
Bei
der Herstellung von Kochflächen
aus Glaskeramik wird die erforderliche plattenförmige Geometrie erzeugt, indem
das Glas bei der Formgebung über
eine Ziehdüse
aus Edelmetall geführt
wird und zwischen zwei Walzen gepresst, abgekühlt und dabei geformt wird.
Die Oberwalze ist glatt und erzeugt die spätere Kochflächenoberseite, die Unterwalze
ist meist strukturiert und erzeugt auf der Kochflächenunterseite
eine genoppte Oberfläche.
Die Noppen sind für
den Erhalt der Stossfestigkeit vorteilhaft, weil sie die Glasoberfläche vor Beschädigungen
durch die weiteren Herstellprozesse, z. B. durch Transportrollen
oder Keramisierungsunterlagen schützen. Hinter den Walzen wird
das Glasband über
Transportrollen in den Kühlofen
geführt
und entspannt. Am Ende des Kühlbandes
werden Glasplatten der gewünschten
Geometrie geschnitten. Es findet eine Qualitätsprüfung z. B. auf Oberflächendefekte
und Blasen statt. Die Glasplatten werden an den Kanten bearbeitet.
Die Platten werden vor der Keramisierung dekoriert, wenn die Dekorfarben
bei der Keramisierung mit eingebrannt werden. Sonst werden die Dekorfarben
in einer nachfolgenden Temperaturbehandlung eingebrannt.
Die
Temperaturunterschiedsfestigkeit ist für Kochflächen eine unverzichtbare Eigenschaft.
Je nach Beheizungsart wird das Kochflächenmaterial im Bereich der
Kochzonen stark erhitzt. Bei Kochflächen mit Induktionsbeheizung
oder Gasbrennern betragen die maximalen Temperaturen bis etwa 500°C. Beim Einsatz von
leistungsstarken Halogenheizkörpern
oder Strahlungsheizkörpern
wird das Material im Bereich der Kochzonen auf höhere Temperaturen erhitzt.
Diese Temperaturen sind erwünscht,
um ein schnelles Ankochen zu gewährleisten.
Zwar regeln Temperaturbegrenzer (Limiter) die Heizkörper bei
zu hohen Temperaturen oberhalb ca. 560 °C ab, jedoch kann es bei unsachgemäßem Gebrauch,
wie zum Beispiel beim Leerkochen von Töpfen oder bei nur teilweise
abgedeckten Kochzonen zu Temperaturen in der Glaskeramikkochfläche bis
zu etwa 700 °C
kommen. Wegen der Anforderungskombination von heißer Kochzone
und kalter Umgebung ergibt sich , dass sich die Kochfläche mit
einer Temperaturunterschiedsfestigkeit ab 500 °C insbesondere als Induktionskochfläche eignet,
während sie
sich ab ca. 700 °C
besonders als strahlungsbeheizte Kochfläche eignet.
Mit
transluzenten oder opaken Kochflächen,
die Keatit-Mischkristalle als vorherrschende Kristallphase enthalten,
bieten sich vielfache Möglichkeiten
zur farblichen Gestaltung. Durch die größere Kristallitgröße der Keatit-Mischkristalle
tritt Lichtstreuung auf. Abhängig
von der Kristallitgröße sind
Transluzenz bzw. Opazität und
damit auch der Weißeindruck
variabel einstellbar. Ohne Zusatz von färbenden Komponenten beruht
der farbgebende Mechanismus allein auf Lichtstreuung, die Kochfläche erscheint
weiß-transluzent
oder weiß-opak.
Bei Zusatz von färbenden
Komponenten wie zum Beispiel V2O5, CoO, NiO wird der Farbeindruck durch eine
Kombination von Lichtstreuung und Absorption im Glaskeramikmaterial
erzielt. Durch die Wahl der färbenden
Komponenten und die Einstellung der Kristallitgröße bei der Umwandlung der Glaskeramik
entsteht eine Vielfalt farblicher Gestaltungsmöglichkeiten. Die Kochfläche lässt sich
so entsprechend dem gewünschten
Gerätedesign
optimal in ihrem Farbeindruck anpassen. Besonders vorteilhaft ist,
dass sich aus ein und derselben Zusammensetzung, gegebenenfalls
mit bestimmtem Zusatz von färbenden
Komponenten, durch die Wahl der Umwandlungsbedingungen (Temperatur,
Zeit) mehrere verschiedene Farbtöne
auf wirtschaftliche Weise erzeugen lassen. Mit zunehmender Umwandlungstemperatur
und -zeit entsteht ein stärkerer
Weißton der
Kochfläche.
Dabei werden andere wichtige Eigenschaften, die eine Kochfläche aufweisen
sollte, wie zum Beispiel Stoßfestigkeit,
Temperaturunterschiedsfestigkeit und chemische Beständigkeit
nicht negativ beeinträchtigt.
Die
Absenkung der Lichttransmission auf Werte unter 15 % kann durch
das Glaskeramik-Substrat allein oder in Kombination mit einer lichtabsorbierenden
Beschichtung erreicht werden. Die Beschichtung kann auf der Ober-
und der Unterseite der Kochfläche
aufgebracht sein.
Der
sichere Einsatz der Kochfläche
im Gebrauch setzt voraus, dass die Stossfestigkeit den Anforderungen
genügt.
Simulationsrechnungen einer plattenförmigen Kochfläche aus
der transluzenten Glaskeramik mit Finite-Elemente-Methoden zeigen,
dass im bestimmungsgemäßen Gebrauch
an der Plattenaußenkante, die
in der Nähe
der Kochzone liegt, tangentiale Zugspannungen entstehen. Bei den
erfindungemäßen Kochflächen entsteht
an der Plattenaußenkante
ein Oberflächenzustand
mit Druckspannung, der auch nach Gebrauchsverletzung eine hohe Festigkeit σg hat.
Daraus resultiert für
die Anwendung als Kochfläche
eine ausreichend hohe Temperaturunterschiedsfestigkeit.
Glaskeramiken
mit Keatit-Mischkristallen als Hauptkristallphase enthalten eine
Restglasphase in ihrem Gefüge.
Komponenten, wie Na2O, K2O,
CaO, BaO und Läutermittel,
die nicht in die Kristalle eingebaut werden, reichern sich in der
Restglasphase an. Diese Komponenten sind für die Schmelzbarkeit und die
Entglasungsfestigkeit bei der Formgebung vorteilhaft. Es hat sich
jedoch gezeigt, dass insbesondere die Temperaturunterschiedsfestigkeit
bei zu hohen Restglas-Phasenanteilen
leidet. Deswegen ist der Anteil auf Werte von unter ca. 8 %, bevorzugt
unter ca. 6 % begrenzt.
Um
die Kochfläche
aus Glaskeramik vor chemischem Angriff zu schützen, weist sie an der unmittelbaren
Oberfläche
eine ca. 0,5 bis 2,5 μm
dicke glasige Schicht auf. In dieser glasigen Schicht sind die Komponenten,
die nicht in die Hochquarz-Mischkristalle eingebaut werden, z. B.
die Alkalioxide Na2O, K2O
und Erdalkalioxide wie CaO, SrO, BaO sowie das Läutermittel angereichert. Die
glasige Oberflächenschicht
schützt die
lithiumhaltigen Mischkristalle vor dem Angriff durch Säuren oder
Laugen und sollte mindestens 0,5 μm
dick sein. Größere Dicken
als 2,5 μm
sind zu vermeiden, weil der höhere
Wärmeausdehnungsko effizient
der glasigen Schicht dann zu Zugspannungen und Oberflächenrissen
führen
kann.
Der
erfindungsgemäße Gehalt
der Komponenten ΣNa2O+K2O+CaO+SrO+BaO+F+Läutermittel
von 0,2 bis 1,6 Gew%. stellt sicher, dass sich der gewünschte Restglasanteil
in der Glaskeramik sowie die glasige Schicht an der Oberfläche bildet.
Höhere
Gehalte als 1,6 Gew% sind zu vermeiden, weil sich sonst der thermische
Ausdehnungskoeffizient erhöht
und die geforderte Temperaturunterschiedsfestigkeit nicht erreicht wird.
Der
beschriebene Schichtaufbau mit einer ca. 0,5 bis 2,5 μm dicken
glasigen Oberflächenschicht
und den Keatit-Mischkristallen im Inneren der Glaskeramik kann bei
der Keramisierung erzeugt werden, indem die Keimbildung von Zr/Ti-haltigen
Keimkristallen bei Temperaturen von 650 bis 760 °C, die Kristallisation der Hochquarz-Mischkristallphase
bei einer Temperatur von 760 bis 850 °C und die Umwandlung in die
Keatit-Mischkristallphase bei Maximaltemperaturen von 1000 bis 1200. °C durchgeführt wird,
wobei die Aufheizrate auf die Umwandlungstemperatur größer ist
als 10 K/min und die Haltezeit bei Maximaltemperatur weniger als
40 Minuten beträgt.
Das
Temperaturmaximum des Herstellprozesses liegt bei Temperaturen von
1000 bis 1200 °C.
Hierbei erfolgt die Umwandlung in die erfindungsgemäße transluzente
oder opake Kochfläche
mit einer Lichttransmission unter 15 %.
Die
Aufheizraten und die Haltezeit bei Maximaltemperatur werden so gewählt, dass
gewünschte Transluzenz
und Farbton entstehen.
Bei
der Herstellung einer eingefärbten
transluzenten Kochfläche
wird die Maximaltemperatur bei der Herstellung auf Werte von maximal 1150°C begrenzt.
Diese Ausführung
der Erfindung erzeugt ein transluzentes Glaskeramikmaterial, das
besonders für
Strahlungsbeheizung und Leuchtdioden-Anzeigen geeignet ist. Kennzeichnend
ist eine Transmission bei 700 nm von mindestens 2 %, gemessen für eine 4
mm dicke Platte. Dadurch ist sichergestellt, dass die Strahlungsheizkörper im
Einsatz sichtbar sind. Auch lassen sich Anzeigen mit Leuchtdioden
realisieren.
In
opaker Ausführung
liegt die Transmission bei 700 nm für eine 4mm dicke Probe unter
2 % und die Lichttransmission beträgt in der Regel weniger als
0,1%.
In
einer bevorzugten Ausführungsform
weist die Kochfläche
eine Zusammensetzung auf, enthaltend in Gew.-% bezogen auf die Gesamtzusammensetzung:
Li2O | 3,4 – 4,2 |
Na2O | 0 – 0,8 |
K2O | 0 – 0,4 |
Σ Na2O+K2O | 0,2 – 1,0 |
Σ CaO+SrO+BaO | 0 – 1,0 |
ZnO | 0,8 – 2,2 |
Al2O3 | 19,5 – 23 |
SiO2 | 65 – 70 |
TiO2 | 1,8 – 3,0 |
ZrO2 | 0,5 – 2,2 |
sowie mindestens ein Läutermittel der Gruppe As
2O
3, Sb
2O
3, SnO
2, CeO
2 oder Sulfat- bzw. Chlorid-Verbindungen,
insgesamt bis zu 0,8 Gew%.
Für die Ausbildung
des erfindungsgemäßen Gefügeaufbaus
der transluzenten oder opaken Glaskeramik-Kochfläche wird vorteilhafterweise von
einem Glas mit Li2O, ZnO, Al2O3 und SiO2 in den
angegebenen Grenzen ausgegangen. Diese Komponenten sind Bestandteile
der Hochquarz- und Keatit-Mischkristalle. Die relativ engen Grenzen
sind notwendig, damit sich der gewünschte Gefügeaufbau ausbildet. Der Al2O3-Gehalt sollte > 19,5 Gew.-% betragen,
weil sonst das Auftreten unerwünschter
oberflächennaher
Hochquarz-Mischkristalle begünstigt
wird. Der Al2O3-Gehalt
beträgt
vorteilhafterweise weniger als 23 Gew.%, weil hohe Al2O3-Gehalte bei der Formgebung der Schmelze
zu unerwünschter
Entglasung von Mulllit führen
können.
Als weitere Komponenten können
MgO mit einem Anteil von 0 – 1,5
Gew.% und P2O5 mit
einem Anteil von 0 – 1,0 Gew.%
eingebaut werden. Die Zugabe der Alkalien Na2O,
K2O sowie der Erdalkalien CaO, SrO, BaO
verbessert die Schmelzbarkeit und das Entglasungsverhalten des Glases
bei der Herstellung. Die Gehalte sind begrenzt, weil diese Komponenten
im wesentlichen in der Restglasphase der Glaskeramik verbleiben
und die thermischen Ausdehnung bei zu hohen Gehalten in unerwünschter
Weise erhöhen.
Die angegeben Mindestsummen der Alkalien bzw. Erdalkalien sind erforderlich,
damit sich der erfindungsgemäße Gefügeaufbau
mit der glasigen Oberflächenschicht
ausbilden kann. Der TiO2-Gehalt beträgt zwischen 1,8 und 3 Gew.-%,
der ZrO2-Gehalt beträgt zwischen 0,5 und 2,2 Gew.-%.
TiO2 und ZrO2 fungieren
als Keimbildner. Bei der Herstellung wird mindestens ein Läutermittel
wie z. B. As2O3,
Sb2O3, SnO2, CeO2, Sulfat-
bzw. Chloridverbindungen, insgesamt bis zu 0,8 Gew% zugesetzt.
Der
Wassergehalt der Ausgangsgläser
liegt, abhängig
von der Wahl der Gemengerohstoffe und von den Prozessbedingungen
bei der Schmelze, üblicherweise
zwischen 0,01 und 0,06 mol/l. Durch die in der Glasindustrie üblichen
Gemengerohstoffe wird Fe2O3 als
Verunreinigung in Gehalten von ca. 100 – 400 ppm eingebracht.
In
einer besonders bevorzugten Ausgestaltung ist die erfindungsgemäße transluzente
oder opake Glaskeramik-Kochfläche
gekennzeichnet durch eine hohe Kristallinität im Inneren der Glaskeramik
mit einem Restglas-Phasenanteil von weniger als 6% und folgender
Zusammensetzung, enthaltend in Gew% bezogen auf die Gesamtzusammensetzung:
Li2O | 3,5 – 4,0 |
Na2O | 0 – 0,7 |
K2O | 0 – 0,3 |
Σ Na2O+K2O | 0,2 – 0,8 |
MgO | 0,5 – 1,2 |
Σ CaO+SrO+BaO | 0 – 0,6 |
ZnO | 1,0 – 2,0 |
Al2O3 | >19,8 – 22 |
SiO2 | 67 – 69 |
TiO2 | 2,0 – 3,0 |
ZrO2 | 1,0 – 2,0 |
P2O5 | 0 – 0,8 |
sowie mindestens ein Läutermittel der Gruppe As
2O
3, Sb
2O
3, SnO
2, CeO
2 und/oder Sulfat- bzw. Chlorid-Verbindungen,
insgesamt bis zu 0,8 Gew%, und
ein Gehalt an Komponenten, die
sich in der Restglasphase im Inneren der Glaskeramik und in der
glasigen Oberflächenschicht
anreichern von Σ Na
2O+K
2O+CaO+SrO+BaO+F+Läutermittel
von 0,2 bis 1,3 Gew%.
Die
für die
chemischen Läutermittel
Arsen- und/oder Antimonoxid geltende Umweltproblematik trifft, wenn
auch in geringerem Maße,
auf das Bariumoxid zu. Bariumhaltige Rohstoffe, insbesondere wenn
sie was serlöslich
sind wie Bariumchlorid und Bariumnitrat, sind toxisch und erfordern
besondere Vorsichtsmaßnahmen
beim Einsatz. In den erfindungsgemäßen Kochflächen ist es mit Vorteil möglich, auf
den Zusatz von BaO bis auf technisch unvermeidbare Spuren zu verzichten.
Für eine umweltschonende
Schmelze und Läuterung
beträgt
der Gehalt an Läutermitteln
wie z. B. As2O3,
Sb2O3, SnO2 weniger als 0,6 Gew%. Bevorzugt wird mit
weniger als 0,4 Gew% SnO2 ohne Verwendung von
As2O3, Sb2O3 geläutert. Bis
auf unvermeidbare Spurengehalte ist die Kochfläche damit technisch frei von As2O3 und Sb2O3. Für Anwendungen
mit hohen Ansprüchen
an die Blasenqualität
ist es vorteilhaft die Läuterung
des Ausgangsglases bei hohen Temperaturen größer als 1670 °C, bevorzugt
größer als
1750 °C
durchzuführen.
Durch die Hochtemperaturläuterung
lässt sich
auch der erforderliche Gehalt an Läutermitteln minimieren.
Für das Erreichen
einer hohen Temperaturunterschiedsfestigkeit hat es sich als günstig erwiesen, wenn
die mittlere Korngröße der Keatit-Mischkristalle im
Inneren der Glaskeramik 0,1 μm
bis 1,0 μm
und bevorzugt 0,15 bis 0,6 μm
beträgt.
Die Obergrenze erklärt
sich daraus, dass bei größeren mittleren
Korngrößen, also
grobem Gefüge,
ungünstig
hohe Mikrospannungen entstehen. Die mittlere Korngröße sollte
nicht weniger als 0,1 μm
betragen, weil sonst die Lichtstreuung und die resultierende Transluzenz
bzw. Opazität
nicht ausreichend sind, um die farbliche Gestaltbarkeit des Materials
in Aufsicht auf die Kochfläche
zu optimieren. Auch hat sich der Korngrößenbereich von 0,1 bis 1,0
als günstig
erwiesen, um hohen Festigkeit bei praxisüblicher Verletzung σg zu
erreichen.
Zum
Erreichen einer hohen Temperaturunterschiedsfestigkeit sollte im
wesentlichen die Festigkeit nach praxisüblicher Beschädigung σg hoch
und der Wärmeausdehnungskoeffizient α klein sein.
E-Modul und Pois sonzahl können
nur in geringerem Maße
durch die Zusammensetzung und die Herstellung beeinflusst werden.
So ist es vorteilhaft, wenn die thermische Ausdehnung der Glaskeramik
zwischen Raumtemperatur und 700°C
kleiner ist als 1,1∙10-6/K, bevorzugt kleiner als 1,0∙10-6/K.
Die
hydrolytische Beständigkeit
der Kochfläche
nach DIN ISO 719 entspricht Klasse 1, die Laugenbeständigkeit
nach DIN ISO 695 mindestens Klasse 2 und die Säurenbeständigkeit nach DIN 12116 mindestens Klasse
3. Durch ihre guten chemische Beständigkeiten gegen Wasser, Säuren und
Laugen können
die erfindungsgemäßen Kochflächen auch
erhöhte
Anforderungen im Gebrauch, zum Beispiel bei Einwirkung von chemisch
aggressiven Nahrungsmitteln oder Reinigungsmitteln sowie Verbrennungsgasen
bei Gaskochstellen erfüllen.
Dies ist z. B. bei Nahrungsmitteln der Fall, wenn diese säurehaltig
sind oder wenn sich beim Überkochen von
Nahrungsmitteln aggressive Zersetzungsprodukte bilden. Bei Gaskochstellen
läuft der
Angriff über
den Schwefelgehalt der Verbrennungsgase, wenn sich bei Unterschreiten
des Taupunktes schwefelige Säure
bildet.
Besonders
vorteilhaft für
die chemische Beständigkeit
ist es, wenn sich durch Wahl der Zusammensetzung und der Prozessbedingungen
die Dicke der gegen chemischen Angriff passivierenden glasigen Oberflächenschicht
bei der Umwandlung der Glaskeramik von der Hochquarzin die Keatit-Mischkristallphase
erhöht.
Während
die Dicke der glasigen Oberflächenschicht üblicherweise
bei der Umwandlung von Glaskeramiken abnimmt, wurde bei den genannten
bevorzugten Zusammensetzungen überraschend
ein gegenläufiges Verhalten
gefunden.
Vorteilhafterweise
ist soll die Infrarot-Transmission bei 4mm Dicke und gemessen bei
1600nm größer als
70%. Dadurch werden hohe Ankochgeschwindigkeiten erreicht. Dies
kann man erreichen, indem man den Gehalt an Farboxiden, die im Infraroten
absorbieren, wie z. B. CoO, Fe2O3, NiO begrenzt.
Die
erfindungsgemäße eingefärbte transluzente
oder opake Kochfläche
wird in verschiedenen Farbtönen
entsprechend den Erfordernissen und Wünschen des Marktes hergestellt.
Wenn ein hoher Weißwert
im Lab-System von
L* > 83 gewünscht wird,
muss bei der Herstellung der Gehalt an Verunreinigungen, hier insbesondere
V2O5, MoO3, CoO und NiO, auf äußerst niedrige Werte begrenzt
werden. So sollten die Gehalte V2O5 < 10
ppm, MoO3 < 10
ppm, CoO < 10 ppm,
NiO < 20 ppm und
der Gesamtgehalt färbender
Verunreinigungen < 30
ppm betragen.
Wenn
dagegen bestimmte Einfärbungen
des weißen
Farbtons gewünscht
werden, können übliche färbende Komponenten
wie z.B. V-, Cr-, Mn-, Ce-, Fe-, Co-, Cu-, Ni-, Se-, Cl-Verbindungen
eingesetzt werden, um bestimmte Farb-Orte im Lab-System zu erreichen.
Für das
Einstellen eines beigen Farbtons hat sich insbesondere der Zusatz
von CeO2, MnO2,
Fe2O3 einzeln oder
in Kombination als färbende
Komponenten im Gesamtgehalt bis zu 0,5 Gew% bewährt. Die bevorzugten Farbkoordinaten
gemessen in Auflicht im Lab-System liegen bei L* von 70 bis 87,
a* von -5 bis 2 und b* von 0 bis 10. Zur Einstellung eines in Aufsicht
blauen Farbtons werden als färbende
Hauptkomponenten bevorzugt CoO und/oder NiO eingesetzt mit Σ CoO+NiO
von 0,2 bis 1.0 Gew%. Um dem durch den CoO-Zusatz hervorgerufenen
Rotstich entgegenzuwirken, können
andere Färbemittel,
wie z. B. V2O5 oder
MoO in geringen Gehalten um 80 ppm zudotiert werden. Der bevorzugte
Farbton entspricht im Lab-System Farbkoordinaten L* von 15 bis 45,
a* von 0 bis 30 und b* von -50 bis -10. Ein weiterer bevorzugter
Farbton ist in Aufsicht dunkelgrau und enthält als färbende Hauptkomponente 300
bis 1500 ppm V2O5.
Dieser Farbton hat die Koordinaten L* von 25 bis 45, a* von -3 bis
10 und b* von -15 bis 0. Wenn ein hellgrauer Farbton gewünscht ist,
wird als färbende
Hauptkomponente 30 bis 300 ppm V2O5 eingesetzt, und im Lab-System werden als
bevorzugte Farbkoordinaten L* von 45 bis 65, a* von -3 bis 10 und
b* von -15 bis 0 eingestellt.
Vorzugsweise
findet die erfindungsgemäße Kochfläche Verwendung
als ggf. eingefärbte,
transluzente oder opake Kochfläche
in ebener oder dreidimensional verformter Geometrie in einem Kochsystem
mit einer Beheizung durch Strahlungsheizkörper, Halogenstrahler, Gas,
Induktion oder direkter Widerstandsbeheizung.
Die
vorliegende Erfindung wird mit Hilfe der folgenden Beispiele weiter
verdeutlicht.
Tabelle
1 zeigt die einheitliche Grundzusammensetzung von der bei den Beispielen
ausgegangen wurde. Die Zusammensetzung eines Vergleichsglases ist
ebenfalls aufgeführt.
Durch Zusatz verschiedener färbender
Komponenten wurden die Ausgangsgläser gemäß Tabelle 2 hergestellt.
Bei
der Schmelze der Beispiele 1 und 2 in Tabelle 2 wurde zum Erreichen
guter Blasenqualitäten
eine Hochtemperaturläuterung
eingesetzt. Die Ausgangsgläser
wurden unter Verwendung von in der Glasindustrie üblichen
Rohstoffen in einem hochfrequenzbeheizten 4 l-Tiegel aus gesintertem
Kieselglas bei Temperaturen um 1750 °C eingeschmolzen und, nachdem
das Gemenge vollständig
aufgeschmolzen war, bei etwa 1950 °C 1 Stunde geläutert. Vor
Ausgießen
der Glasschmelze wurde die Temperatur auf etwa 1750 °C abgesenkt.
Die Ausgangsgläser
der anderen Beispiele wurden bei Temperaturen von ca. 1650 °C erschmolzen
und geläutert. Die
erhaltenen Gussstücke
wurden beginnend ab ca. 680 °C
in einem Kühlofen
auf Raumtemperatur abgekühlt
und in die für
die Untersuchungen benötigte
Größe unterteilt.
Die
Gläser
besitzen aufgrund von Rohstoffverunreinigungen typischerweise Fe2O3-Gehalte von 180 – 260 ppm.
Der Wassergehalt beträgt
ca. 0,04 mol/l.
Neben
den Glaseigenschaften Transformationstemperatur Tg,
Verarbeitungstemperatur VA, Dichte, thermischer
Ausdehnungskoeffizient zwischen 20 und 300 °C wurden auch die Peaktemperaturen
der Differenzthermoanalyse (DTA) für die Kristallisation der Hochquarz-Mischkristalle und
der Keatit-Mischkristalle gemessen.
Die
aufgeführten
Gläser
wurden folgendermaßen
keramisiert: Plattenförmige
Grünglasgegenstande
in den erforderlichen Abmessungen wurden von Raumtemperatur mit
einer Heizrate von 25 K/min auf 650°C gebracht und dann mit 14 K/min
auf Keimbildungstemperatur 750°C
erhitzt. Nach der Keimbildung wurden die Proben mit 8 K/min auf
eine Temperatur von 840°C
gebracht und dort etwa 35 Minuten für die Kristallisation der Hochquarz-Mischkristalle
gehalten. Anschließend
wird die Glaskeramik mit ca. 15 K/min auf Maximaltemperatur erhitzt
und die Umwandlung in die Keatit-Mischkristall enthaltende Glaskeramik
durchgeführt.
Es wird mit ca. 15 K/min bis auf 810 °C abgekühlt und dann weiter ungeregelt
mit Ofenkennlinie auf Raumtemperatur abgekühlt. Tabelle 3 und 4 zeigen
die Umwandlungstemperatur und die Haltezeit sowie die gemessenen
Eigenschaften der erhaltenen Glaskeramiken.
Bei
den Transmissionsmessungen in Durchlicht und den Farbmessungen in
Remission wurden die Proben beidseitig poliert. Die dadurch geringfügig unter
4mm liegenden Probendicken sind aufgeführt.
Weißwert und
Farbe im Lab-Farbsystem wurden mit einem Messgerät der Firma Datacolor, Bezeichnung
Mercury 2000 in Remisson (Auflicht) mit den Lichtarten Normlicht
D65 sowie Normlicht C gegen einen schwarzen Hintergrund gemessen.
Die
Prüfung
der Temperaturunterschiedsfestigkeit an ausgewählten Beispielkochflächen erfolgte
in Anlehnung an die für
die Anwendung als Kochfläche
typische Belastungssituation. Ein für die Prüfung hinlänglich großer Teilausschnitt der zu prüfenden 4
mm dicken Glaskeramikplatte (üblicherweise
ein quadratischer Ausschnitt mit den Maßen 250 mm × 250 mm) wird nach gebrauchstypischer
Oberflächenschädigung horizontal
gelagert. Die Unterseite der Glaskeramikplatte wird mittels eines
kreisförmigen,
konventionellen Strahlungsheizkörpers,
wie er in Kochfeldern üblicherweise
eingesetzt wird, beheizt, und die Temperatur erhöht. Auf der Oberseite wird
die während
des Beheizungsvorgangs allmählich
ansteigende Oberflächentemperatur
der Glaskeramikplatte gemessen, und zwar an der durch das Beheizungssystem
bedingten heißesten
Stelle. Der hinsichtlich seiner Temperaturunterschiedsfestigkeit
zu prüfende
kritische Bereich der Plattenkante hat dabei eine unbeheizte Mindestbreite – gemessen
als Mindestabstand zwischen Plattenaußenkante und innerer Begrenzung
des seitlichen Isolationsrandes des Strahlungsheizkörpers – entsprechend
den kritischsten kochfeldüblichen
Heizkörperpositionierungen.
Während
des Aufheizvorgangs gerät
der unbeheizte äußere Bereich
unter tangentiale Zugspannungen. Diejenige Temperatur an der oben
beschriebenen Messposition, bei der die Glaskeramikplatte unter
Wirkung der tangentialen Zugspannungen bricht, wird als Kennwert
für die
Temperaturunterschiedsfestigkeit herangezogen. Wie aus Tab. 3 ersichtlich
werden die Werte zwischen 760 °C
bis über 800 °C erreicht.
Die
Stoßfestigkeit
wurde an ausgewählten
Beispielkochflächen
durch eine Kugelfallprüfung
in Anlehnung an die DIN 52306 ermittelt. Als Messprobe wird ein
quadratischer (100 × 100
mm großer)
Teilausschnitt der zu prüfenden
4 mm dicken Glaskeramikscheibe in einen Prüfrahmen eingelegt und eine
200g schwere Stahlkugel auf die Mitte der Probe fallen gelassen.
Die Fallhöhe
wird stufenweise gesteigert, bis der Bruch eintritt. Aufgrund des
statistischen Charakters der Stoßfestigkeit wird diese Prüfung an
einer Serie von etwa 10 Proben ausgeführt und der Mittelwert der
gemessenen Bruchfallhöhen
bestimmt. Es wurden Werte zwischen 25 cm und 39 cm ermittelt (Tab.
3).
Wie
aus den Tabellen 3 und 4 ersichtlich, kann der Farbton eines bestimmten
Ausgangsglases durch die Dotierung mit färbenden Komponenten und durch
die Wahl der Umwandlungsbedingungen, d. h. insbesondere durch Variation
der Haltezeit und der Maximaltemperatur, gesteuert werden.
Phasengehalte
und Kristallitgröße der Keatit-Mischkristalle
sowie Nebenphasen wurden mit der Röntgenbeugung bestimmt. Der
Keatitphasengehalt beträgt
bei der erfindungsgemäßen Kochfläche immer
mehr als 91 %. Die mittlere Kristallitgröße schwankt zwischen 150 und
171 nm.
Die
in Tabelle 3 aufgeführte
Li-Verarmungstiefe wurde über
das mit der SIMS-Methode gemessene Oberflächen-Tiefenprofil der Li-Konzentration bestimmt
und entspricht der Distanz von der Oberfläche bis zu der Tiefe, in der
die Li-Konzentration die Hälfte
des Volumen (bulk)-Wertes beträgt.
Die Li-Verarmungstiefe ist ein Maß für die Dicke der glasigen passivierenden
Oberflächenschicht.
In der Li-verarmten Oberfläche
wird eine erhöhte
Konzentration von Na und K beobachtet. Bei den Gläsern 3,
4 und 5 wurde auch die Li-Verarmungstiefe (Dicke der glasigen passivierenden
Oberflächenschicht)
nach Kristallisation in die Hochquarz-Mischkristall Glaskeramik
gemessen. Die Dicke liegt zwischen 400 und 500 nm und damit deutlich
unter der Dicke nach Umwandlung in die Keatit-Mischkristall Glaskeramik.
Die
gute chemische Beständigkeit
der erfindungsgemäßen Glaskeramiken
ist in Tabelle 3 ersichtlich. Die Messung an normgerechten Proben
mit der ursprünglichen
Keramisierungs-Oberfläche
ergibt für
Säure (DIN
12116), Lauge (DIN ISO 695) und hydrolytische Beständigkeit
(DIN ISO 719) Einstufungen nach Klasse 1. Nach Messung wurde die
Oberfläche
der Proben abpoliert und dadurch die passivierende glasige Oberflächenschicht
entfernt. Die erneute Messung der chemischen Beständigkeit
ergab insbesondere für
den kritischen Säureangriff
schlechtere Werte des bulk-Materials.
Weitere
gemessene Eigenschaften sind der lineare thermische Ausdehnungskoeffizient α20/700,
die Dichte und der E-Modul.
Das
Vergleichsglas (Tabelle 1) besitzt einen höheren Gehalt an Komponenten,
die sich in der Restglasphase anreichern, von Σ Na2O+K2O+BaO+Läutermittel
Sb2O3 = 4,1 Gew%.
Der lineare thermische Ausdehnungskoeffizient nach Umwandlung in
die Keatit-Mischkristall
Glaskeramik (Tabelle 3, Beispiel 3) ist mit 1,3 vergleichsweise
hoch und die resultierende niedrige Temperaturunterschiedsfestigkeit
von ca. 500 °C
macht das Material ungeeignet für
Kochflächen
mit Strahlungsbeheizung.
Tabelle
1: Erfindungsgemäße Glas-Grundzusammensetzung
und eine Vergleichsglas-Zusammensetzung auf Oxidbasis in Gew%
Tabelle
2: Zusammensetzungen von erfindungsgemäßen Gläsern ausgehend von der Grundzusammensetzung
und dem Vergleichsglas in Gew % auf Oxidbasis und die gemessenen
Glaseigenschaften
Tabelle
3: Unwandlungsbedingungen, Farbe und Eigenschaften transluzenter
Keatit-Mischkristall Glaskeramiken
Tabelle
4: Umwandlungsbedingungen und Farbe von eingefärbten transluzenten Keatit-Mischkristall
Glaskeramiken auf der Basis der Grundzusammensetzung dotiert mit
den angegebenen färbenden
Komponenten (Farbmessung:
Remission Normlicht C, 2° Messwinkel)