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Die
Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung einer Glaskeramik
aufweisend zumindest anteilig eine Keatit-Mischkristallphase im
Inneren.
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Es
ist bekannt, daß sich
Gläser
aus dem System Li2O, Al2O3, SiO2 in Glaskeramiken
mit Hochquarz-Mischkristallen (HQMK) und/oder Keatit-Mischkristallen
(KMK) als Hauptkristallphasen umwandeln lassen. Die Herstellung
dieser Glaskeramiken erfolgt in mehreren Stufen. Nach der Schmelze
und Heißformgebung
wird das Glas üblicherweise
bei Temperaturen in der Gegend der Transformationstemperatur (Tg)
gekühlt,
um thermische Spannung zu entfernen. Danach wird das Material weiter
auf Raumtemperatur gekühlt.
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Mit
einer zweiten gesteuerten Temperaturbehandlung wird das Ausgangsglas
kristallisiert und in einen glaskeramischen Artikel überführt. Diese
Keramisierung erfolgt in einem mehrstufigen Temperaturprozeß, bei dem
zunächst
durch Keimbildung bei Temperaturen von 600 bis 800°C Keime, üblicherweise
aus TiO2- oder ZrO2/TiO2-Mischkristallen, erzeugt werden. Auch SnO2 und V2O5 können
an der Keimbildung beteiligt sein.
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Bei
der anschließenden
Temperaturerhöhung
wachsen bei der Kristallisationstemperatur von ca. 700 bis 900°C zunächst Hochquarzmischkristalle
auf diesen Keimen auf. Aufgrund der geringen Kristallitgröße von weniger
als 100 nm sind die Glaskeramiken mit Hochquarz-Mischkristallen
optisch transparent darstellbar. Durch Material- oder Temperatur-
und Zeitverlauf bedingte Verringerung der keimbildenden Gehalte
lassen sich größere Kristallite
und damit auch transluzente Glaskeramiken auf der Basis von Hochquarz-Mischkristallen
herstellen.
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Bei
weiterer Temperaturerhöhung
im Bereich von ca. 900°C
bis 1250°C
wandeln sich die Hochquarz-Mischkristalle weiter in Keatit-Mischkristalle
um. Die Temperatur- und Zeitbedingungen für die strukturelle Phasenänderung
sind abhängig
von der Zusammensetzung. Die Umwandlung in Keatit-Mischkristalle
ist mit einem Kristallwachstum, d. h. zunehmender Kristallitgröße verbunden,
wodurch zunehmend Lichtstreuung erfolgt, d. h. die Lichttransmission
wird zunehmend verringert. Der glaskeramische Artikel erscheint
dadurch zunehmend transluzent und wird schließlich opak.
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Eine
Schlüsseleigenschaft
der Glaskeramiken aus dem Li2O-Al2O3-SiO2-System
(LAS-System) ist die Herstellbarkeit von Werkstoffen, die über einen äußerst niedrigen
thermischen Ausdehnungskoeffizienten (TAK) im Bereich von Raumtemperatur
bis 700°C
von unter 1,5 × 10–6 K–1 für Keatit-Mischkristalle
als Hauptkristallphase neben der Restglasphase verfügen. Mit
Glaskeramiken, die neben der Restglasphase Hochquarz-Mischkristalle
als Hauptkristallphase enthalten, werden in diesem Temperaturbereich
sogar Werkstoffe mit TAK von < 0,3 × 10–6 K–1,
also nahezu Null-Ausdehnung erhalten. Aufgrund der niedrigen thermischen
Ausdehnung besitzen die Glaskeramiken mit HQMK als Hauptkristall-Phase
eine ausgezeichnete Temperaturunterschiedsfestigkeit (TUF) und Temperaturwechselbeständigkeit.
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Transparente
Glaskeramiken mit Hochquarz-Mischkristallen als Hauptkristallphase
finden Anwendung z. B. als Brandschutzglas, Kaminsichtscheiben,
Reflektoren in digitalen Projektionsgeräten (Beamer) oder als Kochgeschirr.
Für die
Anwendung als Kochfläche
ist meist eine Absenkung der Lichttransmission auf Werte unter 50%
erwünscht,
um die Durchsicht auf die technischen Aufbauten unter der Kochfläche zu vermeiden
(z. B. bei Induktionskochfläche)
und um die helle Strahlung von Strahlungs-, Halogenheizkörpern und
Gasbrennern auf die gewünschten
Werte zu reduzieren. Diese Absenkung der Lichttransmission wird
z. B. durch Einfärbung
transparenter Glaskeramiken mit Farbmetalloxiden sowie durch transluzent
oder opak umgewandelte Glaskeramiken erreicht.
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Für Kochflächen finden
Glaskeramiken mit Hochquarz-Mischkristallen als Hauptkristallphase
die breiteste Verwendung. Aufgrund ihres niedrigen TAK von weniger
als 0,3 × 10–6 K–1 zwischen
Raumtemperatur und 700°C
besitzen sie eine hervorragende TUF von > 800°C,
die allen Anforderungen an eine Kochfläche genügt.
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Eine
hohe TUF ist für
Kochflächen
eine unverzichtbare Eigenschaft. Beim Einsatz von leistungsstarken
Halogenheizkörpern
oder Strahlungsheizkörpern
wird das Material im Bereich der Kochzonen auf hohe Temperaturen
erhitzt. Diese hohen Temperaturen sind erwünscht, um ein schnelles Ankochen
zu gewährleisten.
Zwar regeln Temperaturbegrenzer (Limiter) die Heizkörper bei
zu hohen Temperaturen oberhalb ca. 560°C ab, jedoch kann es bei unsachgemäßem Gebrauch,
wie z. B. beim Leerkochen von Töpfen
oder bei nur teilweise abgedeckten Kochzonen, zu Temperaturen in
der Glaskeramikkochfläche
bis zu etwa 700°C
und darüber
kommen.
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Die
geringe Wärmeleitfähigkeit
der Glaskeramik von etwa 1,5 W/mK gewährleistet, daß die Temperatur
neben der Kochzone wie gewünscht
schnell abnimmt und der Rand kalt bleibt. Dies ist aus Gründen der Sicherheit
und der Energieeinsparung gewünscht.
Aus der Kombination von heißer
Kochzone und kalter Umgebung resultiert die Forderung an ein Strahlungs-
oder von unten Gas-beheiztes Kochflächenmaterial in bezug auf eine
TUF von 700°C
und mehr. Denn im Falle einer thermischen Belastung werden höhere thermisch induzierte
Spannungen erzeugt und somit die Bruchgefahr des Materials bei Verletzung
der Oberfläche
z. B. durch Kratzer erhöht.
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Kochflächen aus
Glaskeramik mit Keatit-Mischkristallen als vorherrschender Kristallphase
haben bisher keine breite Anwendung gefunden, weil mit der Umwandlung
von Hochquarz-Mischkristallen in die Keatit-Mischkristallglaskeramik
ein Anstieg des thermischen Ausdehnungskoeffizienten (TAK) verbunden
ist. Der TAK zwischen 20 und 700°C
erhöht
sich auf Werte, die meist oberhalb von α = 0,5 × 10–6 K–1 liegen.
Insbesondere gut schmelzbare und entglasungsfeste Zusammensetzungen
verfügen über höhere TAK.
Damit läßt sich für fortschrittliche
Kochflächensysteme,
die über
Heizkörper
hoher Leistung verfügen,
keine ausreichende TUF erzielen.
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In
der
US 4,977,110 A wird
eine mit Ceroxid beige gefärbte,
opake Glaskeramik beschrieben, die als Hauptkristallphase Keatit-Mischkristalle
aufweist. Sie wird hergestellt, indem, ausgehend von einer Keimbildungstemperatur
bei ca. 750 bis 850°C,
die Kristallisation auf einem Temperaturplateau zwischen ca. 1025
und 1175°C
durchgeführt
wird. Die Aufheizrate beträgt
maximal 4 K/min. Die Haltezeit bei maximaler Temperatur beträgt 1 Stunde.
Die resultierende Glaskeramik hat einen sehr hohen TAK zwischen
0 und 300°C
von bis zu 1,5 × 10
–6 K
–1.
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In
der
US 5,491,115 A wird
eine mit Hilfe von Eisenoxid und Kobaltoxid dunkelblau gefärbte opake Glaskeramik
auf Keatit-Mischkristallbasis beschrieben. Hergestellt wird sie,
indem zunächst
auf eine Keimbildungstemperatur zwischen 800 und 850°C mit 5 K/min
aufgeheizt wird. Die Haltezeit bei der Keimbildungstemperatur beträgt 30 min.
Danach wird ebenfalls mit 5 K/min die Temperatur auf eine Kristallisationstemperatur von
900°C gebracht.
Dort beträgt
die Haltezeit 45 bis 60 min. In einem weiteren Schritt wird die
Temperatur mit 5 K/min auf eine Umwandlungstemperatur von 1150°C erhöht, bevor
die Glaskeramik abgekühlt
wird.
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Um
die Bruchfestigkeit von Glaskeramikplatten zu erhöhen, wird
bisher der Ansatz verfolgt, den Keramisierungsprozeß so zu
steuern und die Zusammensetzung des Glases derart auszuwählen, daß im Inneren der
Glaskeramik als vorherrschende Kristallphase Keatit-Mischkristalle
vorherrschen, während
in der Oberflächenschicht
Hochquarz-Mischkristalle als Kristallphase vorherrschen. Dies wird
z. B. in der
US 4,218,512
A , der
US 4,211,820
A , der
WO
99/06334 A1 oder auch der
EP 1 170 264 A1 vorgeschlagen. Da die thermische Ausdehnung
der Hochquarz-Mischkristalle kleiner als die der Keatit-Mischkristalle
ist, wird beim Abkühlen
in der Glaskeramik eine Druckspannung induziert, die dem Festigkeitsverlust
durch kleinere im Gebrauch auftretende Oberflächenverletzungen entgegenwirkt.
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Dem
Herstellungsverfahren gemäß der
US 4,211,820 A und
der
EP 1 170 264 A1 ist
gemeinsam, daß nach
Aufheizen auf eine Keimbildungstemperatur zwischen 650 bis 760°C bzw. 675
bis 725°C
die Kristallisation in einem Temperaturbereich zwischen 760 bis
850°C bzw.
825 bis 950°C
durchgeführt
wird. Dadurch bildet sich schon bei der Kristallisation eine Keatit-Mischkristallphase
aus. Gemäß der
US 4,218,512 A wird
die Temperatur sukzessive auf verschiedene Niveaus gebracht, wobei
Haltezeiten von 2 Stunden bei 593°C,
752°C und
880°C vorgesehen
sind. Gemäß der
WO 99/06334 A1 werden
mehrere Temperaturzyklen hintereinander wiederholt, teilweise werden
bei jedem Zyklus andere Maximaltemperaturen eingestellt. Es wird
auch vorgeschlagen, nach einer Keimbildungsphase von ca. 20 min
bei 670 bis 800°C
innerhalb von 15 bis 30 min die Temperatur auf eine Maximaltemperatur
zwischen 1050 und 1070°C
zu erhöhen
bei einer Haltezeit zwischen 11 und 29 min. Dabei wird davon ausgegangen,
daß bei
höheren
Maximaltemperaturen proportional kürzere Haltezeiten eingehalten
werden. Die in diesem Patent genannten maximalen Aufheizraten liegen
bei ≤ 10 K/min.
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Ein
der
WO 99/06334 A1 sehr ähnliches
Verfahren wird in
US
6,528,440 A beschrieben, bei der ebenfalls nach einer Keimbildungsphase
der Bereich von 800°C
bis 1050°C
bzw. 1070°C
in einer Zeit von 15 bis 30 Minuten durchlaufen wird. Gemäß
US 3,809,543 A und
US 3,809,542 A wird
eine β-Spodumen-haltige
Glaskeramik durch einstufiges Keramisieren auf einem Floatbad hergestellt
Nach diesem Verfahren lassen sich keine kommerziell brauchbaren
Glaskeramik-Platten erzeugen.
US 4,011,091 A beschreibt die Herstellung
von porösen
Katalysatorträgern
aus Keatit, bei der aus bestimmten, Erdalkali-freien, hoch SiO
2-haltigen Zusammensetzungen die Li-Ionen
ausgelaugt und die verbleibende Hydroxi-Alumosilikat-Struktur durch
Sintern in Mullit und reinen SiO
2-Keatit überführt wird.
Dieses Verfahren eignet sich nicht für die Herstellung von Glaske ramikplatten.
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Angaben
zur TUF finden sich in der
EP
1 170 264 A1 . Sie ist > 650°C, vorzugsweise > 700°C. Außerdem weisen
die gemäß
EP 1 170 264 A1 hergestellten
Proben eine Stoßfestigkeit
von > 18 cm Bruchfallhöhe im Mittelwert, überprüft mit einer
200 g schweren Stahlkugel im Kugelfalltest, auf. Es wird eine Vorschrift
angegeben, wie die Stossfestigkeit durch geeignete Temperung erreichbar
ist. Die erwähnte
TUF bezieht sich auf die Materialkonstanten. Es wird keine durch
besondere Keramisierung erreichbare Steigerung dieser TUF beschrieben.
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Die
Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, ein Verfahren
bereit zu stellen, mit dessen Hilfe vollständig oder weitgehend in Keatit-Mischkristalle
umgewandelte Glaskeramiken bereitgestellt werden können, die
eine hohe mechanische Stabilität
aufweisen und dadurch insbesondere für den Einsatz als Glaskeramikkochfläche geeignet
sind. Der Anteil der Keatit-Phasen sollte mehr als 20 Vol.-%, vorzugsweise
mehr als 70 Vol.-% der Kristallphasen betragen.
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Weiterhin
soll sich mit der Erfindung eine im wesentlichen plattenförmige Keatit-Mischkristall
Glaskeramik, insbesondere eine Kochfläche, herstellen lassen, bei
der eine Steigerung der Grund-Temperatur-Unterschieds-Festigkeit
(Grund-TUF, abhängig
von den Materialkonstanten ν (Querkontraktionszahl
oder Poissonzahl), σ (Bruchfestigkeit
[MPa]), α (linearer
Ausdehungskoeffizient [K–1]) und E (Elastizitätsmodul
[GPa]) auf eine resultierende Gesamt-TUF
- a)
für einen
ersten Zusammensetzungsbereich A von größer 500°C bevorzugt größer 530°C, geeignet
zur Verwendung als Kochfläche
für Induktion,
offenes Gassystem, direktes Heizsystem, Ofensichtscheibe oder
- b) für
einen zweiten Zusammensetzungsbereich B von größer 700°C, bevorzugt größer 730°C geeignet
zur Verwendung als Kochfläche
für Strahlungsheizkörper, Gas
unter Glaskeramik, sowie natürlich
auch für
die unter a beschriebenen Produkte erreicht wird, die für die in
a) und b) genannten Anwendungsgebiete im allgemeinen erforderlich
ist.
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Gelöst wird
diese Aufgabe durch ein Verfahren gemäß Anspruch 1. Vorteilhafte
Ausgestaltungen finden sich in den Unteransprüchen.
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Die
erfindungsgemäß hergestellte
Glaskeramik zeichnet sich durch eine hohe TUF aus. Ursache hierfür sind zusätzliche, über das
erfindungsgemäße Umwandlungsverfahren
eingebrachte Druckspannungen in der Oberfläche. Im Unterschied zu dem
z. B. in der bereits genannten
US 4,218,512 A beschriebenen Stand der Technik
ist keine Hochquarz-Mischkristallphase in der Oberfläche erforderlich,
um Druckspannungen in das Material einzubringen. Somit entfällt eine
zeitaufwendige und genaue Temperatursteuerung der Umwandlung und
ihres Abbruchs. In der Oberfläche
der erfindungsgemäß hergestellten
Glaskeramik finden sich Hochquarz-Mischkristalle wenn überhaupt,
dann nur noch in einem sehr geringen Anteil.
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Das
Verfahren zeichnet sich dadurch aus, daß ausgehend von einer hochquarzmischkristall-haltigen Glaskeramik
die Aufheizrate aus dem Hochquarzmischkristall-Zustand, d. h. dem
Temperaturbereich, in dem überwiegend
die Hochquarzmischkristall-Bildung stattfindet, in den Temperaturbereich,
in dem überwiegend die
Keatitmischkristall-Bildung stattfindet, 20 K/min bis 150 K/min,
vorzugsweise 20 K/Min bis 80 K/min, und ganz besonders bevorzugt
20 K/min bis 50 K/min beträgt.
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Es
hat sich herausgestellt, daß sich
vor und während
der Hochquarz-Mischkristallbildung chemische Gradienten von Kalium
und auch Natrium in einem Oberflächendickenbereich
bis zu 100 μm
ausbilden, die u. a. zu einer stark verzögerten Keatit-Mischkristallbildung
in der Oberfläche
führen.
Kalium und Natrium sind in dieser Schicht durch Verdampfen oder
Diffusion verarmt. Zusätzlich
sind Zink und teilweise Lithium in etwa dem gleichen Dickenbereich
angereichert. Durch diese chemischen Gradienten wird ein unterschiedlicher Temperatur-Ausdehnungskoeffizient
zwischen der Oberfläche
und dem Inneren verursacht. Zink und Lithium senken den thermischen
Ausdehnungskoeffizienten (TAK) der Keatit-Mischkristalle in der
Oberfläche.
Kalium und Natrium führen
zu einem höheren
TAK der Restglasphase, respektive zu mehr Restglasphase im Inneren. Dadurch,
daß die
Oberfläche
einen niedrigeren TAK als das Innere hat, werden beim Abkühlen der
Glaskeramik in die Oberfläche
Druckspannungen eingebracht. Hier genügt ein Unterschied von etwa
0,1 × 10–6 pro
K (das entspricht etwa 10% des TAK im Inneren des Materials), um
Druckspannungen von bis zu 10 MPa zu induzieren, die dann eine Erhöhung der
TUF um bis zu 100 K bedingen können.
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Der
chemische Gradient wiederum kann in seiner Ausprägung durch die Umwandlungsbedingungen beeinflußt werden.
Eine steile Temperaturrampe vor und während der Keatit-Mischkristallbildung
verschiebt die Umwandlungstemperatur von Hochquarz-Mischkristall
in Keatit-Mischkristall zu höheren
Temperaturen. Damit steigt die Bildungsgeschwindigkeit der Keatit-Mischkristalle
und der Niedrigviskositätsbereich
nach der Hochquarz-Mischkristallbildung wird schneller durchlaufen.
Da bei der Umwandlung von Hochquarz-Mischkristallen in Keatit-Mischkristalle
die Viskosität
deutlich ansteigt, wird damit die Diffusion, die den vorhandenen chemischen
Gradienten entgegenwirkt, schneller eingefroren und die Gradienten
aus dem Hochquarz-Mischkristallzustand bleiben besser erhalten.
Mit dem stärkeren
Gradienten ist ein stärkerer
Unterschied des thermischen Ausdehnungskoeffizienten zwischen Innerem
und Oberfläche
und somit eine stärkere
Druckspannung in der Oberfläche
bedingt. In Abhängigkeit
der Keramisierungsbedingungen während
des Aufheizens können
so Keatit-Glaskeramiken mit einer TUF von bis zu 850°C hergestellt
werden.
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Diese
neugewonnenen Erkenntnisse wurden in dem erfindungsgemäßen Verfahren
insbesondere dadurch umgesetzt, daß bei der Keramisierung drei
deutlich voneinander getrennte Temperaturplateaus durchfahren werden:
zunächst
die Keimbildung bei einer Temperatur von ca. 650 bis 760°C, wobei
ein Verzicht auf das Plateau bei Keimbildung möglich ist, anschließend die
Kristallisationsphase bei einer Temperatur von ca. 750 bis 850°C, bei der
sich der chemische Gradient zwischen Oberfläche und Innerem ausbildet,
sowie dann die Umwandlung der Hochquarz-Mischkristallphase in die
Keatit-Mischkristallphase bei einer Temperatur zwischen ca. 950
und 1250°C.
Besonders wichtig ist, daß eine
Aufheizrate von mehr als 10 K/min, besonders bevorzugt mehr als
20 K/min zum Aufheizen auf die Umwandlungstemperatur zum Keatit
verwendet wird.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
wird die Glaskeramik aus einem Glas der beiden folgenden Zusammensetzungsbereiche
A oder B gemäß der nachfolgenden
Tabelle 1 hergestellt:
| Zusammensetzungsbereich
A | Zusammensetzungsbereich
B |
Li2O | 3,5–4,2 | 3,3–4,2 |
Na2O | 0–1,0 | 0–0,5 |
K2O | 0–0,5 | 0–0,5 |
Σ Na2O + K2O | 0–1,0 | 0–1,0 |
MgO | 0–1,3 | 0,5–1,7 |
Σ CaO + SrO
+ BaO | 0,8–2,7 | 0–1,5 |
ZnO | 0–2,0 | 0,2–2,0 |
Al2O3 | 20,0–23,5 | 18,0–22,0 |
SiO2 | 62,5–67,5 | 66,5–70,0 |
TiO2 | 1,8–2,8 | 2,0–5,0 |
ZrO2 | 1,4–2,5 | 0–2,0 |
P2O5 | 0–1,5 | 0–0,5 |
Tabelle
1: Zusammensetzungsbereiche der Glaskeramiken. und wobei die Gläser der beiden Zusammensetzungsbereiche
A und B mindestens ein Läutermittel,
insbesondere As
2O
3,
Sb
2O
3, SnO
2, Sulfat-Verbindungen und/oder Chlorid-Verbindungen,
in einer Menge von insgesamt bis zu 2,0 Gew.-% und ferner in der
Restglasphase bzw. der glasigen Oberflächenschicht eine oder mehrere Substanzen
der Gruppe Na
2O, K
2O,
CaO, SrO, BaO, F und Läutermittel
in einer Menge von insgesamt zwischen 0,2 und 2,5 Gew.-% enthalten.
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Ferner
können
die Glaszusammensetzungen noch eingefärbt werden, z. B. durch färbende Oxide,
insbesondere solche der Elemente Ce, Mn, Ni, Cr, Co, Mo, Fe, V,
Cu, Nd, die in einer Menge von insgesamt bis zu 1,0 Gew.-% verwendet
werden.
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Darüber hinaus
hat sich gezeigt, daß die
Stoßfestigkeit
der untersuchten Proben gemäß dem in
US 2002/0026932A1 und
EP1170264B1 beschriebenen
Verfahren im Mittelwert größer 18 cm
Fallhöhe
einer 200 g Prüfkugel
erreicht.
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Die
TUF eines Materials hängt
u. a. direkt mit den Materialdaten zusammen. Versagen eines Werkstoffes
tritt ein, wenn die thermisch induzierten Spannungen die Bruchfestigkeit
des Materials überschreiten. Die
TUF eines Werkstoffes unter implizitem Einfluß der thermischen Leitfähigkeit
wird als der maximale Tem peraturunterschied ΔT
max definiert,
der innerhalb eines Materials zwischen zwei Punkten A und B mit
T
A < T
B auftreten darf, ohne daß es zum Bruch kommt:
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Dabei
bedeuten ν die
Poissonzahl, σ die
Bruchfestigkeit des Materials, E das Elastizitätsmodul, α der TAK, f1 ein
Korrekturfaktor für
die Plattengeometrie und die Temperaturverteilung. Ausgehend von
dieser Definition wird deutlich, daß bei gleichem Gefügeaufbau
und somit identischen Parametern ν, σ und E dem
TAK eine große
Bedeutung zukommt. Je niedriger der TAK ist, desto höher ist
die TUF (siehe dazu auch 1). Durch geeignete Temperaturzeitführung (950°C < Tmax < 1250°C) und Haltezeit
bei Tmax zwischen 0 und 300 min kann der TAK zwischen –0,4 und
1,5 × 10–6 K–1 variiert
werden.
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Ausgehend
von der oben stehenden Gleichung kann man den Zusammenhang zwischen ΔTmax, d. h. der TUF, und α, d. h. dem TAK, darstellen.
Mit typischen Materialdaten ν, σ, E folgt
bei einem ebenfalls typischen TAK von 1 × 10–6 K–1 für eine Keatit-Mischkristallglaskeramik
eine TUF von normalerweise 650°C
(= Bulk-TUF, vergl. 1).
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Die
Erfindung soll anhand der Zeichnung näher erläutert werden. Dazu zeigen
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1 den
Zusammenhang zwischen TUF und TAK;
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2a–d Tiefenprofile;
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3 den
Zusammenhang zwischen Aufheizrate und TUF;
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4 den
Zusammenhang zwischen TUF und Kühlrate;
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5 Tiefenprofile
von Li- und Si-Ionen in KMK-Keramik, ermittelt mit SIMS
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6a–c den Zusammenhang
zwischen Farbe und Keramisierung;
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7 ein
Transmissionsspektrum im Infraroten;
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Mit
Hilfe des erfindungsgemäßen Verfahrens
kann die TUF erhöht
werden, was je nach Glaszusammensetzungsbereich zu einer TUF von
bis zu etwa 750°C
führt.
In den 2a bis 2d sind
mit Röntgenfluoreszenzanalyse
ermittelte chemische Gradienten für KMK-Glaskeramiken mit unterschiedlich
hoher TUF dargestellt.
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In 2a ist
der Verteilungskoeffizient (definiert als Verhältnis Konzentration Oberfläche zu Bulk,
Bulk ab einer Tiefe > 150 μm = const.)
im glasigen Zustand über
eine Tiefe von bis zu 160 μm
für Zinkoxid,
Siliziumdioxid und Kaliumoxid dargestellt. In 2b ist
eben dieser Verteilungskoeffizient im vorkeramisierten Zustand,
d. h. in der Hochquarz-Mischkristallphase, gemessen. Im Gegensatz
zum glasigen Zustand, bei dem der Verteilungskoeffizient für alle drei
Komponenten über
die untersuchte Tiefe im wesentlichen konstant gleich 1 ist, ist
im Hochquarz-Mischkristallzustand eine leichte Anreicherung von
Zink und eine Verarmung von Kalium bis in eine Tiefe von ca. 60
bis 80 μm
festzustellen. In 2c ist eine Keatit-Mischkristallglaskeramik
mit einer TUF von 692°C
im Tiefenprofil dargestellt. Eine Anreicherung von Zink und Verarmung
von Kalium läßt sich
bis in eine Tiefe von 50 bis 60 μm
feststellen. Bei einer erfindungsgemäß hergestellten Keatit-Mischkristallglaskeramik
hingegen mit einem TUF von 756°C,
wie in Figur d dargestellt, reicht der Zink- bzw. Kalium-Gradient
bis in eine Tiefe von etwa 100 μm.
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Das
zeigt, daß im
Gegensatz zu herkömmlich
hergestellten Keatit-Mischkristall-Glaskeramiken bei den erfindungsgemäß hergestellten
Glaskeramiken chemische Gradienten induziert und aufrecht erhalten
und weiter ausgeprägt
werden, die über
eine größere Tiefe
reichen und bei gleicher Tiefe außerdem größer als bei herkömmlichen
Keatit-Mischkristall-Glaskeramiken sind. Darauf ist eine signifikante
Steigerung der TUF zurückzuführen. Das
Potential dieser verfahrensbedingten TUF-Erhöhung ist in
3 dargestellt.
In Tabelle 2 wird gezeigt, wie die TUF einer Glaskeramik aus dem
Zusammensetzungsbereich A und aus dem Zusammensetzungsbereich B über die
Heizrate beeinflußt
werden kann.
Glaskeramik
gemäß Zusammensetzungsbereich | Heizrate
2 K/min | Heizrate
22 K/min |
A | TUF
= 500°C | TUF
= 560°C |
B | TUF
= 660°C | TUF
= 740°C |
Tabelle
2: Beispiele für
den Einfluß der
Heizrate auf die TUF von Glaskeramiken aus Tabelle 1.
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Es
hat sich gezeigt, daß es
auch möglich
ist, die Keramisierung zu unterbrechen und mit einer bereits in
HQMK umgewandelten Glaskeramik bei Umwandlung in KMK eine hohe TUF
zu erzielen. Dies wird dadurch erklärt, daß die im HQMK-Zustand eingestellten
Gradienten durch die zwischenzeitliche Abkühlung und Unterbrechung des
Keramisierungsvorganges kaum beeinflußt werden. Dadurch ist es möglich, die
Umwandlung in den HQMK in einem anderen Ofen durchzuführen als
die KMK-Umwandlung. Die KMK-Umwandlung kann also auch bei vorkeramisiertem
Material (Material, in dem schon HQMK als Kristallphase vorhanden
ist) gemäß dem in
Anspruch 1 beschriebenen Verfahren unter Erreichung der hohen TUF
durchgeführt
werden. Um den chemischen Gradienten einzustellen, ist es nötig die
Umwandlung bei hohen Aufheizraten von 10 K/min bis 150 K/min, vorzugsweise
von 15 K/min bis 80 K/min, besonders bevorzugt 20 K/min bis 50 K/min
auf 950°C bis
1250°C mit
Haltezeiten bei der Maximaltemperatur von 0–200 Min, idealerweise kleiner
30 min durchzuführen.
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Es
hat sich ferner gezeigt, daß die
TUF bei vorkeramisierten Material aus dem Zusammensetzungsbereich
B als Ausgangsmaterial etwa bei 726 ± 15°C lag (Keramisierung in unterschiedlichen Öfen), im
Vergleich zu etwa 749 ± 22°C bei Keramisierung
in einem Schritt in ein und demselben Ofen. Die TUF einer Glaskeramik,
die nicht nach dem beschriebenen Verfahren umgewandelt wurde, lag
bei etwa 692°C.
Damit zeigt sich tendenziell der Einfluß der Vorkeramisierung auf
die TUF. Dieser Einfluß ist
dadurch bedingt, daß das
Material schon bis etwa 900°C
erwärmt
wurde und hierdurch der chemische Gradient offensichtlich negativ
beeinflußt
wurde und sich zum Teil ausgeglichen hat. Dennoch ist es möglich, vorkeramisiertes
Material zu verwenden und so eine Steigerung der TUF nach dem beschriebenen
Verfahren zu erreichen.
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Weiterhin
hat es sich als vorteilhaft herausgestellt, wenn auch beim Abkühlen mit
nicht zu niedrigen Temperaturraten gearbeitet wird. Es hat sich
nämlich
herausgestellt, daß die
Kühlrate
mehr als 2 K/min, vorzugsweise mindestens 20 K/min betragen sollte.
Durch schnelle Kühlraten
(> 2 K/min) können die
erwähnten chemischen
Gradienten konserviert werden und ein Ausgleich dieser Gradienten
und damit ein Abbau der Spannungen und der TUF durch Diffusion infolge
zu langsamer Abkühlungsgeschwindigkeit
wird verhindert. Es wird davon ausgegangen, daß dieser Effekt darin begründet ist,
daß bei
einer langsamen Kühlung
auch ein Gradientenausgleich stattfindet. Der Gradient reagiert
dabei aber unempfindlicher und langsamer auf die niedrige Viskosität bei hohen
Temperaturen als dies Spannungen tun würden. Ab einer bestimmten Kühlrate ist eine
maximal mögliche
Konservierung der Gradienten erreicht, daher lassen sich durch extrem
schnelle Kühlraten,
z. B. 50 K/min und höher,
keine weiteren signifikanten TUF-Steigerungen erreichen. Eine an
die jeweilige Zusammensetzung angepaßte Abkühlgeschwindigkeit kann von
einem Fachmann unschwer ermittelt werden.
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In 4 sind
die erreichten TUF für
unterschiedliche Kühlraten
von der Maximaltemperatur auf ca. 400°C dargestellt. Bei einer langsamen
und konstanten Kühlgeschwindigkeit
von 2 K/min erreicht man lediglich eine TUF von 685°C. Kühlt man
mit einer Kühlrate
von im Schnitt 10–20
K/min, erreicht man eine TUF von 749°C. Diese Kühlrate entspricht der Ofenkennlinie
(OKL), sie ist die Kühlrate,
die sich einstellt, wenn der Ofen abgeschaltet wird. Extrem schnelle
Kühlungen
wie z. B. von 60 K/min bringen keinen nennenswerten TUF-Gewinn mehr.
Die Begrenzung nach oben bei den Kühlraten wird eher dadurch bestimmt,
daß die
Kühlung
nicht so schnell sein darf, daß durch
die Kühlung
zusätzlich
schädigende
Spannungen in die Glaskeramik eingebracht werden (vergl. 4).
Die in 4 angegebenen Temperaturen sind die gemessenen
Werte, d. h. die Ist-Werte.
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Die
Herstellung der Hochquarzmischkristallphase erfolgt aus dem Grünglas, d.
h. dem noch nicht kristallisierten Rohglas zunächst mit einer Aufheizrate
bis zur Keimbildung vor der HQMK-Bildung von 10 K/min bis 150 K/min,
insbesondere 15 K/min bis 40 K/min bis zu einer Keimbildungstemperatur
von ca. 650°C
bis 760°C,
bei dieser Temperatur wird die Keimbildung mit Haltezeiten zwischen
0 und 30 min, insbesondere von < 15
min durchgeführt,
anschließend
wird mit einer Aufheizrate bis zur HQMK-Bildung mit 5 K/min bis
30 K/min, insbesondere 10 K/min bis 20 K/min aufgeheizt und dann
die Kristallisation der HQMK-Phase bei einer Temperatur von ca.
760°C bis
900°C und
Haltezeiten von 0 min bis 90 min, vorzugsweise < 30 min, durchgeführt. Dieses Verfahren zur Herstellung
einer Hochquarzmischkristall-Phase ist wohlbekannt und z. B. in
der
US 6,515,263 A ausführlich beschrieben.
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Der
thermische Ausdehnungskoeffizient (TAK) hat einen deutlichen Einfluß auf die
TUF. Er hängt
bei einer gegebenen Glaszusammensetzung ab von den Temperatur/Zeit-Bedingungen,
bei denen die Umwandlung vom HQMK in den KMK durchgeführt wird.
Insbesondere wird der Wert von Alpha durch den Restanteil an HQMK
und/oder Glasphase bestimmt. Das bedeutet je höher die Einbrandtemperatur
ist, umso höher
wird im allgemeinen bei konstanter Glaszusammensetzung der TAK sein.
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Bei
Glaskeramiken aus den Zusammensetzungsklassen A und B kann z. B.
durch Variation der maximalen Einbrandtemperatur zwischen 995°C und 1250°C und 7 min
Haltezeit der zugehörige
Wert des TAK zwischen –0,4 × 10–6/K
und 1,51 × 10–6/K
variiert werden. Bei Tmax = 1020°C
liegt der Alphawert z. B. bei 0,8 × 10–6/K.
Der TAK bezieht sich auf den Temperaturbereich 20–700°C.
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Durch
die Einbrände
in einem Elektroofen wird in dem Material eine weitgehend von Hochquarz-
und Keatit-Mischkristallen freie, 0.1 bis 2.5 μm dicke Oberflächenschicht
ausgebildet, die sich im wesentlichen aus Glasphase zusammensetzt.
Dabei ist in dieser überwiegend
amorphen Oberflächenschicht
der Anteil einer oder mehrerer Substanzen der Gruppe Na2O,
K2O, CaO, SrO, BaO, B-Oxid, F und Läutermittel
gegenüber
der Bulkzusammensetzung deutlich erhöht und Li2O
sowie z. B. MgO, ZnO, NiO, Co-Oxid erniedrigt.
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Die
weitgehend amorphe an Li-Ionen verarmte Oberflächenschicht erhöht die chemische
Beständigkeit
sowohl der HQMK als auch der KMK-Glaskeramik. Je dicker die amorphe
Schicht ist, um so länger
kann die Glaskeramik z. B. dem Angriff aggressiver Gase wie z. B.
SO2 aus der Verbrennung von Gasen oder Flüssigkeiten standhalten.
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Die
Dicke der weitgehend amorphen Schicht von HQMK und KMK Glaskeramiken
kann sowohl durch Einbrandbedingungen als auch durch die Zusammensetzung
des Ausgangsglases beeinflußt
werden, wie das in 5 demonstriert ist. Wie aus
dem durch Sekundärelektronenspektoskopie
(SIMS) ermittelten Tiefenprofil ersichtlich ist, sind im KMK-Zustand
generell deutlich dickere, Li-verarmte Oberflächenschichten (bis zu 3 μm) erreichbar
als im HQMK-Zustand (Dicke üblicherweise < 1 μm). Wenn
die Dicke dieser Schicht eine bestimmte, vom Material abhängige Dicke überschreitet
(z. B. 2 μm
bei HQMK) so kann es zu Rißbildung
nach der Keramisierung kommen.
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Die
Glaskeramik kann durch Zugabe von färbenden Zusätzen, insbesondere von Metalloxiden
eingefärbt
werden. Grundsätzlich
handelt es sich um eine Volumenfärbung
der Glaskeramik. Eingesetzt werden vorzugsweise V, Cr, Mn, Ce, Fe,
Co, Mo, Cu, Ni und/oder Se-Cl-Verbindungen, um die Glaskeramik einzufärben. Z.
B. kann mit Kobalt eine blaue Einfärbung und durch Zugabe von
Vanadium bei Keatit-Mischkristall als Hauptkristallphase ein Grauton
erreicht werden. Ausgehend vom Grundfarbton kann die Farbe der Glaskeramik
durch entsprechende Keramisierungsbedingungen verändert werden.
Durch Temperaturführung
zwischen ca. 950 und 1250°C
sowie Haltezeiten zwischen etwa 0 und 300 min bei einer maximalen
Temperatur kann der Grundton zwischen hell und dunkel variiert werden.
Zusätzlich
können
verbunden mit der Umwandlung in HQMK, KMK oder Zwischenzustände verschiedene
Anmutungen der farbigen oder farblosen Glaskeramiken erreicht werden,
die von einem milchglasartigem Aussehen bis hin zu opaken Zuständen reichen.
Eine Farbvariation kann auch bei niedrigeren Keramisierungstemperaturen,
z. B. 920°C,
erfolgen, jedoch wachsen dann die Prozesszeiten erheblich an.
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In
den 6a bis 6c sind
die gemessenen Farbwerte L, a, b (gemäß dem CIELab-System) für eine Glaskeramik
mit in Aufsicht dunkelgrauem Farbton dargestellt, die als färbende Komponente
zwischen 400 und 1500 ppm V2O5 enthält. Dabei
wird der jeweilige Farbwert gegen die integrale Zeit > 930°C in min × K dargestellt.
Mit höherer
Maximaltemperatur bzw. längerer
Haltezeit nimmt der L-Wert, der den Weiß-Schwarz-Anteil definiert,
zu (6a). Ebenso nimmt mit steigender Maximaltemperatur
bzw. längerer Haltezeit
der a-Wert für
den Rot-Grün-Anteil
(6b) zu. Der b-Wert für den Gelb-Blau-Anteil hingegen
sinkt mit zunehmender Haltezeit bzw. Maximaltemperatur (6c).
Durch gezielte Variation des Keramisierungs-Programms können also
beliebige Nuancierungen des Grundtones eingestellt werden (6c).
Damit lassen sich Glaskeramiken erzeugen, die z. B. farblos, schwarz,
weiß,
grau, beige, blau, gelb, rot, grün
und Mischungen davon besitzen.
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In 7 ist
das Transmissionsspektrum einer erfindungsgemäß hergestellten Glaskeramik
im infraroten Wellenlängenbereich
dargestellt. Bis zu einer Wellenlänge von 2,5 μm zeichnen
sich die erfindungsgemäß hergestellten
KMK-Glaskeramiken durch eine hohe Transmission aus, was zu ihrer
Eignung zur Verwendung als Strahlungs-beheizte Kochplatten beiträgt. Oberhalb
von 2,5 μm
bewirkt das in der Glaskeramik enthaltene „Restwasser" einen Transmissionsabfall.
In einem Bereich von 3,2 bis 4,1 μm
wird wieder eine recht hohe Transmission erreicht.