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Die
vorliegende Erfindung ist auf ein Screeningverfahren zur Detektion
verbesserter Hydantoinrazemasen, neue Hydantoinrazemasen selbst
und deren Verwendung zur Herstellung von N-Carbamoyl-Aminosäuren gerichtet.
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Diese
optisch aktiven Verbindungen sind in der organischen Synthese zur
Herstellung von z.B. bioaktiven Wirkstoffen häufig eingesetzte Verbindungen.
Sie kommen auch in chiralen Auxiliaren z.B. in Form der Aminoalkohole
(Evans-Reagenzien)
vor.
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Die
enzymatische Hydrolyse von 5-substituierten Hydantoinen zu N-Carbamoyl-Aminosäuren und
deren Weiterreaktion zu den entsprechenden enantiomerenangereicherten
Aminosäuren
ist eine Standardmethode in der organischen Chemie ("Enzyme Catalysis
in Organic Synthesis",
Eds.: Drauz, Waldmann, VCH, 1
st and 2
nd Ed.). Die Enantiodifferenzierung kann
dabei entweder auf der Stufe der Hydantoinhydrolyse durch Hydantoinasen
erfolgen oder aber wahlweise bei der Spaltung der N-Carbamoyl-Aminosäuren mittels
enantioselektiver Carbamoylasen. Da die Enzyme nur jeweils eine
optische Antipode der entsprechenden Verbindung umsetzen, wird versucht,
die andere im Gemisch (in-situ) zu razemisieren, um den vollständigen Umsatz
des razemisch leicht herstellbaren Hydantoins in die korrespondierende
enantiomerenangereicherte Aminosäure zu
gewährleisten.
Die Razemisierung kann dabei entweder auf der Stufe der Hydantoine
mittels chemischer (Base, Säure,
erhöhte
Temp.) oder enzymatischer Verfahren erfolgen oder aber auf der Stufe
der N-Carbamoyl-Aminosäuren
mittels z.B. Acetylaminosäurerazemasen
(
DE 10050124 ) vonstatten
gehen. Letztere Variante funktioniert erfolgreich naturgemäß nur bei
Einsatz von enantioselektiven Carbamoylasen. Das nachfolgende Schema
veranschaulicht diesen Sachverhalt.
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Für aromatische
Substrate ist die Geschwindigkeit der chemischen Razemisierung der
Hydantoine, wie in Tabelle 1 gezeigt, ausreichend hoch, um hohe
Raum-Zeit-Ausbeuten für
die Herstellung von Aminosäuren
nach dem Hydantoinaseverfahren zu gewährleisten. Für aliphatische
Hydantoine wie Isobutyl-, Methyl- und Isopropylhydantoin stellt
die Razemisierung jedoch einen erheblichen Engpass bei der Synthese
aliphatischer Aminosäuren
dar.
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Tabelle
1: Razemisierungskonstanten von Hydantoinen bei 40°C, pH 8.5
bestimmt durch Anfangsraten gem. einer Reaktion erster Ordnung (-k
rac = ln ([a]/[a
0])
aus: Hydrolysis and Formation of Hydantoins (Chpt. B 2.4). Syldatk,
C. and Pietzsch, M. In: Enzyme catalysis in organic synthesis (Eds.:
K. Drauz & H.
Waldmann), VCH, 1
st and 2
nd Ed.).
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Dieses
Problem zeigt sich beispielsweise bei der in
EP 759475 beschriebenen Herstellung
von enantiomerenangereichertem tert-Butylhydantoin mittels des Hydantoinaseverfahrens.
Hier wurden zur vollständigen
Umsetzung von 32mM tert.-Butylhydantoin mit 1,5kU R-Hydantoinase 8 Tage
bei pH 8,5 und 4 Tage bei pH 9,5 benötigt. Tatsächlich ist die geringe Raum-Zeit-Ausbeute
durch die nur langsame chemische Razemisierung von tert-Butylhydantoin (k
rac = 0.009h
–1 bei
50°C und
pH 8.5) bedingt.
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Aus
dem Stand der Technik sind Hydantoinrazemasen aus Mikroorganismen
der Gattung Pseudomonas, Mikrobacterium, Agrobacterium und Arthrobacter
bekannt (Lit.:
JP 04271784 ;
EP 1188826 ; Cloning and characterization
of genes from Agrobacterium sp. IP I-671 involved in hydantoin degradation.
Hils, M.; Muench, P.; Altenbuchner, J.; Syldatk, C.; Mattes, R.
Applied Microbiology and Biotechnology (2001), 57(5–6), 680–688; A
new razemase for 5-monosubstituted hydantoins. Pietzsch, Markus; Syldatk,
Christoph; Wagner, Fritz. Ann. N. Y. Acad. Sci. (1992) , 672 (Enzyme
Engineering XI), 478–83
. Lickefett, Holger; Krohn, Karsten; Koenig, Wilfried A.; Gehrcke,
Barbel; Syldatk, Christoph. Tetrahedron: Asymmetry (1993), 4(6),
1129–35;
Purification and characterization of the hydantoin razemase of Pseudomonas
sp. strain NS671 expressed in Escherichia coli. Watabe, Ken; Ishikawa,
Takahiro; Mukohara, Yukuo; Nakamura, Hiroaki. J. Bacteriol. (1992),
174(24), 7989–95).
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Von
den Hydantoinrazemasen aus Arthrobacter aurescens DSM 3745, Pseudomonas
sp. NS671 und Microbacterium liquefaciens ist bekannt, dass diese
Enzyme aliphatische Hydantoine wie beispielsweise Isopropylhydantoin
oder Isobutylhydantoin nur schwach razemisieren. Darüber hinaus
weiß man,
dass die Hydantoinrazemasen aus Arthrobacter aurescens DSM 3747
aromatische Hydantoine wie Indolylmethylhydantoin oder Benzylhydantoin
bevorzugt, wohingegen aliphatische Hydantoine wie Methylthioethylhydantoin
vergleichsweise schwach oder im Fall von Isopropylhydantoin überhaupt
nicht umgesetzt werden (A new razemase for 5-monosubstituted hydantoins.
Pietzsch, Markus; Syldatk, Christoph; Wagner, Fritz. Ann. N. Y.
Acad. Sci. (1992), 672(Enzyme Engineering XI), 478–83.).
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Die
niedrige Aktivität
von Hydantoinrazemasen begrenzt daher häufig das wirtschaftliche Potential
dieser Route.
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Um
in geeigneter Zeit möglichst
viele Hydantoinrazemasen auf ihr Potential zur Razemisierung von aliphatischen
Hydantoine prüfen
zu können,
lag die Aufgabe der vorliegenden Erfindung unter anderem in der Angabe
eines geeigneten Screeningverfahrens für Hydantoinrazemasen. Darüber hinaus
sollte das erfindungsgemäße Screeningverfahren
als Bestandteil für
ein Mutagenseverfahren zur Gewinnung neuer und verbesserter Hydantoinrazemasen
einsetzbar sein. Ebenfalls Aufgabe der vorliegenden Erfidnung war
die Angabe neuer Hydantoinrazemasen, die den Hydantoinrazemasen
des Standes der Technik zumindest in Selektivität und/oder Aktivität und/oder
Stabilität überlegen
sind.
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Diese
Aufgabe wird anspruchsgemäß gelöst. Anspruch
1 bezieht sich auf ein Screeningverfahren für Hydantoinrazemasen. Unteransprüche 2 bis
4 zeigen vorteilhafte Ausführungsformen
des Screeningverfahrens auf. Anspruch 5 beschäftigt sich mit einem Mutageneseverfahren
zur Herstellung neuer Hydantoinrazemasen unter Anwendung des erfindungsgemäßen Screeningverfahrens.
Ansprüche
6 bis 11 beziehen sich auf neue Hydantoinrazemasen sowie die sie
codierenden Nukleinsäuresequenzen
und deren Verwendung. Ansprüche
12 bis 14 richten sich auf Vehikel, welche die erfindungsgemäßen Hydantoinrazemasen
aufweisen, bzw. spezielle Primer für deren Herstellung.
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Dadurch,
dass man ein Screeningverfahren für Hydantoinrazemasen angibt,
bei dem man
- a) eine enantioselektive Hydantoinase
und
- b) die zu prüfende
Hydantoinrazemase, welche eine verglichen mit der Hydantoinase unter
a) langsamere Umsetzungsrate aufweist, auf
- c) ein chirales Hydantoin einwirken lässt, welches in zur Selektivität der Hydantoinase
entgegengesetzter enantiomerenangereicherter Form eingesetzt wird,
und
- d) die resultierende N-Carbamoyl-Aminosäure oder die freigesetzten
Protonen zeitabhängig
detektiert, gelangt
man überraschend einfach und dennoch
vorteilhaft zu einer Möglichkeit,
viele Hydantoinrazemasen in kurzer Zeit auf ihre Fähigkeit
hin zu überprüfen, in
verbesserter Weise Hydantoine razemisieren zu können.
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Durch
Einsatz eines L-Enantiomers eines 5'-monosubstituierten
Hydantoins und Verwendung einer D-selektiven Hydantoinase, welche aufgrund
ihrer Enantioselektivität
bevorzugt dass entstehende D-Enantiomer des Hydantoins schnell hydrolysiert,
kann durch die Bildung der N-Carbamoyl-D-Aminosäure oder freiwerdende Protonen
die Razemisierungsgeschwindigkeit und damit die Aktivität der Hydantoinrazemase
auf einfache Weise gemessen werden. Die Quantifizierung der N-Carbamoyl-Aminosäure kann
dabei durch dem Fachmann bekannte Methoden wie beispielsweise HPLC
oder colorimetrische Methoden erfolgen. Die Quantifizierung über Protonen
kann auf einfache Weise über
pH Indikatoren, bevorzugt Cresol Rot, erfolgen. Es sei darauf hingewiessen,
dass in dem Verfahren sowohl D- als auch L-Enantiomere von Hydantoinen
mit unterschiedlichen ggf. aliphatischen 5'-Substituenten
eingesetzt werden können.
Beim Einsatz der D-Hydantoine
sind dementsprechenden L-selektive Hydantoinasen im Screeningverfahren
einzusetzen.
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Im
erfindungsgemäßen Verfahren
eingesetzt werden vorteilhaft aliphatische in 5'-Stellung substituierte Hydantoine.
Unter aliphatisch substituierten Hydantoinen wird in diesem Zusammenhang
ein System verstanden, welches in 5'-Stellung an dem Hydantoinheterozyklus
einen Rest aufweist, der über
ein C-Atom mit sp3-Hybridisierung an den
Heterozyklus gebunden ist. Bevorzugte 5'-Substituenten sind dabei Methyl, Ethyl, Butyl,
Propyl, tertiär-Butyl,
Isopropyl und Isobutyl. Ganz besonders bevorzugt ist Ethyl-Hydantoin.
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Als
Hydantoinasen können
sämtliche
in der Literatur bekannten Hydantoinasen eingesetzt werden, welche
das über
die Hydantoinrazemase gebildete Enantiomer des Hydantoins enantioselektiv
hydrolysieren, wobei diese Hydrolyse schneller als die Razemisierungsgeschwindigkeit
sein muss. Bevorzugte Hydantoinasen sind dabei die kommerziellen
Hydantoinasen 1 & 2
von Roche, die Hydantoinasen der Gattungen Agrobacterium, Arthrobacter,
Bacillus, Pseudomonas, Flavobacterium, Pasteurella, Microbacterium,
Vigna, Ochrobactrum, Methanococcus, Burkholderia und Streptomyces.(Hils,
M.; Muench, P.; Altenbuchner, J.; Syldatk, C.; Mattes, R. Cloning
and characterization of genes from Agrobacterium sp. IP I-671 involved
in hydantoin degradation. Applied Microbiology and Biotechnology
(2001), 57(5–6),
680–688.Soong,
C.-L.; Ogawa, J.; Shimizu, S. Cyclic ureide and imide metabolism
in microorganisms producing a D-hydantoinase useful for D-amino acid production.
Journal of Molecular Catalysis B: Enzymatic (2001), 12(1–6), 61–70. Wiese,
Anja; Wilms, Burkhard; Syldatk, Christoph; Mattes, Ralf; Altenbuchner,
Josef. Cloning, nucleotide sequence and expression of a hydantoinase
and carbamoylase gene from Arthrobacter aurescens DSM 3745 in Escherichia
coli and comparison with the corresponding genes from Arthrobacter
aurescens DSM 3747. Applied Microbiology and Biotechnology (2001),
55(6), 750–757.
Yin, Bang-Ding; Chen, Yi-Chuan; Lin, Sung-Chyr; Hsu, Wen-Hwei. Production of D-amino
acid precursors with permeabilized recombinant Escherichia coli
with D-hydantoinase
activity. Process Biochemistry (Oxford) (2000), 35(9), 915–921. Park,
Joo-Ho; Kim, Geun-Joong; Lee, Seung-Goo; Lee, Dong-Cheol; Kim, Hak-Sung.
Purification and characterization of thermostable D-hydantoinase from
Bacillus thermocatenulatus GH-2. Applied Biochemistry and Biotechnology
(1999), 81(1), 53–65;
Pozo, C.; Rodelas, B.; de la Escalera, S.; Gonzalez-Lopez, J. D,L-Hydantoinase
activity of an Ochrobactrum anthropi strain. Journal of Applied
Microbiology (2002), 92(6), 1028–1034; Chung, Ji Hyung; Back,
Jung Ho; Lim, Jae-Hwan; Park, Young In; Han, Ye Sun. Thermostable
hydantoinase from a hyperthermophilic archaeon, Methanococcus jannaschii.
Enzyme and Microbial Technology (2002), 30(7), 867–874; Xu,
Zhen; Jiang, Weihong; Jiao, Ruishen; Yang, Yunliu. Cloning, sequencing
and high expression in Escherichia coli of D-hydantoinase gene from Burkholderia
pickettii. Shengwu Gongcheng Xuebao (2002), 18(2), 149–154; Las
Heras-Vazquez, Francisco Javier; Martinez-Rodriguez, Sergio; Mingorance-Cazorla,
Lydia; Clemente-Jimenez,
Josefa Maria; Rodriguez-Vico, Felipe.
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Overexpression
and characterization of hydantoin racemase from Agrobacterium tumefaciens
C58. Biochemical and Biophysical Research Communications (2003),
303(2), 541–547;
DE 3535987 ;
EP 1275723 ;
US 6087136 ; WO 0281626;
US 2002045238 ;
DE 4328829 ; WO 9400577; WO 9321336;
JP 04325093 ;
NL 9001680 ;
JP 2003024074 ; WO 0272841; WO 0119982;
WO 9620275).
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Ganz
besonders bevorzugt ist die Verwendung der Hydantoinase aus Arthrobacter
crystallopoietes, insbesondere der aus DSM 20117.
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Wie
schon angedeutet sollte die Umsetzungsgeschwindigkeit der Hydantoinase
die der Razemase übertreffen.
Vorzugsweise liegt das Verhältnis
der Geschwindigkeitskonstanten der Hydantoinase zur Hydantoinrazemase
(kHyd/kRaz) bei > 2, besonders bevorzugt
bei > 10 und ganz
besonders bevorzugt bei > 50.
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Gegenstand
der Erfindung ist ebenfalls ein Verfahren zur Herstellung von verbesserten
Hydantoinrazemasen, welches sich dadurch auszeichnet, dass man
- a) die Nukleinsäuresequenz codierend für die Hydantoinrazemase
einer Mutagenese unterwirft,
- b) die aus a) erhältlichen
Nukleinsäuresequenzen
in einen geeigneten Vektor kloniert und diesen in ein geeignetes
Expressionsystem transferiert und
- c) die gebildeten Hydantoinrazemasen mit verbesserter
-
Aktivität und/oder
Selektivität
und/oder Stabilität
mittels eines erfindungsgemäßen Screeningverfahrens
detektiert und isoliert.
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Als
Ausgangsgene für
die Mutagenese der Hydantoinrazemasen können sämtliche bekannten und in der
angeführten
Literatur erwähnten
Hydantoinrazemasegene dienen. Bevorzugt sind dabei die Hydantoinrazemasegene
von Arthobacter, Pseudomonas, Agrobacterium und Micrococcus (Wiese
A; Pietzsch M; Syldatk C; Mattes R; Altenbuchner J Hydantoin racemase
from Arthrobacter aurescens DSM 3747: heterologous expression, purification
and characterization. JOURNAL OF BIOTECHNOLOGY (2000 Jul 14), 80(3),
217–30; Watabe
K; Ishikawa T; Mukohara Y; Nakamura H Purification and characterization
of the hydantoin racemase of Pseudomonas sp. strain NS671 expressed
in Escherichia coli. JOURNAL OF BACTERIOLOGY (1992 Dec), 174(24),
7989–95;
Las Heras-Vazquez,
Francisco Javier; Martinez-Rodriguez, Sergio; Mingorance-Cazorla, Lydia;
Clemente-Jimenez, Josefa Maria; Rodriguez-Vico, Felipe. Overexpression
and characterization of hydantoin racemase from Agrobacterium tumefaciens
C58. Biochemical and Biophysical Research Communications (2003),
303(2), 541–547;
EP 1188826 ). Ganz besonders
bevorzugt ist das Hydantoinrazemasegen aus Arthrobacter aurescens
welches für
die Proteinsequenz in Seq.ID.Nr. 2 codiert.
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Zur
Mutagenese der Hydantoinrazemase können sämtliche in der Literatur bekannten
Methoden wie beispielsweise Zufallsmutagenese, Sättigungsmutagenes, Kassetten-Mutagenese oder Rekombinationsmethoden
verwendet werden (May, Oliver; Voigt, Christopher A.; Arnold, Frances
H. Enzyme engineering by directed evolution. Enzyme Catalysis in
Organic Synthesis (2nd Edition) (2002), 1 95–138; Bio/Technology 1991, 9,
1073–1077;
Horwitz, M. und Loeb, L., Promoters Selected From Random DNA-Sequences,
Proc Natl Acad Sci USA 83, 1986, 7405–7409; Dube, D. und L. Loeb,
Mutants Generated By The Insertion Of Random Oligonucleotides Into
The Active-Site Of The Beta-Lactamase Gene, Biochemistry 1989, 28,
5703–5707;
Stemmer, P.C., Rapid evolution of a protein in vitro by DNA shuffling,
Nature 1994, 370, 389–391
und Stemmer, P.C., DNA shuffling by random fragmentation and reassembly:
In vitro recombination for molecular evolution. Proc Natl Acad Sci
USA 91, 1994, 10747–10751).
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Die
Klonierung und Expression kann wie in der weiter unten angegebenen
Literatur durchgeführt
werden. Das Verfahren kann mehrmals hintereinander ggf. mit wechselnden
Mutagenesestrategien durchgeführt werden.
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Gegenstand
der Erfindung sind ebenfalls rec-Polypeptide oder die diese codierende
Nukleinsäuresequenzen,
welche nach dem eben genannten Mutageneseverfahren erhältlich sind.
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Ebenso
ein Aspekt der Erfindung ist die Verwendung der so hergestellten
Polypeptide zur Herstellung von chiralen enantiomerenangereicherten
N-Carbamoyl-Aminosäuren
oder Aminosäuren.
Die erfindungsgemäß hergestellten
Nukleinsäuresequenzen
können
zur Herstellung von Ganzzellkatalysatoren dienen.
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Einen
Teil der vorliegenden Erfindung bilden auch Hydantoinrazemasen,
welche in Position 79 einen Aminosäureaustausch mit einer Aminosäure ausgewählt aus
der Gruppe bestehend aus A, R, N, D, C, Q, E, H, I, L, K, M, F,
P, S, T, Y oder V aufweisen. Interessant ist, dass die Aminosäuren, welche
diese Position umgeben, für
viele Hydantoinrazemasen vollständig
konserviert sind. Die Konsensussequenz lautet: FX1DX2GL (Seq.ID.Nr. 1), wobei X2 P
oder T darstellt und X1 W oder G darstellt.
Bevorzugte Mutanten weisen daher die oben genannte Konsensussequenz
auf, wobei X1 vorzugsweise eine Aminosäure ausgewählt aus
der Gruppe bestehend aus A, R, N, D, C, Q, E, H, I, L, K, M, F,
P, S, T, Y oder V darstellt. X1 entspricht
dabei der Position 79. Bevorzugte Mutanten sind in Tabelle 2 dargestellt.
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Weitere äußerst vorteilhafte
Kombinationen von X1 und X2 Hydantoinrazemasen
sind in folgender Tabelle 3 aufgeführt.
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Tabelle
3: Vorteilhafte Kombinationen von X
1 und
X
2 in dem Konsensusmotiv FX
1DX
2GL
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Von
besonderem Vorteil ist es, wenn die Hydantoinrazemasen die oben
angegebene Konsensusregion und zusätzlich eine Homologie von > 40% zur Hydantoinrazemase
aus DSM 20117 aufweisen.
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Weiterhin
Gegenstand der Erfindung sind isolierte Nukleinsäuresequenzen codierend für eine Hydantoinrazemase
ausgewählt
aus der Gruppe:
- a) einer Nukleinsäuresequenz
codierend für
eine erfindungsgemäße Hydantoinrazemase,
- b) einer Nukleinsäuresequenz,
die unter stringenten Bedingungen mit der Nukleinsäuresequenz
codierend für eine
erfindungsgemäße Hydantoinrazemase
oder der dazu komplementären
Sequenz hybridisiert,
- c) einer Nukleinsäuresequenz
gemäß den Seq.ID.Nr.
3, 5, 7 oder 9 oder solchen mit einer Homologie von > 80% zu diesen,
- d) einer Nukleinsäuresequenz
aufweisend 15 aufeinanderfolgende Nukleotide der Sequenzen Seq.ID.Nr. 3,
5, 7 oder 9.
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In
Bezug auf Punkt d) ist es bevorzugt, wenn die erfindungsgemäße Nukleinsäuresequenz
20, mehr bevorzugt 25, weiter bevorzugt 30, 31, 32, 33, 34 und äußerst bevorzugt
mehr als 34 identische konsekutive Nukleinsäuren der Sequenzen Seq.ID.Nr.
3, 5, 7 oder 9 aufweist.
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Wie
gesagt sind von der Erfindung auch Nukleinsäuresequenzen mitumfasst, welche
unter stringenten Bedingungen mit den erfindungsgemäßen einzelsträngigen Nukleinsäuresequenzen
oder deren komplementären
einzelsträngigen
Nukleinsäuresequenzen
hybridisieren (b) oder solche, die sich in Sequenzabschnitten gleichen
(d). Als solche sind z.B. spezielle Gensonden oder die für eine PCR
notwendigen Primer anzusehen.
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Eine
Kopplung von Hydantoinrazemase und Hydantoinase und ggf. Carbamoylase
kann dabei durch Zusammengeben der freien bzw. immobilisierten Enzyme
erfolgen. Bevorzugt ist jedoch, wenn die Hydantoinase gemeinsam
mit der Hydantoinrazemase und/oder der Carbamoylase in der selben
Zelle exprimiert wird (Ganzzellkatalysator).
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Die
erfindungsgemäßen Nukleinsäuresequenzen
können
daher als Bestandteil eines Gens in analoger Weise wie in
DE 10234764 und dort zitierter
Literatur in einen Ganzzellkatalysator kloniert werden.
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Sofern
dieser dann auch Gene für
eine Hydantoinase und/oder Carbamoylase aufweist, ist er im Stande
racemische Hydantoine zur Gänze
in enantiomerenangereicherte Aminosäuren umzuwandeln. Ohne ein kloniertes Carbamoylasegen
stoppt die Reaktion auf der Stufe der N-Carbamoyl-Aminosäuren.
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Vorzugsweise
wird ein Organismus wie in der
DE
10155928 genannt als Wirtsorganismus eingesetzt. Der Vorteil
eines derartigen Organismus ist die gleichzeitige Expression aller
beteiligten Enzyme, womit nur noch ein rec-Organismus für die Gesamtreaktion
angezogen werden muss.
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Um
die Expression der Enzyme im Hinblick auf ihre Umsetzungsgeschwindigkeiten
abzustimmen, können
die entsprechenden codierenden Nukleinsäuresequenzen in unterschiedliche
Plasmide mit unterschiedlichen Kopienzahlen kloniert und/oder unterschiedlich
starke Promotoren für
eine unterschiedlich starke Expression der Nukleinsäuresequenzen
verwendet werden. Bei derart abgestimmten Enzymsystemen tritt vorteilhafterweise
eine Akkumulation einer ggf. inhibierend wirkenden Zwischenverbindung
nicht auf und die betrachtete Reaktion kann in einer optimalen Gesamtgeschwindigkeit
ablaufen. Dies ist dem Fachmann jedoch hinlänglich bekannt (Gellissen,
G.; Piontek, M.; Dahlems, U.; Jenzelewski, V.; Gavagan, J. W.; DiCosimo,
R.; Anton, D. L.; Janowicz, Z. A. (1996), Recombinant Hansenula
polymorpha as a biocatalyst. Coexpression of the spinach glycolate
oxidase (GO) and the S. cerevisiae catalase T (CTT1) gene, Appl.
Microbiol. Biotechnol. 46, 46–54;
Farwick, M.; London, M.; Dohmen, J.; Dahlems, U.; Gellissen, G.;
Strasser, A. W.;
DE 19920712 ). Die
Herstellung eines derartigen Ganzzellkatalysators ist dem Fachmann
hinlänglich
bekannt (Sambrook, J.; Fritsch, E. F. und Maniatis, T. (1989), Molecular
cloning: a laboratory manual, 2
nd ed., Cold
Spring Harbor Laboratory Press, New York; Balbas, P. und Bolivar,
F. (1990), Design and construction of expression plasmid vectors
in E.coli, Methods Enzymol. 185, 14–37; Rodriguez, R.L. und Denhardt,
D. T (eds) (1988), Vectors: a survey of molecular cloning vectors
and their uses, 205–225,
Butterworth, Stoneham).
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In
einer nächsten
Ausgestaltung bezieht sich die Erfindung auf Plasmide oder Vektoren
aufweisend eine oder mehrere der erfindungsgemäßen Nukleinsäuresequenzen.
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Als
Plasmide oder Vektoren kommen im Prinzip alle dem Fachmann für diesen
Zweck zur Verfügung stehenden
Ausführungsformen
in Frage. Derartige Plasmide und Vektoren können z. B. von Studier und
Mitarbeiter (Studier, W. F.; Rosenberg A. H.; Dunn J. J.; Dubendroff
J. W.; (1990), Use of the T7 RNA polymerase to direct expression
of cloned genes, Methods Enzymol. 185, 61–89) oder den Broschüren der
Firmen Novagen, Promega, New England Biolabs, Clontech oder Gibco
BRL entnommen werden. weiter bevorzugte Plasmide und Vektoren können gefunden
werden in: Glover, D. M. (1985), DNA cloning: a practical approach,
Vol. I–III,
IRL Press Ltd., Oxford; Rodriguez, R.L. und Denhardt, D. T (eds)
(1988), Vectors: a survey of molecular cloning vectors and their
uses, 179–204,
Butterworth, Stoneham; Goeddel, D. V. (1990), Systems for heterologous
gene expression, Methods Enzymol. 185, 3–7; Sambrook, J.; Fritsch,
E. F. und Maniatis, T. (1989), Molecular cloning: a laboratory manual,
2nd ed., Cold Spring Harbor Laboratory Press,
New York.
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Plasmide,
mit denen das die erfindungsgemäße Nukleinsäure aufweisende
Genkonstrukt in ganz bevorzugter Weise in den Wirtsorganismus kloniert
werden kann, sind Derivate von pUC18 und pUC19 (Roche Biochemicals),
pKK-177-3H (Roche Biochemicals), pBTac2 (Roche Biochemicals), pKK223-3
(Amersham Pharmacia Biotech), pKK-233-3 (Stratagene) oder pET (Novagen).
Weiterebevorzugte Plasmide sind pBR322 (DSM3879), pACYC184 (DSM4439)
und pSC101 (DSM6202), welche von der DSMZ-Deutsche Sammlung von
Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH, Braunschweig, Germany bezogen
werden können.
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Als
bevorzugt anzusehende Plasmide Gleichfalls ist die Erfindung auf
Mikroorganismen aufweisend eine oder mehrere erfindungsgemäße Nukleinsäuresequenzen
gerichtet.
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Der
Mikroorganismus, in den die die erfindungsgemäßen Nukleinsäuresequenzen
enthaltenen Plasmide kloniert werden, dient zur Vermehrung und Gewinnung
einer ausreichenden Menge des rekombinanten Enzyms. Die Verfahren
hierfür
sind dem Fachmann wohlbekannt (Sambrook, J.; Fritsch, E. F. und
Maniatis, T. (1989), Molecular cloning: a laboratory manual, 2nd ed., Cold Spring Harbor Laboratory Press,
New York). Als Mikroorganismen können
im Prinzip alle dem Fachmann für
diesen Zweck in Frage kommenden Organismen wie z.B. Hefen wie Hansenula
polymorpha, Pichia sp., Saccharomyces cerevisiae, Prokaryonten,
wie E. coli, Bacillus subtilis oder Eukaryonten, wie Säugerzellen,
Insektenzellen herangezogen werden. Vorzugsweise sind E. coli-Stämme für diesen
Zweck zu benutzen. Ganz besonders bevorzugt sind: E. coli XLl Blue,
W3110, DSM14459 (PCT/US00/08159), NM 522, JM101, JM109, JM105, RR1,
DH5α, TOP
10– oder
HB101. Plasmide, mit denen das die erfindungsgemäße Nukleinsäure aufweisende Genkonstrukt
vorzugsweise in den Wirtsorganismus kloniert wird, sind weiter oben
angegeben.
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Ein
folgender Aspekt der Erfindung richtet sich auf Primer zur Herstellung
der erfindungsgemäßen Gensequenzen
mittels aller Arten von PCR. Mitumfasst sind die Sense- und Antisense-Primer
codierend für die
entsprechenden Aminosäuresequenzen,
bzw. komplementären
DNA-Sequenzen. Geeignete Primer können prinzipiell nach dem Fachmann
bekannten Verfahren gewonnen werden. Das Auffinden der erfindungsgemäßen Primer
erfolgt durch Vergleich mit bekannten DNA-Sequenzen oder durch Übersetzung
der ins Auge gefaßten
Aminosäuresequenzen
in das bevorzugte Codon des betrachteten Organismus (z.B. für Streptomyces:
Wright F. und Bibb M. J. (1992), Codon usage in the G+C-rich Streptomyces
genome, Gene 113, 55–65). Gemeinsamkeiten
in der Aminosäuresequenz
von Proteinen von sogenannten Superfamilien sind hierfür ebenfalls
von Nutzen (Firestine, S. M.; Nixon, A. E.; Benkovic, S. J. (1996),
Threading your way to protein function, Chem. Biol. 3, 779–783). Weitere Informationen
diesbezüglich
können
gefunden werden in Gait, M. J. (1984), Oligonucleotide synthesis:
a practical approach, IRL Press Ltd., Oxford; Innis, M. A.; Gelfound,
D. H.; Sninsky, J. J. und White, T.J. (1990), PCR Protocols: A guide
to methods and applications, Academic Press Inc., San Diego.
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Bevorzugte
Primer sind die der Seq.ID.Nr. 11 und 12.
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Für die Anwendung
können
die betrachteten Enzyme (Hydantoinrazemase, Hydantoinasen und/oder Carbamoylasen)
wie schon angedeutet in freier Form als homogen aufgereinigte Verbindungen
oder als rekombinant (rec-) hergestelltes Enzym verwendet werden.
Weiterhin können
die Enzyme auch als Bestandteil eines intakten Gastorganismus eingesetzt
werden oder in Verbindung mit der aufgeschlossenen und beliebig hoch
auf gereinigten Zellmasse des Wirtsorganismus.
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Möglich ist
ebenfalls die Verwendung der Enzyme in immobilisierter Form (Sharma
B. P.; Bailey L. F. und Messing R. A. (1982), Immobilisierte Biomaterialiern – Techniken
und Anwendungen, Angew. Chem. 94, 836–852). Vorteilhafterweise erfolgt
die Immobilisierung durch Lyophilisation (Paradkar, V. M.; Dordick,
J. S. (1994), Aqueous-Like Activity of α-Chymotrypsin Dissolved in Nearly
Anhydrous Organic Solvents, J. Am. Chem. Soc. 116, 5009–5010; Mori,
T.; Okahata, Y. (1997), A variety of lipicoated glycoside hydrolases
as effective glycosyl transfer catalysts in homogeneous organic
solvents, Tetrahedron Lett. 38, 1971–1974; Otamiri, M.; Adlercreutz,
P.; Matthiasson, B. (1992), Complex formation between chymotrypsin
and ethyl cellulose as a means to solbilize the enzyme in active
form in toluene, Biocatalysis 6, 291–305). Ganz besonders bevorzugt ist
die Lyophilisation in Gegenwart von oberflächenaktiven Substanzen, wie
Aerosol OT oder Polyvinylpyrrolidon oder Polyethylenglycol (PEG)
oder Brij 52 (Diethylenglycol-mono-cetylether) (Kamiya, N.; Okazaki,
S.-Y.; Goto, M. (1997), Surfactant-horseradish peroxidase complex
catalytically active in anhydrous benzene, Biotechnol. Tech. 11,
375–378).
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Äußerst bevorzugt
ist die Immobilisierung an Eupergit®, insbesondere
Eupergit C® und
Eupergit 250L® (Röhm) (Eupergit.RTM.
C, a carrier for immobilization of enzymes of industrial potential.
Katchalski-Katzir, E.; Kraemer, D. M. Journal of Molecular Catalysis
B: Enzymatic (2000), 10(1–3),
157–176.)
-
Gleichfalls
bevorzugt ist die Immobilisierung an Ni-NTA in Kombination mit dem
His-Tag (Hexa-Histidin) ergänzten
Polypeptid (Purification of proteins using polyhistidine affinity
tags. Bornhorst, Joshua A.; Falke, Joseph J. Methods in Enzymology
(2000), 326, 245–254).
Die Verwendung als CLECs ist ebenfalls denkbar (St. Clair, N.; Wang,
Y.-F.; Margolin,
A. L. (2000), Cofactor-bound cross-linked enzyme crystals (CLEC)
of alcohol dehydrogenase, Angew. Chem. Int. Ed. 39, 380–383).
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Durch
diese Maßnahmen
kann es gelingen aus Polypeptiden, welche durch organische Solventien
instabil werden, solche zu generieren, die in Gemischen von wässrigen
und organischen Lösungsmitteln
bzw. ganz in Organik stabil sind und arbeiten können.
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Ganzzellkatalysatoren
werden im Allgemeinen in Form freier oder immobilisierter Zellen
eingesetzt. Hierzu wird die aktive Zellmasse in einer hydantoinhaltigen
Lösung
resuspendiert. Die Zellkonzentration beträgt dabei zwischen 1–100g/l.
Die Konzentration des Hydantoins liegt zwischen 0,1 und 2 molar.
Als Lösungsmittel
wird bevorzugt H2O verwendet, wobei jedoch auch Mischungen von organischen
Lösungsmitteln
und H2O einsetzbar sind. Der pH-Wert wird
entweder nicht geregelt oder mittels gängiger Puffer bzw. durch kontinuierliche
pH-Statisierung zwischen pH6 und pH10 konstant gehalten. Die Reaktionstemperatur
liegt typischerweise zwischen 20°c
und 90°C.
In Abhängigkeit
der verwendeten Hydantoinase werden zweiwertige Metall-Ionen in
Konzentrationen von 0,1–5mM
hinzugesetzt. Bevorzugte Metallionen sind dabei Mn2+,
Zn2+ oder Co2+.
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In
Bezug auf den Einsatz der einzelnen Enzyme kann in äquvalenter
Art und Weise verfahren werden.
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Die
durch den Einsatz der erfindungsgemäßen Hydantoinrazemasen in wie
z.B. oben beschriebener Weise hergestellten Produkte werden nach
gängigen
Verfahren aufgearbeitet. Vorteilhaft ist jedoch die Aufarbeitung
durch Ionenaustauschchromatographie. Hierdurch wird das Produkt
vom bei der Reaktion entstehenden Salzen befreit. Das Eluat wird
ggf. mit Aktivkohle geklärt
und die entstandene enantiomerenangereicherte Aminosäure oder
N-Carbamoyl-Aminosäure durch
Einengung des Lösungsmittels
ausgefällt
und getrocknet.
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Die
Kopplung einer enzymatischen Razemisierung mit einer enantioselektiven
Hydrolyse zum Screenen von Hydantoinrazemaseaktivitäten wurde
bisher nicht zur Erzeugung verbesserter Hydantoinrazemasen angewendet.
Für eine
besonders erfolgreiche Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens
sollten mehrere Vorraussetzungen erfüllt sein:
- 1.
Die chemische Razemisierungsgeschwindigkeit des im Screening verwendeten
enantiomerenreinen Hydantoins muss sehr viel kleiner sein, als die
Geschwindigkeit der enzymatisch katalysierten Reaktion.
- 2. Die enantioselektive enzymatische Hydrolyse mittels der Hydantoinase
muss sehr viel schneller erfolgen als die enzymatische Razemisierung
des Hydantoins.
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Für aliphatisch
substituierte Hydantoine ist, durch deren langsame chemische Razemisierung
bedingt, Punkt 1 gegeben. Punkt 2 kann durch eine gezielte Auswahl
von geeigneten Hydantoinasen (s. weiter vorne) erfüllt werden.
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Mit
den Aussagen des Standes der Technik wird die vorliegende Erfidnung
nicht nahegelegt, da diesem keinerlei Hinweise auf die weiter oben
genannten Voraussetzungen zu entnehmen sind.
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Sämtliche
der gezeigten Mutanten weisen an der Aminosäureposition 79 eine Mutation
auf, was die Bedeutung dieser Position für die Enzymfunktion erstmalig
aufzeigt. Interessant ist, dass die Aminosäuren, welche diese Position
umgeben, für
sämtliche
bekannten Hydantoinrazemasen vollständig konserviert sind. Hieraus
ergibt sich, dass für
andere Hydantoinrazemasen welche das oben beschriebene Sequenzmotif
enthalten und eine hohe Homologie (> 40% Sequenzidentität) aufweisen durch ortsspezifische
Mutagenese an Pos. 79 verbesserte Enzymvarianten erzeugt werden
können,
was bisher aus dem Stand der Technik nicht herleitbar war.
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Unter
optisch angereicherten (enantiomerenangereicherten, enantiomer angereicherten)
Verbindungen wird im Rahmen der Erfindung das Vorliegen einer optischen
Antipode im Gemisch mit der anderen in > 50 mol-% verstanden.
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Unter
dem Begriff Nukleinsäuresequenzen
werden alle Arten von einzelsträngiger
oder doppelsträngiger
DNA als auch RNA. oder Gemische derselben subsumiert.
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Die
Verbesserung der Aktivität
und/oder Selektivität
und/oder Stabilität
bedeutet erfindungsgemäß, dass
die Polypeptide aktiver und/oder selektiver bzw. weniger selektiv
oder unter den verwendeten Reaktionsbedingungen stabiler sind. Während die
Aktivität
und die Stabilität
der Enzyme für
die technische Anwendung naturgemäß möglichst hoch sein sollte, ist
in Bezug auf die Selektivität
dann von einer Verbesserung die Rede, wenn entweder die Substratselektivität abnimmt,
die Enantioselektivität
der Enzyme jedoch gesteigert ist.
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Von
den beanspruchten Polypetiden und den Nukleinsäuresequenzen werden erfindungsgemäß auch solche
Sequenzen umfaßt,
die eine Homologie (exclusive der natürlichen Degeneration) größer als
70% (in Bezug auf die Nukleinsäuresequenz)
bzw. > 40% oder 80%
(in Bezug auf die Polypetide), bevorzugt größer als 90%, 91%, 92%, 93%
oder 94%, mehr bevorzugt größer als
95% oder 96% und besonders bevorzugt größer als 97%, 98% oder 99% zu
einer dieser Sequenzen aufweisen, sofern die Wirkungsweise bzw.
Zweck einer solchen Sequenz erhalten bleibt. Der Ausdruck "Homologie" (oder Identität) wie hierin
verwendet, kann durch die Gleichung H (%) = [1 – V/X] × 100 definiert werden, worin
H Homologie bedeutet, X die Gesamtzahl an Nukleobasen/Aminosäuren der
Vergleichssequenz ist und V die Anzahl an unterschiedlichen Nukleobasen/Aminosäuren der
zu betrachtenden Sequenz bezogen auf die Vergleichssequenz ist.
Auf jeden Fall sind mit dem Begriff Nukleinsäuresequnezen, welche für Polypeptide
codieren, alle Sequenzen umfaßt,
die nach Maßgabe
der Degeneration des genetischen Codes möglich erscheinen.
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Der
Ausdruck "unter
stringenten Bedingungen" wird
hierin wie bei Sambrook et al. (Sambrook, J.; Fritsch, E. F. und
Maniatis, T. (1989), Molecular cloning: a laboratory manual, 2nd ed., Cold Spring Harbor Laboratory Press,
New York) beschrieben, verstanden. Bevorzugt liegt eine stringente
Hybridisierung gemäß der vorliegenden
Erfindung vor, wenn nach Waschen für eine Stunde mit 1 × SSC (150
mM Natriumchlorid, 15 mM Natriumcitrat, pH 7.0) und 0,1 % SDS (Natriumdodecylsulfat)
bei 50 °C,
bevorzugt bei 55 °C,
mehr bevorzugt bei 62 °C
und am meisten bevorzugt bei 68 °C
und mehr bevorzugt für
1 Stunde mit 0,2 × SSC
und 0,1 % SDS bei 50 °C,
bevorzugter bei 55 °C,
mehr bevorzugt bei 62 °C
und am meisten bevorzugt bei 68 °C
noch ein positives Hybridisierungssignal beobachtet wird.
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Die
in dieser Schrift genannten Literaturstellen gelten als von der
Offenbarung mitumfaßt.
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Der
Organismus Arthrobacter aurescens DSM3747 wurde durch die Rütgerswerke
Aktiengesellschaft am 28.05.86 bei der Deutschen Sammlung für Mikroorganismen
GmbH, Mascheroder Weg 1b, 38124 Braunschweig hinterlegt.
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Beispiele
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Beispiel 1: Erzeugung
Hydantoinrazemasemutanten – Zufallsmutagenese
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0,25ng
des Vektors pOM21 (Plasmidkarte siehe 1;
Sequenz siehe Seq.ID.Nr.13) (PCT/US00/08159) wurde als Template
in einem 100μl
PCR Reaktionsmix bestehend aus PCR-Puffer (10 mM Tris, 1.5 mM MgCl2,
50 mM KCl, pH 8.5), 200 μM
dTTP, 200 μM
dGTP, 200 μM
dATP, 200 μM
dCTP, 50 pmol des jeweiligen Primers (siehe Seq.ID.Nr. 11 und 12)
und 2,5 U Taq-Polymerase
(Roche) eingesetzt. Nach 30 Zyklen wurde das Amplifikat mittels
Gelextraktion (QiaexII Gel-Extraktionskit)
aufgereinigt und in den Vektor pOM21 mittels den Restriktionsenzymen
NdeI und PstI subkloniert. Das Ligationsprodukt wurde zur Transformation
von hydantoinasepositiver Stämme
verwendet (siehe Beispiel 2).
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Beispiel 2: Herstellung
von hydantoinasepositiven Stämmen
und einer Mutantenbank
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Chemisch
kompetente E.coli JM109 (z.B. von Promega) wurden mit 10ng des Plasmids
pDHYD (siehe 2; siehe
Seq.ID.Nr. 15) (Herstellung?) transformiert, welches das D-Hydantoinasegen aus
Arthrobacter crystallopoietes DSM20117 unter Kontrolle eines Rhamnose-Promotors
trägt.
Die vollständige
Sequenz des Plasmids ist in Seq.ID.Nr. 15 angegeben. Der so erzeugte
hydantoinasepositive Stamm wurde wiederum chemisch kompetent gemacht
und zur Herstellung der Mutantenbank mit dem Ligationsprodukt der
Hydantoinrazemase-Zufallsmutagenese aus Beispiel 1 transformiert.
Die auf Ampicillin- und Chloramphenicolhaltigen Agarplatten ausgestrichenen
Kolonien der Mutantenbank wurden anschliessend einem Screening unterworfen,
welches in Beispiel 3 beschrieben wird.
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Beispiel 3: Screening
nach Hydantoinrazemasemutanten mit verbesserten Enzymeigenschaften
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Einzelne
Kolonien der Mutantenbank wurden in 96-Well-Platten überimpft, welche mit 100μ pro Well Rhamnose
(2g/l) und ZnCl2 (1mM) supplementiertem
LB-Medium (5g/l Hefeextrakt, 10g/l Trypton, 10g/l NaCl) gefüllt waren.
Die Platten wurden für
20 Stunden bei 30°C
inkubiert. Anschliessen wurden 100μl Screening-Substrat (100mM
L-Ethylhydantoin,
50mg/l Cresol Rot, pH 8.5) zu jedem Well zugegeben und die Platten für 4 Stunden
bei 20°C
inkubiert. Wells mit verbesserten Hydantoinrazemasemutanten konnten
durch eine intensivere Gelbfärbung
im Vergleich zum Wildtyp direkt per Auge, oder unter Verwendung
eines Spektralphotometers bei 580nm identifiziert werden.
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Beispiel 4: Charakterisierung
von Hydantoinrazemasemutanten mit verbesserten Enzymeigenschaften
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Die
im Screening identifizierten Razemasemutanten wurden anschliessend
mittels HPLC-Analyse auf ihre Aktivität im Vergleich zum Wildtyp
untersucht und die entsprechenden Mutationen mittels Sequenzierung bestimmt.
Hierzu wurde von einzelnen Kolonien der unterschiedlichen Klone
Plasmide isoliert (Qiagen Mini-Prep Kit) und sequenziert. Die selben
Klone wurden zur Herstellung aktiver Biomasse verwendet. Eine Übernachtkultur
(OD600 = 4) der jeweiligen Klone wurde hierzu
1:100 in 100ml Rhamnose (2g/l) und ZnCl2 (1mM) supplementiertem
LB-Medium (5g/l Hefeextrakt, 10g/l Trypton, 10g/l NaCl) verdünnt und
18 Stunden bei 30°C und
250UPM inkubiert. Die Biomasse wurde mittels Zentrifugation (10min,
10.000g) pelletiert und der Überstand
verworfen. 2g aktive Biomasse wurde anschliessend in 50ml der Substratlösung (100mM
L-Ethylhydantoin, pH 8.5) resuspendiert und bei 37°C inkubiert.
Nach verschiedenen Zeiten wurden Proben genommen, die Biomasse durch
Zentrifugation (5min, 13.000 UPM) abgetrennt und der Überstand
mittels HPLC auf die Konzentration der entstandenen N-Carbamoyl-aminobuttersäure analysiert.
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Beispiel 5 Herstellung
von L-Aminosäuren
unter Verwendung verbesserter Hydantoinrazemasen
-
Ein
mit pOM21-BB5 und pOM22 3 (siehe
Seq.ID.Nr.14) (PCT/US00/08159) transformierter Stamm von E.coli
JM109 wurde bei 30°C
in Ampicillin (100μg/l)
und Chloramphenicol (50μg/l)-haltigem
sowie mit 2g/l Rhamnose versetztem LB-Medium für 18 Stunden unter Schütteln (250
U/min) inkubiert. Die Biomasse wurde durch Zentrifugation pelletiert
und mit einem entsprechenden Volumen von 100mM DL-Ethlyhydantoinlösung, pH
8,5 und 1mM CoCl2 so resuspendiert, dass
sich eine Zellkonzentration von 30g/l ergibt. Diese Reaktionslösung wurde
für 10
Stunden bei 37°C
inkubiert. Anschliessend wurden die Zellen durch Zentrifugation (30
min, 5000g) abgetrennt und der klare Überstand mittels HPLC auf die
entstandene Aminosäure
analysiert. Zur Aufarbeitung der enstandenen Aminosäure wurde
das Volumen des Überstandes
auf die Hälfte
reduziert und 1:2 mit Methanol versetzt. Die ausgefällte Aminosäure wurde
anschliessend filtriert und getrocknet. Die Gesamtausbeute der Aminosäure betrug > 60%.
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Beispiel 6 Herstellung
von D-Aminosäuren
unter Verwendung verbesserter Hydantoinrazemasen
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Ein
mit pOM21-BB5 und pJAVIER16
4 (siehe
Seq.ID.Nr.16) (Herstellung?) transformierter Stamm von E.coli JM109
wurde bei 30°C
in Ampicillin (100μg/l)
und Chloramphenicol (50μg/l-haltigem
sowie mit 2g/l Rhamnose versetztem LB-Medium für 18 Stunden unter Schütteln (250
U/min) inkubiert. Die Biomasse wurde durch Zentrifugation pelletiert
und mit einem entsprechenden Volumen von 100mM DL-Ethlyhydantoinlösung, pH
8,5 und 1mM CoCl2 so resuspendiert, dass sich eine Zellkonzentration
von 30g/l ergibt. Diese Reaktionslösung wurde für 10 Stunden
bei 37°C inkubiert.
Anschliessend wurden die Zellen durch Zentrifugation (30 min, 5000g)
abgetrennt und der klare Überstand
mittels HPLC auf die entstandene Aminosäure analysiert. Zur Aufarbeitung
der enstandenen Aminosäure
wurde das Volumen des Überstandes
auf die Hälfte
reduziert und 1:2 mit Methanol versetzt. Die ausgefällte Aminosäure wurde
anschliessend filtriert und getrocknet. Die Gesamtausbeute der Aminosäure betrug > 60%. SEQUENZPROTOKOLL