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Siliciumverbindungen
sind von außerordentlicher
wirtschaftlicher Bedeutung. Sie werden u. a. benutzt in der Glas-,
Faserglas- und Porzellan-Industrie, bei der Zement-Produktion, zur
Herstellung von Keramiken, in der Lack-, Kautschuk-, Kunststoff-
und Papier-Industrie, in der Waschmittel-Industrie, bei der Farben-,
Seifen- und Kosmetika-Produktion sowie in der Medizin/Zahnmedizin,
z. B. bei der Dental-Manufaktur/Reparatur. Bestimmte Silicate besitzen
Molekularsieb- und Ionenaustauscher-Eigenschaften sowie katalytische Eigenschaften
(siehe u. a.: CD Römpp
Chemie Lexikon – Version
1.0, Stuttgart/New York: Georg Thieme Verlag 1995).
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Die
Orthokieselsäure
(H4SiO4) ist eine
sehr schwache Säure.
Verdünnte
Lösungen
sind lediglich bei kleinen pH-Werten (pH 2–3) einige Zeit beständig. Bei
einer Erhöhung
oder Erniedrigung des pH kommt es zur intermolekularen Wasserabspaltung
(Kondensation), wobei als erstes Kondensationsprodukt die Dikieselsäure (Pyrokieselsäure; H6Si2O7)
auftritt. Als weitere Kondensationsprodukte entstehen zunächst – bei einer
kleineren Gliederzahl (n = 3, 4 oder 6) – zyklische Kieselsäuren sowie
auch käfigartige
Kieselsäuren
und Polykieselsäuren.
Diese Metakieselsäuren
besitzen die Bruttozusammensetzung (H2SiO3)n. Das Endprodukt
der Kondensation ist ein polymeres Siliciumdioxid (SiO2)x, das amorph ist, da bei der Kondensation
kettenverlängernde und
verzweigende Prozesse ungeordnet nebeneinander ablaufen. Bei allen
Kieselsäuren
befinden sich die Siliciumatome im Mittelpunkt von regelmäßigen Tetraedern,
deren Ecken jeweils vier Sauerstoffatome bilden. Bei den Polykieselsäuren bzw.
im amorphen Siliciumdioxid gehören
die Sauerstoffatome gleichzeitig den benachbarten, miteinander unregelmäßig verknüpften Tetraedern
an.
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Biosilica
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Auch
das Skelett der Kieselalgen (Diatomeen) und der Kieselschwämme besteht
aus amorphem SiO2 („Biosilica"). Die SiO2-Synthese
bei diesen Organismen ist durch hohe (strukturelle) Spezifität und Regulierbarkeit
ausgezeichnet, was die Synthese definierter Strukturen im mikroskopischen
und submikroskopischen Bereich (Nanostrukturen) ermöglicht.
Darüber
hinaus besitzen Kieselschwämme
die Fähigkeit,
ihre Silicatgerüste unter
milden Bedingungen, d. h. bei relativ niedriger Temperatur und niedrigem
Druck, zu bilden. Dies beruht auf der Tatsache, dass an ihrer Synthese
spezifische Enzyme beteiligt sind. Im Gegensatz hierzu sind zur
chemischen Synthese der Silicate meist drastische Bedingungen wie
hoher Druck und hohe Temperatur erforderlich. Deshalb ist die Herstellung
vieler Siliciumverbindungen auf herkömmlichen Wege kostenintensiv
und auch wenig umweltfreundlich.
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Zwei
Enzyme, die bei silicatbildenden Organismen an der Synthese des
SiO
2-Skeletts
beteiligt ist, und ihre technische Verwendung wurden beschrieben.
Bei dem ersten Enzym handelt es sich um Silicatein, das in drei
Formen, Silicatein-α,
-β und -γ, vorkommt
(PCT/US99/30601. Methods, compositions, and biomimetic catalysts,
such as silicateins and block copolypeptides, used to catalyze and
spatially direct the polycondensation of silicon alkoxides, metal
alkoxides, and their organic conjugates to make silica, polysiloxanes,
polymetallo-oxanes, and mixed poly(silicon/metallo)oxane materials
under environmentally benign conditions. Inventors/Applicants: Morse
DE, Stucky GD, Deming, TD, Cha J, Shimizu K, Zhou Y;
DE 10037270 A1 . Silicatein-vermittelte
Synthese von amorphen Silicaten und Siloxanen und ihre Verwendung.
Deutsches Patentamt 2000. Anmeldet und Erfinder: Müller WEG,
Lorenz B, Krasko A, Schröder
HC; PCT/EP01/08423. Silicatein-mediated synthesis of amorphous silicates
and siloxanes and use thereof. Inventors/Applicants: Müller WEG,
Lorenz B, Krasko A, Schröder
HC). Silicatein-α wurde
aus dem marinen Kieselschwamm Suberites domuncula kloniert (Krasko
A, Batel R, Schröder
HC, Müller
IM, Müller
WEG (2000) Expression of silicatein and collagen genes in the marine
sponge S. domuncula is controlled by silicate and myotrophin. Europ
J Biochem 267: 4878–4887).
Silicatein-β,
das ebenfalls aus S. domuncula kloniert wurde, zeichnet sich durch
einige vorteilhafte Eigenschaften im Vergleich zu Silicatein-α hinsichtlich
seiner Vergleich zu Silicatein-α hinsichtlich
seiner katalytischen Fähigkeiten
und deren technische/medizinische Anwendbarkeit aus (
DE 103 52 433.9. Enzymatische Synthese,
Modifikation und Abbau von Silicium(IV)- und anderer Metall(IV)-Verbindungen. Deutsches
Patentamt 2003. Anmelder: Johannes Gutenberg-Universität Mainz; Erfinder: Müller WEG,
Schwertner H, Schnöder
HC).
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Beide,
Silicateine, Silicatein-α und
Silicatein-β,
sind nach dem Stand der Technik lediglich in der Lage, aus organischen
Siliciumverbindungen (Alkoxysilanen) amorphes Siliciumdioxid (Polykieselsäuren und
Polysilicate) zu bilden (Cha JN, Shimizu K, Zhou Y, Christianssen
SC, Chmelka BF, Stucky GD, Morse DE (1999) Silicatein filaments
and subunits from a marine sponge direct the polymerization of silica
and silicones in vitro. Proc Natl Acad Sci USA 96:361–365; sowie
oben zitierte Patente).
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Bei
dem zweiten Enzym handelt es sich um eine Silicase (
DE 102 46 186.4. Abbau und Modifizierung von
Silicaten und Siliconen durch Silicase und Verwendung des reversiblen
Enzyms. Deutsches Patentamt 2002. Anmelder: Johannes Gutenberg-Universität Mainz;
Erfinder: Müller
WEG, Krasko A, Schröder
HC; PCT/EP03/10983. Abbau und Modifizierung von Silicaten und Siliconen
durch Silicase und Verwendung des reversiblen Enzyms. European Patent
Office 2003. Applicant: Johannes Gutenberg-Universität Mainz.
Inventors: Müller
WEG, Krasko A, Schröder
HC; Schröder
HC, Krasko A, Le Pennec G, Adell T, Wiens M, Hassanein H, Müller IM,
Müller
WEG (2003) Silicase, an enzyme which degrades biogenous amorphous
silica: Contribution to the metabolism of silica deposition in the
demosponge Suberites domuncula. Prog Mol Subcell Biol 33:250–268). Die
Silicase, und zwar insbesondere das Enzym aus dem Meeresschwamm
S. domuncula, ist in der Lage, sowohl amorphes als auch kristallines
Siliciumdioxid aufzulösen.
Hierbei kommt es zur Freisetzung von Kieselsäure. Daneben besitzt die Silicase
die Fähigkeit,
in Analogie zu der Carboanhydrase Kalkmaterial aufzulösen.
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Bisher
wurde nicht offenbart, dass dieses Enzym in Gegenwart eines geeigneten
Template (z. B. Kollagen) auch in der Lage ist, eine Synthese von
amorphem Siliciumdioxid (Silica) aus nicht-organischen kurzkettigen
Metasilicaten sowie aus eine eine oder mehrere Si-N-Bindungen enthaltenden
Aminosilanen oder Silazanen zu bewirken.
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Kollagen
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Kollagen
ist neben Elastin, polyanionischen Proteoglykanen und Struktur-Glykoproteinen
Hauptbestandteil der extrazellulären
Matrix der Gewebe und Organe. Kollagenfibrillen besitzen eine außerordentlich große Zugfestigkeit.
Dadurch sind sie insbesondere in der Lage, dem Binde- und Stützgewebe
mechanische Stabilität
zu verleihen. Weiterhin ist die Bildung von Kollagenfibrillen ein
wichtiger Prozess bei der Wundheilung.
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Bei
Vertebraten bilden die Kollagene eine große Proteinfamilie: 19 Kollagentypen
wurden beschrieben, die von mindestens 33 verschiedenen Genen kodiert
werden (Prockop und Kivirikko (1995) Annu Rev Biochem 64:403–434). Unter
den Mitgliedern der Kollagen-Familie befinden sich sowohl fibrilläre als auch
nichtfibrilläre
Proteine. Die fibrillären
Kollagentypen I, II, III, V und XI sind in der Lage, Fibrillen mit
einem Bandenmuster zu bilden. Die sogenannten nichtfibrillären Kollagene
kommen zusammen mit den fibrillären
Kollagenen (fibrillenassoziierte Kollagene) oder in den Basalmembranen
(Typ IV; Basalmembran-Kollagene) vor. Weiterhin gehören zu dieser
Gruppe die kurzkettigen Kollagene. Einige Kollagene – wie die
Typen XV und XVIII – sind
nur aufgrund ihrer cDNA bekannt.
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Das
gemeinsame Strukturmerkmal aller Kollagene ist die Tripelhelix,
die aus drei umeinander gewundenen Polypeptidketten (α-Ketten)
besteht, welche die sich wiederholende Sequenz G-x-y besitzen; x
ist meist Prolin und y häufig
Hydroxyprolin. Dieses Triplet bedingt die charakteristische helicale
Konformation der Kollagen-α-Helix und deren Eigenschaft,
mit ähnlichen
Polypeptidketten unter Ausbildung der Tripelhelix zu assemblieren
(Brodsky und Ramshaw (1997) Matrix Biol 15:545–554). Meist ist die Tripelhelix
aus den Polypeptidketten unterschiedlicher Kollagentypen (α1, α2, α3) zusammengesetzt.
Die resultierende Struktur besitzt aufgrund der Position von Glycin
(einer kleinen Aminosäure)
nahe der Achse der Helix, der stabilisierenden Wirkung von Prolin
und der Ausbildung von Wasserstoffbrückenbindungen eine hohe Stabilität (Bella
et al. (1994) Science 266:75–81).
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Das
Typ I Kollagen bildet die Hauptmenge des Kollagens im Organismus.
Bei dem Typ II Kollagen handelt es sich um das Fibrillen-bildende
Kollagen des Knorpels. Bei diesen Kollagentypen sind jeweils drei α-Ketten zusammengelagert.
Die Länge
der so gebildeten Tropokollagenmoleküle beträgt 280 nm. In den Kollagen-Fibrillen
wird eine versetzte Anordnung dieser Bausteine gefunden. Durch die
gestaffelte Anordnung dieser Moleküle kommt es alle 68 nm zum
Auftreten von Querstreifen innerhalb der Kollagenfasern.
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Bei
den sogenannten Minoritäten-Kollagenen
wird die Tripelhelix nur noch in einigen Abschnitten des Moleküls gefunden;
andere Abschnitte weisen globuläre
Domänen
auf. Zu ihnen gehören
die Kollagentypen IV bis XIX. Die Typ V- und Typ XI-Minoritätenkollagene
bilden allerdings auch Fibrillenstrukturen aus. Das Typ IV-Kollagen ist für die Ausbildung
räumlicher
Gitterwerke spezialisiert und kommt in den Basalmembranen vor. Das
im interstitiellen Bindegewebe vorkommende Typ VI-Kollagen besitzt
nur eine relativ kurze Tripelhelix; die beiden globulären Domänen an den
Enden dieses hantelförmigen
Kollagentyps treten mit dem Typ I-Kollagen sowie Membran-ständigen Integrinen
in Wechselwirkung. Das Typ VII-Kollagen dient der Verankerung der
Basalmembran unter Plattenepithelien. Die Typ VIII- und Typ X-Kollagene sind kurzkettige
Kollagene; die Typ VIII-Kollagene assoziieren zu einem hexagonalen
Netzwerk. Das Typ IX-Kollagen gehört zu den Fibrillen-assoziierten
Kollagenen und kommt zusammen mit Typ II-Kollagen in den kalzifizierenden
Bereichen des enchondralen Knorpels vor.
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Klonierung und Sequenzierung
von Kollagen aus Schwämmen
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Kollagen
ist auch ein Hauptprotein der extrazellulären Matrix der Schwämme und
fungiert als Matrix für
die Spicula-Bildung (Bildung der Schwamm-Nadeln) (Krasko et al.
(2000) Eur J Biochem 267:4878–4887). Kollagenfibrillen
bei Schwämmen
sind denjenigen bei Vertebraten sehr ähnlich (Gross et al. (1956)
J Histochem Cytochem 4:227–246;
Garrone et al. (1975) J Ultrastruct Res 52:261–275; Garrone (1978) Phylogenesis of
connective tissue. Karger, Basel). Elektronenmikroskopische Untersuchungen
des Kollagens aus dem Meeresschwamm Geodia cydonium zeigen 20 bis
25 nm dicke Kollagenfibrillen mit einer Periodizität von 19,5
nm (Diehl-Seifert et al. (1985) J Cell Sci 79:271–285; Gramzow
et al. (1988) J Histochem Cytochem 36:205–212). Das von uns aus dem
Meeresschwamm S. domuncula klonierte Kollagen (Schröder et al.
(2000) FASEB J 14:2022–2031)
besteht aus (i) einer nichtkollagenen N-terminalen Domäne, (ii)
einer kollagenen internen Domäne
und (iii) einer nicht-kollagenen C-terminalen Domäne. Die
interne Domäne
ist bei S. domuncula ungewöhnlich
kurz mit lediglich 24 G-x-y Kollagentripletts. Im Gegensatz dazu
besitzt das Kollagen des Süßwasserschwammes
Ephydatia muelleri zwei interne Domänen mit 79 G-x-y Tripletts
(Exposito et al. (1991) J Biol Chem 266:21923–21928). Die Organisation der
Gene, die für
die fibrillären
Schwamm-Kollagene kodieren, ähnelt
somit sehr derjenigen der Vertebraten-Kollagen-Gene.
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Die
Expression von Kollagen in Schwammzellen (benutzt wurden Primmorphe,
eine spezielle Form von aus Schwamm-Einzelzellen gebildeten 3D-Zellaggregaten;
DE 19824384 . Herstellung
von Primmorphe aus dissoziierten Zellen von Schwämmen, Korallen und weiteren
Invertebraten: Verfahren zur Kultivierung von Zellen von Schwämmen und
weiteren Invertebraten zur Produktion und Detektion von bioaktiven
Substanzen, zur Detektion von Umweltgiften und zur Kultivierung
dieser Tiere in Aquarien und im Freiland. Erfinder und Anmelden:
Müller
WEG, Brummer F; Müller
et al. (1999) Mar Ecol Prog Ser 178:205–219) wird durch Myotrophin stimuliert
(Schröder
et al. (2000) FASEB J 14:2022–2031;
Krasko et al. (2000) Eur J Biochem 267:4878–4887). Myotrophin ist ein
wachstumsförderndes
Protein, das von den Erfindern ebenfalls aus S. domuncula cloniert wurde.
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Gegenstand
der Erfindung
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Überraschenderweise
konnte nun von den Erfindern gezeigt werden, dass die Silicase und
andere Carboanhydrasen sowie Silicateine in der Lage sind, in Gegenwart
geeigneter Template wie Kollagen auch nicht-organische Siliciumverbindungen,
insbesondere Metasilicate, sowie ein oder mehrere Si-N-Bindungen enthaltende
Aminosilane oder Silazane in Silica umzusetzen. Bisher war nur bekannt,
dass Silicateine die Hydrolyse organischer Siliciumverbindungen
mit einer oder mehreren Si-O-Bindungen
(Alkoxysilane) katalysieren (mit nachfolgender Kondensation der
freigesetzten Silanole unter Bildung von amorphem Siliciumdioxid; siehe
Zhou et al. (1999) Angew. Chem. [Int. Ed.] 38:780–782; PCT/US99130601;
DE 10037270 A1 ; 10037270 A1;
PCT/EP01/08423). Von den Carboanhydrasen-Domänen enthaltende Enzymen war
bekannt, dass sie zwar in der Lage sind, anorganische Polysilicate
(Polykieselsäuren)
sowie amorphes und auch kristallines Siliciumdioxid unter Freisetzung
von Kieselsäure
zu spalten (Schröder
et al. (2003) Prog Mol Subcell Biol 33:250–268;
DE 102 46 186.4 ; PCT/EP03/10983),
nicht dagegen zur Katalyse einer Template-gesteuerten Synthese von
amorphem Siliciumdioxid (Silica) aus Orthosilicaten und Metasilicaten.
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Gemäß einem
ersten Aspekt der vorliegenden Erfindung wird somit allgemein ein
Verfahren zur in vitro oder in vivo Synthese von amorphem Siliciumdioxid
(Silica, Kondensationsprodukte der Kieselsäure) und anderen Metall(IV)-Verbindungen
zur Verfügung
gestellt, wobei ein Polypeptid oder ein Metallkomplex eines Polypeptids
eingesetzt wird, das entweder dadurch gekennzeichnet ist, dass das
Polypeptid eine tierische, pflanzliche, bakterielle oder Pilz Carboanhydrase-Domäne umfasst,
die mindestens 25%, bevorzugt mindestens 50%, weiter bevorzugt mindestens
75% und am meisten bevorzugt mindestens 95% Sequenzidentität zu der
in SEQ ID Nr. 1 gezeigten Sequenz aufweist, oder dadurch, dass das
Polypeptid eine tierische, bakterielle, pflanzliche oder Pilz Silicatein-α-Domäne oder
Silicatein-β-Domäne umfasst,
die mindestens 25%, bevorzugt mindestens 50%, weiter bevorzugt mindestens
75% und am meisten bevorzugt mindestens 95% Sequenzidentität zu der
in SEQ ID Nr. 3 bzw. in SEQ ID Nr. 5 gezeigten Sequenz aufweist.
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Ein
weiterer Aspekt der vorliegenden Erfindung betrifft die Verwendung
eines Templates, das ein Polypeptid von Kollagen aus S. domuncula
gemäß SEQ ID
Nr. 7 oder ein dazu homologes Polypeptid, das in seiner Aminosäuresequenz
mindestens 25%, bevorzugt mindestens 50%, weiter bevorzugt mindestens
75% und am meisten bevorzugt mindestens 95% Sequenzidentität zu der
in SEQ ID Nr. 7 gezeigten Sequenz besitzt oder Teile davon enthält oder
daraus besteht.
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Das
erfindungsgemäße Template
(Kollagen oder anderes Polypeptid) kann dadurch gekennzeichnet sein,
dass es synthetisch hergestellt worden ist oder dass es in einem
prokaryotischen oder eukaryotischen Zellextrakt oder -lysat vorliegt.
Der Zellextrakt oder das Lysat kann aus einer Zelle ex vivo oder
ex vitro gewonnen werden, werden, zum Beispiel einer rekombinanten
bakteriellen Zelle oder einem Meeresschwamm.
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Das
erfindungsgemäße Template
(Kollagen oder anderes Polypeptid) kann nach herkömmlichen
im Stand der Technik bekannten Verfahren gereinigt werden und somit
im wesentlichen frei von anderen Proteinen vorliegen.
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Bevorzugt
ist ein erfindungsgemäßes Verfahren,
das dadurch gekennzeichnet ist, dass zur Synthese Verbindungen wie
Kieselsäuren
(Orthokieselsäure
und Metakieselsäure)
oder deren Salze (Orthosilicate und Metasilicate) oder andere Metall(IV)-Verbindungen als
Reaktanten (Substrate) eingesetzt werden.
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Bevorzugt
ist weiterhin ein erfindungsgemäßes Verfahren,
das dadurch gekennzeichnet ist, dass zur Synthese Verbindungen wie
Alkyl- und Dialkylaminosilane, Bis(alkylamino)silane bzw. Bis(dialkylamino)silane, Tris(alkylamino)silane
bzw. Tris(dialkylamino)silane, Tetrakis(alkylamino)silane bzw. Tetrakis(dialkylamino)silane
sowie Alkyl- oder Aryl-substitutierte Derivate dieser Verbindungen
(allgemein: Aminosilane) eingesetzt werden, die dadurch gekennzeichnet
sind, dass sie ein oder mehrere Si-N-Bindungen enthalten.
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Bevorzugt
ist weiterhin ein erfindungsgemäßes Verfahren,
das dadurch gekennzeichnet ist, dass zur Synthese Di-, Tri-, Tetra-
und Polysilazane sowie Alkyl- oder Aryl-substitutierte Derivate
dieser Verbindungen (allgemein: Silazane), einschließlich der
cyclischen Verbindungen (Cyclotrisilazane, Cyclotetrasilazane und weitere
Derivate), eingesetzt werden.
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Ein
weiterer Aspekt der vorliegenden Erfindung ist die Verwendung des
Verfahrens zur Modifikation von Oberflächen von Glas, Metallen, Metalloxiden,
Kunststoffen, Biopolymeren oder anderen Materialien.
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Gemäß einem
weiteren Aspekt der vorliegenden Erfindung kann das Verfahren zur
Synthese definierter zwei- und dreidimensialer Strukturen aus amorphem
Siliciumdioxid (Silica, Kondensationsprodukte der Kieselsäure) und
anderen polymeren Metall(IV)-Verbindungen verwendet werden.
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Ein
noch weiterer Aspekt der vorliegenden Erfindung betrifft eine chemische
Verbindung oder Silica (amorphes Siliciumdoxid)-enthaltende Struktur
oder Oberfläche,
die mit dem erfindungsgemäßen Verfahren erhalten
wurde.
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SEQ
ID Nr. 2 zeigt die Nucleotidsequenz der Schwamm-Silicase-cDNA und
SEQ ID Nr. 1 zeigt das aus der Nucleotidsequenz abgeleitete Polypeptid
der Schwamm-Silicase
(SIA_SUBDO). Die abgeleitete Aminosäuresequenz der Schwamm-Silicase
besitzt eine große Ähnlichkeit
zu den Aminosäuresequenzen
der Carboanhydrase-Familie.
Die Eukaryonten-Typ-Carboanhydrase-Domäne (PFAM00194 [www.ncbi.nlm.nig.gov]) wird
bei der Schwamm-Silicase im Aminosäure-Bereich von aa87 bis
aa335 gefunden. Die meisten der charakteristischen
Aminosäuren,
welche die Eukaryonten-Typ-Carboanhydrase-Signatur bilden (Fujikawa-Adachi
et al. (1999) Biochim Biophys Acta 1431:518–524; Okamoto et al. (2001)
Biochim Biophys Acta 1518:311–316), sind
auch in der Schwamm-Silicase vorhanden.
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Die
Carboanhydrasen bilden eine Familie von Zinkmetall-Enzymen (Sly
und Hu (1995) Annu Rev Biochem 64:375–401). Die drei Zink-bindenden
konservierten Histidinreste werden in der Silicase bei den Aminosäuren aa181, aa183 und aa206 gefunden (siehe SEQ ID Nr. 1).
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Neben
der Schwamm-Silicase können
bei dem erfindungsgemäßen Verfahren
auch (z. T. kommerziell erhältliche)
Carboanhydrasen aus anderen Organismen verwendet werden.
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Die
Erfindung soll nun im folgenden durch die beigefügten Beispiele genauer beschrieben
werden, ohne jedoch darauf beschränkt zu sein. In den beigefügten Sequenzen
und Figuren zeigen:
SEQ ID No. 1: Die Aminosäuresequenz
der erfindungsgemäß verwendeten
Silicase aus S. domuncula (SIA_SUBDO).
SEQ ID No. 2: Die Nukleinsäuresequenz
der erfindungsgemäß verwendeten
Silicase aus S. domuncula.
SEQ ID No. 3: Die Aminosäuresequenz
des erfindungsgemäß verwendeten
Silicateins-α aus
S. domuncula (SIA_SUBDO).
SEQ ID No. 4: Die Nukleinsäuresequenz
des erfindungsgemäß verwendeten
Silicateins-α aus
S. domuncula.
SEQ ID No. 5: Die Aminosäuresequenz des erfindungsgemäß verwendeten
Silicateins-β aus
S. domuncula (SIA_SUBDO).
SEQ ID No. 6: Die Nukleinsäuresequenz
des erfindungsgemäß verwendeten
Silicateins-β aus
S. domuncula.
SEQ ID No. 7: Die Aminosäuresequenz des erfindungsgemäß verwendeten
Kollagens 3 aus S. domuncula (SIA_SUBDO).
SEQ ID No. 8: Die
Nukleinsäuresequenz
des erfindungsgemäß verwendeten
Kollagens 3 aus S. domuncula.
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1: A. Elektronenmikroskopische Aufnahmen
von isoliertem Kollagen von Geodia cydonium. (A-a) Bündel von
Kollagenfibrillen. (A-b) Negativ gefärbte Fibrillen. B. Rasterelektronenmikroskopische
Aufnahmen von Schwamm-SiO2-Skelettelementen.
Oben von links nach rechts: Tylostyle (Suberites domuncula), Spheraster
(Geodia cydonium), Sterraster (Geodia cydonium). Unten von links
nach rechts: Sterraster (Geodia cydonium) in zunehmender Vergrößerung.
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2:
Nucleotidsequenz des Carboanhydrase (Silicase)-Klons (S. domuncula)
sowie Forward Primer (Positiv-1 und Positiv-2) und Reverse Primer
(Negativ-1) zur Amplifizierung der für die lange und die kurze Silicase-Form
kodierenden cDNA zur Klonierung in den Expressionsvektor pGEX-4T-2
und Aminosäuresequenz der
rekombinanten Proteine (lange und kurze Form der Silicase). Protein-Information über die
Proteine ist:
Protein-Information über CAexpresL.prt (lange Form):
Molekulargewicht:
43130,74 Dalton + 25000 Da GST ~~> 68
kDa
379 Aminosäuren
46
Stark basische(+) Aminosäuren
(K, R)
46 Stark saure (–)
Aminosäuren
(D, E)
120 Hydrophobe Aminosäuren (A, I, L, F, W, V)
103
Polare Aminosäuren
(N, C, Q, S, T, Y)
7,666 Isoelektrischer Punkt
2,871 Ladung
bei pH 7,0
Protein-Information über CAexpresS.PRO(1,2
4)
(kurze Form):
Molekulargewicht: 32271,28 Dalton + 25000 Dalton
GST ~~> 57 kDa
284
Aminosäuren
35
Stark basische (+) Aminosäuren
(K, R)
39 Stark saure (–)
Aminosäuren
(D, E)
91 Hydrophobe Aminosäuren
(A, I, L, F, W, V)
70 Polare Aminosäuren (N, C, Q, S, T, Y)
6.701
Isoelektrischer Punkt
–1,795
Ladung bei pH 7,0
-
3:
Nucleotidsequenz des Carboanhydrase (Silicase)-Klons (S. domuncula)
sowie Forward Primer (Positiv-1 und Positiv-2) und Reverse Primer
(Negativ-1) zur Amplifizierung der für die lange und die kurze Silicase-Form
kodierenden cDNA zur Klonierung in den Expressionsvektor pBAD/gIII
A und Aminosäuresequenz der
rekombinanten Proteine (lange und kurze Form der Silicase). Protein-Information über die
Proteine ist:
Lange Form: Molekulargewicht: 48430,78 Dalton
424
Aminosäuren
49
Stark basische (+) Aminosäuren
(K, R)
53 Stark saure (–)
Aminosäuren
(D, E)
137 Hydrophobe Aminosäuren (A, I, L, F, W, V)
111
Polare Aminosäuren
(N, C, Q, S, T, Y)
7,005 Isoelektrischer Punkt
0,045 Ladung
bei pH 7,0 Kurze Form: Molekulargewicht: 33 702,52 Dalton
330
Aminosäuren
0,045
Ladung bei pH 6,52
-
4:
Expression von nichtfibrillärem
Kollagen 3 von S. domuncula im pBAD/gIII-Expressionsvektor. Von oben nach unten
werden gezeigt: Nucleotidsequenz des Kollagen 3-Klons mit Bindestellen
des „Forward primer" und des „Reverse
primer"; insertierte
Sequenz des nichtfibrillären
Kollagens 3 von S. domuncula im Expressionsvektor pBAD/gIII (die
Restriktionsstellen von Ncol und HindIII sind unterstrichen); die
benutzten Primer für
die Expression in pBAD/gIII („Forward
Primer" Col3_f und „Reverse
Primer" Col 3_r;
die Restriktionsstellen von Ncol und HindIII sind markiert); aus
der Nucleotidsequenz abgeleitete Aminosäuresequenz des rekombinanten
Proteins.
-
5: Schwammkollagene. A. Vergleich der
deduzierten Aminosäuresequenzen
der cDNA des S. domuncula Kollagens (COL1_SUBDO) mit denjenigen
des Kollagens aus E. muelleri (COL4_EPHMU). Konservierte Aminosäurereste
(ähnlich
oder verwandt im Hinblick auf ihre physikalisch-chemischen Eigenschaften)
in den Sequenzen werden in weiß auf
schwarz gezeigt. NC1: nicht-kollagene N-terminale Domäne. COL:
kollagene interne Domäne.
NC2: nicht-kollagene C-terminale Domäne. B. Vergleich des S. domuncula-Kollagens mit
dem Kollagen von E. muelleri. NC1: nicht-kollagene Nterminale Domäne. COL:
kollagene interne Domäne. NC2:
nicht-kollagene Cterminale Domäne.
Zahlen: Anzahl der Aminosäuren.
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6: A. Herstellung von rekombinantem Silicatein-α. B. Herstellung
von rekombinanter Silicase.
-
7:
In dem hier gezeigten Experiment wurden 100 μM Na-Metasilicat in Abwesenheit
oder Gegenwart von 20 μg/ml
rekombinantem Silicatein-α oder
Rinderserumalbumin (BSA) in Puffer (50 mM Tris-HCI pH 7,0, 100 mM
NaCl, 0,1 mM ZnSO4 und 0,1 mM β-Mercaptoethanol)
für 10
min bei Raumtemperatur inkubiert. Danach wurde – wie in der Figur angegeben – 4 μg/ml rekombinantes
Schwamm-Kollagen, 10 μg/ml
Carboanhydrase (aus Rinder-Erythrozyten) und/oder 10 mM Catechol
hinzugefügt
und für
weitere 2 h bei Raumtemperatur inkubiert. Bei allen angegebenen
Konzentrationen handelt es sich um die Endkonzentration nach Zusatz
jeweils aller Komponenten zu den Ansätzen. Zum Nachweis des gebildeten
amorphen Siliciumdioxids wurden die Reaktionsansätze in einer Tischzentrifuge
abzentrifugiert (12 000 × g;
15 min; 4°C),
mit Ethanol gewaschen und luftgetrocknet. Anschließend wurden
die Sedimente mit 1 M NaOH hydrolysiert und das freigesetzte Silicat
unter Anwendung eines Molybdat-gestützten Nachweisverfahrens (kolorimetrischer "Silicon Test" der Firma Merck)
quantitativ gemessen.
-
Der
Versuch zeigt, dass maximale Mengen an amorphem Silica in Gegenwart
von Kollagen, Silicatein-α und
Carboanhydrase (0,098–0,117
OD-Einheiten) sowie in Gegenwart von Kollagen und Silicatein-α (0,138 OD-Einheiten)
synthetisiert werden. Geringere Mengen an unlöslichem SiO2 wurden
in Abwesenheit der Carboanhydrase (0,057 OD-Einheiten) und in Abwesenheit
von Silicatein-α (0,037
und 0,048 OD-Einheiten)
bestimmt. In Abwesenheit von Kollagen wurden sowohl mit als auch
ohne Silicatein oder Carboanhydrase oder beiden Enzymen nur sehr
geringe Mengen an unlöslichem
SiO2 (0,014–0,019 bzw. 0,022 bzw. 0–0,018 bzw.
0,008 OD-Einheiten) gemessen. Ebenfalls wurde auch in Gegenwart
von Kollagen alleine nur wenig unlösliches SiO2 gebildet
(0,008 und 0,032 OD-Einheiten). In Gegenwart von BSA anstelle von
Silicatein und Kollagen wurden sowohl mit als auch ohne Carboanhydrase
nur sehr geringe SiO2-Mengen gemessen (0.015 OD-Einheiten).
Der Zusatz von Catechol führte
zu einer Erniedrigung der Menge an unlöslichem SiO2.
-
8:
In dem hier gezeigten Experiment wurde 100 μM Na-Metasilicat in Abwesenheit
oder Gegenwart von 20 bis 400 μg/ml
rekombinantem Silicatein-α oder
Rinderserumalbumin (BSA; 20 μg/ml)
in Puffer (50 mM Tris-HCl pH 7,0, 100 mM NaCl, 0,1 mM NaCl, 0,1
mM ZnSO4 und 0,1 mM β-Mercaptoethanol) für 10 min bei
Raumtemperatur inkubiert. Danach wurde – wie in der Figur angegeben – 4 μg/ml rekombinantes Schwamm-Kollagen,
10 μg/ml
Carboanhydrase (Rinder-Erythrozyten) und/oder 10 mM Catechol hinzugefügt und für weitere
5 h bei Raumtemperatur inkubiert. Bei allen angegebenen Konzentrationen
handelt es sich um die Endkonzentration nach Zusatz jeweils aller
Komponenten zu den Ansätzen.
Zum Nachweis des gebildeten amorphen Siliciumdioxids wurden die
Reaktionsansätze
wie in 5 beschrieben weiter behandelt
und die Menge an gebildetem unlöslichem
SiO2 bestimmt. Es wurde gefunden, dass die
Menge an unlöslichem
SiO2 mit zunehmender Konzentration an Carboanhydrase
ansteigt (von 0,002 bis 0,050 OD-Einheiten). Eine Präinkubation
mit Silicatein-α (10
min) führte
zu keiner weiteren Erhöhung,
sondern unter den angewandten Bedingungen zu einer Abnahme der SiO2-Bildung (0,015 und 0,030). In Gegenwart
von BSA anstelle von Silicatein und Kollagen wurden nur sehr geringe
SiO2-Mengen gemessen (0.020 OD-Einheiten OD-Einheiten).
Ohne Zusatz von Catechol waren die Mengen an gebildetem unlöslichem
SiO2 größer.
-
9:
In dem hier gezeigten Experiment wurden 100 μM Na-Metasilicat und 4 μg/ml rekombinantes Schwamm-Kollagen
in Gegenwart von steigenden Konzentrationen (2 bis 20 μg/ml) an
Carboanhydrase (aus Rinder-Erythrozyten) in Puffer (50 mM Tris-HCl pH 7,0, 100 mM
NaCl, 0,1 mM ZnSO4 und 0,1 mM β-Mercaptoethanol)
in Gegenwart von 10 mM Catechol für 2 h bei Raumtemperatur inkubiert.
Hierbei stieg die Menge an gebildetem unlöslichem SiO2 stark
an (von 0,015 bis 0,060 OD-Einheiten). Ebenso stieg die Menge an
gebildetem SiO2 mit zunehmender Menge an
Kollagen (1,2 bis 10 μg/ml)
stark an (von 0,022–0,023
auf 0,068–0,070
OD-Einheiten). Eine Erhöhung
der Na-Metasilicat-Konzentration führte zu keiner weiteren Steigerung,
sondern zu einer Abnahme der SiO2-Bildung
(bis zu 0,027 OD-Einheiten). In Gegenwart von Rinderserumalbumin
(BSA; 20 μg/ml)
anstelle von Kollagen wurde nur sehr wenig SiO2 gebildet
(0,008 OD-Einheiten); in Gegenwart der Carboanhydrase alleine lag
die SiO2-Bildung dagegen bei 0,019–0,029 OD-Einheiten. Ohne
Zusatz von Catechol war die SiO2-Bildung
etwas geringer. Bei den angegebenen Konzentrationen handelt es sich
um die Endkonzentration nach Zusatz jeweils aller Komponenten zu
den Ansätzen.
Zum Nachweis des gebildeten amorphen Siliciumdioxids wurden die amorphen
Siliciumdioxids wurden die Reaktionsansätze wie in 5 beschrieben
weiter behandelt und die Menge an gebildetem unlöslichem SiO2 bestimmt.
-
10:
In dem hier gezeigten Experiment wurden 100 μM Si-Catecholat-Komplex in Abwesenheit oder
Gegenwart von 20 μg/ml
rekombinantem Silicatein-α in
Puffer (50 mM Tris-HCl pH 7,0, 100 mM NaCl, 0,1 mM ZnSO4 und
0,1 mM β-Mercaptoethanol)
für 10
min bei Raumtemperatur inkubiert. Danach wurde – wie in der Figur angegeben – entweder
rekombinantes Schwamm-Kollagen (1 bis 4 μg/ml) oder gereinigtes Rinder-Kollagen (2 bis 10 μg/ml) sowie
10 μg/ml
Carboanhydrase (aus Rinder-Erothrozyten) hinzugefügt und für weitere
3 h bei Raumtemperatur inkubiert. Bei den angegebenen Konzentrationen
handelt es sich um die Endkonzentration nach Zusatz jeweils aller
Komponenten zu den Ansätzen.
Zum Nachweis des gebildeten amorphen Siliciumdioxids wurden die
Reaktionsansätze
wie in 5 beschrieben weiter behandelt
und die Menge an gebildetem unlöslichem
SiO2 bestimmt. Die Ergebnisse zeigen, dass
bei Zusatz steigender Mengen an fibrillärem Kollagen (Rind) – im Gegensatz
zu rekombinantem, nicht-fibrillärem
Schwamm-Kollagen – die
Menge an gebildetem unlöslichem
SiO2 zunächst
ansteigt, aber dann wieder abfällt.
Ebenso wie bei der Benutzung von Na-Metasilicat (siehe 7)
stieg die Menge an gebildetem SiO2 mit zunehmender
Menge an Schwamm-Kollagen (1 bis 4 μg/ml) stark an (von 0,002 auf
0,010 OD-Einheiten). Ähnlich
wie bei den mit Na-Metasilicat erhaltenen Ergebnissen (siehe 5) war die SiO2-Bildung
in Gegenwart von Catechol geringer, was durch eine Verschiebung
des Gleichgewichts in Richtung Si-Catecholat-Komplex erklärt werden
kann. In Gegenwart der Carboanhydrase alleine wurde kein unlösliches
SiO2 gebildet (nicht gezeigt in der Abbildung).
Eine Erhöhung
der Konzentration von rekombinantem Silicatein-α auf 40 und 400 μg/ml führte zu
einer Abnahme der SiO2-Bildung (nicht gezeigt in der Abbildung).
-
11:
Gezeigt ist der Nachweis der gebildeten Silica-Produkte mit Hilfe
eines „High
Performance Field Emission Electron Probe Microanalyzer (EPMA)". Die Inkubation
wurde in Abwesenheit (= Kontrolle) oder in Gegenwart von 50 μg/ml Carboanhydrase
(aus Rinder-Erythrozyten; Firma Calbiochem) und 30 μg/ml Kollagen
in Puffer (50 mM mM Tris-HCl pH 7,0, 100 mM NaCl, 0,1 mM ZnSO4 und 0,1 mM (3-Mercaptoethanol) mit 1 mM
Na-Metasilicat bei Raumtemperatur durchgeführt. Die Inkubationszeit für betrug
4 h. Gezeigt sind die Ergebnisse der Element-Analyse für Si in
einem Ansatz mit Carboanhydrase und Kollagen (A) und einer Kontrolle
(Abwesenheit von Carboanhydrase und Kollagen; B).
-
Herstellung
und Nachweis der für
das Verfahren benötigten
Komponenten
-
Herstellung der Silicase
-
Die
Reinigung der Silicase aus natürlichen
Quellen wie Geweben oder Zellen sowie die rekombinante Herstellung
des Enzyms wurden beschrieben und sind Stand der Technik (
DE 102 46 186.4. Abbau
und Modifizierung von Silicaten und Siliconen durch Silicase und
Verwendung des reversiblen Enzyms. Deutsches Patentamt 2002. Anmelder:
Johannes Gutenberg-Universität
Mainz; Erfinder: Müller
WEG, Krasko A, Schröder HC;
PCT/EP03/10983. Abbau und Modifizierung von Silicaten und Siliconen
durch Silicase und Verwendung des reversiblen Enzyms. European Patent
Office 2003. Applicant: Johannes Gutenberg-Universität Mainz.
Inventors: Müller
WEG, Krasko A, Schröder
HC).
-
Die
für die
Silicase aus dem Meeresschwamm S. domuncula codierende cDNA SDSIA)
sowie das aus der Nucleotidsequenz abgeleitete Polypeptid (SIA_SUBDO)
besitzen folgende Eigenschaften. Länge der cDNA: 1395 Nucleotide
(nt); offenes Leseraster: von nt122–nt124 bis nt1259–nt1261 (Stoppcodon); Länge des Polypeptids: 379 Aminosäuren; relative
Molekülmasse
(Mr) des Polypeptids: 43131; isoelektrischer
Punkt (pl): 6,5.
-
Für die hier
beschriebenen Experimente wurde die rekombinante S. domuncula Silicase
als Glutathion S-Transferase (GST)-Fusionsprotein hergestellt. Sowohl
ein langes als auch ein verkürztes
Fragment der für die
S. domuncula Silicase codierende cDNA (genannt: SDSIA) wurden in
ein pGEX-4T-2-Plasmid kloniert, welches das GST-Gen enthielt (2).
Gezeigt sind im Folgenden die Ergebnisse für die gereinigte kurze Form der
Silicase mit einer Größe von 32
kDa; analoge Ergebnisse wer- Ergebnisse
werden für
die lange Form (Mr 43 kDa), die jedoch weniger
effizient ist, erhalten.
-
Eine
weitere Alternative ist die Herstellung der rekombinanten Silicase
in E. coli unter Benutzung des Oligo-Histidin-Expressionsvektors
pBAD/gIIIA (Invitrogen), bei dem auf Grund der Gen III-Signalsequenz
das rekombinante Protein in den periplasmatischen Raum sezerniert
wird (3). Die für
die Silicase kodierende cDNA-Sequenz (kurze Form) wird mittels PCR
unter Verwendung folgender Primer amplifiziert: Forward primer:
ATACTC GAG TCG AAA TGC CAC CGT CAC TTC TCC ACA TCA und Reverse primer:
ATATCT AGA AA CCA ATA TAT CTT CCT GAC CAG CTC TCT; und in pBAD/gIIIA
einkloniert (Restriktionsnucleasen zur Insertion in den Expressionsvektor:
Xhol und Xbal). Nach Transformation von E. coli XL1-Blue wird die
Expression des Fusionsproteins mit L-Arabinose induziert.
-
Ebenso
kann auch ein Insert benutzt werden, welches das gesamte abgeleitete
Silicase-Protein (lange Form) umfasst.
-
Herstellung von Silicatein
-
Die
Reinigung des Silicatein-α und
des Silicatein-β aus
natürlichen
Quellen wie Geweben oder Zellen sowie die rekombinante Herstellung
der Enzyme wurden beschrieben und sind Stand der Technik (
DE 10037270 A1 .
Silicatein-vermittelte Synthese von amorphen Silicaten und Siloxanen
und ihre Verwendung. Deutsches Patentamt 2000. Anmelden und Erfinder:
Müller
WEG, Lorenz B, Krasko A, Schröder
HC; PCT/EP01/08423. Silicatein-mediated synthesis of amorphous silicates
and siloxanes and use thereof. Inventors/Applicants: Müller WEG,
Lorenz B, Krasko A, Schröder
HC;
DE 103 52 433.9 .
Enzymatische Synthese, Modifikation und Abbau von Silicium(IV)-
und anderer Metall(IV)-Verbindungen. Deutsches Patentamt 2003. Anmelder:
Johannes Gutenberg-Universität
Mainz; Erfinder: Müller
WEG, Schwertner H, Schröder
HC).
-
Für die hier
beschriebenen Experimente erfolgte die Herstellung des rekombinanten
Silicatein-α in
E. coli unter Benutzung des Oligo-Histidin-Expressionsvektors pBAD/gIIIA
(Invitrogen), bei dem auf Grund der Gen III-Signalsequenz das rekombi rekombinante
Protein in den periplasmatischen Raum sezerniert wird. Die für das Silicatein-α kodierende
cDNA-Sequenz (kurze Form) wurde mittels PCR unter Verwendung folgender Primer
amplifiziert: Forward primer: TAT CC ATG GAC TAC CCT GAA GCT GTA
GAC TGG AGA ACC und Reverse primer: TAT T CTA GA A TTA TAG GGT GGG
ATA AGA TGC ATC GGT AGC; und in pBAD/gIIIA einkloniert (Restriktionsnucleasen
zur Insertion in den Expressionsvektor: Ncol und Xbal). Nach Transformation von
E. coli XL1-Blue wurde die Expression des Fusionsproteins mit L-Arabinose
induziert.
-
Das
rekombinante Schwamm-Silicatein-Polypeptid (kurze Form) besitzt
ein Molekulargewicht von ~28,5 kDa (~26 kDa Silicatein plus 2 kDa
Vektor) und einen isolelektrischen Punkt von pl 6,16.
-
Ebenso
kann auch ein Insert benutzt werden, welches das gesamte abgeleitete
Silicatein-α-Protein (lange
Form) umfasst.
-
Herstellung von Schwammkollagen
-
Sowohl
natives Kollagen (aus Vertebraten wie beispielsweise Rinderkollagen
sowie aus Invertebraten (wie beispielsweise aus marinen Demospongien)
als auch rekombinantes Kollagen (insbesondere aus dem marinen Schwamm
S. domuncula) kann als Template benutzt werden. Im folgenden werden
einige Verfahren zu ihrer Darstellung beschrieben.
-
Isolierung von nativem
Schwamm-Kollagen
-
Ein
einfaches Verfahren zur Isolierung von Kollagen aus verschiedenen
marinen Schwämmen
wurde beschrieben (
DE
100 10 113 A1 . Verfahren zur Isolierung von Schwammkollagen
sowie Herstellung von nanopartikulärem Kollagen. Anmelden: W.
Schatton. Erfinder: Kreuter J, Müller
WEG, Schatton W, Swatschek D, Schatton M; Swatschek et al. (2002)
Eur J Pharm Biopharm 53:107–113).
Das Schwammkollagen wird dabei mit hoher Ausbeute (> 30%) erhalten.
-
Herstellung von rekombinantem
Schwamm-Kollagen
-
Der
zur Herstellung des rekombinanten Kollagens verwendete Klon codiert
für ein
nichtfibrilläres
Kollagen (Kollagen 3) aus dem Meeresschwamm Suberites domuncula;
dieses Kollagen besitzt den Vorteil, dass es (1) ein relativ niedriges
Molekulargewicht hat und (2) posttranslational nicht weiter modifiziert
wird.
-
Die
für das
Schwamm-Kollagen 3 kodierende cDNA-Sequenz kann mittels PCR unter
Verwendung geeigneter Primer amplifiziert und in einen geeigneten
Expressionsvektor subkloniert werden. Mit Erfolg wurde die Expression
unter anderem mit den bakteriellen Oligo-Histidin-Expressionsvektoren
pBAD/gIIIA (Invitrogen) und pQTK_1 (Qiagen) durchgeführt. Als
Primer für
die PCR (bei anschließender
Verwendung von pBAD/gIIIA) können
dienen; Forward primer: TAT cc atg gTG GCA ATA TCA GGT CAG GCT ATA
GGA CCT C und Reverse primer: TAT AA GC TT CGC TTT GTG CAG ACA ACA
CAG TTC AGT TC; Restriktionsnucleasen zur Insertion in den Expressionsvektor:
Ncol und HindIII. Nach Transformation von Escherichia coli-Stamm
XL1-Blue mit dem Plasmid (Expressionsvektor) wird die Expression
des Fusionsproteins mit L-Arabinose (bei pBAD/gIIIA) bzw. mit Isopropyl-β-D-thiogalactopyranosid
(IPTG; bei pQTK_1) induziert. Der Expressionsvektor pBAD/gIIIA besitzt
den Vorteil, dass auf Grund der Gen III-Signalsequenz das rekombinante
Protein in den periplasmatischen Raum sezerniert wird. Die Signalsequenz
wird nach der Membran-Passage entfernt. Bei Verwendung von pQTK_1
werden die Bakterien mit PBS/8 M Harnstoff extrahiert. Nach Ultrabeschallung
wird die Suspension zentrifugiert. Die Reinigung des Fusionsproteins
aus dem Überstand
erfolgt durch Metall-Chelat-Affinitätschromatographie unter Benutzung
einer Ni-NTA-Agarose-Matrix
(Qiagen), wie von Hochuli et al. (J Chromatogr 411:177–184; 1987)
beschrieben. Der Extrakt wird auf die Säule gegeben; anschließend wird
mit PBS/Harnstoff gewaschen und das Fusionsprotein von der Säule mit
150 mM Imidazol in PBS/Harnstoff eluiert.
-
Die
Charakterisierung der Kollagen-Präparationen erfolgt über SDS-PAGE,
Bestimmung der Aminosäurezusammensetzung,
des isoelektrischen Punkts sowie durch Elektronenmikroskopie.
-
Molekulargewicht,
isoelektrischer Punkt: Die Bestimmung der Molekulargewichte kann
durch SDS-PAGE erfolgen. Das Molekulargewicht des Proteins, das
nach Expression der unter Benutzung der oben genannten Primer amplifizierten
cDNA erhalten wird, beträgt
~28,5 kDa.
-
Der
isoelektrische Punkt (IEP) kann durch Titration in wässriger
Lösung
bestimmt werden. Der IEP von Schwammkollagen liegt meist bei pH
6,5 – 8,5
(zum Vergleich, IEP von Rinderkollagen: pH 7,0 ± 0,09). Das aus der SEQ ID
No. 8 gezeigten cDNA abgeleitete Peptid (siehe SEQ ID No. 7) besitzt
einen vorhergesagten isoelektrischen Punkt von 8,185. Die Ladung
bei pH 7,0 ist 4,946.
-
Aminosäurezusammensetzung:
Die Bestimmung der Aminosäurezusammensetzung
kann mit Hilfe eines automatischen Aminosäureanalysators durchgeführt werden.
-
Elektronenmikroskopie.
Die elektronenmikroskopische Charakterisierung des isolierten Schwammkollagens
kann durch Transmissionselektronenmikroskopie (TEM) erfolgen. Dazu
wird die gefriergetrocknete Kollagenprobe mit einer 2%igen Phosphorwolframsäure negativ
kontrastiert (Harris, Negative staining and cryoelectron microscopy.
Royal Microscopical Society Microscopy Handbook No 35. BIOS Scientific
Publishers Ltd, Oxford, UK).
-
Nachweis der Silicase-Aktivität
-
Die
Methode zum Nachweis der Silicase-Aktivität von (kommerziellen) Carboanhydrasen-Präparationen
(z. B. aus Rinder-Erythrozyten; Firma Calbiochem) bzw. der rekombinanten
Schwamm-Silicase wurde beschrieben (
DE
102 46 186 .4; PCT/EP03/10983).
-
Nachweis der Silicatein-Aktivität
-
Die
Methode zum Nachweis der Silicatein-Aktivität (Silicatein-α und Silicatein-β) wurde beschrieben (PCT/US99/30601;
DE 10037270 A1 ;
PCT/EP01/08423;
DE 103 52 433.9 ).
-
Die
Kieselsäure
kann z. B. mit Hilfe eines Molybdat-gestützten Nachweisverfahrens, wie
z. B. dem kolorimetrischen "Silicon
Test" (Merck; 1.14794),
quantitativ bestimmt werden. Die Menge an Kieselsäure kann anhand
einer Kalibrierungskurve mit einem Siliciumstandard (Merck 1.09947)
aus den Extinktionswerten bei 810 nm berechnet werden.
-
Beschreibung
des Verfahrens der Silica-Synthese
-
Bei
dem erfindungsgemäßen Verfahren
wird Kieselsäure
in Form eines Metasilicats (Natriumsalz oder Salz eines anderen
Alkali-, Erdalkali- oder Metallions), Silicium-Komplexes (der mit freier Orthokieselsäure bzw.
Orthosilicat im Gleichgewicht steht; beispielsweise Silicium-Catecholat
[Dikaliumtricatecholatosilicium] oder in Form von Orthokieselsäure bzw.
eines Orthosilicats in einem geeigneten Puffer (beispielsweise 50
mM Tris-HCl pH 7,0, 100 mM NaCl, 0,1 mM ZnSO4 und
0,1 mM β-Mercaptoethanol oder
anderer Puffer; die Gegenwart von Zn ist vorteilhaft bei der Inkubation
mit Silicase oder Carboanhydrasen, die Zn-Enzyme darstellen) über einen
für die
gewünschte
Menge des gebildeten Silica-Produktes (amorphes Siliciumdioxid)
angepassten Zeitraum mit einem Template und einem Enzym inkubiert.
Die Inkubation kann bei unterschiedlichen Temperaturen durchgeführt werden.
Als vorteilhaft hat sich Raumtemperatur (22°C) erwiesen, aber auch höhere (z. B.
37°C) oder
niedrigere Temperaturen (z. B. 15°C)
wurden mit Erfolg angewandt.
-
Das
Metasilicat kann hierzu entweder in dem benutzten Puffer gelöst werden
oder zuvor (eventuell als höher
konzentrierte Stock-Lösung)
in einer alkalischen Lösung
(wie 0,01 N NaOH). Im letzteren Fall muss die erhaltene Metasilicat-Lösung neutralisiert
werden (vorteilhafter pH: 7,2).
-
Bei
dem Template handelt es sich um ein oder mehrere unterschiedliche
Moleküle,
Molekülaggregate oder
Oberflächen,
die funktionelle Gruppen besitzen, die mit Orthokieselsäure, oligomeren
oder polymeren Kieselsäuren
sowie deren Salzen (Orthosilicate, Metasilicate) in Wechselwirkung
treten.
-
Als
vorteilhaft hat sich herausgestellt, wenn es sich bei den Hydroxylgruppenenthaltenden
Molekülen um
Kollagen oder um ein Silicatein handelt (siehe 7–10).
-
Als
besonders vorteilhaft hat sich herausgestellt, wenn es sich bei
dem Kollagen um ein Kollagen aus einem Schwamm handelt, insbesondere
um ein Kollagen gemäß SEQ ID
Nr. 7 oder ein dazu homologes Polypeptid, das in seiner Aminosäuresequenz
mindestens 25%, bevorzugt mindestens 50%, weiter bevorzugt mindestens
75% und am meisten bevorzugt mindestens 95% Sequenzidentität zu der
in SEQ ID Nr. 7 gezeigten Sequenz besitzt, oder Teile davon. Bei
dem in SEQ ID Nr. 7 angegebenen Kollagen handelt es sich um ein nicht-fibrilläres Kollagen
(Kollagen 3) aus dem Meeresschwamm S. domuncula. Dieses Kollagen
erwies sich effizienter als fibrilläres Rinder-Kollagen (siehe 10).
-
Als
besonders vorteilhaft hat sich weiterhin herausgestellt, wenn es
sich bei dem Silicatein um ein Silicatein aus einem Schwamm gemäß SEQ ID
Nr. 3 oder ein dazu homologes Polypeptid handelt, das in seiner Aminosäuresequenz
mindestens 25%, bevorzugt mindestens 50%, weiter bevorzugt mindestens
75% und am meisten bevorzugt mindestens 95% Sequenzidentität zu der
in SEQ ID Nr. 3 gezeigten Sequenz besitzt, oder Teile davon (siehe 7–10).
-
Neben
Silicatein-α (SEQ
ID Nr. 3) kann auch Silicatein-β (SEQ
ID Nr. 5) oder ein dazu homologes Polypeptid handelt, das in seiner
Aminosäuresequenz
mindestens 25%, bevorzugt mindestens 50%, weiter bevorzugt mindestens
75% und am meisten bevorzugt mindestens 95% Sequenzidentität zu der
in SEQ ID Nr. 5 gezeigten Sequenz besitzt, oder Teile davon verwendet
werden.
-
Auch
eine Mischung von einem oder mehreren Templaten (beispielsweise
Kollagen und Silicatein) kann verwendet werden (siehe 7–10).
-
Das
Kollagen aus einem Schwamm gemäß SEQ ID
Nr. 7 oder ein dazu homologes Polypeptid, das in seiner Aminosäuresequenz
mindestens 25%, bevorzugt mindestens 50%, weiter bevorzugt mindestens
75% und am meisten bevorzugt mindestens 95% Sequenzidentität zu der
in SEQ ID Nr. 7 gezeigten Sequenz besitzt, oder Teile oder Teile
davon, kann sowohl in vivo, in einem Zellextrakt oder -lysat oder
in gereinigter Form zur Verfügung
gestellt werden.
-
Bei
dem Enzym handelt es sich um ein Polypeptid einer Silicase aus Suberites
domuncula gemäß SEQ ID
Nr. 1 oder ein dazu homologes Polypeptid, das in der Aminosäuresequenz
der Carboanhydrase-Domäne
mindestens 25%, bevorzugt mindestens 50%, weiter bevorzugt mindestens
75% und am meisten bevorzugt mindestens 95% Sequenzidentität zu der
in SEQ ID Nr. 1 gezeigten Sequenz besitzt, ein Metallkomplex des
Polypeptids, oder Teile davon (siehe 7–10).
-
Das
Polypeptid einer Silicase aus S. domuncula gemäß SEQ ID Nr. 1 oder ein dazu
homologes Polypeptid, das in der Aminosäuresequenz der Carboanhydrase-Domäne mindestens
25%, bevorzugt mindestens 50%, weiter bevorzugt mindestens 75% und
am meisten bevorzugt mindestens 95% Sequenzidentität zu der in
SEQ ID Nr. 1 gezeigten Sequenz besitzt, kann sowohl in vivo, in
einem Zellextrakt oder -lysat oder in gereinigter Form zur Verfügung gestellt
werden.
-
Vorteilhaft
ist auch die Verwendung kommerzieller Carboanhydrasen, wie der Carboanhydrase
von Rinder-Erythrozyten (siehe 7–10).
-
Der
Zusatz von Catechol, das freie Kieselsäure komplexiert, führt zu einer
Erniedrigung der Menge an unlöslichem
SiO2 (siehe 7 und 10).
-
Maximale
Mengen an amorphem Silica werden in Gegenwart von Kollagen, Silicatein
und Carboanhydrase sowie in Gegenwart von Kollagen und Silicatein
synthetisiert (siehe 7). Geringere Mengen an unlöslichem
SiO2 werden in Gegenwart von Kollagen und
Carboanhydrase erhalten (siehe 7). Eine
Präinkubation
mit Silicatein kann in Abhängigkeit
von den angewandten Bedingungen (Inkubationszeit) auch zu einer Abnahme
der SiO2-Bildung führen (siehe 8).
In Abwesenheit von Kollagen werden mit Silicatein oder Carboanhydrase
oder beiden Enzymen nur sehr geringe Mengen an unlöslichem
SiO2 gebildet (siehe 7). Ebenfalls
wird in Gegenwart von Kollagen alleine nur wenig unlösliches
SiO2 gebildet (siehe 7). Kontrollexperimente
mit BSA anstelle von Silicatein und Kollagen als Template zeigen
nur eine sehr geringe Bildung von unlöslichem SiO2 (siehe 7–9).
-
Die
Menge an gebildetem unlöslichem
SiO2 steigt mit zunehmender Konzentration
an Carboanhydrase an (siehe 8 und 9).
-
Weiterhin
hängt die
Menge an gebildetem SiO2 von der Konzentration
des verwendeten Templates ab; eine Zunahme wird mit steigender Konzentration
beispielsweise von Silicatein-α (siehe 8)
oder von Kollagen gefunden (siehe 9).
-
Eine
Erhöhung
der Na-Metasilicat-Konzentration führte zu keiner weiteren Steigerung,
sondern zu einer Abnahme der SiO2-Bildung
(siehe 9).
-
Neben
Metasilicaten können
auch Silicium-Komplexe (beispielsweise der Silicium-Catechol-Komplex) verwendet
werden; auch hier steigt die Menge an gebildetem SiO2 mit
zunehmender Menge an Kollagen an (siehe 10). Bei
der Verwendung des Silicium-Catechol-Komplexes anstelle von Metasilicat
sind die Ausbeuten an gebildetem unlöslichen SiO2 jedoch
geringer (vgl. 7–9 und 10).
-
Auch
die Verwendung anderer Silicium-Komplexe wie der Silicium-Komplexe
mit Gallussäure
oder Tropolon (Tristropolonatosiliciumchlorid) ist möglich.
-
Die
Inkubation mit Silicatein und Carboanhydrase kann gleichzeitig (siehe 9)
oder aufeinanderfolgend (siehe 7, 8 und 10)
durchgeführt
werden.
-
Neben
Kollagen können
eine Reihe weiterer Biomaterialien und Komposit-Materialien als Template für die Silica-Bildung
dienen, wie fibrilläres
Chitin, das nach einem beschriebenen Verfahren gewonnen wird (
DE 102 10 571.5. Zusammensetzung
und Verfahren zur Herstellung von modifiziertes fibrilläres Chitin
und potenzierende Zusatzstoffe enthaltenden, biologisch hochaktiven
Präparaten
und ihre Anwendung als Protektions- und Nahrungsergänzungsmittel
während
der prä-
und postnatalen Entwicklung und adulter Lebensphasen bei Mensch
und Tier. Anmelder und Erfinder: Müller WEG, Schröder HC,
Lorenz B, Senyuk OF, Gorowoj LF).
-
Das
Verfahren eignet sich auch zur Synthese anderer polymerer Metall(IV)-Verbindungen aus
rein anorganischen Metall(IV)-Verbindungen, wobei ebenfalls (1)
ein Template (Molekül,
Molekülaggregat
oder Oberfläche)
und (2) ein Polypeptid oder ein Metallkomplex eines Polypeptids
zur Synthese eingesetzt wird, das entweder dadurch gekennzeichnet
ist, dass das Polypeptid eine tierische, pflanzliche, bakterielle
oder Pilz Carboanhydrase-Domäne
umfasst, die mindestens 25% Sequenzähnlichkeit zu der in SEQ ID
Nr. 1 gezeigten Sequenz aufweist, oder dadurch, dass das Polypeptid
eine tierische, bakterielle, pflanzliche oder Pilz Silicatein-α-Domäne oder
Silicatein-β-Domäne umfasst,
die mindestens 25%, bevorzugt mindestens 50%, weiter bevorzugt mindestens
75% und am meisten bevorzugt mindestens 95% Sequenzidentität zu der
in SEQ ID Nr. 3 bzw. in SEQ ID Nr. 5 gezeigten Sequenz aufweist.
-
Nachweis des gebildeten
Siliciumdioxids
-
Zum
Nachweis der Produkte (gebildetes amorphes Siliciumdioxid) kann
das Material (bzw. der Reaktionsansatz) in einer Tischzentrifuge
abzentrifugiert (12 000 × g;
15 min; 4°C),
mit Ethanol gewaschen und luftgetrocknet werden. Anschließend kann
das Sediment mit 1 M NaOH hydrolysiert. In der entstandenen Lösung wird
das freigesetzte Silicat unter Anwendung eines Molybdat-gestützten Nachweisverfahrens,
wie z. B. dem kolorimetrischen "Silicon
Test" der Firma
Merck, quantitativ gemessen werden.
-
Der
Nachweis des gebildeten Silica-Produktes (Element-Analyse) kann
auch mit Hilfe eines „High
Performance Field Emission Electron Probe Microanalyzer (EPMA)" erfolgen. Benutzt
wurde für
das in 11 gezeigte Experiment ein JXA-8900RL
Electron Probe Microanalyzer (JEOL, Inc., Peabody, MA, USA). Dieses Gerät kombiniert
hochauflösende
Rasterlektronenmikroskopie (REM) mit Hochqualitäts-Röntgenstrahlenanalyse.
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Die
Ansätze
für die
Analyse mittels des „High
Performance Field Emission Electron Probe Microanalyzer" enthielten 1 mM
Na-Metasilicat in 50 mM Tris-HCl pH 7,0, 100 mM NaCl, 0,1 mM ZnSO4 und 0,1 mM β-Mercaptoethanol. Die Inkubation
wurde in Abwesenheit (= Kontrollen) oder in Gegenwart von 50 μg/ml Carboanhydrase
(aus Rinder-Erythrozyten; Firma Calbiochem) und 30 μg/ml Kollagen
für 4 h
bei Raumtemperatur durchgeführt.
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Auf
die Träger
wurden jeweils 100 μl
der Proben (Ansätze
nach Inkubation) aufgebracht. Die Träger mit den Präparaten
wurde einer Kohlenstoffbedampfung (Emitech K959) unter Vakuum (10-4 mbar) unterworfen. Neben Si wurden Ca,
Na und Cl bestimmt.
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Die
Ergebnisse zeigten, dass eine deutliche Bildung von Siliciumaggregaten
in den Ansätzen
mit Carboanhydrase und Kollagen nachweisbar war, nicht dagegen in
den Kontrollen (Abwesenheit von Carboanhydrase und Kollagen) (siehe 11).
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Es
ergaben sich keine Übereinstimmungen
in den Lokalisierungen der Signale für Si, Ca, Na und Cl.
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Verwendungen
des Verfahrens
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Für das beschriebene
Verfahren zur enzymatischen Synthese von amorphem Silica aus anorganischen
(nicht-organischen) Siliciumverbindungen ergeben sich eine Reihe
unterschiedlicher industriell-technischer Verwendungen, und zwar:
- 1.) Verwendung zur Oberflächenmodifikation von Biomaterialien,
die entweder aus den genannten Template-Materialien (Hydroxylgruppen-enthaltende
Moleküle)
selbst bestehen oder mit ihnen beschichtet sind. Dies können auch
Oberflächen
von Glas, Metallen, Metalloxiden, Kunststoffen, Biopolymeren oder
anderen Materialien sein. Eine Literatur-Übersicht über Oberflächen-modifizierte Biomaterialien
findet sich in: Ratner BD et al (Hrsg) Biomaterials Science – An Introduction
to Materials in Medicine. Academic Press, San Diego, 1996. Die bei
herkömmlichen
physikalisch/chemischen Methoden zur Herstellung dieser Modifikationen
angewandten Bedingungen haben oft einen schädlichen (destruierenden) Effekt
auf die Biomaterialien. Das erfindungsgemäße Verfahren benutzt im Vergleich
zu den herkömmliche
Verfahren "milde" Bedingungen, welche
die Biomaterialien schonen, da es allein auf biochemisch/enzymatischen
Reaktionen beruht. Insbesondere ergibt sich eine Verwendung des
erfindungsgemäßen Verfahrens
auch bei der Herstellung von Oberflä von Oberflächen-Modifikationen (Coating)
von Kollagen, das als Gewebe-, Knochen- oder Zahnersatzmaterial dient, und
von Kollagen-Vliesen ("Tissue
Engineering"). Die
Oberflächen-Modifikationen
dient hierbei der Erhöhung
der Stabilität
und der Porosität
sowie die Verbesserung der Resorbierbarkeit.
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Die
Vorteile von Schwammkollagen als Biomaterial sind, wie bei anderen
Kollagenen, Bioabbaubarkeit sowie eine niedrige Toxizität und Immunogenizität. Das Schwammkollagen
besitzt jedoch nicht die Nachteile des bisher vornehmlich aus Tierhäuten und
Knochen von Schweinen, Kälbern
und Rindern gewonnenen Kollagens, bei dem die Möglichkeit einer Infektion durch
pathogene Keime nicht ausgeschlossen werden kann.
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Ein
weiterer Vorteil des Verfahrens liegt darin, dass zur Lösung der
verwendeten Ausgangssubstrate (Kieselsäuren und Metasilicate sowie
deren Salze) keine organischen Lösungsmittel
verwendet werden müssen,
wie es bei organischen Siliciumverbindungen (z. B. TEOS) der Fall
ist. Somit wird eine Schädigung
der zu modifizierenden Biopolymeren wie von Kollagen vermieden.
- 2.) Verwendung zur Modifikation oder zur Synthese
von Nano-Strukturen aus Silica (amorphem Siliciumdioxid). Mittels
des erfindungsgemäßen Verfahrens
ist es möglich,
definierte zwei- und dreidimensionale Strukturen aus Silica (oder
anderen polymeren Metall(IV)-Verbindungen) im Nano-Maßstab aus
rein anorganischen Ausgangssubstraten (Kieselsäure, Metakieselsäure und
deren Salze) zu synthetisieren. Die gebildeten Strukturen können in
der Nanotechnologie angewandt werden.
- 3.) Verwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens zur Herstellung
dreidimensionaler, mit Silica beschichteter Matrizes aus Kollagenen
mit definierten physikalischchemischen Eigenschaften zur Herstellung
von Geweben/Organen des menschlichen Organismus mit körpereigenen
Zellen, die als Ersatzgewebe zur Behandlung von onkologischer Defekten,
posttraumatischer Organ- und Gewebeschäden, Brandverletzungen, Gefäßverschlüssen sowie
chirurgischen Wunden dienen können.
Der besondere Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens liegt darin,
dass (1) durch die Silica-Beschichtung Unverträglichkeits- und Abstoßungsreaktionen
durch den Empfängerorganismus
vermieden werden und (2) keine Schädigung der Matrizes (Kolla keine
Schädigung
der Matrizes (Kollagen) durch organische Lösungsmittel eintreten kann (die
Ausgangssubstrate sind wasserlöslich
im Gegensatz zu den nach dem Stand der Technik zu verwendenden organischen
Siliciumverbindungen wie TEOS).
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SEQUENCE LISTING
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