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Die
Erfindung betrifft eine Vorrichtung und ein Verfahren zum Einbringen
von Kunststoffmasse in einen zwischen zwei Formplatten eines Spitzgusswerkzeugs
ausgebildeten Formhohlraum zur Herstellung flächiger Kunststoffteile.
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Zur
Herstellung von Kunststoff-Formteilen werden in der Kunststoffverarbeitung
bekannte Spritzguss- und Prägeverfahren
eingesetzt. Herkömmliche
Spritzgussverfahren ohne Prägetechnik werden
insbesondere für
die Herstellung von kleineren Spritzgießteilen verwendet, bei welchen
kurze Fließwege
auftreten und mit moderaten Spritzdrücken gearbeitet werden kann.
Beim herkömmlichen Spritzgussverfahren
wird die Kunststoffmasse in einen zwischen zwei geschlossenen Formplatten
ausgebildeten Formhohlraum eingespritzt und verfestigt sich dort.
Prägeverfahren
unterscheiden sich von herkömmlichen
Spritzgussverfahren dadurch, dass der Einspritz- und/oder Verfestigungsvorgang
unter Ausführung
einer Formplattenbewegung durchgeführt wird. D.h., die Kunststoffmasse
wird in einen vorvergrößerten (d.h.
noch nicht vollständig
geschlossenen) Formhohlraum eingespritzt und anschließend unter
Ausführung
einer Werkzeugbewegung in Dickenrichtung verpresst. Insbesondere
bei der Herstellung von großflächigen Formteilen
mit geringen Wandstärken,
z.B. Verscheibungen für
Kraftfahrzeuge, ist die (aufwändigere)
Prägetechnik
bevorzugt oder gegebenenfalls sogar zwingend erforderlich, da nur
auf diese Weise eine Erniedrigung der bei großflächigen Formteilen erforderlichen
hohen Spritzdrücke
erreicht werden kann. Verspannungen bzw. Verzug im Spritzgießteil, welche
infolge hoher Spritzdrücke
auftreten, können
durch die Prägetechnik
vermieden werden.
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Eine
weitere Schwierigkeit, die bei der Herstellung großflächiger Kunststoffteile
zu überwinden ist,
betrifft die Problematik der Kunststoffzuführung. In vielen Fällen ist
eine randseitige Zuführung
der Kunststoffmasse erforderlich, um ein Formteil mit optisch einwandfreien
Oberflächen
(ohne störende
Angussstellen) zu erzielen.
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Das
Standardverfahren zum seitlichen Anspritzen von Formteilen mit geringer
Wandstärke
ist der sogenannte Filmanguss. Bei diesem Verfahren erfolgt die
Anspritzung seitlich außerhalb
des Formhohlraums. Zwischen dem Anspritzpunkt und einem als Angussverlängerung
ausgebildeten Randbereich des Formhohlraums ist eine sogenannte
Filmplatte vorgesehen, in welcher Angusskanäle eingearbeitet sind, die
sich ausgehend vom Anspritzpunkt über die Filmplatte verteilen
und die Filmplatte über
die gesamte Breite des Formhohlraums an diesen anbinden. Nach dem
Erkalten der Kunststoffmasse wird das Formteil aus dem geöffneten
Werkzeug entnommen, wobei die über
die Filmplatte zugeführte
Kunststoffmasse als Angusskaltkanäle integral am Formteil angeformt
sind.
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Durch
die Verwendung einer Filmplatte wird eine funktionstechnisch einwandfreie
Kunststoffzuführung
realisiert, nachteilig ist jedoch, dass nach der Fertigung des Teils
zusätzliche
Arbeitsschritte erforderlich sind. Insbesondere muss die Angussverlängerung
mit den Angusskaltkanälen
von dem Formteil abgetrennt werden und das Formteil anschließend (aufgrund
der beim Abtrennen auftretenden Verschmutzung) vor der Weiterbehandlung
(z.B. Beschichtung der Oberflächen)
einer gründlichen
Reinigung unterzogen werden. Nachteilig ist ferner der durch die
Abtrennung der Angussverlängerung
auftretende Materialverlust.
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Als
alternatives Verfahren zum Filmanguss ist die Direkteinspritzung
bekannt. Bei der Direkteinspritzung erfolgt das Einspritzen der
Kunststoffmasse über
eine Nadelventil-Düse
direkt in den Formhohlraum. Die Nadelventil-Düse muss in un mittelbarer Nähe des Formhohlraums
angebracht sein und stets (d.h. auch während der Abkühlphasen
zum Verfestigen des Formteils) auf einer Temperatur oberhalb der Verfestigungstemperatur
gehalten werden, damit im Bereich des Nadelventils die Kunststoffmasse
nicht aushärtet
und das Ventil blockiert. Der Hauptvorteil der Direkteinspritzung
mittels eines Nadelventils besteht darin, dass die beim Filmanguss-Standardverfahren
erforderliche Angussabtrennung sowie die damit verbundenen Materialmehrkosten
entfallen. Allerdings treten eine Reihe von Schwierigkeiten auf,
die dieses Verfahren insbesondere bei der Herstellung von transparenten
flächigen
Formteilen problematisch erscheinen lassen:
Da das Nadelventil
durchgängig
auf einer Temperatur von etwa 300°C
(oberhalb der Verfestigungstemperatur des Kunststoffes) gehalten
werden muss, kommt es im Bereich zwischen der Nadel und der Nadelführung zu
einer Verkohlung von Kunststoffmasse. Dadurch wird während des
Füllungsvorgangs verkohlter
Kunststoff in das Formteil eingebracht, wodurch sich in dem Formteil
störende
schwarze Punkte ergeben. Dies ist insbesondere bei transparenten Formteilen
(Verscheibungen) nachteilig.
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Ein
weiteres beim Nadelverschluss auftretendes Problem besteht darin,
dass um die Nadel eine Hülle
aus Kunststoff entsteht, welche beim Füllvorgang ebenfalls in das
Formteil gelangt. Dieser Kunststoffschlauch vermischt sich nicht
mehr vollständig
mit dem flüssigen
Kunststoff und kann als Schliere bzw. optischer Defekt im Endprodukt
in Erscheinung treten.
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Ein
weiterer Nachteil bei Verwendung eines Nadelventils besteht darin,
dass es eine flexible Formgebung der in den Formhohlraum mündenden Angussöffnung erschwert.
Die Formgebung der Angussöffnung
ist bei der Herstellung von großflächigen Formteilen
mit geringer Wandstärke
von großer
Bedeutung, da die Wandstärke
des zu fertigenden Formteils die maximal zulässige Dimensionierung der Angussöffnung in
einer Querschnittdimension limitiert. Wird die maximale Dimensio nierung
der Angussöffnung überschritten,
bewirkt dies Einfall, d.h. eine muldenartige Verformung auf der
der Angussöffnung
gegenüberliegenden
Außenhaut
des Formteils.
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Ferner
tritt bei einer randseitigen Direkteinspritzung das Problem auf,
dass für
eine gute Verteilung der eingespritzten Kunststoffmasse über die Querdimension
(d.h. entlang des Randes, an welchem die Einspritzung vorgenommen
wird) gesorgt werden muss.
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Der
Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine für die Herstellung von großflächigen Formteilen geeignete
Vorrichtung zum Einbringen von Kunststoffmasse in einen Formhohlraum
zu schaffen, welche die bei einer Direkteinspritzung mit einem Nadelventil
auftretenden Schwierigkeiten umgeht. Insbesondere soll die Vorrichtung
zur Herstellung von dünnwandigen,
transparenten Formteilen geeignet sein, und die Nachteile des bekannten
Filmangusses sollen zumindest weitgehend vermieden werden. Die Erfindung
zielt ferner darauf ab, ein Verfahren mit den vorstehend genannten
Eigenschaften anzugeben.
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Die
der Erfindung zugrunde liegende Aufgabenstellung wird durch die
Merkmale der Ansprüche 1
und 13 gelöst.
Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung sind
in den Unteransprüchen
angegeben.
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Nach
Anspruch 1 ist in eine erste Formplatte des Werkzeugs ein Heißkanal integriert.
Ein Sperrschieber ist in der ersten Formplatte mündungsseitig des Heißkanals
angeordnet und weist einen Durchtrittskanal auf. Austrittseitig
des Durchtrittskanals ist in der ersten Formplatte ein Angusskanal
vorgesehen, welcher in einen Randbereich des Formhohlraums oder
in einen an den Formhohlraum angebundenen Anspritz-Vorhohlraum mündet. Dabei
ist der Sperrschieber verschieblich in der ersten Formplatte angeordnet,
derart, dass in einer ersten Sperrschieber-Position der Durchtrittskanal
den Heißkanal
mit dem Angusskanal verbindet und in einer zweiten Sperrschieber- Position der Sperrschieber
den Heißkanal
gegenüber
dem Angusskanal verschließt.
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Ein
wesentlicher Vorteil des erfindungsgemäßen Sperrschieber-Verschlusses im vergleich zum
Nadelverschluss besteht darin, dass der Sperrschieber beim Abkühlvorgang
nicht auf den hohen Temperaturen (etwa 300°C) gehalten werden muss, da
ein Aushärten
von Kunststoffmasse innerhalb des Durchtrittskanals im Sperrschieber
unproblematisch ist, da der im Durchtrittskanal ausgehärtete Kunststoffrest
beim Verschließen
des Heißkanals
durch Verschieben des Sperrschiebers in die zweite Sperrschieber-Position
aus dem Zuführungsweg
für den Kunststoff
entfernt wird. Die vergleichsweise niedrigere Temperatur des Sperrschiebers
beugt der Gefahr einer Verkohlung der Kunststoffmasse vor. Da der
im Durchtrittskanal befindliche zumindest teilweise erhärtete Kunststoffrest
nicht in den Formhohlraum gelangt, wird durch die erfindungsgemäße Vorrichtung
auch die Gefahr einer Schlierenbildung im Produkt, welche durch
das Einbringen von bereits teilweise erhärteten Kunststoffbestandteilen
in den Formhohlraum hervorgerufen wird, sicher ausgeschlossen.
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Vorzugsweise
ist der Randbereich des Formhohlraums als Füllkanal gestaltet, der mit
einer gegenüber
der Wanddicke des flächigen
Kunststoffteils erhöhten
Kanaltiefe ausgeführt
ist oder von einem Barriereabschnitt mit reduziertem Wandabstand
vom übrigen
Formhohlraum abgegrenzt ist. Aufgrund des höheren Fließquerschnitts im vertieften
Randbereich bzw. durch die vom Barriereabschnitt bewirkte Fließwiderstandserhöhung breitet
sich beim Einspritzvorgang die Kunststoffmasse mit einem geringeren Fließwiderstand
im Füllkanal,
d.h. über
den Randbereich des Formhohlraums, aus. Dadurch wird gewährleistet,
dass über
die gesamte Breite des Formhohlraums verteilt Kunststoffmasse zur
Verfügung steht.
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Insbesondere
dann, wenn der Angusskanal in den Randbereich des Formhohlraums
(und nicht in den vorgelagerten Anspritz-Vorhohlraum) mündet (Fall der Direkteinspritzung),
reduziert sich nach einer vorteilhaften Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Vorrichtung
der Querschnitt des Durchtrittskanals zumindest in einer ersten
Dimension (die senkrecht zur Durchtrittskanalachse orientiert ist)
von seinem dem Heißkanal
zugewandten Eintrittsbereich zu seinem Austrittsbereich. Dadurch
wird erreicht, dass über
die Länge
des Durchtrittskanals eine geometrische Anpassung an die erforderliche
Mündungsform des
Angusskanals realisiert wird. Durch die Reduzierung des Querschnitts
des Durchtrittskanals in der (ersten) Dimension, welche vorzugsweise
quer zu dem Verlauf des Randbereichs des Formhohlraums orientiert
ist, kann bei der Herstellung von dünnwandigen Kunststoffteilen
Einfall im Bereich der Kunststoffzuführung vermieden werden.
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Vorzugsweise
ist der Querschnitt des Durchtrittskanals in einer sich senkrecht
zur ersten Dimension erstreckenden zweiten Querschnittdimension (welche
dann vorzugsweise parallel zu dem Verlauf des Randbereichs orientiert
ist) mindestens um den Faktor 1,5, insbesondere um mehr als den
Faktor 3 größer als
in der ersten Dimension. Je nach der Wandstärke des zu fertigenden Formteils
darf die erste Dimension eine bestimmte Größe nicht überschreiten, um Einfall sicher
zu vermeiden. Vorzugsweise ist die erste Dimension aus diesem Grund
kleiner als 4 mm, insbesondere kleiner als 3 mm.
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Vorzugsweise
ist das Werkzeug für
einen Prägeprozess,
insbesondere für
einen Klappprägeprozess
mit einer sich im wesentlichen parallel dem Randbereich des Formhohlraums
erstreckenden Klappachse ausgelegt. Durch das von dem mit Kunststoff
befüllten
Randbereich ausgehende Klappprägen
wird die Verdrängung
von Kunststoff entlang der Längserstreckung
des zu fertigenden Formteils unterstützt. Ferner kann mit einem
niedrigeren Anspritzdruck gearbeitet werden, wodurch der Gefahr
einer Spannungsbildung im zu fertigenden Formteil oder im Extremfall
einer unvollständigen
Befüllung
des Formhohlraums entgegengewirkt wird.
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Beim
Klappprägen
kann die Klappachse benachbart zu dem Randbereich verlaufen. Eine
besonders bevorzugte Ausgestaltung der Erfindung kennzeichnet sich
jedoch dadurch, dass die Klappachse zwischen der Mündung des
Angusskanals und der anspritzfernen Seite des Spritzgusswerkzeugs,
insbesondere zwischen dem als Füllkanal ausgebildeten
Randbereich und der anspritzfernen Seite des Spitzgusswerkzeugs
verläuft.
Dadurch wird erreicht, dass der Formhohlraum zwischen dem Randbereich
und der Klappachsenlinie vor und während dem Einspritzen verkleinert
ist und sich während des
Prägeprozesses
vergrößert. Dadurch
wird die Gefahr von Quellfluss (eine frontseitig beginnende Verfestigung
der eingespritzten Kunststoffmasse bereits während der Ausbreitung im Formhohlraum) verringert.
Sofern ein randseitig verlaufender Füllkanal vorhanden ist, wird
durch diese Maßnahme
darüber
hinaus eine effektivere Befüllung
des Füllkanals ermöglicht.
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Wie
bereits erwähnt,
muss der in dem Durchtrittskanal verbleibende Kunststoffrest vor
dem nächsten
Füllvorgang
entfernt werden. Vorzugsweise ist hierfür in der ersten Formplatte
ein Ausstoßkanal vorgesehen,
durch welchen der in dem Durchtrittskanal verbleibende Kunststoffrest
ausgeworfen werden kann, wenn der Sperrschieber aus der ersten Position
heraus verschoben ist.
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In
diesem Fall kennzeichnet sich eine vorteilhafte Weiterbildung der
Erfindung dadurch, dass in der zweiten Formplatte gegenüberliegend
dem Ausstoßkanal
ein mechanischer Auswerfer angeordnet ist, der ausgelegt ist, den
im Durchtrittskanal verbliebenen Kunststoffrest aus dem Durchtrittskanal
in den Ausstoßkanal
zu stoßen.
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Vorzugsweise
handelt es sich bei dem flächigen
Kunststoffteil um eine transparente Kunststoffscheibe, wie sie beispielswei se
in Kraftfahrzeugen Verwendung finden kann. Die mit der vorliegenden Erfindung
erreichten Vorteile sind bei der Herstellung einer transparenten
Kunststoffscheibe von besonders großer Bedeutung, da bereits geringfügige optische
Beeinträchtigungen
(Schlierenbildung, Schwärzungen)
bei der Herstellung transparenter Produkte nicht mehr hingenommen
werden können.
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Die
Erfindung wird nachfolgend anhand eines Ausführungsbeispiels unter Bezugnahme
auf die Zeichnungen beschrieben; in diesen zeigt:
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1 eine
schematische Schnittdarstellung eines Spritzgusswerkzeugs zur Herstellung
flächiger Kunststoffteile
im geschlossenen Zustand;
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2 eine
Einzelheit des in 1 dargestellten Werkzeugs in
Schnittdarstellung zur Erläuterung
der erfindungsgemäßen Vorrichtung
zum Einbringen von Kunststoffmasse in den Formhohlraum;
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3 die
in 2 dargestellte Einzelheit in Schnittdarstellung
nach einem Verschieben des Sperrschiebers;
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4 die
in 3 dargestellte Einzelheit in Schnittdarstellung
beim Auswerfen eines Kunststoffrestes aus dem Durchtrittskanal im
Sperrschieber;
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5 eine
Variante des in den 2 bis 4 gezeigten
Sperrschieberverschlusses;
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6 die
in 1 dargestellte Formkernplatte in Draufsicht;
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7 eine
Einzelheit aus 6 in Draufsicht;
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8 eine
Schnittdarstellung des in 1 dargestellten
Spritzgusswerkzeugs im geöffneten Zustand;
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9 eine
Schnittdarstellung des in den 1 und 8 gezeigten
Spritzgusswerkzeugs bei sich berührenden
Formplatten unmittelbar vor der Durchführung des Klappprägeprozesses;
und
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10 eine
schematische Schnittdarstellung eines Spritzgusswerkzeuges zur Durchführung eines
Klappprägeprozesses
mit einer zwischen dem Füllkanal
und der anspritzfernen Seite des Werkzeugs verlaufenden Klappachse.
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Zum
besseren Verständnis
der Erfindung wird zunächst
in beispielhafter Weise ein Spritzgusswerkzeug beschrieben, in welchem
die vorliegende Erfindung zur Anwendung kommt. Dabei sind erfindungswesentliche
Einzelheiten erst in den 2 bis 7 erkennbar.
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Das
Spritzgusswerkzeug weist eine erste Formplatte 2 und eine
zweite Formplatte 1 auf, welche in 1 im geschlossenen
Zustand dargestellt sind. Die zweite Formplatte 1 ist als
Matrizenformplatte ausgebildet, während die erste Formplatte 2 als
Kernformplatte realisiert ist. In der Matrizenformplatte 1 ist
eine Aussparung 3 mit einer vorgegebenen dreidimensionalen
Form vorgesehen. Die Formkernplatte 2 weist an ihrer stirnseitigen
Fläche
einen Formkern 4 auf, dessen äußere Formgebung an die Form
der Aussparung 3 in der Matrizenformplatte 1 angepasst
ist.
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In
der ersten Formplatte 2, gemäß 1 also in
der Formkernplatte, ist im Randbereich des Formkerns 4 eine
Kunststoffzuführungseinheit 5 vorgesehen.
Die Kunststoffzuführungseinheit 5 mündet in
einen Formhohlraum (Kavität) 15,
welcher zwischen dem Formkern 4 und der Aussparung 3 ausgebildet
ist. Genauer weist eine stirnseitige Begrenzungswand 13 der
Aussparung 3 zu einer stirnseitigen Begrenzungswand 14 des
Formkerns 4 einen vorbestimmten Abstand auf, wodurch der Formhohlraum
(Kavität) 15 gebildet
wird. Die Form des Formhohlraums 15 (zuzüglich einer
ggf. vorhandenen Anspritzerweiterung) definiert die Form des mittels
des Spritzvorgangs herzustellenden Formteils. Dessen Wandstärke wird
durch den vorbestimmten Abstand zwischen dem Formkern 4 und
der Aussparung 3 bestimmt. An den Formhohlraum 15 schließt sich
der Tauchkantenspalt 11 an, der durch eine matrizenseitige
Tauchkante 16 und eine kernseitige Tauchkante 17 begrenzt
wird. Die Tauchkante hält
die Kunststoffmasse vom Austritt über den Formhohlraum 15 ab. Die
Kunststoffzuführungseinheit 5 dient
dazu, beim Befüllvorgang
flüssige
Kunststoffmasse in den Formhohlraum 15 einzuleiten.
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Es
wird darauf hingewiesen, dass die Kunststoffzuführungseinheit 5 sowie
auch der Einsatz 21 mit Sperrschieber 25 anstatt
in der Formkernplatte 2 auch in der Matrizenformplatte 1 ausgeführt sein
können.
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Rückseitig
der zweiten Formplatte 1 ist eine Basisplatte 7 vorgesehen,
deren Funktion später noch
näher erläutert wird.
Im Betrieb ist das in 1 dargestellte Werkzeug zwischen
den Aufspannplatten einer nicht dargestellten Spritzgießmaschine
eingespannt. Im geschlossenen Zustand des Werkzeugs (siehe 1) üben die
Aufspannplatten der Spritzgießmaschine
eine Zuhaltekraft auf das Werkzeug aus, welche verhindert, dass
sich das Werkzeug beim Befüllvorgang
durch den Druck der in den Formhohlraum 15 eingepressten
Kunststoffmasse öffnet.
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Die 2 bis 4 zeigen
den in 1 durch eine gestrichelte Linie umrandeten Abschnitt
A in größerem Detail,
wobei erfindungswesentliche Einzelheiten, die in 1 nicht
dargestellt sind, in den 2 bis 4 erkennbar
sind.
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Die
in 1 in schematischer Weise gezeigte Kunststoffzuführungseinheit 5 umfasst
einen sogenannten Heißkanal 20 mit
einer zentralen Heißkanalbohrung 23, über welche
flüssiger
Kunststoff von einer Kunststoffquelle (nicht dargestellt) in Richtung
zu dem Formhohlraum 15 geleitet wird. Der Heißkanal 20 wird
im Spritzgießbetrieb
stets auf einer Temperatur gehalten, die oberhalb der Verfestigungstemperatur
der Kunststoffmasse liegt. Dadurch wird gewährleistet, dass Kunststoffmasse
in dem Heißkanal 20 stets
in flüssiger
Form vorliegt. Der Heißkanal 20 befindet
sich vorzugsweise in einem Einsatz 21, welcher zu Wartungszwecken
austauschbar in die Formkernplatte 2 eingesetzt ist.
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Am
Ende 22 des Heißkanals 20 setzt
sich die Heißkanalbohrung 23 vorzugsweise über eine
geringe Distanz in dem Einsatz 21 fort. Die Heißkanalbohrung 23 mündet in
eine im Einsatz 21 eingearbeitete Nut 24 (siehe 3),
in welcher ein Sperrschieber 25 verschieblich geführt aufgenommen
ist. Der Sperrschieber 25 ist im hier gezeigten Beispiel
in einer Ebene senkrecht zu der Heißkanalbohrung 23 orientiert
und kann in Richtung des Pfeils P aus der in 1 gezeigten
Position aus der Nut 24 herausgezogen werden.
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Der
Sperrschieber 25 weist einen Durchtrittskanal 26 auf,
welcher in der in 2 gezeigten Öffnungsposition des Sperrschiebers 25 an
die Heißkanalbohrung 23 anschließt. An der
vom Heißkanal 20 abgewandten
Seite des Sperrschiebers 25 befindet sich ein Angusskanal 27,
welcher koaxial mit der Heißkanalbohrung 23 und
dem Durchtrittskanal 26 (bei der in 2 gezeigten Öffnungsposition
des Sperrschiebers 25) ist. Somit kann in 2 Kunststoffmasse
durch den Heißkanal 20 über den
Durchtrittskanal 26 im Sperrschieber 25 und den
Angusskanal 27 im Einsatz 21 in den Formhohlraum 15 gedrückt werden.
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Der
Formhohlraum 15 weist in seinem an die Tauchkante 11 angrenzenden
Randbereich einen vergrößerten Wandabstand
W auf. Dieser wird in dem gezeigten Beispiel durch einen Füllkanal 28 realisiert,
welcher in Form einer stufenförmigen
Vertiefung des Einsatzes 21 innerhalb der Formkernplatte 2 realisiert
ist. Der Füllkanal 28 muss
nach Außen nicht
durch den Tauchspalt 11 begrenzt sein, sondern kann in
nicht dargestellter Weise auch als randnah verlaufende, nutenförmige Vertiefung
ausgeführt sein.
Der Angusskanal 27 mündet
in den Füllkanal 28.
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Es
ist auch möglich,
den Füllkanal 28 durch einen
am Formkern 4 der Formkernplatte 2 angeformten,
parallel zu dem Tauchkantenspalt 11 verlaufenden, erhabenen
Barrierestreifen (nicht dargestellt) vom übrigen Formhohlraum 15 abzugrenzen.
In diesem Fall kann die Kanaltiefe W des Füllkanals 28 gleich
oder gegebenenfalls sogar kleiner als die Basiswandstärke des
zu fertigenden Formteils (d.h. der Wandabstand im Formhohlraum 15 ausserhalb
des Füllkanals 28)
sein. Der Füllkanal 28 kann
ferner auch durch eine Kombination einer Vertiefung und eines Barrierestreifens
realisiert bzw. definiert sein.
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Der
Durchtrittskanal 26 im Sperrschieber 25 ist in
der in 2 gezeigten Schnittdarstellung von seiner dem
Heißkanal 20 zugewandten
Seite zum Angusskanal 27 hin verjüngt ausgeführt. Dadurch wird eine Dimensionsverminderung
des Fließquerschnitts
für die
Kunststoffmasse in einer Querschnittsrichtung realisiert. Es wäre konstruktiv
auch möglich,
die Verjüngung
in der Heißkanaldüse vorzunehmen,
jedoch könnte
dies die Prozesssicherheit beeinträchtigen.
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Es
wird darauf hingewiesen, dass der Wandabstand W im Bereich des Füllkanals 28 die maximale
Dimension D der Mündungsöffnung des Angusskanals 27 limitiert.
Je kleiner die Wandstärke W,
desto kleiner muss die Dimension D des Angusskanals 27 bleiben,
um Einfall im herzustellenden Formteil zu vermeiden.
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Benachbart
dem Heißkanal 20 ist
in dem formkernseitigen Einsatz 21 ein Ausstoßkanal 29 vorgesehen.
Gegenüberliegend
und in axialer Ausrichtung zu dem Ausstoßkanal 29 erstreckt
sich in der Matrizenformplatte 1 eine Bohrung 30,
in welcher ein mechanischer Auswerfer 31 verschieblich
geführt
ist.
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Nach
dem später
noch näher
beschriebenen Befüllen
des Formhohlraumes 15 mit flüssiger Kunststoffmasse muss
der Heißkanal 20 verschlossen werden.
Zu diesem Zweck wird der Sperrschieber 25 in die in 3 dargestellte
Position (Schließposition) verschoben.
Dadurch wird einerseits der Heißkanal 20 durch
den Sperrschieber 25 verschlossen und andererseits ein
innerhalb des Durchtrittskanals 26 befindlicher Kunststoffrest 32 über die Öffnung des
Ausstoßkanals 29 befördert. Die
Verschiebung kann in zwei Phasen erfolgen, d.h. der Sperrschieber 25 wird zunächst in
eine Zwischenstellung gebracht, in welcher der Heißkanal 20 bereits
verschlossen ist, der Kunststoffrest 32 sich jedoch noch
nicht über
dem Ausstoßkanal 29 befindet.
Diese "Parkstellung" dient zur Aushärtung des
Kunststoffrestes 32. Wie in 4 gezeigt,
wird der Kunststoffrest 32 nun mittels einer Bewegung des
mechanischen Auswerfers 31 in den Ausstoßkanal 29 gestoßen und
durch Blasluft, welche über
eine zentrale Blasluftbohrung 33 durch den Auswerfer 31 hindurch
geblasen wird, durch den Ausstoßkanal 29 hindurch
aus dem Werkzeug hinaus befördert
(siehe 4).
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5 zeigt
eine Variante der in den 2 bis 4 gezeigten
Kunststoffzuführungseinheit 5. Der
Durchtrittskanal 26 weist an seiner dem Heißkanal 20 zugewandten Öffnung einen
größeren Durchmesser
als die Heißkanalbohrung 23 auf.
In der Öffnungsposition
sind die Mittenachsen des Durchtrittskanals 26 und der
Heißkanalbohrung 23 zueinander versetzt
angeordnet, so dass die aus der Heißkanalbohrung 23 austretende
Kunststoffmasse gegen eine Prallwand 36 im Durchtrittskanal 26 strömt und an dieser
umgelenkt wird. Dadurch wird eine Freistrahlbildung verhindert.
Aufgrund der unterschiedlichen Dimensionierung der Heißkanalbohrung 23 und
des Durchtrittskanals 26 ist im Durchtrittskanal 26 ferner eine
kammerartige Aufnahmekapazität 37 ausgebildet,
die zur Aufnahme von Verschmutzungen und Kaltmaterial dient und
verhindert, dass solche unerwünschten
Bestandteile in den Formhohlraum 15 gelangen.
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Nach
der 6 kann der Formkern 4 und damit das herzustellende
Formteil (z.B. transparente Kunststoffscheibe) beispielsweise eine
näherungsweise
rechteckige Form aufweisen. Der Füllkanal 28 erstreckt
sich im wesentlichen parallel zur Klappachse (deren Lage später noch
näher erläutert wird)
und vorzugsweise entlang der kürzeren
Breitseite des Formteils. Die nicht sichtbare, durch gestrichelte
Linien eingezeichnete Kunststoffzuführungseinheit 5 ist vorzugsweise
in der Längsmitte
des Füllkanals 28 angeordnet,
so dass die Fließwege
zu beiden Enden des Füllkanals 28 gleich
lang sind. Der in Draufsicht ebenfalls nicht sichtbare, gestrichelt
gezeichnete Sperrschieber 25 ist sowohl in seiner Öffnungs-
als auch in seiner Schließposition
dargestellt.
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Die Öffnungsweite
L der Mündung
des Angusskanals 27, für
die keine Dimensionsbeschränkung
besteht, ist zweckmäßigerweise
in Richtung des Randverlaufs (d.h. in Richtung des Füllkanals 28) orientiert.
In dieser Richtung kann die Mündungsöffnung des
Angusskanals 27 also wesentlich größer als in der Dimension D
gestaltet werden. Eine Dimensionsreduzierung innerhalb des Durchtrittskanals 26 ist
nur in einer Richtung erforderlich (siehe 7, in welcher
die Öffnungsweite
L des Angusskanals 27 dem Durchmesser der Heißkanalbohrung 23 entspricht).
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Beträgt der Wandabstand
W im Bereich des Füllkanals 28 z.B.
4 mm, ist die Dimension D auf etwa 3 mm limitiert. Die Dimension
L kann jedoch um ein Mehrfaches größer sein und z.B. 10 mm (entspricht dem
Durchmesser der Heißkanalbohrung 23)
betragen und gegebenenfalls bis auf 30 mm erweitert werden. Es wird
darauf hingewiesen, dass die vorstehenden Größenangaben beispielhaft sind
und in der Praxis je nach den auftretenden Geometrien variieren können.
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Ferner
wird darauf hingewiesen, dass der Füllkanal 28 nicht zwingend
erforderlich ist und insbesondere dann, wenn das zu fertigende Formteil eine
gegenüber
seiner Länge
relativ ge ringe Breite aufweist, eventuell entfallen kann. Ferner
kann eine aus herstellungstechnischer Sicht günstige Vergrößerung des
Wandabstands W im Randbereich des Formteils auch durch ein Schrägflächenkontur
erreicht werden, welche am fertigen Produkt weniger auffällig ist
als die durch den Füllkanal 28 bewirkte Stufenausbildung
(oder auch der durch einen kanalförmigen Füllkanal bewirkte randnah verlaufende leistenförmige Vorsprung).
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Es
ist auch möglich,
auf die in den 2 bis 7 dargestellte
Direkteinspritzung (die Kunststoffmasse wird direkt in den das Formteil
definierenden Formhohlraum eingebracht) zu verzichten und statt dessen – in nicht
dargestellter Weise – einen
an den Formhohlraum 15 angebundenen Anspritz-Vorhohlraum
vorzusehen, in welchen der Angusskanal 27 mündet. Dieser
Anspritz-Vorhohlraum kann als eine über den Formteilrand vorstehende
Anspritzerweiterung des Formhohlraums 15 gestaltet sein
und muss später – genauso
wie der im Stand der Technik bekannte Filmanguss – vom Formteil
abgetrennt werden. Anders als die Kanäle der Filmplatte beim Filmanguss
ist der Anspritz-Vorhohlraum jedoch nicht über die gesamte Breite, sondern
nur über
einen Teilbreitenbereich mit einem weniger als hälftigen Mass (z.B. 40 mm) bezogen
auf die Breite des Formhohlraums 15 an diesen angebunden,
so dass der Aufwand für
Abtrennung und Mehrmaterial gering bleibt.
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Anhand
der 8 und 9 wird ein bevorzugter Fertigungsablauf
zur Herstellung des Formteils näher
erläutert.
In 8 ist das Werkzeug im geöffneten Zustand dargestellt.
Die zweite Formplatte 1 ist gegenüber der ersten Formplatte 2 um
einen Winkel, z.B. im Bereich von 0° bis 30°, geneigt. Diese Neigung wird
dadurch bewirkt, dass die zweite Formplatte 1 drehbar gelagert
ist und auf der der Kunststoffzuführungseinheit 5 gegenüberliegenden
Seite mit einer mechanisch, hydraulisch, pneumatisch oder durch
eine Feder erzeugten Aufstellkraft beaufschlagt ist. In der 8 ist
diese Aufstellkraft durch einen Kraftpfeil 6 angedeutet.
Auf der dem Angriffs punkt der Aufstellkraft entfernten Seite wird
die zweite Formplatte 1 an der Basisplatte 7 gehalten.
Die zweite Formplatte 1 wird dadurch im geöffneten
Zustand der Vorrichtung gegenüber
der ersten Formplatte 2 derart geneigt, dass der Abstand
zwischen den beiden Formplatten 1 und 2 in demjenigen
Randbereich des Formkerns 4 bzw. der Aussparung 3,
in dem die Kunststoffzuführungseinheit 5 angeordnet ist,
am geringsten ist. Die erste Formplatte 2 und die Basisplatte 7 stehen
sich während
des gesamten Herstellungsprozesses weitgehend parallel gegenüber.
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Die
Basisplatte 7 wird nun mittels der nicht dargestellten
Aufspannplatte einer Spritzgießmaschine
in Richtung des Pfeils 8 relativ zu der zweiten Formplatte 2 verfahren.
In 9 ist das Werkzeug in einem Verfahrensstadium
gezeigt, in welchem eine formkernseitige Anschlagfläche 9,
die unmittelbar an den Formkern 4 der Formkernplatte 2 angrenzt,
mit einer matrizenseitigen Anschlagfläche 10, die unmittelbar
an die Aussparung 3 der Matrizenformplatte 1 angrenzt,
in Berührung
gelangt ist. Ein weiteres Verfahren der Basisplatte 7 in
Richtung der ersten Formplatte 2 führt dann zu einer Klappbewegung
der zweiten Formplatte 1. Die Drehachse für die Klappbewegung
der zweiten Formplatte 1 wird in diesem Beispiel durch
eine entsprechende konstruktive Ausgestaltung des Werkzeugs im anspritznahen
Bereich des Tauchkantenspalts 11 festgelegt. Die Begriffe
anspritznah bzw. anspritzfern beziehen sich auf die Entfernung zur
Kunststoffzuführungseinheit 5.
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Über in Form
von Kugelabschnitten ausgebildete Ausgleichselemente 12 werden
punktuell auftretende Druckkräfte
auf Flächen
verteilt. Die Lagerung der zweiten Formplatte 1 an der
Basisplatte 7 wird über
eine Achsführungen 18 vorgenommen.
Aus Gründen
der Vereinfachung ist in den 8 und 9 lediglich
eine Achsführung 18 dargestellt,
im Normalfall sind jedoch zwei Achsführungen 18, welche
sich jeweils seitlich des Werkzeugs erstrecken, vorgesehen. Die
Achsführung 18 weist
eine in 8 teilweise verdeckte Wellenaufnahme 19 in
Form eines Langlochs auf. Durch das Langloch 19 erstreckt sich
eine in 8 durch die zweite Formplatte 1 verdeckte
Welle, welche fest mit der zweiten Formplatte 1 verbunden
ist. Abhängig
von der Klappbewegung der zweiten Formplatte 1 wird die
Welle mit zunehmendem Schließgrad
des Werkzeugs von dem der Basisplatte 7 entfernten Ende
des Langlochs 19 zum der Basisplatte 7 nahen Ende
des Langlochs 19 bewegt.
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Der
Einspritzvorgang beginnt bereits während der in 9 gezeigten
Schließphase
des Werkzeugs. Durch die Schließbewegung
wird die in den Füllkanal 28 fließende Kunststoffmasse
in Richtung der Längserstreckung
des Formhohlraumes 15 verdrängt. Aufgrund des durch den
Klappvorgang vergrößerten Fließquerschnitts
kann mit niedrigeren Einspritzdrücken
gearbeitet werden. Durch das Klappen wird ein vollständiger und
druckarmer Befüllungsvorgang
des Formhohlraumes 15 unterstützt.
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10 zeigt
eine Variante des in den 1, 8 und 9 dargestellten
Spitzgusswerkzeugs, bei welcher die Klappachse 34 (die
unter einem Abstand B zum Tauchkantenspalt 11 angeordnet
ist) zwischen dem als Füllkanal 28 ausgebildeten
Randbereich und der anspritzfernen Seite des Werkzeugs angeordnet
ist. Unterschiedlich zu dem in den 1, 8 und 9 dargestellten
Werkzeug ist ferner, dass die Kernformplatte 2 (nicht die
Matrizenformplatte 1) eine Klappbewegung vollzieht. Die
Kunststoffzuführungseinheit 5 ist
(wie in den 1, 8 und 9)
in der Kernformplatte 2 ausgebildet.
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10 zeigt
die Kernformplatte 2 in zwei Stellungen: Die durchgezogene
Linie zeigt eine Klappstellung mit gegeneinander geneigten Formplatten 1, 2,
die gestrichelte Linie zeigt das vollständig geschlossene Werkzeug
mit parallelen Formplatten 1, 2. Da sich die Klappachse 34 von
der Kunststoffzuführungseinheit 5 aus
gesehen in Richtung der Klappöffnung
befindet ("innenliegende" Klappachse), ist
der Wandabstand W' im
Bereich des Füllkanals 28 vor
und während
des Einspritzens von Kunststoffmasse kleiner als der Wandabstand
W nach Abschluss des Prägeprozesses.
Vorteilhaft ist diese Lage der Klappachse 34 insbesondere
in solchen Fällen,
in denen aus konstruktiven, optischen oder herstellungstechnischen
Gründen
eine Wandstärkenerhöhung (durch
die Stufen bzw. Schrägfläche) am zu
fertigenden Formteil im Bereich des Füllkanals 28 nur gering
(z.B. nicht mehr als 20%) ausfallen darf. In diesen Fällen kann
bei einer "außenliegenden" Klappachse (d.h.
einer Klappachse, die wie in den 1, 8 und 9 dargestellt
von der Kunststoffzuführungseinheit 5 aus
gesehen in Richtung zur benachbarten Außenseite des Werkzeugs angeordnet
ist) durch die Stufe bzw. Schrägfläche 35 zwischen
dem Füllkanal 28 und
dem weiteren Formteilverlauf nur ein relativ geringer Effekt (geringe
Erniedrigung des Fließwiderstandsverhältnisses
für die
Ausbreitung der Kunststoffmasse in Richtung der Formteilbreite (d.h.
im Füllkanal 28)
zur Ausbreitung der Kunststoffmasse in Längsrichtung des Formteils)
erzielt werden. Bei der in 10 gezeigten
Geometrie mit "innenliegender" Klappachse ist der
Effekt größer, da beim
Befüllen
das Verhältnis
des Wandabstands W' im
Füllkanal 28 zum
Wandabstand Ws über
der Stufe 35 größer ist
als bei einer "außenliegenden" Klappachse. Dies
erleichtert den Befüllungsvorgang
des Randbereichs 28, was bei der Direkteinspritzung sowie
auch der Anspritzung mit Angusserweiterung von wesentlicher Bedeutung
sein kann.
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Auch
wenn kein Füllkanal
im Randbereich vorhanden ist (d.h. das fertige Formteil eine einheitliche
Wandstärke
aufweist), bietet eine "innenliegende" Klappachse 34 Vorteile,
und zwar in Bezug auf die Vermeidung von Quellfluss: Beim Klappprägespritzen
steigt die Gefahr von Quellfluss mit wachsendem Wandabstand, d.h.
in Öffnungsrichtung (Längsrichtung)
der in Klappstellung befindlichen Formplatten 1, 2.
Bei einer "innenliegenden" Klappachse 34 wird
anders als bei einer "außenliegenden" Klappachse beim
Befüllvorgang
der der Basiswandstärke
entsprechende Wandabstand zwischen den Formplatten 1, 2 erst
bei der Klappachse 34, also unter dem vorgegebenen Abstand
B von der Tauchkante 11, erreicht. Bis zur Klappachse 34 wird
die mit einem Wandabstand kleiner als die Basiswandstärke befüllt. Dadurch
liegen geometrisch günstigere
Voraussetzungen für
die Vermeidung von Quellfluss bei der Herstellung von flächigen Kunststoffteilen
einer gegebenen Basiswandstärke
vor, wodurch größere Formteillängen erreichbar
sind.
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Die
Herstellung des Formteils kann auch mittels eines Parallel-Prägeverfahrens
erfolgen, wobei dann der durch die Klappbewegung erzielte Vorteil entfällt. Schließlich ist
es prinzipiell auch denkbar, ein herkömmliches Spritzgießverfahren
(ohne Werkzeugbewegung während
oder nach dem Befüllvorgang)
einzusetzen, wenngleich in diesem Fall aufgrund des fehlenden Nachdrucks
Schwierigkeiten bei der Einhaltung einer ausreichenden Produktqualität zu erwarten
sind.
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Nach
Beendigung des Schließvorgangs
und einer gewissen Verfestigung des Kunststoffes wird das Werkzeug
wieder geöffnet
und das fertige Formteil mittels einer nicht dargestellten Auswurfeinrichtung
aus dem Werkzeug entnommen. Anschließend muss lediglich noch die
Angussrippe entfernt werden, welche die komplementäre Form
des Angusskanals 27 aufweist. Sofern eine zweite Komponente
im Randbereich angespritzt wird (dies ist bei Kfz-Verscheibungen
häufig
der Fall; die angespritzte zweite Komponente wird auch als Schwarzrand
bezeichnet), kann die Angussrippe stehen bleiben, da sie in der
zweiten Komponente verschwindet.
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Die
vorliegende Erfindung betrifft ebenfalls ein Spitzgusswerkzeug,
welches eine innenliegende Klappachse 34 aufweist, wobei
die Kunststoffzuführungseinheit 5 jedoch
von grundsätzlich
beliebiger Bauweise sein kann und insbesondere nicht notwendigerweise
mit dem vorstehend beschriebenen Sperrschieber-Verschluss ausgerüstet sein
muss. Sie kann beispielsweise auch mit einem Heißkanal-Nadeldüsen-Verschluß arbeiten.
Die Kunststoffzuführungseinheit 5 umfasst
auch hier einen Heißkanal 20,
welcher in einer der Formplatte 1, 2 integriert ist und über einen
Angusskanal 27, welcher in einen Randbereich 28 des
Formhohlraums 15 oder in einen an den Formhohlraum 15 angebundenen
Anspritz-Vorhohlraum mündet,
zur Zuführung
von Kunststoffmasse in den Formhohlraum 15 vorgesehen ist.
Dabei erstreckt sich die Klappachse 34 im wesentlichen
parallel zu dem Randbereich des Formhohlraums 15 und verläuft zwischen
der Mündung des
Angusskanals 27 und der anspritzfernen Seite des Spitzgusswerkzeugs.
Die in der vorstehenden Beschreibung erläuterten Ausführungsbeispiele
und gemachten Angaben sind (mit Ausnahme des Merkmals einer außenliegenden
Klappachse sowie der vorstehenden Bemerkungen zu Parallelpräge- oder einfachen
Spritzgießverfahren)
mit dieser Erfindung (Spritzgusswerkzeug für Klappprägeverfahren mit "innenliegender" Klappachse) kombinierbar.
Insbesondere gelten die im Zusammenhang mit 10 erläuterten
Vorteile einer innenliegenden Klappachse allgemein, d.h. auch ohne
Vorhandensein eines Sperrschieber-Verschlusses für den Heißkanal. Die Erfindung umfasst
ferner ein Klappprägeverfahren mit
einer innenliegende Klappachse 34, bei welchem Kunststoffmasse
wie beschrieben während
der Werkzeugbewegung in die Kavität eingespritzt wird.