Die Erfindung betrifft ein Antennendrehkreuz eines Hubschraubers, bestehend
aus einzelnen Tragarmen mit am Kopf der Tragarme ausgebildeter Hohlkam
mer eines Antennengehäuses zur Aufnahme von Antennen und elektronischen
Baugruppen eines Radarsystems mit synthetischer Apertur, wobei die Tragar
me im wesentlichen parallel zur Rotorblattebene liegend in ihrem Anschlussbe
reich mit dem Rotorkopf verbunden sind.
Ein Einsatz eines Rettungshubschraubers bei extremen Wetterbedingungen
und in der Nacht ist gegenwärtig nur in begrenzte Maße möglich, da eine zu
verlässige Hinderniserkennung mit optischen oder infrarot arbeitenden Geräten
nicht gewährleistet werden kann. Für ein allwettertaugliches Sichtsystem kann
nur ein Radar verwendet werden, welches aber mit der heutigen Technik für
einen sicheren Hubschrauberbetrieb im Serienbetrieb noch nicht zur Verfügung
steht. Um diese Situation zu verbessern, wurde die ROSAR-Technologie (Ro
tating Synthetic Aperture Radar) für eine zukunftsweisende Hubschrauberan
wendung vorgeschlagen. Diese basiert auf einem neuartigen Radarsystem mit
synthetischer Apertur und rotierenden Antennen, welches dem Piloten ein Ra
darbild mit großem Sichtbereich zur Verfügung stellt. Dieses Radarsystem be
steht aus einem rotierenden Antennendrehkreuz im Bereich der Hauptrotorebe
ne, das die Trägerstruktur für Antennen, Sende-/Empfängereinheit sowie Ener
gie- und Signalübertragung bildet.
Die DE 43 28 573 A1 beschreibt ein solches Radarsystem nach der ROSAR-
Technologie. Dort sind die Tragarme des Antennendrehkreuzes eines Radar
systems auf dem Rotorkopf so angeordnet, daß sie je nach Anzahl der Rotor
blätter in der entsprechenden Winkelhalbierenden zwischen den Rotorblättern
liegen. Hierbei können diese Tragarme in einer oder paarweise in mehreren
übereinanderliegenden Ebenen positioniert sein. Die Tragarme des Antennen
drehkreuzes enthalten an ihren Enden je eine oder mehrere radial ausgerich
tete Radarantennen, die aerodynamisch geformt oder mit einem zusätzlichen
aerodynamischen Verkleidungskörper versehen sind. Dieser Stauraum für die
Unterbringung der Antennen am Tragarm bietet nicht die Möglichkeit dort weite
re elektronische Baugruppen des Radarsystem unterzubringen. Das Anten
nendrehkreuz mit seinen Tragarmen, auch "Drehkreuz" genannt, bildet dort nur
die Trägerstruktur für die Antennen.
Die Tragarme liefern kaum einen Beitrag zur Erhöhung des aerodynamischen
Auftriebs.
Die Länge eines Tragarmes ist zwischen zwei diametralen Forderungen zu
gestalten. Einerseits wird mit zunehmender Länge des Tragarmes die Auflö
sung des Radarbildes besser, andererseits wachsen bei zunehmender Länge
des Tragarmes die mit Steifigkeit und Vibration verbundenen technischen
Probleme.
Keine Hinweise liefert die bekannte Schrift zu einer Anbindung der Tragarme an
der rotierenden Rotorwelle.
Eine Erhöhung der Steifigkeit eines Tragarmes in Schlagrichtung ist in der Re
gel mit einer Vergrößerung der Bauhöhe (Querschnitt) des Tragarmes verbun
den. Die zwangsläufige Vergrößerung der Bauhöhe vergrößert aber anderer
seits auch den aerodynamischen Widerstand des Tragarmes.
Um eine ausreichende Steifigkeit in Schlagrichtung eines Tragarmes zu ge
währleisten, wird nach dem gegenwärtigen Erkenntnisstand eine doppelte Bau
höhe eines Tragarmes in Kauf genommen. Das ist nachteilig.
Aufgabe der Erfindung ist es, die Steifigkeit der Anbindung des Tragarms eines
Antennendrehkreuzes am Rotorkopf eines Hubschraubers zu gewährleisten
und dennoch zusätzlichen Stauraum zur Unterbringung von elektronischen
Baugruppen im Antennendrehkreuz zu erschließen ohne dabei den aerodyna
mischen Widerstand des Antennendrehkreuzes zu erhöhen.
Die Aufgabe wird für ein gattungsgemäßes Antennendrehkreuz gelöst nach den
kennzeichnenden Merkmalen des Anspruchs 1.
Der Tragarm besitzt in seinem Anschlussbereich eine ins Tragarminnere ge
richtete Einstülpung, die zwei Anschlusselemente ausgebildet hat. Die An
schlusselemente sind in einer horizontalen Ebene angeordnet, die im wesentli
chen parallel zur Rotorblattebene liegt.
Dieser Tragarm ist mit dieser Einstülpung formschlüssig auf einen Anschluss
arm des Zentralbeschlages aufsteckbar und fixierbar. Die Zahl der Anschluss
arme des Zentralbeschlages entspricht der Zahl der Tragarme. Die Fixierung
zwischen Tragarm und Anschlussarm erfolgt durch Befestigungsmittel wie eine
Doppelbolzenanbindung sowie eine Bolzenanbindung zur Momentenabstüt
zung.
Der Zentralbeschlag besteht im wesentlichen aus einer Deck- und Bodenplatte
mit Kreisloch, die durch Querstege im Anschlussarm beabstandet sind. Damit ist
jeder Anschlussarm entsprechend einem Doppel-T-Profil ausgebildet.
Der Zentralbeschlag hat zwischen Deck- und Bodenplatte eine zentrale Hohl
kammer, bestehend aus einzelnen Teilkammern ausgebildet. Die Teilkammern
sind durch die Querstege getrennt.
Bei der Verbindung jedes Tragarms mit einem Anschlussarm, wird im An
schlussbereich zwischen beiden je eine weitere Hohlkammer gebildet.
Die zentrale Hohlkammer sowie die Hohlkammern im Anschlussbereich sind als
Stauraum zur Unterbringung von Baugruppen des Radarsystems mit syntheti
scher Apertur nutzbar. Die Tragstruktur des Tragarms wird dadurch nicht be
einträchtigt.
Der Erfindung gelingt es zusätzliche Hohlräume als nutzbaren Stauraum zu
gewinnen, dennoch eine äusserst steife Anbindung der Tragarme am Rotorkopf
zu gewährleisten ohne dass der Strömungswiderstand der Tragarme erhöht
werden muss.
Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines Ausführungsbeispieles erläutert.
Dabei zeigen
Fig. 1 Seitenansicht und Draufsicht eines Hubschraubers mit An
tennendrehkreuz
Fig. 2 Antennendrehkreuz dargestellt mit Zentralbeschlag und ei
nem dort befestigten Tragarm,
Fig. 3 Zentralbeschlag,
Fig. 4 Zentralbeschlag mit markierten Hohlkammern
Fig. 4a Schematisierte Hohlkammer im Zentralbeschlag und An
schlussbereich
Die Seitenansicht des Hubschraubers gemäß Fig. 1 läßt erkennen, daß das
Antennendrehkreuz 1 oberhalb des Rotorkopfes 2 mit den Rotorblättern ange
ordnet ist. Wie in der Draufsicht von Fig. 1 im weiteren zu erkennen ist, sind
die Tragarme 31, 32, 33, 34 so angeordnet, daß sie in der Winkelhalbierenden
zweier benachbarten Rotorblätter angeordnet sind. Der Tragarm 34 befindet
sich somit in der Winkelhalbbierenen zwischen den Rotorblättern R1 und R2.
Das Antennendrehkreuz 1 dreht sich gleichsinnig mit den Rotorblättern R1, R2,
R3, R4. Es hat die Drehgeschwindigkeit der Rotorwelle.
Das Antennendrehkreuz 1 wird gebildet von den Tragarmen 31, 32, 33, 34 und
einem Zentralbeschlag, der von einer Rotorkappe 100 abgedeckt ist.
Das Antennendrehkreuz 1 ist im Zusammenhang mit der ROSAR-Technologie
notwendig. Das Antennendrehkreuz 1 bildet die Trägerstruktur für Antennen,
die Sende-/Empfängereinheiten sowie Energie- und Signalübertragung des Ra
darsystems der genannten Technologie.
In der stromlinienförmigen Verdickung an den Enden eines Tragarmes 31, 32,
33, 34 sind beispielsweise je 4 Sendeantennen und je 4 Empfangsantennen
integriert.
Der Steuersender befindet sich zentral in einem Zentralbeschlag an der Rotor
drehachse und liefert die zur Ansteuerung der Treiber- und Leistungsstufen des
Antennensenders notwendigen Signale (Frequenzaufbereitung). Am Steuer
sender sitzt auch das Spannungsversorgungsgerät. Die empfangenen, analo
gen Signale auf je 4 gleichzeitig aktiven Elevationsebenen werden in einem A
nalog-Digital-Wandler (ADC) digitalisiert. Über einen Multiplexer (MUX) werden
die digitalen Informationen einem Modulator der Signalübertragung zugeführt.
Analog-Digital-Wandler und Multiplexer befinden sich ebenfalls in einer Hohl
kammer des Zentralbeschlags bzw. in einer Hohlkammer dessen Anschlußbe
reichs.
Die Signalübertragung der digitalen Steuer- und Meßsignale von dem rotieren
den Rotorsystem in die Hubschrauberzelle und umgekehrt erfolgt berührungs
los mittels kapazitiver Kopplung. Die Leistungsübertragung erfolgt mittels
Schleifringen an der Rotorwelle. Im Cockpit sind elektronische Baugruppen mit
Signalprozessoren angeordnet.
Diese elektronische Anlage des Radarsystems stellt aus den empfangenen Ra
darsignale ein Bild des vor dem Hubschrauber befindlichen Geländes zur Ver
fügung.
Fig. 2 zeigt schematisch den Zentralbeschlag 10 mit einem am Zentralbeschlag
angeordneten Tragarm 31. Andere Tragarme 32, 33, 34 sind ausschnittsweise
angedeutet. Der Zentralbeschlag 10 ist mittels eines nicht dargestellten Monta
geflansches oberhalb am Rotorkopf befestigt. Je Tragarm hat der Zentralbe
schlag einen zungeförmigen Anschlußarm 101, 102, 103, 104 ausgebildet. Bei
der Montage eines Tragarms 31, 32, 33, 34 am Zentralbeschlag 10 wird der
Anschlußbereich 310 eines Tragarms 31, 32, 33, 34 auf den zungenförmigen
Anschlußarm 101, 102, 103, 104 des Zentralbeschlags 10 aufgesteckt.
Weiteres wird nachfolgend an einem einzelnen Tragarm 31 erläutert, stellver
tretend für die anderen Tragarme. Der Tragarm 31 umfasst im Anschlußbereich
310 den Anschlußarm 101 vollständig. Der Anschlußbereich 310 des
Tragarms 31 wird dabei bis auf Anschlag auf den Anschlußarm 101 aufgesetzt.
Wie Fig. 2 weiterhin zeigt, ist der Anschlußbereich 310 des Tragarms 31 sack
artig eingestülpt und umschließt den Anschlußarm 101 seitlich mit den beiden
Anschlußelementen 311, 312. Die Befestigung zwischen Anschlußarm 101 und
Tragarm 31 im Anschlußbereich 310 erfolgt mittels der Befestigungsmittel 60,
61, einer sogenannten Doppelbolzenanbindung zur Fliehkraftübertragung.
In radialer Richtung am Ende des Anschlußarmes 101 erfolgt eine weitere Be
festigung im Anschlußbereich 310 des Tragarms 31. Hier wirken die Anschlu
ßelemente 311, 312 des Tragarms 31 als Momentenabstützung gegen Schla
gen und Schwenken des Tragarms 31. Das dortige Befestigungsmittel 62 ist
ebenfalls einen Bolzenanbindung. Die Anschlusselemente 311, 312 liegen in
einer horizontalen Ebene, die im wesentlichen parallel zur Rotorblattebene liegt.
Die Kontur eines Tragarms 31 ändert sich über dem Anschlußbereich vom ab
geflachten Oval hin zu einer um 8° zur Rotorblattebene gedrehten Ellipsenform.
Die von innen nach radial außen konisch abnehmende Querschnittshöhe der
Struktur eines Tragarms 31 ist dem Biegemomentverlauf angepaßt. Die Ver
luste durch Strömungswiderstand bleiben gering, weil der große Armquerschnitt
unter der Rotorkopfkappe 100 verborgen bleibt und die Spitze des Tragarms mit
dem Antennengehäuse aerodynamisch optimiert ist.
Der Tragarm wird aus einem Torsionsrohr gebildet, welches im Mittelabschnitt
mit Schaum ausgefüllt ist, in dem elektrische Leitungen führbar sind.
Die Wandung der Anschlusselemente 311, 312 des Tragarms 31 bildet im
Anschlußbereich 310 gemeinsam mit dem Anschlussarm 101 die Wandung für
eine Hohlkammer im Anschlussbereich 310.
Fig. 3 zeigt die mögliche Gestaltung eines Zentralbeschlags 10. Der Zentralbe
schlag 10 bildet die Schnittstelle zwischen dem Antennendrehkreuz und dem
Rotorsystem des Hubschraubers. Ein Montageflasch (nicht gezeigt) am Rotor
kopf stellt den strukturellen Übergang zur Aufnahme des Zentralbeschlags auf
dem Rotorkopf dar.
Der Zentralbeschlag 10 wird im wesentlichen von einer Bodenplatte 11 und ei
ner Deckplatte 12 mit einem Lochkreis 13 zur Anbindung am Rotorkopf gebil
det. Entsprechend der Anzahl der Tragarme sind an den beiden Platten zun
genförmigen Anschlußarme 14, 15, 16, 17 angeformt. Im Bereich der Anschlu
ßarme sind die Boden- und Deckplatte 11, 12 durch radial ausgerichtete Quer
stege 18, 19, 20, 21 beabstandet. Die zungenförmigen Anschlußarme 14, 15,
16, 17 bilden jeweils Anschlußbereiche 310 des Zentralbeschlages 10 gegen
über den Tragarmen 30, 31, 32, 33. Fig. 3 zeigt beispielsweise den Anschluß
bereich 310 beim Anschlußarm 14. Die Anschlußarme tragen Bohrungen zur
Aufnahme von Befestigungsmitteln. Bezeichnet sind die Bohrungen 600, 610,
620 am Anschlußarm 14. Analoges gilt für die restlichen Anschlußarme. Jeder
zungenförmige Anschlußarm 14, 15, 16, 17 mit einem Quersteg 18, 19, 20, 21
bildet ein sogenanntes Doppel-T-Profil.
Fig. 4 zeigt den Zentralbeschlag 10 (bestehend aus Boden- und Deckplatte 11,
12) mit Rotorkopfkappe 100 und im Anschlußbereich der Anschlußarme 14, 15,
16, 17 schematisiert die Hohlkammer 41, 42, 43, 44 des jeweiliegen Anschluß
bereiches. Zwischen zwei Anschlußarmen 14, 15, 16, 17 ist teilweise die zent
rale Hohlkammer 50 zu erkennen. Die Hohlkammer 41 wird beispielsweise be
grenzt durch die Boden- und Deckplatte des Anschlussarmes 14 und die Wan
dung eines Tragarmes mit Anschlusselementen.
Fig. 4a zeigt bei Entfernung des Zentralbeschlages 10 die ausbildbaren Hohl
kammern 41, 42, 43, 44, weiterhin die zentrale Hohlkammer 50, geviertelt in
die Teilkammern 51, 52, 53, 54.
Mit der zentralen Hohlkammer 50 sind die vier Hohlkammern 41, 42, 43, 44 aus
dem Anschlußbereich 310 verbunden. Die Hohlkammer 41, 42, 43, 44 im
Anschlußbereich 310 ist U-förmig gestaltet. Die U-förmige Gestalt der Hohl
kammer 41, 42, 43, 44 im Anschlußbereich 310 resultiert aus der dortigen Form
gebung der Anschlussarme des Zentralbeschlags 10.
In der zentralen Hohlkammer 50 sind somit der Steuersender einschließlich
dem Multiplexer als ganze Einheit installierbar.
Der Spannungswandler der Spannungsversorgung wird geviertelt und füllt in
der zentralen Hohlkammer 50 den Randbereich von Quersteg zu Quersteg der
Anschlussarme 14, 15, 16, 17 aus.
In den Hohlkammern 41, 42, 43, 44 ist jeweils ¼ des Analog-Digital-Wandlers
angeordnet.
Die elektronischen Baugruppen sind über Anschlußmittel 60, 61, 62 (Bolzen
verbindung) im Anschlußbereich 310 gesichert.
Der Zentralbeschlag 10 kann aus einem metallischen Werkstoff oder aus Fa
serverbundwerkstoff gefertigt werden. Der Tragarm als Torsionsrohr wird vor
teilhafterweise nach einer Faserverbundbauweise gefertigt. Das betrifft auch
das am Ende des Torsionsrohres angeordnete Antennengehäuse.
Der Erfindung gelingt es, ausreichend Hohlkammern zur Verfügung zu stellen,
um notwendige elektronische Baugruppen für ein Radarsystem mit syntheti
scher Apertur im Antennendrehkreuz unterzubringen. Dabei gelingt es, trotz
relativ großer Hohlräume eine äußerst steife Anbindung der Tragarme zu ge
währleisten, ohne daß der Strömungswiderstand der Tragarme erhöht wird.