Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Schmelzspinnen von
Mehrkomponentenfäden gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
Eine gattungsgemäße Vorrichtung ist aus der EP 0995 822 A 1 bekannt.
Zum Schmelzspinnen von Mehrkomponentenfäden werden die Polymerschmelzen
zweier unterschiedlicher, vorher aufgeschmolzener Polymere gemeinsam durch
eine Düsenöffnung zu einem strangförmigen Filament extrudiert. Dabei werden
die Polymere in dem Filamentquerschnitt vorzugsweise in einer Kern-Mantel-
Struktur zusammengeführt, um eine vorteilhafte Kombination der physikalischen
Eigenschaften beider Polymertypen zu erhalten. So läßt sich beispielsweise für
den Kern ein Polymer mit hoher Festigkeit und für den Mantel ein Polymer mit
guter Färbbarkeit und Griff verwenden. Zur Extrusion beider Polymerschmelzen
durch eine Düsenöffnung ist es daher erforderlich, daß die Polymerschmelzen bis
kurz vor Austritt aus der Düsenöffnung getrennt geführt werden.
Die aus der EP 0 995 822 bekannte Vorrichtung weist hierzu eine Vielzahl von
Röhrchen auf, die jeweils in eine Düsenbohrung hineinragen. Die Enden der
Röhrchen sind mit kurzem Abstand vor der Düsenöffnung innerhalb der
Düsenbohrung angeordnet, so daß die Kernkomponente durch den Kernkanal des
Röhrchens bis kurz vor der Düsenöffnung geführt wird. Am Umfang des
Röhrchens ist ein äußerer Mantelkanal gebildet, durch welchen die
Mantelkomponente zur Düsenöffnung geführt wird. Bei der bekannten
Vorrichtung sind die Röhrchen fest an einem Träger angeordnet, der zwischen
einer Düsenplatte und einer Verteilerplatte liegt. Die bekannte Vorrichtung besitzt
den Nachteil, daß die Handhabung des Trägers mit den Röhrchen beim Montieren
bzw. Demontieren besonders problematisch ist. So würde bereits ein verformtes
Röhrchen dazu führen, daß der Träger mit der Düsenplatte nicht zusammengeführt
werden kann. Durch die flexible Ausbildung der Röhrchen können zudem
Passungsgenauigkeiten sehr schnell zu Verformungen führen.
Bei der bekannten Vorrichtung wird die Polymerschmelze für die Mantelschicht
am äußeren Rand der Düsenplatte den Düsenbohrungen zugeführt. Die dadurch
bedingten Ungleichmäßigkeiten der Schmelzeführung wirken sich außerdem bei
einer großen Anzahl von Düsenbohrungen negativ auf die Schmelzequalität aus.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Vorrichtung zum Schmelzspinnen
von Mehrkomponentenfäden gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1 zu
schaffen, die einerseits bei Montage und Demontage leicht handhabbar und
andrerseits die Herstellung von zahlreichen Kern-Mantel-Filamenten mit
gleichmäßiger koaxialer Kern-Mantel-Struktur ermöglicht.
Ein weiteres Ziel der Erfindung ist es, die Polymerschmelzen möglichst unter
gleichen Bedingungen den Düsenöffnungen zuzuführen.
Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch eine Vorrichtung mit den Merkmalen
nach Anspruch 1 gelöst.
Die erfindungsgemäße Vorrichtung zeichnet sich dadurch aus, daß die Röhrchen
zur Bildung eines Kernkanals einzeln in die Düsenplatte eingesetzt und
unabhängig voneinander austauschbar sind. Hierzu weist jedes der Röhrchen an
dem Ende unterhalb der Verteilerplatte an seinem Umfang jeweils einen
Verteilerflansch auf. Die Verteilerflansche liegen an der Düsenplatte an und sind
mit dem Röhrchen unabhängig voneinander auswechselbar. Zur Schmelzeführung
sind die Verteilerflansche zwischen der Düsenplatte und der Verteilerplatte
gespannt, so daß die Kernkanäle der Röhrchen unmittelbar mit Verteilerkanälen
der Verteilerplatte verbunden sind. Ein weiterer Vorteil der erfindungsgemäßen
Vorrichtung liegt darin, daß jedes der Röhrchen mit äußerst genauer
Passgenauigkeit in die Düsenöffnungen der Verteilerplatte einsteckbar sind, so
daß eine konzentrische Anordnung der extrudierten Kerne im Filamentquerschnitt
sichergestellt ist.
Die vorteilhafte Weiterbildung der Erfindung mit den Merkmalen nach Anspruch
2 bildet den Vorteil, daß sowohl die Polymerschmelze für den Kern als auch die
Polymerschmelze für den Mantel unmittelbar von der Verteilerplatte ohne größere
Umlenkungen in der Schmelzeführung zu der Düsenöffnung führbar ist. Hierzu ist
in dem Verteilerflansch zumindest ein Verbindungskanal vorgesehen, um einen
der Verteilerkanäle der Verteilerplatte direkt mit einem der Mantelkanäle der
Düsenplatte zu verbinden.
Hierbei ist besonders vorteilhaft, wenn die Verbindungskanäle in den
Verteilerflanschen im wesentlichen parallel zu den Kernkanälen ausgebildet sind.
Somit werden die durch eine Düsenöffnung extrudierten Polymerschmelzen
gemeinsam von der Verteilerplatte durch das Röhrchen und den Verteilerflansch
zur Düsenöffnung geführt.
Die besonders bevorzugte Weiterbildung der Erfindung gemäß Anspruch 4 sieht
vor, daß jede Düsenbohrung durch eine Zentrieraufnahme für eines der Röhrchen
und ein die Zentrieraufnahme durchdringendes Nutenprofil zur Bildung mehrerer
Mantelkanäle gebildet ist. Damit ist sichergestellt, daß das Röhrchen innerhalb der
Düsenbohrung konzentrisch gehalten wird.
Die Ausbildung der erfindungsgemäßen Vorrichtung mit den Merkmalen nach
Anspruch 5 besitzt den Vorteil, daß Toleranzabweichungen in der Ebenheit
zwischen der Düsenplatte und der Verteilerplatte kompensiert werden können,
ohne daß eine Undichtigkeit beim Schmelzeübergang eintritt. Hierzu kann
zwischen der Unterseite der Verteilerplatte und den Oberseiten der
Verteilerflansche eine Dichtung, beispielsweise aus Aluminium, angeordnet sein.
Es ist jedoch auch möglich, jeweils jedem Verteilerflansch eine Dichtung
zuzuordnen, so daß zwischen den Verteilerflanschen und der Verteilerplatte
mehrere Dichtungen liegen.
Zur Abdichtung des Schmelzeübergangs zwischen dem Verteilerflansch und den
Mantelkanälen der Düsenplatte wird weiterhin vorgeschlagen, eine Ringdichtung
zwischen dem Verteilerflansch und der Oberseite der Düsenplatte vorzusehen.
Damit wird bereits bei relativ geringen Verspannkräften zwischen der Düsenplatte
und der Verteilerplatte eine Dichtheit der jeweiligen Schmelzeübergänge erreicht.
Zur Versorgung mehrerer Mantelkanäle innerhalb einer Düsenbohrung ist die
Weiterbildung der Erfindung gemäß Anspruch 8 besonders geeignet.
Die erfindungsgemäße Spinnvorrichtung ist insbesondere zum Schmelzspinnen
von Filamenten mit einem trilobalen Querschnitt geeignet. Durch die
konzentrische Aufrichtung der Röhrchen lassen sich sowohl der Kern als auch der
Mantel in trilobaler Form extrudieren. Hierzu ist die Düsenöffnung an der
Unterseite der Düsenplatte sowie die Kernkanäle im Röhrchen jeweils mit einem
trilobalen Austrittsquerschnitt ausgebildet.
Weitere Vorteile der Erfindung sind anhand eines Ausführungsbeispiels der
erfindungsgemäßen Vorrichtung nachfolgend unter Hinweis auf die beigefügten
Zeichnungen näher beschrieben.
Es stellen dar:
Fig. 1 schematisch einen Längsschnitt eines Ausführungsbeispiels der
erfindungsgemäßen Vorrichtung;
Fig. 2 schematisch einen Längsschnitt einer Düsenbohrung der
erfindungsgemäßen Vorrichtung aus Fig. 1;
Fig. 3 schematisch einen Querschnitt der Düsenbohrung der
erfindungsgemäßen Vorrichtung aus Fig. 1.
In Fig. 1 ist ein Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen Vorrichtung zum
Schmelzspinnen von Mehrkomponentenfäden, insbesondere von Bikomponenten-
Fäden aus zwei Polymerkomponenten in einer Kern-Mantel-Struktur gezeigt. Die
Vorrichtung ist schematisch in einem Längsschnitt dargestellt.
Die Vorrichtung weist einen Düsentopf 1 auf, der vorzugsweise hohlzylindrisch
ausgebildet ist und mittels eines hier nicht dargestellten Anschlußstückes an
einem Spinnbalken gehalten wird. Der Düsentopf 1 dient zur Aufnahme einer
Düsenplatte 2, eines Schmelzverteilers 4 sowie einer Filterplatte 5. Der
Schmelzverteiler 4 und die Filterplatte 5 sind in dem Düsentopf 1 gehalten. Die
Düsenplatte 2 ist durch mehrere Schrauben 27 mit einer Verteilerplatte 3.2 des
Schmelzeverteilers 4 verspannt.
Die Filterplatte 5 weist zwei Filterkammern 6.1 und 6.2 auf. Der Filterkammer 6.1
wird durch Schmelzeleitungen (hier nicht dargestellt) eine Polymerschmelze B
zugeführt. Der Filterkammer 6.2 wird ebenfalls über eine separate
Schmelzeleitung (hier nicht dargestellt) eine Polymerschmelze A zugeführt.
Innerhalb der Filterkammer 6.1 ist eine Filtereinheit 28.1 und in der Filterkammer
6.2 eine Filtereinheit 28.2 zur Filtrierung der jeweiligen Polymerschmelzen
vorgesehen. Durch die Auslaßkanäle 7.1 und 7.2 sind die Filterkammern 6.1 und
6.2 mit einem Schmelzeverteiler 4 verbunden. Der Schmelzeverteiler 4 wird in
diesem Ausführungsbeispiel durch zwei untereinander angeordnete
Verteilerplatten 3.1 und 3.2 gebildet. Die Verteilerplatten 3.1 und 3. 2 enthalten
ein Bohrungs- und Nutensystem, um für Extrusion der Filamentstränge jeder
Düsenöffnung 8 der Düsenplatte 2 beide Polymerkomponenten A und B
zuzuführen. Hierzu weist die Verteilerplatte 3.2 eine Vielzahl von
Verteilerkanälen 17 auf, die auf der Unterseite 22 der Verteilerplatte 3.2 münden.
Das in den Verteilerplatten 3.1 ausgebildete Bohrungs- und Nutensystem ist
aufgrund der Übersichtlichkeit in Fig. 1 nicht dargestellt.
Unterhalb der Verteilerplatte 3.2 ist die Düsenplatte 2 angeordnet. Die
Düsenplatte 2 enthält auf der Unterseite 24 eine Vielzahl von Düsenöffnungen 8.
Die Düsenöffnungen 8 sind mit einer die Düsenplatte bis zur Oberseite 23
durchdringenden Düsenbohrung 13 verbunden. In den Düsenbohrungen 13 ist pro
Düsenöffnung 13 jeweils ein Röhrchen 11 eingesteckt, wobei das Röhrchen 11
mit seinem Ende innerhalb der Düsenbohrung 13 kurz vor der Düsenöffnung 8
endet. Das gegenüberliegende Ende der Röhrchen 11 liegt außerhalb der
Düsenplatte 2 und ist jeweils mit einem am Umfang des Röhrchens 11
ausgebildeten Verteilerflansch 12 verbunden. Die Verteilerflansche 12 sind
zwischen der Unterseite 22 der Verteilerplatte 3.2 und der Oberseite 23 der
Düsenplatte 2 gespannt.
Die Schmelzeführung von der Verteilerplatte 3.2 bis zu den Düsenöffnungen 8 ist
anhand eines Längsschnittes durch eine Düsenbohrung 13 der Düsenplatte 2
schematisch in Fig. 2 dargestellt. Der Querschnitt der Düsenbohrung 13 ist
schematisch in Fig. 3 gezeigt. Die nachfolgende Beschreibung gilt somit für die
Fig. 2 und 3.
Die Düsenbohrung 13 in der Düsenplatte 3 ist durch eine Zentrieraufnahme 15
und ein die Zentrieraufnahme 15 durchdringendes Nutenprofil 14 gebildet. Die
Zentrieraufnahme 15 ist im Durchmesser dem Außendurchmesser des Röhrchens
11 angepaßt. Das Röhrchen 11 und der Verteilerflansch 12 bilden eine Baueinheit,
die einzeln in die Düsenbohrung 13 eingesteckt sind und dabei durch die
Zentrieraufnahme 15 zentriert werden. Das Röhrchen 11 ist hohlzylindrisch
ausgebildet und enthält einen Kernkanal 9. Der Kernkanal 9 besitzt am Ende des
Röhrchens 11 innerhalb der Düsenbohrung 13 einen Auslaß 26 mit einem
trilobalen Austrittsquerschnitt 29.
Am Umfang des Röhrchens 11 sind durch das Nutenprofil 14 mehrere
Mantelkanäle 10 gebildet. Die Mantelkanäle 10 und der Kernkanal 9 münden
innerhalb der Düsenbohrung 13, um dann gemeinsam durch die Düsenöffnung 8
zu treten. Die Düsenöffnung 8 weist hierzu einen trilobalen Austrittsquerschnitt
25 auf.
Der Kernkanal 9 durchdringt das Röhrchen 11 bis zur Verteilerplatte 3.2. In der
Verteilerplatte 3.2 ist dem Kernkanal 9 gegenüberliegend ein Verteilerkanal 17.1
ausgebildet, welcher die Polymerschmelze A in den Kernkanal 9 einleitet.
Konzentrisch zu dem Kernkanal 9 ist in dem Verteilerflansch 12 jeweils eine
untere Verteilernut 20 und eine obere Verteilernut 19 ringförmig eingebracht. Die
Verteilernuten 19 und 20 sind durch mehrere im wesentlichen parallel zudem
Kernkanal 9 eingebrachte Verteilerkanäle 18 miteinander verbunden. In die obere
Verteilernut 19 des Verteilers 12 münden mehrere Verteilerkanäle 17.2 der
Verteilerplatte 3.2. Dabei führen die Verteilerkanäle 17.2 die Polymerschmelze B.
Die untere Verteilernut 20 des Verteilerflansches 12 ist mit den Mantelkanälen 10
in der Düsenplatte 2 verbunden, so daß die Polymerschmelze B von den
Verteilerkanälen 17.2 über die Verteilernut 19, die Verbindungskanäle 18 und die
Verteilernut 20 in die Mantelkanäle 10 eingeleitet wird.
Zur Abdichtung der Schmelzeübergänge von den Verteilerkanälen 17.1 und 17.2
zu dem Kernkanal 9 und Verteilernut 19 ist zwischen der Verteilerplatte 3.2 und
dem Verteilerflansch 12 eine Dichtung 16 vorgesehen. Hierbei weist die Dichtung
16 im Bereich der Verteilerkanäle 17.1 und 17.2 entsprechende
Durchlaßöffnungen auf. Die Dichtung 16 ist vorzugsweise aus einem Aluminium-
Werkstoff hergestellt. Zur Abdichtung des Schmelzeübergangs von der unteren
Verteilernut 20 des Verteilerflansches 12 zu den Mantelkanälen 10 der
Düsenplatte 2 ist eine Ringdichtung 21 zwischen dem Verteilerflansch 12 und der
Düsenplatte 2 angeordnet. Die Ringdichtung 21 ist ebenfalls vorzugsweise aus
einem Aluminium-Werkstoff gebildet.
Bei dem in Fig. 1 dargestellten Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen
Vorrichtung ist in jeder Düsenbohrung eine Baueinheit bestehend aus dem
Röhrchen 11 und dem Flansch 12 eingesteckt. Damit ist einerseits eine sichere
Montage und andererseits ein einzelnes Reinigen und Auswechseln der Röhrchen
in den Düsenbohrungen gewährleistet. Die erfindungsgemäße Vorrichtung ist
somit auch besonders zum Schmelzspinnen von Kern-Mantel-Fäden geeignet, bei
welchen der Kern konzentrisch in dem Filamentquerschnitt ausgebildet ist. Durch
die hohe Passgenauigkeit ist es möglich, die Filamentquerschnitte mit relativ
dünnen Mantelschichten herzustellen. Insbesondere können trilobale Kern-
Mantel-Fäden gesponnen werden, bei welchen beispielsweise der Kern durch eine
Polymerschmelze aus Polypropylen und der Mantel durch eine Polymerschmelze
aus Polyamid extrudiert ist.
Das dargestellte Ausführungsbeispiel ist zum Schmelzspinnen von
Bikomponenten-Fäden vorgesehen, die üblicherweise aus zwei
Schmelzkomponenten gebildet werden. Es ist jedoch auch möglich, das
Ausführungsbeispiel um weitere Komponenten zu erweitern. Hierbei ist zu
beachten, daß jeder zusätzlichen Schmelzekomponente ein Kanalsystem bis zum
Ende des Röhrchens 11 zugeordnet ist, damit die Komponenten gemeinsam durch
die Düsenöffnungen extrudiert werden können.
BEZUGSZEICHENLISTE
1
Düsentopf
2
Düsenplatte
3
Verteilerplatte
4
Schmelzeverteiler
5
Filterplatte
6
Filterkammer
7
Auslaßkanal
8
Düsenöffnung
9
Kernkanal
10
Mantelkanal
11
Röhrchen
12
Verteilerflansch
13
Düsenbohrung
14
Nutenprofil
15
Zentrieraufnahme
16
Dichtung
17
Verteilerkanal
18
Verbindungskanal
19
Verteilernut
20
Verteilernut
21
Ringdichtung
22
Unterseite
23
Oberseite
24
Unterseite
25
Austrittsquerschnitt
26
Auslaß
27
Schrauben
28
Filterkammer
29
Austrittsquerschnitt