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Die
Erfindung betrifft Peptide zur Analyse von Gluten in Lebensmitteln
und anderen Substanzgemischen und deren Verwendung gemäß der Patentansprüche. Die
Erfindung betrifft somit den Nachweis von Gliadinen und weiteren
Prolaminen durch den Einsatz von Affinitätspeptiden. Das Einsatzgebiet
ist vorwiegend die Lebensmittelanalytik.
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Zöliakie (Sprue,
glutensensitive Enteropathie) ist Erkrankung, bei der eine Unverträglichkeit
gegenüber
der Fraktion der alkohollöslichen
Kleberproteine (Prolamine) aus Weizen (Gliadine), Roggen (Secaline), Gerste
(Hordeine) und möglicherweise
auch aus Hafer (Avenine) besteht (aktuelle Übersichten bei Feighery C:
Coeliac disease. BMJ. 1999; 319: 236–9, Schuppan D: Current concepts
of celiac disease pathogenesis. Gastroenterology 2000; 119: 234–242, Sollid
LM: Molecular Basis of celiac disease. Annu Rev Immunol 2000; 18:
53–81,
Stern M et al: Analysis and clinical effects of gluten in coeliac
disease. Eur J Gastroenterol Hepatol 2001; 13: 741–747). Die
Toxizität
der Prolamine aus Hafer (Avenine) ist auf jeden Fall sehr viel geringer
als die aus Weizen, Roggen und Gerste, wahrscheinlich sind Haferprolamine
sogar als harmlos für
Zöliakiepatienten anzusehen
(Janatuinen EK et al: A comparison of diets with and without oats
in adults with celiac disease. N Engl J Med 1995; 333: 1033–1037, Srinivasan
U et al: Absence of oats toxicity in adult coeliac disease. BMJ 1996;
13: 1300–1301,
Janatuinen EK et al: Lack of cellular and humoral immunological
responses to oats in adults with coeliac disease. Gut 2000; 46:
327–331,
Picarelli A et al: Immunologic evidence of no harmful effect of
oats in celiac disease. Am J Clin Nutr 2001; 74: 137–140). Von
der Deutschen Zöliakiegesellschaft
werden Haferprodukte jedoch noch nicht für die Ernährung von Zöliakiepatienten empfohlen,
da sie häufig
durch toxische Weizen-, Roggen- oder Gerstenprolamine kontaminiert
sind (Janssen FW, Hägele
G: Contamination of oatflakes with other cereals. Proc 10th Meeting
Working Group Prolamin Analysis Toxicity 1995, Janssen F et al:
Contamination of rolled oats with wheat, rye and barley. Proc 13th
Meeting Working Group Prolamin Analysis Toxicity 1998).
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Die
genannten Getreideproteinfraktionen rufen bei disponierten Personen
eine Schädigung
der Darmschleimhaut, verbunden mit Durchfall und Malabsorptionserscheinungen
hervor. Die klassische klinische (gastrointestinale) Symptomatik
muß jedoch
nicht immer im Vordergrund stehen, sondern es finden sich auch weniger
typische Symptome wie Kleinwüchsigkeit
und selektive Mangelzustände,
die zu Anämie
und Osteoporose führen
können,
aber auch psychiatrische Symptome. Die Häufigkeit liegt in Mitteleuropa
bei etwa 1:250.
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Die
Darmschleimhaut ist charakterisiert durch (partielle bis komplette)
Zottenatrophie und Infiltration mit Lymphozyten. Es werden Antikörper gegen
die auslösenden
Prolamine, meßbar
als Gliadinantikörper,
sowie gegen körpereigene
Moleküle
(Autoantikörper)
gefunden. Kürzlich
wurde die Gewebstransglutaminase als das Hauptautoantigen identifiziert
(Dieterich W, Ehnis T, Bauer M, Donner P, Volta U, Riecken EO, Schuppan D.
Identification of tissue transglutaminase as the autoantigen of
coeliac disease. Nature Med 1997; 3: 797–801). Die Erkrankung ist assoziiert
mit dem Auftreten des MHC-Allels DQ2 (DQα1*0501 β1*0201) bei der Mehrzahl der
Patienten (Übersicht
bei: Lundin KE, Gjertsen HA, Scott H, Sollid LM, Thorsby E. Function
of DQ2 and DQ8 as HLA susceptibility molecules in celiac disease.
Hum Immunol 1994; 41: 24–7,
Brett PM et al: Common HLA alleles, rather than rare mutants, confer
susceptibility to coeliac disease. Ann Hum Genet 1999; 63: 217–225), es
müssen
jedoch noch weitere genetische Faktoren oder Umweltfaktoren in Betracht
gezogen werden.
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Dermatitis
herpetiformis (M. Duhring) ist eng mit der Zöliakie assoziiert (Reunala
T: Dermatitis herpetiformis: coeliac disease of the skin. Ann Med
1998; 30: 416–8).
Bei vielen der Patienten finden sich ebenfalls (zumindest geringgradige)
Dünndarmschädigung.
Zusätzliche
Belastung mit den toxischen Prolaminen kann die vollen Darmveränderungen
auslösen.
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Eine
Besserung wird sowohl bei Zöliakie
als auch bei Dermatitis herpetiformis durch eine sogenannte glutenfreie
Diät erreicht,
die frei von Gliadinen aus dem Weizen sowie von anderen toxischen
Prolaminen ist. Unter Gluten versteht man ein Getreideproteingemisch
aus Prolaminen sowie den (wahrscheinlich nicht zölia kietoxischen) Glutelinen,
die beide in wäßrigen Lösungen unlöslich sind
und im Gluten in einem Verhältnis
von etwa 1:1 vorkommen. Nichteinhaltung der Diät steigert das Risiko für Tumorerkrankungen
(Holmes GK: Celiac disease and malignancy. J Pediatr Gastroenterol
Nutr 1997; 24: S20–3).
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Leider
kann Gluten in vielen Lebensmitteln versteckt sein, ohne daß es für die Verbraucher
ersichtlich ist (Ciacci C, Mazzacca G: Unintentional gluten ingestion
in celiac patients. Gastroenterology 1998; 115: 243–250). Dies
kann sogar manchmal für
Lebensmittel zutreffen, die als ”glutenfrei” gekennzeichnet sind. Die Erklärung liegt
darin, daß selbst
moderne Methoden der Lebensmitteluntersuchung bei der Glutenanalyse
versagen können.
Die maximale von Zöliakiepatienten
täglich
aufgenommene Gliadinmenge sollte 10 mg (entsprechend 20 mg Gluten)
nicht übersteigen
(Codex Alimentarius Commission, Alinorm 97/26, 1997; Stern M: Proc.
12th Meeting Working Group Prolamin Analysis
Toxicity. 1997, pp. 89–92).
Entsprechend sollten Lebensmittel, die als ”glutenfrei” deklariert werden, einen
Gliadingehalt von weniger als 10 mg/100 g besitzen (entsprechend
von weniger als 20 mg Gluten/100 g). Gegenwärtig wird diskutiert, den Grenzwert
für Gluten
in glutenfreien Lebensmitteln niedriger anzusetzen (zum Beispiel
1 mg Gliadin oder 2 mg Gluten/100 g Lebensmittel) (Codex Alimentarius
Commission Alinorm 01/26, 2000). Das erfordert die Verbesserung
der gegenwärtig
verfügbaren
Methoden zur Bestimmung von Gluten in Lebensmitteln.
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Vorzugsweise
werden heute Antikörper
zur Glutenbestimmung eingesetzt, meist in Enzymimmunoassays (ELISA),
seltener in Immunblots, letztere sind jedoch schwer quantifizierbar.
Weniger gebräuchlich
sind nichtimmunologische Methoden (z. B. HPLC, MALDI-TOF), die aufwendiger
und teilweise ebenfalls schwer quantifizierbar sind.
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Am
weitesten verbreitet ist zur Zeit der Einsatz eines monoklonalen
Antikörpers
gegen ω-Gliadine
im Enzymimmunoassay (Skerrit JH, Hill AS: Enzyme immunoassay for
determination of gluten in foods: collaborative study. J ADAC Int
1991; 74: 257–264),
der in Form von Testkits von verschiedenen Herstellern angeboten
wird (Cortecs Diagnostics, r-Biopharm Darmstadt Deutschland, Transia
GmbH Ober-Mörlen
Deutschland). Der Einsatz weiterer monoklonaler Antikörper mit
anderer Spezifität
in der Glutenanalyse wurde beschrieben (Ellis HJ et al: Measurement
of gluten using a monoclonal antibody to a coeliac toxic peptide
of A gliadin. Gut 1998; 43: 190–195,
Chirdo FG et al: Development of high-sensitivity enzyme immunoassays
for gliadin quantification using the streptavidin-biotin amplification
system. Food Agric Immunol 1998, 10: 143–155). Gegenwärtig befindet
sich ein neuer Testkit zur Glutenanalyse in Entwicklung, in dem
ein monoklonaler Antikörper gegen ω-Secaline
aus Roggen eingesetzt wird, der jedoch gleichermaßen auch
die toxischen Prolamine aus Weizen und Gerste erkennt (Osman AA
et al: A monoclonal antibody that recognizes a potential coeliac-toxic repetitive
pentapeptide epitope in gliadins. Eur J Gastroenterol Hepatol 2001,
im Druck). Polyklonale Antikörper
werden in der Glutenanalyse nur noch selten verwendet.
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Die
gegenwärtig
verfügbaren
immunologischen Methoden zur Bestimmung von Gluten in Lebensmitteln
sind durch folgende Probleme und Schwierigkeiten charakterisiert:
- 1. Monoklonale Antikörper lassen sich zwar besser
reproduzierbar herstellen als polyklonale, ihre Herstellung ist
jedoch teuer. Neben den Herstellungskosten wird der Preis der monoklonalen
Antikörper
auch durch die mit ihnen verbundenen Patente bestimmt.
- 2. Monoklonale Antikörper
sind biologische Makromoleküle
mit einem Molekulargewicht von mehr als 100.000 Da. Sie bestehen
aus mehreren Peptidketten, die durch Disulfidbrücken miteinander in verbunden sind.
Wie andere Makromoleküle
weisen Antikörper
einen bestimmten Grad an Instabilität auf (zum Beispiel Denaturierung
bei Temperaturveränderungen,
Einfrieren/Auftauen, Einwirkung von Reduktionsmitteln).
- 3. Viele kommerzielle Nahrungsmittel enthalten Gluten in prozessierter
Form. Nahrungsmitteltechnologisch besonders bedeutsam ist die Behandlung
mit Hitze oder Proteasen. Hitzebehandlung verursacht die Bildung
von intermolekularen Disulfidbrücken
zwischen den einzelnen Prolaminmolekülen und beeinträchtigt damit
die Extrahierbarkeit von Gluten sehr stark. Werden zur Verbesserung
der Extraktion Reduktionsmittel eingesetzt, stören diese in der nachfolgenden
immunologischen Nachweisreaktion, indem sie die Antikörperstruktur
und damit die Bindung des Antikörpers
an das Antigen stören.
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Als
Lösungsweg
wird das Screening von Phagenpeptidbibliotheken beschritten. Dabei
werden Milliarden von kurzen Peptiden mit unterschiedlicher Peptidsequenz,
die als Bestandteil von Oberflächenproteinen auf
Phagen exprimiert werden, auf Ihre Bindung an Gliadin untersucht.
Solche Phagenpeptidbibliotheken können individuell hergestellt
werden, sind aber auch kommerziell erhältlich (New England BioLabs,
1998/99 Catalog S. 140, 141). Die Technik kann erfolgreich auch
zum Screening von Antikörperepitopen
eingesetzt werden (
DE
100 05 932 A1 ).
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Das
Ziel der Erfindung besteht darin, anstelle der monoklonalen Antikörper, die
mit verschiedenen Nachteilen – wie
oben dargestellt – behaftet
sind, andere Moleküle
zur Detektion von Gluten in Lebensmitteln und anderen Proben zu
verwenden.
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Diese
sollen folgende Eigenschaften umfassen.
- 1.
Die Moleküle
sollen billiger herstellbar sein als monoklonale Antikörper.
- 2. Sie sollen eine höhere
Stabilität
besitzen als monoklonale Antikörper
und deshalb härteren
Bedingungen ausgesetzt werden können.
- 3. Sie sollen nicht empfindlich gegenüber Reduktionsmitteln sein.
Dann können
Reduktionsmittel zur effizienten Extraktion der Prolamine aus Lebensmitteln
eingesetzt werden, ohne daß diese
anschließend
bei der Glutenanalyse stören
würden.
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Die
Aufgabe der Erfindung besteht im Auffinden von Stoffen, die eine
hohe Affinität
zu den toxischen Prolaminen aus Weizen, Roggen und Gerste besitzen,
sich jedoch nicht an Prolamine aus anderen Getreiden bindet und
auch nicht an weitere harmlose Nahrungseiweiße, und die anstelle von Antikörpern zur
Glutenanalyse sowie zur Analyse von Gluten in anderen Proben eingesetzt
werden können.
Damit entfallen die wesentlichen der vorstehend genannten Nachteile.
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Der
Erfindung liegt die wissenschaftliche Erkenntnis zugrunde, daß Peptide,
wahrscheinlich insbesondere kurze Peptide, zum Lösen der gestellten Aufgabe
geeignet sein können.
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Die
vielfältigen
Eigenschaften von Peptiden und Proteinen ergeben sich aus der Tatsache,
daß als Bausteine
zwanzig verschiedene Aminosäuren
existieren, die in linearer Folge miteinander verbunden sind (”Aminosäuresequenz”). Die
Aminosäuresequenz
bestimmt die Eigenschaften des Peptids bzw. des Proteins. Während somit
für ein
Dipeptid nur 202 verschiedene Sequenzen
möglich
sind, existieren 203 verschiedene Tri-,
204 verschiedene Tetra-, 205 verschiedene
Pentapeptide usw. Die Zahl verschiedener Heptapeptide liegt demzufolge
bereits bei über
einer Milliarde. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, daß sich unter
der Vielzahl von verschiedenen Peptiden mit einer Länge von
7 und mehr Aminosäuren
einige Peptide befinden werden, die die Eigenschaft besitzen, sich
an Gliadine und andere zöliakietoxische
Prolamine zu binden.
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Zum
Auffinden von Peptiden mit der gewünschten Eigenschaft wurden
Phagenpeptidbibliotheken durchsucht. Zur Anwendung kamen eine Hepta-
und eine Dodecapeptidbibliothek der Firma New England Biolabs (Schwalbach,
Deutschland). Phagen mit Peptiden, die sich an Prolamine binden,
die harmlos für
Zöliakiepatienten
sind, wurden vor den Versuchen aus der Bibliothek durch Vorabsorption
mit Avenin und Zein entfernt. Die Phagen wurden auf Gliadin der
Weizenvarietät ”Kanzler” selektiert,
wie bereits für
andere Liganden beschrieben (Birkenmeier G et al: Epitope mapping
by screening of phage display libraries of a monoclonal antibody
directed against the receptor binding domain of human α2-macroglobulin.
FERS Lett 1997; 416: 193–196).
Die selektierten Phagen wurden in E. coli vermehrt und ihre Bindung
an Gliadin, beschichtet auf Mikrotiterplatten, in Form eines ”Phage-ELISA” getestet.
Von 128 mittels Phage-Display isolierten Phagenklonen ergab sich
nur bei 33 Klonen eine Bindung an Gliadin. Die Klone wurden amplifiziert
und die DNA sequenziert und aus der DNA-Sequenz die Aminosäuresequenz
des Peptids abgeleitet, das auf der Phagenoberfläche zugängig ist und von dem anzunehmen
ist, daß es
für die
Bindung der Phagen an Gliadin verantwortlich ist. Peptide mit den
entsprechenden 33 Sequenzen wurden auf Zellulosemembranen synthetisiert
und die Bindung von Gliadin und anderen Prolaminen an die synthetisierten
Peptide mit einem Lumineszenzassay (Osman AA: Use of phage display
technique for detection of epitopes recognized by polyclonal rabbit
gliadin antibodies. FERS Lett 1998; 433: 103–107) überprüft. Bei 5 Peptiden ergab sich
eine starke Bindung an Gliadin. Diese Peptide waren sämtlich Heptapeptide
und besaßen
Aminosäuresequenzen,
die in Tabelle 1 wiedergegeben sind. Tabelle 1: Heptapeptide mit gliadinbindenden
Eigenschaften
Peptid-Nr. | Aminosäuresequenz |
Einbuchstaben-Code | Dreibuchstaben-Code |
1 | MHNHPRF | Met-His-Asn-His-Pro-Arg-Phe |
2 | SHFTTRS | Ser-His-Phe-Thr-Thr-Arg-Ser |
3 | QPIPQLW | Gln-Pro-lle-Pro-Gln-Leu-Trp |
4 | NLPRLYE | Asn-Leu-Pro-Arg-Leu-Tyr-Glu |
5 | WHASWLL | Trp-His-Ala-Ser-Trp-Leu-Leu |
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Ausführungsbeispiele
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Die
genannten Peptide wurden als freie Peptide synthetisiert. Peptid
1 und 2 wurden am C-terminus durch Glycin und Lysin verlängert, Peptide
3, 4 und 5 durch zwei Glycinreste und Lysin. Die ε-Aminogruppe des
Lysins wurde bei allen Peptiden biotinyliert. Die N-terminale Aminogruppe
war bei allen Peptiden frei. Diese Peptide wurden zur Bestimmung
von Gliadinen und anderen Prolaminen wie folgt eingesetzt:
Gliadin
aus der Weizensorte ”Kanzler”, Secalin
aus den Roggensorten ”Amilo” und ”Danko”, Hordein
aus der Gerstensorte ”Astrid”, Avenin
aus den Hafersorten ”Alfred” und ”Flämingsnova”, Zein
aus den Maissorten ”Bonny”, ”Mutin” und ”Diamant” (allesamt
bezogen über
das Bundessortenamt Hannover) und Oryzin aus der Reissorte ”Cartuna
IRGC 10595 (International Rice Research Institute Manila, Philippinen)
wurden durch Extraktion mit 60% Ethanol erhalten. Der ethanolische
Extrakt wurde zentrifugiert. Der Überstand wurde in 0,1 M Carbonatpuffer
(pH 8,4) logarithmisch bis auf eine Konzentration von 1 ng/ml verdünnt. Jeweils
100 μl der
verdünnten Proben
wurden in die Kavitäten
von Mikrotiterplatten der Sorte Polysorb (Nunc, Dänemark)
aufgetragen und über
Nacht bei 37°C
inkubiert. Am nächsten
Morgen wurden die Kavitäten
mit 160 µl
Waschpuffer gewaschen (6,05 g/l Tris(hydroxymethyl)aminomethan,
8,7 g/l NaCl, 0,5 g/l Tween-20; 160 µl/Kavität). Anschließend wurden
die Oberfläche
der Kavitäten
mit je 200 µl
Blockierungspuffer (Waschpuffer mit 0,5% Magermilchpulver, Fluka)
blockiert und erneut zweimal gewaschen. Danach wurden 100 µl einer
Lösung
zugegeben, die das biotinylierte Peptid 1 in einer Konzentration
von 6 µg/ml
Blockierungspuffer enthielt. Die Kavitäten wurden zwei Stunden mit
dieser Peptidlösung
bei Raumtemperatur inkubiert und danach erneut fünfmal gewaschen. Anschließend wurde
100 µl
einer Streptavidin-konjugierten Meerrettich-Peroxidase (Boehringer
Mannheim, 1:5000 in Waschpuffer verdünnt) in die Kavitäten pipettiert.
Nach einer Stunde Inkubation bei Raumtemperatur wurden die Kavitäten fünfmal gewaschen
und dann zur Farbentwicklung jeweils 100 µl o-Phenylendiaminlösung zugesetzt.
Nach 30 Minuten wurde die Frabreaktion mit 25 µl Schwefelsäure (2 M)
abgestoppt und die Extinktion bei 492 nm gemessen.
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Es
ergab sich ein Abhängigkeit
des Meßsignals
bis zu einer Gliadinkonzentration von 1 ng/ml (1). Das
Verfahren zur Detektion von Gliadin hat damit eine mit modernen
Enzymimmunoassays vergleichbare Sensitivität.
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Bei
einer Prolaminkonzentration von 100 µg/ml ergeben sich mit Secalin
aus Roggen und Hordein aus Gerste ähnlich hohe Signale wie bei
Gliadin aus Weizen. Im Gegensatz dazu liegen die Meßsignale
unter einer Extinktion von 0,1, wenn entsprechende Konzentrationen
von Avenin aus Hafer oder Zein aus Mais eingesetzt werden.
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Mit
dem Einsatz von Heptapeptiden ist erstmals eine Möglichkeit
gegeben, zöliakietoxische
Prolamine nichtimmunologisch mit einem geringen apparativen Aufwand
(konventioneller Microplattenreader ausreichend) zu bestimmen. Peptide
sind billiger und reproduzierbarer herstellbar als Antikörper. Peptide
besitzen eine höhere
Stabilität
als Antikörper
und können
damit auch prinzipiell in anderen als den vorstehend beschriebenen
Verfahren universell eingesetzt werden.
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Ein
weiterer wichtiger Vorteil besteht darin, daß die Peptide die zöliakietoxischen
Prolamine aus Weizen, Roggen und Gerste in vergleichbarer Stärke erkennen.
Im Gegensatz dazu reagieren viele der bisher für die Glutenanalyse in Lebensmitteln
gebräuchlichen
Antikörper
nicht mit allen Prolaminen aus Weizen, Roggen und Gerste in gleicher
Intensität,
sondern meist mit Weizengliadin viel stärker als mit den ebenfalls
toxischen prolaminen aus Roggen und Gerste. Dies führt zur
Unterschätzung
des Gehalts an diesen Prolaminen in Nahrungsmitteln.
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Legende zu 1
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Nachweis
von Gliadin, extrahiert aus der Weizensorte ”Kanzler”, mit dem biotinylierten Heptapeptid
1. Bei einer Konzentration von 1 ng Gliadin/ml liegt das Meßsignal
immer noch signifikant über
dem Leerwert. Die Kurve zeigt die Mittelwerte. Secalin und Hordein
werden mit vergleichbarer Intensität nachgewiesen wie Gliadin.
Die Reaktion mit Avenin ist schwach und mit Zein sehr gering. Die
gestrichelte Linie zeigt, die die Reaktion des Peptids mit den harmlosen
Prolaminen aus Mais, Zein, selbst bei 10.000fach höherer Konzentration
(10 mg/ml) noch niedriger ist als mit den zöliakietoxischen Gliadinen (1
ng/ml). Die Peptide 2 bis 5 liefern vergleichbare Ergebnisse.
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