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Die Erfindung betrifft ein Gargerät mit einem Garraum und einer
Temperaturmesseinrichtung sowie einer Feuchtemesseinrichtung zur Messung der Feuchte
der Garatmosphäre in dem Garraum. Sie betrifft außerdem ein Verfahren zur
Feuchtemessung der Feuchte der Garatmosphäre in einem Garraum eines
Gargerätes.
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Bei Umluftherden, Heißluftdämpfern, Heißluftgeräten, Mikrowellengeräten oder
einer Kombination dieser und ähnlicher Geräte ist es für die Anwendung und die
Qualität des Garvorganges vorteilhaft, wenn nicht nur die im Garraum befindliche
Temperatur, sondern auch andere Größen bekannt sind. Verschiedentlich,
beispielsweise in der EP 0 386 862 B1, ist schon vorgeschlagen worden, die
Feuchtigkeit zu messen und gegebenenfalls außerdem nach einer Sollwertvorgabe zu
regeln.
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Hierzu sind unterschiedliche Methoden zur Bestimmung des Wasserdampfanteils
einer Garatmosphäre eines Ofens vorgeschlagen worden. So wird nach einem
Vorschlag in der DE 200 13 489 U1 die Stromaufnahme des Lüftermotors
benutzt, um daraus auf den Wasserdampfgehalt im Garraum eines Umluftofens zu
schließen. In der EP 0 517 433 B1 wird eine Einrichtung zur Messung der Dichte
in einem Heizgerät mittels eines Gasfühlers beschrieben, der dann elektrische
Signale erzeugen soll.
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In der DE 41 41 768 A1 wird die Feuchte in einem Mikrowellenherd erfasst,
indem elektromagnetische Strahlung insbesondere im sichtbaren oder im
kurzwelligen Infrarotbereich eingesetzt wird, bei der dann die Absorptionsbanden
des Wassermoleküls einen entsprechenden Effekt haben. Bei einem Vorschlag in
der EP 0 701 388 B1 wird die Sauerstoffkonzentration gemessen, um
Rückschlüsse auf die Feuchtigkeit zu ziehen. Als Messfühler wird dabei insbesondere
eine Zirkoniumoxidzelle eingesetzt, deren eine Seite nach außen und deren
andere Seite nach innen in den Kochraum gerichtet ist.
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Die DE 42 06 845 C2 beschreibt ein weiteres Verfahren, das die Feuchtigkeit
misst. Aufgrund thermodynamischer und praktischer Voraussetzungen kann mit
diesem Verfahren die Feuchtigkeit, vor allem in den Extrembereichen,
verhältnismäßig ungenau bestimmt werden. Des Weiteren ist eine aufwändige und zu
wiederholende Kalibrierung erforderlich.
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Allen Konzeptionen ist gemeinsam, dass recht aufwändige und/oder anfällige
Einrichtungen eingesetzt werden müssen. Dies ist insbesondere deshalb von
Nachteil, weil die Geräte nicht von technischen Experten im Labor benutzt
werden sollen, die mit der Wartung, Pflege und gegebenenfalls Reparatur oder
überhaupt Fehlererkennung vertraut sind, sondern durchaus auch von
technischen Laien, die diese Gargeräte einfach für ihren eigentlichen
Bestimmungszweck, nämlich das Zubereiten von Speisen, benutzen möchten, und zwar ohne
Wartung über mehrere Jahre hinweg. Damit ist bereits der Einsatz von
Messeinrichtungen kritisch, die bei Verschmutzungen funktionsunfähig werden oder zu
Fehlern neigen.
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Dabei ist zu berücksichtigen, dass relativ hohe Temperaturen von ca. 100°C bis
300°C sowie durch die Garvorgänge auch starke Verunreinigungen und
Verschmutzungen der Garräume auftreten können. Auch wenn Benutzer diese
sicher im Regelfall reinigen, wäre eine Funktionsstörung bei Restschmutz ein
erhebliches Problem.
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Aufgabe der Erfindung ist es, ein praxisgerechtes Messverfahren und
entsprechendes Gargerät vorzuschlagen, um den Wasserdampfgehalt
beziehungsweise die Feuchte einer Garatmosphäre festzustellen.
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Diese Aufgabe wird bei einem gattungsgemäßen Gargerät dadurch gelöst, dass
die Feuchtemesseinrichtung mit einem Schall- oder Ultraschallsender und einem
Schall- oder Ultraschallempfänger sowie einer Laufzeiterfassungseinrichtung
ausgerüstet und sie mit der Temperaturmesseinrichtung verbunden ist. Bei einem
Verfahren wird die Aufgabe dadurch gelöst, dass die Schallgeschwindigkeit und
die Temperatur in der Garatmosphäre festgestellt und daraus auf die Feuchte
geschlossen wird.
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Mittels weiterer bevorzugt vorzusehender Einrichtungen, mit denen Dampf erhöht
beziehungsweise reduziert wird, kann ein Regelkreis aufgebaut werden, um den
Wasserdampfgehalt im Garraum nach einer Sollwertvorgabe zu regeln.
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Dieses erfindungsgemäße Verfahren macht sich ebenso wie das in der
DE 42 06 845 C2 vorgeschlagene einen physikalischen Effekt zu Nutze, nämlich
die Dichteunterschiede zwischen trockener Luft und einer reinen
Wasserdampfatmosphäre (ca. 1,2 kg/m3 zu 0,88 kg/m3), arbeitet allerdings auf einem ganz
anderen Weg.
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Die Schallgeschwindigkeit eines Mediums ist von dessen Dichte abhängig. Man
kann also umgekehrt mit einer Schallgeschwindigkeitsmessung die Dichte eines
Gases oder eines Gasgemisches bestimmen. Dieser physikalische Effekt als
solcher ist bekannt und wird zum Beispiel genutzt, um eine korrekte
Schutzgaszusammensetzung bei Schweißvorgängen zu messen.
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Die Erfindung dagegen besteht nun darin, diesen Effekt zu einem völlig anderen
Zweck einzusetzen und mittels einer Schallgeschwindigkeitsmessung die Dichte
der Garatmosphäre während des Garvorganges festzustellen und daraus den
Anteil an Wasserdampf und damit die Feuchte der Garatmosphäre zu
bestimmen. Bei dieser Anwendung wird berücksichtigt, dass die unterschiedliche
Gartemperatur (typischerweise zwischen 100°C und 300°C) ebenfalls die Dichte
der Garatmosphäre verändert. Daher wird auch die ohnehin in jedem Gargerät
vorhandene Temperaturmessung bei der Vorgehensweise mit eingesetzt, was
dementsprechend auch nicht zu zusätzlichem apparativen Aufwand führt.
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Zur Erläuterung des Effektes sei hier kurz auf die physikalischen
Zusammenhänge eingegangen. Allgemein gilt:
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Dabei ist c die Schallgeschwindigkeit (in m/s), p ist der Luftdruck (in Pa) und δ die
Dichte (in kg/m3). χ ist der materialabhängige Adiabatenexponent cp/cv und nimmt
bei Luft in der typischen Zusammensetzung aus N2, O2 und Ar den Wert 1,4
annimmt.
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Mit der allgemeinen Beziehung δ = p/RT, wobei R die Gaskonstante und T die
Temperatur darstellt, kann man Gleichung I umformen zu:
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Diese Gleichung II lässt sich auflösen nach:
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Die Temperatur T der Garatmosphäre ist bei Gargeräten ohnehin eine der
wichtigsten Daten und wird stets gemessen. Auf sie kann daher problemlos
zurückgegriffen werden.
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Die mittlere Gaskonstante eines Gasgemisches aus zwei Gasen, hier also aus
Luft und aus Wasserdampf, ist definiert durch:
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Diese Gleichung kann man umformen zu:
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Die linke Seite der Gleichung entspricht dem gesuchten Massenverhältnis
Wasserdampf zu trockener Luft, das zugleich eine Angabe für die Feuchte oder
Feuchtigkeit der Luft darstellt. Die Parameter Rtrockene Luft und RWasserdampf sind
bekannt und RAtmosphäre erhält man aus der Messung der Schallgeschwindigkeit c
und einsetzen in Gleichung III.
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Bei der Betrachtung wird zunächst zum leichteren Verständnis von einem
konstanten Wert χ ausgegangen. Der Wert ist aber von der Gasart (Atomanzahl
des Moleküls) abhängig und liegt bei Wasserdampf bei 1,33. Bei der realen
Garatmosphäre mit einer Mischung aus trockener Luft und Wasserdampf wird
folglich χ abhängig vom Wasserdampfgehalt zwischen 1,33 und 1,4 variieren. Dieser
geringfügige Fehler in den Randwerten kann näherungsweise akzeptiert werden.
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In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird auch diese
Randbedingung noch berücksichtigt. Dies geschieht dadurch, dass durch ein
Iterationsverfahren χ genauer bestimmt wird. Dabei wird der Feuchtegehalt mit einer
Annahme von χ berechnet und aufgrund des Ergebnisses eine neues χ berechnet
(lineare Interpolation zwischen 1,33 und 1,4 je nach berechnetem
Wasserdampfgehalt). Wenn sich der berechnete Wert von χ nicht mehr ändert
(Genauigkeitsgrenzwert), wird die Iteration beendet.
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Der Vorteil der Erfindung liegt darin, dass die Schallgeschwindigkeit relativ
einfach und genau bestimmt werden kann, und zwar ohne anfällige oder
komplizierte Messinstrumente, ohne Wartung und auch über eine sehr lange
Benutzungszeit hinweg.
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Dazu können in einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung
Ultraschallsender beziehungsweise Mikrofone und -Ultraschallempfänger beziehungsweise
Detektoren dienen. Dazu wird eine Laufzeitmesseinrichtung (also im Grunde eine
vereinfachte Uhr) eingesetzt, die die Signallaufzeit über einen definierten und
stets gleichen Weg ermittelt. Durch Teilung von zurückgelegter, bekannter
Wegstrecke und Laufzeit wird die Schallgeschwindigkeit in der Atmosphäre
ermittelt.
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Vorzugsweise sind Ultraschallquelle und Detektor das gleiche Bauteil, man
spricht von einem Multiplexbetrieb. Mit solchen Bauteilen werden üblicherweise
Entfernungen gemessen, dabei wird dann die Schallgeschwindigkeit als konstant
oder bekannt vorausgesetzt. Bei der vorliegenden Erfindung dagegen ist die
Messstrecke bekannt und die Schallgeschwindigkeit ist die zu messende Größe.
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Die Qualität der von den Detektoren aufgefangenen Signale ist unerheblich, da
ausschließlich der Zeitpunkt des Auffangens beziehungsweise der
Zeitunterschied von Senden und Empfangen relevant ist. Das bedeutet, auch bei völlig
verschmutztem Innenraum des Gargerätes leidet die Funktionsfähigkeit nicht.
Mehrfachreflektionen sind ebenfalls kein Problem, da es nur auf den Zeitpunkt
des Empfangs des ersten zurückreflektierten Signals ankommt; die Messstrecke
wird dabei entsprechend gelegt.
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Anders als bei quantitativen Bestimmungen, wie sie im Stand der Technik
beispielsweise durch Messung der Stromaufnahme oder der
Sauerstoffkonzentration stattfinden, gibt es erfindungsgemäß auch keine Messungenauigkeiten oder
Fehler durch verschmutzte Sensoren. Selbst dann, wenn nur Bruchteile des
ausgestrahlten Signals nach Durchlaufen der Messstrecke empfangen werden, ist
immer noch eine exakte Zeitbestimmung und damit auch eine präzise
Errechnung der Schallgeschwindigkeit, der Dichte und somit der Feuchte möglich.
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Zur zusätzlichen Absicherung könnte das Ultraschallsignal noch eine bestimmte
Signalfolge, gewissermaßen also eine "Melodie", erhalten. Diese könnte auch bei
extremer Abschwächung über die Messstrecke noch problemlos erkannt und
beispielsweise von externen Störungen unterschieden werden.
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Die stärkere Absorption von Schall- oder Ultraschallwellen durch Wasserdampf
im Vergleich zu trockener Luft stellt ebenfalls kein Problem dar: Auch das würde
nur zu einem schwächeren Signal führen, die Zeitmessung und damit die
Messung der Schallgeschwindigkeit bleibt von diesem Nebeneffekt unbeeinträchtigt
und erfolgt nach den oben ausgeführten Gesetzmäßigkeiten.
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Es ist auch möglich, die Messstrecke aus dem eigentlichen Garraum mit dem
Gargut in einen abseits liegenden Raum zu verlegen, beispielsweise in ein
Messrohr, das mit dem Garraum atmosphärisch verbunden ist.
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Im Folgenden wird anhand der Zeichnung ein Ausführungsbeispiel der Erfindung
näher erläutert. Es zeigen:
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Fig. 1 eine schematische Darstellung eines erfindungsgemäßen Gargerätes.
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Einen schematischen Aufbau eines Ausführungsbeispiels eines
erfindungsgemäßen Gargerätes zeigt Fig. 1. Ein Gehäuse 10 enthält einen Garraum 11, der
mit einer Garatmosphäre während des Garvorganges angefüllt ist. Diese
Garatmosphäre besteht in erster Linie aus den für Luft typischen und im Verhältnis
zueinander im wesentlichen konstanten Anteilen an Stickstoff (N2),
Sauerstoff (O2) und Argon (Ar) und einem schwankenden, vom Garvorgang und
dem Gargut beeinflussten und hier besonders interessierenden Anteil an
Wasserdampf (H2O).
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Der Garraum ist von außen durch einen Türbereich 12 zugänglich, der auch ein
Fenster aufweisen kann, das für den Benutzer eine optische Verfolgung des
Fortschrittes des Garvorganges ermöglicht.
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Er ist mit den für den Garvorgang und die Behandlung und Handhabung des
Gargutes erforderlichen beziehungsweise sinnvollen Elementen ausgerüstet, die
hier nur teilweise und schematisch angedeutet sind. Dazu gehören zum Beispiel
ein Heizkörper 20, ein Gargutträgerblech 21, ein Lüfterrad 22, eine
Temperaturmesseinrichtung 23 und unter anderem auch ein Luftleitblech 25.
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Außerdem ist auch eine Feuchtemesseinrichtung 30 vorgesehen. Diese enthält in
der dargestellten Ausführungsform ein piezokeramisches Bauteil, das gleichzeitig
einen kombinierten Ultraschallsender 31 und -empfänger 32 unterstützt.
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Der Sender 31 erzeugt dabei einen Ultraschallimpuls, der von einer
Reflektionsfläche 33 reflektiert wird. Die Reflektionsfläche 33 ist hier auf einer
vom Gargut abgewandten Seite des Luftleitbleches 25 angeordnet. Der
zurückkommende Impuls erzeugt im Empfänger 32 eine Kraft auf das Piezoelement,
das als Reaktion einen Spannungsimpuls liefert.
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Eine nachgeschaltete Laufzeiterfassungseinrichtung 35 ermittelt die Zeitdifferenz
zwischen Aussenden des Impulses und dem Empfang desselben. Das Ergebnis
wird an eine nachgeschaltete Elektronik 40 übermittelt und von dort ein
Steuersignal an die Gerätesteuerung 41 weitergegeben. Auch die
Temperaturmesseinrichtung 23 ist mit der nachgeschalteten Elektronik 40 verbunden.
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In der Elektronik 40 werden die Messwerte, also die Temperatur T und die
Laufzeit, verknüpft mit den bekannten festen Größen wie beispielsweise der Länge
der Messstrecke und den oben bereits erörterten Materialkonstanten.
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Das Ergebnis kann dann als Ansteuerung der Gerätesteuerung dienen. Durch
Vergleich mit der Sollwertgröße wird ein entsprechender Aktor betätigt, um nach
der Sollwertvorgabe zu regeln.
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Es ist im Grunde nicht wesentlich für die Erfindung, wo die Elektronik 40
angeordnet ist, ob es sich um ein einteiliges Bauteil handelt oder ob die einzelnen
Berechnungen der Schallgeschwindigkeit beziehungsweise Laufzeit in
unterschiedlichen Bereichen erfolgen. Beispielsweise kann die Elektronik 40 auch ein
Teil der Sensor- oder der Geräteelektronik sein und die Berechnung bereits dort
stattfinden, ohne dass noch separate Leitungen verlegt werden müssen.
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Des Weiteren kann die Bestimmung der Schallgeschwindigkeit im Garraum oder
in einem Messraum (zum Beispiel Messrohr) stattfinden, der mit dem Garraum
verbunden ist.
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Die Schallgeschwindigkeit kann aber auch mit einem niederfrequenten Signal
oder auch mit einem Schallimpuls gemessen werden. Entscheidend ist, dass die
Laufzeit eines Schallimpulses oder Signals festgestellt wird. Mit Hilfe der
bekannten, zurückgelegten Wegstrecke kann die Schallgeschwindigkeit der
Garatmosphäre bestimmt werden.
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Diverse Möglichkeiten der Realisierung der Signale bieten sich an
(Schalldruckverlauf, Stärke des Signals, Dauer, Impulsanzahl und Frequenz). Die geeignete
Wahl kann durch Kostengesichtspunkte oder auch andere Überlegungen
beeinflusst werden, beispielsweise weiter Informationen, die zu anderen Zwecken
übermittelt werden sollen. Durch geeignete Wahl der Signale kann jedoch die
Messgenauigkeit erhöht und die Restfehlerwahrscheinlichkeit reduziert werden.
Bezugszeichenliste
10 Gehäuse
11 Garraum
12 Türbereich
20 Heizkörper
21 Gargutträgerblech
22 Lüfterrad
23 Temperaturmesseinrichtung
25 Luftleitblech
30 Feuchtemesseinrichtung
31 Schall- oder Ultraschallsender
32 Schall- oder Ultraschallempfänger
33 Reflektionsfläche
35 Laufzeiterfassungseinrichtung
40 elektronische Schaltung
41 Gerätesteuerung