DE10139298C1 - Verfahren und Vorrichtung zur Erkennung einer bevorstehenden Grenzflächenhaftung zwischen einem zu formenden Glaskörper und einem formgebenden Werkzeug - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zur Erkennung einer bevorstehenden Grenzflächenhaftung zwischen einem zu formenden Glaskörper und einem formgebenden WerkzeugInfo
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Abstract
Es wird ein Verfahren zur Erkennung einer bevorstehenden Grenzflächenhaftung während eines Formgebungsprozesses zwischen einem zu formenden Glaskörper (3) und mindestens zwei elektrisch leitenden, beidseitig des Glaskörpers (3) angeordneten Werkzeugen (2a, 2b) in einem Temperaturbereich, in dem der Glaskörper (3) verformbar ist, beschrieben, sowie eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens. DOLLAR A In dem Formgebungsprozeß von Glaskörpern (3) kommt es häufig zu Produktionsausfall aufgrund einer Grenzflächenhaftung zwischen Glaskörper (3) und Werkzeug (2a, 2b), der zunächst unerkannt bleibt und erst nach aufwendiger Suche nach dem schadhaften Werkzeug fortgesetzt werden kann. In der Zwischenzeit werden mit dem schadhaften Werkzeug weiterhin fehlerhafte Glaskörper produziert. Die Erfindung ermöglicht es nunmehr, daß eine bevorstehende Grenzflächenhaftung bereits vor der Produktion eines schadhaften Glaskörpers (3) erkennbar wird. Hierzu wird zwischen den Werkzeugen (2a, 2b) mindestens ein EMK-Wert gemessen und aus dem Verlauf des EMK-Wertes während des Formgebungsprozesses auf eine bevorstehende Grenzflächenhaftung geschlossen.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Erkennung einer bevorstehenden
Grenzflächenhaftung während eines Formgebungsprozesses zwischen einem zu
formenden Glaskörper und mindestens zwei elektrisch leitenden, beidseitig des
Glaskörpers angeordneten Werkzeugen in einem Temperaturbereich, in dem
der Glaskörper verformbar ist. Weiterhin wird eine Vorrichtung zur
Durchführung des Verfahrens beschrieben.
Bei der industriellen Fertigung von Glaskörpern ist es schwierig, den
Werkzeugzustand im laufenden Produktionsprozeß zu überwachen, so daß
häufig ein rechtzeitiges Auswechseln der Werkzeuge versäumt wird. Hierdurch
kommt es zu einer hohen Ausschußrate von fehlerhaften Glaskörpern, da eine
Qualitätskontrolle in der Regel erst zeitverzögert am Ende des Kühlbandes
durchgeführt und defekte Glaskörper ausgesondert werden. In der Zwischenzeit
werden jedoch eine Vielzahl weiterer defekter Glaskörper mit dem
auszuwechselnden Werkzeug produziert. Eine häufige Ursache für die
Produktion fehlerhafter Glaskörper stellt die Grenzflächenhaftung zwischen
dem Werkzeug und dem zu formenden Glaskörper dar. Eine weitere
Schwierigkeit besteht bei der großtechnischen Serienfertigung von Glaskörpern
mit mehreren parallel arbeitenden Werkzeugen darin, den am Glaskörper
festgestellten Fehler dem entsprechenden Werkzeug zuzuordnen.
Einen druckschriftlichen Stand der Technik offenbart die GB 2 234 970 A, in der
ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Erkennung von Glasspitzen während der
Herstellung von hohlen Glaskörpern offenbart wird. Hierzu wird beispielsweise
ein elektrisches Signal zwischen einer Preßform und einem Druckkolben der
Formvorrichtung emittiert, das emittierte Signal empfangen und Abweichungen in
dem empfangenen Signal (Soll-Wert) zu dem emittierten Signal (Ist-Wert)
detektiert. Aufgrund der Abweichungen des Soll-Wertes zum Ist-Wert, kann auf
das Vorhandensein einer Glasspitze geschlossen werden. Der wesentliche Nachteil
des bekannten Verfahrens bzw. der bekannten Vorrichtung liegt darin, daß eine
Grenzflächenhaftung nach deren Eintritt erkennbar ist.
Folglich ist es die Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren zu entwickeln, bei
dem eine bevorstehende Grenzflächenhaftung bereits vor Eintritt der ersten
Grenzflächenhaftung unmittelbar an dem betroffenen Werkzeug erkannt werden
kann.
Eine weitere Teilaufgabe besteht darin, eine Vorrichtung zur Durchführung des
Verfahrens bereitzustellen.
Die Aufgabe wird mit einem Verfahren gelöst, bei dem zwischen den
Werkzeugen mindestens ein EMK-Wert gemessen und aus dem Verlauf des
EMK-Wertes während des Formgebungsprozesses auf eine bevorstehende
Grenzflächenhaftung geschlossen wird. Die EMK-Werte weisen einen
charakteristischen Verlauf in Abhängigkeit der Kontaktzeit der Werkzeuge mit
dem Glaskörper auf. Zu Beginn der Kontaktzeit steigt die EMK zunächst an
und bleibt bei Bedingungen unterhalb der Grenzflächenhaftung ungefähr auf
gleichem Niveau. Steht dagegen eine Grenzflächenhaftung bevor, fallen die
EMK-Werte im Laufe der Kontaktzeit ab, und zwar umso steiler desto näher
sich die Prozeßbedingungen an eine Grenzflächenhaftung des Glaskörpers an
den Werkzeugen verändern. Ein wesentliches Kriterium ist hierbei, daß der
Abfall der EMK bereits vor dem Erreichen der Grenzflächenhaftung einsetzt.
Das neue Verfahren ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung der am
Formgebungsprozeß beteiligten Werkzeuge im laufenden Betrieb und
ermöglicht eine Erkennung des verschlissenen Werkzeugs noch bevor
schadhafte Glaskörper produziert werden. Ein weiterer Vorteil besteht darin,
daß bei Anwendung des Verfahrens das betroffene Werkzeug unmittelbar
erkannt wird und es daher nicht mehr notwendig ist, präventiv alle Werkzeuge
parallellaufender Fertigungsstraßen zu erneuern.
In einer vorteilhaften Ausgestaltung wird vor Eintreten der
Grenzflächenhaftung ein Überschreiten eines vorgebbaren Sollwertes der EMK
erkannt.
Vorzugsweise kann als Sollwert eine vorher ermittelte Eichkurve eingesetzt
werden. Dieses hat den Vorteil, daß zunächst für eine Vielzahl von variablen
Prozeßparametern unterschiedliche Eichkurven ermittelt werden und
entsprechend der jeweilige Ist-Prozeßparameter die nächstliegende Eichkurve
zur Anwendung kommt, so daß der Sollwert periodisch verändert und an die
tatsächlichen Bedingungen angepaßt wird.
Bei einer günstigen Ausführungsform wird die vorher ermittelte Eichkurve
durch Auftragen einer EMK-Differenz über den jeweiligen unterschiedlichen
Formgebungstemperaturen erstellt. Die Formgebungstemperaturen stellen einen
wichtigen Einflußparameter hinsichtlich der Grenzflächenhaftung des
Glaskörpers dar und lassen sich mit vergleichsweise geringem Aufwand
meßtechnisch erfassen. Um nicht die gesamten Kurvenverläufe der EMK-
Werte jedes einzelnen Formgebungsprozesses miteinander vergleichen zu
müssen, werden jeweils zu zwei Zeitpunkten die EMK-Werte bestimmt und die
Differenz zwischen beiden berechnet.
Vorteilhafterweise wird bei unterschiedlichen Formgebungstemperaturen die
EMK-Differenz durch Subtraktion des EMK-Wertes kurz vor Ende des
Formgebungsprozesses von dem EMK-Wert zu Beginn des
Formgebungsprozesses berechnet. Bei dieser Vorgehensweise werden die
Bedingungen zu Beginn und am Ende des Prozeßverlaufes berücksichtigt.
In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung wird die vorher ermittelte
Eichkurve jeweils für verschiedene Fertigungsbedingungen erstellt. Hierbei
können zusätzlich zu dem Einflußparameter Formgebungstemperatur noch
weitere prozeßrelevante Einflußparameter in Form einer weiteren Eichkurve
Berücksichtigung finden und der Sollwert hinsichtlich der tatsächlich
vorherrschenden Prozeßbedingungen weiter präzisiert werden.
Günstigerweise wird der EMK-Wert während des Formgebungsprozesses in
einem zeitlichen Abstand von 10 bis 250 ms gemessen. Der EMK-Wert wird
aus Werten bestimmt, die am Anfang des Formgebungsprozesses und an
dessen Ende gemessen werden, wobei der Formgebungsprozeß von unter 1 s
bis über eine Minute dauern kann. Die einzelnen EMK-Werte können demnach
in zeitlichen Abständen von 10 bis 250 ms aufgenommen werden.
Die Teilaufgabe wird mit einer Vorrichtung mit beidseitig eines zu formenden
Glaskörpers angeordneten und daran anliegenden, elektrisch leitenden
Werkzeugen gelöst, wobei die Werkzeuge über jeweils ein Anschlußkabel mit
einem Voltmeter verbunden sind und das Voltmeter mit einem Computer
verbunden ist. Das Voltmeter mißt kontinuierlich während des
Produktionsprozesses die elektromotorische Kraft und stellt an seinem Ausgang
den Meßwert in digitalisierter Form einem an den Voltmeter angeschlossenem
Computer zur Verfügung. Der Computer legt die während des jeweiligen
Formgebungsprozesses aufgenommenen EMK-Meßwerte in einer Datei ab und
vergleicht, ob der vorgegebene Sollwert verlassen wird.
Vorteilhafterweise ist der Computer mit einer Anzeigevorrichtung verbunden.
Dieses kann beispielsweise mit einem an den Computer angeschlossenen
Monitor zur Visualisierung in einem Leitstand der Anlage oder auch einer
akustischen Warneinrichtung realisiert werden.
In einer besonderen Ausführungsform für drehende Werkzeuge ist die
elektrische Verbindung zu dem drehenden Werkzeug mittels Schleifkontakten
hergestellt. Hierdurch wird eine unanfällige, verschleißarme elektrische
Verbindung, beispielsweise zwischen einer sich drehenden Walze und dem
stehenden Teil des Werkzeuges möglich.
Die Erfindung wird anhand der nachfolgenden Figuren näher erläutert. Es
zeigen die
Fig. 1 ein Diagramm mit EMK-Werten bei unterschiedlichen
Formgebungstemperaturen über der Zeit;
Fig. 2 einen Kurvenverlauf der EMK-Differenzen über der Temperatur;
Fig. 3 eine schematische Darstellung der Vorrichtung zur
Durchführung des Verfahrens.
Die Fig. 1 zeigt eine Kurvenschar von EMK-Werten unterschiedlicher
Formgebungstemperaturen über der Zeit. Hierbei stellen die durchgezogenen
Linien im Temperaturbereich von 586°C bis 640°C keine Gefahr der
Grenzflächenhaftung dar. In den ersten Sekunden des Fertigungsprozesses
steigt die EMK zunächst an und bleibt nach ca. 5 s auf einem annähernd
konstanten Niveau stehen.
Die in dem Diagramm als Punktlinie dargestellten Kurvenverläufe in einem
Temperaturbereich von 670°C bis 720°C zeigen den Zustand der
Grenzflächenhaftung zwischen Werkzeug und zu bearbeitendem Glaskörper.
Charakteristisch hierfür ist der zunächst steile Anstieg der EMK zu Beginn des
Formgebungsprozesses, der sein Maximum nach ca. 2 s erreicht und das
nachfolgende, zunächst steile Sinken der EMK über die verbleibende
Prozeßzeit.
Zwischen den beiden diskutierten Extremfällen ist in der Fig. 1 beispielhaft
ein Grenzbereich mit gestrichelten Linien bei einer Formgebungstemperatur
von 650°C bzw. 660°C eingezeichnet. Der Kurvenverlauf zeigt in den ersten
Sekunden, vergleichbar mit den Kurven ohne Grenzflächenhaftung, ein
Ansteigen der EMK. Nach Erreichen eines Maximalwertes beginnt die EMK
jedoch wieder zu sinken. In dem Temperaturbereich um 650°C bzw. 660°C
befindet sich der Glaskörper unmittelbar vor einer Grenzflächenhaftung mit
den Werkzeugen; in der betrieblichen Praxis würde ein Werkzeugwechsel
notwendig werden.
In Fig. 2 sind die in Fig. 1 dargestellten EMK-Werte ab einer
Formgebungstemperatur von 630°C als EMK-Differenzen über der
Formgebungstemperatur aufgetragen. Die EMK-Differenzen werden durch
Subtraktion des EMK-Wertes kurz vor Ende des Formgebungsprozesses von
dem EMK-Wert zu Beginn des Formgebungsprozesses berechnet. Hieraus
ergibt sich für die in Fig. 2 dargestellte Kurve jeweils ein Stützpunkt aus der
jeweiligen Formgebungstemperatur. Auffällig ist hierbei der zur
Temperaturachse asymptotisch zulaufende Kurvenverlauf der EMK-Differenz.
Im dargestellten Beispiel liegt die Temperatur der einsetzenden
Grenzflächenhaftung bei ca. 670°C. Bei einem Unterschreiten der EMK-
Differenz von -0,04 mV sollte bei der Fertigung ein Werkzeugwechsel
durchgeführt werden.
Die Fig. 3 zeigt schematisch das Zusammenwirken einzelner Komponenten
bei dem Formgebungsprozeß. Zwischen dem oberen formgebenden Werkzeug
2a und dem unteren formgebenden Werkzeug 2b befindet sich der zu formende
Glaskörper 4. Ausgehend von den zusammenwirkenden Werkzeugen 2a, 2b
verlaufen die Anschlußkabel 3 zu einem Voltmeter 1. Die Meßwerte des
Voltmeters 1 werden über ein zweites Anschlußkabel 7 zu einem Computer 5
übertragen und dort verarbeitet. Zur Darstellung der Meßwerte bzw. Warnung
im Falle einer Überschreitung des Sollwertes und somit eine
Grenzflächenhaftung des Glaskörpers an dem Werkzeug ist der Computer über
ein Anschlußkabel 8 an der Anzeigevorrichtung 6 angeschlossen.
1
Voltmeter
2
a oberes formgebendes Werkzeug
2
b unteres formgebendes Werkzeug
3
Anschlußkabel Voltmeter
4
zu formender Glaskörper
5
Computer
6
Anzeigevorrichtung
7
Anschlußkabel Computer
8
Anschlußkabel Anzeigevorrichtung
Claims (10)
1. Verfahren zur Erkennung einer bevorstehenden Grenzflächenhaftung
während eines Formgebungsprozesses zwischen einem zu formenden
Glaskörper (4) und mindestens zwei elektrisch leitenden, beidseitig des
Glaskörpers angeordneten Werkzeugen (2a, 2b) in einem
Temperaturbereich, in dem der Glaskörper (4) verformbar ist, dadurch
gekennzeichnet, daß zwischen den Werkzeugen (2a, 2b) mindestens ein
EMK-Wert gemessen und aus dem Verlauf des EMK-Wertes während
des Formgebungsprozesses auf eine bevorstehende Grenzflächenhaftung
geschlossen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß vor
Eintreten der Grenzflächenhaftung ein Verlassen eines vorgebbaren
Sollwertes der EMK erkannt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß als Sollwert
eine vorher ermittelte Eichkurve eingesetzt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die vorher
ermittelte Eichkurve durch Auftragen einer EMK-Differenz über den
jeweiligen unterschiedlichen Formgebungstemperaturen erstellt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß bei
unterschiedlichen Formgebungstemperaturen die EMK-Differenz durch
Subtraktion des EMK-Wertes kurz vor Ende des Formgebungsprozesses
von dem EMK-Wert zu Beginn des Formgebungsprozesses berechnet
wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 3-5, dadurch gekennzeichnet,
daß die vorher ermittelte Eichkurve jeweils für verschiedene
Fertigungsbedingungen erstellt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 1-6, dadurch gekennzeichnet, daß der
EMK-Wert während eines Formgebungsprozesses in einem zeitlichen
Abstand von 10-250 ms gemessen wird.
8. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der
Ansprüche 1-7, mit beidseitig eines zu formenden Glaskörpers (4)
angeordneten und daran anliegenden elektrisch leitenden Werkzeugen
(2a, 2b), in einem Temperaturbereich, in dem der Glaskörper (4)
verformbar ist, dadurch gekennzeichnet, daß
- - die Werkzeuge (2a, 2b) über jeweils ein Anschlußkabel (3) mit einem Voltmeter (1) verbunden sind, und
- - das Voltmeter (1) mit einem Computer (5) verbunden ist.
9. Vorrichtung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß der
Computer (5) mit einer Anzeigevorrichtung (6) verbunden ist.
10. Vorrichtung für drehende Werkzeuge (2a, 2b) nach einem der
Ansprüche 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, daß die elektrische
Verbindung zu dem drehenden Werkzeug (2a, 2b) mittels
Schleifkontakten hergestellt ist.
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