DE10127844A1 - Leinensystem für einen Kite - Google Patents
Leinensystem für einen KiteInfo
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Abstract
Bei stärkerem Wind wirken stärkere Zugkräfte auf die Leinen (44) eines Kites (11). Durch den Einsatz von elastischen Abschnitten (50, 52) in den Galerieleinen (46, 48) der hinteren Ebenen können sich diese Leinen bei stärkerem Wind dehnen. Dadurch kann sich die Form und/oder der Anstellwinkel des Kites ändern, und zwar insbesondere derart, dass der Wind einen schwächeren Auftrieb am Kite erzeugt und der Kite einen geringeren Luftwiderstand hat. Dadurch nimmt die Zugkraft auf die Leinen trotz steigender Windgeschwindigkeit kaum zu. Das Leinensystem erweitert somit den Einsatzbereich eines Kites in den Bereich stärkerer Winde.
Description
In jüngster Zeit hat sich die Sportart Kitesurfen etab
liert. Kitesurfen ist eine Fortbewegungsart, ähnlich dem Sur
fen oder Wasserskilaufen. Eine Sportlerin - als Kiter/in
oder Kitesurfer/in bezeichnet - steht auf einer Art kleinem
Surfbrett auf Wasser und wird durch einen Kite angetrieben.
Der Kite wird vom Kitesurfer an Leinen gehalten und gesteuert
und steht in etwa 10 bis 50 Meter Höhe über dem Wasser im
Wind. In dieser Höhe trifft der Kite günstige Winde an. Auf
diese Weise kann eine schnelle Bewegung ähnlich dem Wasserski
laufen erreicht werden.
Der Kite ist ein Lenkschirm, ähnlich einem Gleitschirm oder
Lenkdrachen, d. h. ein flexibler Nurflügler, der über Leinen
gehalten und gesteuert wird. Je nachdem, wo der Kite hinge
steuert wird, können Richtung und Stärke der Zugkraft des Ki
tes verändert werden. Die Kraft oder Zugkraft des Kites wirkt
dabei stets in Richtung der Leinen. Der Kite hat Tragflügel
form, wodurch eine effektive Kraft senkrecht zur angeströmten
Windrichtung erreicht werden kann. Dadurch ist auch ein Kreu
zen gegen den Wind möglich, wie mit einem Windsurfer oder Se
gelboot.
Im Allgemeinen sind derartige Kites auch zum Antreiben von
Segelbooten, Schiffen oder Landfahrzeugen geeignet.
Die Windrichtung und -geschwindigkeit bzw. die Umströmungs
geschwindigkeit für den Kite ergeben sich stets aus der Über
lagerung der Windgeschwindigkeit über Grund und des Fahrt
winds.
Bekannt sind grundsätzlich zwei Arten von Kites zum Kite
surfen: Tubekites und Softkites.
Ein Tubekite enthält geschlossene Volumenelemente, Kammern,
die wie eine Luftmatratze aufgeblasen werden, mit Kunststoff
ventil verschlossen sind und den Tubekite in der Tragflügel
form halten.
Ein Softkite enthält keine komplett geschlossenen Kammern.
Er besteht aus einem Obersegel und einem Untersegel, die an
einer Profilnase und einer Profilhinterkante sowie den Flügel
enden aneinander grenzen. Ferner hat ein Softkite mindestens
eine Lufteinlassöffnung im Untersegel mit einem jeweils zuge
ordneten Ventil, durch das eintretende Luft in das Innere des
Softkites gelangt. Ähnlich einem Gleitschirm füllt sich der
Softkite im Wind automatisch mit Luft, um eine Tragflügelform
zu erreichen.
Ein Kite mit seinem Leinensystem muss beim Kitesurfen ge
wissen Ansprüchen in Bezug auf Zugkraft und Zugrichtung genü
gen. Bei nicht ausreichender Zugkraft kommt der Kiter nicht
ins Gleiten. Bei zu starker Zugkraft kann der Kiter den Gegen
zug mit seinem Brett nicht mehr aufbringen.
Die Stärke und Richtung der Zugkraft des Kites kann durch
Abfliegen bestimmter Positionen im sog. Windfenster verändert
werden (siehe Fig. 1). Als Windfenster wird der Bereich be
zeichnet, in dem der Kite fliegen kann. Das Windfenster befin
det sich stets leeseitig des Kiters und ist je nach Leistungs
fähigkeit des Kites unterschiedlich groß. Je größer die Leis
tungsfähigkeit des Kites, desto größer ist das Windfenster.
Je größer das Windfenster ist, desto stärker können die
Zugrichtung und Zugkraft des Kites verändert werden. Die Größe
des Windfensters bestimmt insbesondere, wie stark der Kite von
der Windrichtung abweichen kann. Durch Vergrößern des Wind
fensters wird damit die Möglichkeit, wie beim Segeln gegen den
Wind zu kreuzen, entscheidend verbessert.
Die Größe des Windfensters - angegeben in Grad von der Ach
se des Kiters in Richtung Lee - ergibt sich aus dem Arcustan
gens des Verhältnisses von Auftrieb zu Luftwiderstand des Ki
tes.
Die größte Kraft entwickelt ein Kite in der sog. Powerzone
8 (siehe Fig. 1) des Windfensters. Die Powerzone liegt etwa
dort, wo die Winkel zwischen Windrichtung und Richtung der
Leinen bzw. effektiven Kraft kleiner als 45° sind.
Außerhalb der Powerzone, d. h. bei größeren Winkeln zwi
schen Windrichtung und Richtung der Leinen bzw. Richtung der
effektiven Kraft, entwickelt der Kite entsprechend weniger
Kraft bzw. Power.
Der Auftrieb des Kites kann durch den Auftriebskoeffizien
ten Ca ausgedrückt werden. Der Auftriebskoeffizient Ca ist
definiert als
F(Auftrieb) = ½ Ca ρ A v^2
wobei F(Auftrieb) die Auftriebskraft ist, A die Quer schnittsfläche des Kite in Windrichtung betrachtet, ρ die Dich te der umströmenden Luft und v die Umströmungsgeschwindigkeit.
F(Auftrieb) = ½ Ca ρ A v^2
wobei F(Auftrieb) die Auftriebskraft ist, A die Quer schnittsfläche des Kite in Windrichtung betrachtet, ρ die Dich te der umströmenden Luft und v die Umströmungsgeschwindigkeit.
Der Luftwiderstand des Kites kann durch den Luftwider
standsbeiwert Cw des Profils des Kites ausgedrückt werden. Der
Luftwiderstandsbeiwert Cw ist definiert durch
F (Luftwiderstand) = ½ Cw ρ A v^2
wobei F(Luftwiderstand) die Kraft des Luftwiderstands ist, während die anderen Abkürzungen gerade definiert wurden.
F (Luftwiderstand) = ½ Cw ρ A v^2
wobei F(Luftwiderstand) die Kraft des Luftwiderstands ist, während die anderen Abkürzungen gerade definiert wurden.
Auftrieb und Luftwiderstand bilden orthogonale Komponenten
der effektiv auf den Kite wirkenden Kraft.
Je größer also das Verhältnis von Ca-Wert zu Cw-Wert, desto
größer ist das Windfenster und desto mehr ist die Möglichkeit
gegeben, die Zugkraft und -richtung durch Ansteuern verschie
dener Positionen im Windfenster zu verändern und wie ein Se
gelboot gegen den Wind zu kreuzen.
Im Folgenden wird auf Fig. 2 Bezug genommen, die in grob
vereinfachter Form einen Softkite 11 mit einer Bar 10 zum
Steuern und die bei einem Softkite üblichen Leinen zeigt.
Die Bar 10 ist eine Stange mit einem Gummiüberzug zum
rutschfesten Ergreifen der Stange mit der Hand auch unter nas
sen und kalten Verhältnissen. Die Bar 10 weist einen Trapez
tampen 20 auf, mit dessen Hilfe die Bar 10 in einen Haken am
Trapez, einer korsettartigen Weste, wie beim Windsurfen oder
Segeln, eines Kitesurfers eingehängt werden kann.
An der Bar 10 sind rechts und links außen zwei Steuerleinen
12, 14 für den Kite befestigt. Die Steuerleinen greifen je
weils an den rechten und linken Flügelenden des Kites an.
Zieht man z. B. an der rechten Steuerleine, so neigt sich der
Kite nach rechts und fliegt eine Rechtskurve.
Der Kite wird durch eine Vielzahl von Galerieleinen 26 in
seiner Form stabilisiert, die durch wenige Tragegurte 28 mit
der Bar verbunden sind.
Verbreitet ist eine Brems-Leine 18, die an der Profilhin
terkante 21 zieht und diese nach unten knickt. Dadurch verän
dert sich die Profilform und die Strömung um den Kite 1 kann
abreißen. Bei starkem Zug klappt der Kite 11 um und geht rela
tiv drucklos im Rückwärtsflug zur Landung über. Mit Hilfe der
Bremsleine 18 ist es auch möglich, einen auf dem Wasser lie
genden Kite 11 rückwärts aus dem Wasser zu starten.
Neben der Möglichkeit, durch Ansteuern bestimmter
Winkelpositionen des Windfensters die Zugrichtung zu steuern,
gibt es beim Kitesurfen die Möglichkeit, durch ein sogenanntes
Depowersystem die Zugkraft des Kites zu regulieren. Dazu ist
eine Depower-Leine 16 vorgesehen, die an der Profilnase 22 des
Kites angreift und diesen bei Betätigung nach unten zieht. Da
durch ändert der Kite 11 seinen Anstellwinkel im Wind. Er
steht flacher im Wind, wodurch die Auftriebskraft auf den Kite
im Wind und sein Luftwiderstand schwächer werden. Außerdem
weicht der Kite dann aus der Powerzone 8 des Windfensters
(siehe Fig. 1) in eine Zone geringerer Power aus. Daher der
Name "Depower-Leine".
Depower-Leine 16 und die rechte und linke Steuerleine 12,
14 werden zusammen als Flugleinen bezeichnet.
Die Depower-Leine 16 wird durch die Mitte der Bar 10 ge
führt und endet in einer ringförmigen Schlaufe, dem sog. Depo
wer-Tampen 24. Dieser kann - alternativ zum Trapeztampen 20 -
in den Haken des Trapezes eingehängt werden. Führt der Kite
surfer die Bar 10 von seinem Körper weg, weil die Zugkräfte zu
groß werden, werden die Steuerleinen 12, 14 gelöst, nicht aber
die am Trapez befestigte Depower-Leine 16. Es kommt so zu ei
ner Abschwächung der Auftriebskraft am Kite. Die Zugkraft an
den Leinen lässt nach.
Der Kiter kann somit durch Wegschieben der Bar 10 die Zug
kraft des Kites verringern. Da die Bewegung des Nachgebens
bzw. Wegschiebens der Bar bei zu großem Zug der natürlichen
Intuition entspricht, hat sich diese Bewegungsrichtung zum De
powern durchgesetzt.
Im Detail betrachtet gibt es drei mögliche Wirkungen eines
Depowertampens, die sich bei den unterschiedlichen bekannten
Leinensystemen ergeben:
- 1. Der Anstellwinkel des gesamten Profils des Kites wird verändert. Der Anstellwinkel ist der Winkel zwischen einer Ge raden, die Profilnase und Profilhinterkante verbindet, und der Windrichtung. Durch Änderung des Anstellwinkels werden beim Depowern der Ca- und der Cw-Wert verringert. Das Windfenster wird in der Regel nicht verkleinert, was wünschenswert ist, jedoch wandert der Kite in einen Bereich des Windfensters mit geringerer Power bzw. Kraft.
- 2. Durch Heranziehen der Flügelmitte wird die effektive Fläche des Kites in Richtung der Leinen gesehen verkleinert. Durch die dabei gleichzeitig entstehende ungleichmäßige Ober fläche des Obersegels wird der Auftrieb (Ca) stärker verrin gert als der Luftwiderstand (Cw) des Kites. Das Windfenster wird somit kleiner.
- 3. Ein dritte Möglichkeit besteht darin, auf die Wölbung des Tragflügelprofils des Kites einzuwirken. Die Wölbung ist die Krümmung der Sehne oder Mittellinie des Kites zwischen Profilnase und Profilhinterkante. Durch Entwölbung des Trag flügelprofils des Kites werden, wie im ersten Fall, der Ca- und der Cw-Wert gleichmäßig verringert. Das Windfenster wird also ebenfalls nicht verkleinert.
Zusätzlich zum aktiven Depowersystem, bei dem der Kiter ak
tiv durch Heranziehen oder Wegschieben der Bar den Zug im Kite
regulieren kann, gibt es auch passive Depowersysteme.
Passives Depowern entsteht durch Verformung des Kites durch
die Windkräfte selbst, ohne Zutun des Kiters. So gibt es Tube
kites, die einen - von vorne aus der Windrichtung betrachtet -
schwächer U-förmig gekrümmten Fronttube haben. Erst mit zuneh
menden Zugkräften aufgrund stärkeren Winds verformt bzw.
krümmt sich der Kite zunehmend U-förmig und verliert an proji
zierter Fläche - in Richtung der Leinen betrachtet.
Weiterhin ist ein System zum passiven Depowern eines Lenk
drachens bekannt. Der Lenkdrachen besteht aus einem einfachen
Tuch, nicht aus Kammern, das durch eine Carbonstange aufge
spannt wird. Die Carbonstange verläuft im Tuch von einem Flü
gelende über die Profilnase zum anderen Flügelende. Bei zuneh
mender Zugkraft biegt der auf das Tuch wirkende Auftrieb die
Carbonstange durch. Die Krümmung der Carbonstange nimmt zu.
Das Tuch wird dadurch weniger gespannt und kann dem Auftrieb
nachgeben und seinen Anstellwinkel verringern. Die auf die
Windrichtung projizierte Fläche des Lenkdrachens nimmt dadurch
ab.
Die passive Depowerwirkung der vorhandenen Systeme ist zzt.
relativ gering und liegt bei max. 10% Kraftverringerung.
Aufgabe der Erfindung ist es, ein passives Depowersystem
anzugeben, das den Einsatzbereich eines Kites in den Bereich
stärkerer Winde erweitert.
Diese Aufgabe wird durch die Erfindung gemäß dem unabhängi
gen Anspruch gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfin
dung sind in den Unteransprüchen gekennzeichnet.
Bei stärkerem Wind wirken stärkere Zugkräfte auf die Leinen
des Kites. Durch den Einsatz von mindestens einem elastischen
Abschnitt in den Leinen des Kites können sich die Leinen bei
stärkerem Wind dehnen. Dadurch kann die Form und/oder der An
stellwinkel des Kites sich bei stärkerem Wind ändern, und zwar
insbesondere derart, dass der Wind einen schwächeren Auftrieb
am Kite erzeugt und/oder der Kite einen geringeren Luftwi
derstand hat. Dadurch nimmt die Zugkraft auf die Leinen trotz
steigender Windgeschwindigkeit kaum zu.
Die einen elastischen Abschnitt aufweisenden Leinen können
dabei alle Leinen eines Leinensystems zum Steuern des Kites
sein, insbesondere Flugleinen, Tragegurte oder Galerieleinen.
Eine effektive Verringerung der Auftriebskraft bei Verrin
gerung des Luftwiderstands wird erreicht, wenn der Kite sich
bei steigender Windstärke selbständig entwölbt, d. h. von der
gekrümmten Tragflügelform zu einer flacheren Form übergeht
und/oder seinen Anstellwinkel verringert. Dies wird insbeson
dere dadurch erreicht, dass die mindestens eine Leine mit dem
mindestens einen elastischen Abschnitt mindestens auf den hin
teren Profilbereich des Kites einwirkt. Dadurch wird gleich
zeitig eine Änderung des Anstellwinkels erreicht, und zwar ei
ne flachere Stellung des Kites im Wind. Der Kite hat dann ei
nen geringeren Luftwiderstand und weniger Auftrieb. Außerdem
wird das Windfenster vergrößert und der Kite kann in einen Be
reich des Windfensters mit geringerer Power geflogen werden.
Das Aufkreuzen gegen den Wind wird dadurch verbessert.
Durch das Beibehalten des Anstellwinkels des vorderen Pro
filbereiches bleibt der Kite bzw. sein Profil einklappstabil.
Die Leinen, die auf die Profilnase einwirken, können dabei
steif bleiben, damit die Profilnase nicht einklappt oder um
klappt.
Günstig ist es, wenn der mindestens eine elastische Ab
schnitt eine kleine Federkonstante aufweist, d. h. wenn er
möglichst weich ist. Dadurch erhält man eine gute Anpassung
der Profilform des Kites bei Änderung der Windkräfte auf den
Kite. Dies wiederum verhindert effektiv ein Ansteigen der Zug
kräfte auf den Kite bei steigender Windgeschwindigkeit. Die
mit der Windgeschwindigkeit potentiell zunehmenden Kräfte ent
stehen dann nur zu einem kleineren Teil und werden auch nur zu
diesem kleineren Teil auf die Leinen übertragen.
Die beste Wirkung wird erreicht, wenn der mindestens eine
elastische Abschnitt vorgespannt ist, d. h. wenn er bei klei
nen Kräften annähernd steif ist und erst bei großen Kräften
elastisch reagiert, d. h. sich dehnt. Dadurch erreicht man ein
ganz gewöhnliches Verhalten des Kites bei geringen Windstärken
und Zugkräften. Insbesondere kann eine optimal gewölbte Trag
flügelform eingestellt werden. Erst bei größeren Windstärken
kommt es zu einer automatischen Entwölbung und/oder zu einer
Änderung des Anstellwinkels des Kites.
Ein schematischer Verlauf der Kraft-Dehnungskurve eines
vorgespannten elastischen Leinenabschnitts ist in Fig. 3 ge
zeigt. F bezeichnet die Stärke der an beiden Enden des Leinen
abschnitts ziehenden Kraft. X bezeichnet die Länge des Leinen
abschnitts. X0 ist die Länge des völlig entspannten Leinenab
schnitts. X1 ist die Länge des vorgespannten Leinenabschnitts.
Von der Kraft Null bis zur Kraft F1 verändert sich die Länge X
des Leinenabschnitts lediglich von X1 nach X2 aufgrund gewis
ser Entlastungseffekte am Vorspannungselement. Im Bereich zwi
schen den Kräften F2 und F3 verändert sich die Länge X des
Leinenabschnitts im Wesentlichen linear - genauer: afin - zwi
schen X2 und X3. In der Regel kommt es oberhalb einer gewissen
Kraft F3 zu einer Abweichung vom linearen Verhalten, da die
gesamte Dehnung aufgrund von Materialeigenschaften des
Leinenabschnitts begrenzt sein kann.
Während bei üblicher Newtonscher Reibung die Kraft auf den
Kite quadratisch mit der Windgeschwindigkeit zunimmt, bewirkt
die Verformung eine geringere Zunahme des Auftriebs und des
Luftwiderstands mit zunehmender Windgeschwindigkeit. Die Kraft
steigt dann weniger als quadratisch mit der Umströmungsge
schwindigkeit (v) der Luft um den Kite an, wie es schematisch
in Fig. 4 gezeigt ist. F bezeichnet die vom Kite auf die Lei
nen übertragene Kraft. Bis zu einer Umströmungsgeschwindigkeit
v2 nimmt die Kraft auf die Leinen quadratisch mit der Umströ
mungsgeschwindigkeit zu, da sich die Leinen im Wesentlichen
steif verhalten. Oberhalb der Umströmungsgeschwindigkeit v2
und damit oberhalb der Kraft F2 (vergleiche Fig. 3) kommt es
zu einer Dehnung der Leinen des Kites und damit zu einer ge
eigneten Verformung des Kites. Die Kraft F auf den Leinen
nimmt dann nicht mehr quadratisch mit der Umströmungsgeschwin
digkeit v zu.
Erst wenn die Dehnung der Leinen einen Grenzwert (X3, F3 in
Fig. 3) erreicht hat oder die Verformung des Kites an seine
Grenzen stößt, kommt es oberhalb der zugehörigen Umströmungs
geschwindigkeit v3 wieder zu einem Anstieg der Kraft F auf die
Leinen.
Ist die mögliche Dehnung der Leinen, z. B. bis X3, stärker,
als es für einen Anstellwinkel von 0° bzw. eine verschwindende
Wölbung des Kites nötig ist, so würde die Profilhinterkante
des Kites bei einer bestimmten Dehnung (X4, F4 in Fig. 3) kei
ne effektive Kraft mehr im Wind erfahren. Die zugehörigen Lei
nen werden nicht über diese Dehnung X4 hinaus gedehnt. X4
stellt die maximale Dehnung für diesen Fall dar. Damit stellt
aber in diesem Fall auch F4 die maximale Kraft dar, die die
gedehnten Leinen asymptotisch auf den Kiter übertragen würde.
Bei entsprechender Auslegung der elastischen Eigenschaften
und Abmessungen der elastischen Leinen kann somit die auf den
Kiter übertragene Kraft in gewissen Bereichen begrenzt werden.
Um den Kräfteunterschied zwischen F2, der Mindestkraft für
die Dehnung, und F4, der Maximalkraft, möglichst klein werden
zu lassen, sollte die Kraft-Dehnungskurve in Fig. 3 möglichst
steil verlaufen. Daher ist eine für diese Zwecke ideale Leine
weich (steiler Verlauf), besitzt eine kleine Länge X0 im ent
spannten Zustand und hat eine möglichst große Vorspannungslän
ge X1, wiederum um den relativen Abstand zwischen F2 und F4
möglichst klein zu gestalten. Die Vorspannungslänge geht somit
idealerweise über die gesamte Länge einer unelastischen Leine
mit gleicher Funktion.
Insbesondere bei einem Softkite ist der eigentliche Schirm
an einer Mehrzahl von Galerieleinen aufgehängt, die seine Form
stabilisieren, seinen Anstellwinkel gegenüber dem Luftstrom
festlegen und über wenige Tragegurte mit dem Kitesurfer ver
bunden sind. Diese Galerieleinen eignen sich in besonderer
Weise für den Einbau elastischer Abschnitte, insbesondere die
Galerieleinen der hinteren und mittleren Ebene, die auf den
hinteren bzw. mittleren Bereich des Kites zugreifen. Dadurch
ist es möglich, die Form des Kites in Abhängigkeit von der
Windgeschwindigkeit sehr genau zu steuern, ohne dass es einer
Handhabung mehrerer Leinen durch den Kitesurfer bedarf. Der
Kite reguliert seine Zugkraft dadurch selbständig und hält
sich im optimalen Bereich.
Häufig sind Galerieleinen verzweigt, um an möglichst vielen
Punkten am Kite anzugreifen, damit die Form des Kites mög
lichst gut stabilisiert werden kann. Es ist sinnvoll, denjeni
gen Bereich der Galerieleinen als elastischen Abschnitt zu
nutzen, der sich vor der Verzweigung direkt über dem Tragegurt
befindet, damit die Dehnung des elastischen Abschnitts syn
chron an die verschiedenen Aufhängepunkte am Kite weitergeben
wird. Dies verhindert eine ungleichmäßige Verformung des Ki
tes, insbesondere bei Böen. Ferner reduziert es die Anzahl der
elastischen Abschnitte.
Eine gezielte Steuerung der Wölbung und des Anstellwinkels
kann dadurch erreicht werden, dass elastische Abschnitte in
unterschiedlichen Leinen eine aufeinander abgestimmte unter
schiedliche Elastizität aufweisen. Z. B. können die Leinen in
den hinteren Ebenen, etwa in den hinteren Ebenen der Galerie
leinen, weicher ausgelegt werden als in der Mitte und näher an
der Profilnase. Üblicherweise wird man die Leinen an der Pro
filnase steif lassen, um ein Einklappen der Profilnase zu ver
hindern. Die Abstimmung kann idealerweise derart erfolgen,
dass das Verhältnis von Auftrieb und Luftwiderstand groß und
damit das Windfenster maximal bleibt. Gleichzeitig sollte der
Kite eine maximale Einklappstabilität haben.
Zusätzlich können die elastischen Abschnitte in der hin
tersten Ebene der Galerieleinen eine stärkere Dehnung bei
steigender Zugkraft aufweisen, als elastische Abschnitte in
der Ebene unmittelbar davor. Die hinterste Ebene kann bei
starken Winden etwa doppelt so stark gedehnt werden wie die
Ebene unmittelbar davor, bei insgesamt etwa vier Ebenen von
Galerieleinen zwischen Profilnase und Profilhinterkante. Eine
Möglichkeit, dies zu realisieren, besteht darin, zwei elasti
sche Abschnitte gleichen Aufbaus in den beiden Ebenen anzuord
nen, wobei der elastische Abschnitt in der hinteren Ebene dop
pelt so lang ist wie vorne. Alternativ können die elastischen
Abschnitte in den vorderen Ebenen doppelt, und zwar parallel
geschaltet, verwendet werden oder eine doppelt so hohe Elasti
zitätskonstante aufweisen. Bei gleicher Federkonstante pro
Längeneinheit führt dies in der hinteren Ebene der Galerielei
nen zu einer doppelt so starken Dehnung wie in der Ebene da
vor. Es ergibt sich dadurch ein glatter Übergang zwischen Pro
filnase und Profilhinterkante, ohne Knick, wodurch der Luftwi
derstand gering bleibt.
Im Folgenden wird die Erfindung anhand von Ausführungsbei
spielen näher erläutert, die in den Figuren schematisch darge
stellt sind. Gleiche Bezugsziffern in den einzelnen Figuren
bezeichnen dabei gleiche Elemente. Im Einzelnen zeigt:
Fig. 1 eine schematische Darstellung des Windfensters;
Fig. 2 ein übliches Leinensystem für einen Kite;
Fig. 3 ein Dehnungs-Kraft-Diagramm eines vorgespannten,
elastischen Abschnitts;
Fig. 4 ein Kraft-Windgeschwindigkeits-Diagramm eines erfin
dungsgemäßen Kites;
Fig. 5 einen vorgespannten, elastischen Leinenabschnitt; und
Fig. 6 eine schematische Darstellung der automatischen Ver
formung des Kites.
Fig. 5 zeigt die bevorzugte Ausführungsform eines vorge
spannten, elastischen Leinenabschnitts. Eine Hülse 30 defi
niert eine gewisse Mindestdehnung eines elastischen Leinenab
schnitts 32. Der elastische Leinenabschnitt 32 ist vorzugswei
se ein Gummiseil. Die Hülse 30 kann entweder steif sein, aus
Kunststoff gefertigt sein, oder sie kann vorzugsweise aus ei
nem das Gummiseil umgebenden und schützenden Geflecht aus
Kunststoff bestehen. Damit das Geflecht die Länge des elasti
schen Abschnitts effektiv nach unten begrenzt, wird es in ei
ner Vorbehandlung gestaucht, bis es durch die Kräfte des Gum
miseils nicht weiter gestaucht werden kann.
Das Gummiseil muss daran gehindert werden, sich unter die
Länge der Hülse zu kontrahieren. Dazu weist das Gummiseil nahe
den Ein- bzw. Ausgängen der Hülse 30 Verdickungen 34, 36 auf,
mit denen das Gummiseil auf der Hülse 30 aufliegt. Die Verdi
ckungen 34, 36 verhindern eine Kontraktion des elastischen Ab
schnitts unter die Länge der Hülse 30. Die Verdickungen sind
im einfachsten Fall Knoten im Seil. Außerhalb der Hülse 30 ist
die Leine 38, 40 im Wesentlichen unelastisch und nicht aus
Gummi. Denkbar ist auch eine Kopplung der Leine an die Enden
der Hülse 30, falls die Hülse sich elastisch dehnen kann.
Bei sehr hohen Kräften hindert ein Ummantelungsgeflecht
evtl. das Gummiseil an einer weiteren Ausdehnung. Entsprechend
werden bei sehr starken Winden bzw. bei sehr starkem Fahrtwind
wieder größere Zugkräfte auf die Leinen übertragen. Ein Reißen
des Gummiseils bei zu starker Belastung kann auf diese Weise
jedoch verhindert werden.
Statt eines Gummiseils kann für den elastischen Abschnitt
32 auch eine - rostfreie - Spiralfeder verwendet werden. Diese
muss jedoch ummantelt sein, um ein Verheddern der Leinen aus
zuschließen.
Eine Abschätzung der benötigten Vorspannung ergibt sich
recht einfach in der folgenden Weise: Betrachten wir einen
elastischen Abschnitt in der hintersten von vier Ebenen der Ga
lerieleinen. Der hinterste Bereich des Kites trägt mit etwa
10% zur Auftriebskraft bei. Der Auftrieb sollte maximal das
Gewicht des Kiters und des Surfbretts tragen, also ca. 70 kg
oder 700 N. 10% davon sind etwa 70 N. Werden die Galerieleinen
der hintersten Ebene links bzw. rechts in jeweils einem Trage
gurt zusammengeführt, so verteilt sich die Kraft auf diese
zwei Tragegurte. Jeder Tragegurt muss dann etwa 35 N tragen.
Die Vorspannungskraft wird dann auf max. F2 = 35 N einge
stellt. Die Vorspannungslänge X1 ergibt sich dann aus der Fe
derkonstante k und der ungespannten Länge X0 des Gummiab
schnitts gemäß der allgemeinen Formel
F = k * (X - X0)
für die speziellen Randbedingungen bei F2 und X1 zu
X1 = X0 + F2/k.
F = k * (X - X0)
für die speziellen Randbedingungen bei F2 und X1 zu
X1 = X0 + F2/k.
Wie eingangs erwähnt, sollte die Vorspannungslänge X1 der
gesamten Länge der Leine möglichst nahe kommen. Damit ergibt
sich eine Abschätzung, welche Federkonstante k für die elasti
schen Abschnitte gewählt werden sollte, nämlich eine Federkon
stante, die nahe an
k = F2 / (X1 - X0)
liegt, wobei X1 - wie gesagt - der gesamten Länge einer un elastischen Leine gleicher Funktion möglichst nahe kommen sollte.
k = F2 / (X1 - X0)
liegt, wobei X1 - wie gesagt - der gesamten Länge einer un elastischen Leine gleicher Funktion möglichst nahe kommen sollte.
Die Vorspannung kann auch flexibel z. B. an das Gewicht des
Kiters angepasst werden, wenn die Hülse etwa aus einer Hülse
mit Außengewinde besteht, die in eine Hülse mit Innengewinde
eingeschraubt ist. Durch Drehen des Gewindes kann somit die
Vorspannungslänge und damit die Vorspannungskraft verändert
werden. Es können bei einer Gummileine als Tragegurt, wobei
die Gummileine mit mehreren Stoppknoten für verschiedene Län
gen ausgestattet ist, die Galerieleinen mit entsprechend ver
schiedenen Längen an die entsprechenden Knoten eingehängt wer
den. Dies führt im Effekt zu einer Regulierung der maximalen
Kraft, die eine elastische Leine auf den Kiter überträgt.
Fig. 6 zeigt schematisch die automatische Verformung des
Kites 11 in einer Seitenansicht. An Tragegurten 42 sind vier
Ebenen von Galerieleinen 44 aufgehängt, die den Kite 11 halten
und in seiner Form stabilisieren. In den hinteren beiden Ebe
nen 46, 48 der Galerieleinen sind jeweils vorgespannte, elas
tische Elemente 50 und 52 eingebaut, wobei das Element 52 in
der hintersten Eben etwa doppelt so lang ist wie das Element
50 in der Ebene davor, um ein stärkeres Anheben der Profilhin
terkante zu ermäglichen, damit sich Anstellwinkel (gestrichel
te Linie) und Wölbung (strichpunktierte Linie) geeignet än
dern.
Bei starken Winden bzw. hohen Umströmungsgeschwindigkeiten
verformt sich der Kite 11, wie es in der gestrichelten Dar
stellung des Kites dargestellt ist. Die Galerieleinen 46 und
48 dehnen sich jeweils spezifisch. Die Wölbung (gestrichelt
und doppelt punktierte Linie) und der Anstellwinkel (gestri
chelt und dreifach punktierte Linie) verringern sich. Damit
sinken der Auftrieb und der Luftwiderstand und somit auch die
Kräfte an den Leinen des Kites 11.
8
Powerzone des Windfensters
10
Bar
11
Kite
12
linke Steuerleine
14
rechte Steuerleine
16
Depower-Leine
18
Brems-Leine
20
Trapeztampen
21
Profilhinterkante
22
Profilnase
24
Depower-Tampen
26
Galerieleinen
28
Tragegurte
30
Hülse
32
elastischer Leinenabschnitt
34
,
36
Verdickungen der Leine
38
,
40
unelastische Leinenabschnitte
42
Tragegurt
44
Galerieleinen
46
,
48
hintere zwei Ebenen der Galerieleinen
50
,
52
vorgespannte, elastische Elemente
Claims (6)
1. Leinensystem für einen Kite (11), wobei mindestens eine
Leine (46, 48) mindestens einen elastischen Abschnitt (50, 52)
aufweist.
2. Leinensystem nach dem vorhergehenden Anspruch,
wobei der Kite (11) einen hinteren Profilbereich (21) auf
weist,
dadurch gekennzeichnet,
dass die mindestens eine Leine (46, 48) mindestens auf den
hinteren Profilbereich des Kites einwirkt.
3. Leinensystem nach einem oder mehreren der vorhergehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der mindestens eine
elastische Abschnitt (50, 52) vorgespannt ist.
4. Leinensystem nach einem oder mehreren der vorhergehenden
Ansprüche,
wobei der Kite (11) an einer Mehrzahl von Galerieleinen (26, 44, 46, 48) aufgehängt ist, die seine Form stabilisieren und von wenigen Tragegurten (28, 42) gehalten werden, dadurch gekennzeichnet,
dass der mindestens eine elastische Abschnitt (50, 52) in den Galerieleinen oder in mindestens einem Tragegurt oder in den Flugleinen angeordnet ist.
wobei der Kite (11) an einer Mehrzahl von Galerieleinen (26, 44, 46, 48) aufgehängt ist, die seine Form stabilisieren und von wenigen Tragegurten (28, 42) gehalten werden, dadurch gekennzeichnet,
dass der mindestens eine elastische Abschnitt (50, 52) in den Galerieleinen oder in mindestens einem Tragegurt oder in den Flugleinen angeordnet ist.
5. Leinensystem nach einem oder mehreren der vorhergehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass elastische Abschnitte
(50, 52) in unterschiedlichen Leinen eine aufeinander abge
stimmte unterschiedliche Elastizität aufweisen.
6. Leinensystem nach einem oder mehreren der vorhergehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass elastische Abschnitte
(50, 52) in der hintersten Ebene (48) der Galerieleinen (26,
44, 46, 48) eine stärkere Dehnung bei steigender Zugkraft auf
weisen als elastische Abschnitte in der Ebene (46) unmittelbar
davor.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE10127844A DE10127844A1 (de) | 2001-06-08 | 2001-06-08 | Leinensystem für einen Kite |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE10127844A DE10127844A1 (de) | 2001-06-08 | 2001-06-08 | Leinensystem für einen Kite |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE10127844A1 true DE10127844A1 (de) | 2002-12-12 |
Family
ID=7687628
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE10127844A Withdrawn DE10127844A1 (de) | 2001-06-08 | 2001-06-08 | Leinensystem für einen Kite |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE10127844A1 (de) |
-
2001
- 2001-06-08 DE DE10127844A patent/DE10127844A1/de not_active Withdrawn
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Legal Events
Date | Code | Title | Description |
---|---|---|---|
8139 | Disposal/non-payment of the annual fee |