DE10117372A1 - Schutzeinrichtung, Schutzanordnung und Schutzverfahren für eine elektrische Leitung - Google Patents
Schutzeinrichtung, Schutzanordnung und Schutzverfahren für eine elektrische LeitungInfo
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Abstract
Damit bei einer Schutzeinrichtung (1) für eine elektrische Leitung (5) eine kontinuierliche Energieversorgung trotz eventuell auftretender Störeinflüsse gegeben ist, ist die Schutzeinrichtung (1) mit einem ersten und einem zweiten Auswerteglied (4a, 4b) versehen, wobei das erste Auswerteglied (4a) mit einem in der Leitung (5) angeordneten Halbleiterschalter (6) in Wirkverbindung steht. Bei Erfüllung einer ersten Auslösebedingung wird dem Halbleiterschalter (6) ein Ausschaltsignal (7a) zugeführt, wodurch ein Ausschaltvorgang im Halbleiterschalter (6) erzeugt ist. Bei Nichterfüllung einer zweiten Auslösebedingung bricht das zweite Auswerteglied (4b) den Ausschaltvorgang ab.
Description
Die Erfindung bezieht sich auf eine Schutzeinrichtung, eine
Schutzanordnung sowie auf ein Schutzverfahren für eine elekt
rische Leitung, wobei durch ein erstes und ein zweites Aus
werteglied in Wirkverbindung mit einem Halbleiterschalter an
hand definierbarer Auslösebedingungen eine gewünschte Schutz
funktion gegeben ist bzw. bewirkt wird.
Die Auswerteglieder haben dabei eine Schutzfunktion gegen
Überströme, wobei der Halbleiterschalter als Schutzschalter
dient. Unter Schutzschalter wird vorliegend ein Schalter oder
auch ein Schaltgerät verstanden, welches in Abhängigkeit ei
nes Schaltsignals seinen Schaltzustand verändert. Der Schal
ter weist dabei ein ausreichend großes Schaltvermögen beim
Zu- oder Abschalten einer Leitung, eines Betriebsmittels, ei
nes Verbrauchers oder eines Anlagenteils, insbesondere unter
Kurzschlussbedingungen, auf.
Die Grundlage der Schutzfunktion der Auswerteglieder gegen
Überströme, insbesondere Kurzschlussströme, ist zum einen
beispielsweise durch ein Schutzrelais gegeben, welches bei
einem Kurzschluss einen Abschaltvorgang beim Schutzschalter
bewirkt. Die Schutzfunktion kann ggf. auch mittels einer Er
kennungsschaltung für Überströme realisiert werden. Zum ande
ren kommt eine sogenannte Abzweigschutztechnik zum Einsatz,
welche gestützt durch abgestimmte Algorithmen eine Impedanz
messung für einen vorgesehenen Schutzbereich vorsieht. Diese
Algorithmen sind denen der Distanzschutztechnik ähnlich. Die
Distanzschutztechnik wird im wesentlichen in der Mittel-
und/oder Hochspannungstechnik eingesetzt.
Schutzschalter sind in verschiedenen Ausführungsvarianten aus
dem Lehrbuch Fachkunde Elektrotechnik, Lektorat Professor Dr.
Günter Springer, Verlag Europa-Lehrmittel, Europa-Nr. 30138
bekannt. Geläufig ist zudem die oben genannte Distanzschutz
technik, welche im Fachbuch Digitale Schutztechnik von Dr.-
Ing. Hans-Joachim Herrmann, VDE-Verlag GmbH, ISBN 3-8007-
1850-2, erläutert ist.
Bei der Distanzschutztechnik gemäß des oben zitierten Standes
der Technik werden ein Überstromschutzorgan und ein Distanz
schutzelement über eine logische UND-Verknüpfung miteinander
verbunden, wobei ein Ausschaltsignal nur bei Erfüllung der
UND-Bedingung erfolgt.
Werden Halbleiterschalter in der Funktion als Schutzschalter
eingesetzt, so besteht die Notwendigkeit im Kurzschlussfall
sehr rasch abzuschalten, da im Vergleich zu einem mechani
schen Schutzschalter ein sehr viel kleineres Energieaufnahme
vermögen gegeben ist. Bei Silicium-Halbleiterschaltern muß
innerhalb weniger µs abgeschaltet werden, damit die maximale
Belastung gemäß einer zugehörigen, zulässigen Avalancheener
gie oder einer SCSOA (Short-Circuit-Safe-Operating-Area)
nicht überschritten wird.
Auf Grund der Notwendigkeit eines sehr schnellen Ansprechens
der auf den Schutzschalter wirkenden Auswertegliedern, insbe
sondere des Überstromschutz- und des Distanzschutzorgans,
kann dies zu einer Fehlauslösung des Schutzschalters führen.
Dies kann durch den Umstand bedingt sein, dass keine ausrei
chend lange Auswertezeit zur Verfügung steht, um einen aktu
ellen Betriebszustand präzise zu bestimmen. Fehlauslösungen
werden beispielsweise durch impulsförmige Störungen, insbe
sondere durch einen Stoßstrom oder auch durch einen Ein
schaltstromstoß, begünstigt.
Nachteilig ist hierbei, dass eine Fehlauslösung in aller Re
gel zu einer Unterbrechung führt, wodurch eine stetige Ener
gieversorgung nicht mehr gewährleistet ist.
Es ist daher die Aufgabe der vorliegenden Erfindung eine
Schutzeinrichtung in Verbindung mit einem Halbleiterschalter
anzugeben, bei der eine kontinuierliche Energieversorgung
trotz eventuell auftretender Störeinflüsse gegeben ist. Wei
terhin soll eine zugehörige Schutzanordnung und ein zugehöri
ges Schutzverfahren angegeben werden.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale des An
spruchs 1 gelöst.
Danach ist vorgesehen, dass die Schutzeinrichtung für eine
elektrische Leitung
- - mit einem ersten und einem zweiten Auswerteglied versehen ist,
- - wobei das erste Auswerteglied mit einem in der Leitung angeordneten Halbleiterschalter in Wirkverbindung steht, und bei Erfüllung einer ersten Auslösebedingung dem Halb leiterschalter ein Ausschaltsignal zuführt, wodurch ein Ausschaltvorgang im Halbleiterschalter erzeugt ist, und
- - wobei das zweite Auswerteglied bei Nichterfüllung einer zweiten Auslösebedingung den Ausschaltvorgang abbricht.
Mit dieser Schutzeinrichtung wird erreicht, dass betriebsbe
dingte Anforderungen in Bezug auf eine zu schützende Leitung
und der damit zusammenhängenden Aufrechterhaltung der Ener
gieversorgung auf Grund ihrer Auswerte- und Auslösecharakte
ristik erfüllt werden können. Dazu zählen ein sehr schnelles
Ansprechen bei einem Kurzschluss, eine weitest gehende Ver
meidung von Fehlauslösungen und eine sehr schnelle Verifizie
rung einer vorliegenden Störung.
Der durch die Erfindung abgebrochene Abschaltvorgang verhin
dert selbst unter störungsbehafteten Betriebsbedingungen eine
unnötige Abschaltung einer Leitung, eines Betriebsmittels o
der eines Anlagenteils und dient somit einer stetigen Ener
gieversorgung. Dabei wird ein bereits eingeleiteter Abschalt
vorgang abgebrochen und die elektrische Verbindung quasi zu
rückgeholt. Diese Verfahrensweise wäre bei einem herkömmli
chen mechanischen Schutzschalter nicht möglich. Erst durch
die Erkenntnis der Nutzung der noch vorhandenen Teilleitfä
higkeit des Halbleiterschalters gelang dieser erfinderische
Schritt.
Bezüglich der Schutzanordnung für eine elektrische Leitung
wird die Aufgabe dadurch gelöst, dass die Schutzanordnung er
findungsgemäß
- - mit einem ersten und einem zweiten Auswerteglied sowie ei nem Halbleiterschalter versehen ist, der in der Leitung angeordnet ist und mit dem ersten Auswerteglied in Wirk verbindung steht und bei Erfüllung einer ersten Auslösebe dingung dem Halbleiterschalter ein Ausschaltsignal zuführt, wodurch ein Ausschaltvorgang im Halbleiterschalter erzeugt ist, und
- - wobei das zweite Auswerteglied bei Nichterfüllung einer zweiten Auslösebedingung den Ausschaltvorgang abbricht.
Die Erfindung eignet sich insbesondere für den Einsatz bei
elektrischen Leitungen sowie bei einer Energieversorgung wie
auch bei diesen nachgeschalteten Betriebsmitteln, Verbrau
chern oder Anlagenteilen.
Mit Vorteil sind die beiden Auswerteglieder und der Halblei
terschalter für einen Netzbetrieb im Nieder-, Mittel- oder
Hochspannungsbereich ausgelegt. Dies ermöglicht einen Einsatz
der Erfindung in vielfältigsten Anwendungsgebieten, wodurch
Investitionsmittel geschont werden und zugleich die Option
geschaffen wird eine standardisierbare Schutzanordnung zu
verwenden.
Zweckmäßigerweise umfasst das zweite Auswerteglied jeweils
ein Abtast- und Halteglied für Strom und Spannung, eine Re
cheneinheit, eine Vergleichseinheit und eine Zeitablaufsteue
rung. Auf diese Weise ist eine besonders zuverlässige und si
chere Auswertung unter Verwendung von in der Praxis bereits
bewährter Komponenten gegeben.
Bevorzugt weist der Halbleiterschalter einen parallel ge
schalteten Varistor auf. Der Varistor dient hierbei vorteil
hafterweise als Schutzeinrichtung für den Halbleiterschalter.
Dies gilt insbesondere für den Fall einer auftretenden Über
spannung.
Vorzugsweise ist das erste Auswerteglied als Überstromschutz
organ für einen Kurzschluss und das zweite Auswerteglied als
Distanzschutzorgan mit einer Messfunktion für die Netzimpe
danz ausgelegt. Dadurch entsteht eine wirkungsvolle Schutz
funktion mit Redundanz, was zu einer verbesserten Auswer
tungscharakteristik und zu einer geringeren Störanfälligkeit
der Energieversorgung führt.
Zweckmäßigerweise ist der Ausschaltvorgang spätestens während
eines Kommutierungsvorgangs des Halbleiterschalters gegeben.
Mit Vorteil wird dabei die Kommutierungszeit des Halbleiter
schalters zur Verifizierung einer Störung genutzt, um ggf.
das Ausschaltsignal abzubrechen.
Die Aufgabe wird hinsichtlich des Schutzverfahren für eine
elektrische Leitung dadurch gelöst, dass beim Schutzverfahren
erfindungsgemäß
- - ein erstes Auswerteglied auf einen in einer Leitung angeordneten Halbleiterschalter wirkt, und bei Erfüllung einer ersten Auslösebedingung dem Halbleiterschalter ein Ausschaltsignal zuführt, wodurch ein Ausschaltvorgang im Halbleiterschalter erzeugt wird, und
- - wobei ein zweites Auswerteglied bei Nichterfüllung einer zweiten Auslösebedingung den Ausschaltvorgang abbricht.
Die oben genannten Vorteile beziehen sich sinngemäß auch auf
das Verfahren.
Vorzugsweise wird die zweite Auslösebedingung nach der ersten
Auslösebedingung abgefragt. Die kaskadenähnliche Abfrage
struktur kann demnach dazu beitragen ein bereits auf einer
Fehlauslösung beruhendes, an den Halbleiterschalter abgesand
tes Ausschaltsignal abbrechen, um die Aufrechterhaltung der
Funktion der Leitung oder der Energieversorgung zu gewähr
leisten.
Zweckmäßigerweise wird die zweite Auslösebedingung zumindest
teilweise parallel zur ersten Auslösebedingung abgefragt.
Diese Abfragestrategie trägt dazu bei, eine etwaige Störung
frühzeitig zu verifizieren und unterstützt ggf. dass das Aus
schaltsignal an den Halbleiterschalter geleitet wird. Durch
diese parallele Arbeitsweise wird eine Zeitersparnis erzielt.
In einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung wird zum Abbre
chen des Ausschaltvorganges das Ausschaltsignal gelöscht
und/oder dem Halbleiterschalter ein Einschaltsignal zuge
führt. Vorteilhafterweise kann hierbei nicht ausschließlich
das Ausschaltsignal eines Auswertegliedes gelöscht werden,
sondern im Anschluss daran die Wiedereinschaltung des Halb
leiterschalters eingeleitet werden. Dadurch ist eine Auf
rechterhaltung einer funktionstüchtigen Leitung oder einer
betriebsbereiten Energieversorgung gegeben.
Weitere Vorteile und Details der Erfindung werden nachfolgend
anhand der Zeichnung dargestellt. Diese dienen zur Vermitt
lung des grundlegenden erfinderischen Gedankens. Es zeigen
grob schematisch:
Fig. 1 eine Schutzeinrichtung und eine Schutzanordnung als
Teil eines Stromkreises,
Fig. 2 einen Halbleiterschalter mit einem Kommutie
rungszweig,
Fig. 3 ein zweites Auswerteglied mit Funktionsbausteinen
und
Fig. 4a-4e zusammengehörige Ablaufdiagramme der Wirkungsweise
der Schutzeinrichtung und eines Schutzverfahrens
Im nachfolgenden Text sind gleiche Teile der Figuren mit
gleichen Bezugszeichen oder sinngemäß mit ähnlichen Bezugs
zeichen versehen.
Zunächst wird auf Gegebenheiten des Stromkreises, später auf
funktionelle Details eingegangen.
Fig. 1 zeigt eine Schutzeinrichtung 1 und eine Schutzanordnung
2 als Sekundärteil eines einphasigen Stromkreises 3. Der
Stromkreis 3 stellt eine Energieversorgung mit einer zugehö
rigen Spannung UNetz, einer Netzimpedanz Z bestehend aus einem
ersten und einem zweiten Impedanzelement Li bzw. Ri dar, de
ren zugehörige erste und zweite Impedanzspannung ULi bzw. URi
parallel dazu verlaufen. Des Weiteren umfasst der Stromkreis
3 eine angenommene Last LLR, die sich aus einer Impedanz L
und einem Widerstand R zusammensetzt. Hierzu korrespondieren
die zugehörige erste und zweite Lastspannung UL bzw. UR.
Die Last LLR ist über eine elektrische Leitung 5 mit einer
Energiequelle, z. B. einem elektrischen Generator G eines
Kraftwerks oder einem Einspeisetransformator einer Fabrik
verbunden. Die Schutzeinrichtung 1 umfasst ein erstes und ein
zweites Auswerteglied 4a bzw. 4b. Das erste Auswerteglied 4a
steht dabei mit einem in der Leitung 5 angeordneten Halblei
terschalter 6 in Wirkverbindung, der als Schutzschalter
dient. Der Halbleiterschalter 6 weist eine zugehörige Schal
terspannung US auf.
Das erste Auswerteglied 4a ist als Überstromschutzorgan I»
und das zweite Auswerteglied 4b als Distanzschutzorgan Z«
ausgelegt.
Bei Erfüllung einer ersten Auslösebedingung führt das erste
Auswerteglied 4a dem Halbleiterschalter 6 ein Ausschaltsignal
7a zu, wodurch ein Ausschaltvorgang im Halbleiterschalter 6
erzeugt ist. Bei Nichterfüllung einer zweiten Auslösebedin
gung bricht das zweite Auswerteglied 4b den Ausschaltvorgang
ab. Die Auslösebedingungen können hierbei, insbesondere beim
Distanzschutzorgan Z«, Algorithmen aus der Distanzschutztech
nik umfassen. Sowohl die Schutzeinrichtung 1 als auch die
Schutzanordnung 2 sind für einen Netzbetrieb im Nieder-, Mit
tel- und Hochspannungsbereich ausgelegt.
Unter Auslösebedingung wird vorliegend zumindest ein auf die
Leitung 5 bezogenes Kriterium verstanden, von dem die Auswer
teglieder 4a und 4b in Abhängigkeit stehen. Bei Erfüllung o
der auch Nichterfüllung dieser Kriterien reagieren die Aus
werteglieder 4a und 4b ihrem Auswertecharakter enstprechend.
Das zweite Auswerteglied 4b übernimmt dabei z. B. mittels Er
kennungsschaltung die Schutzfunktion gegen einen auftretenden
Überstrom, insbesondere gegen einen Kurzschlussstrom.
Das erste und das zweite Auswerteglied 4a bzw. 4b werden je
weils von einem Sensor 22a bzw. 22b für einen Strom i bzw.
eine Spannung u versorgt. Der Strom i fließt in der Leitung 5
über den Halbleiterschalter 6. Die Spannung u wird nach dem
Halbleiterschalter 6 und über dem ersten und zweiten Lastele
ment L bzw. R gemessen.
Der Halbleiterschalter 6 umfasst zumindest ein Halbleiterbau
teil. Im allgemeinen ist dieses als Transistor, insbesondere
als MOSFET (Metal-Oxide-Semiconductor-Field-Effect-
Transistor) oder als IGBT (Insulated-Gate-Bipolar-Transis
tor) oder auch als SCCT (Siliciumcarbid-Cascode-Transistor)
ausgeführt. Ebenfalls ist eine Ausführung als GTOT (Gate-
Turn-Off-Transistor) oder auch als IGBT (Integrated-Gate-
Commutated-Transistor) möglich. Die dabei angewandte Anord
nung im Halbleiterschalter 6 kann sowohl antiparallel wie
auch antiseriell erfolgen.
Fig. 2 zeigt den Halbleiterschalter 6 in einer Detaildarstel
lung mit einem Kommutierungszweig 8, der dem Halbleiterschal
ter 6 parallel zugeordnet ist und einen Varistor 9 umfasst.
Die den Halbleiterschalter 6 bildenden Halbleiterbauteile
sind hier antiseriell angeordnet. Alternativ zum Varistor 9
kann auch eine Zehnerdiode oder ein funktionell gleichwerti
ges Bauteil zum Einsatz kommen. Möglich ist auch der Einsatz
eines Snubbercircuits (Überspannungsschutzkreis) mit einem
RCD-Element (Resistor-Coil-Delay-Element).
Fig. 3 zeigt das zweite Auswerteglied 4b mit darin angeordne
ten Funktionsbausteinen. Die Funktionsbausteine sind im ein
zelnen ein erstes Abtast- und Halteglied 10 mit einem ersten
Eingang 11 für die Spannung u, ein zweites Abtast- und Halte
glied 12 mit einem zweiten Eingang 13 für den Strom i, eine
Recheneinheit 14, eine Vergleichseinheit 15 mit einem Ausgang
16 und eine Zeitablaufsteuerung 17. Die Vergleichseinheit 15
gibt am Ausgang 16 ein Steuersignal 18 aus. Hierbei ist eine
digitale Signalverarbeitung gegeben, wobei Algorithmen als
Programm hinterlegt sind und somit eine präzise Auslösekenn
linie einfach realisierbar ist.
Fig. 4a bis 4e zeigen zusammengehörige Ablaufdiagramme der
Wirkungsweise der Schutzeinrichtung 1 und des neuen Schutz
verfahrens 19. In Fig. 4a ist der Strom i gemäß Fig. 1 in Ab
hängigkeit von der Zeit t dargestellt. Der Strom i kann mit
mehreren Betriebszuständen korrelieren. Im Normalbetrieb oder
im Überlastbetrieb fließt dementsprechend ein Betriebs- bzw.
ein Überlaststrom. Der Strom i verläuft im Normalbetrieb zwi
schen den gezeigten Grenzen 0 und imax. Sofern der Fall eines
Stoßstromes oder eines Überlaststromes eintritt, wird die
Schwelle des Maximalstromes imax überschritten.
Wie im Diagramm gemäß Fig. 4a gezeigt ist, verläuft der Strom
i als Betriebsstrom zwischen einem ersten t1 und einem zwei
ten Zeitabschnitt t2 deutlich unterhalb der Schwelle des Ma
ximalstromes imax. Auf Grund einer Störung, die beispielsweise
durch eine Stromspitze 20 ausgelöst wird, steigt der Strom i
stetig an, wobei die Stromspitze 20 die Schwelle des Maximal
stromes imax überschreitet. Die Stromspitze 20 stellt dabei
keinen Überlaststrom dar.
Fig. 4b zeigt das Diagramm des Überstromschutzorgans I» her
vor, dessen Verhalten über der Zeit t abgebildet ist. Das Ü
berstromschutzorgan I» überwacht den Stromverlauf auf Einhal
tung der Grenzen 0 und imax gemäß Fig. 4a, insbesondere bei ei
nem auftretenden Kurzschlussstrom. Das Überstromschutzorgan
I» weist zwei Schaltzustände, nämlich Wert 0 und Wert 1 auf.
Diese Schaltzustände symbolisieren die Erfüllung der Auslöse
bedingungen, wobei der Wert 1 für "erfüllt" und der Wert 0
für "nicht erfüllt" stehen.
Verläuft der Strom i zwischen den Grenzen 0 und imax, verharrt
der Schaltzustand auf Wert 0. Sofern der Fall des Überlast
stromes eintritt wird die Schwelle des Maximalstromes imax ü
berschritten und das Überstromschutzorgan I» nimmt den
Schaltzustand Wert 1 an. Der Wechsel von Schaltzustand Wert 0
auf Wert 1 wird an einem ersten Schaltwechsel 21a sichtbar.
Da zu einem dritten Zeitabschnitt t3 die Schwelle des Maxi
malstromes imax bereits wieder unterschritten ist, wechselt
der Schaltzustand des Überstromschutzorgans I» von Wert 1 auf
Wert 0, was durch den dritter Schaltwechsel 21c gemäß Fig. 4b
sichtbar wird.
Fig. 4c zeigt den Verlauf der den vorhergehenden Figuren zuge
hörigen Netzimpedanz Z in Abhängigkeit von der Zeit t. Die
Netzimpedanz Z steht für den vorhandenen Impedanzverlauf in
der Energieversorgung. Die Netzimpedanz Z kann mit mehreren
Betriebszuständen korrelieren. Während im Normalbetrieb oder
im Überlastbetrieb verhält sich die Netzimpedanz Z den Rand
bedingungen - Verlauf von Strom i und Schaltzustand des Über
stromschutzorgans I» - entsprechend.
Die Netzimpedanz Z verläuft im Normalbetrieb oberhalb der
Grenze der Minimalnetzimpedanz Zmin. Sofern der Fall des Über
laststromes eintritt kann die Grenze zur Minimalnetzimpedanz
Zmin unterschritten werden. Da es sich vorliegend um einen
Stoßstrom handelt, ändert sich zwar der Verlauf der Netzimpe
danz Z in Richtung der Grenze zur Minimalnetzimpedanz Zmin,
die besagte Grenze wird jedoch nicht unterschritten.
In Fig. 4d ist das Diagramm eines Distanzschutzorgans Z« ge
zeigt, dessen Verhalten über der Zeit t abgebildet ist. Das
Distanzschutzorgan Z« überwacht die Netzimpedanz Z auf Ein
haltung der Grenze einer Minimalnetzimpedanz Zmin gemäß Fig.
4c. Das Distanzschutzorgan Z« befindet sich in einem so ge
nannten Bereitschaftszustand, wodurch eine permanente Über
wachung der Netzimpedanz Z gegeben ist. Alternativ kann zum
zweiten Zeitabschnitt t2 das Distanzschutzorgan Z« auch
durch den ersten Schaltwechsel 21a des Überstromschutzorgans
I» angestoßen werden. Beispielhaft wird gemäß Fig. 4d eine
Verifikationszeit tVer angezeigt, die die benötigte Zeitspan
ne bis zur Verifizierung der Störung angibt.
Das Distanzschutzorgan Z« weist zwei Schaltzustände, nämlich
Wert 0 und Wert 1 auf. Verläuft die Netzimpedanz Z oberhalb
der Grenze der Minimalnetzimpedanz Zmin verharrt der Schalt
zustand auf Wert 0. Sofern der Fall einer Unterschreitung
dieser Grenze der Minimalnetzimpedanz Zmin eintritt, nimmt
das Distanzschutzorgans Z« den Schaltzustand Wert 1 an.
Gemäß Fig. 4e wird das Diagramm eines Schaltsignals S. in Ab
hängigkeit von der Zeit t gezeigt. Das Schaltsignal S wirkt
direkt auf den Halbleiterschalter 6. Gesteuert werden kann
das Schaltsignal S vom Überstromschutzorgan I» und/oder vom
Distanzschutzorgan Z«. Das Schaltsignal 5 kann zwei Schalt
zustände, nämlich Wert 0 und Wert 1 annehmen.
Das Distanzschutzorgan Z« besitzt eine höhere Steuerpriori
tät als das Überstromschutzorgan I», d. h. dass ein Steuersignal
des Distanzschutzorgans Z« ein Vorrecht gegenüber ei
nem Steuersignal des Überstromschutzorgans I» aufweist.
Gleichermaßen kann das Steuersignal des Distanzschutzorgans
Z« den Schaltzustand des Überstromschutzorgans I» zurückset
zen. Bedingt durch den ersten Schaltwechsel 21a zum zweiten
Zeitabschnitt t2 wird über ein Steuersignal des Überstrom
schutzorgans I» das Schaltsignal S von Wert 0 auf Wert 1 ge
setzt. Dies wird durch einen zweiten Schaltwechsel 21b zum
zweiten Zeitabschnitt t2, gemäß Fig. 4e angezeigt.
Die gemäß Fig. 4d angezeigte Verifikationszeit tVer für eine
Verifizierung der Störung durch das Distanzschutzorgan Z«
ergibt hierbei keine Bestätigung des Auslöseverhaltens des
Überstromschutzorgans I». Vorrangig wirkt sich das Verifika
tionsergebnis derart auf das Schaltsignal S aus, dass dieses
zum vierten Zeitabschnitt t4 von Wert 1 auf Wert 0 gesetzt
wird, wodurch das Ausschaltsignal 7a abgebrochen wird. Dies
wird durch einen vierten Schaltwechsel 21d angezeigt.
Die gemäß Fig. 4d angesetzte Verifikationszeit tver beginnt
bei einem vorhandenen Überlaststrom spätestens zum Beginn
und endet spätestens vor Beendigung des Ausschaltvorganges,
insbesondere vor Beendigung einer Kommutierungszeit, des
Halbleiterschalters 6. Hierdurch kann ein Abbruch des Aus
schaltvorganges des Halbleiterschalters 6 noch rechtzeitig
vor einer Unterbrechung der Energieversorgung erfolgen.
Das Zurücksetzen des Schaltsignals S bewirkt ein Auslösen
des Einschaltsignals 7b für den Halbleiterschalter 6. Da
keine weiteren Störungen auftreten, normalisiert sich der
Strom i gemäß Fig. 4a und auch die Netzimpedanz Z stabili
siert sich zum Zeitabschnitt t3 gemäß Fig. 4c nach einem Ein
schwingvorgang wieder. Alternativ ist auch eine mittelbare
Ansteuerung des Halbleiterschalters 6 über das Überstrom
schutzorgans I» möglich.
Wesentlicher Gedanke der vorliegenden Idee ist es beim
Schutzverfahren 19 gemäß Fig. 4a bis 4d für eine elektrische
Leitung 5, dass das erste Auswerteglied 4a auf den in der
Leitung 5 angeordneten Halbleiterschalter 6 gemäß Fig. 1
wirkt. Das erste Auswerteglied 4a dient hierbei als Über
stromschutzorgan I». Bei Erfüllung einer ersten Auslösebedin
gung wird dem Halbleiterschalter 6 ein Schaltsignal S in Form
eines Ausschaltsignal 7a zugeführt, wodurch ein Ausschalt
vorgang im Halbleiterschalter 6 erzeugt wird. Dadurch wird
eine Schutzfunktion erzeugt, die ein Äquivalent zu einem
kurzschlußfesten Halbleiterschalter darstellt.
Ein zweites Auswerteglied 4b, welches hier als Distanzschutz
organ Z« ausgeführt ist, bricht dabei bei Nichterfüllung sei
ner Auslösebedingung den Ausschaltvorgang ab. Zum Abbrechen
des Ausschaltvorganges wird das Schaltsignal S gelöscht
und/oder es wird dem Halbleiterschalter 6 ein Einschaltsignal
7b zugeführt. Die zweite Auslösebedingung wird im allgemeinen
nach der ersten Auslösebedingung abgefragt. Je nach Einsatz
zweck und Schutzvorgabe wird die zweite Auslösebedingung ggf.
zumindest teilweise parallel zur ersten Auslösebedingung ab
gefragt.
Hierbei kann nicht ausschließlich das Ausschaltsignal 7a des
ersten Auswertegliedes 4a gelöscht werden, sondern im An
schluss daran die Wiedereinschaltung des Halbleiterschalters
6 eingeleitet werden. Dadurch ist eine Aufrechterhaltung ei
ner funktionstüchtigen Leitung oder einer betriebsbereiten
Energieversorgung gegeben. Dies ist z. B. durch ein erneutes
Zuschalten des Halbleiterschalter 6 auch dann noch möglich,
wenn die Verifikationsdauer bereits über die Dauer des Ab
schaltvorganges hinausgegangen ist und eine Unterbrechung der
Energieversorgung stattgefunden hat.
Prinzipiell ist zum Abschalten des Stromes i der Aufbau ei
ner Gegenspannung im Halbleiterschalter 6 erforderlich, die
einer treibenden Netzspannung entgegenwirkt. Insbesondere
für den Fall, dass das Distanzschutzorgan Z« durch den ers
ten Schaltwechsel 21a des Überstromschutzorgans I» angesto
ßen wird, erfolgt eine Generierung des Schaltsignals S in
Form eines Ausschaltsignals 7a. Da parallel zum Halbleiter
schalter 6 ein Kommutierungszweig 8 mit einem darin angeord
neten Varistor 9 vorgesehen ist oder z. B. durch so genanntes
Clamping eines gleichwertigen Bauelements der Halbleiter
schalters 6 noch teilweise leitfähig ist, wird hierdurch die
Gegenspannung aufgebaut.
Nach dem Wirksamwerden der Gegenspannung nimmt der Strom i
linear ab. Die Phase der Stromabnahme ist damit umso kürzer,
je höher die Gegenspannung ist. Nachdem der Strom i den Wert
0 angenommen hat, folgt die Schalterspannung US am Halblei
terschalter 6 der Netzspannung UNetz. Der Strom i fließ somit
noch für eine gewisse Zeit von einigen µs bis zu maximal 1 ms
nach dem Ausschaltvorgang des Halbleiterschalters 6 wei
ter. Die Anwendung der oben genannten Algorithmen in dieser
Zeit ist besonders einfach.
Der Algorithmus stellt zur Lösung eine Gleichung zur Verfü
gung, deren Ziel es ist das erste und zweite Lastelement L
bzw. R einer angenommenen Last zu bestimmen. Hilfreich sind
dabei genutzte Wertepaare der Prozessgrößen Spannung u und
Strom i bzw. di/dt. Eine genauere Netznachbildung ergibt
sich bei einer Verwendung von Netzmodellen höherer Ordnung.
Die Schutzeinrichtung 1, die Schutzanordnung 2 und das
Schutzverfahren 19 können auch bei einem mehrphasigen, insbe
sondere bei einem 3-phasigen, Netz eingesetzt werden.
Claims (12)
1. Schutzeinrichtung (1) für eine elektrische Leitung (5) mit
einem ersten und einem zweiten Auswerteglied (4a, 4b),
wobei das erste Auswerteglied (4a) mit einem in der Lei tung (5) angeordneten Halbleiterschalter (6) in Wirkver bindung steht, und bei Erfüllung einer ersten Auslösebe dingung dem Halbleiterschalter (6) ein Ausschaltsignal (7a) zuführt, wodurch ein Ausschaltvorgang im Halbleiter schalter (6) erzeugt ist, und
wobei das zweite Auswerteglied (4b) bei Nichterfüllung ei ner zweiten Auslösebedingung den Ausschaltvorgang ab bricht.
wobei das erste Auswerteglied (4a) mit einem in der Lei tung (5) angeordneten Halbleiterschalter (6) in Wirkver bindung steht, und bei Erfüllung einer ersten Auslösebe dingung dem Halbleiterschalter (6) ein Ausschaltsignal (7a) zuführt, wodurch ein Ausschaltvorgang im Halbleiter schalter (6) erzeugt ist, und
wobei das zweite Auswerteglied (4b) bei Nichterfüllung ei ner zweiten Auslösebedingung den Ausschaltvorgang ab bricht.
2. Schutzanordnung (2) für eine elektrische Leitung (5) mit
einem ersten und einem zweiten Auswerteglied (4a, 4b) sowie
einem Halbleiterschalter (6), der in der Leitung (5) angeord
net ist und mit dem ersten Auswerteglied (4a) in Wirkverbin
dung steht und bei Erfüllung einer ersten Auslösebedingung
dem Halbleiterschalter (6) ein Ausschaltsignal (7a) zuführt,
wodurch ein Ausschaltvorgang im Halbleiterschalter (6)
erzeugt ist, und
wobei das zweite Auswerteglied (4b) bei Nichterfüllung ei
ner zweiten Auslösebedingung den Ausschaltvorgang ab
bricht.
3. Schutzanordnung (2) nach Anspruch 2, wobei die beiden Aus
werteglieder (4a, 4b) und der Halbleiterschalter (6) für einen
Netzbetrieb im Nieder-, Mittel- und Hochspannungsbereich aus
gelegt sind.
4. Schutzanordnung (2) nach Anspruch 2 oder 3, wobei das
zweite Auswerteglied (4b) jeweils ein Abtast- und Halteglied
(10, 12) für Strom (i) und Spannung (u), eine Recheneinheit
(14), eine Vergleichseinheit (15) und eine Zeitablaufsteue
rung (17) umfasst.
5. Schutzanordnung (2) nach einem der Ansprüche 2, 3 oder 4,
wobei der Halbleiterschalter (6) einen parallel geschalteten
Varistor (9) aufweist.
6. Schutzanordnung (2) nach einem der Ansprüche 2 bis 5, wo
bei das erste Auswerteglied (4a) als Überstromschutzorgan
(I») ausgelegt ist.
7. Schutzanordnung (2) nach einem der Ansprüche 2 bis 6, wo
bei das zweite Auswerteglied (4b) als Distanzschutzorgan (Z«)
ausgelegt ist.
8. Schutzanordnung (2) nach einem der Ansprüche 2 bis 7, wo
bei der Ausschaltvorgang spätestens während eines Kommutie
rungsvorgangs des Halbleiterschalters (6) gegeben ist.
9. Schutzverfahren (19) für eine elektrische Leitung (5)
wobei ein erstes Auswerteglied (4a) auf einen in einer Leitung (5) angeordneten Halbleiterschalter (6) wirkt, und bei Erfüllung einer ersten Auslösebedingung dem Halblei terschalter (6) ein Ausschaltsignal (7a) zuführt, wodurch ein usschaltvorgang im Halbleiterschalter (6) erzeugt wird, und
wobei ein zweites Auswerteglied (4b) bei Nichterfüllung einer zweiten Auslösebedingung den Ausschaltvorgang ab bricht.
wobei ein erstes Auswerteglied (4a) auf einen in einer Leitung (5) angeordneten Halbleiterschalter (6) wirkt, und bei Erfüllung einer ersten Auslösebedingung dem Halblei terschalter (6) ein Ausschaltsignal (7a) zuführt, wodurch ein usschaltvorgang im Halbleiterschalter (6) erzeugt wird, und
wobei ein zweites Auswerteglied (4b) bei Nichterfüllung einer zweiten Auslösebedingung den Ausschaltvorgang ab bricht.
10. Schutzverfahren (19) nach Anspruch 9, wobei die zweite
Auslösebedingung nach der ersten Auslösebedingung abgefragt
wird.
11. Schutzverfahren (19) nach Anspruch 9, wobei die zweite
Auslösebedingung zumindest teilweise parallel zur ersten Aus
lösebedingung abgefragt wird.
12. Schutzverfahren (19) nach Anspruch 9, wobei zum Abbrechen
des Ausschaltvorganges das Ausschaltsignal (7a) gelöscht
und/oder dem Halbleiterschalter (6) ein Einschaltsignal (7b)
zugeführt wird.
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