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Mit
akustischen Wellen arbeitende Bauelemente sind auf kristallinen
piezoelektrischen Substraten aufgebaut, beispielsweise auf Quarz,
Lithiumniobat oder Lithiumtantalat. Diese Bauelemente umfassen zumindest
einen auf einer Hauptoberfläche des
Substrats aufgebrachten Interdigitalwandler in Form einer kammartigen
Elektrodenstruktur, die ein angelegtes elektrisches Signal in eine
im Substrat ausbreitungsfähige
akustische Welle umwandelt. Für das
Bauelement können
dabei verschiedene Wellentypen ausgenützt werden, wobei die Art der
ausbreitungsfähigen
akustischen Welle vom Substrat und insbesondere wie dessen Oberfläche relativ
zu den kristallographischen Achsen orientiert ist, sowie von der
Metallisierung bestimmt wird.
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Die
Mehrzahl der Bauelemente nutzt akustische Oberflächenwellen (OFW), deren Eindringtiefe in
das Substrat sehr gering ist. In der Regel kann ein Bauelement ausschließlich die
gattungsgemäßen Typen
von akustischen Wellen nutzen, Wellenanteile anderer Wellengattungen
gehen in die Verlustleistung des Bauelements ein und können nicht
genutzt werden. Bei einem Oberflächenwellenbauelement können die
in das Volumen abgestrahlten akustischen Wellen selten vollständig unterdrückt werden. Werden
solche Volumenwellen an der Rückseite
des Substratmaterials reflektiert, so können sie nach gegebenenfalls
weiterer mehrfacher Reflexion den Ausgangswandler erreichen und
das dort abgegriffene Nutzsignal in unerwünschter Weise beeinflussen.
Je nach Anteil dieser unerwünschten
Wellengattung können
diese Störungen
zu einer erheblichen Beeinträchtigung
der Filtereigenschaften führen.
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Zur
Behebung dieser Störungen
wird versucht, die akustischen Eigenschaften des OFW-Bauelements
so zu beeinflussen, daß unerwünschte Wellenanteile
maximal gedämpft
werden. Dies kann beispielsweise durch Aufkleben des Substrats auf
einen Substratträger
erfolgen. Bei guter Anpassung des Klebers an die akustischen Eigenschaften
des Substrats kann die Volumenwelle ohne stärkere Reflexion die Grenzfläche vom
Substrat zum Kleber passieren und wird dann im Kleber selbst gedämpft. Die
Anpassung kann prinzipiell durch höhere Dichte und/oder Härte des
Klebers erreicht werden. Eine Dichteanhebung durch Füllstoffe
ist jedoch durch verschiedene Randbedingungen limitiert, insbesondere stehen
dem eine schlechte Verfügbarkeit,
erhöhte Kosten
und eine schlechte Verarbeitbarkeit entgegen. Noch stärker einschränkend sind
die mit dem Kleber erzeugten Chipverspannungen, die die elektrischen
Parameter des Bauelements beeinflussen können und im Extremfall sogar
die Bruchgefahr erhöhen
und damit die Zuverlässigkeit
des Bauelements vermindern können.
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Bei
hohen Anforderungen an die Performance des Oberflächenwellenbauelements
und insbesondere bei niedrigen Frequenzen reicht das Verkleben mit
einem angepaßten
Kleber in der Regel nicht aus. Alternativ beziehungsweise zusätzlich können weitere
Maßnahmen
gegen Volumenwellen ergriffen werden. So kann die Substratrückseite
so bearbeitet werden, daß sie
eine Reflexionen streuende Topologie erhält. Zu diesem Zweck kann bereits
bei der Waferherstellung oder zu einem späteren Zeitpunkt eine rauhe
Rückseite
geschaffen werden. Dazu sind verschiedene Läpp-, Schleif-, Strahlspan- oder Ätzverfahren
bekannt.
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Aus
der Offenlegungsschrift
DE
25 05 819 A1 sind SAW-Substrate
mit matt geschliffenen Rückseiten
bekannt.
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Alternativ
zur unsystematischen Aufrauhung können dazu auch geometrische
Muster in die Rückseite
eingearbeitet werden. Dies kann mittels Sägeverfahren erfolgen, ebenso
geeignet sind entsprechende über
Resistmasken vorgenommene Ätz- oder
Strahlspanverfahren.
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Allen
diesen Rückseitenbearbeitungsverfahren
ist gemein, daß sie
erheblichen prozeßtechnischen
Aufwand erfordern, was sich in erhöhten für die Fertigung benötigten Flächen und
erhöhten
Fertigungskosten niederschlägt.
Außerdem
wird die mechanische Festigkeit von Wafern und der daraus hergestellten
Chips er heblich verringert. Dies beeinträchtigt die Ausbeute und stellt
ein potentielles Risiko für
die Zuverlässigkeit
dar.
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Aufgabe
der vorliegenden Erfindung ist es daher, ein Substrat für mit akustischen
Wellen arbeitende Bauelemente anzugeben, welches in einfacher und
kostengünstiger
Weise zur Unterdrückung
unerwünschter
Wellenanteile führt.
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Diese
Aufgabe wird erfindungsgemäß mit einem
Substrat nach Anspruch 1 gelöst.
Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sowie ein Verfahren zur
Herstellung des Substrats sind weiteren Ansprüchen zu entnehmen.
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Die
Erfindung schlägt
vor, auf der Substratrückseite,
die der für
die Bauelementstrukturen vorgesehenen Hauptoberfläche gegenüberliegt,
nicht partiell Material abzutragen, sondern vielmehr partiell Materialeigenschaften
des Substrats zu verändern. Diese
partielle Veränderung
erfolgt in Zonen, die ein vorgegebenes Muster auf der Substratrückseite
bilden. Damit läßt sich
prinzipiell die gleiche Wirkung wie mit einem periodisch eingesägten Rillenmusters erzielen.
In den veränderten
Zonen werden die Ausbreitungseigenschaften für akustische Wellen verändert und
somit an den Grenzflächen
Reflexion erzeugt. Das Muster aus den genannten Zonen führt dabei
zu einer gestreuten Reflexion, welche die Funktion des Bauelements
erheblich weniger beeinflußen
als eine ungestörte
Reflexion an einer glatten Rückseite.
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Bei
den verwendeten piezoelektrischen Substratmaterialien bieten sich
verschiedene Kenngrößen an,
die sich in einfacher Weise verändern
lassen. Beispielsweise ist es möglich,
die im piezoelektrischen Substrat einheitlich orientierte elektrische
Polarisation partiell in den zu verändernden Zonen zu stören, was
beispielsweise durch Erhitzung über
die Curie-Temperatur
erfolgen kann. Eine noch wirksamere Strukturveränderung wird durch Übergang
in den amorphen Zustand erzielt. Die so entstehende Phasengrenze
ist bezüglich
der streuenden Reflexion erheblich wirksamer und reduziert so die
unerwünschten
Wellenanteile im Ausgangswandler.
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Für die erfindungsgemäßen Zwecke
sind prinzipiell alle Arten von Mustern geeignet. Bevorzugt sind
jedoch Muster, die eine gezielte Rückstreuung der unerwünschten
Wellenanteile erzeugen. Ein solches Muster umfaßt im wesentlichen entlang
einer Achse ausgerichtete streifenförmige Zonen, die vorzugsweise
quer zur bevorzugten Wellenausbreitungsrichtung der gewünschten
akustischen Welle angeordnet sind. Neben der Ausrichtung der streifenförmigen Muster
ist auch noch die genaue Linienführung
der streifenförmigen
Zonen wesentlich. Besonders bevorzugt sind Wellenlinien umfassende
Muster, insbesondere quer zur Ausbreitungsrichtung der Oberflächenwellen
ausgerichtete Wellenlinien. Weiter geeignet sind Zickzackmuster,
bevorzugt quer zur Oberflächenwelle
ausgerichtete. Mit Längsmustern läßt sich
eine relativ zu Quermustern höhere
Festigkeit des Substrats erreichen und damit eine höhere Bruchfestigkeit,
insbesondere während
der Bearbeitung.
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Zur
ebenfalls erfindungsgemäßen Herstellung
der mit Rückseitenmustern
versehenen Substrate lassen sich in einfacher Weise fokussierte
Laserstrahlen einsetzen. Damit gelingt eine punktgenaue in einfacher
Weise strukturierend durchführbare
und in der einzukoppelnden Energiedosis exakt berechenbare Erhitzung
des Substratmaterials. Damit ist eine lokale Störung der Polarisation und/oder
ein Aufschmelzen und nachfolgendes Überführen in den amorphen Zustand
möglich.
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Zur
Durchführung
des erfindungsgemäßen Verfahrens
wird bei Bearbeitung von Substraten aus Lithiumniobat oder Lithiumtantalat
vorzugsweise ein NdYAG-Laser (1064 nm), der ggf. frequenzvervielfacht
bei 532/355/266 nm eingesetzt werden kann, beziehungsweise ein CO2-Laser mit einer Wellenlänge von 10,6 μm zur Bearbeitung
von Quarzsubstraten eingesetzt. Die möglichen Energiedichten und Absorptionsverhältnisse
sind in beiden Fällen
ausreichend, scharf begrenzte Zonen mit Phasen oder Eigenschaftsumwandlung
in dem piezoelektrischen Substrat zu erzeugen. Jedoch sind auch
andere Laser geeignet, deren Wellenlängen im Bereich starker Absorption
des Substratmaterials liegen.
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Im
folgenden wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen und der dazugehörigen Figuren
näher erläutert.
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1 zeigt
im schematischen Querschnitt ein herkömmliches OFW-Substrat mit eingesägten Rillen
auf der Rückseite
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2 zeigt
ein erfindungsgemäßes Substrat schematischen
Querschnitt während
des erfindungsgemäßen Verfahren
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3 zeigt
ein Bauelement mit einem erfindungsgemäßen Substrat im schematischen
Querschnitt
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4 zeigt
ein erstes erfindungsgemäßes Muster
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5 zeigt
ein zweites erfindungsgemäßes Muster
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6 zeigt
ein drittes erfindungsgemäßes Muster
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1 zeigt
ein für
Oberflächenwellenbauelemente
geeignetes bekanntes piezoelektrisches Substrat S, welches auf der
Rückseite
R ein Muster von eingesägten
Vertiefungen V aufweist. Durch die Vertiefungen wird die effektive,
für die
Bruchstabilität des
Substrats wesentliche Schichtdicke um die Tiefe der Vertiefungen
V reduziert. Damit ist klar, daß die Vertiefungen
V die Stabilität
des aus sprödem
Material wie beispielsweise Lithiumniobat oder Lithiumtantalat hergestellten
Wafers reduzieren. Darüber
hinaus können
die Vertiefungen bevorzugte Ausgangspunkte für weitere Rissbildung oder
gar für
einen Bruch des Substrats bilden.
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2 zeigt
ein erfindungsgemäßes Substrat im
schematischen Querschnitt. Das Substrat weist auf der Rückseite
R modifizierte Zonen Z auf, insbesondere Zonen, in denen die Polarisierung
gestört
ist und/oder ein amorpher Aggregatszustand konserviert ist. Mit
L ist ein Laserstrahl bezeichnet, der zur Herstellung der erfindungsgemäßen Zonen
geeignet ist. In dessen Spot SP erhitzt sich das Substratmaterial,
wobei die entsprechende Eigenschaftsänderung ggf. ein Aufschmelzen
des Substratmaterials im Bereich des Spots erfolgt. Die Wellenlänge des
Lasers ist dabei so bemessen, daß sie im Bereich hinreichender
Absorption des Substratmaterials liegt. Damit ist ein schneller
und effektiver Energieeintrag über
den Laserstrahl in das Substrat beziehungsweise in den Spot garantiert.
Die Scangeschwindigkeit des Lasers, mit der dieser über die
Oberfläche
des Substrats S bewegt wird, wird so gewählt, daß ausreichend Energie in einen
Spot SP eingekoppelt wird und daß die Tiefe der sich ausbildenden
Zonen Z einen für
die reflektive Wirkung erforderlichen Minimalwert überschreitet.
Abhängig
von der Frequenz der Geometrie des Filters beträgt diese Tiefe wenige μm bis hin
zu etwa 100 μm.
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In
Abhängigkeit
vom Grad der lokalen Erwärmung
beziehungsweise von der durch die lokale Erwärmung erreichten Substrattemperatur
T können drei
Varianten unterschieden werden:
- a) T < TC < TS
- b) TC < T < T
- c) TC < TS < T,
wobei
TC die Curie-Temperatur und T die Schmelztemperatur
des Substratmaterials darstellt. Im Fall a kommt es durch lokale
Erhitzung nicht zum Aufschmelzen des Substrats, ebensowenig zum
Umpolen der Polarisation in den erhitzten Spots SP. In diesem Fall
kann das Substrat S während
der Behandlung mit dem Laser einem äußeren elektrischen Feld E ausgesetzt
werden, welches einen von der Polarisation des piezoelektrischen
Materials unterschiedlichen Feldvektor aufweist, vorzugsweise diesem
entgegenwirkt. Dieser ermöglicht
ein Umpolen bei einer erhöhten
aber unter der Curie-Temperatur liegenden Temperatur T.
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Im
Fall b reicht die Temperatur im Spot SP aus, die Vorpolarisation
des piezoelektrischen Substrats zu stören oder aufzuheben. Die Temperatur
T reicht aber noch nicht aus, das Substrat aufzuschmelzen. In diesem
Fall kann auf die Einwirkung eines äußeren elektrischen Felds verzichtet
werden. Das äußere elektrische
Feld kann aber unterstützend eingesetzt
werden.
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Im
Fall c wird der größte Effekt
erzielt. Die Temperatur im Spot SP ist ausreichend, sowohl das Substratmaterial
aufzuschmelzen, als auch die Polarisation zu stören beziehungsweise aufzuheben. Auch
hier kann die Wirkung mit einem äußeren, der Polarisation
des Substratmaterials entgegengesetzten elektrischen Feld verstärkt werden.
Durch entsprechend lange Einwirkung des Lasers und insbesondere
durch Führung
des Lasers über
die Rückseite
des Substrats werden Zonen Z gemäß einem
geeigneten vorgegebenen Muster erzeugt, in denen das Material amorph
und nicht polarisiert ist, und die zum übrigen Substrat eine Phasengrenze
ausbilden.
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3 zeigt
ein aus einem erfindungsgemäßen Substrat
S hergestelltes Oberflächenwellenbauelement.
Auf der Rückseite
R weist es ein Muster von Zonen Z auf, in den Substratmaterialeigenschaften verändert sind.
Auf der Vorderseite H sind die Bauelementstrukturen aufgebracht,
hier z. B. Interdigitalwandler IDT in Form periodischer Gitterstrukturen. Beiderseits
der Interdigitalwandler sind auf der Oberfläche H Dämpfungsstrukturen D aufgebracht,
die zur Absorption und Dämpfung
in Richtung Substratkante laufender Oberflächenwellen geeignet sind. Ein
Teil der mit dem Interdigitalwandler IDT in das Substrat S eingekoppelten
Energie wird in eine Volumenwelle W überführt, die in Richtung Substratinneres
beziehungsweise in Richtung Substratrückseite läuft. An der Rückseite
R trifft sie auf das vorzugsweise regelmäßige Muster mit den Zonen Z,
die zu einer Reflexion in unterschiedliche Richtungen und damit
zu einer Streuung der Volumenwelle W führen. Der in Richtung Substratoberfläche H reflektierte
Anteil Wred ist dann gegenüber der
ursprünglichen
Volumenwelle W deutlich abgeschwächt.
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4 zeigt
in einer Draufsicht auf die Rückseite
ein bevorzugtes Muster M für
die Zonen Z eines erfindungsgemäßen Substrats.
Dieses besteht hier aus Wellenlinien, die quer zur bevorzugten Ausbreitungsrichtung
der Oberflächenwelle
X angeordnet sind. Das Muster aus Wellenlinien hat den Vorteil, daß die Reflexion
an diesen Linien beziehungsweise an einer dieser Linie folgenden
Zone in unterschiedliche Richtung erfolgt, die abhängig ist
vom Auftreffwinkel der Welle auf die Linie. Dies führt zu einer
guten Streuung der anfänglich
gebündelten
Volumenwelle, wobei die Energiedichte der reflektierten Volumenwelle
Wred erheblich geringer ist, als die Energiedichte
der ursprünglich
erzeugten Volumenwelle W.
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5 zeigt
ein weiteres mögliches
Muster M', wie die
erfindungsgemäßen Zonen
angeordnet sein können.
Auch an gemäß diesem
Muster M' ausgebildeten
Zonen erfolgt die Reflexion in unterschiedliche Richtungen, die
eine Streuung der Welle erreichen. Möglich ist es auch, dieses und
andere Muster parallel zur Ausbreitungsrichtung der Oberflächenwelle
auszurichten.
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Die
Wirkung des in 6 dargestellten Streifenmusters
M'' ist ähnlich der
einer aufgerauhten Oberfläche,
da keine größeren zusammenhängenden
reflektierenden Strukturen vorhanden sind.
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Der
Vorteil der Erfindung liegt in jedem Fall darin, daß gegenüber einem
eingesägten
bekannten Wafer die Bruchstabilität erheblich verbessert ist,
da ein erfindungsgemäßes Substrat
keine reduzierte Dicke gegenüber
einem unbearbeiteten Substrat aufweist. Darüber hinaus werden beim erfindungsgemäßen Verfahren
keinerlei Partikel oder sonstige Verunreinigungen durch Schleif-
oder Sägeabfälle erzeugt, die
die Bauelementfunktion direkt stören
können oder
die die weitere Herstellung von Bauelementstrukturen behindern können. Das
Herstellen der Zonenmuster mit Hilfe des Lasers ist ein schnelles
Verfahren und erfordert wenig zusätzliches Equipment. Das Verfahren
kann im Waferstadium vor oder nach der Herstellung der Bauelement-Strukturen
oder gar erst beim diskreten und vereinzelten Bauelement selbst
durchgeführt
werden. Ebenso kann ein erfindungsgemäßes Substrat ein vereinzeltes
Chipsubstrat mit und ohne Bauelementstrukturen sein.