DE10065631A1 - Nachweis von Nukleinsäure- Polymorphismen - Google Patents
Nachweis von Nukleinsäure- PolymorphismenInfo
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- C12Q1/6827—Hybridisation assays for detection of mutation or polymorphism
Abstract
Es werden Verfahren auf Einzelmolekülebene funktionierende Verfahren zur Charakterisierung von Nukleotidpolymorphismen beschrieben.
Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Nachweis von ein
zelnen oder multiplen Nukleinsäurepolymorphismen durch Detektion einzel
ner fluoreszenzmarkierter Desoxyribonucleinsäuremoleküle.
Zwischen den Genomen der Individuen einer Spezies gibt es Sequenzab
weichungen durch Nukleinsäure-Insertionen und Deletionen, Unterschiede
in der Zahl der Wiederholungen kurzer, wiederkehrender Sequenzmotive
(sogenannte Mikrosatelliten und Minisatelliten) und Abweichungen bei ein
zelnen Basenpaaren, die als Einzelnukleotidpolymorphismen (SNPs, engl.
single nucleotide polymorphisms) bezeichnet werden und mit etwa einem
Basenpaar pro 1000 Basenpaaren beim Menschen (siehe WO 00/18960)
am häufigsten vorkommen.
Solche Variationen im Genom können in vielen Fällen mit dem Auftreten
erblicher Erkrankungen in Verbindung gebracht werden. Klassische Bei
spiele sind Huntington, cystische Fibrose, Duchenne muskuläre Dystrophie
und bestimmte Formen von Brustkrebs (siehe WO 00/18960). In jüngerer
Zeit wurden auch Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson mit einzelnen
Mutationen auf molekularer Ebene in Verbindung gebracht.
In der Regel handelt es sich bei diesen Mutationen um Einzelnukleotid
polymorphismen (SNPs). Am Auffinden neuer Positionen im Genom, an de
nen SNPs auftreten, besteht daher ein erhebliches Interesse der medizini
schen Forschung. An der Untersuchung von SNPs, deren Position im Ge
nom auf das Nukleotid genau bekannt ist, besteht dagegen vor allem ein
Interesse für die Diagnostik von molekular bedingten Krankheiten.
Eine Reihe von Verfahren zur routinemäßigen Untersuchung solcher SNPs
an bekannter Position im Genom sind daher in den vergangenen Jahren
entwickelt worden.
So wurden durch photolitographische Synthese miniaturisierte Oligonukleo
tidarrays hoher Dichte hergestellt. Auf diesen Arrays existiert für jedes
mögliche Allel eine komplementäre Sonde. Mit Prototypen solcher Chips
zur Genotypisierung können bis zu 3000 SNPs gleichzeitig untersucht
werden (Sapolsky et al. Genet. Anal., 1999, 14: 187-192).
Ein ähnliches Verfahren, das ebenfalls auf der Hybridisierung des zu unter
suchenden Allels mit einer komplementären Oligonukleotidsonde basiert,
wurde von Axys Pharmaceuticals entwickelt. Dieses Verfahren verwendet
Oligonukleotidsonden, die an fluoreszenzmarkierte Mikrokügelchen gekop
pelt sind. Diese Sonden werden direkt mit ebenfalls fluoreszenzmarkierten
Polymerasekettenreaktions(PCR)-Produkten hybridisiert. Die Detektion
erfolgt dann in einem üblichen Durchflußzytometer. Auf diese Weise konn
ten bis zu acht polymorphe Gene gleichzeitig untersucht werden (Arm
strong et al. Cytometry, 2000, 40: 102-108).
Während bei diesen Verfahren die Hybridisierung nach einem möglichen
DNA-Amplifikationsschritt mit PCR erfolgt, gehen See et al. den umgekehr
ten Weg. Ihr Verfahren verwendet Primer mit verschiedenen Fluorophoren
an den 5'-Nukleotiden, deren 3'-Ende bei dem zu untersuchenden Nukleotid
liegt. Nur mit dem Primer, der auch am 3'-Ende zu dem zu untersuchenden
Nukleotid komplementär ist, entsteht ein PCR-Produkt. Die Proben werden
dann durch Elektrophorese nach Größe und Fluoreszenz analysiert (See et
al. Biotechniques, 2000, 28: 710-714).
Ein sehr elegantes Verfahren zur Charakterisierung von SNPs verwendet
keine komplette PCR, sondern lediglich die Verlängerung eines Primers um
ein einzelnes, fluoreszenzmarkiertes Didesoxyribonucleinsäuremolekül
(ddNT'P), das zu dem zu untersuchenden Nukleotid komplementär ist.
Durch Detektion des um eine Base verlängerten und damit fluoreszenz
markierten Primers läßt sich auf das Nukleotid an der polymorphen Stelle
schließen (Kobayashi et al. Mol. Cell. Probes, 1995, 9: 175-182). Ein Nach
teil dieses Verfahrens ist allerdings, dass in einer Reaktion immer nur ein
einzelner Polymorphismus untersucht werden kann.
Eine mögliche Lösung dieses Problems besteht im Einbau einer als ZipCode
bezeichneten eindeutig identifizierbaren Sequenz in den Primer. Dieser
ZipCode wird von einem komplementären ZipCode (dem cZipCode) erkannt,
der kovalent an ein fluoreszierendes Mikrokügelchen gebunden ist. Die
Mikrokügelchendecodierung und SNP-Typisierung erfolgt dann in einem üb
lichen Durchflußzytometer. Das ZipCode System erlaubt die Analyse einer
großen Zahl von SNPs mit einer begrenzten Menge an ZipCode gekoppelten
Mikrokügelchen (Chen et al. Genome Res., 2000, 10: 549-557).
Die beiden letztgenannten Verfahren, die auf der Verlängerung eines Pri
mers mit einem fluoreszenzmarkierten Didesoxynukleotid aufbauen, besit
zen einen wesentlichen Vorteil: Fluoreszenzmarkierte Didesoxynukleotide,
die für hohe Fluoreszenzausbeute und für den Einbau in DNA durch natür
lich vorkommende oder genetisch veränderte Polymerasen optimiert sind,
sind wegen ihrer Verwendung für die Sangersche Methode der DNA-Se
quenzierung durch Kettenabbruch (Sanger et al. Proc. Nat. Acad. Sci. USA,
1977, 74: 5463) preisgünstig verfügbar.
Ebenso wie die übrigen Verfahren sind aber auch die beiden letztgenannten
Verfahren, die auf der Verlängerung eines Primers mit einem fluoreszenz
markierten Didesoxynukleotid aufbauen, in der Durchführung aufwendig.
Bei dem weiter oben erläuterten Verfahren ohne ZipCode ist es zur Erzie
lung eines klaren Signals erforderlich, die Probe vor dem Auftrag auf ein de
naturierendes Gel vorzureinigen. Zur Abtrennung des Überschusses an
nicht in den Primer eingebauten Didesoxynukleotid wird empfohlen, die
Probe mit alkalischer Phosphatase zu behandeln und den Primer anschlie
ßend mit Isopropanol zu fällen. Besonders der Fällungsschritt läßt sich
schlecht automatisieren.
Bei dem Verfahren mit ZipCode entfallen die handarbeitsintensiven Arbeits
schritte, dafür ist aber ein technisch aufwendiges Durchflußzytometer, das
einen großen Wellenlängenbereich abdeckt, erforderlich. Außerdem besteht
die Gefahr, Signale falsch zu interpretieren, weil sich die Spektren der
verschiedenen Fluoreszenzfarbstoffe zumindest teilweise überschneiden.
Außerdem besteht bei der Verwendung von DNA von Spendern, die zwei
verschiedene Allele des zu untersuchenden polymorphen DNA-Abschnitts
besitzen, die Schwierigkeit, dass die beiden Allele entweder zunächst
einzeln isoliert oder selektiv amplifiziert werden müssen.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, Verfahren zur Charakterisierung
von Nukleinsäurepolymorphismen bereitzustellen, die diese Nachteile des
Standes der Technik nicht aufweisen.
Diese Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren zur Charakterisierung von
Nukleinsäurepolymorphismen, umfassend die Schritte:
- a) Bereitstellen einer zu untersuchenden Nukleinsäurematrize,
- b) Anlagern von mindestens einem Startprimer an die Nukleinsäure matrize, wobei das 3'-Ende des Primers stromaufwärts eines zu untersuchenden Nukleinsäurepolymorphismus liegt,
- c) Verlängern des Startprimers mit mindestens einem fluoreszenzmar kierten Nukleotid und
- d) Nachweisen von in den Startprimer eingebauten Nukleotiden durch Einzelmolekülbestimmung.
Bei dem Nukleinsäurepolymorphismus handelt es sich im einfachsten Fall
um einen Einzelnukleotidpolymorphismus (single nucleotide polymorphism,
SNP). Der Polymorphismus kann aber auch mehrere Nukleotide, zum Bei
spiel bis zu 20 aufeinanderfolgende Nukleotide oder sogar mehrere Grup
pen aus einem oder mehreren aufeinanderfolgenden Nukleotiden betreffen.
Als Nukleinsäurematrize kann DNA beliebiger Herkunft, beipielsweise von
Prokaryonten, insbesondere pathogenen Prokaryonten, Archaeaen oder Eu
karyonten, insbesondere Säugetieren, insbesondere Mensch verwendet
werden. Es kann sich aber auch um rekombinant hergestellte DNA oder um
synthetische DNA handeln. Die DNA wird bevorzugt in einzelsträngiger
Form verwendet. Solche DNA kann beispielsweise durch reverse Trans
kription eines RNA-Moleküls durch eine Reverse Transkriptase, etwa die
Reverse Transkriptase von AMV (Avian Myeloblastosis Virus) oder MMLV
(Moloney Murine Leucaemia Virus) hergestellt werden. Es ist aber auch
möglich, doppelsträngige DNA, etwa genomische DNA, DNA eines Plas
mids oder eines episomalen genetischen Elements durch Erhitzen in einzel
strängige DNA aufzutrennen, gegebenenfalls einen Strang aufzureinigen
oder anzureichern, und dann den Primer annealen zu lassen. Bei der RNA
oder DNA handelt es sich bevorzugt um eine möglichst homogene Mi
schung. Da der Startprimer aber Spezifität für die zu untersuchende DNA
besitzt, kann auch mit heterogenen Gemischen gearbeitet werden.
Der Startprimer besteht bevorzugt aus einzelsträngiger DNA. Es ist aber
selbstverständlich auch möglich, mit RNA-Molekülen zu arbeiten. Der
Startprimer kann auch ein Nukleinsäureanalog, zum Beispiel eine Peptid
nukleinsäure sein, wobei das Phosphat-Zucker-Rückgrat der Nukleinsäuren
ersetzt wird durch ein peptidartiges Rückgrat, beispielsweise bestehend aus
2-Aminoethylenglycin (Nielsen et al., Science, 254: 1497-1500) als Träger
der einzelnen Basen A, T, G, C. Ein solcher Peptidnukleinsäureprimer muss
ein 3'-Ende besitzen, das eine Elongation zulässt.
Bevorzugt bindet der Startprimer unmittelbar stromaufwärts des zu charak
terisierenden SNPs. Falls mit Desoxynukleotiden und nicht mit Kettenab
bruchmolekülen gearbeitet wird, ist es aber auch möglich, einen Startprimer
zu verwenden, der weiter stromaufwärts, vorzugsweise nicht mehr als 5
Nukleotide stromaufwärts von der zu untersuchenden Polymorphismus
stelle bindet.
Das fluoreszenzmarkierte Nukleotid kann sowohl ein Desoxynukleotid als
auch ein Kettenabbruchmolekül sein. Die Fluoreszenzmarkierungsgruppen
können aus den bekannten zur Markierung von Biopolymeren, z. B. Nuklein
säuren, verwendeten Fluoreszenzmarkierungsgruppen, wie etwa Fluores
cein, Rhodamin, Phycoerythrin, Cy3, Cy5 oder Derivaten davon etc. ausge
wählt werden. Die Unterscheidung der Farbstoffe kann über die Wellenlän
ge, über die Lebensdauer der angeregten Zustände oder über eine Kom
bination davon erfolgen.
Falls mehrere, mit verschiedenen Fluoreszenzmarkierungen versehene
Nukleotide verwendet werden, können diese durch die Wellenlänge des
anregenden Lichts, des emittierten Lichts oder eine Kombination daraus
unterschieden werden. Eine Unterscheidung der Fluorezenzfarbstoffe kann
auch durch eine Messung der Lebensdauer des angeregten Zustands erfol
gen. Es bietet sich an, die Verfahren zu kombinieren. So können beispiels
weise vier Fluoreszenzmarkierungen für die vier verschiedenen Basen ausge
wählt werden, die alle bei der gleichen Wellenlänge angeregt werden
können, und die bei zwei unterschiedlichen Wellenlängen emittieren, wobei
sich für die Markierungen, deren Emissionswellenlänge gleich ist, die Le
bensdauern der angeregten Zustände unterscheiden.
Die Verlängerung des Primers kann mit Methoden der Nukleinsäurechemie,
die aus der Oligonukleotidsynthese bekannt sind, erfolgen. Bevorzugt
erfolgt die Verlängerungsreaktion aber durch enzymatische Katalyse. Die
Polymerase wird abhängig davon gewählt, ob als Matrize RNA oder DNA
verwendet wird. Bevorzugt wird eine Polymerase ohne Exonukleaseaktivität
ausgewählt. Beispiele für mögliche Polymerasen sind T7-Polymerase oder
thermostabile Polymerasen wie Taq, Pfu, Pwo und Ähnliche, die üblicher
weise für PCR-Reaktionen Verwendung finden.
Der Nachweis der Fluoreszenz eines einzelnen Moleküls kann mit einer
beliebigen Messmethode, z. B. mit orts- oder/und zeitaufgelöster Fluores
zenz-Spektroskopie erfolgen, die in der Lage ist, in einem sehr kleinen
Volumenelement, wie es in einem Mikrokanal vorliegt, Fluoreszenzsignale
bis hinunter zu Einzelphotonenzählung zu erfassen.
Beispielsweise kann die Detektion mittels konfokaler Einzelmoleküldetek
tion, wie etwa durch Fluoreszenz-Korrelationsspektroskopie, erfolgen,
wobei ein sehr kleines, vorzugsweise ein konfokales Volumenelement,
beispielsweise 0,1 × 10-15 bis 20 × 10-12 l der durch den Mikrokanal
strömenden Probeflüssigkeit einem Anregungslicht eines Lasers ausgesetzt
wird, das die in diesem Messvolumen befindlichen Fluores
zenzmarkierungen zur Emission von Fluoreszenzlicht anregt, wobei das
emittierte Fluoreszenzlicht aus dem Messvolumen mittels eines Foto
detektors gemessen wird, und eine Korrelation zwischen der zeitlichen
Veränderung der gemessenen Emission und der relativen Flussgeschwindig
keit der beteiligten Moleküle erstellt wird, sodass bei entsprechend starker
Verdünnung einzelne Moleküle in dem Messvolumen identifiziert werden
können. Auf Einzelheiten zur Verfahrensdurchführung und apparative
Details zu den für die Detektion verwendeten Vorrichtungen wird auf die
Offenbarung des europäischen Patentes 0 679 251 verwiesen. Die
konfokale Einzelmolekülbestimmung ist weiterhin bei Rigler und Mets (Soc.
Photo-Opt. Instrum. Eng. 1921 (1993), 239 ff.) und Mets und Rigler (J.
Fluoresc. 4 (1994), 259-264) beschrieben.
Alternativ bzw. zusätzlich kann die Detektion auch durch eine
zeitaufgelöste Abklingmessung, ein sogenanntes Time Gating erfolgen, wie
beispielsweise von Rigler et al., "Picosecond Single Photon Fluorescence
Spetroscopy of Nucleic Acids", in: "Ultrafast Phenomena", D.H. Auston,
Ed., Springer 1984, beschrieben. Dabei erfolgt die Anregung der
Fluoreszenzmoleküle innerhalb eines Messvolumens und anschließend -
vorzugsweise in einem zeitlichen Abstand von ≧ 100 ps - das Öffnen eines
Detektionsintervalls am Fotodetektor. Auf diese Weise können durch
Raman-Effekte erzeugte Hintergrundsignale ausreichend gering gehalten
werden, um eine im Wesentlichen störungsfreie Detektion zu ermöglichen.
In einer bevorzugten Ausführungsform des Verfahrens kann die
Bestimmung auch die Messung eines kreuzkorrellierten Signals umfassen,
das von mindestens einem, 2 unterschiedliche Markierungen, insbesondere
Fluoreszenzmarkierungen, enthaltenden Nukleinsäuremolekül oder
Nukleinsäuremolekül-Komplex stammt, wobei mehrere markierte
Nukleotide, Primer oder/und Nukleinsäurematrizen mit jeweils
unterschiedlichen Markierungen eingesetzt werden können. Diese
Kreuzkorrelationsbestimmung ist beispielsweise bei Schwille et. al.
(Biophys. J. 72 (1997), 1878-1886) und Rigler et. al. (J. Biotechnol. 63
(1998), 97-109) beschrieben.
Der Nachweis von eingebauten Nukleotiden umfaßt bevorzugt eine Separa
tion des verlängerten Startprimers von nicht eingebauten Nukleotiden.
Die Trennung kann beispielsweise wie in der Patentanmeldung
DE 102 23 423.2 beschrieben aufgrund der unterschiedlichen Wanderungs
geschwindigkeit eingebauter und nicht eingebauter Nukleotide im elek
trischen Feld erfolgen. Auf diese Weise können typischerweise Anreiche
rungen um drei Zehnerpotenzen oder mehr erreicht werden.
Falls der Primer oder die Nukleinsäurematrize an einem Trägerpartikel
immobilisiert ist, kann dieses Partikel beispielsweise mit Hilfe eines In
frarotlasers eingefangen werden. Anschließend kann dann ein Waschschritt
in einem gerichteten Fluss, der elektroosmotisch oder hydrodynamisch sein
kann, erfolgen. Wegen des günstigeren Flussprofils und der höheren Fluss
raten wird hydrodynamischer Fluss bevorzugt.
Es ist möglich, bei der Detektion zusätzlich zu prüfen, ob tatsächlich einge
baute Nukleotide beobachtet werden, oder ob noch kontaminierende, freie
Nukleotide vorhanden sind. Dies ist zum Beispiel durch Fluoreszenzkorrela
tionsspektroskopie möglich. Bei diesem Verfahren nutzt man aus, das der
verlängerte Startprimer wesentlich langsamer diffundiert als die freien
Kettenabbruchmoleküle und daher länger in dem von einem konfokalen
Mikroskop beleuchteten Bereich verweilt, so dass emittiertes Fluoreszenz
licht vom verlängerten Startprimer eine wesentliche längere Korrelationszeit
besitzt als Fluoreszenzlicht von einem freien Kettenabbruchmolekül. Für die
Messung der diffusionsbegrenzten Korrelationszeit genügen technisch
wenig aufwendige Korrelatoren, da die Korrelationszeiten im Bereich von
ms bis einigen 100 ms liegen.
Eine weitere Möglichkeit zur optischen Unterscheidung von eingebauten
und nicht eingebauten Kettenmolekülen liegt in der Ausnutzung von Ener
gietransferprozessen. So wurde beispielsweise von Edman et al (Edman, L.,
Mets, Ü. und Rigler, R., Proc. Nat. Acad. Sci. USA 93, 6710-6715 (1996))
gezeigt, dass die Lebensdauer eines angeregten Zustands von Tetramethyl
rhodamin durch große räumliche Nähe drastisch verkürzt wird, die bei
hoher Verdünnung des Kettenabbruchmoleküls nur dann eintritt, wenn das
Molekül tatsächlich kovalent mit dem Startprimer verbunden wurde.
Gemäß einem weiteren Aspekt der vorliegenden Erfindung ist es aber auch
möglich, die eingebauten Nukleotide beispielsweise durch eine Exonuklease
wieder abzudauen und einzeln nachzuweisen. In diesem Fall erfolgt eine
zumindest teilweise Sequenzbestimmung des verlängerten Startprimers.
Dabei können Verfahren verwendet werden, wie sie in der Patentanmel
dung DE 100 31 840.1 und in der Publikation Dörre et al., Bioimaging 5,
139-152 beschrieben sind.
Für die Durchführung der Sequenzierungsreaktion wird die Nukleinsäure
matrix oder stärker bevorzugt der Startprimer an ein Trägerpartikel gekop
pelt.
Die Einzelmolekülsequenzbestimmung umfasst vorzugsweise die Schritte:
- a) Einbringen des Trägerpartikels in eine Sequenziervorrichtung, um fassend einen Mikrokanal,
- b) Festhalten des Trägerpartikels in der Sequenziervorrichtung,
- c) fortschreitendes Abspalten einzelner Nukleotidbausteine von dem immobilisierten Nukleinsäuremolekül,
- d) zumindest teilweises Bestimmen der Basenfolge des Nukleinsäure moleküls aufgrund der Abfolge der abgespaltenen Nukleotidbaustei ne.
Die Detektion und Manipulation beladener Trägerpartikel kann beispiels
weise nach den in Holm et al. (Analytical Methods and Instrumentation,
Special Issue µTAS 96, 85-87), Eigen und Rigler (Proc. Natl. Acad. Sci.
USA 91 (1994), 5740-5747) oder Rigler (J. Biotech. 41 (1995), 177-186)
beschriebenen Methoden erfolgen, die eine Detektion mit einem konfokalen
Mikroskop beinhalten. Die Manipulation der beladenen Trägerpartikel in
Mikrokanalstrukturen erfolgt bevorzugt mit Hilfe eines Einfanglasers, z. B.
eines Infrarotlasers. Geeignete Methoden sind zum Beispiel von Ashkin et
al. (Nature 330 (1987), 24-31) und Chu (Science 253 (1991), 861-866)
beschrieben.
Vorzugsweise erfolgt das Festhalten des Trägerpartikels durch einen auto
matisierten Prozess. Hierzu werden die Trägerpartikel im hydrodynamischen
Fluss durch den Mikrokanal geleitet, wobei sie ein Detektionselement
passieren. Der Detektor im Detektionsfenster wird so eingestellt, dass er
eine markierte Kugel aufgrund der darauf befindlichen fluoreszenzmarkier
ten DNA und/oder einer zusätzlichen fluoreszenzmarkierten Sonde erkennt,
und daraufhin automatisch das Aktivieren des Einfanglasers im Messraum
bewirkt.
Zur Abspaltung einzelner Nukleotide von dem verlängerten Startprimer
molekül wird eine Exonuklease verwendet, zum Beispiel T7-DNA-Polyme
rase als Exonuklease, E. coli Exonuklease I oder E. coli Exonuklease III.
Im einfachsten Fall wird nur ein einziger Startprimer für die Verlängerungs
reaktion eingesetzt. Es ist aber auch möglich, mehrere, an verschiedenen
Stellen an die Matrize bindende Startprimer einzusetzen und zu verlängern.
Die Startprimer sind dann bevorzugt unterschiedlich kodiert, beispielsweise
durch unterschiedliche Fluoreszenzmarkierungen oder durch unterschied
liche Kombinationen von Fluoreszenzmarkierungen. Insbesondere können
zur Identifikation des Startprimers fluoreszenzmarkierte dNTPs in den Start
primer eingebaut werden. Wenn für jedes Nukleotid eine unterschiedliche
Fluoreszenzmarkierung verwendet wird, lassen sich mit n fluoreszenzmar
kierten Positionen 4n verschiedene Startprimer unterscheiden. Eine noch
größere Zahl ergibt sich, wenn an verschiedenen Positionen für das gleiche
Nukleotid unterschiedliche fluoreszenzmarkierte Analoga eingesetzt wer
den.
Gemäß einer ersten Ausführungsform erfolgt die Verlängerungsreaktion
durch Anfügen eines einzelnen, fluoreszenzmarkierten Kettenabbruchmole
küls an den oder die Startprimer (siehe Abb. 1a für ein Beispiel). Als
Kettenabbruchmoleküle werden bevorzugt die Didesoxynukleotide ver
wendet. Es ist aber auch möglich, anders modifizierte Desoxyribonuklein
säuren zu verwenden, sofern diese noch von den verwendeten Enzymen
erkannt werden. Denkbar ist beispielsweise, die 3'-Position des Desox
yribosemoleküls durch ein Halogenatom oder einen Alkyl- oder Alkoxyrest
zu modifizieren.
Gemäß einer zweiten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung können
mehrere hintereinander liegende Nukleotide charakterisiert werden. In
diesem Fall wird die Beendigung der Verlängerungsreaktion nicht durch den
Einbau eines geeigneten Kettenabbruchmoleküls, sondern durch einen
Blockprimer erzwungen (siehe Abb. 1b für ein Beispiel). Der Block
primer ist stromabwärts des zu untersuchenden Polymorphismus an die
Nukleinsäurematrize gebunden und ist selbst gegen Verlängerung an sei
nem 3'-Ende durch geeignete chemische Modifikation geschützt. Beispiels
weise kann das am weitesten stromabwärts gelegene Nukleotid des Block
primers ein Kettenabbruchmolekül sein. Auch bei dieser Ausführungsform
ist es möglich, mehrere unterschiedlich kodierte Start/Blockprimerpaare, die
an verschiedenen Stellen an die Matrize binden können, einzusetzen (siehe
Abb. 1c für ein Beispiel).
Die Blockierung der Blockprimer kann, gegebenfalls mit Ausnahme der
Blockierung des am weitesten stromabwärts bindenden Blockprimers,
reversibel sein. Zur reversiblen Blockierung kann eine abspaltbare Schutz
gruppe, beispielsweise eine photolabile Schutzgruppe verwendet werden.
Besonders bevorzugt tragen die Blockprimer am 3'-Ende eine Phosphat
gruppe an der 3'-Position des Zuckers. Diese Phosphatgruppe am 3'-Ende
verhindert die Elongation durch Polymerase und kann zur Deblockierung
ohne weiteres mit einer 3'-Phosphatase abgespalten werden.
Nach der Verlängerungsreaktion des Startprimers besteht noch keine kova
lente Bindung zum unmittelbar stromabwärts liegenden Blockprimer. Diese
Bindung kann aber geknüpft werden, zum Beispiel enzymatisch mit einer
Ligase. Die Ligation läuft wesentlich leichter ab, wenn die Blockprimer an
ihrem 5'-Ende eine Phosphatgruppe tragen.
Gemäß einer dritten Ausführungsform kann/können die Lücke(n) zwischen
Paaren aus einem durch fluoreszierende Nukleotide verlängerten Startprimer
und dem jeweils stromabwärts liegenden Blockprimer nach Entfernung der
3'-Blockierung der Blockprimer durch Desoxyribonukleotide aufgefüllt
werden und kovalente Bindungen zwischen den verlängerten Blockprimern
und den unmittelbar stromabwärts liegenden Startprimern geschlossen
werden (siehe Abb. 1d für ein Beispiel). Dazu tragen die Blockprimer
bevorzugt ein 5'-Phosphat. Bei dieser Ausführungsform ist es nicht unbe
dingt erforderlich, die verschiedenen Start/Blockprimerpaare mit Kodierun
gen zu versehen.
Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist die Kombination der Ketten
abbruchmarkierung mit einem Nachweis in vollständig oder teilweise trans
parenten Mikrowells (siehe Patentanmeldung DE 100 23 421.6). Dieses
Verfahren umfasst die Schritte:
- a) Bereitstellen eines Trägerpartikels mit einem darauf immobilisierten Nukleinsäuremolekül, bestehend aus einer einzelsträngigen Nuklein säurematrize und einem Startprimer,
- b) Verlängern des Startprimers durch ein fluoreszenzmarkiertes Ketten abbruchmolekül,
- c) gegebenenfalls Waschen des Wells zur Abtrennung von nicht einge bauten Markierungen und
- d) Nachweisen der in den Startprimer eingebauten Fluoreszenzmarkie rung.
Je nach Anordnung der die Fluoreszenz anregenden Lichtquelle und des
Detektors ist die Verwendung ganz oder teilweise transparenter Mikrowells
erforderlich. Die Anregung oder/und der Nachweis der Fluoreszenz kann
beispielsweise durch einen in den Mikrowell integrierten Halbleiterlaser
oder/und Halbleiterdetektor erfolgen (siehe Abb. 2 für ein Beispiel).
Die Anregungslichtquelle oder/und der Detektor können aber auch außer
halb der Mikrostruktur liegen. Das Verfahren eignet sich hervorragend zur
Automatisierung, da eine Vielzahl von Reaktionen auf einer Mikrowellplatte
parallel oder sequenziell durchgeführt werden können.
Falls die Menge an Startprimer und die Menge an eingesetztem markiertem
Nukleotid gering (nM) gehalten wird, kann die Unterscheidung von einge
bauten und nicht eingebauten Kettenabbruchmolekülen beispielsweise
durch FCS (Fluoreszenzkorrelationsspektroskopie) wie weiter oben erläutert
erfolgen. Alternativ können, wie ebenfalls oben erläutert, Energietrans
ferprozesse ausgenützt werden.
Alternativ und bevorzugt werden höhere, z. B. µM Konzentrationen an
Primer und Kettenabbruchmolekülen eingesetzt, weil die Inkubationszeit
dann geringer gehalten werden kann. Zumindest die Kettenabbruchmole
küle müssen dann allerdings nach der Primerverlängerungsreaktion durch
einen Waschschritt wieder entfernt werden. Dazu können Mikrowells mit
einem oder mehreren kleinen Löchern oder einer Größenausschlussmem
bran verwendet werden, welche die markierte, an ein Trägerpartikel gebun
dene DNA zurückhalten und die unmarkierten Kettenabbruchmoleküle
durchlassen (siehe z. B. Abb. 2).
Verschiedene Kombinationen von Startprimern und Kettenabbruchmolekü
len sind denkbar. Im einfachsten Fall werden für die Charakterisierung eines
SNPs zwei oder mehr (bis zu vier) Wells mit nur jeweils einem fluoreszenz
markiertes Kettenabbruchmolekül und dem Startprimer, dessen 3'-Ende
unmittelbar vor dem zu untersuchenden Nukleotid hybridisiert, beladen. Nur
in einem der Wells kommt es zu einer Elongationsreaktion. Da bekannt ist,
welcher Well welches Kettenabbruchmolekül enthält, kann für alle Ketten
abbruchmoleküle die gleiche Fluoreszenzmarkierung verwendet werden. Da
die Verlängerungsreaktion abbricht, wenn nicht das richtige Nukleotid für
die Verlängerung vorhanden ist, können in diesem Fall auch Desoxynukleo
tide verwendet werden. Bevorzugt wird aber ein Kettenabbruchmolekül wie
zuvor beschrieben, zum Beispiel ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus
ddATP, ddUTP, ddTTP, ddCTP und ddGTP zur Verfügung gestellt. Bevor
zugt wird eine Festphase mit einer Vielzahl von Wells wie beispielsweise in
Patentanmeldung DE 100 23 421.6 beschrieben verwendet. In einem
einzigen Ansatz können auf diese Weise eine Vielzahl von SNPs parallel
untersucht werden. Vorzugsweise erfolgt hier eine parallele Detektion von
jeweils 4 Wells.
Es ist aber auch möglich, einen Startprimer zusammen mit mehreren,
vorzugsweise vier verschiedenen Kettenabbruchmolekülen entsprechend
den vier Nukleobasen einzusetzen. Die Kettenabbruchmoleküle müssen
dann allerdings verschiedene Markierungsgruppen tragen. Eine Unterschei
dung der Markierungsgruppen ist über die Wellenlänge des anregenden
und/oder emittierten Lichts oder über die Lebensdauer des angeregten
Zustands möglich. Die Messung der Lebensdauer des angeregten Zustands
erfolgt durch Messung der Fluoreszenzabklingzeit (FD, fluorescence decay).
Bei dieser Messmethode wird das zu untersuchende Molekül durch einen
gepulsten Laser (z. B. einen mode locked laser) angeregt. Die Detektion der
emittierten Fluoreszenzphotonen erfolgt als Funktion der Zeit seit dem
Abklingen des Laserpulses, dessen zeitliche Dauer klein gegenüber der
zeitlichen Lebensdauer des zu untersuchenden angeregten Zustands sein
muss.
In speziellen Fällen ist es möglich, mit mehreren Startprimern und mehreren
Kettenabbruchmolekülen im einem Well zu arbeiten. Ist beispielsweise von
einem SNP bekannt, dass nur eine der Basen A oder T zu erwarten ist, und
ist von einem weiteren SNP bekannt, dass nur entweder G oder C auf
treten, so können die beiden Polymorphismen parallel untersucht werden.
Weitere Situationen, in denen aufgrund zusätzlicher Information über die
Polymorphismen mehrere Nukleotidpositionen gleichzeitig untersucht wer
den können, sind für den Fachmann leicht ersichtlich.
Mit noch einer weiteren Ausführungsform der vorliegenden Erfindung
können auch mehrere SNPs gleichzeitig untersucht werden, selbst wenn an
den Polymorphismusstellen mit dem Auftreten aller vier Nukleotide ge
rechnet werden muss. Dazu wird für jede Polymorphismusstelle ein Start
primer eingesetzt, dessen 3'-Ende unmittelbar stromaufwärts von dem
jeweils zu charakterisierenden Nukleotid liegt. Anschließend erfolgt die
Verlängerungsreaktion mit den markierten Kettenabbruchmolekülen. In
einem weiteren Schritt werden dann zu ausgewählten Restriktionsschnitt
stellen komplementäre Startprimer zugegeben, so dass ein Verdau der
Nukleinsäurematrix in Fragmente charakteristischer Länge erfolgen kann.
Durch Untersuchung des Diffusionsverhaltens der Fragmente mittels FCS
können die Fluoreszenzsignale dann den einzelnen polymorphen Nuklein
säurepositionen zugeordnet werden.
Ein prinzipiell analoges Vorgehen ist möglich, wenn statt der Restriktase
eine sequenzspezifische Ligase verwendet wird. Sequenzspezifische Liga
tion läßt sich beispielsweise durch "rückwärts" betriebene Restriktasen er
reichen. Da die Hydrolysereaktion ein Molekül Wasser verbraucht und die
Ligationsreaktion ein Molekül Wasser freisetzt, läßt sich das Gleichgewicht
in Richtung der Ligation verschieben, indem man ein möglichst wasser
freies Reaktionsmedium verwendet. Im analogen Fall von Proteasen wurde
"Rückwärtsbetrieb" des Enzyms erfolgreich realisiert durch den Zusatz
großer Mengen von Polyethylenglycol oder organischen Lösungsmitteln
zum Reaktionspuffer.
Für alle beschriebenen Ausführungsformen besitzt das Trägerpartikel bevor
zugt eine Größe im Bereich von 0,5 bis 10 µm und besonders bevorzugt
von 1 bis 3 µm. Beispiele für geeignete Materialien von Trägerpartikeln sind
Kunststoffe wie Polystyrol, Glas, Quarz, Metalle oder Halbmetalle wie
Silicium, Metalloxide wie Siliciumdioxid oder Verbundmaterialien, die meh
rere der zuvor genannten Komponenten enthalten. Besonders bevorzugt
werden optisch transparente Trägerpartikel, beispielsweise aus Kunststof
fen oder Partikel mit einem Kunststoffkern und einer Siliciumdioxidhülle
eingesetzt.
Die Immobilisierung an ein Trägerpartikel kann entweder über die Matrize
oder über den Startprimer erfolgen. Für das Verfahren ist es dabei unerheb
lich, zu welchem Zeitpunkt der Immobilisierungsschritt erfolgt. Dieser
Schritt ist möglich i) vor dem Hybridisierungsschritt, ii) nach dem Hybridis
ierungsschritt, aber vor Verlängerung des Startprimers durch das Ketten
abbruchmolekül, und bevorzugt, iii) nach der Verlängerungsreaktion. Der
Vorteil der späten Immobilisierung besteht darin, dass ein möglicherweise
störender Einfluss der Trägers auf die Hybridisierungs- und Verlängerungs
reaktion vermieden wird.
Die Bindung des Startprimers oder der Nukleinsäurematrize an den Träger
kann durch kovalente oder nicht kovalente Wechselwirkungen erfolgen.
Beispielsweise kann die Bindung der Polynukleotide an den Träger durch
hochaffine Wechselwirkungen zwischen den Partnern eines spezifischen
Bindepaares, z. B. Biotin/Streptavidin oder Avidin, Hapten/Anti-Hapten-
Antikörper, Zucker/Lectin etc., vermittelt werden. So können biotinylierte
Nukleinsäuremoleküle an Streptavidin-beschichtete Träger gekoppelt wer
den. Alternativ können die Nukleinsäuremoleküle auch adsorptiv an den
Träger gebunden werden. So kann eine Bindung von durch Einbau von
Alkanthiolgruppen modifizierten Nukleinsäuremolekülen an metallische
Träger, z. B. Goldträger, erfolgen. Noch eine weitere Alternative ist die
kovalente Immobilisierung, wobei die Bindung der Polynukleotide über
reaktive Silangruppen auf einer Silika-Oberfläche vermittelt werden kann.
Falls ein Gemisch aus zwei oder mehr an der Stelle des Einzelnukleotidpoly
morphismus verschiedenen DNA-Molekülen als Matrize vorliegt, ist es wie
bei der Einzelmolekülsequenzierung günstig, nur höchstens ein Molekül der
Matrize oder des Startprimers an ein einzelnes Trägerpartikel zu binden.
Dies läßt sich durch einen hinreichend hohen molaren Überschuß an Träger
partikel gegenüber der Matrize oder dem Startprimer leicht erreichen.
Fall die als Matrize verwendeten DNA-Moleküle dagegen alle einheitlich
sind, ist es insbesondere für die Ausführungsform der Erfindung in Mikro
wells sogar günstig, mehrere Moleküle Matrize oder Startprimer an ein
Trägerpartikel zu binden. Der Exonukleaseverdau führt dann zur Abspaltung
mehrerer identischer fluoreszenzmarkierter Kettenabbruchmoleküle, so dass
sich das Fluoreszenzsignal und damit das Signal- zu Rauschverhältnis
verbessert.
Bei der Verwendung mehrerer fluoreszenzmarkierter Komponenten bei den
erfindungsgemäßen Polymorphismuscharakterisierungen entsteht das Prob
lem, die verschiedenen Markierungen wirksam zu trennen. Wie weiter oben
beschrieben kann dies unter anderem durch die Verwendung verschiedener
Wellenlängen bei der Anregung und Emission von Fluoreszenzlicht erfolgen.
Die spektrale Aufspaltung erfolgt dabei gemäß dem Stand der Technik mit
dichroischen Spiegeln. Nachteil bei diesem Vorgehen sind die vergleichs
weise hohen Verluste, insbesondere bei der spektalen Aufspaltung der vom
Fluorophor emittierten Photonen. Überraschend wurde gefunden, dass die
Verluste verringert werden können, wenn die spektrale Aufspaltung statt
mit einem dichroischen Spiegel mit einem Dispersionselement wie etwa
einem Gitter, z. B. einem holographischen oder geritzten Gitter oder einem
Prisma erfolgt (siehe Abb. 3). Dabei ist es günstig, die Reflexionen
beim Eintritt des Lichts in das Dispersionselement oder/und beim Austritt
des Lichts aus dem Dispersionselement z. B. durch geeignete Beschichtung
der Glasoberflächen bei einem Prisma möglichst vollständig unterdrückt
werden. Die Verwendung eines Dispersionselements statt eines di
chroischen Spiegels ist nicht auf die Verwendung bei der Charakterisierung
von Nukleotidpolymorphismen beschränkt. Sie ist ebenfalls möglich beim
direkten Nachweis von Einzelmolekülen (siehe z. B. Anmeldung
DE 102 23 423.2), bei Einzelmolekülsequenzierungsverfahren (siehe z. B.
Anmeldung DE 100 31 840.1), bei Verfahren zur Selektion von Partikeln
(siehe z. B. Anmeldung DE 100 31 842.8), bei Verfahren zum Nachweis
von Polynukleotiden (siehe z. B. Anmeldung DE 100 23 421.6), bei Verf
ahren zur Auftrennung von markierten Biopolymeren (siehe z. B. Anmeldung
DE 100 23 422.4) und bei Multiplexsequenzierverfahren (siehe z. B. Anmel
dung DE 100 31 842.8).
Abb. 1 zeigt verschiedene Ausführungsformen der Polymorphismus
charakterisierung. In (a) erfolgt die Verlängerung des Start
primers um ein einziges fluoreszenzmarkiertes Kettenabbruch
molekül. In (b) wird der Startprimer durch unterschiedlich
fluoreszenzmarkierte Desoxynukleotide bis zum 3'-Ende eines
stromabwärts bindenden Blockprimers verlängert. Der Block
primer selbst ist an seinem 3'-Ende blockiert, so dass er nicht
verlängert wird. In (c) werden mehrere Start/Blockprimerpaare
eingesetzt. In diesem Fall ist es erforderlich, die Startprimer
durch Fluoreszenzmarker zu kodieren. In (d) werden ebenfalls
mehrere Start/Blockprimerpaare eingesetzt, zusätzlich ist die
Blockierung der Blockprimer (mit Ausnahme der Blockierung
des am weitesten stromabwärts gelegenen Blockprimers) am
3'-Ende reversibel, also beispielsweise eine 3'-Phosphatbloc
kierung. In einem ersten Schritt werden in Gegenwart der 3'-
Blockierung fluoreszierende Nukleotide eingebaut. Nach einem
Waschschritt zum Entfernen nicht eingebauter Nukleotide wird
dann in einem zweiten Schritt nach Entfernung der 3'-Blockie
rung die Lücke zwischen Blockprimer und folgendem Start
primer durch unmarkierte Desoxynukleotide aufgefüllt. Die
noch fehlenden kovalenten Bindungen aufeinanderfolgender
Nukleotide werden durch Ligase geknüpft. Dargestellt ist das
Ergebnis dieses Vorgehens.
Abb. 2 (a) zeigt eine Draufsicht, (b) eine Seitenansicht eines Mikro
wells, der sich zur Verwendung in der vorliegenden Erfindung
eignet.
Abb. 3(a) zeigt die zur Einzelmolekülbestimmung bisher verwendete
Optik, (b) zeigt die erfindungsgemäße Optik unter Verwen
dung eines Dispersionselements zur Auftrennung der verschie
denen Wellenlängen.
Die Bestimmung kann über die Fluoreszenzintensitäten (Δλ)
bei verschiedenen Wellenlängen oder/und über Fluoreszenz-
Abklingzeiten (τ) bei verschiedenen Wellenlängen unter Ver
wendung mehrerer Detektoren erfolgen.
Claims (33)
1. Verfahren zur Charakterisierung von Nukleinsäurepolymorphismen,
umfassend die Schritte:
- a) Bereitstellen einer zu untersuchenden Nukleinsäurematrize,
- b) Anlagern von mindestens einem Startprimer an die Nuklein säurematrize, wobei das 3'-Ende des Startprimers stromauf wärts eines zu untersuchenden Nukleinsäurepolymorphismus liegt,
- c) Verlängern des Startprimers mit mindestens einem fluores zenzmarkierten Nukleotid und
- d) Nachweisen von in den Startprimer eingebauten Nukleotiden durch Einzelmolekülbestimmung.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Nachweis von eingebauten Nukleotiden eine Separation des
verlängerten Startprimers von nicht eingebauten Nukleotiden
umfasst.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Nachweis des eingebauten Nukleotids eine zumindest
teilweise Sequenzbestimmung des verlängerten Startprimers
umfasst.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass zur Durchführung der Einzelmolekülbestimmung der Startprimer
an ein Trägerpartikel gekoppelt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 3 oder 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Einzelmolekülsequenzbestimmung die Schritte umfasst:
- a) Einbringen des Trägerpartikels in eine Sequenziervorrichtung, umfassend einen Mikrokanal,
- b) Festhalten des Trägerpartikels in der Sequenziervorrichtung,
- c) fortschreitendes Abspalten einzelner Nukleotidbausteine von dem immobilisierten Nukleinsäuremolekül,
- d) zumindest teilweises Bestimmen der Basenfolge des Nuklein säuremoleküls aufgrund der Abfolge der abgespaltenen Nu kleotidbausteine.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass eine enzymatische Abspaltung von an den Startprimer
angehängten Nukleotiden durch eine Exonuklease, insbesondere
durch T7-DNA-Polymerase als Exonuklease, E. coli Exonuklease I
oder E. coli Exonuklease III erfolgt.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass ein einziger Startprimer verwendet wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass mehrere Startprimer verwendet werden.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 oder 8,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Verlängerungsreaktion das Anfügen eines einzigen
fluoreszenzmarkierten Kettenabbruchmoleküls umfasst.
10. Verfahren nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet,
dass es sich bei dem Kettenabbruchmolekül um ein
Didesoxynukleotid handelt.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 oder 8,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Verlängerungsreaktion das Anfügen mehrerer
fluoreszenzmarkierter Nukleinsäurebausteine umfasst.
12. Verfahren nach Anspruch 1 l,
dadurch gekennzeichnet,
dass ein oder mehrere Paare von Start- und Blockprimern eingesetzt
werden, wobei das 5'-Ende jedes Blockprimers in einem
vorbestimmten Abstand stromabwärts des 3'-Endes des zugehörigen
Startprimers an die Nukleinsäurematrize bindet, wobei das 3'-Ende
des Blockprimers blockiert ist.
13. Verfahren nach Anspruch 12,
dadurch gekennzeichnet,
dass mehrere Paare von Start- und Blockprimern eingesetzt werden
und die Start/Blockprimerpaare anhand unterschiedlicher
Kodierungen identifiziert werden können.
14. Verfahren nach Anspruch 12 oder 13,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Blockierung des 3'-Endes der Blockprimer, gegebenenfalls
mit Ausnahme des am weitesten stromabwärts bindenden
Blockprimers reversibel ist.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 12 bis 14,
dadurch gekennzeichnet,
dass Blockprimer verwendet werden, die eine 3'-Phosphatgruppe
tragen.
16. Verfahren nach einem der Ansprüche 12 bis 15,
dadurch gekennzeichnet,
dass eine kovalente Bindung zwischen dem durch fluoreszierende
Nukleotide verlängerten Startprimer und dem Blockprimer
geschlossen wird.
17. Verfahren nach einem der Ansprüche 12 bis 16,
dadurch gekennzeichnet,
dass die kovalente Bindung enzymatisch, zum Beispiel unter
Verwendung einer Ligase geschlossen wird.
18. Verfahren nach Anspruch 16 oder 17,
dadurch gekennzeichnet,
dass wenigstens ein Blockprimer eine 5'-Phosphatgruppe trägt.
19. Verfahren nach einem der Ansprüche 14 bis 18,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Lücke(n) zwischen den durch fluoreszierende Nukleotide
verlängerten Startprimern und den jeweils stromabwärts liegenden
Blockprimern nach Entfernung der 3'-Blockierung der Blockprimer
durch Desoxyribonukleotide aufgefüllt werden und kovalente
Bindungen zwischen den verlängerten Blockprimern und den
unmittelbar stromabwärts liegenden Startprimern geschlossen
werden.
20. Verfahren zur Charakterisierung von Nukleinsäurepolymorphismen in
einem Mikrowell,
umfassend die Schritte:
- a) Bereitstellen eines Trägerpartikels mit einem darauf immo bilisierten Nukleinsäuremolekül, bestehend aus einer einsträn gigen Nukleinsäurematrize und einem Startprimer,
- b) Verlängern des Startprimers durch ein fluoreszenzmarkiertes Kettenabbruchmolekül,
- c) gegebenenfalls Waschen des Wells zur Abtrennung von nicht eingebauten Markierungen und
- d) Nachweisen der in den Startprimer eingebauten Fluoreszenz markierung.
21. Verfahren nach Anspruch 20,
dadurch gekennzeichnet,
dass zur Anregung oder/und zum Nachweis der Fluoreszenz ein in
den Mikrowell integrierter Halbleiterlaser oder/und Halbleiterdetektor
verwendet wird.
22. Verfahren nach Anspruch 20 oder 21,
dadurch gekennzeichnet,
dass eine Vielzahl von Reaktionen auf einer Mikrowellplatte parallel
oder sequenziell durchgeführt wird.
23. Verfahren nach einem der Ansprüche 20 bis 22,
dadurch gekennzeichnet,
dass zur Verlängerung des Startprimers nur eine Art von markiertem
Nukleotid ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus ddATP, ddUTP,
ddTTP, ddCTP, ddGTP zur Verfügung steht.
24. Verfahren nach einem der Ansprüche 20 bis 22,
dadurch gekennzeichnet,
dass zur Verlängerung des Startprimers mehrere, durch ihre
Fluoreszenzmarkierung unterscheidbare Kettenabbruchmoleküle zur
Verfügung stehen.
25. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass man ein Trägerpartikel aus Kunststoff, Glas, Quarz, Metallen,
Halbmetallen, Metalloxiden oder aus einem Verbundmaterial
verwendet.
26. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Trägerpartikel einen Durchmesser von 1 nm bis 10 µm
aufweist.
27. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Nukleinsäurematrix auf dem Trägerpartikel über ihren
5'-Terminus oder der Startprimer über seinen 3'-Terminus mittels
bioaffiner Wechselwirkungen immobilisiert wird.
28. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass ein biotinyliertes Nukleinsäuremolekül an ein Avidin- oder
Streptavidin-beschichtetes Trägerpartikel immobilisiert wird.
29. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Unterscheidung verschiedener Fluoreszenzmarkierungen
aufgrund der Wellenlänge, der Lebensdauer des angeregten
Zustands oder einer Kombination daraus erfolgt.
30. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Bestimmung durch konfokale Einzelmoleküldetektion
oder/und durch zeitaufgelöste Abklingmessung erfolgt.
31. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Bestimmung die Messung eines kreuzkorrelierten Signals
umfasst, das von einem, mindestens 2 unterschiedliche
Markierungen, insbesondere Fluoreszenzmarkierungen, enthaltenden
Nukleinsäuremolekül oder Nukleinsäuremolekül-Komplex stammt.
32. Verfahren zur Steigerung der Detektionseffizienz beim Nachweis der
Fluoreszenz von Einzelmolekülen,
dadurch gekennzeichnet,
dass zur Trennung des Lichts verschiedener Wellenlängen ein
Dispersionselement verwendet wird.
33. Verfahren nach Anspruch 32,
dadurch gekennzeichnet,
dass als Dispersionselement ein Prisma oder Gitter verwendet wird.
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Cited By (1)
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WO2003093502A2 (de) * | 2002-04-30 | 2003-11-13 | Gnothis Holding Sa | Multiplex-nachweis von nukleinsäure-polymorphismen |
-
2000
- 2000-12-29 DE DE10065631A patent/DE10065631A1/de not_active Withdrawn
Cited By (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
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WO2003093502A2 (de) * | 2002-04-30 | 2003-11-13 | Gnothis Holding Sa | Multiplex-nachweis von nukleinsäure-polymorphismen |
WO2003093502A3 (de) * | 2002-04-30 | 2004-02-05 | Gnothis Holding Sa | Multiplex-nachweis von nukleinsäure-polymorphismen |
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Date | Code | Title | Description |
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