Multiplex-Nachweis von Nukleinsäure-Polymorphismen
Beschreibung
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Multiplex-Nachweis von Nukleinsäurepolymorphismen durch Detektion fluoreszenzmarkierter Nukleinsäuremoleküle.
Zwischen den Genomen der Individuen einer Spezies gibt es Sequenzabweichungen durch Nukleinsäure-Insertionen und Deletionen, Unterschiede in der Zahl der Wiederholungen kurzer, wiederkehrender Sequenzmotive (sogenannte Mikrosatelliten und Minisatelliten) und Abweichungen bei einzelnen Basenpaaren, die als Einzelnukleotidpolymorphismen (SNPs, engl. Single nucleotide rjolymorphisms) bezeichnet werden und mit etwa einem Basenpaar pro 1000 Basenpaaren beim Menschen (siehe WO 00/18960) am häufigsten vorkommen.
Solche Variationen im Genom können in vielen Fällen mit dem Auftreten erblicher Erkrankungen in Verbindung gebracht werden. Klassische Beispiele sind Huntington, cystische Fibröse, Duchenne muskuläre Dystrophie und bestimmte Formen von Brustkrebs (siehe WO 00/18960). In jüngerer Zeit wurden auch Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson mit einzelnen Mutationen auf molekularer Ebene in Verbindung gebracht.
In der Regel handelt es sich bei diesen Mutationen um Einzelnukleotidpolymorphismen (SNPs). Am Auffinden neuer Positionen im Genom, an denen SNPs auftreten, besteht daher ein erhebliches Interesse der medizinischen Forschung. An der Untersuchung von SNPs, deren Position im Genom auf das Nukleotid genau bekannt ist, besteht dagegen
vor allem ein Interesse für die Diagnostik von molekular bedingten Krankheiten.
Eine Reihe von Verfahren zur routinemäßigen Untersuchung solcher SNPs an bekannter Position im Genom sind daher in den vergangenen Jahren entwickelt worden.
Ein Nachteil bekannter Verfahren besteht jedoch darin, dass der Nachweis von Nukleinsäure-Polymorphismen aus einer großen Anzahl von Patientenproben sehr zeit- und arbeitsaufwändig ist. Andererseits besteht ein großer Bedarf, derartige Untersuchungen durchzuführen, um eine Korrelation bestimmter Nukleinsäure-Polymorphismen mit Krankheiten auf statistischer Basis zu ermitteln.
Die der vorliegenden Erfindung zugrunde liegende Aufgabe bestand darin, ein Verfahren zur Bestimmung von Nukleinsäure-Polymorphismen bereitzustellen, bei dem die o.g. Nachteile mindestens teilweise beseitigt sind. Insbesondere soll das Verfahren die schnelle Gewinnung der zur Bestimmung statistischer Korrelationen zwischen Nukleinsäure- Polymorphismen und Krankheiten benötigten Daten ermöglichen.
Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, dass eine Charakterisierung von
Nukleinsäure-Polymorphismen durch Bestimmung einer Vielzahl von unterschiedlichen Proben in einer einzigen Reaktion erfolgt. Die Bestimmung umfasst vorzugsweise eine parallele Durchführung von Nukleinsäure-Einzelmolekülbestimmungsreaktionen.
Ein Gegenstand der Erfindung ist somit ein Verfahren zur Charakterisierung von Nukleinsäure-Polymorphismen, umfassend die Schritte: (a) Bereitstellen von zu untersuchenden Nukleinsäurematrizen aus einer Vielzahl von Proben,
(b) Anlagern von mindestens einem Startprimer an eine Nukleinsäurematrize, wobei das 3'-Ende des Startprimers stromaufwärts eines zu untersuchenden Nukleinsäure- Polymorphismus liegt, (c) Verlängern des mindestens einen Startprimers mit jeweils mindestens einem fluoreszenzmarkierten Nukleotid, wobei an einem N u kl e i n s ä u re- Po l y m o rp h i s mu s N u k l eoti d e mit e i n e r basenspezifischen Fluoreszenzmarkierung eingebaut werden, und
(d) gemeinsames Nachweisen von in den Startprimer eingebauten fluoreszenzmarkierten Nukleotiden aus einer Vielzahl von Proben.
Bei dem Nukleinsäurepolymorphismus handelt es sich vorzugsweise um einen Einzelnukleotidpolymorphismus (Single Nucleotide Polymorphism, SNP). Der Polymorphismus kann aber auch mehrere Nukleotide, z.B. bis zu 20 aufeinander folgende Nukleotide, betreffen.
Als Nukleinsäurematrize kann DNA oder RNA beliebiger Herkunft, beispielsweise aus Prokaryonten, insbesondere pathogenen Prokaryonten, Archaea oder Eukaryonten, insbesondere Säugetieren, wie etwa dem Menschen, verwendet werden. Besonders bevorzugt stammt die Nukleinsäurematrize aus einer humanen Probe.
Das erfindungsgemäße Verfahren umfasst die gemeinsame Untersuchung einer Vielzahl von Proben. Ziel einer solchen Untersuchung ist die Bestimmung der statistischen Korrelation von Nukleinsäure- Polymorphismen, insbesondere SNPs, d.h. einem Genotyp, mit einem Phänotyp, z.B. dem Auftreten oder/und der Prädisposition von Krankheiten oder/und der Resistenz gegenüber Medikamenten, z.B. Antibiotika, in einer Testpopulation. Somit umfasst das erfindungsgemäße Verfahren vorzugsweise die Bestimmung der Anteile von Nukleinsäure- Polymorphismen in einer Teilpopulation aufgrund der Häufigkeit des
Auftretens jeweiliger basenspezifischer Fluoreszenzmarkierungen. Diese Anteile basenspezifischer Fluoreszenzmarkierungen sind direkt proportional zur Häufigkeit bestimmter Mutationen in den Individuen der Testpopulation. Auf diese Weise können in einem einzigen oder in einer geringen Anzahl von Reaktionsansätzen statistische Korrelationen zwischen dem Genotyp und einem Phänotyp in der Testpopulation ermittelt werden. Die Anzahl der gemeinsam in einem Ansatz untersuchten Proben beträgt vorzugsweise mindestens 10, besonders bevorzugt mindestens 50 und am meisten bevorzugt mindestens 100. Die Proben werden günstigerweise zunächst einzeln aus Individuen der Testpopulation gewonenn und dann vollständig oder teilweise in einen gemeinsamen Reaktionsansatz überführt. Der gemeinsame Reaktionsansatz enthält dann eine Vielzahl von Nukleinsäurematrizen aus unterschiedlichen Quellen, die potenzielle Unterschiede bezüglich eines zu charakterisierenden Nukleinsäurepolymorphismus aufweisen.
Die Nukleinsäurematrizen in der Probe werden vorzugsweise in einer einzelsträngigen Form bereitgestellt und dann mit mindestens einem Startprimer unter solchen Bedingungen Inkontakt gebracht, dass eine Hybridisierung des Startprimers an eine Nukleinsäurematrize erfolgen kann. Da der Startprimer spezfizisch mit der zu untersuchenden Nukleinsäurematrize hybridisiert, ist eine Aufreinigung der Matrize aus der Probe nicht erforderlich.
Der Startprimer besteht bevorzugt aus einzelsträngiger DNA. Es ist aber selbstverständlich auch möglich, mit RNA-Molekülen zu arbeiten. Der Startprimer kann auch ein Nukleinsäureanalog, zum Beispiel eine Peptidnukleinsäure sein, wobei das Phosphat-Zucker-Rückgrat der Nukleinsäuren ersetzt werden kann durch ein peptidartiges Rückgrat, beispielsweise bestehend aus 2-Aminoethylenglycin (Nielsen et al., Science, 254:1497-1500) als Träger der einzelnen Basen A, T, G, C. Ein
solcher Peptidnukleinsäureprimer muss ein 3'-Ende besitzen, das eine Elongation zulässt.
Bevorzugt bindet der Startprimer unmittelbar stromaufwärts des zu charakterisierenden SNPs an die Matrize. In diesem Fall umfasst die Verlängerungsreaktion vorzugsweise das Anfügen von jeweils einem einzigen fluoreszenzmarkierten Nukleotid an einen Startprimer. Falls sich auf einer einzigen Nukleinsäurematrize mehrere zu untersuchende Polymorphismen befinden, können für eine Reaktion mehrere Startprimer eingesetzt werden. Ansonsten wird üblicherweise nur ein Startprimer pro Reaktion verwendet.
Das fluoreszenzmarkierte Nukleotid kann ein Desoxynukleotid, ein Ribonukleotid oder auch ein Kettenabbruchmolekül, z.B. ein Didesoxynukleotid sein. Die Fluoreszenzmarkierungsgruppen können aus den bekannten zur Markierung von Biopolymeren, z.B. Nukleinsäuren, verwendeten Fluoreszenzmarkierungsgruppen, wie etwa Fluorescein, Rhodamin, Phycoerythrin, Cy3, Cy5 oder Derivaten davon etc. , ausgewählt werden. Die Unterscheidung von Farbstoffen kann über optisch nachweisbare Parameter, z.B. die Wellenlänge, über die Lebensdauer der angeregten Zustände oder über eine Kombination davon erfolgen.
Für unterschiedliche Basen werden jeweils unterscheidbare Fluoreszenzmarkierungen verwendet, um eine basenspezifische Fluoreszenzmarkierung und somit eine Unterscheidung unterschiedlicher Basen an den Positionen eines Nukleinsäure-Polymorphismus zu ermöglichen.
Die Verlängerung des Primers erfolgt vorzugsweise durch eine matrizenabhängige enzymatische Reaktion, z.B. durch eine Polymerase. Die
Polymerase wird abhängig davon gewählt, ob als Matrize RNA oder DNA verwendet wird. Bevorzugt wird eine Polymerase ohne Exonukleaseaktivität
ausgewählt. Beispiele für mögliche Polymerasen sind T7-Polymerase oder thermostabile Polymerasen wie Taq, Pfu, Pwo und Ähnliche, die üblicherweise für PCR-Reaktionen Verwendung finden.
Im einfachsten Fall wird nur ein einziger Startprimer auf einer Matrize eingesetzt. Es ist aber auch möglich, mehrere an verschiedenen Stellen an die Matrize bindende Startprimer einzusetzen und zu verlängern. Die Verlängerungsreaktion umfasst vorzugsweise das Anfügen eines einzigen fluoreszenzmarkierten Nukleotids an eine Startprimer. Hierzu kann man beispielsweise fluoreszenzmarkierte Kettenabbruchmoleküle, wie etwa Desoxynukleotide, einsetzen.
Gemäß einer weiteren Ausführungsform kann die Beendigung der Ve rl än g e r u n g s re a kti o n n i c ht d u rc h d e n E i n b a u e i n e s Kettenabbruchmoleküls, sondern durch einen stromabwärts an die Nukleinsäurematrize gebundenen Blockprimer erzwungen werden. Falls mehrere zu untersuchende Polymorphismen in Nachbarschaft zueinander untersucht werden, kann ein stromabwärts gebundener Startprimer als Blockprimer für einen stromaufwärts gebundenen Startprimer dienen.
Der Nachweis von eingebauten Nukleotiden erfolgt bevorzugt nach Techniken, die aus der Einzelmolekülanalyse bekannt sind, insbesondere durch Detektion in einem konfokalen Volumenelement. Gegenüber der klassischen Einzelmolekülanalyse erfordert das erfindungsgemäße Verfahren jedoch die Bestimmung einer signifikanten Anzahl von Molekülen innerhalb einer Probe, um eine ausreichende statistische Korrelation zwischen Genotyp und Phänotyp zu ermöglichen.
Vorzugsweise wird vor dem Nachweis von in den Startprimer eingebauten Fluoreszenzmarkierungen zunächst eine Separation von nicht eingebauten
Nukleotiden durchgeführt. Diese Trennung kann beispielsweise, wie in der
Patentanmeldung DE 100 23 423.2 beschrieben, aufgrund der
unterschiedlichen Wanderungsgeschwindigkeit eingebauter und nicht eingebauter Nukleotide im elektrischen Feld erfolgen. Auf diese Weise können typischerweise Anreicherungen um drei Zehnerpotenzen oder mehr erreicht werden.
Besonders bevorzugt werden die nachzuweisenden Nukleinsäuremoleküle, insbesondere die verlängerten Startprimer, an ein Trägerpartikel gekoppelt. Gegebenenfalls können die Startprimer auch Markierungsgruppen, z.B. Fluoreszenz-Markierungsgruppen, tragen. Bei Verwendung mehrerer Startprimer pro Ansatz können die Markierungen unterschiedlich sein.
Entgegen üblicher Verfahren zur Einzelmolekülsequenzierung, wie etwa in WO 02/02225 beschrieben, wird dabei eine Vielzahl von nachzuweisenden Molekülen aus unterschiedlichen Proben an ein einziges Trägerpartikel gekoppelt. Das Trägerpartikel hat eine Größe, die eine Bewegung in Mikrokanälen und das Festhalten an einer gewünschten Position innerhalb einer Sequenziervorrichtung ermöglicht. Die Partikelgröße liegt vorzugsweise im Bereich von 0,5-1 O μm und besonders bevorzugt von 1 -3 μm. Beispiele für geeignete Materialien von Trägerpartikeln sind Kunststoffe, wie Polystyrol, Glas, Quarz, Metalle oder Halbmetalle, wie Silicium, Metalloxide, wie Siliciumdioxid oder Verbundmaterialien, die mehrere der zuvor genannten Komponenten enthalten. Besonders bevorzugt werden optisch transparente Trägerpartikel, beispielsweise aus Kunststoffen, oder Partikel mit einem Kunststoffkern und einer Siliciumdioxidhülle eingesetzt.
Die nachzuweisenden Nukleinsäuremoleküle werden vorzugsweise über ihre 5'-Enden auf dem Trägerpartikel immobilisiert. Die Immobilisierung kann durch kovalente oder nichtkovalente Wechselwirkungen, z.B. über hochaffine Wechselwirkungen zwischen den Partnern eines spezifischen Bindepaares, z.B. Biotin/Streptavidin etc., oder durch Adsorption, z.B. über Adsorption von Alkanthiolgruppen an metallische Oberflächen, erfolgen.
Für das erfindungsgemäße Verfahren werden Trägerpartikel verwendet, an die eine Vielzahl von Nukleinsäuremolekülen gebunden ist. Vorzugsweise ist die Anzahl der an ein Trägerpartikel gekoppelten nachzuweisenden Moleküle höher als die Anzahl der Proben. Beispielsweise ist die Anzahl von an ein Trägerpartikel gekoppelten nachzuweisenden Molekülen um mindestens den Faktor 2, vorzugsweise um mindestens den Faktor 5 und besonders bevorzugt um mindestens den Faktor 10, höher als die Anzahl der Proben. Auf diese Weise ist garantiert, dass jedes Trägerpartikel eine statistisch ausreichende Anzahl von Nukleinsäuremolekülen aus jeweils einem Individuum der Testpopulation enthält, um eine ausreichende statistische Repräsentation der einzelnen Individuen der gesamten Testpopulation zu ermöglichen.
In einer besonders bevorzugten Ausführungsform umfasst die Bestimmung im erfindungsgemäßen Verfahren die Schritte:
(i) Einbringen des Trägerpartikels in eine Sequenziervorrichtung, umfassend einen Mikrokanal, (ii) Festhalten des Trägerpartikels in der Sequenziervorrichtung, (iii) fortschreitendes Abspalten einzelner Nukleotidbausteine von den immobilisierten Nukleinsäuremolekülen,
(iv) Bestimmen derdurch Abspaltung freigesetzten fluoreszenzmarkierten Nukleotide.
Die Detektion und Manipulation beladener Trägerpartikel kann beispielsweise nach den in Holm et al. (Analytical Methods and Instrumentation, Special Issue μTAS 96, 85-87), Eigen und Rigler (Proc. Natl. Acad. Sei. USA 91 ( 1 994), 5740-5747) oder Rigler (J. Biotech. 41 ( 1 995), 1 77-1 86) beschriebenen Methoden erfolgen, die eine Detektion mit einem konfokalen Mikroskop beinhalten. Die Manipulation der beladenen Trägerpartikel in Mikrokanalstrukturen erfolgt bevorzugt mit Hilfe eines Einfanglasers, z.B. eines Infrarotlasers. Geeignete Methoden sind zum
Beispiel von Ashkin et al. (Nature 330 (1987), 24-31) und Chu (Science 253 (1991), 861-866) beschrieben.
Das fortschreitende Abspalten einzelner Nukleotidbausteine von den immobilisierten Nukleotiden erfolgt vorzugsweise durch eine enzymatische Reaktion unter Verwendung einer Exonuklease, wobei Einzelstrang- bzw. Doppelstrang-Exonukleasen, die in 5'→ 3'-Richtung oder in 3'→ 5'-Richtung abbauen, - je nach Art der Immobilisierung der Nukleinsäuremoleküle auf dem Träger - eingesetzt werden können. Besonders bevorzugt werden als Exonukleasen T7-DNA-Polymerase, E.coli-Exonuklease I oder E.coli- Exonuklease III verwendet.
Die durch die Abspaltungsreaktion freigesetzten Nukleotidbausteine werden vorzugsweise in einem Fluss durch einen Mikrokanal geleitet und während des Flusses durch den Mikrokanal bestimmt. Der Fluss ist vorzugsweise ein hydrodynamischer Fluss. Es kann jedoch auch ein elektroosmotischer Fluss verwendet werden. Der Durchmesser des Mikrokanals ist vorzugsweise im Bereich von 1-100 μm, besonders bevorzugt von 10-50μm.
Der Nachweis der Fluoreszenz der freigesetzten Nukleotide kann mit einer beliebigen Messmethode, z.B. mit orts- oder/und zeitaufgelöster Fluoreszenz-Spektroskopie erfolgen, die in der Lage ist, in einem sehr kleinen Volumenelement, wie es in einem Mikrokanal vorliegt, Fluoreszenzsignale bis hinunter zu Einzelphotonenzählung zu erfassen.
Beispielsweise kann die Detektion mittels konfokaler Einzelmolekül- detektion, wie etwa durch Fluoreszenz-Korrelationsspektroskopie, erfolgen, wobei ein sehr kleines, vorzugsweise ein konfokales Volumenelement, beispielsweise 0,1 x 10'15 bis 20 x 10"12 I der durch den Mikrokanal strömenden Probeflüssigkeit einem Anregungslicht eines Lasers ausgesetzt wird, das die in diesem Messvolumen befindlichen Fluoreszenzmarkierungen zur Emission von Fluoreszenzlicht anregt, wobei
das emittierte Fluoreszenzlicht aus dem Messvolumen mittels eines Fotodetektors gemessen wird, und eine Korrelation zwischen der zeitlichen Veränderung der gemessenen Emission und der relativen Flussgeschwindigkeit der beteiligten Moleküle erstellt wird, so dass bei entsprechend starker Verdünnung einzelne Moleküle in dem Messvolumen identifiziert werden können. Auf Einzelheiten zur Verfahrensdurchführung und apparative Details zu den für die Detektion verwendeten Vorrichtungen wird auf die Offenbarung des europäischen Patentes 0 679 251 verwiesen. Die konfokale Einzelmolekülbestimmung ist weiterhin bei Rigler und Mets (Soc. Photo-Opt.lnstrum.Eng. 1 921 (1 993), 239 ff.) und Mets und Rigler (J. Fluoresc. 4 ( 1 994), 259-264) beschrieben.
Alternativ bzw. zusätzlich kann die Detektion auch durch eine zeitaufgelöste Abklingmessung, ein sogenanntes Time Gating erfolgen, wie beispielsweise von Rigler et al., "Picosecond Single Photon Fluorescence Spetroscopy of Nucleic Acids", in: "Ultrafast Phenomena", D.H. Auston, Ed., Springer 1 984, beschrieben. Dabei erfolgt die Anregung der Fluoreszenzmoleküle innerhalb eines Messvolumens und anschließend - vorzugsweise in einem zeitlichen Abstand von > 100 ps - das Öffnen eines Detektionsintervalls am Fotodetektor. Auf diese Weise können durch Raman-Effekte erzeugte Hintergrundsignale ausreichend gering gehalten werden, um eine im Wesentlichen störungsfreie Detektion zu ermöglichen.
Gegebenenfalls kann der Reaktionsansatz neben einem oder mehreren Startprimern auch noch Blockprimer enthalten. Blockprimer sind stromabwärts eines zu untersuchenden Polymorphismus an die Nukleinsäurematrize gebunden und vorzugsweise selbst gegen Verlängerung an ihrem 3'-Ende durch geeignete chemische Modifikation geschützt. Beispielsweise kann das am weitesten stromabwärts gelegene Nukleotid des Blockprimers ein Kettenabbruchmolekül sein. Auch bei dieser Ausführungsform ist es möglich, mehrere unterschiedlich kodierte Start/Blockprimerpaare, die an verschiedenen Stellen an die Matrize binden
können, einzusetzen. Die Verwendung von Blockprimern ist insbesondere dann bevorzugt, wenn Polymorphismen untersucht werden, die aus mehr als einem Nukleotid bestehen. In diesem Fall enthält der Reaktionsansatz mindestens zwei unterschiedliche markierte Nukleotide entsprechend den jeweiligen Möglichkeiten der Basenfolge an dem zu untersuchenden Polymorphismus und gegebenenfalls unmarkierte Nukleotide. Es erfolgt eine gezielte Elongation des Startprimers bis zum Beginn des Blockprimers.
Die Blockierung der Blockprimer kann, gegebenfalls mit Ausnahme der Blockierung des am weitesten stromabwärts bindenden Blockprimers, reversibel sein. Zur reversiblen Blockierung kann eine abspaltbare Schutzgruppe, beispielsweise eine photolabile Schutzgruppe verwendet werden. Besonders bevorzugt tragen die Blockprimer am 3'-Ende eine Phosphatgruppe an der 3'-Position des Zuckers. Diese Phosphatgruppe am 3'-Ende verhindert die Elongation durch Polymerase und kann zur Deblockierung ohne weiteres mit einer 3'-Phosphatase abgespalten werden.
Nach der Verlängerungsreaktion des Startprimers besteht noch keine kovalente Bindung zum unmittelbar stromabwärts oder/und zum unmittelbar stromaufwärts liegenden Blockprimer. Diese Bindung kann aber geknüpft werden, zum Beispiel enzymatisch mit einer Ligase. Die Ligation läuft wesentlich leichter ab, wenn die Blockprimer an ihrem 5'-Ende eine Phosphatgruppe tragen.
Weiterhin soll die Erfindung durch die nachfolgenden Figuren und Beispiele erläutert werden.
Figur 1 zeigt eine schematische Darstellung des erfindungsgemäßen Messprinzips. Ein Trägerpartikel ( 1 ) mit darauf immobilisierten
Nukleinsäurefragmenten (2), die Fluoreszenzmarkierungsgruppen (2a) tragen, wird in einem Kanal, beispielsweise mittels eines Lasers,
festgehalten. In diesem Kanal herrscht vorzugsweise ein laminarer hydrodynamischer Fluss in Richtung des eingezeichneten Pfeils. In Anwesenheit von Exonukleasen (3) erfolgt ein Abbau der immobilisierten Nukleinsäurefragmente (2), wobei die abgespaltenen markierten oder unmarkierten Nukleotide (2b) freigesetzt und durch den Fluss im Kanal zu einem stromabwärts angeordneten Detektionselement (4), vorzugsweise einem konfokalen Detektionselement, geleitet werden. Die Anzahl der an ein Trägerpartikel gebundenen markierten Nukleinsäuremoleküle kann beispielsweise im Bereich von 1 0-20.000 Moleküle variieren.
Figur 2 zeigt eine Nukleinsäuresequenz und deren relevante SNP-Positionen (SEQ ID NO. 1 ) .
Die Pfeile in der Nukleinsäuresequenz zeigen 3 SNP-Positionen, deren Korrelation mit dem Krankeitszustand einer größeren Gruppe von Patienten bestimmt werden soll. Dabei sollen statistische Informationen über denjenigen Anteil von Patienten erhalten werden, die eine Mutation an den SNP-Positionen 1 , 2 oder/und 3 aufweisen.
Figur 3 zeigt eine beispielhafte Darstellung des Ergebnisses einer Multiplex- SNP-Analyse einer großen Patientengruppe. Die Flächen unter dem jeweiligen Peak (A bedeutet keine Mutation, B bedeutet eine Mutation) sind direkt proportional zum Prozentanteil der analysierten Patienten mit einer bestimmten Mutation. Um den Anteil der analysierten Patienten, die eine Mutation an der SNP-Position Nr. 1 haben, zu bestimmen, kann die Fläche unterhalb Peak B durch die Summe der Flächen unter dem Peak A und dem Peak B dividiert werden.
Beispiel
Von einer vorbestimmten Anzahl Patienten werden Proben, beispielsweise Blutproben, entnommen und miteinander vermischt, um eine Gesamtpatientenprobe zu ergeben.
Aus der Gesamtpatientenprobe werden fluoreszenzmarkierte DNA- Fragmente hergestellt. Nur die Nukleotide an den SNP-Positionen (aber keine anderen Basen) werden fluoreszenzmarkiert, wobei für jeden Basentyp eine unterschiedliche Fluoreszenzmarkierung eingesetzt wird. Bereiche ohne SNP-Positionen werden mit nichtmarkierten Nukleotiden aufgefüllt, beispielsweise wie in DE 100 65 631 .5 beschrieben.
Die fluoreszenzmarkierten DNA-Fragmente werden an Trägerpartikel gekoppelt. Die Anzahl von DNA-Fragmenten pro Trägerpartikel wird so ausgewählt, dass die Anzahl größer als die Anzahl von Patienten um einen Faktor von beispielsweise 1 0 ist. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass jedes Trägerpartikel einen ausreichenden statistischen Durchschnitt von DNA-Fragmenten mit der DNA von jedem Patienten und dessen spezifischer Sequenz enthält, um eine ausreichende statistische Repräsentation der DNA der gesamten Patientengruppe zu ergeben.
Die beladenen Trägerpartikel werden in einen Mikrokanal, in dem ein hydrodynamischer Fluss herrscht, eingebracht und dort z.B. mittels eines IR-Lasers festgehalten. Dann wird Exonuklease zugegeben und die DNA- Fragmente auf den Trägerpartikeln werden abgebaut. Die Fluoreszenz von markierten Nukleotiden (entsprechend den zu untersuchenden SNP- Positionen) werden in einem Detektionselement nachgewiesen.
Die zeitliche Abfolge der nachgewiesenen Fluoreszenz wird bestimmt, wenn die fluoreszenzmarkierten Nukleotide auf das Detektionselement geleitet werden. Die Fluoreszenz von jedem markierten Nukleotid wird
entsprechend seiner spektroskopischen Parameter klassifiziert, und zeigt an, ob an einer SNP-Position eine Mutation vorliegt oder nicht. Ein beispielhaftes Ergebnis ist in Figur 3 gezeigt.