DE10027775A1 - Aktive Kompensation von Kraftrückwirkungen mechanisch beschleunigter Maschinenteile - Google Patents
Aktive Kompensation von Kraftrückwirkungen mechanisch beschleunigter MaschinenteileInfo
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Abstract
Verfahren zur Kompensation von Kraftrückwirkungen mechanisch beschleunigter Maschinenteile einer Maschine, beispielsweise Werkzeugträger einer Werkzeugmaschine, mit der Verwendung von einer oder mehreren, dem oder den beschleunigten Maschinenteilen zugeordneten Ausgleichsmassen und von einer oder mehreren, steuerbaren aktiven Antriebskomponenten, die mit der oder den Ausgleichsmassen zu deren Beschleunigung gekoppelt ist beziehungsweise sind, wobei mittels einer Steuerung die eine oder mehreren Antriebskomponenten zur Herbeiführung eines zeitlichen Beschleunigungsverlaufs der einen oder mehreren Ausgleichsmassen derart angesteuert werden, dass deren Beschleunigungskräfte den Beschleunigungskräften des oder der Maschinenteile kompensierend entgegenwirken und/oder diese überlagern.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Kompensation von Kraftrückwirkungen
mechanisch beschleunigter Maschinenteile einer Maschine, beispielsweise
Werkzeugträger einer Werkzeugmaschine. Ferner betrifft die Erfindung eine
insbesondere zur Durchführung dieses Verfahrens geeignete Anordnung zur
Kompensation von Kraftrückwirkungen für eine Maschine mit einem oder
mehreren, in Bahnführungen mechanisch beschleunigten Maschinenteilen.
In bekannten Schneidrillautomaten, mittels welchen sich bis zu acht Meter pro
Sekunde Pappe herstellen lassen, werden dazu eine Vielzahl von Rillenmessern
verfahren. Für jeden Auftrag werden diese angetrieben und über z. B.
Kugelrollspindeleinrichtungen zu einer bestimmten Zielposition bewegt. Hierfür
sind in der Maschinensteuerung Verfahrsätze abgespeichert. Aufgrund der hohen
Produktionsgeschwindigkeit kommt es darauf an, dass die Rillenmesser bei jedem
Auftragswechsel möglichst schnell zu einer bestimmten Zielposition gefahren
werden. Die dabei den Rillenmessern erteilten, hohen Beschleunigungen führen
zu hohen Belastungen des Chassis, Gehäuses und Fundaments des
Schneidrillautomaten. Bei jedem Auftragswechsel ist deshalb ein deutlicher und
starker "Ruck" spürbar. Um diesem Stand zu halten, muß der Schneidrillautomat
oder auch eine andersartige Werkzeugmaschine mit ähnlicher Problematik,
Werkzeuge oder dergleichen mit maximaler Beschleunigung in bestimmte
Stellungen verfahren zu müssen, mit einer aufwendig konstruierten und
verstärkten Lagerung, dicken Gußkonstruktionen usw. versehen werden.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, unter Vermeidung der genannten
Nachteile eine Methodik sowie einen entsprechenden Aufbau zu schaffen, womit
mechanische Systeme, insbesondere Maschinen mit mechanisch beschleunigten
Teilen, weitgehend frei von mechanischen Vibrationen bei vermindertem Lager-
und Fundament-Aufwand und unter Erzielung einer erhöhten
Betriebszuverlässigkeit mit hoher Bewegungsdynamik betrieben werden können.
Im Falle von Werkzeug- und Produktionsmaschinen soll die Bearbeitungs- und
Produktionsgeschwindigkeit erhöht und gleichzeitig die Ausfallhäufigkeit
vermindert sein. Auch soll eine für die Außenumgebung und die
Bedienungspersonen angenehme, ruhige Betriebsweise sowie eine vereinfachte
Konstruktion und Lagerung unter Verminderung des notwendigen
Stabilisierungsaufwands möglicht werden.
Zur Lösung dieser Problematik wird bei dem Verfahren der Anfangs genannten Art
erfindungsgemäß vorgeschlagen, dass eine oder mehrere, dem oder den
beschleunigten Maschinenteilen zugeordnete Ausgleichsmassen sowie eine oder
mehrere, steuerbare aktive Antriebskomponente verwendet werden, die mit der
oder den Ausgleichsmassen zu deren Beschleunigung gekoppelt sind, wobei
mittels einer Steuerung die eine oder mehreren Antriebskomponenten zur
Herbeiführung eines zeitlichen Beschleunigungsverlaufs für die eine oder
mehreren Ausgleichsmassen derart angesteuert werden, dass die von den
Ausgleichsmassen resultierenden Beschleunigungskräfte den
Beschleunigungskräften des oder der Maschinenteile kompensierend
entgegenwirken oder überlagert werden. Mit dieser Superposition von
rückwirkenden Beschleunigungskräften und ebenfalls rückwirkenden Gegen-
Beschleunigungskräften läßt sich eine Freistellung der Maschine oder eines
einzelnen kompensierten Maschinenabschnittes von Kräften gegenüber der
Außenumgebung erreichen. Von hohen Beschleunigungen herrührende
Kraftrückwirkungen der Maschinenteile werden gezielt maschinenintern durch das
erfindungsgemäße Verfahren beziehungsweise Bewegen der Ausgleichsmassen
aufgefangen bzw. "zu Null" gemacht. Ein Rucken und Wackeln, das sich nach
außen unangenehm bemerkbar machen würde, ist weitgehend unterbindbar.
Besonders vorteilhaft läßt sich die Erfindung einsetzen für die Kompensation
rückwirkender Beschleunigungskräfte, die von rein linear bewegten
Maschinenteilen herrühren, welche in der praktischen Technik einen Großteil der
Fälle betreffen. Es liegt aber auch im Rahmen der Erfindung, die
Rückwirkungskräfte von Maschinenteilen zu kompensieren, die längs freier
Bahnkurven bewegt werden. In diesem Zusammenhang besteht eine besondere
Ausbildung der Erfindung darin, dass die eine oder mehreren Ausgleichsmassen
auf der oder denselben Linien oder Bahnkurven wie das oder die Maschinenteile
bewegt werden. Dies läßt sich besonders leicht konstruktiv dadurch umsetzen,
dass für das Maschinenteil wie auch für die Ausgleichsmasse dieselbe
Führungseinrichtung oder -bahn verwendet wird. Nach einer anderen Ausbildung
werden die eine oder mehreren Ausgleichsmassen auf einer geraden Linie oder
einer gekrümmten Bahnkurve jeweils parallel zu der des jeweiligen Maschinenteils
bewegt. Zweckmäßig erfolgt die Bewegung der Ausgleichsmasse in einer
Richtung, die der des Maschinenteils umgekehrt ist. Damit ist gewährleistet, dass
die resultierenden Beschleunigungskräfte sich gegenseitig auslöschen können.
Allerdings entsteht durch gegensätzlich wirkende Kräfte eines Maschinenteils und
einer Ausgleichsmasse auf einer beabstandeten Bahnkurve ein Drehmoment.
Dem wird nach einer Ausbildung der Erfindung begegnet, nach der mindestens
eines der Maschinenteile und wenigstens zwei diesem zugeordnete
Ausgleichsmassen in einer gemeinsamen Ebene, und meist konstruktiv bedingt
auf voneinander beabstandeten, parallelen Bewegungsbahnen beschleunigt
werden. Diese Ausbildung läßt sich besonders einfach einsetzen, wenn
Maschinenteil und Ausgleichsmassen rein linear bewegt werden. Das bei
Kompensation durch nur eine Ausgleichsmasse auftretende Dreh-
beziehungsweise Kippmoment läßt sich auch dadurch kompensieren, dass ein
Maschinenteil und eine diesem zugeordnete erste Ausgleichsmasse auf
zueinander parallel Bahnen beschleunigt werden, und zwei weitere
Ausgleichsmassen orthogonal zur Beschleunigungsbahn des zu
kompensierenden Maschinenteils beschleunigt werden. Im Rahmen der Erfindung
liegt auch eine Kombination des Verfahrens der einen oder mehreren
Ausgleichsmassen sowohl parallel als auch senkrecht zu der oder den
Führungsbahnen der bewegten und zu kompensierenden Maschinenteile.
Werden in einer Maschine unterschiedliche Maschinenteile in kurzen zeitlichen
Abständen hintereinander beschleunigt, tritt entsprechend ein unangenehmer,
nachteiliger Ruck mehrfach hintereinander auf. Um die Anzahl der
Kraftrückwirkungen zu minimieren und/oder die einzelnen Kraftrückwirkungen zu
vereinheitlichen oder ineinander zu integrieren, werden nach einer vorteilhaften
Ausbildung der Erfindung sowohl dem einzelnen Maschinenteil als auch dem
einen oder den mehreren Ausgleichsmassen mittels der Antriebskomponenten
Beschleunigungen erteilt, die zueinander derart synchronisiert sind, dass
wenigstens Extrema, Nullstellen und/oder Polstellen der (zeitlichen)
Beschleunigungsverläufe der Maschinenteile und der einen oder mehreren
Ausgleichsmassen zeitgleich auftreten. Die so aufeinander in ihren Bewegungen
und Beschleunigungen synchronisierten, mehreren Maschinenteile erzeugen
scheinbar nur noch einen (Gesamt-)Ruck auf die Gesamtmaschine, der sich dann
um so leichter analysieren, beherrschen bzw. kompensieren läßt mittels einer
oder mehrerer entsprechend gegenbeschleunigter Ausgleichsmassen. Mit
anderen Worten, werden die zeitlichen Bewegungsfunktionen der Maschinenteile
entsprechend skaliert und synchronisiert, so dass deren Zielpositionen zeitgleich
erreicht werden, geht von diesen nur noch ein einziger Ruck aus, der sich leicht
kompensieren läßt. Besonders leicht läßt sich die Skalierung in die Praxis
umsetzen, wenn allen Maschinenteilen und auch den Ausgleichsmassen ein in
der Grundform gleichartiges Verfahrprofil bzw. gleichartiger Kurvenverlauf
verliehen wird. Nach dieser besonders vorteilhaften Ausbildung werden die Weg-
und Beschleunigungsverläufe der Maschinenteile und Ausgleichsmassen über
eine Verknüpfung beziehungsweise Skalierung einer für alle bewegten Massen
identischen zeitsynchronen Bewegungsfunktion (Synchronisationsfunktion g(t)) mit
der jeweils vom Maschinenteil oder der Ausgleichsmasse zurückzulegenden
Wegstrecke vorgegeben. Als praktisch besonders geeignet erscheint die S-
Kurvenform, welche eine "weiche", "sanfte" Verfahrverweise für den betreffenden
Körper ergibt, da keine sprunghaften Bescchleunigungswechsel auftreten.
Die genannte Synchronisation der einzelnen Bewegungen läßt sich
prozeßrechnertechnisch leicht verarbeiten, da sämtliche Einzel-Bewegungen auf
der identischen Synchronisationsfunktion beruhen. Diese können mit einfachen
wenigen Rechenperationen gemäß unten stehender Gleichung (6) leicht bestimmt
werden, da in der Aufsummierung der Einzel-Anteile keine Zeitabhängigkeit
existiert. Die Berechnung erfolgt in einer übergeordneten Steuerung, welche
entsprechend ausgerechnete Wegfunktionen untergeordneten Steuerungen oder
Reglern vorgibt. Dies kann im Rahmen einer an sich bekannten Master-Slave-
Struktur mit übergeordneter Steuerung erfolgen, welche lokalen Substeuerungen
in den jeweiligen Antriebskomponenten die entsprechenden Sollwerte mitteilt.
Im Rahmen der allgemeinen erfinderischen Idee wird zur Lösung der eingangs
genannten Aufgabe bei der eingangs genannten Kompensationsanordnung für
Kraftrückwirkungen von beschleunigten Maschinenteilen vorgeschlagen, dass den
Ausgleichsmassen entsprechende Ausgleichskörper (ein oder mehrere), die
zweckmäßig in Abhängigkeit von dem oder den zu kompensierenden
Maschinenteilen dimensioniert sind, in einer oder mehreren Bahnführungen
beschleunigbar gelagert sind. Die Beschleunigung erfolgt mittels aktiver
Antriebskomponenten, die von einer Steuerung kontrollierbar sind. Diese ist zur
Ansteuerung der Antriebskomponenten zwecks Herbeiführung einer zeitlichen
Beschleunigungsfunktion für je einen der Ausgleichskörper ausgebildet und
programmiert. Die in der Steuerung zu implementierende
Beschleunigungsfunktion für eine oder mehrere Ausgleichsmassen ist nach
nachstehender Gleichung (2) auf der Basis einer Multiplikation und Summierung
der Einzelbeschleunigungen mit den Einzelmassen der zu kompensierenden
Maschinenteile im Sinne einer kompensierenden Überlagerung der
Kraftwirkungen des oder der Maschinenteile durch die von den angetriebenen
Ausgleichskörpern ausgelösten Beschleunigungskräfte gebildet.
Weitere Einzelheiten, Merkmale, Vorteile und Wirkungen auf der Basis der
Erfindung ergeben sich aus den abhängigen Patentansprüchen und aus der
nachfolgenden Beschreibung bevorzugter Ausführungswege der Erfindung sowie
aus den Zeichnungen. Diese zeigen jeweils schematisch ohne konstruktive
Einzelheiten in:
Fig. 1 das mechanische System einer Werkzeugmaschine mit linear
bewegten Werkzeugkörpern ohne erfindungsgemäßes
Kompensationssystem,
Fig. 2 das mechanische System gemäß Fig. 1 mit
erfindungsgemäßem Kompensationssystem, jedoch ohne
Kippmoment-Kompensation,
Fig. 3 in entsprechender Darstellung das mechanische System mit
erfindungsgemäßem Kompensationssystem einschließlich
Kippmoment-Kompensation,
Fig. 4-6 normierte Weg-, Geschwindigkeits-, Beschleunigungs
funktionen, abhängig von der Zeit, für Maschinenteile bzw.
Werkzeugträger und einen Ausgleichskörper.
Gemäß Fig. 1 werden auf einer oder mehreren linearen Antriebsachsen 1
Maschinenteile 2 jeweils mit der Masse m1, m2, m3, m4, m5, . . . entsprechend
jeweiligen geraden Wegstrecken S1, S2, S3, S4, S5, . . . bewegt. Die Maschinenteile
können Werkzeugkörper einer Werkzeugmaschine sein und über dicht
zusammenliegende, parallel angeordnete Kugellagerspindeln unabhängig
voneinander linear bewegt werden. Zweckmäßig erfolgt der Antrieb der Spindeln
über Servomotoren, die über geregelte Umrichter mit Strom versorgt werden. Eine
übergeordnete, intelligente Steuerung ermöglicht im Rahmen der
Belastungsfähigkeit des Antriebssystems die Programmierung beliebiger
Fahrprofile x1(t), x2(t), x3(t), . . . . Die Werkzeugträger befinden sich an
horizontalen Positionen X1 bis X5 und sollen zeitgleich in verschiedene
Sollpositionen gefahren werden. Dabei sind sowohl die Richtungen als auch die
zurückzulegenden Wegstrecken S1, . . ., S5 der einzelnen Maschinenteile 2
unterschiedlich. Um die Zeit bis zum Erreichen der Sollpositionen kurz zu halten,
werden hohe Geschwindigkeiten gefahren, die mit großen Beschleunigungen
verbunden sind. Die rückwirkenden Kräfte gemäß Gleichung (1)
belasten die Maschine und deren Fundamente oder Lagerung erheblich und
erfordern eine sehr stabile und damit aufwendige Konstruktion.
Dem wird erfindungsgemäß durch eine "Ruck"-Kompensation mittels einer oder
mehrerer Ausgleichskörper 3, im in Fig. 2 gezeichneten Beispiel mit einem
einzigen Ausgleichskörper 3 mit der Ausgleichsmasse mA, begegnet: Die
Übertragung der kurzzeitig auftretenden, gemäß gezeichnetem Beispiel horizontal
wirkenden Kräfte (Verfahrruck) auf die übrigen Maschinenabschnitte und das
Fundament kann durch eine aktiv gesteuerte, ebenfalls linear bewegte
Ausgleichsmasse 3 vermieden werden. Diese wird dazu auf einer Antriebsachse
1a, die zur erstgenannten linearen Antriebsachse 1 parallel ist, von einer aktiven
Antriebskomponente mit vorbestimmter Beschleunigung verfahren. Um die
Kraftrückwirkung der einzelnen Maschinenteile 2 zu kompensieren, wird der
Ausgleichskörper 3 mit vorbestimmter Masse mA in einem Beschleunigungsprofil
xA(t) gefahren, das den infolge der Beschleunigung der einzelnen Maschinenteile
2 auftretenden Kräften gemäß nachstehender Gleichung (3) entgegenwirkt. Damit
wird das mechanische System gemäß nachstehender Gleichung (2), die den
allgemeineren Fall der Verwendung mehrerer Ausgleichskörper beschreibt, für n
Maschinenteile 2 und q Ausgleichsmassen 3 nach außen hin in horizontaler
Richtung kräftefrei:
Für den in Fig. 2 behandelten, speziellen Fall des Arbeitens mit einem einzigen
Ausgleichskörper gilt entsprechend:
stellt das Bewegungsprofil für das vereinfachte Beispiel der Verwendung eines
einzigen den Ausgleichskörper 3 dar. Die beiden Antriebsachsen 1, 1a sind über
eine Verbindungseinrichtung 4 aneinander steif und starr fixiert. Zwischen den
beiden Antriebsachsen 1, 1a besteht der Abstand A. Durch die gegensätzlich
wirkenden Kräfte der Maschinenteile 2 einerseits und des Ausgleichskörpers 3
andererseits tritt ein Kippmoment Mk gemäß Gleichung (4)
auf, das vertikale Kräfte auf die Maschinenkonstruktion bzw. das Fundament des
mechanischen Systems bewirkt. Diese Rückwirkung kann jedoch bei
entsprechend dichter Anordnung der linearen Antriebs- bzw. Bewegungsachsen 1,
1a, indem die beidseitigen Abstände A minimal ausgeführt sind, meist
vernachlässigt werden. Mit der Ausführung gemäß Fig. 2 läßt sich also eine im
wesentlichen ausreichende Kompensation der Kraftrückwirkung mit einem
einzigen Ausgleichskörper 3 unter Inkaufnahme eines vernachlässigbaren
Kippmoments erreichen.
Stellen die Anwendung oder der Aufstellungsort der Maschine jedoch höhere
Anforderungen an einen störungsfreien Betrieb oder kann der oben genannte
Achsabstand A aus konstruktiven Gründen nicht hinreichend gering gewählt
werden, so ist eine vollständige Kompensation der nach außen wirkenden Kräfte
einschließlich auftretender Drehmomente über weitere Ausgleichskörper
notwendig.
Hierzu werden gemäß Fig. 3 beidseitig der zu kompensierenden Maschinenteile
2 und deren Führungsbahnen je eine oder mehrere Ausgleichskörper 3a, 3b, im
bezeichneten Beispiel zu je einer Seite ein Ausgleichskörper 3a, 3b, angeordnet.
Diese werden auf separaten Linearachsen 1a, 1b angetrieben bzw. beschleunigt.
Um das Kippmoment Mk vollständig ausgleichen bzw. kompensieren zu können,
verlaufen alle Linearbewegungsachsen 1, 1a, 1b in einer gemeinsamen Ebene,
die gemäß Fig. 3 vertikal liegt, grundsätzlich jedoch beliebig ausgerichtet sein
kann. Alle drei Linear-Antriebs- bzw. Bewegungsachsen 1, 1a, 1b sind über steife
Verbindungseinrichtungen 4 aneinander gekoppelt. Eine zweckmäßige
Ausgestaltung besteht gemäß Fig. 3 darin, die beiden Ausgleichskörper 3a, 3b
bezüglich der mittig angeordneten Antriebsachse 1 der Maschinenteile 2
spiegelsymmetrisch synchronisiert zu bewegen. Dazu ist es zweckmäßig, dass die
Antriebsachsen 1a, 1b der Ausgleichskörper 3a, 3b mit jeweils gleichem Abstand
A zu der oder den mittig angeordneten Antriebsachsen 1 der Maschinenteile 2
verlaufen. Wird der als Hebelarm wirkende Abstand A verdoppelt, dann läßt sich
der Beschleunigungsbetrag oder die Masse mA für die Ausgleichskörper 3a, 3b
halbieren, wobei Gleichung (2) weiterhin erfüllt bleiben muß. Entsprechendes gilt
für den Abstand A und die Beschleunigung oder Masse mA des Ausgleichskörpers
3 gemäß Fig. 2. In jedem Fall läßt sich eine vollständige Kompensation der von
den Maschinenteilen 2 herrührenden Beschleunigungs-Kraftrückwirkungen nach
Fig. 3 mit zwei Ausgleichskörpern 3a, 3b bewerkstelligen.
Ist die hier dargestellte, beidseitige Anordnung der Ausgleichskörper-
Antriebsachsen 1a, 1b im Einzelfall aus konstruktiven Gründen nicht möglich, so
kann das bei nur einem einzelnen Ausgleichskörper nach Fig. 2 auftretende
Kippmoment Mk auch über zwei zusätzliche, links- und rechtsseitig angebrachte,
zu den Maschinenteilen orthogonal beschleunigte Ausgleichsmassen
ausgeglichen werden.
Die hier in den Fig. 1-3 für den einfachen Fall linearer Bewegungen in einer
zweidimensionalen Anordnung betrachtete Art der Kraftkompensation ist in
vergleichbarer Weise auch für beschleunigte Massen auf beliebigen
dreidimensionalen Bahnkurven sowie für rotatorische Bewegungsänderungen
möglich. Dabei ist der konstruktive Aufwand mit entsprechender Anzahl an
Ausgleichskörpern sowie der Aufwand zur Berechnung der notwendigen
Kompensationsbewegungen der Ausgleichsmassen beziehungsweise
Ausgleichsbeschleunigungen in Abhängigkeit von den zu kompensierenden
Maschinenteilen jedoch ungleich höher und muß daher unter wirtschaftlichen
Gesichtspunkten für den jeweiligen Anwendungsfall gesondert betrachtet werden.
Besonders vorteilhaft ist es, wenn insbesondere in den erörterten Beispielen die
Sollpositionen der einzelnen Maschinenteile 2, beispielsweise Werkzeugträger,
zeitgleich angefahren werden. Bei jeweils demselben Beschleunigungsverhalten
der Maschinenteile 2 und der Ausgleichskörper 3, 3a, 3b würden sich aufgrund
der verschieden langen Wegstrecken s1, . . ., s5, sA unterschiedliche Verfahrzeiten
und somit unterschiedliche Zeitpunkte bis zum Erreichen der Endposition
ergeben. Dies wiederum würde zu mehreren ruckartigen Belastungen der
Maschine aufgrund mehrerer, rückwirkender Kraftstöße hintereinander führen. Um
dies auszugleichen, müßte auch das Bewegungs- und Beschleunigungsprofil des
oder der Ausgleichskörper 3, 3a, 3b dementsprechend ungleichmäßig bzw.
"ruckhaft" gestaltet werden.
Eine deutliche Abhilfe gegenüber diesem Problem ergibt sich, wenn die
Bewegungen der einzelnen Maschinenteile 2 zeitlich synchronisiert werden. Dies
kann insbesondere dadurch erfolgen, dass die einzelnen Maschinenteile mit
Verfahr- und Beschleunigungsprofilen bewegt werden, die auf einer gemeinsamen
Grund-Kurvenform über der Zeit basieren. Diese Grund-Kurvenform wird gemäß
nachstehender Gleichung (5) entsprechend der jeweils zurückzulegenden
Wegstrecke s1, . . ., s5, sA skaliert, so dass die Endpositionen zeitgleich erreicht
werden. Damit wird der Vorteil bzw. die Vereinfachung erzielt, dass die zu
kompensierende Kraftrückwirkung dann nur noch aus einem einzigen bzw.
gleichmäßigen "Ruck" besteht. Bei jedem Anfahren neuer Sollpositionen durch die
Maschinenteile 2 ist dann jeweils nur eine einmalige Bewegung der einen oder
mehreren Ausgleichskörper 3, 3a, 3b notwendig. Da das Fahrprofil dabei auf einer
gemeinsamen Synchronisationsfunktion g(t), also auf einer gemeinsamen Grund-
Kurvenform, basiert, ergibt sich ein relativ geringer rechnerischer Aufwand für die
Steuerung des Antriebs der Maschinenteile 2 und Ausgleichskörper 3, 3a, 3b. Den
nur noch geringen rechnerischen Aufwand zur Bestimmung des
Beschleunigungsprofils zeigt nachstehende Gleichung (6). Die jeweilige,
zeitabhängige Position xi(t) der einzelnen Maschinenteile wird durch die
nachstehende Gleichung (5) bestimmt, deren maßgebliches Kernelement die
genannte, gemeinsame Synchronisationsfunktion g(t) (die z. B. einer "weichen S"-
Kurve entsprechen kann) und die jeweils lokalspezifischen Wegstrecke si ist - vgl.
Gleichung (5):
xi(t) = g(t) . si + xi0 Gl. (5)
Für die Bewegung eines n Maschinenteilen gemeinsamen Ausgleichskörpers gilt
dann:
Die Fig. 4-6 zeigen normierte, skalierte Verläufe möglicher Weg-,
Geschwindigkeits- und Beschleunigungsprofile für die einzelnen Maschinenteile 2
und Ausgleichskörper 3, 3a, 3b, wobei bei der jeweiligen Weg-Zeit-Funktion xi(t)
als gemeinsame Kurven-Grundform die "weiche S-Bewegungskurve"
zugrundegelegt ist.
Vorzugsweise erfolgt der Antrieb der Ausgleichskörper 3, 3a, 3b und/oder der
einzelnen Maschinenteile 2 bzw. Werkzeugkörper über Linearmotoren, ist jedoch
auch auf herkömmliche Weise über rotatorische elektrische Antriebe und
Kugellagerspindeln möglich.
1
lineare Antriebsachse
1
a lineare Antriebsachse
1
b lineare Antriebsachse
2
Maschinenteil
m1
m1
. . ., m5
Massen
s1
s1
, . . ., s5
, sA
Wegstrecke
x1
x1
(t), . . ., x5
(t), xA
(t) horizontale Positionen (zeitabhängig)
3
,
3
a,
3
b Ausgleichskörper
4
Verbindungseinrichtung
A Achsabstand
A Achsabstand
Claims (18)
1. Verfahren zur Kompensation von Kraftrückwirkungen mechanisch
beschleunigter Maschinenteile (2) einer Maschine, beispielsweise
Werkzeugträger einer Werkzeugmaschine, gekennzeichnet durch die
Verwendung von einer oder mehreren, dem oder den beschleunigten
Maschinenteilen (2) zugeordneten Ausgleichsmassen (mA) und von einer
oder mehreren, steuerbaren aktiven Antriebskomponenten, die mit der oder
den Ausgleichsmassen (mA) zu deren Beschleunigung gekoppelt ist
beziehungsweise sind, wobei mittels einer Steuerung die eine oder
mehreren Antriebskomponenten zur Herbeiführung eines zeitlichen
Beschleunigungsverlaufs der einen oder mehreren Ausgleichsmassen (mA)
derart angesteuert werden, dass deren Beschleunigungungskräfte den
Beschleunigungskräften des oder der Maschinenteile (2) kompensierend
entgegenwirken und/oder diese und/oder überlagern.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die eine oder
mehreren Ausgleichsmassen (mA) jeweils nach einer zeitlichen
Beschleunigungsfunktion verfahren werden, die einer Integration oder
Summierung der Einzelbeschleunigungen und/oder Einzelmassen
(m1, . . ., m5) der jeweiligen Maschinenteile (2) entspricht.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, wobei die einen oder mehreren
Maschinenteile (2) linear oder längs einer gekrümmten Bahnkurve bewegt
und beschleunigt werden, dadurch gekennzeichnet, dass die eine oder
mehreren Ausgleichsmassen (mA) auf der oder den selben Linien oder
Kurven wie das oder die Maschinenteile (2) oder auf jeweils einer Linie
(1a, 1b) beziehungsweise Bahnkurve parallel zu der des jeweiligen
Maschinenteils (2) und/oder in gegenüber diesem umgekehrter Richtung
bewegt werden.
4. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, dass mindestens eines der Maschinenteile (2) und
wenigstens zwei diesem zugeordnete Ausgleichsmassen (mA) in einer
gemeinsamen Ebene beschleunigt und vorzugsweise linear bewegt
werden.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die beiden
Ausgleichsmassen (mA) auf zueinander parallelen Bahnen (1a, 1b) und/oder
spiegelsymmetrisch zur Beschleunigungsbahn (1) des mindestens einen
Maschinenteiles (2) beschleunigt werden.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass die beiden
Ausgleichsmassen (mA) äquidistant (A) zu je einer Seite der
Beschleunigungsbahn (1) des mindestens einen Maschinenteils (2)
verfahren werden.
7. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens
eines der Maschinenteile (2) und wenigstens eine diesem zugeordnete
erste Ausgleichsmasse (mA) auf zueinander parallel Bahnen beschleunigt
werden, und zwei weitere Ausgleichsmassen (mA) orthogonal zur
Beschleunigungsbahn (1) des mindestens einen Maschinenteils (2)
beschleunigt werden.
8. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, wobei eine
Mehrzahl Maschinenteile (2) mittels steuerbarer, aktiver
Antriebskomponenten verfahren und beschleunigt wird, dadurch
gekennzeichnet, dass sowohl den einzelnen Maschinenteilen als auch der
einen oder den mehreren Ausgleichsmassen (mA) mittels der
Antriebskomponenten Beschleunigungen derart synchronisiert zueinander
erteilt werden, dass wenigstens die Extrema, Nullstellen und/oder Polstellen
der Beschleunigungsverläufe der Maschinenteile (2) und der
Ausgleichsmasse(n) zeitgleich auftreten.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass die
Maschinenteile (2) und die mindestens eine Ausgleichsmasse (mA) nach
zumindest in der Grundform gleichartigen Zeitfunktions-Kurvenverläufen
verfahren und beschleunigt werden.
10. Verfahren nach Anspruch 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, dass den
Maschinenteilen (2) und Ausgleichsmassen (mA) Weg- und
Beschleunigungsverläufe über die Zeit eingeprägt werden, die über eine
Verknüpfung der jeweils zurückzulegenden Wegstrecke (si) mit einer
gemeinsam zugeordneten, zeitlichen Synchronisationsfunktion (g(t)) skaliert
werden.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass die
Synchronisationsfunktion (g(t)) einen stetig gekrümmten, S-förmigen
Kurvenverlauf aufweist
12. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass die
Synchronisationsfunktion (g(t)) und/oder Parameter für die jeweilige
Wegsstrecke (s1, s2, . . . s5, sA) aus einer übergeordneten Steuerung lokalen
Substeuerungen in den jeweiligen Antriebskomponenten vorgegeben
werden.
13. Anordnung zur Kompensation von Kraftrückwirkungen für eine Maschine
mit einem oder mehreren, in Bahnführungen (1) mechanisch
beschleunigten Maschinenteilen (2), beispielsweise Werkzeugträgern einer
Werkzeugmaschine, von welchen die Kraftrückwirkungen aus den
jeweiligen Beschleunigungen resultieren, insbesondere zur Durchführung
des Verfahrens nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, dass ein oder mehrere Ausgleichskörper (3, 3a, 3b) in
einer oder mehreren Bahnführungen (1a, 1b) jeweils mittels aktiver
Antriebskomponenten beschleunigbar gelagert sind, und die eine oder
mehreren Antriebskomponenten von einer Steuerung kontrolliert sind, die
zur Einprägung einer zeitlichen Beschleunigungsfunktion für je einen
Ausgleichskörper (3, 3a, 3b) ausgebildet und/oder programmiert ist, die auf
der Basis einer Integration oder Summierung der Einzelbeschleunigungen
und/oder Einzelmassen (m1, . . ., m5) der jeweiligen Maschinenteile (2) im
Sinne einer kompensierenden Überlagerung der Kraftrückwirkungen des
oder der Maschinenteile (2) durch die von den angetriebenen
Ausgleichskörpern (3, 3a, 3b) ausgelösten Beschleunigungskräfte gebildet
ist.
14. Anordnung nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, dass die in der
Steuerung implementierte Beschleunigungs- oder Wegfunktion bei
Verwendung eines Ausgleichskörpers (3, 3a, 3b) alternativ folgenden
Beziehung genügt:
wobei xA(t) die zeitabhängige Beschleunigungsfunktion für die einen oder mehreren Ausgleichskörper (3, 3a, 3b), mA, die Masse des oder der Ausgleichskörper (3, 3a, 3b), ml die einzelnen Massen der Maschinenteile (2), g(t) eine Synchronisationsfunktion, si die einzelnen Wegstrecken der Maschinenteile (2) und xA0 eine Ausgangsposition des Ausgleichskörpers (3, 3a, 3b) sind.
wobei xA(t) die zeitabhängige Beschleunigungsfunktion für die einen oder mehreren Ausgleichskörper (3, 3a, 3b), mA, die Masse des oder der Ausgleichskörper (3, 3a, 3b), ml die einzelnen Massen der Maschinenteile (2), g(t) eine Synchronisationsfunktion, si die einzelnen Wegstrecken der Maschinenteile (2) und xA0 eine Ausgangsposition des Ausgleichskörpers (3, 3a, 3b) sind.
15. Anordnung nach Anspruch 13 oder 14, dadurch gekennzeichnet, dass als
Antriebskomponenten elektrische Linear- und/oder Rotationsmotoren,
letztere über einen jeweiligen Spindeltrieb, in Angriff an die Maschinenteile
(2) und/oder Ausgleichskörper (3, 3a, 3b) gebracht werden.
16. Anordnung nach einem der vorangehenden Ansprüche, gekennzeichnet
durch eine mechanisch steife Verbindung (4) der Bahnführungen von
Maschinenteil(en) (2) und Ausgleichskörpern (3, 3a, 3b) miteinander.
17. Anordnung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, dass die Bahnführungen wenigstens je eines
Maschinenteils (1, 1a, 1b) und Ausgleichskörpers (3, 3a, 3b) zueinander
parallel und/oder mit entsprechend den Konstruktionsbedingungen in der
Maschine kleinstmöglichem Abstand (A) voneinander verlaufen.
18. Anordnung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, dass in einer gemeinsamen Ebene wenigstens drei
Bahnführungen (1, 1a, 1b) verlaufen, von denen eine (1) einer oder
mehreren Maschinenteilen (2) und die beiden anderen je einem oder
mehreren Ausgleichskörpern (3, 3a, 3b) zugeordnet sind.
Priority Applications (1)
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---|---|---|---|
DE10027775A DE10027775A1 (de) | 2000-05-23 | 2000-06-07 | Aktive Kompensation von Kraftrückwirkungen mechanisch beschleunigter Maschinenteile |
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DE10025156 | 2000-05-23 | ||
DE10027775A DE10027775A1 (de) | 2000-05-23 | 2000-06-07 | Aktive Kompensation von Kraftrückwirkungen mechanisch beschleunigter Maschinenteile |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
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ID=7643028
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DE10027775A Ceased DE10027775A1 (de) | 2000-05-23 | 2000-06-07 | Aktive Kompensation von Kraftrückwirkungen mechanisch beschleunigter Maschinenteile |
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