DE10021985A1 - Hörgerät mit betriebszeitgesteuerter Anpassung - Google Patents
Hörgerät mit betriebszeitgesteuerter AnpassungInfo
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Abstract
Hörgerät mit programmierbarer zeitabhängiger Einstellung von Übertragungsparametern von einem vorgehbaren Anfangswert über einen bestimmten Zeitraum in einer Folge von Einstellschritten bis zu einem Zielwert.
Description
Die Erfindung betrifft ein Hörgerät mit betriebszeitgesteu
erter Anpassung der Übertragungscharakteristik. Was hierunter
zu verstehen ist, ergibt sich aus der folgenden Beschreibung.
Es gibt verschiedene audiologische Anpaßverfahren, um Ziel
werte für Einstellparameter von Hörgeräten festzulegen. In
der Praxis stellt sich jedoch meist das Problem, daß diese so
objektiv ermittelten Hörgeräteeinstellungen von Schwerhörigen
mit Hörgerät nicht von Anfang an akzeptiert werden. Meist
werden die ermittelten theoretisch optimalen Einstellungen
von den Hörgerätebenutzern als "zu laut", als "akustisch un
angenehm" oder als "unnatürlich" empfunden. Der Grund dafür
liegt darin, daß meist schon eine jahrelang bestehende und
mit der Zeit fortschreitende Schwerhörigkeit bestanden hat,
ehe sich die Betroffenen entschließen, ein Hörgerät zu benut
zen. Damit ist eine entsprechend lange und zunehmende Hörent
wöhnung verbunden, denn die Betroffenen hören nur noch ent
sprechende laute Signale, während eine Vielzahl von im all
täglichen Leben auftretenden Geräuschen unterhalb der Hör
schwelle der betroffenen Personen gar nicht mehr wahrgenommen
werden und die Betroffenen davon völlig entwöhnt sind. Wenn
die Schwerhörigen nun ein Hörgerät benutzen, das eigentlich
aus objektiver Sicht optimal eingestellt ist, werden alle
diese schon längst nicht mehr wahrgenommenen akustischen
Reize plötzlich gehört. Die Folge davon ist eine Überforde
rung der nun plötzlich wieder hörenden Person. Verschlimmert
wird die Situation noch dadurch, daß im Gegensatz beispiels
weise zur Fehlsichtigkeit bei Schwerhörigkeit nicht nur die
Intensität der Reize, sondern auch deren Anzahl steigt, weil
eben akustische Ereignisse, die vorher längst nicht mehr ge
hört wurden, jetzt wieder wahrgenommen werden, wie beispiels
weise Schritte, Uhrticken, Vogelgezwitscher und ähnliche Ge
räusche. Schallereignisse, die ohne Hörgerät leise waren,
werden plötzlich wieder normal laut gehört, was aber aufgrund
der über lange Zeit entstandenen Entwöhnung als zu laut und
unangenehm empfunden wird. Denn die Entwöhnung vom normalen
Hören erstreckt sich über die Dauer der Entstehung der
Schwerhörigkeit, also in der Regel über mehrere Jahre.
Die Folge davon ist, daß das in seiner Wirkung als unangenehm
empfundene Hörgerät vom Betroffenen alsbald wieder abgelegt
und höchstens selten benutzt wird, weil der ungewohnte Zu
stand des eigentlich normalen Hörens als noch unangenehmer
empfunden wird als die gewohnte Schwerhörigkeit. Aus diesem
Grund sind viele Hörgeräteträger von Anfang an unzufrieden
mit dem Hörgerät und natürlich auch mit dem anpassenden Hör
geräteakustiker. Das ist freilich nicht der Sinn eines Hörge
räts.
Für die Akzeptanz und den Erfolg der Hörgeräteanpassung ist
dies daher sehr wichtig, daß das Hören mit dem Hörgerät vom
Betroffenen von Anfang an auf keinen Fall als störend empfun
den wird.
Will man die oben genannten Probleme vermeiden, besteht bis
lang nur die allerdings sehr aufwendige Möglichkeit, eine
schrittweise Anpassung mit mehreren Terminen beim Hörgeräte
akustiker über einen längeren Zeitraum vorzunehmen, wobei je
weils nach Gewöhnung an das bessere Hören eine allmählich
schrittweise Annäherung an die audiologischen Zielparameter
erfolgt.
Die Erfindung legt die Aufgabe zugrunde, für das aufgezeigte
Problem eine bessere Lösung zu schaffen.
Diese Aufgabe wird gemäß der Erfindung durch das im Anspruch
1 angegebene Hörgerät mit betriebszeitgesteuerter Anpassung
der Übertragungscharakteristik gelöst. Vorteilhafte Ausge
staltungen der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche.
Die Erfindung geht davon aus, daß seit einigen Jahren
digital programmierbare und voll-digitale Hörgeräte am Markt
erhältlich sind. Der gegenwärtige diesbezügliche Stand der
Technik besteht darin, daß ein oder mehrere Übertragungscha
rakteristiken, z. B. für verschiedene Geräuschsituationen fest
in die Hörgeräte einprogrammiert werden. Die Hörgeräte regeln
die Verstärkung dann automatisch in Abhängigkeit vom vorhan
denen Eingangspegel. Lautstärkesteller sind damit in modernen
Hörgeräten nicht mehr notwendig.
Die Erfindung macht sich die nun gegebenen technischen Mög
lichkeiten zur Bewältigung des oben dargestellten Problems
zunutze. Dazu gehört, daß das Hörgerät mit einer integrierten
Zeitfunktion, also gewissermaßen mit einer Art Betriebsstun
denzähler, ausgestattet wird. Nachdem eine audiologische Fre
quenz- und Dynamikanpassung erfolgt ist, wird eine vom Pa
tienten als angenehm empfundene Lautstärke als Ausgangspunkt
im Hörgerät abgespeichert. Als Zielübertragungskurve wird die
aus objektiver Sicht audiologisch wünschenswerte Kurve einge
geben. Schließlich wird im Hörgerät abgespeichert, in welchem
Zeitraum, gemessen in Betriebsstunden des Hörgeräts, und in
welchen Schritten die Zielkurve erreicht werden soll. Das
Hörgerät stellt nun selbständig in möglichst kleinen Schrit
ten oder stufenlos nach und nach das Hörgerät in Richtung der
audiologischen Zielkurve ein. Dabei kann diese Programmierung
nicht nur in Bezug auf die Lautstärke, sondern auch in Bezug
auf Dynamik und Frequenzparameter über den Zeitparameter in
Richtung Zielkurve geändert werden.
Im einzelnen kann die zeitgesteuerte Anpassung folgender Pa
rameter programmiert werden, wobei die folgende Liste der
einstellbaren Parameter nur beispielhaft und nicht abschlie
ßend zu versehen ist:
- a) die Gesamtlautstärke am Ausgang;
- b) die Lautstärke in einzelnen Frequenzbereichen;
- c) die Dynamik, d. h. die Verstärkung in Abhängigkeit vom je weiligen Eingangspegel, d. h. größere Verstärkung bei kleinen Eingangspegeln und kleinere Verstärkung bei größeren Ein gangspegeln, bzw. die Kompression, also das Verhältnis von Eingangssignal zu Ausgangssignal,
- d) der Frequenzgang, und
- e) das Peak Clipping, also das Abschneiden von Amplituden spitzen.
In der anliegenden Zeichnung ist in schematisierter Form ein
Hörgerät nach der Erfindung als Blockschaltbild dargestellt.
Hierauf wird im folgenden Bezug genommen.
Das Hörgerät weist ein Mikrofon 1 als Eingangsglied und einen
Lautsprecher 2 als Ausgangsglied und dazwischen eine Verstär
keranordnung 3 auf.
Wie schematisch dargestellt, ist die Übertragungsstrecke zwi
schen Mikrofon 1 und Lautsprecher 2 vorzugsweise mehrkanalig
aufgebaut, um eine differenzierte Übertragungscharakteristik
in den Einzelfrequenzbereichen des Gesamtfrequenzbereichs zu
ermöglichen.
Das voll-digitalisierte oder analoge, aber digital program
mierbare Hörgerät weist weiter einen Zeittaktzähler 4 auf.
Die Takterzeugung erfolgt in üblicher Weise und ist hier zur
Vereinfachung nicht eigens dargestellt.
Ein Prozessor 5, der entsprechend programmierbar ist, enthält
in eingespeicherter Tabellenform eine Zielkurve der gewünsch
ten Übertragungscharakteristik des Hörgeräts sowie eine An
fangsübertragungskurve der Übertragungscharakteristik bei In
benutzungnahme des Hörgeräts und Daten über die zeitabhängige
Veränderung der Übertragungskurve in Richtung Zielübertra
gungskurve.
Jedem Einzelkanal der Verstärkeranordnung 3 kann ein bestimm
ter Frequenzbereich zugeordnet sein. Jeder Kanal enthält
einen Verstärker 3a, 3b, . . ., ein Verstärkungsstellglied 6a,
6b, . . . und gegebenenfalls ein Einstellglied 7a, 7b, . . . zur
Beeinflussung der Übertragungscharakteristik in dem jeweili
gen Frequenzbereich. Ein Stellglied 8 im Gesamtkanal dient
zur Einstellung von Parametern wie Gesamtlautstärke oder
dergl.
Der Prozessor steuert, wie schematisch dargestellt, jedes der
Einstellglieder 6a, 6b, . . ., 7a, 7b, . . ., und 8 entsprechend
der zu erzeugenden Gesamtübertragungscharakteristik. Ent
sprechend der zu erzeugenden Gesamtübertragungscharakteris
tik. Entsprechend dem eingegebenen Zeitdaten verändert so der
Prozessor 5 entsprechend der Zeitzählung im Zeitgeber 4 all
mählich durch selektive Verstellung der Einstellglieder 6, 7
in den einzelnen Übertragungskanälen der Verstärkeranordnung
3 die Übertragungscharakteristik des Hörgeräts in sanften
Stufen oder quasi-kontinuierlich von der Anfangsübertragungs
kurve bis zur Zielübertragungskurve, wonach dann die Einstel
lung fest bleibt.
Der Benutzer erfährt so eine für ihn gar nicht merkliche und
nicht als unangenehm empfundene Anpassung der Übertragungs
charakteristik an seine mit der Zeit durch sich wieder ein
stellende Gewöhnung an normale Hörverhältnisse steigernde
Hörfähigkeit.
Claims (6)
1. Hörgerät, das voll-digitalisiert oder analog arbeitend und
digital programmierbar ausgelegt ist, mit einem Mikrofon (1)
und einem Lautsprecher (2) und einer dazwischen vorzugsweise
mehrkanalig aufgebauten Verstärkungsstrecke (3) mit jeweils
einem Verstärkungsglied (3a, 3b) und Einstellorganen zur vor
zugsweise gesonderten Einstellung der Verstärkung und gegebe
nenfalls anderer Parameter der Übertragungscharakteristik,
dadurch gekennzeichnet, daß die Einstellung mindestens eines
Parameters zeitabhängig von einem vorgebbaren Anfangswert auf
einen vorgebbaren Zielwert in einer Folge von in gewissen
Zeitabständen aufeinanderfolgenden Einstellschritten erfolgt.
2. Hörgerät nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
Zeitdauer, über welche die Veränderung vom Anfangswert zum
Zielwert des jeweiligen Parameters erfolgt, einstellbar ist.
3. Hörgerät nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß die Einstellschritte zwischen Anfangswert und Zielwert
als lineare oder nichtlineare Schrittfolge einstellbar ist.
4. Hörgerät nach einem der Ansprüche 1 bis 3, daß eine Mehr
zahl von Parametern wie beispielsweise Gesamtlautstärke,
Lautstärke der einzelnen Übertragungskanäle, Dynamik und
Kompression, und Peek-Clipping, jeweils gesondert zeitabhän
gig von einem Anfangswert auf einen Zielwert einstellbar
sind.
5. Hörgerät nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekenn
zeichnet, daß das Hörgerät einen Zeitgeber (4) und einen Pro
zessor (5) mit einem programmierbaren Datenspeicher aufweist,
um Anfangswert, Zielwert und gegebenenfalls Zeitvorgaben für
den oder die zu verstellenden Parameter zu programmieren und
die zeitabhängige automatische Einstellung entsprechender
Stellglieder (6, 7) vorzunehmen.
6. Hörgerät nach Anspruch 5, gekennzeichnet, daß der Zeitge
ber ein Betriebszeitzähler ist.
Priority Applications (3)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE10021985A DE10021985A1 (de) | 2000-04-14 | 2000-05-05 | Hörgerät mit betriebszeitgesteuerter Anpassung |
AU56282/01A AU5628201A (en) | 2000-04-14 | 2001-04-11 | Hearing aid with operation time-controlled adaptation |
PCT/EP2001/004185 WO2001078485A2 (de) | 2000-04-14 | 2001-04-11 | Hörgerät mit betriebszeitgesteuerter anpassung |
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Family Applications (1)
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DE10021985A Withdrawn DE10021985A1 (de) | 2000-04-14 | 2000-05-05 | Hörgerät mit betriebszeitgesteuerter Anpassung |
Country Status (1)
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DE (1) | DE10021985A1 (de) |
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