DE10014950C1 - Verfahren zum Freiformsintern eines Grünteils - Google Patents
Verfahren zum Freiformsintern eines GrünteilsInfo
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Abstract
Es wird ein Verfahren zum Freiformsintern eines Grünteils zur Herstellung von Sinterteilen mit formgebender Fläche vorgeschlagen. Das Grünteil wird mindestens mit seiner formgebenden Fläche und Seitenflächenbereichen mit einem feinkörnigen Material, das mit dem Grünteil bei Prozeßtemperatur keine Verbindung eingeht, umgeben. Anschließend wird das Grünteil mit der formgebenden Fläche nach unten gesintert.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Freiformsin
tern von Grünteilen zur Herstellung von Sinterteilen,
insbesondere im Rahmen des indirekten Lasersinterver
fahrens (SLS), des 3D-Printing und des Metallspritz
formverfahrens (MIM).
Unter einem Grünteil wird ein Gemenge aus Funktions
werkstoff und Bindemittel in der Form eines zu erzeu
genden Bauteils, aber zum Ausgleich der Schrumpfung
beim Sintern in der Regel um Skalierungsfaktoren ver
größert, verstanden. Das Bindemittel wird benötigt,
um die Partikel des Funktionswerkstoffs in dem Bau
teil zu fixieren. Es wird während des Sinterns ausge
brannt. Ein Verfahren zum Sintern von Grünteilen zur
Bildung eines Bauteils ist das Freiformsintern, das
sich von anderen Sinterarten darin unterscheidet, daß
das Grünteil ohne Form über ein Bindemittel in Form
und drucklos gesintert wird. Bei dem Freiformsintern
müssen gegenüber dem Drucksintern in vorgebenden Ma
trizen eine Reihe von Nachteilen in Kauf genommen
werden. Da der Grünling vor dem Sintern eine relativ
geringe Dichte aufweist, ist die Schrumpfung relativ
hoch und steigt mit dem Bindemittelgehalt. Weiterhin
hat die Schwerkraft einen relativ hohen Einfluß auf
die Sintervorgänge und die Genauigkeit der Sinterpro
dukte ist relativ schlecht. Diese Nachteile treten um
so deutlicher zutage, je größer die Masse des zu sin
ternden Bauteils ist.
Bei der Erzeugung von Werkzeuggeometrien für Spritz-
und Druckgußwerkzeugeinsätze besteht die Besonder
heit, daß eine formgebende Seite bzw. Fläche und fünf
im wesentlichen gerade Flächen vorhanden sind. Diese
beiden Gruppen unterscheiden sich aufgrund ihrer Geo
metrien in dar Fehlertoleranz, denn während die form
gebende Seite schwierig zu bearbeiten ist, können die
Seiten- und Bodenflächen leicht nachgefräst werden.
Bei dem Freiformsintern nach dem Stand der Technik
treten bei der formgebenden Fläche nach dem Sintern
Stauchungen und Verwerfungen und Ebenheitsabweichun
gen auf.
Aus der JP 07278608 A ist ein Verfahren zur Verhinde
rung der Deformierung eines Sinterteils bekannt. Bei
diesem Verfahren wird das Sinterteil auf ein Keramik
pulver gelegt und gesintert, wobei das weiche Sinter
teil während des Sinterns nicht durch die Schwerkraft
verformt wird, da es gleichmäßig durch das Keramik
pulver gestützt wird.
Die JP 58-113302 beschreibt ein Sinterverfahren für
das Pulversintern, bei dem das Grünteil in ein für
Gase durchlässiges mit Keramikpulver gefülltes Gefäß
aufgenommen wird, derart, daß das Grünteil eingebet
tet ist. Das Gefäß wird in einen Sinterofen einge
bracht und wird beim Sintern durch das Keramikpulver
gehalten.
JP 4-21704 offenbart ein Verfahren zum Sintern eines
Grünteils aus einer Titaniumlegierung, das in ein CaO-
oder ZnO2-Pulver eingebettet und in einem Sinterofen
gesintert wird.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfah
ren zum Freiformsintern eines Grünteils zur Erzeugung
gesinterter Bauteile mit einer überkritischen Masse
und/oder Geometrie zu schaffen, bei dem die bekannten
Nachteile des Freiformsinterns bei der formgebenden
Fläche eines Bauteils, insbesondere, hinsichtlich der
starken Verformung, vermieden werden.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale
des Hauptanspruchs gelöst.
Dadurch, daß das Grünteil mindestens mit seiner form
gebenden Fläche und Seitenflächenbereichen in ein
feinkörniges Material, das mit dem Grünteil bei Pro
zeßtemperatur keine Verbindung eingeht, eingepackt
wird und daß das Grünteil mit der formgebenden Fläche
nach unten gesintert wird, können die Auswirkungen
der ersten Phase des Sinterns, bei der die Partikel
durch Rutschen und Gleiten umgelagert werden, und die
stark von der Schwerkraft beeinflußt wird, da alle
Teilchenbewegungen in Richtung der Schwerkraft ablau
fen, auf die Unterseite des Bauteils verlagert wer
den, wo sie im Falle der Herstellung von Formhälften
weniger stören. Auf diese Weise treten an der formge
benden Fläche keine Verformungen auf, und es sind kei
ne Balligkeiten zu erkennen.
Mit der Erfindung wurde an einer Referenzgeometrie
nachgewiesen, daß es möglich ist, sehr genaue Flächen
zu erzeugen, wobei als Maß dafür die Balligkeit einer
geraden Dichtfläche gelten kann. Mit dem Verfahren
nach dem Stand der Technik konnten nur Flächen er
zeugt werden, deren Balligkeit, d. h. Ebenheitsabwei
chung, schlechter als ca. 0,3 mm auf 200 mm Länge
ist. Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren konnten Wer
te unter 0,1 mm erreicht werden.
Durch die in den Unteransprüchen angegebenen Maßnah
men sind vorteilhafte Weiterbildungen und Verbesse
rungen möglich.
Ein Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Verfah
rens ist in der Zeichnung dargestellt und wird in der
nachfolgenden Beschreibung näher erläutert. Die ein
zige Figur zeigt Verfahrensschritte a)-e) zur Her
stellung des Bauteils.
Unter Zugrundelegung dieser Erkenntnis wird unter Be
zugnahme auf die Figur das Verfahren zum Freiformsin
tern eines Grünteils 1 beschrieben, das beispielswei
se ein Bauteil für Spritz- und Druckgußwerkzeugein
sätze ergeben soll. Entsprechend dem Schritt a) wird
das Grünteil 1 in einen Tiegel 2 gestellt, wobei die
formgebende Fläche 3 nach oben zeigt. Ggf. werden
Hohlräume, wie z. B. Bohrungen, mit elastischem Mate
rial so verschlossen, daß beim anschließenden Verfül
len des Tiegels die Hohlräume nicht vollständig mit
feinkörnigem Material ausgefüllt werden, da ansonsten
Schrumpfungen mit der Folge von Rißbildungen behin
dert würden.
Der Tiegel 2 wird mit einem feinkörnigen Material
aufgefüllt, das mit dem Sintermaterial bei den beim
Sintern aufgebrachten Temperaturen keine Verbindung
eingeht. Ein solches feinkörniges Material wird bei
spielsweise durch Keramikpulver gebildet. Das fein
körnige Material 4 wird verdichtet, und der Tiegel
wird mit einem Deckel 5 so verschlossen, daß kein
Hohlraum entsteht oder verbleibt. Dies ist in dem
Schritt b) zu erkennen.
Entsprechend Schritt c) wird der Tiegel 2 um 180° ge
wendet, so daß die formgebende Fläche 3, die von dem
feinkörnigen Material 4 eingeschlossen wird, nach un
ten zeigt. Entsprechend Schritt d) wird das nun oben
liegende lösbare Bodenteil 6 des Tiegels abgenommen,
so daß die der formgebenden Fläche 3 gegenüberliegen
de Fläche 7 freiliegt. Zur Erleichterung der Ausga
sung kann noch etwas feinkörniges Material aus dem
Tiegel 2 entfernt werden.
Anschließend wird der Tiegel in den Sinterofen ge
stellt und das Grünteil versintert. Entsprechend
Schritt e) ist nach dem Sintern die freiliegende Flä
che 7 etwas eingesunken, die formgebende Fläche 3 hat
jedoch ihre Form und Konturen beibehalten.
Wenn das Grünteil bzw. das Bauteil größere Höhenun
terschiede aufweist, die etwa bei Werten ab 10 mm-
20 mm liegen, wird das Sintern zweistufig durchge
führt. In der ersten Stufe wird in der Anordnung ent
sprechend Schritt d) bei möglichst geringen Prozeß
temperaturen gesintert, wobei die Temperatur zwischen
0,4 Ts und 0,7 Ts (mit Ts ist die Schmelztemperatur
des Basiswerkstoffs im Pulversystem gemeint) bei
spielsweise bei Stahl ca. 700°C beträgt. In dieser
ersten Stufe wird ein geringer Sintergrad erreicht,
bei dem kleine Materialbrücken zwischen den Teilchen
entstehen, die ein gewisses Maß an Stabilität bzw.
Fixierung der Teilchen mit sich bringen. In der zwei
ten, nicht dargestellten Stufe wird das Bauteil durch
erneutes Verschließen des Tiegels 2 mit dem Bodenteil
6 wieder um 180° gedreht und entsprechend Schritt b)
"auf die Füße" gestellt, der Deckel 5 wird abgenommen
und das Bauteil selbst befreit. Anschließend wird das
Bauteil bei hoher Temperatur zwischen 0,7 Ts und 0,9
Ts versintert. Durch diese Maßnahme kann ein Verzug
aufgrund unterschiedlicher Ausdehnungsverhalten von
feinkörnigem Material, wie Keramikpulver, und dem
gesinterten Bauteil weitgehend vermieden werden.
Das Sintern von Metallen wird vorzugsweise in einer
reduzierenden Atmosphäre, z. B. mit Wasserstoff oder
Wasserstoff-Stickstoff oder Wasserstoff-Edelgas
durchgeführt. Dadurch werden die Oberflächen der Par
tikel von Oxiden und Resten des Bindemittels gerei
nigt und somit die Diffusion erleichtert.
Claims (8)
1. Verfahren zum Freiformsintern eines Grünteils
zur Herstellung von Sinterteilen mit formgeben
der Fläche,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Grünteil mindestens mit seiner formge
benden Fläche und Seitenflächenbereichen mit ei
nem feinkörnigen Material, das mit dem Grünteil
bei Prozeßtemperatur keine Verbindung eingeht,
umgeben wird und daß das Grünteil mit der form
gebenden Fläche nach unten gesintert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß das feinkörnige Material zur Vermeidung von
Hohlräumen verdichtet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Grünteil in einen Tiegel mit lösbarem Boden gestellt wird, wobei die formgebende Flä che nach oben zeigt,
der Tiegel mit dem feinkörnigen Material aufge füllt und verdichtet wird und anschließend ohne Hohlraumbildung verschlossen wird,
der Tiegel um 180° gewendet und der Boden abge nommen wird und anschließend in einen Sinterofen eingebracht wird.
daß das Grünteil in einen Tiegel mit lösbarem Boden gestellt wird, wobei die formgebende Flä che nach oben zeigt,
der Tiegel mit dem feinkörnigen Material aufge füllt und verdichtet wird und anschließend ohne Hohlraumbildung verschlossen wird,
der Tiegel um 180° gewendet und der Boden abge nommen wird und anschließend in einen Sinterofen eingebracht wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1-3,
dadurch gekennzeichnet,
daß zur Erleichterung der Ausgasung ein Teil des
feinkörnigen Materials vor dem Sintern entfernt
wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1-4,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Sintern in zwei Stufen durchgeführt
wird, wobei in der ersten Stufe je nach Material
des Grünteils zur Erreichung eines geringen Sin
tergrades eine niedrige Prozeßtemperatur zwi
schen 0,4 Ts und 0,7 Ts eingestellt wird und daß
in der zweiten Stufe das mit geringem Sintergrad
gesinterte Bauteil umgedreht wird, derart, daß
die formgebende Fläche nach oben zeigt, das
feinkörnige Material im wesentlichen entfernt
und das Bauteil bei hoher Temperatur zwischen
0,7 Ts und 0,95 Ts versintert wird, wobei Ts die
Schmelztemperatur des Basiswerkstoffs des Grün
teils ist.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1-5,
dadurch gekennzeichnet,
daß zum Sintern von Metallen eine reduzierende
Atmosphäre hergestellt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß als reduzierende Atmosphäre Wasserstoff,
Wasserstoff-Stickstoff oder Wasserstoff-Edelgas
gewählt wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1-7,
dadurch gekennzeichnet,
daß das feinkörnige Material Keramikpulver ist.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE2000114950 DE10014950C1 (de) | 2000-03-22 | 2000-03-22 | Verfahren zum Freiformsintern eines Grünteils |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE2000114950 DE10014950C1 (de) | 2000-03-22 | 2000-03-22 | Verfahren zum Freiformsintern eines Grünteils |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE10014950C1 true DE10014950C1 (de) | 2001-05-03 |
Family
ID=7636398
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE2000114950 Revoked DE10014950C1 (de) | 2000-03-22 | 2000-03-22 | Verfahren zum Freiformsintern eines Grünteils |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE10014950C1 (de) |
Cited By (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE10317473B3 (de) * | 2003-04-16 | 2005-02-03 | Daimlerchrysler Ag | Keramische Gussformen für den Metallguss und deren Herstellungsverfahren |
CN105669208A (zh) * | 2016-03-07 | 2016-06-15 | 武汉理工大学 | 用于激光3d打印的酚醛树脂覆膜陶瓷粉末及其制备方法 |
-
2000
- 2000-03-22 DE DE2000114950 patent/DE10014950C1/de not_active Revoked
Non-Patent Citations (3)
Title |
---|
JP 07278608 A, Zusammenfassung veröff. in Pat. Abstr. of Japan vom 24.10.95 * |
JP 4-21704 A, Zusammenfassung veröff. in Pat. Abstr. of Japan vom 06.05.92, Bd.16, No.184 * |
JP 58-113302, Zusammenfassung veröff. in Pat. Abstr. of Japan vom 30.09.83, Bd.7, No.221 * |
Cited By (3)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE10317473B3 (de) * | 2003-04-16 | 2005-02-03 | Daimlerchrysler Ag | Keramische Gussformen für den Metallguss und deren Herstellungsverfahren |
US7533713B2 (en) | 2003-04-16 | 2009-05-19 | Daimler Ag | Ceramic casting mold for casting metal and process for production thereof |
CN105669208A (zh) * | 2016-03-07 | 2016-06-15 | 武汉理工大学 | 用于激光3d打印的酚醛树脂覆膜陶瓷粉末及其制备方法 |
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