DE10013225A1 - Nukleinsäure-Isolierung aus Stuhlproben und anderen biologischen Materialien, die reich an Inhibitoren sind - Google Patents
Nukleinsäure-Isolierung aus Stuhlproben und anderen biologischen Materialien, die reich an Inhibitoren sindInfo
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Abstract
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Stabilisierung, Reinigung oder/und Isolierung von Nukleinsäuren aus Materialproben, insbesondere Stuhlproben, die Verunreinigungen und Inhibitoren bzw. Störsubstanzen enthalten können. Weiterhin wird ein für die Durchführung des Verfahrens geeigneter Reagenzienkit beschrieben. Gegenstand der Erfindung ist insbesondere ein Verfahren zur Reinigung, Stabilisierung oder/und Isolierung von Nukleinsäuren aus Materialproben, wobei man der Nukleinsäuren enthaltenden Probe einen Puffer zusetzt, der einen pH-Wert von 2 bis 7 hat, eine Salzkonzentration von mindestens 100 mM hat, oder/und eine phenolneutralisierende Substanz enthält. Durch das erfindungsgemäße Verfahren sind auf vereinfachte Weise saubere und amplifizierbare Nukleinsäuren aus fäkalen Proben erhältlich, die zum diagnostischen Nachweis von Infektionen, insbesondere bakteriellen oder Virusinfektionen, oder von Mutationen, insbesondere von tumorspezifischen DNA-Mutationen verwendet werden können.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Stabilisierung, Reinigung oder/und Isolie
rung von Nukleinsäuren aus Materialproben, insbesondere Stuhlproben, die Ver
unreinigungen und Inhibitoren bzw. Störsubstanzen enthalten können. Weiterhin
wird ein für die Durchführung des Verfahrens geeigneter Reagenzienkit beschrie
ben.
Zahlreiche Beispiele aus verschiedenen Forschungsbereichen belegen die Be
deutung der Analyse von Nukleinsäuren aus biologischen Materialien, die mit
Substanzen verunreinigt sind, welche Nukleinsäuren während der Lagerung schä
digen und eine enzymatische Manipulation der Nukleinsäuren, z. B. Verdau mit
Restriktionsenzymen oder Amplifikation durch Polymerase-Kettenreaktion (PCR)
hemmen. Daher ist es für die Brauchbarkeit der in den biologischen Materialien
enthaltenen Nukleinsäuren für weitere Analysen wichtig, daß diese Substanzen
nur in sehr niedrigen Konzentrationen vorhanden sind oder gänzlich aus der
Probe entfernt werden.
Eine besondere Bedeutung besitzt die Analyse von Nukleinsäuren aus fäkalen
Proben. Eine wichtige medizinische Anwendung ist der Nachweis tumorspezifi
scher Veränderungen nukleärer Human-DNA aus Stuhl, die als Parameter bei der
Frühdiagnose von Tumoren des Verdauungstraktes dienen können. Ebenso ge
winnt der Nachweis bakterieller und viraler Infektionserreger aus Stuhlproben
durch auf Nukleinsäuren basierende Testverfahren zunehmend an Bedeutung.
Für die Aufreinigung von Nukleinsäuren aus Stuhlproben ist die Anwendung einer
Kombination verschiedener Reinigungsschritte wie Protease-Behandlung, Phe
nol/Chloroform-Extraktion, Bindung von Nukleinsäuren an Silika in Anwesenheit
chaotroper Salze, Gelfiltration, Anionenaustauschchromatographie sowie Einsatz
kationischer Detergentien bekannt. Die mit diesen Verfahren aus Stuhlproben iso
lierten Nukleinsäuren sind jedoch im allgemeinen instabil und verhalten sich oft
mals problematisch in nachfolgenden enzymatischen Reaktionen wie z. B. PCR.
Ursache hierfür sind Substanzen, die zusammen mit der Nukleinsäure isoliert
werden und diese schädigen sowie enzymatische Reaktionen inhibieren. Im Stuhl
enthaltene Inhibitorklassen sind - soweit bekannt - Hämoglobin und dessen Meta
boliten, Gallensäuren und Gallensäurenderivate sowie Polysaccharide. Im Stand
der Technik finden sich verschiedene Lösungsvorschläge für dieses Problem, die
jedoch keine befriedigenden Ergebnisse liefern (Deuter et al., Nucleic Acids Res.
1995, 23: 3800-3801; van Zwet et al., J. Clin. Microbiol. 1994, 32: 1346-1348;
Wilde et al., J. Clin Microbiol. 1990, 28: 1300-1307; Hopwood et al., Int. J. Legal
Med. 1996, 108: 237-243; Sidransky et al, Science 1992, 256: 103-105; Rama
murthy et al., J. Clin. Micorbiol. 1993, 31: 3068-3070; Monteiro et al., J. Clin.
Microbiol. 1997, 35: 995-998; Uwatoko et al., Vet. Microbiol. 1996, 52: 73-79;
Tuchili et al., J. Vet. Med. Sci. 1996, 58: 881-884; Pantosti et al., J. Clin. Microbiol.
1997, 35: 2482-2486, US 4,935,342; WO 93/20235). In der Regel wird die Probe
in alkalischem Milieu aufgearbeitet.
Sivolap et al., Chem. Absir. 1992, 117: 206001u beschreiben den Zusatz phenol
neutralisierender Substanzen bei der Isolierung von DNA aus Pflanzenmaterial.
Chung et al., Chem. Abstr. 1997, 127: 146699x beschreiben die Extraktion von
DNA aus Pflanzenmaterial mit einem basischen Puffer.
In WO 97/07239 wird ein Verfahren zur Reinigung, Stabilisierung oder/und Isolie
rung von Nukleinsäuren aus biologischen Materialien, insbesondere Fäkalien, be
schrieben, bei dem man einer Nukleinsäuren enthaltenden Probe aus biologi
schen Materialien eine Adsorptionsmatrix zur Bindung von Verunreinigungen zu
setzt. Vorzugsweise verwendet man eine Adsorptionsmatrix auf Kohlenhydratba
sis, z. B. Stärke, Zellulose, Glycogen, oder/und andere biogene oder nicht biogene
Kohlenhydrate oder Mischungen davon, wobei Mehle aus Getreide, Erbsen, Mais,
Kartoffeln oder Bestandteile daraus oder Mischungen bevorzugt sind. Mit dem in
der WO 97/07239 offenbarten Verfahren werden in manchen Fällen jedoch die
Nukleinsäuren schädigenden Substanzen nicht vollständig entfernt.
Eine Weiterentwicklung dieses Verfahrens offenbart die DE 199 00 628.5. Dort
wird ein Verfahren zur Isolierung von Nukleinsäuren aus biologischen Materialien
beschrieben, bei dem man der Nukleinsäuren enthaltenden Probe außer der Ad
sorptionsmatrix zur Bindung von Verunreinigung einen definierten Puffer zusetzt,
wobei der Puffer dadurch gekennzeichnet ist, daß er einen sauren bis neutralen
pH-Wert sowie einen hohen Salzgehalt hat und eine phenolneutralisierende Sub
stanz enthält. Dieses Verfahren liefert zwar Nukleinsäuren in befriedigender Rein
heit, hat aber den Nachteil, daß die beschriebene Adsorptionsmatrix stark quillt
und die Homogenisierung erschwert. Dies ist insbesondere nach Einwirkung von
Hitze der Fall, die zur Lyse von Bakterien, Viren und anderen Pathogenen vorteil
haft ist.
Eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung war somit die Bereitstellung eines ver
besserten Verfahrens zur Aufreinigung von Nukleinsäuren, das die beschriebenen
Nachteile der aus dem Stand der Technik bekannten Verfahren überwindet.
Überraschenderweise wurde festgestellt, daß die Aufreinigung von Nukleinsäuren
aus inhibitorischen Proben verbessert werden kann, indem ein definierter Puffer
verwendet wird, ohne daß der Probe eine wie in der WO 97/07239 oder DE 199
00 628.5 beschriebene Adsorptionsmatrix zur Bindung von Verunreinigungen zu
gesetzt werden muß.
Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Reinigung, Stabilisierung
oder/und Isolierung von Nukleinsäuren aus Materialproben, wobei man der Nu
kleinsäuren enthaltenden Probe einen Puffer zusetzt, der
- a) einen pH-Wert von 2 bis 7, vorzugsweise weniger als 7, hat,
- b) eine Salzkonzentration von mindestens 100 mM hat, oder/und
- c) eine phenolneutralisierende Substanz enthält,
wobei das Verfahren dadurch gekennzeichnet ist, daß der Probe, dem Gemisch
aus Probe und Puffer oder einem daraus abgeleiteten Homogenat, Lysat oder
Extrakt keine Adsorptionsmatrix auf der Basis von Kohlenhydraten zugesetzt wird.
Solche Adsorptionsmatrices zur Bindung von Verunreinigungen werden in den
Patentanmeldungen WO 97/07239 und DE 199 00 628.5 beschrieben, auf die
vollinhaltlich Bezug genommen wird.
Der Puffer hat dabei vorzugsweise eine Salzkonzentration von 100 mM bis maxi
mal zur Löslichkeitsgrenze des verwendeten Salzes. Bevorzugte Bereiche sind
100 mM bis 2,5 M, besonders bevorzugt 250 bis 2,5 M, besonders bevorzugt 300
mM bis 1,5 M, besonders bevorzugt 300 mM bis 700 mM. Ein besonders bevor
zugter Bereich ist 400 mM bis 600 mM. Vorzugsweise wird als Salz ein Alkalihalo
genid, z. B. NaGt oder KCl oder Gemische davon verwendet.
In einer weiteren, bevorzugten Ausführungsform wird LiCl als Salz benutzt. Als
Konzentration kann 100 mM bis zur Löslichkeitsgrenze eingesetzt werden. Bei der
Verwendung von LiCl ist eine Konzentration von 0,5 M bis zur Löslichkeitsgrenze,
besonders vorteilhaft von 0,5 bis 2,5 M bevorzugt.
In einer weiteren Ausgestaltungsform enthält der erfindungsgemäße Puffer min -
destens 0,1% (GewNol) eines Detergenz, bevorzugt mindestens 0,5%. Als De
tergens kommt vorzugsweise ein ionisches Detergenz zur Anwendung, insbeson
dere Natrium-dodecylsulfat (SDS) in einer Konzentration von 0,1 bis 5%
(Gew/Vol), besonders bevorzugt 0,5 bis 5% (Gew/Vol), ganz besonders bevor
zugt 1 bis 2% (Gew/Vol).
In einer weiteren Ausgestaltungsform kann der erfindungsgemäße Puffer 1 bis
200 mM, vorzugsweise 10 mM oder mehr als 10 mM, besonders bevorzugt min
destens 20 mM eines Chelatbildners enthalten. Ein besonders bevorzugter Be
reich ist 25 bis 75 mM. Bevorzugt ist Ethylendiamintetraessigsäure (EDTA) oder
ein Salz davon, bevorzugt das Dinatriumsalz.
Der erfindungsgemäße Puffer weist bevorzugt einen pH-Wert von mehr als 3,
aber weniger als 7, bevorzugt von 4 bis 6,5, besonders bevorzugt von 5 bis 6 auf.
Als günstig hat sich dabei die Verwendung von Acetatpuffern, z. B. Essigsäure/Na-
Acetat (NaAc) erwiesen. Es können jedoch auch andere Puffer, z. B. Phosphat-
oder Citratpuffer, eingesetzt werden.
Der erfindungsgemäße Puffer enthält bevorzugt mindestens eine phenolneutrali
sierende Substanz. Bevorzugte Beispiele für Substanzen, die Phenole neutralisie
ren können, sind Polyvinylpyrrolidon (Poly(1-vinyl-2-pyrrolidon), PVP, CAS 9003-
39-8; zu beziehen z. B. über Sigma-Aldrich Fine Chemicals, St. Louis, MO, USA) in
unterschiedlichen Polymerisationsgraden, z. B. PVP-10 (PVP mit einem durch
schnittlichen Molekulargewicht von 10.000), Reduktionsmittel, z. B. Thiolreagen
zien wie β-Mercaptoethanol oder Dithiothreitol, oder Borate. Bevorzugt ist ein
Puffer, der mindestens 0,5% Polyvinylpyrrolidon als phenolneutralisierende Sub
stanz enthält. Bevorzugte Konzentrationsbereiche sind 1-30% (Gew/Vol), bevor
zugt 2-15%, besonders bevorzugt 4-10% PVP.
Der erfindungsgemäße Puffer ist vorzugsweise ein Lysepuffer, d. h. er hat bevor
zugt eine Zusammensetzung, die eine Lyse von Zellen bewirkt, insbesondere eine
Lyse der Zellen, die die Nukleinsäuren enthalten, die im gegebenen Fall von In
teresse sind. Dem Fachmann sind die Bedingungen bekannt (z. B. Ionen- und/oder
Detergenzkonzentrationen), bei denen die Lyse (d. h. Perforation, Zerstörung oder
Auflösung der Zellmembranen und/oder Zellwände) der gewünschten Zellen wie
Mikroorganismen, tierischen oder pflanzlichen Zellen eintritt.
Die Nukleinsäuren enthaltende Probe stammt bevorzugt aus Materialien, die Nu
kleinsäure abbauende bzw. enzymatische Reaktionen hemmende Verunreinigun
gen enthalten. Insbesondere hemmen solche Verunreinigungen die enzymatische
Aktivität von Restriktionsenzymen und Enzymen, die für die Polymerase-Kettenke
aktion (PCR) verwendet werden. Vorzugsweise stammt die Probe aus Fäkalien.
Sie kann jedoch auch aus anderen Quellen stammen, beispielsweise tierischen
oder pflanzlichen Geweben, Gewebe- oder Zellkulturen, Knochenmark, humanen
und tierischen Körperflüssigkeiten wie Blut, Serum, Plasma, Urin, Sperma, Zere
brospinalflüssigkeit, Sputum und Abstrichen, Pflanzen, Pflanzenteilen und -ex
trakten, z. B. Säften, Pilzen, prokaryontischen oder eukaryontischen Mikroorga
nismen wie Bakterien oder Hefen, fossilen oder mumifizierten Proben, Bodenpro
ben, Klärschlamm, Abwässern und Lebensmitteln (insbesondere prozessierten,
d. h. technisch aufbereiteten Lebensmitteln). Die Proben können wasserunlösliche
Bestandteile enthalten.
Ein weiterer Aspekt der Erfindung betrifft ein Verfahren wie vorstehend beschrie
ben, bei dem das Gemisch aus Probe und Puffer oder ein daraus abgeleitetes
Homogenat, Lysat oder Extrakt bei mindestens 50°C inkubiert wird.
Ein weiterer Aspekt der Erfindung betrifft die Verwendung eines Verfahrens wie
vorstehend beschrieben zur Analyse, zum Nachweis oder zur Isolierung von Nu
kleinsäuren aus Stuhlproben.
Ein weiterer Aspekt der Erfindung betrifft ein Reagenzienkit zur Reinigung, Stabili
sierung oder/und Isolierung von Nukleinsäuren aus biologischen Materialien, ent
haltend einen Puffer wie vorstehend beschrieben, insbesondere einen Puffer, der
- 1. einen pH-Wert von 2 bis 7, vorzugsweise weniger als 7, hat,
- 2. eine Salzkonzentration von mindestens 100 mM hat, oder/und eine phenolneutralisierende Substanz enthält.
Das erfindungsgemäße Reagenzienkit ist dadurch gekennzeichnet, daß es keine
Adsorptionsmatrix auf Kohlenhydratbasis enthält, wie sie in den Patentanmeldun
gen WO 97/07239 und DE 199 00 628.5 beschrieben ist.
Der Puffer kann dabei in fertiger Form, als Konzentrat oder Lyophilisat vorliegen.
Vorzugsweise enthält das Reagenzienkit zusätzliche Mittel zur Reinigung von Nu
kleinsäuren, die z. B. mineralische oder/und organische Träger sowiegegebenen
falls Lösungen, Hilfsstoffe oder/und Zubehör umfassen. Solche Mittel sind aus
dem Stand der Technik bekannt (siehe z. B. WO 95/01359) und kommerziell er
hältlich. Mineralische Bestandteile von Trägern können beispielsweise poröse
oder nicht-poröse Metalloxide oder Metallmischoxide, z. B. Aluminiumoxid, Titandi
oxid, Eisenoxid oder Zirkoniumdioxid, Silicagele, Materialien auf Basis von Glä
sern, z. B. modifizierte oder nicht-modifizierte Glaspartikel oder Glasmehl, Quarz,
Zeolithe oder Mischungen von einer oder mehrerer der oben genannten Substan
zen sein. Andererseits kann der Träger auch organische Bestandteile enthalten,
die z. B. aus gegebenenfalls mit funktionellen Gruppen modifizierten Latexparti
keln, synthetischen Polymeren, wie etwa Polyethylen, Polypropylen, Polyvinyli
denfluorid, insbesondere ultrahochmolekularem Polyethylen oder HD-Polyethylen,
oder Mischungen von einer oder mehreren der zuvor genannten Substanzen aus
gewählt werden.
Der Träger kann beispielsweise in Form von Partikeln mit einer mittleren Größe
von 0,1 µm bis 100 µm vorliegen. Bei Verwendung eines porösen Trägers ist eine
mittlere Porengröße von 2 µm bis 100 µm bevorzugt. Der Träger kann beispiels
weise in Form loser Schüttungen von Partikeln, Filterschichten, z. B. aus Glas,
Quarz oder Keramik, Membranen, z. B. Membranen, in denen ein Silicagel ange
ordnet ist, Fasern oder Geweben aus mineralischen Trägern, wie etwa Quarz oder
Glaswolle sowie in Form von Latices oder Frittenmaterialien aus synthetischen
Polymeren vorliegen.
Außerdem kann das erfindungsgemäße Reagenzienkit auch Hilfsstoffe wie z. B.
eine Protease wie Proteinase K, oder Enzyme und andere Mittel zur Manipulation
von Nukleinsäuren enthalten, z. B. mindestens einen Amplifikationsprimer, und zur
Amplifikation von Nukleinsäuren geeignete Enzyme, z. B. eine Nukleinsäurepoly
merase oder/und mindestens eine Restriktionsendonuklease.
Die Primer zur Amplifikation von Nukleinsäuren stammen zweckmäßigerweise aus
den zu analysierenden Genen, d. h. beispielsweise aus Onkogenen, Tumorsup
pressorgenen oder/und Mikrosatellitenabschnitten, oder sie sind geeignet zur
Amplifikation viraler oder bakterieller Nukleinsäuresequenzen. Zur Amplifikation
von Nukleinsäuren geeignete Enzyme und Restriktionsendonukleasen sind be
kannt und kommerziell erhältlich.
Ein weiterer Aspekt der Erfindung ist ein Verfahren zur Reinigung, Stabilisierung
oder/und Isolierung von Nukleinsäuren aus Materialproben mit den Schritten
- a) Gewinnung einer Probe aus Nukleinsäuren enthaltendem Material,
- b) Zusetzen eines Puffer, der
einen pH-Wert von 2 bis 7, vorzugsweise weniger als 7, hat,
eine Salzkonzentration von mindestens 100 mM hat, oder/und
eine phenolneutralisierende Substanz enthält,
dadurch gekennzeichnet, daß der Probe, dem Gemisch aus Probe und Puffer
oder einem daraus abgeleiteten Extrakt, Lysat oder Homogenat keine Adsorpti
onsmatrix auf der Basis von Kohlenhydraten zugesetzt wird.
Bevorzugt handelt es sich dabei um eine Materialprobe, die Nukleinsäure abbau
ende bzw. enzymatische Reaktionen hemmende Verunreinigungen enthält. Ins
besondere hemmen solche Verunreinigungen die enzymatische Aktivität von Nu
kleinsäure-interagierenden Enzymen, z. B. Nukleasen wie Restriktionsendonuklea
sen, Reverse Transkriptasen, Nukleinsäure-Polymerasen, Ligasen etc., insbeson
dere von Enzymen, die für die Polymerase-Kettenreaktion (PCR), LCR (Ligase
chain reaction), NASBA (Nucleic Acid Base Specific Amplification) oder 3SR (Self
sustained Sequence Replication) verwendet werden. Bevorzugte Ausführungs
formen des Puffers sind dabei wie vorstehend beschrieben.
Ein weiterer Aspekt der Erfindung ist ein solches Verfahren mit den Schritten
- a) Gewinnung einer Probe aus Nukleinsäuren enthaltendem Material,
- b) Zusetzen eines Puffers, der einen pH-Wert von 2 bis 7, vorzugsweise weniger als 7, hat, eine Salzkonzentration von mindestens 100 mM hat, oder/und eine phenolneutralisierende Substanz enthält, und
- c) Homogenisierung des Gemisches aus Probe und Puffer.
Ein weiterer Aspekt der Erfindung ist ein solches Verfahren mit den Schritten
- 1. Gewinnung einer Probe aus Nukleinsäuren enthaltendem Material,
- 2. Homogenisierung des Materials, und
- 3. Zusetzen eines Puffers, der einen pH-Wert von 2 bis 7, vorzugsweise weniger als 7 hat, eine Salzkonzentration von mindestens 100 mM hat, oder/und eine phenolneutralisierende Substanz enthält.
Unter Homogenisierung soll eine mechanische, thermische, enzymatische oder
chemische Zerkleinerung von Materialproben oder Probenbestandteilen, insbe
sondere wasserunlöslicher Materialproben, verstanden werden. Zur Homogenisie
rung können an sich bekannte Verfahren ausgeführt werden, z. B. unter Verwen
dung eines üblichen Rüttelmischers für Mikrozentrifugationsgefäße (Vortex-Rütt
ler), eines Ultraturrax oder Polytran, einer French Press, eines Potters, eines Mör
sers, oder einer Kugelmühle.
In weiteren Schritten können unlösliche Bestandteile durch Zentrifugation abge
trennt, dem Extrakt eine Protease zugesetzt, oder/und der Extrakt auf 50°C er
hitzt werden.
Die beschriebenen Schritte (Zugabe des erfindungsgemäßen Puffers, Homogeni
sierung, Zentrifugation, Zugabe einer Protease, Erhitzen), soweit sie ausgeführt
werden, können je nach Notwendigkeit in unterschiedlicher Reihenfolge erfolgen.
So kann der gewonnenen, ggf. grob zerkleinerten Materialprobe zunächst der er
findungsgemäße Puffer zugesetzt werden, woran sich ein Homogenisierungs
schritt und dann ein Zentrifugationsschritt anschließen kann. Hat der Puffer lyti
sche Eigenschaften, müssen dabei andere Zentrifugationsbedingungen angewen
det werden, als wenn der Puffer nichtlysierend ist und die Zelllyse erst in einem
späteren Verfahrensschritt erreicht wird, da im letzteren Fall darauf geachtet wer
den muß, daß die Zellen, die die gewünschten Nukleinsäuren enthalten, nicht bei
der Zentrifugation verloren gehen. Sollen dagegen beispielsweise Nukleinsäuren
aus Viren isoliert werden, die in der Materialprobe extrazellulär vorliegen, kann es
wünschenswert sein, einen nichtlytischen Puffer zu verwenden und nach der Zu
gabe des Puffers und Homogenisierung in der Probe enthaltene Zellen zusam
men mit anderen unlöslichen Bestandteilen durch Zentrifugation abzutrennen.
An den Aufschluß der Materialprobe in der oben beschriebenen Weise kann sich
eine chromatographische Aufreinigung bzw. Isolierung der Nukleinsäuren in an
sich bekannter Weise anschließen, z. B. über eine Silicagelmembran in einer Zen
trifugationssäule in Gegenwart chaotroper Salze.
Ein Weg, die Erfindung auszuführen, besteht darin, eine Materialprobe mit dem
erfindungsgemäßen Puffer zu versetzen und das Gemisch, sofern notwendig, zu
homogenisieren. Zur Homogenisierung kann z. B. ein Vortex-Rüttler verwendet
werden. Diese Schritte können bei Raumtemperatur oder, bevorzugt, verringerter
Temperatur, z. B. ≦ 10°C, insbesondere ≦ 4°C erfolgen. Nach einer ggf. erfolgten
Homogeniserung können unlösliche Bestandteile abgetrennt werden. Sind die
Zellen zu diesem Zeitpunkt bereits lysiert, z. B. weil der erfindungsgemäße Puffer
lytische Eigenschaften hat, können die unlöslichen Bestandteile z. B. durch Zen
trifugation für 1 bis 5 min bei 10.000 bis 25.000 × g, vorzugsweise bei 20.000 × g
abgetrennt werden.
Es kann notwendig sein, den so erhaltenen Extrakt bzw. das so erhaltene Lysat
unter Bedingungen zu inkubieren, die für eine Freisetzung der Nukleinsäuren aus
dem Probenmaterial förderlich sind. Solche Inkubationsbedingungen werden ins
besondere dann verwendet, wenn Nukleinsäuren aus "schwer" aufschließbaren
Materialien, z. B. Bakterien oder Parasiten oder Viren nachgewiesen werden sol
len. In diesem Fall kann durch chemische, thermische und/oder enzymatische
Behandlung die Freisetzung der Nukleinsäuren verbessert werden, wodurch eine
höhere Ausbeute an Nukleinsäuren aus dem Probenmaterial sowohl hinsichtlich
Gesamt-DNA als auch spezifisch hinsichtlich der nachzuweisenden DNA erhalten
wird. Vorzugsweise wird hierbei eine Temperaturerhöhung, z. B. auf ≧ 50°C, ins
besondere auf ≧ 70°C vorgenommen.
Wenn andererseits Nukleinsäuren aus leicht aufschließbaren Materialien, z. B.
empfindlichen Zellen wie etwa Humanzellen bestimmt werden sollen, kann es
vorteilhaft sein, den Prozeß der Extraktion und des Zellaufschlusses bei verrin
gerter Temperatur, z. B. ≦ 10°C, insbesondere ≦ 4°C auszuführen, um auf diese
Weise die unerwünschte Freisetzung anderer Nukleinsäuren in der Probe zu ver
meiden oder einzuschränken.
Die Behandlung mit dem erfindungsgemäßen Puffer führt zu einer sehr guten
Stabilität der in der Probe enthaltenen Nukleinsäuren und bei einer anschließen
den Isolierung der Nukleinsäuren zu einer besseren Reproduzierbarkeit, ohne die
zusätzlichen Schritte der Zugabe, Inkubation und anschließender Abtrennung ei
ner Adsorptionsmatrix zur Bindung von Verunreinigungen vornehmen zu müssen.
Dies gilt insbesondere, wenn sich an die Isolierung eine enzymatische Manipula
tion der Nukleinsäuren mit Nukleinsäure-interagierenden Enzymen anschließt,
z. B. Nukleasen wie Restriktionsendonukleasen, Reverse Transkriptasen, Nuklein
säure-Polymerasen, Ligasen etc. Besonders bevorzugt ist das erfindungsgemäße
Verfahren, wenn anschließend eine Amplifikation und/oder Restriktionsspaltung,
z. B. Amplifikation durch PCR, LCR (Ligase chain reaction), NASBA (Nucleic Acid
Base Specific Amplification) oder 3SR (Self sustained Sequence Replication)
durchgeführt wird.
Ein besonders bevorzugter Aspekt der vorliegenden Erfindung ist die Analyse, der
Nachweis oder die Isolierung von Nukleinsäuren, insbesondere DNA, aus Stuhl
proben. Durch das erfindungsgemäße Verfahren sind auf vereinfachte Weise
saubere und amplifizierbare Nukleinsäuren aus fäkalen Proben erhältlich, die zum
diagnostischen Nachweis von Infektionen, insbesondere bakteriellen oder Virus
infektionen, oder von Mutationen, insbesondere von tumorspezifischen DNA-Mu
tationen verwendet werden können.
Die vorliegende Erfindung soll durch die nachfolgenden Abbildungen und Bei
spiele erläutert werden.
Abb. 1: Ausbeuten der DNA-Isolierung gemäß Verfahren V2 und V3 aus
Beispiel 2 aus verschiedenen Stuhlproben. Die Werte stellen Mittelwerte und
mittlere Abweichung von den Gesamtausbeuten in µg dar. Die ersten beiden
Nummern der Abszissenbeschriftung kodieren die jeweilige Stuhlprobe. Die Be
zeichnung m. T. (mit Tablette) bezeichnet das Verfahren V2 aus Beispiel 2, o. T.
(ohne Tablette) das Verfahren V3.
Abb. 2: Inhibition der PCR-Reaktion durch DNA-Präparationen gemäß
Verfahren V2 und V3 aus Beispiel 2 aus verschiedenen Stuhlproben. Die ersten
beiden Nummern der Abszissenbeschriftung kodieren die jeweilige Stuhlprobe.
Die Bezeichnung m. T. bezeichnet das Verfahren V2 aus Beispiel 2, o. T. das Ver
fahren V3. Zur Berechnung des Wertes delta Ct siehe Beispiel 2. Die PCR-Reak
tion wurde in Anwesenheit von 10 ng BSA/µl ausgeführt (BSA = Rinderserumal
bumin).
Abb. 3: Ausbeuten der DNA-Isolierung gemäß Verfahren V2 und V3 aus
Beispiel 2 aus verschiedenen Stuhlproben. Die Werte stellen Mittelwerte von den
Gesamtausbeuten in µg dar. Die ersten beiden Nummern der Abszissenbe
schriftung kodieren die jeweilige Stuhlprobe. Die Bezeichnung m. T. bezeichnet
das Verfahren V2 aus Beispiel 2, o. T. das Verfahren V3.
Abb. 4: Inhibition der PCR-Reaktion durch DNA-Präparationen gemäß
Verfahren V1, V2 und V3 aus Beispiel 2 aus verschiedenen Stuhlproben. Die er
sten beiden Nummern der Abszissenbeschriftung kodieren die jeweilige Stuhl
probe. Die Bezeichnung m. T. bezeichnet das Verfahren V2 aus Beispiel 2, o. T.
das Verfahren V3. Zur Berechnung des Wertes delta Ct siehe Beispiel 2. Die
PCR-Reaktion wurde in Anwesenheit von 10 ng BSA/µl ausgeführt (BSA = Rin
derserumalbumin).
Abb. 5: Ausbeuten der DNA-Isolierung gemäß Verfahren V1, V2 und V3
aus Beispiel 2 aus verschiedenen Stuhlproben. Die Werte stellen Mittelwerte von
den Gesamtausbeuten in µg dar. Die ersten beiden Nummern der Abszissenbe
schriftung kodieren die jeweilige Stuhlprobe. Die Bezeichnung m. T. bezeichnet
das Verfahren V2 aus Beispiel 2, o. T. das Verfahren V3, und m. P. das Verfahren
V1.
Abb. 6: Inhibition der PCR-Reaktion durch DNA-Präparationen gemäß
Verfahren V1, V2 und V3 aus Beispiel 2 aus verschiedenen Stuhlproben. Die er
sten beiden Nummern der Abszissenbeschriftung kodieren die jeweilige Stuhl
probe. Die Bezeichnung m. T. bezeichnet das Verfahren V2 aus Beispiel 2, o. a.
das Verfahren V3, und m. P. das Verfahren V1. Zur Berechnung des Wertes delta
Ct siehe Beispiel 2. Die PCR-Reaktion wurde in Anwesenheit von 100 ng BSA/µl
ausgeführt (BSA = Rinderserumalbumin).
Abb. 7: Ausbeuten der DNA-Isolierung gemäß dem Verfahren aus Beispiel
3 in Abhängigkeit von der PVP-Konzentration des Puffers P1. Wert in µg Gesamt
ausbeute. PVP-Konzentration in % (Gew/Vol). Stuhlprobe 27. Doppelbestimmung.
Abb. 8: Inhibition der PCR-Reaktion durch DNA-Präparationen gemäß dem
Verfahren aus Beispiel 3 in Abhängigkeit von der PVP-Konzentration des Puffers
P1. Stuhlprobe 27. 1 ng/µl BSA.
Abb. 9: Ausbeuten der DNA-Isolierung gemäß dem Verfahren aus Beispiel
3 in Abhängigkeit von der PVP-Konzentration des Puffers P1. Wert in µg Gesamt
ausbeute. PVP-Konzentration in % (Gew/Vol). Stuhlprobe 61. Doppelbestimmung.
Abb. 10: Inhibition der PCR-Reaktion durch DNA-Präparationen gemäß
dem Verfahren aus Beispiel 3 in Abhängigkeit von der PVP-Konzentration des
Puffers P1. Stuhlprobe 61. 1 ng/µl BSA.
Abb. 11: Ausbeuten der DNA-Isolierung gemäß dem Verfahren aus Beispiel
3 in Abhängigkeit vom pH-Wert des Puffers P1. Wert in µg Gesamtausbeute.
Stuhlprobe 51. Doppelbestimmung.
Abb. 12: Inhibition der PCR-Reaktion durch DNA-Präparationen gemäß
dem Verfahren aus Beispiel 3 in Abhängigkeit vom pH-Wert des Puffers P1.
Stuhlprobe 51. 1 ng/µl BSA.
Menschliche Stuhlproben wurden gesammelt, eingefroren und bei -20°C aufbe
wahrt. 200 mg Stuhl wurden in einem 2 ml-Mikrozentrifugengefäß abgewogen und
auf Eis gekühlt. Dann wurde die Stuhlprobe in 1600 µl Puffer P1 (100 mM NaAc
pH 5,5, 50 mM EDTA, 500 mM NaCl, 2% (Gew/Vol) PVP-10, 1,4% (Gew/Vol)
SDS) aufgenommen und die Mischung durch Vortexbehandlung für 1 min homo
genisiert. Das Lysat wurde für 3 min zur Präzipitation von Stuhlpartikeln und ande
ren Verunreinigungen bei 20.000 × g (14.000 rpm in der verwendeten Zentrifuge
Eppendorf 5417C; Rotor FA 45-30-11) zentrifugiert. 1250 µl des Überstandes
wurden in ein neues 2 ml-Mikrozentrifugengefäß überführt und durch Invertieren
gemischt. 600 µl dieses Lysats wurden in ein neues 2 ml-Mikrozentrifugationsge
fäß überführt und mit einem kommerziell erhältlichen DNA-Reinigungskit
(QIAamp® DNA Mini Kit, Qiagen GmbH, Hilden, Deutschland) nach den Herstel
lerangaben weiter aufgereinigt. Diese Reinigungsschritte schlossen die Zugabe
von Proteinase-K, eine Inkubation von 10 min bei 70°C sowie die chromatogra
phische Reinigung der Nukleinsäuren über eine Silicagelmembran in einer Zen
trifugationssäule in Gegenwart chaotroper Salze ein. Das dabei erhaltene DNA-
Eluat hatte ein Volumen von 200 µl.
Menschliche Stuhlproben wurden gesammelt, eingefroren und bei -20°C aufbe
wahrt. DNA wurde aus insgesamt 16 verschiedenen Stuhlproben nach verschie
denen Verfahren isoliert sowie anschließend mit Hilfe einer PCR-Methode ("Real
time quantitative PCR"; SFV-TaqMan®-Reaktion; SFV = Semliki Forest Virus;
Wang et Brown, Anal. Biochem. 1999, 269: 198-201; de Kok et al., Clin. Chem.
1998, 44: 2201-2204) quantitativ auf Inhibitoren untersucht.
V1-V3 : 1600 mg Stuhl wurden in ein 50 ml Zentrifugenröhrchen gegeben und auf
Eis gekühlt. Dann wurde die Stuhlprobe in 12,8 ml Puffer P1 (100 mM NaAc pH
5,5, 50 mM EDTA, 500 mM NaCl, 2% (Gew/Vol) PVP-10, 1,4% (Gew/Vol) SDS)
aufgenommen und die Mischung durch Vortexbehandlung für 1 min homogeni
siert. Zur Pelletierung nicht löslicher Bestandteile im Stuhl erfolgte eine Zentrifu
gation für 3 min bei 5000 rpm (entspricht 5338 g in der verwendeten Zentrifuge
Sigma 4K15, Rotor 1156). Der Überstand wurde in ein neues 50 ml Zentrifugen
röhrchen überführt und erneut für 3 min bei 5000 rpm zentrifugiert. Der Überstand
wird nachfolgend in ein weiteres 50 ml Zentrifugenröhrchen überführt und durch
Invertieren gemischt. Das so erhaltene Lysat wird in Aliquots von 1400 µl in 2 ml-
Mikrozentrifugengefäßen aufgeteilt für die folgenden drei Verfahren verwendet:
V1: 500 mg einer aus Kartoffelmehl und Zellulose bestehenden, pulverförmigen
Adsorptionsmatrix (im Mischungsverhältnis 3 : 1 [Gew/Gew]) wurden dem Lysat
zugefügt und durch Vortexbehandlung für 1 min resuspendiert.
V2: 500 mg einer aus Kartoffelmehl und Zellulose bestehenden, tablettenförmi
gen Adsorptionsmatrix (im Mischungsverhältnis 3 : 1 [Gew/Gew]; plus Mg-Stearat
als Tablettierungshilfsstoff) wurden dem Lysat zugefügt und durch Vortexbehand
lung für 1 min resuspendiert.
V3: Dem Lysat wurde keine Adsorptionsmatrix zugefügt.
Die weitere Prozessierung in allen drei Verfahren war identisch. Die Suspension
(V1 und V2) bzw. das unbehandelte Lysat (V3) wurden für 3 min zur Präzipitation
von Stuhlpartikeln, der Adsorptionsmatrix und anderen Verunreinigungen bei
20.000 × g (14.000 rpm in der verwendeten Zentrifuge, siehe Beispiel 1) zentrifu
giert. Der Überstand wurde in ein neues Mikrozentrifugationsgefäß überführt und
für weitere 3 min zentrifugiert. 600 µl des Überstands der zweiten Zentrifugation
wurden in ein neues 2 ml-Mikrozentrifugationsgefäß überführt und mit einem
kommerziell erhältlichen DNA-Reinigungskit (QIAamp® DNA Mini Kit, Qiagen
GmbH, Hilden, Deutschland) nach den Herstellerangaben weiter aufgereinigt.
Diese Reinigungsschritte schlossen die Zugabe von Proteinase-K, eine Inkuba
tion von 10 min bei 70°C sowie die chromatographische Reinigung der Nuklein
säuren über eine Silicagelmembran in einer Zentrifugationssäule in Gegenwart
chaotroper Salze ein. Das dabei erhaltene DNA-Eluat hatte ein Volumen von 200
µl.
Die DNA-Eluate aus den Verfahren V1, V2, und V3 wurden mit Hilfe einer SFV-
TaqMan-Reaktion (TaqMan®, Perkin Elmer Biosystems, Foster City, CA, USA)
quantitativ auf Inhibitoren untersucht (PCR über 50 Cyclen). Dazu wurden einem
PCR-Mastermix pro Ansatz 1000 Kopien des Plasmids pSFV1 (Gibco BRL Life
Technologies, Inc., Gaithersburg, MD, USA) zugefügt, welches stuhlfremde Se
quenzen des Semliki Forest Virus trägt. Das Amplikon ist im nsP1-Leseraster des
Plasmids lokalisiert. Der Mastermix enthält desweiteren 1x TaqMan BufferA
(Perkin Elmer), 3 mM MgCl2 (Perkin Eimer), 200 µM dATP, dCTP, dGTP, 400 µM
dUTP (Perkin Elmer), je 300 µM Primer, 100 µM Probe, 1-10 ng/µl BSA (New
England Biolabs BSA007), 0,025 U/µl Amplitaq Gold (Perkin Elmer) und 0,01 U/µl
UNG (Perkin Elmer). Im Gesamtvolumen von 25 µl waren außerdem 5 µl DNA-
Eluat aus Stuhl enthalten. Waren inhibitorische Substanzen im Stuhl enthalten,
wurde die Amplifikation des SFV-Amplikons verzögert (steigende Ct-Werte) und
im Extremfall vollständig inhibiert (Ct = 50). Als Positivkontrolle wurde anstelle der
DNA-Eluate 5 µl des in allen Verfahren verwendeten Elutionspuffers P2 (10 mM
Tris/HCl pH 9.0, 0,5 mM EDTA) verwendet (Ct-Werte von ca. 30). Jede DNA-Iso
lierung erfolgte in Doppelwerten. Von jedem Eluat wurden 3 TaqMan-Reaktionen
angesetzt. Aus den so erhaltenen 6 Ct-Werten wurden Mittelwerte berechnet
(MW-Ct). Das Maß der Inhibition wurde als Differenz aus MW-CtEluat minus MW-
CtP2 ( = ΔCt, delta Ct) berechnet. Nicht inhibitorische Eluate weisen demnach ΔCt-
Werte von 0 (in der Praxis ± 1), vollständig inhibitorische DNA-Eluate hingegen
ΔCt-Werte von 16 bis 20 auf.
Überraschenderweise zeigte sich, daß es für die Abtrennung inihibitorischer Ver
unreinigungen entbehrlich ist, bei der Probenaufarbeitung eine Adsorptionsmatrix
zuzufügen (Verfahren V1, V2), wenn man den erfindungsgemäßen Puffer benutzt
(Verfahren V3). Die Ergebnisse für Gesamtausbeute und Inhibitorgehalt zeigen
die Abb. 1 bis 6.
DNA wurde aus Stuhlproben gemäß dem Verfahren aus Beispiel 1 isoliert. Dabei
wurde im Puffer P1 in einer Serie von Experimenten die Konzentration an Poly
vinylpyrrolidon variiert (0 bis 30%), in einer zweiten Serie von Experimenten der
pH-Wert des Puffers (pH 3 bis 11,2). Die Ergebnisse für Gesamtausbeute und
Inhibitorgehalt zeigen die Abb. 7 bis 12.
Claims (16)
1. Verfahren zur Reinigung, Stabilisierung oder/und Isolierung von Nukleinsäuren
aus Materialproben, wobei man der Nukleinsäuren enthaltenden Probe einen
Puffer zusetzt, der
- a) einen pH-Wert von 2 bis 7, vorzugsweise weniger als 7, hat,
- b) eine Salzkonzentration von mindestens 100 mM hat, oder/und
- c) eine phenolneutralisierende Substanz enthält,
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Puffer eine
Salzkonzentration von mindestens 250 mM, vorzugsweise mindestens 300 mM
hat.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das im Puf
fer enthaltene Salz LiCl, NaCl oder/und KCl ist.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß das im Puffer
enthaltene Salz LiCl ist und in einer Konzentration von 0,5 bis zur
Löslichkeitsgrenze, bevorzugt 0,5 bis 2,5 M vorliegt.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass
der Puffer zusätzlich mindestens 0,1% (Gew/Vol) eines Detergenz enthält.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass
der Puffer zusätzlich mindestens 10 mM, vorzugsweise mindestens 20 mM ei
nes Chelatbildners enthält.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass
der Puffer einen pH-Wert von mehr als 3, aber weniger als 7, bevorzugt von 4
bis 6,5, besonders bevorzugt von 5 bis 6 hat.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass
der Puffer mindestens 0.5% (Gew/Vol) Polyvinylpyrrolidon als phenolneutrali
sierende Substanz enthält.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Konzentration
von Polyvinylpyrrolidon im Puffer 1-30% (Gew/Vol), bevorzugt 2-15%, be
sonders bevorzugt 4-10% beträgt.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass
die Nukleinsäuren enthaltende Probe aus Fäkalien, tierischen oder pflanzlichen
Geweben, Gewebe- oder Zellkulturen, Knochenmark, humanen und tierischen
Körperflüssigkeiten wie Blut, Serum, Plasma, Urin, Sperma, Zerebrospinalflüs
sigkeit, Sputum und Abstrichen, Pflanzen, Pflanzenteilen und -extrakten, z. B.
Säften, Pilzen, prokaryontischen oder eukaryontischen Mikroorganismen wie
Bakterien oder Hefen, fossilen oder mumifizierten Proben, Bodenproben, Klär
schlamm, Abwässern oder Lebensmitteln stammt.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, bei dem das Gemisch aus
Probe und Puffer oder ein daraus abgeleitetes Homogenat oder Extrakt bei
mindestens 50°C inkubiert wird.
12. Verwendung eines Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 11 zur Analy
se, zum Nachweis oder zur Isolierung von Nukleinsäuren aus Stuhlproben.
13. Reagenzienkit zur Reinigung, Stabilisierung oder/und Isolierung von Nuklein
säuren aus biologischen Materialien, enthaltend einen zur Aufnahme einer Nu
kleinsäure enthaltenden Probe geeigneten Puffer wie in einem der Ansprüche 1
bis 8 definiert, nicht aber eine Adsorptionsmatrix auf Kohlenhydratbasis.
14. Verfahren zur Reinigung, Stabilisierung oder/und Isolierung von Nukleinsäuren
aus Materialproben mit den Schritten
- a) Gewinnung einer Probe aus Nukleinsäuren enthaltendem Material,
- b) Zusetzen eines Puffers, der
einen pH-Wert von 2 bis 7, vorzugsweise weniger als 7, hat,
eine Salzkonzentration von mindestens 100 mM hat, oder/und
eine phenolneutralisierende Substanz enthält,
dadurch gekennzeichnet, daß der Probe, dem Gemisch aus Probe und Puffer oder einem daraus abgeleiteten Extrakt, Lysat oder Homogenat keine Adsorp tionsmatrix auf der Basis von Kohlenhydraten zugesetzt wird.
15. Verfahren nach Anspruch 14 mit den Schritten
- a) Gewinnung einer Probe aus Nukleinsäuren enthaltendem Material,
- b) Zusetzen eines Puffers, der
einen pH-Wert von 2 bis 7, vorzugsweise weniger als 7, hat,
eine Salzkonzentration von mindestens 100 mM hat, oder/und
eine phenolneutralisierende Substanz enthält, und - c) Homogenisierung des Gemisches aus Probe und Puffer.
16. Verfahren nach Anspruch 14 mit den Schritten
- a) Gewinnung einer Probe aus Nukleinsäuren enthaltendem Material,
- b) Homogenisierung des Materials, und
- c) Zusetzen eines Puffers, der einen pH-Wert von 2 bis 7, vorzugsweise weni ger als 7 hat, eine Salzkonzentration von mindestens 100 mM hat, oder/und eine phenolneutralisierende Substanz enthält.
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