DE10003970A1 - Verfahren zur Herstellung von Magnesiumlegierungen mit einer superplastischen Gefügestruktur - Google Patents
Verfahren zur Herstellung von Magnesiumlegierungen mit einer superplastischen GefügestrukturInfo
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Abstract
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Magnesiumlegierungen mit einer superplastischen Gefügestruktur durch eine zweistufige Wärmebehandlung und anschließendes Umformen. Die Magnesiumbasislegierung wird zunächst langsam auf eine Temperatur von 300 bis 550 DEG C erwärmt und nach Abkühlung bei einer Temperatur von 200 bis 400 DEG C überaltert. Das anschließende Umformen erfolgt bei einer Temperatur von 250 bis 450 DEG C.
Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung
von Magnesiumlegierungen mit einer superplastischen Gefügestruk
tur.
Durch Nutzung des superplastischen Verhaltens von Werkstoffen
kann die Produktivität bei der Weiterverarbeitung von Halbzeugen
zu komplexgeformten Fertigbauteilen gegenüber konventionellen
Umformverfahren wesentlich erhöht werden. Insbesondere bei der
Herstellung endabmessungsgenauer Bauteile, die alternativ nur
durch aufwendige Zerspan- oder Fügeprozesse hergestellt werden
können, stellt die superplastische Formgebung von Metallen und
deren Legierungen ein kostengünstiges Fertigungsverfahren dar.
Der steigende Bedarf an hoch beanspruchbaren, kostengünstig zu
fertigenden Produkten hat in den letzten Jahren mit fortschrei
tendem Zwang zur Leichtbauweise und der damit verbundenen
Material- und Energieeinsparung vor allen in den Bereichen der
Luft- und Raumfahrt, des Hochgeschwindigkeitsschienenverkehrs,
des Automobil- und Gerätebaus, aber auch in der Nachrichten- und
Datenverarbeitungstechnik ein wachsendes Interesse an der super
plastischen Formgebung hervorgerufen. Als eine Ursache hierfür
ist die besondere Eignung dieses Fertigungsverfahrens anzusehen,
möglichst dünnwandige Strukturbauteile für den Leichtbau herzu
stellen.
Während umfassende Untersuchungen über das superplastische Ver
halten von Zweiphasenstählen, Titan- und Aluminiumlegierungen
durchgeführt wurden, liegen über das superplastischen Verhalten
von Magnesiumlegierungen, die aufgrund ihrer gegenüber Alumini
umwerkstoffen um etwa 50% geringeren Dichte einen weiteren
entscheidenden Beitrag zur Gewichtsreduzierung im Leichtbau
leisten können, nur wenig grundlegende Erkenntnisse vor. Die
Nutzung der superplastischen Eigenschaften ist jedoch gerade für
die Werkstoffgruppe der Magnesiumlegierungen aufgrund ihrer ein
geschränkten Kaltformbarkeit wünschenswert.
Unter Superplastizität wird die Fähigkeit eines Werkstoffes ver
standen, beim Aufbringen nur sehr geringer Fließspannungen ohne
Einschnürungen und praktisch keiner Kaltverfestigung Umformgrade
zu erzielen, die die bei "normalplastischen" Werkstoffen üblichen
Grenzen von etwa 10 bis 40% um einige 100 bis über 1000% über
steigen. Ein weiteres Merkmal des superplastischen Verhaltens von
Werkstoffen ist die starke Abhängigkeit der Fließspannung von der
Dehngeschwindigkeit.
C. G. Nieh und J. Wadsworth, Scripta Metallurgica et Materialia,
Band 32 (1995) Heft 8, Seiten 1133-1137, beschreiben die Her
stellung von 17 Vol% SiC-teilchenverstärkten ZK60-Mg-Verbund
werkstoffen durch pulvermetallurgische Verfahren. Das Vorhanden
sein der feinen SiC-Teilchen in ZK60 kann danach scheinbar die
Mikrostruktur des Verbundwerkstoffes bei hohen Temperaturen
(450°C) verfeinern und stabilisieren und ist somit verantwort
lich für die Verleihung der Superplastizität.
M. Mabuchi, K. Kubota und K. Higashi, Scripta Metallurgica et
Materialia, Band 33 (1995), Heft 2, Seiten 331-335, beschreiben
die Herstellung einer Mg-11Si-4Al-Legierung mit einer super
plastischen Gefügestruktur durch Strangpressen von "schnell
erstarrten" Bändern.
M. Mabuchi, K. Kubota und K. Higashi, Journal of Materials
Science Letters 12 (1992) 1831-1832, beschreiben die Herstellung
von AZ91-Magnesiumlegierungen mit einer superplastischen Magnesi
umstruktur aus maschinell bearbeiteten Spänen. Die Späne werden
durch maschinelle Bearbeitung eines kommerziellen Gussblocks
einer AZ91-Legierung in einer Drehbank hergestellt und an
schließend stranggepresst. So kann bei dieser Legierung bei einer
Umformtemperatur von 573 K und einer Dehnrate von 3,3 × 10-4 s-1
eine relative Dehnung von 230% erzielt werden.
K. U. Kainer, Metall Powder Report 44 (1990), 684-687, beschreibt
die Herstellung von Magnesiumlegierungen mit einer superplasti
schen Gefügestruktur durch pulvermetallurgische Verfahren.
J. Wolfenstine, G. Gonzalez-Doncel und K. Higashi, Superplastici
ty and Superplastic Forming (Ed. A. K. Ghosh und T. R. Bieler),
1995, Seiten 75-82, beschreiben die Herstellung von Magnesium-
Lithium-Legierungen mit einer superplastischen Gefügestruktur
durch Vakuumformen und Heißwalzen. So kann bei dieser Legierung
bei einer Umformtemperatur von 350°C und einer Dehnrate von
4 × 10-4 s-1 eine relative Dehnung von 610% erzielt werden.
J. K. Solberg, J. Torklep, O. Bauger und H. Gjestland, Mater, Sci.
Engng. A134 (1991), 1201-1203, beschreiben schließlich die Her
stellung einer AZ91-Magnesiumlegierung mit superplastischen
Gefügestruktur durch sehr schnelle Kühlverfahren. Die Legierung
zeigte eine relative Dehnung von 1480% bei 573 K.
Nachteilig bei den obigen Verfahren ist die Tatsache, dass die
Legierungen jeweils auf oberhalb der Schmelztemperatur erwärmt
werden müssen, was insbesondere ihre Handhabung in industriellen
Verfahren erschwert.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Verfahren zur
Verfügung zu stellen, mit den in konventionellen Magnesiumbasis
legierungen Gefüge mit superplastischen Eigenschaften kosten
günstig erzeugt werden können. Das Verfahren soll unabhängig von
üblicherweise verwendeten Schutzgastechniken anwendbar sein.
Zur Lösung der Aufgabe wird ein Verfahren zur Herstellung von
Magnesiumlegierungen mit einer superplastischen Gefügestruktur
vorgeschlagen, das folgende Schritte umfasst:
- a) Erwärmung einer Magnesiumbasislegierung auf eine Temperatur von 300°C und 550°C und Halten dieser Temperatur für 1 bis 100 Stunden,
- b) Abkühlung der erwärmten Legierung auf eine Temperatur von 0 bis 100°C,
- c) Wiedererwärmung der abgekühlten Legierung auf eine Tempera tur von 200 bis 400°C und Halten dieser Temperatur für 1 bis 100 Stunden,
- d) Abkühlung der wiedererwärmten Legierung auf eine Temperatur von 0 bis 100°C,
- e) Umformung der abgekühlten Legierung zu einem Halbzeug bei einer Temperatur von 250°C bis 450°C.
Vorzugsweise besteht das erfindungsgemäße Verfahren im Wesent
lichen aus den Schritten a) bis e).
Bevorzugte Magnesiumbasislegierungen zur Verarbeitung im erfin
dungsgemäßen Verfahren enthalten neben Magnesium Aluminium, Zink,
Mangan, Silicium, Kupfer, Zirkonium, Silber und/oder Seltenerd
metalle. Besonders bevorzugte Legierungen sind Legierungen, die
Zink, Zirkonium und Seltenerdmetalle enthalten, insbesondere
solche, die neben Magnesium im wesentlichen aus diesen Elementen
bestehen. Bevorzugte Seltenerdmetalle sind Neodym, Thorium und
Yttrium.
Beispiele für verwendbare Magnesiumbasislegierungen sind Legie
rungen vom Typ AM 60, AS 41, A2 91, EZ 33, QE 22, QH 21, WE 54,
ZC 63 und ZRE 1.
Die Basislegierung wird zunächst langsam, vorzugsweise mit einer
Heizrate von 0,1 bis 3,0°C/min, bevorzugter 0,2 bis 1,0°C/min
und insbesondere 0,4 bis 0,6°C/min auf eine Temperatur von 300
bis 550°C, bevorzugter 350 bis 450°C und insbesondere 390 bis
420°C erwärmt und 1 bis 100 Stunden, vorzugsweise 10 bis 35
Stunden und insbesondere 18 bis 24 Stunden bei dieser Temperatur
gehalten. Die erwärmte Legierung wird anschließend, vorzugsweise
an Luft oder in Wasser auf eine Temperatur von 0 bis 100°C,
vorzugsweise 15 bis 50°C und insbesondere auf Umgebungstempera
tur abgekühlt.
In einem weiteren Schritt wird die abgekühlte Legierung dann auf
eine Temperatur von 200 bis 400°C, vorzugsweise 220 bis 350°C
und insbesondere 250 bis 310°C wiedererwärmt und 1 bis 100 Stun
den, vorzugsweise 10 bis 35 und insbesondere 18 bis 24 Stunden
bei dieser Temperatur gehalten. Die so wiedererwärmte Legierung
wird danach, vorzugsweise an Luft oder in Wasser auf eine Tempe
ratur von 0 bis 100°C, vorzugsweise 15 bis 50°C und ins
besondere auf Umgebungstemperatur abgekühlt.
Schliesslich wird die zweifach erwärmte Legierung konventionellen
Umformverfahren unterworfen, um die Legierung in ein Halbzeug um
zuwandeln. Bevorzugte Umformverfahren sind Druckumformverfahren
wie beispielsweise Strangpressen, Walzen oder Schmieden. Beson
ders bevorzugt ist Strangpressen.
Das Umformen der abgekühlten Legierung durch Strangpressen findet
vorzugsweise mit einem Verpressungsverhältnis von größer als
1 : 15, bevorzugter von 1 : 15 bis 1 : 100, insbesondere 1 : 25
bis 1 : 50 bei einer Bolzentemperatur und einer Rezipiententempe
ratur von 270 bis 400°C, bevorzugter 330 bis 370°C statt.
Ohne sich an eine bestimmte Theorie binden zu wollen, wird ver
mutet, dass durch die oben genannte Wärmebehandlung unterhalb des
Schmelzpunktes der Legierung feinverteilte Ausscheidungen im
Mikrogefüge erzeugt werden, welche sich beim Umformen an den
Korngrenzen anlagern und dort das für die superplastische Ver
formung charakteristische Korngrenzengleiten unterstützen. Zudem
wirken wahrscheinlich durch die Wärmebehandlung der unterschied
lichen Magnesiumbasislegierungen erzeugten Ausscheidungen
(Mg17Al12, Zr2Zn3, Mg32(Al,Zn)49, Mg9SE) als Kristallisationskeime
bei der Sekundärkristallisation des Gefüges während des Umfor
mens.
Die Magnesiumbasislegierungen erreichen im Gusszustand nach Her
stellerangaben eine Bruchdehnung von bis zu 12%. Die durch das
erfindungsgemäße Verfahren auf eine superplastische Umformung
veränderten Magnesiumbasislegierungen hingegen erreichten bei
Zugversuchen bei einer Temperatur von 380°C und einer konstanten
Umformgeschwindigkeit von 0,05 mm/min eine Bruchdehnung von bis
zu 780%.
Fig. 1 zeigt eine unverformte (a.), eine bei den obigen Bedin
gungen verformte Zugprobe einer unbehandelten ZRE1-
Magnesiumbasislegierung (b.) sowie eine bei den obigen
Bedingungen superplastisch verformte Zugprobe einer
gemäß Beispiel 1 erfindungsgemäß hergestellten ZRE1-
Magnesiumbasislegierung (c.).
Eine kommerziell erhältliche ZRE1-Magnesiumbasislegierung wurde
mit einer Heizrate von 0,5°C/min langsam auf 415°C erwärmt und
20 Stunden bei dieser Temperatur gehalten. Anschließend wurde die
Probe an Luft auf Umgebungstemperatur abgekühlt. Die abgekühlte
Probe wurde anschließend durch Erwärmen auf 300°C und Halten der
Probe bei dieser Temperatur für 20 Stunden überaltert. Daraufhin
wurde die überalterte Probe an Luft auf Umgebungstemperatur wie
der abgekühlt. Die Probe wurde mit einem Verpressungsverhältnis
von 1 : 29 bei einer Bolzentemperatur und Rezipiententemperatur
von 350°C durch Strangpressen verformt. Es wurde gefunden, dass
ihre Mikrostruktur auf einer Korngröße von d = 10 µm gefeint war.
Die Basislegierung erreicht im Gusszustand nach Herstellerangaben
eine Bruchdehnung von 3%. Die durch das erfindungsgemäße Ver
fahren bearbeitete Magnesiumlegierung hingegen erreichte bei
Zugversuchen bei einer Temperatur von 380°C und einer Umformge
schwindigkeit von 0,05 mm/min eine Bruchdehnung von 780% (siehe
Fig. 1).
Claims (10)
1. Verfahren zur Herstellung von Magnesiumlegierungen mit einer
superplastischen Gefügestruktur, das die folgenden Schritte
umfasst:
- a) Erwärmung einer Magnesiumbasislegierung auf eine Tempe ratur von 300 bis 550°C und Halten dieser Temperatur für 1 bis 100 Stunden,
- b) Abkühlung der erwärmten Legierung auf eine Temperatur von 0 bis 100°C,
- c) Wiedererwärmung der abgekühlten Legierung auf eine Tem peratur von 200 bis 400°C und halten dieser Temperatur für 1 bis 100 Stunden,
- d) Abkühlung der wiedererwärmten Legierung an Luft auf eine Temperatur von 0 bis 100°C,
- e) Umformen der abgekühlten Legierung zu einem Halbzeug bei einer Temperatur von 250 bis 450°C.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass es
im Wesentlichen aus den Schritten a) bis e) besteht.
3. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, dass die Magnesiumbasislegierung neben Ma
gnesium Aluminium, Zink, Mangan, Silicium, Kupfer, Zirkoni
um, Silber und/oder Seltenerdmetalle enthält.
4. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, dass die Legierung in Schritt a) auf eine
Temperatur von 390 bis 420°C erwärmt wird.
5. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, dass die Legierung in Schritt c) auf eine
Temperatur von 250 bis 310°C erwärmt wird.
6. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, dass die Legierung in Schritt b) und/oder d)
auf Umgebungstemperatur abgekühlt wird.
7. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, dass die erwärmte Legierung in Schritt a)
und/oder b) 12 bis 24 Stunden auf der Endtemperatur gehalten
wird.
8. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, dass die Legierung in Schritt e) durch
Strangpressen umgeformt wird.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass das
Verpressungsverhältnis beim Strangpressen 1 : 25 bis 1 : 50
beträgt.
10. Verfahren nach Anspruch 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet,
dass die Bolzentemperatur und die Rezipiententemperatur beim
Strangpressen 330 bis 370°C beträgt.
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