CH616070A5 - - Google Patents

Description

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PATENTANSPRÜCHE

1. Verfahren zur Personenkennzeichnung zwecks forensischer Identifikation mittels sichtbarer Markierung am Zahn oder Zahnersatz, dadurch gekennzeichnet, dass in eine Zahnkronenfläche oder in eine Zahnersatzfläche der zu kennzeichnenden Person eine Ausbohrung angebracht wird, dass in die Ausbohrung ein Informationsträger betreffend die Person eingebracht wird und dass in und über die den Informationsträger enthaltende Ausbohrung ein eingefärbter Kunststoff eingefüllt wird, der in situ erhärtet.

2. Verfahren gemäss Patentanspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Ausbohrung in einer intakten Zahnfläche angebracht wird.

3. Verfahren gemäss Patentanspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Informationsträger aus Gold oder aus einer Goldlegierung besteht.

4. Verfahren gemäss Patentanspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Informationsträger aus einem organischen Polymeren oder aus anorganischem Material besteht.

5. Verfahren gemäss Patentanspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Informationsträger Informationen betreffend die Trägerperson in unverschlüsselten Schrift- und Zahlenzeichen trägt.

6. Vorrichtung zur Ausführung des Verfahrens gemäss Patentanspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass sie zur alphanumerischen Markierung des einzubringenden Informationsträgers ausgebildet ist und die folgenden Bestandteile aufweist:

a) eine elektronische Steuereinheit zur Speicherung und Steuerung von Daten und Befehlen,

b) eine Tastatur zur Eingabe von Daten und Befehlen,

c) eine Kontrolleinheit zur Uberprüfung der eingegebenen Daten,

d) eine mechanisch-elektrische Markierungseinheit aus einem Lager für die unbeschriebenen Informationsträger, aus einer Halterung für die zu beschreibenden Informationsträger, deren Positionierung durch die Steuereinheit geschieht, aus einer starr angeordneten Markierungsspitze, die in den gewählten Positionen eine punktförmige Markierung in den Informationsträger anbringt und aus einer Kontroll-Lupe für den beschriebenen Informationsträger und e) eine elektrische Speisung.

Die vorliegend beschriebene Erfindung liegt im Gebiet der Personenkennzeichnung zwecks forensischer Identifikation. Als Identitätsobjekt dient dabei der Mensch, als Identifikationsträger ein Zahn des Menschen und als Identifikationsmarke ein Informationsträger aus Metall, organischen oder anorganischen Polymeren, Glas, Porzellan oder ähnlichen Materialien. Die Markierung ist sichtbar.

Pro Jahr kommen bei Flugzeugkatastrophen mehr als 1000 Menschen durch tödliche Unfälle um (Samis, P.L. — Systems of Dental Identification; Can. Soc. Forensic Sci. J. 8: 77—86, 1975 [vgl. auch Patent Nr. 608 6431). Allein in der Schweiz erlitten 1976 3500 Menschen den Unfalltod (Statistisches Jahresbuch der Schweiz 1976.)

Die gleiche Zahl Menschen wurde in einem Jahr in der Umgebung von Glasgow vermisst (Buttler, O.H. — Unidenti-fied Bodies and Missing Persons Circulation of Dental Data for Identification; J. Forensic Soc. 14: 223-224, 1974). Allein bei Erdbeben können Tausende von Personen getötet werden sowie bei Zugunfällen, Überschwemmungen usw., wobei immer mit einer grossen Anzahl Opfer zu rechnen ist. Die genaue Identifizierung dieser Toten ist eine Notwendigkeit u. a. aus Gründen von Versicherungen, Erbschaft und der Religion.

Die Entwicklung der Identifikationsverfahren beschränkte sich in den letzten Dekaden vorwiegend auf die Festlegung von Identifizierungsmethoden am lebenden Menschen. Es wurden beispielsweise die verschiedensten anatomischen Kennzeichen am Lebenden und deren Veränderungen an der Leiche beschrieben bzw. deren post-mortem-Anwendbarkeit durch Vergleichsverfahren mit den in-vivo-Befunden untersucht. Praktisch anwendbare relevante Fortschritte, ausser den Fingerabdruckmethoden, wurden mit diesen Vergleichsmethoden dabei kaum gemacht.

Prinzipiell stehen sieben verschiedene Möglichkeiten zur Identifizierung einer Leiche zur Verfügung (Gustafson, G. — Forensic Odontology; Staples Press, London, G. B. 1966, Luntz, L.L. & Luntz, P. — Handbook for Dental Identification, Lippincott Co., Philadelphia, USA, 1973; Midda, M. — The Role of Dental Identification in Mass Disasters, J. Irish Dent. Ass. 20: 67-69,1974).

1. Visuelle Identifikationsmethoden Wiedererkennung der Leiche durch Verwandte oder Bekannte, durch photographische Vergleiche, sei es der Gesichtsgegend oder anderer physischer Merkmale. Voraussetzung ist, dass diese körperlichen Merkmale (Form, Farbe usw.) noch an der Leiche vorhanden sind.

2. Identifikation mittels Bekleidungsstücken Wiedererkennung von Bekleidungsstücken. Analyse ihrer chemischen Zusammensetzung, z. B. der Textilien, Identifikationsetiketten. Voraussetzung ist das Vorhandensein der Bekleidung und eventuell der Beweis, dass sie zum Leichnam gehört.

3. Identifikation mittels Ausweispapieren Vergleich der Ausweispapiere auf der Leiche und der normalerweise in andern Akten vorhandenen Ausweise mit Photographien.

4. Identifikation mittels Juwelen Erkennung durch Verwandte oder Bekannte, eventuell auch anhand von Photographien oder Dokumenten von Schmuckstücken. Voraussetzung ist der Beweis, dass die zur Identifikation benutzten Juwelen tatsächlich dem Leichnam gehörten.

5. Identifikation mittels Fingerabdrücken Vergleich der Fingerabdrücke vor und nach dem Tode. Voraussetzung ist das Vorhandensein von ante-mortem-Finger-abdrücken.

6. Identifikation mittels ärztlicher und zahnärztlicher Untersuchungen Vergleiche von ärztlichen oder zahnärztlichen Unterlagen, die vor dem Tod existierten mit spezifischen post-mortem-Merkmalen. Auch hier ist das Vorhandensein von relativ stabilen Unterlagen, die vor dem Tod entstanden waren, Voraussetzungen.

7. Identifizierung durch Exklusion Die Forensik hat den Zähnen als Identifikationsobjekt schon immer eine grosse Bedeutung geschenkt, denn sie erfüllten folgende Forderungen:

a) Dauerhaftigkeit: Paläontologische Untersuchungen haben gezeigt, dass die Zähne nach dem Tode die am besten konservierten Elemente des ganzen Skeletts sind (Tellier, L., Danhiez, P., Salaun, M. — Identification des Cadavres à Partir des Fichiers Dentaires; Rev. Stomatoodontol. Nord. Fr. 28: 268-276, 1973).

b) Feuerfestigkeit: Die Statistiken zeigen, dass bei schweren, verstümmelnden Brandkatastrophen die Zähne verhältnismässig wenig in Mitleidenschaft gezogen wurden.

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c) Vielseitigkeit: Die 32 Zähne weisen komplexe anatomische Merkmale auf, was erlaubt, sie gut voneinander zu unterscheiden oder auch gut zu vergleichen.

Eine einzige der erwähnten Methoden für sich allein angewendet, genügt nur selten für eine einwandfreie Leichen-Identifizierung.

Oft sind zusätzliche Abklärungen, um Vergleichsdaten zu erhalten, notwendig.

Auch Iässt die Zuverlässigkeit der erwähnten Methoden immer zu wünschen übrig, besonders bei Fällen von ungenügend übereinstimmenden Punkten. Zudem ist meist ein grosses Team von Spezialisten zur oft mühsamen Identifikation erforderlich. Häufig fehlt solches Fachpersonal, so dass infolge irreversibler Fehler beim Identifikationsablauf weitere Erschwerungen hinzukommen.

Bei 605 Todesopfern anlässlich verschiedener Flugzeugabstürze konnten durch obengenannte Methoden 577 Leichen identifiziert werden, davon fast die Hälfte, d. h. 260, nur durch zahnärztliche Fachleute (Midda, 1974).

Bei Anwendung der üblichen vergleichenden Identifikationsmethodik werden durchschnittlich 5 Stunden pro Leiche benötigt (Samis, 1975), vorausgesetzt, dass Röntgenbilder oder Zahnschemata vor dem Tode vorhanden waren und auffindbar sind. Aber auch bei diesem oft sehr zeitaufwendigen Vergleichsverfahren war öfters eine sichere Identifizierung nicht möglich.

Bis anhin hat der forensische Zahnarzt ausschliesslich die unseres Wissens einzig existierende Methode, das Vier-Stufen-System von Luntz & Luntz, 1973, zur Leichenidentifikation benützt.

a) Untersuchung der Mundhöhle der Leiche,

b) Dokumentation bestimmter Merkmale an der Leiche,

c) Anschaffung von «ante mortem»-Vergleichsunterlagen,

d) Vergleich der ante-mortem-post-mortem-Befunde.

Samis (1975) schlug 1975 erstmals eine Methode vor,

ante mortem einen Informationsträger zur post-mortem-Iden-tifikation in die Zahnkrone einzubauen. Das Auffinden der Identifikationsmarke von Samis an der Leiche ist kompliziert, zeitraubend und benötigt u. a. einen diagnostischen Röntgenapparat auf dem Unfallort.

Die Erfindung, d. h. das Verfahren zur Personenkennzeichnung zwecks forensischer Identifikation mittels sichtbarer Markierung ist im Patentanspruch 1 definiert.

Neben dem Markierungsverfahren wird im Patentanspruch 6 eine Vorrichtung zur Ausführung des erfindungsge-mässen Verfahrens definiert.

Im folgenden wird das erfindungsgemässe Verfahren anhand der Fig. 1-3 beispielsweise erläutert.

Als Identifikationsträger wird am Lebenden ein Zahn gewählt. In eine Zahnkronenfläche, z. B. in eine orale Zahnkronenfläche eines Ober- oder Unterkiefermolaren, wird eine runde Kavität gebohrt. Umriss und Tiefe der Kavität werden auf einfache Art mit einem normierten Diamantschleifer standardisiert gestaltet (Fig. 1). In Fig. 1 stehen die Hinweiszahlen für die folgenden Teile:

2 Zahnschmelz; 4 Goldplättchen; 6 Füllung; 8 Dentin; 10 Pulpa und 12 Bohrspitze.

Die Kavität hat einen Durchmesser von ca. 2,0 mm und eine Tiefe von ca. 1,0 mm. Vor dem Einbringen der Identitätsmarke in der Kavität wird ihre Grösse mit einer speziell dafür hergestellten Massprobe kontrolliert. Die ebenfalls normierte Identifikationsmarke wird auf den Boden dieser Kavität gelegt und mit einem adhäsiven Füllungsmaterial (Kom-posit od. dgl.) eingebettet. Unter Verwendung der Säure-Ätztechnik wird dem Füllungsmaterial, das chemisch der Bowen-Formel oder andern Polymeren entspricht, beim Anmischen ein feuerfester Farbstoff, vorzugsweise Metalloxyde, zugegeben, was später rasch eine visuelle Identifikation der Füllung bzw. ihrer Lokalisation gewährleistet.

Als Identifikationsmarke dient vorteilhafterweise eine Scheibe aus Metall, z. B. aus Gold und seinen Legierungen (Au + Pt 2%, Scheibendurchmesser ca. 2,0 mm, Dicke ca. 0,3 mm, Vickershärte 50, Schmelzintervall 1000—1035°C) aber auch aus anderen prägbaren Materialien, wie organische und anorganische Polymere, Keramikmassen und dergleichen. Auf die Scheibe erfolgt die Prägung einer Nummer mit entsprechendem Landescode, z. B. in der Schweiz die Nummer der Alters- und Hinterlassenen-Versicherung (AHV-Nr.)

(Fig. 2).

Um den Prägevorgang rationell zu gestalten - und damit auch die Durchführung der Methode —, wurde ein Prägegerät entwickelt, welches über Geber bedient und in 2-3 Minuten eine Identifikationsmarke mit dem gewünschten Code herstellen kann (Fig. 3). In Fig. 3 bedeuten die Hinweiszahlen das folgende: 14 Anzeigelampen; 16 Kontroll-Lupe; 18 Tastatur; 20 Auswurf und 22 Magazin.

Sobald die Codezahlen und Buchstaben eingetippt sind, beginnt der Prägevorgang durch ein Einstanzverfahren automatisch. Zur Gesamtsteuerung wird ein Mikroprozessor verwendet.

Die beschriebene Methode ermöglicht die Identifikation einer Person praktisch unabhängig von den äusseren Umständen, z. B. einer Katastrophensituation. Die Identifikationsmarke bleibt trotz Verwesung oder Verbrennung des Opfers erhalten. Sie ist auch rasch und sicher im Identifikationsträger des Opfers zu finden.

Die Versenkung und Einbettung der Identifikationsmarke wurde auf der oralen Seite eines Molaren gewählt, da dieses Zahngebiet in Brandfällen erfahrungsgemäss relativ gut vor Hitzeeinflüssen durch die umgebenden Weichteile (Zunge, Wange) geschützt wird. Der gewählte Insertionsort der Marke bringt auch keine ästhetische Beeinträchtigung mit sich. Je nach den Gebissverhältnissen kommen auch andere Zahnkronen- oder künstliche Zahnersatz-Flächen in Frage.

Die Wiederauffindung der Identitätsmarke an der Leiche . geschieht durch visuelle Feststellung des feuerfesten, beispielsweise roten Punktes in einer vorzugsweise oralen Zahnkronenfläche. Der betreffende Zahn wird extrahiert oder isoliert und die adhäsive Füllung mit Chloroform aufgelöst. Ebensogut kann der ganze Zahn zur Entnahme der Identifikationsmarke in einem Schraubstock zertrümmert werden. Die rote Füllung spickt heraus, meist mit der Metallfolie, die mit Chloroform abgelöst und gesäubert'wird. Darauf kann mit der Handlupe der Code mühelos abgelesen werden.

Die Vorteile der Identifikationsmethode gemäss dieser Erfindung sind also:

a) Identifikation des Opfers ohne Abhängigkeit von ante-mortem-V ergleichsmateri al.

b) Herstellung der Identifikationsmarke durch nicht speziell ausgebildetes Personal in kürzester Zeit (im Beispiel dauerte es 3 Minuten),

c) Definition und Insertion der Identifikationsmarke in eine vorgebohrte Zahnkavität in 5-10 Minuten,

d) eindeutige visuelle Erkennung des Ortes des Identifikationsträgers durch den Laien am Gebiss, vorzugsweise an der oralen Zahnkronenfläche, und der Leiche,

e) Identifikationsunabhängigkeit der Leiche von äusseren destruktiven Einflüssen. Die Widerstandsfähigkeit der Identifikationsmarke entspricht derjenigen des Zahnes,

f) Auffindung der Identifikationsmarke in der Mundhöhle, am Katastrophenort durch nicht speziell ausgebildetes Personal.

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2 Blatt Zeichnungen