Üblicherweise werden Tabletten aus komplexen Gemischen hergestellt, die neben dem Wirkstoff Hilfsstoffe enthalten, die als Verdünnungsmittel, Adsorbentien, Agglutiniermittel, den Zerfall der Tabletten herbeiführende Mittel, Gleitmittel und dergleichen dienen. Die verschiedenen Bestandteile werden im allgemeinen zunächst gemischt und granuliert, worauf verpresst wird.
Es ist auch bekannt, die Granulierungsstufe zu umgehen, indem man die Hilfsstoffe oder Hilfsstoffgemisch und Wirkstoff einer Sprühtrocknung unterwirft (siehe Raff und Mitarb., J. Pharm. Sci. 50 [1961] 76; Gunsel, Lachman, ibid. 52 [1963] 178; USA-Patent 3 293 132). Da die Sprühtrocknung relativ teuer ist, vermag diese Methode bislang das Granulierungsverfahren nicht zu verdrängen.
Es wurde nun gefunden, dass sich auf dem Wege der Sprühtrocknung - neben der Vermeidung einer Granulierung - unter Kombination spezieller Hilfsstoffe so vorteilhafte Tabletteneigenschaften erzielen lassen, dass die Anwendung dieses Verfahrens sich für Spezialfälle rechtfertigt.
Bei bisher üblichen Tablettenrezepturen ist die Erreichung eines guten Zerfalls der Tabletten oft abhängig von der Verwendung von Sprengmitteln, welche beim Angebot von Wasser dieses möglichst schnell bis ins Zentrum der Presslinge führen. dann mit dem Wasser quellen und somit eine Sprengung des Kompaktverbandes der Tablette erzielen. Auf Grund der Wirkstoffzusammensetzung einer Tablette ist die Erzielung eines guten Zerfalls bisweilen schwierig oder nicht zu erreichen. Gelegentlich müssen Zerfallzeiten bis zu einer halben Stunde und länger in Kauf genommen werden.
Erfindungsgemäss wird ein Hilfsstoffkomplex bereitgestellt.
welcher. zu Tablettenrezepturen zugemischt, in der Lage ist, die Kanalisation des Wassers schnellstmöglich durchzuführen und darüber hinaus eine hervorragende Sprengfähigkeit innerhalb kürzester Zeit beweist. Hierdurch werden Zerfallzeiten erreicht, welche normalerweise unter 1 Minute bleiben und in jedem Fall den Bereich weniger Minuten nicht überschreiten.
Dieser Hilfsstoffkomplex besitzt noch insbesondere den weiteren Vorteil, dass er zu Rektaltabletten verarbeitet werden kann oder zu Tabletten, die nach Zusatz von wenig Wasser einen glatten Brei bzw. mit etwas grösseren Mengen Wasser eine Trinksuspension liefern. Die Anwendung einer exakt dosierten Tablette als Mittel, welches nach Mischen mit etwas Wasser sofort einen auch von Säuglingen und Kindern tolerierten Brei bzw. nach Anrühren mit etwas mehr Wasser eine trinkfähige Suspension ergeben, stellt eine wesentliche Bereicherung des Applikationsspektrums dar. Eine sogenannte Breitablette hat folgende Anforderungen zu erfüllen:
1. Sie muss mit wenig Wasser (etwa das doppelte Volumen der Tablette) selbsttätig und prompt (in wenigen Sekunden bis max. einer Minute) zerfallen.
2. Hierbei muss sich ein sehr gut streichfähiger und glattschmeckender Brei ergeben.
3. Dieser soll durch weitere Verdünnung mit etwas Wasser (so dass die Gesamtmenge wenige Schluckvorgänge eines Kindes nicht überschreitet) zu einer weitgehend homogenen und frei ausfliessenden Suspension anzurühren sein.
4. Anstelle von Wasser soll zu dieser Verdünnung auch Fruchtsaft, Milch, Kinderbrei oder ähnliches verwendet werden können.
Die obigen Anforderungen werden durch die Trägermasse gemäss vorliegender Erfindung erfüllt.
Gegenstand vorliegender Erfindung ist eine Trägermasse für Arzneimitteltabletten aus Tablettenhilfsstoffen, die dadurch gekennzeichnet ist, dass sie ein Gemisch aus A) 1-20 Gew. % feinstdispersem Siliciumdioxyd oder Aluminiumoxyd, B) 60-98 Gew. % mindestens eines feinkörnigen, indifferenten Füllstoffs aus der Gruppe folgender Verbindungen: Stärken, wasserunlösliche Zellulosederivate, mikrokristalline Zellulose, Erdalkalicarbonate, -sulfate und -phosphate, und C) 1-20 Gew. % eines wasserlöslichen Bindemittels enthält.
Die Zerfalleigenschaften der aus der erfindungsgemässen Trägermasse hergestellten Tabletten können noch verbessert werden, indem man die vorstehend beschriebene Masse im Gemisch mit einem weiteren Srühgut einsetzt, das durch
Sprühtrocknung einer Suspension einer Komponente A in einer wässrigen Lösung einer Komponente C erhalten wird.
Der Zusatz an dem letztgenannten, zweikomponentigen Sprühgut kann zwischen 5 und 50 Gew. %, bezogen auf die gesamte Tablettenmasse, betragen.
Die als Komponente A in der erfindungsgemässen Trägermasse vorliegenden Silicium- oder Aluminiumoxyde sollen in hochdisperser bis kolloidaler Form mit Teilchengrössen von 10-100 u bzw. einer Oberfläche von etwa 10-500 m2/g vorhanden sein. Die unter der Warenbezeichnung Aerosil im Handel erhältliche Kieselsäure mit einem Reinheitsgrad von über 99,8 % und Korngrössen von 1040 m,u, stellt eine besonders geeignete Komponente A dar. Die Komponente B liegt vorzugsweise in feinkörniger Form mit Teilchengrössen zwischen 10 und 20 M vor. Geeignete wässrige Bindemittel C sind z. B. wasserlösliche Zellulosederivate wie Hydroxyäthylzellulose, Carboxymethylzellulose, wasserlösliche Stärken (z. B.
APS-Stärke), wasserlösliche Pflanzengummis wie Gummi arabicum oder Traganth, Alginate, Gelatine oder Polyvinylpyrrolidon.
Selbstverständlich müssen sämtliche Komponenten der Trägermasse indifferent bzw. gut verträglich sein. Die Grösse der bei der Sprühtrocknung erhaltenen Einzelteilchen liegt im allgemeinen zwischen 10 und 70M Die erfindungsgemässe Trägermasse wird, zusammen mit Wirkstoff und gegebenenfalls weiteren Tablettenhilfsstoffen, in konventioneller Weise verpresst. Verwendet man die erfindungsgemässe Trägermasse als Tabletten-Sprengmittel, so wird sie zweckmässig in Mengen von etwa 10-70%, bezogen auf die gesamte Tabletten masse, eingesetzt. In Breitabletten stellt die Trägermasse, gegebenenfalls im Gemisch mit zweikomponentigem Sprühgut der vorstehend erwähnten Art, den Hauptbestandteil dar, dem meist nur noch der Wirkstoff beigemischt wird.
Die Herstellung der erfindungsgemässen Trägermasse erfolgt derart, dass man eine Suspension enthaltend A) feinstdisperses Siliciumdioxyd oder Aluminiumoxyd und B) mindestens einen feinkörnigen, indifferenten Füllstoff der vorstehend genannten Art in einer wässrigen Lösung eines C) indifferenten wasserlöslichen Bindemittels einer Sprühtrocknung unterwirft. Das Bindemittel soll bevorzugt kaltlöslich und quellfähig sein. Geeignet ist z. B. Iösliche Stärke (APS* Stärke). Gemäss einer beispielhaften Ausführungsform des Verfahrens wird die Suspension, nach Einstellung auf eine geeignete Viskosität, vor der Sprühtrocknung mit einem inerten Gas, z. B. Kohlendioxyd, verschäumt. Die Sprühtrocknung kann in konventionellen Trocknern durchgeführt werden. Der Feststoffgehalt der zu versprühenden Suspension liegt zweckmässig bei 15-50%.
Falls die Suspension verschäumt wird, liegt der Feststoffgehalt vorzugsweise bei 15 bis 30%.
Bevorzugte Trägermassen erhält man beispielsweise unter Verwendung folgender Bestandteile: 12-18 % Aerosil , 3-15% Bindemittel, 67-85% Stärke.
Analog dem vorstehend beschriebenen Verfahren kann ein weiteres Sprübgut, welches insbesondere mit Vorteil der Grund-Trägermasse für Breitabletten zugesetzt wird, erhalten werden, indem man feinstdisperses Silicium- oder Aluminiumoxyd in einer Lösung eines quellfähigen Bindemittels, z. B.
einem hydrophilen Zellulosederivat, suspendiert und an * APS: Amylum pectinum solubile schliessend sprühtrocknet. Ein solches Srühgut kann z. B. aus 90% Aerosil und 10% Bindemittel bestehen.
Die Kombination aus dreikomponentigem und zweikomponentigem Sprühgut liefert eine besonders vorteilhafte Trägermasse für Breitabletten.
Die vorliegende Erfindung sei anhand folgender Beispiele noch näher erläutert:
Beispiel 1
Reisstärke 74 % Aerosil 15% lösl. Stärke 10%
Traganth 1%
100%
Herstellung
Traganth und lösliche Stärke werden in Wasser gelöst, unter Rühren setzt man nun Aerosil und Reisstärke zu und versprüht in üblicher Weise in einem Sprühturm bei einer Ein- gangstemperatur von etwa 180-200 C und einer Ausgangstemperatur von etwa 7080 C.
Beispiel 2
Maisstärke 73,5% Aerosil 15,0% lösl. Stärke 10,0%
Gummi arabicum 1,5%
100,0%
Die Herstellung erfolgt wie in Beispiel 1 beschrieben.
Beispiel 3
Calciumhydrogenphosphat, feinst 85% Aerosil 10%
Carboxymethylcellulose 5% 100%
Herstellung
Die Carboxymethylcellulose wird in warmem Wasser unter starkem Rühren gelöst. Nach vollständigem Durchquellen werden Aerosil und sek. Calcium-phosphat, feinst, eingerührt und in üblicher Weise versprüht.
PATENTANSPRUCH 1
Trägermasse für Arzneimitteltabletten aus Hilfsstoffen, dadurch gekennzeichnet, dass sie ein Gemisch aus A) 1-20 Gew. % feinstdispersem Siliciumdioxyd oder Aluminiumoxyd, B) 60-98 Gew. % mindestens eines feinkörnigen, indifferenten Füllstoffs aus der Gruppe folgender Verbindungen: Stärken, wasserunlösliche Zellulosederivate, mikrokristalline Zellulose, Erdalkalicarbonate, -sulfate und -phosphate, und C) 1-20 Gew. % eines wasserlöslichen Bindemittels enthält.
UNTERANSPRÜCHE
1. Trägermasse nach Patentanspruch I, dadurch gekennzeichnet, dass die Komponente A eine Teilchengrösse von 10-100 m,u und eine Oberfläche von 10-500 m2/g aufweist.
2. Trägermasse nach Patentanspruch I und Unteranspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Komponente A aus Kiselsäure mit einem Reinheitsgrad von über 99,8% und Korngrössen von 10-40 mz besteht.
3. Trägermasse nach Unteranspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Komponente B aus Reisstärke besteht.
4. Trägermasse nach Patentanspruch I und den vorangegangenen Unteransprüchen 1-3, dadurch gekennzeichnet, dass sie als Bindemittel C wasserlösliche Zellulosederivate und/oder wasserlösliche Stärke und/oder wasserlösliche Pflanzengummi enthält.
5. Trägermasse nach Patentanspruch I und den vorangegangenen Unteransprüchen 14, insbesondere für Breitabletten, dadurch gekennzeichnet, dass sie zusätzlich ein aus A und C kombiniertes Sprühgut enthält.
PATENTANSPRUCH II
Verfahren zur Herstellung einer Trägermasse nach Patentanspruch I, dadurch gekennzeichnet, dass man eine Suspension enthaltend A) feinstdisperses Siliciumdioxyd oder Aluminiumoxyd und B) mindestens einen feinkörnigen, indifferenten Füllstoff aus der Gruppe folgender Verbindungen: Stärken, wasserunlösliche Zellulosederivate, mikrokristalline Zellulose, Erdalkalicarbonate, -sulfate und -phosphate in einer wässrigen Lösung eines C) indifferenten wasserlöslichen Bindem;.tels einer Sprühtrocknung unterwirft.
UNTERANSPRÜCHE
6. Verfahren nach Patentanspruch II, dadurch gekennzeichnet, dass man die Suspension vor der Sprühtrocknung begast und/oder verschäumt, vorzugsweise mit Kohlendioxyd.
7. Verfahren nach Patentanspruch II und Unteranspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass man zusätzlich ein durch Sprühtrocknung einer Suspension von A in einer wässrigen Lösung von C erhaltenes Sprühgut verwendet.
**WARNUNG** Ende DESC Feld konnte Anfang CLMS uberlappen**.