Anordnung zur Vermeidung unzulässig hoher Kurzschlusslichtbogenenergie in elektrischen Anlagen Durch den ständig wachsenden Verbrauch elek trischer Energie ist eine Verdichtung der Netze und eine Erhöhung der Anzahl der Umspann- und Schalt stationen erford'erl'ich geworden.
Das hat zur Folge, d'ass sich die Kurzschlussleistung in den einzelnen An lagen ebenfalls erhöht und bei Fehlern hohe Licht- bogenstTöme auftreten, die eine starke Gefährdung der Anlage und des Bedienungspersonals bedeuten.
Man ist bisher den Weg gegangen, die Auswir kung von Störlichtbögen durch die konstruktive Ge staltung der Schaltzellen und Anlagen zu verringern, doch ist bei sehr hohen Kurzschlussströmen der damit verbundene Aufwand wirtschaftlich nicht mehr trag bar. Auch verkleinern diese Massnahmen nicht die Lichtbogenenergie selbst, sondern wirken nur seinen schädlichen Folgen entgegen.
Man hat fernerhin versucht, die Ursache von Kurzschlusslichtbögen zu vermindern durch den Ein satz von Scha-ltfehlerschutzgeräten und anderen Hilfs- mitteln, doch ist es nicht möglich, dadurch sämtliche Fehlermöglichkeiten, die zu einem Kurzschlusslicht- bogen führen können, zu beseitigen.
Kurzschlüsse, die durch Isolatoren- und Materialfehler sowie durch Überspannungen eingeleitet werden, lassen sich nie völlig vermeiden.
Es bleibt deshalb nur die Möglichkeit, den einmal gezündeten Lichtbogen unmittelbar im Entstehen zu löschen. Die im Lichtbogen umgesetzte Energie ist das Produkt aus der Lichtbogenspannung, dem Licht bogenstrom und der Brenndluer:
<I>A =</I> UL <I>'</I> JK <I>' t</I> (KW-sec.) Um das Produkt und damit die Lichtbogenenergie klein zu halten, ist zumindest einer der Faktoren un mittelbar dem Wert Null zuzuführen. Nun kann der Faktor ML dadurch verringert werden,
dass parallel zu den Brennpunkten des entstehenden Lichtbogens ein Widerstand eingeschaltet wird, der sehr viel klei ner ist Tals der Lichbogenwidferstand. Früher gemachte Vorschläge, Anlagenteile durch vor- oder nach geordnete Hauptschalter kurzzuschliessen, konnten nicht befriedigen,
da solche Schalter im allgemeinen Einschaltzeiten von mehr als 150 msec aufweisen, so dass einschliesslich der Relaiszeiten für die An regung der Kurzschlusslichtbogen erst nach min- destens 200 msec gelöscht wäre.
Innerhalb einer solchen Zeit kann aber ein Kurzschluss bereits durch Selektävschutz und Leistungsschalter abgeschaltet werden, wobei von der Anregung bis zur völligen Abschaltung von etwa<B>100</B> ursec erreich bar sind.
Die neue Anordnung vermeidet unzulässig hohe Kurzschlusshchtbogenenergie zwischen .den. Leitern untereinander oder dien Leitern und Erde in elek trischen Anlagen dadurch,
d'ass eine Schaltvorrich- tung in. Abhängigkeit von einer durch einen Licht- bogenkurzschluss beehiflussten Messvorrichtung die betroffenen Leiter innerhalb dreier Halbwellen dies Lichtbogenstromes derart überbrückt, dass das Erlöschendes Lichtbogens erfolgt.
Diese überbrückung kann den Kurzschlussstrom in voller Höhe so lange übernehmen, bis der vor geschaltete Leistungsschalter bei einfacher Einspei- sung oder die vorgeschalteten Leistungsschalter bei Mehrfacheinspeisung die Stromzuführung unterbre chen. Die Abschaltzeit dies oder der vorgeschalteten Leistungsschalter kann beliebig festgelegt werden.
Dabei sind lediglich die thermischen und dynamischen Wirkungen .des in den Leiterschienen der Anlage fliessenden Stromes zu berücksichtigen.
FüTdie Schaltvorrichtung können z.B. Draufschalter vorgesehen werden, wie sie in Hochspannungsver- suchsfeldern verwendet werden. Diese Draufschalter haben z. B. Eigenzeiten von 3 msee. Sie genügen also allen Anforderungen für das schnelle Kurz schliessen der Leiter. Es ist jedoch nicht notwendig, dass die vorgesehene Schaltvorrichtung mehrmalig zur Anwendung kommt.
Da die Fehlerfälle nicht zu häufig vorkommen, g nügt auch schon eine Schalt vorrichtung, die nur fär einen Schaltvorgang be messen ist und nach Behebung des Fehlers durch eine neue Schaltvorrichtung ersetzt wird.
Die Schaltvorrichtung zum Überbrücken steht in Abhängigkeit von einer Messvorrichtung, die z. B. entweder die erste Ableitung des Kurzschlussstromes nach der Zeit in den einzelnen Leitern oder eine andere Grösse erfasst, die das Auftreten eines Fehler stromes anzeigt.
Die Messvorrichtung kann also auch die erste Ableitung der Spannung nach. der Zeit, das Produkt aus der .ersten Ableitung des Stromes nach der Zeit und der ersten Ableitung der Spannung nach der Zeit oder die Anderung des Feldlinienbild'es zwi schen dien Leitern erfassen. Abgesehen von diesen rein elektrischen Messgrössen können auch die dyna mischen Kräfte,
die optische Auswirkung des Licht bogenstromes und seine Druckwirkung in der ihn umgebenden Luft als Messgrösse herangezogen werden. Je nach den Betriebsbedingungen ist es auch möglich, mehrere der genannten Messgrössen gleichzeitig zu verwenden. Zur Erfassung der optischen Wirkung kommen dabei z. B. Photozellen oder Photoelemente in Betracht, die gegen andere Lichteinwirkungen, z. B. Tages- oder künstliches Licht, abgeschirmt sind.
In der Zeichnung sind einige Ausführungsbeispiele der neuen Anordnung bei verschiedener Einspeisung und verschiedenen Sammelschienensystemen dar gestellt. Es zeigt: Fig. 1 ein Einfachsammelschienensyste.m mit einer Einspeiseleitung, Fig. 2 ein Einfachsammelschienensystem mit zwei Einspeiseleitungen, Fig. 3 ein Doppelsammelschienensystem mit zwei facher Einspeisung.
Der Hauptschalter 1 der Einspeiseleitung ist über den Trennschalter 2 mit der Sammelschiene S ver bunden. An die Sammelschiene S sind die einzelnen Abzweigleitungen <I>A und B</I> angeschlossen, und zwar der Abzweig A über den Trennschalter 3 und den Leistungsschalter 4 und der .andere Abzweig B über den Trennschalter 5 und .den Leistungsschalter 6.
Durch die senkrechten gestrichelten Linien wird an gedeutet, dass die Abzweige und Einspeisungen in Schaltzellen untergebracht sind. Im Zuge der Ver bindung zwischen dem Hauptschalter 1 und der Sammelschiene S ist die Messvorrichtung 7 ein geschleift. Diese Messvorrichtung erfasst z.
B. die erste Ableitung des Stromes nach der Zeit. Sie wirkt auf die Schaltvorrichtung 8 ein.
Bei Auftreten eines Kurzschlusses an der mit einem Pfeil bezeichneten Stelle im Abzweig A wächst der Strom in: der Verbindungsleitung zwischen Haupt schalter 1 und der Sammelschiene S plötzlich an.
Bei Erreichen eines bestimmten Wertes im Anstieg des Stromes löst die Messvorri'chtung 7 die Schaltvorrich tung 8 aus, die sofort alle drei Phasen der Einspeise- leitung miteinander verbindet, und zwar innerhalb dreier Halbwellen des Lichtbogen.stromes. Hierdurch bricht die Spannung an der Fehlerstelle im AbzweigA zusammen und der Lichtbogen, erlischt.
Nach der ein gestellten Auslösezeit des Schutzrelais 9 spricht der Hauptsch.al@ter 1 an und unterbricht die Einspeisung. Ist die Schaltvorrichtung 8 mit einer Wied''erausschalt- vorrichtung versehen, so wird nach dieser Zeit, also nachdem der Hauptschalter 1 geöffnet hat, der Kurz- schluss zwischen dien einzelnen Leitern der Einspei sung wieder aufgehoben.
Die Anlage nach der Fig. 2 unterscheidet sich von der Anordnung nach der Fig. 1 dadurch, dass zwei Einspeisungen vorhanden sind, die auf die gemein same SammeIsehiene S arbeiten, und zwar ist eine weitereEinspeisungmit d,emi#lau.ptschalter 10 und dem Trennschalter 11 vorgesehen.
Ferner liegt in der Zu- leitungizwischenderrvTrennsehalter 11 und der Sammel- schiene S eine weitere Messvorrichtung 12. Die Mess- vorrichtung 12 ist gleich. ausgeführtwie die Messvorrich- tung 7 und spricht z. B. ebenfalls auf die erste Ablei tung des Stromes nach der Zeit an.
Sowohl die Mess- vorrichtung 12 als auch die Messeinrichtung 7 wirken auf die Schaltvorrichtung 8 bei Erreichen eines be stimmten Wertes des Stromes ein, so dass die Schalt vorrichtung 8 sofort die drei Leiter dies Netzes kurz schliesst. Die Schaltvorrichtung 8 bleibt so lange ge schlossen, bis die beiden Hauptschalter 1 und 10 ihrerseits .den Energiezufluss unterbrochen haben.
In der Fig. 3 ist eine Schaltanlage mit zweifacher Einspeisung und Zweifachsammelschienensystem dar- gestellt. Die Abzweige <I>A</I> und<I>B</I> sind über je zwei Trennschalter 13, 14 und 15, 16 mit der Sammel schiene S, oder SII verbunden. Die Einspeisungen sind ebenfalls über je einen Trennschalter 17 bis. 20 mit den Sammelschienen verbunden.
Jede Einspeise leitung enthält eine Messvorrichtung 7, 12 mit je einer Schaltvorrichtung 8 und 21. Es ist also eine weitere Schaltvorrichtung erforderlich. Tritt z. B. im Abzweig A ein Fehler auf, so spricht bei der dar gestellten Schalterstellung die Messvorrichtung 12 an und löst ,allein die Schaltvorrichtung 21 aus, da von diesem Fehler die Sammelschiene SII nicht betroffen ist.
Es ist also ein unabhängiger Betrieb auf beiden Sammelschienen möglich. Sind alle Abzweige auf eine Sammelschiene geschaltet, so ist eine voll kommene Betriebsunterbrechung die Folge eines Fehlers.
Die Anordnungen nach den Fig. 1 bis 3 unter scheiden nicht, ob der Fehler in einer der Zellen oder in den von diesen Zellen abgehenden Leitungen auftritt. Bei einem Fehler in der abgehenden Leitung wird die entsprechende Schaltvorrichtung .ansprechen und damit der ganze über den zugeordneten Haupt schalter versorgte Teil der Anlage stromlos werden, obgleich es genügen würde, dass der betreffende Ab- zweigschalter in der Zelle ausgelöst wird.
Eine Be- tätigung des Kurzschlussschakers wäre bei einem derartigen Fehler also überflüssig. Dieser Nachteil kann durch zusätzliche Messglied'er und Schalteinrich- tungen zur überbrückung in den abgehenden Lei tungen behoben werden,
die mit dem jeweiligen Mess- glied für die Schaltvorrichtung nach Art eines selek tiven Schutzes zusammenarbeiten, und zwar derart, d'ass bei einem Fehler, z. B. ausserhalb einer Zelle, das Einlegen des Kurzschlussschalters der Einspeisung gesperrt ist. Hierdurch wird ein selektives Abschalten gewährleistet.
Wird der Hauptschalter der Einspeiseleitung für Kurztrennung ausgelegt, so darf :der Zyklus der Kurz- unterbrechung nur dann eingeleitet werden, wenn der Fehler auf einer der Speiseleitungen, d. h. hinter dem Leistungsschalter des Abzweiges, auftritt.