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Die Erfindung betrifft ein eine feinfaserige Oberfläche aufweisendes Leder, insbesondere ein an seiner die Oberfläche bildenden Narbenseite angeschliffenes Narbenleder, oder ein Spaltleder mit geschliffener Oberfläche, wobei die Oberfläche über eine Verbindungsschicht mit einer auf einer entfernbaren Unterlage getrennt hergestellten, vorzugsweise aus einer verfestigten, Polyu- rethan enthaltenden, vernetzten Kunststoffdispersion gebildeten Zurichtung verbunden ist. Die Erfindung ist vor allem auf Rindleder, aber auch auf andere Lederarten, wie beispielsweise Schweine-, Kalb-, Ziegen- oder Schafleder, anwendbar.
Unzugerichtete, an ihrer Narbenseite angeschliffene Leder, sowie unzugerichtete Spaltleder weisen bei einer Stärke zwischen 1,1 mm und 2,2 mm je nach Gerbart und Weichheit eine extrem hohe Luftdurchlässigkeit auf, die mit textilen Materialen gleichen Gewichts nahezu vergleichbar ist.
Auch die Wasserdampfdurchlässigkeit liegt bei derartigen Ledern, selbst wenn sie hydrophob sind, allgemein über 5 mg/cm2, ermittelt nach DIN 53333. Derartige unzugerichtete Leder weisen jedoch nicht die in der Praxis gewünschten Eigenschaften auf, sodass deren Oberfläche mit einer Zurich- tung versehen wird. Dadurch wird die Wasserdampf- und Luftdurchlässigkeit solcher mit einer Zurichtung versehenen Leder wesentlich verringert. So besitzen diese Leder bei einer Dicke der Zurichtung von 0,15 mm keine nennenswerte Luftdurchlässigkeit, und die Wasserdampfdurchläs- sigkeit beträgt weniger als 0,8 mg/cm2, zumeist weniger als 0,3 mg/cm2.
Ausserdem weisen solche mit einer Zurichtung versehenen Leder in Folge des vollflächigen sandwichartigen Schichtaufbaus der kompletten Zurichtung den Nachteil auf, dass sie hart und unflexibel werden, sodass beim Abbiegen keine für hochwertige Narbenleder typische feine Fältelung erfolgt.
Die vorliegende Erfindung hat sich zur Aufgabe gestellt, ein mit einer Zurichtung versehenes Leder zu schaffen, bei welchem die erwähnten Nachteile vermieden sind, und welches vor allem eine wesentlich verbesserte Luft- und Wasserdampfdurchlässigkeit aufweist. Zur Lösung dieser Aufgabe schlägt die Erfindung vor, dass die Zurichtung überwiegend porös ausgebildet ist, und dass die Verbindungsschicht Schwachstellen verringerter Dicke und/oder Unterbrechungen auf- weist. Dadurch wird gewährleistet, dass Luft und Wasserdampf über die porös ausgebildete Zurich- tung und die Schwachstellen verringerter Dicke sowie Unterbrechungen aufweisende Verbin- dungsschicht praktisch ungehindert durchdringen kann und so beispielsweise bei Verwendung des Leders für Schuhe auftretender Fussschweiss vom Leder aufgenommen und über die Verbindungs- schicht und die Zurichtung abgeleitet wird.
Bei Verwendung des erfindungsgemässen Leders für Polstermöbel wird auftretende Feuchtigkeit über die Zurichtung und die Verbindungsschicht zum Leder transportiert und von diesem aufgenommen. Ausserdem wird durch die erfindungsgemässe Ausbildung des Leders der Vorteil erzielt, dass die Flexibilität des Leders verbessert wird, sodass beim Abbiegen in der Zurichtung eine feine Lederfältelung mit dem Aussehen eines weichen wertvollen vollnarbigen Leders entsteht.
Selbst bei hydrophobierten Ledern mit einer Stärke von mehr als 2 mm wird bei der erfin- dungsgemässen Ausbildung eine Wasserdampfdurchlässigkeit von mehr als 1,5 mg/cm2 nach DIN 53333 erreicht.
Eine eventuell vorgenommene imprägnierartige Vorbehandlung des Leders, beispielsweise mit einem dünnen flüssigen Polymer zur Bindung des Schleifstaubes vor dem Aufbringen der Zurich- tung beeinflusst die Luftdurchlässigkeit nicht oder kaum.
Gemäss einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung weist die Verbindungsschicht eine punkt-, raster- oder gitterartige Struktur auf, bildet somit keine zusammenhängende Schicht, so- dass in der Verbindungsschicht Unterbrechungen entstehen, und keine vollflächige, biegesteife Sandwichbauweise gegeben ist, welche die Luft- und Wasserdampfdurchlässigkeit und die Biege- fähigkeit ungünstig beeinflusst.
Es genügt aber zur Verbesserung der erwähnten Eigenschaften auch, wenn die Verbindungs- schicht eine maximale Dicke zwischen 0,01 mm und 0,05 mm und an ihren Schwachstellen eine Dicke zwischen 0,002 mm und 0,01 mm aufweist, in welchem Fall eine gute Luft- und Wasser- dampfdurchlässigkeit über diese dünnen Schwachstellen erzielt wird, durch welche auch die Biege- fähigkeit des Leders wesentlich verbessert wird.
Dadurch, dass die porös ausgebildete Zurichtung auf einer entfernbaren Unterlage, beispiels- weise auf einem geprägtem Trennpapier oder einer Unterlage aus strukturierten Silikonkautschuk, hergestellt wird, bevor sie über die Verbindungsschicht mit der Oberfläche des Leders verbunden wird, ist für die Verbindung nur eine geringe Druckanwendung erforderlich, sodass die poröse
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Struktur der Zunchtung erhalten bleibt.
Vorzugsweise besteht die Verbindungsschicht aus einer elastomeren, verfestigten, Polyurethan enthaltenden, vernetzen Kunststoffdispersion, welche das Entstehen der Schwachstellen und/oder Unterbrechungen begünstigt bzw. sicherstellt. Diese Verbindungsschicht kann kompakt sein, aber auch eine, vorzugsweise Mikrohohlkugeln enthaltende, Schaumstruktur aufweisen, wobei in jedem Fall das Entstehen der Schwachstellen und/oder Unterbrechungen gewährleistet ist.
Es hat sich als günstig erwiesen, wenn die Verbindungsschicht ein Flächengewicht zwischen 20 g/m2 und 90g/m2, vorzugsweise zwischen 30 g/m2 und 45 g/m2, aufweist.
Die Zurichtung kann aus einer Schicht oder aus mehreren Schichten bestehen, wobei auch bei Ausbildung derselben aus mehreren Schichten zumindest eine Vielzahl der Poren der Zurichtung durchgängig sein muss und daher bis zu den Durchbrechungen bzw. Schwachstellen der Verbin- dungsschicht reichen muss. Es ist daher wesentlich, dass diese Poren in der Zurichtung bei der getrennten Herstellung derselben auf einer entfernbaren Unterlage entstehen und nicht durch Nadeln oder durch eine Laserbehandlung gebildet werden.
Gemäss einem weiteren Merkmal der Erfindung kann das Leder an seiner der mit der Zurich- tung versehenen Oberfläche gegenüberliegenden Fleischseite eine offenporige dünne Beschich- tung aufweisen. Diese Beschichtung kann einen ähnlichen oder gleichen Aufbau wie die Zurich- tung an der Oberseite besitzen und über eine gleiche oder eine ähnliche Verbindungsschicht wie jene, über welche die Zurichtung mit der Oberseite verbunden ist, mit der Fleischseite verbunden sein. Es ist in diesem Fall möglich, diese dünne Beschichtung der Fleischseite im selben Verfah- rensschritt wie die Zurichtung zeitgleich bzw. nahezu zeitgleich aufzubringen.
Insbesondere bei Verwendung des erfindungsgemässen Leders für Schuhe verfügt in diesem Fall das Leder nicht nur über extrem hohe Komforteigenschaften wegen seiner hohen Luft- und Wasserdampfdurchlässig- keit, die ein Ableiten und Verdunsten des vom Leder aufgenommenen Fussschweisses ermöglicht, es ist aufgrund des einfachen Herstellungsverfahrens auch preiswert.
Eine zusätzliche Verbesserung der Eigenschaften des Leders kann dadurch erfolgen, dass zwischen der Fleischseite und der dünnen Beschichtung ein textiles Vliesmaterial angeordnet ist, dessen Gewicht zweckmässig maximal 50 % des Ledergewichtes ausmacht und nicht dicker als 3 mm sein soll. Dieses Vliesmaterial kann weiters erfindungsgemäss mit einem dünnen offenzelli- gen Kunststoffschaummaterial, vorzugsweise durch Nadeln oder mittels eines Wasserstrahles, verbunden sein.
Ein besonders günstiges Anwendungsgebiet ist es, wenn das erfindungsgemäss ausgebildete Leder ein Formatzuschnitt mit einer maximalen Grösse von 2,4 m2, vorzugsweise von weniger als 1,8 m2, ist, wie er beispielsweise für die Herstellung von Schuhen verwendet wird, da dann Berei- che einer Lederhaut unterschiedlicher Eigenschaften und Stärken optimal Verwendung finden können.
In der Zeichnung ist die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen schematisch erläutert.
Fig. 1 zeigt in stark vergrössertem Querschnitt eine erste Ausführungsform und Fig. 2 in gleichfalls in starker Vergrösserung einen Querschnitt durch eine zweite Ausführungsform eines erfindungs- gemäss aufgebauten Leders, welches auf seiner Fleischseite mit einer dünnen offenporigen Be- schichtung versehen ist.
Ein an seiner Narbenseite angeschliffenes Narbenleder 1 oder ein Spaltleder 1 mit geschliffe- ner Oberfläche ist mit einer Zurichtung 2 versehen, welche über ihre ganze Dicke durchgehende Poren 3 aufweist. Die Zurichtung 2 kann ein- oder mehrschichtig ausgebildet sein, besteht vor- zugsweise aus einer verfestigten, Polyurethan enthaltenden, vernetzten Kunststoffdispersion und wird getrennt hergestellt, insbesondere dadurch, dass auf einer Unterlage aus geprägtem Trenn- papier oder aus mit einer Struktur versehenem Silikonkautschuk eine wässerige Polyurethan- dispersion, gegebenenfalls in mehreren Schichten hintereinander, aufgesprüht und trocknen gelas- sen wird, derart, dass in der verfestigten Dispersion die erforderlichen durchgehenden Poren gebildet werden.
Die so gesondert hergestellte Zurichtung 2 wird unmittelbar nach ihrer Verfestigung über eine auf die Oberseite des Leders 1 aufgebrachte Verbindungsschicht 4 mit dieser Oberseite verbun- den. Bei der in Fig. 1 dargestellten Ausführungsform weist diese Verbindungsschicht 4 eine punkt-, raster- oder gitterartige Struktur auf, sodass nur an einzelnen Stellen bzw. Punkten eine Verbin- dung zwischen der Oberseite des Leders und der Zurichtung 2 hergestellt wird und dazwischen
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Unterbrechungen 5 entstehen, welche mit den Poren in der Zunchtung 2 kommunizieren und dadurch die gewünschte Luft- und Wasserdampfdurchlässigkeit gewährleisten.
Die Unterbrechungen 5 können eine beliebige Form aufweisen und beispielsweise rund, recht- eckig oder linienförmig ausgebildet sein, aber auch jede andere geeignete Form besitzen.
Bei der in Fig. 2 dargestellten Ausführungsform sind nicht nur derartige Unterbrechungen 5 in der Verbindungsschicht 4 vorgesehen, sondern diese weist auch Schwachstellen 6 auf, deren Dicke wesentlich geringer ist als die Gesamtdicke der Verbindungsschicht 4, sodass auch über diese Schwachstellen 6 die Luft- und Wasserdampfdurchlässigkeit wesentlich erhöht und die Biegefähigkeit verbessert wird.
Zweckmässig weist hierbei die Verbindungsschicht 4 eine maximale Dicke zwischen 0,01 mm und 0,05 mm auf, wobei aber die Schwachstellen 6 lediglich eine Dicke zwischen 0,002 mm und 0,01 mm besitzen.
Die Fleischseite 7 des Leders ist bei der in Fig. 2 dargestellten Ausführungsform mit einer of- fenporigen dünnen Beschichtung 8 versehen, wobei zwischen der Fleischseite 7 und der Beschich- tung 8 ein textiles Vliesmaterial 9 vorgesehen ist. Vorteilhaft ist es, wenn dieses Vliesmaterial 9 mit einem dünnen, offenzelligen Kunststoffschaummaterial, vorzugsweise durch Nadeln oder mittels eines Wasserstrahles, verbunden ist.
Das luft- und wasserdampfdurchlässige Vliesmaterial 9 ist sowohl mit der Fleischseite 7 als auch mit der offenporigen dünnen Beschichtung 8 über eine Verbindungsschicht 10 verbunden, deren Aufbau und Zusammensetzung jenem bzw. jener der Verbindungsschicht 4 entspricht.
Eine solche Ausbildung ist vor allem bei Verwendung von aus dem erfindungsgemässen Leder gebildeten Formatzuschnitten für die Schuhherstellung von Vorteil, da in diesem Fall die offenpori- ge dünne Beschichtung als Futtermaterial dient und eine gesonderte Aufbringung eines solchen Futtermaterials somit nicht erforderlich ist. Bei Schuhen erfolgt infolge der grossen Wasserdampf- durchlässigkeit des Leders eine Ableitung des auftretenden Fussschweisses und infolge der grossen Luftdurchlässigkeit eine Belüftung des Schuhinnenraums, bei Verwendung des erfindungsgemä- #en Leders für Autositze und Polstermöbel eine Aufnahme der auftretenden Feuchtigkeit durch die Zurichtung hindurch vom Leder. Insbesondere bei anderen Verwendungszwecken kann aber die Beschichtung 8 auch entfallen.
Die in der Zurichtung 2 vorgesehenen durchgehenden Poren 3 sind bei Ausleuchtung bereits bei einer 45-fachen Vergrösserung und einer Dehnung um 25 % deutlich erkennbar. Beim mechani- schen oder chemischen Entfernen der Zurichtung 2 von der Verbindungsschicht 4 kann man bereits bei 16-facher Vergrösserung erkennen, dass die Verbindungsschicht 4 sowohl dicke Stellen als auch Schwachstellen aufweist und dass in den Schwachstellen ebenfalls porenförmige Unter- brechungen vorgesehen sind.
Die vorliegende Erfindung ist vor allem bei Rindledern, aber auch bei an ihrer Narbenseite ge- schliffenen Schweine-, Kalb-, Ziegen- und Schafledern anwendbar, insbesondere dann, wenn solche Leder für die Schuhherstellung verwendet werden.
ANSPRÜCHE :
1. Eine feinfaserige Oberfläche aufweisendes Leder, insbesondere an seiner die Oberfläche bildenden Narbenseite angeschliffenes Narbenleder, oder Spaltleder mit geschliffener
Oberfläche, wobei die Oberfläche über eine Verbindungsschicht (4) mit einer auf einer ent- fernbaren Unterlage getrennt hergestellten, vorzugsweise aus einer verfestigten, Polyu- rethan enthaltenden, vernetzten Kunststoffdispersion gebildeten, Zurichtung (2) verbunden ist, dadurch gekennzeichnet, dass die Zurichtung (2) überwiegend porös ausgebildet ist, und dass die Verbindungsschicht (4) Schwachstellen (6) verringerter Dicke und/oder Un- terbrechungen (5) aufweist.