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Die Erfindung betrifft ein Leder gemäss dem Oberbegriff des Anspruches 1, insbesondere für die Innenausstattung von Fahrzeugen, aber auch für die Verwendung im Polstermöbelbereich, bei hochwertigen Gepäckstücken, wie beispielsweise Golftaschen, u.dgl.
Es ist bereits bekannt, Leder, beispielsweise Narbenleder, die an ihrer Narbenseite mit einer Zurichtung versehen sind, oder Spaltleder, die an ihrer Spaltseite mit einer Zurichtung versehen sind, an ihrer der Narbenseite bzw. Spaltseite abgewendeten grobfaserigen Fleischseite mit einer Schaumschicht zu versehen, um die beispielsweise durch die langen abstehenden Faserbüschel und offenen Venen entstehenden Unebenheiten dieser Fleischseite zu beseitigen, welche für die Weiterverarbeitung des Leders störend sind, und um weiters die Polsterungseigenschaften des Leders zu verbessern.
So wurde bereits vorgeschlagen, auf der Fleischseite eines Leders eine Mikrohohlkugeln ent- haltende Kunststoffdispersion aufzubringen, welche nach ihrer Verfestigung eine Schaumschicht bildet. Damit diese Schaumschicht die langen abstehenden Faserbüschel aufnehmen kann, muss sie verhältnismässig dick sein. Da eine Dispersion stets zumindest 40% Wasser enthält, penetriert das Wasser über die Fleischseite in das Leder und führt zu einer Verhärtung desselben. Derartige auf der Fleischseite mit einer solchen Schaumschicht versehene Leder sind somit relativ teuer und schwer.
Es ist ferner bekannt, die Fleischseite eines Leders mit Polyurethanspaltschäumen zu verse- hen. Diese Spaltschäume sind zwar leicht und preiswert, haben jedoch den Nachteil, dass sie überwiegend offene Zellen aufweisen, in welche bei einer Weiterverarbeitung des Leders durch Verkleben der Klebstoff eindringt. Ausserdem sind derartige Spaltschäume sogenannte Elastomer- schäume, die sich an gewünschten Stellen, beispielsweise an Umlegekanten, nicht durch Anwen- dung von Wärme und geringem Druck folienartig zusammenpressen lassen, sondern sich vielmehr immer wieder zurückstellen. Weiters müssen, um auf einen Polyurethanschaum eine Folie zu pressen, hohe Drücke und hohe Temperaturen angewendet werden, die das Leder schädigen.
Es wurde auch bereits vorgeschlagen, solche Polyurethanschäume mit thermoplastischen Materialien zu imprägnieren, um eine Verformung zu ermöglichen. Ein weiterer Nachteil der Polyurethan- schäume besteht darin, dass sie nur ungenügend hydrolysebeständig sind.
Die vorliegende Erfindung hat sich zur Aufgabe gestellt, die Nachteile der bekannten Leder zu vermeiden und ein Leder gemäss dem Oberbegriff des Anspruches 1 zu schaffen, bei welchem die an der Fleischseite vorhandenen Unebenheiten beseitigt werden, und welches weich, leicht und in einem breiten Temperaturbereich druckelastisch ist, und welches über schalldämpfende sowie kälte- und wärmeisolierende Eigenschaften verfügt. Eine weitere Aufgabe der Erfindung ist es, ein Leder zu schaffen, welches beim Abbiegen zur mit der Zurichtung versehenen Seite nicht losnarbig wird und nicht oder kaum einknickt sowie begrenzt tiefziehfähig ist, und welches beim Verkleben seiner mit der Schaumschicht versehenen Rückseite kein Lösungsmittel des verwendeten lö- sungsmittelhältigen Klebstoffes oder kein Wasser der verwendeten wässerigen Kunststoffdispersi- on als Klebstoff aufnimmt.
Ausserdem soll ein Leder geschaffen werden, welches über seine Fleischseite keine Feuchtig- keit aufnimmt und sich nach bekannten Tiefziehverfahren verformen lässt. Weiters soll das Leder mit seiner Schaumschicht zeitlich unbegrenzt und auf beliebige Art und Weise einfach und dauer- haft mit einer Unterlage verklebt werden können, wobei die Schaumschicht dabei nicht verhärtet und/oder versprödet und keiner Hydrolysenalterung unterliegt.
Zur Lösung dieser Aufgabe schlägt die Erfindung, ausgehend von einem Leder gemäss dem Oberbegriff des Anspruches 1, vor, dass der die Schaumschicht bildende Schaum überwiegend Polypropylen und/oder Polyäthylen enthält, und dass die Schaumschicht über eine Verbindungs- schicht mit der Fleischseite des Leders verbunden ist. Durch Anordnung einer derartigen Schaum- schicht werden die Eigenschaften des Leders wesentlich verbessert, wobei die Verbindung der Schaumschicht mit dem Leder unter Vermittlung der Verbindungsschicht auf einfache Weise, vorzugsweise durch Verpressen erfolgt, so dass die von der rauen, unebenen Fleischseite abste- henden Faserbüschel in den weichen Schaum eindringen.
Die erfindungsgemässe Ausbildung gewährleistet weiters eine einfache Weiterverarbeitbarkeit des Leders, insbesondere durch Verkle- ben, da die erfindungsgemäss ausgebildete Schaumschicht ohne Beschädigung des Leders an bestimmten Stellen, beispielsweise an Umbugkanten oder Umlegekanten, durch Kollabieren auf eine dünne, folienartige, klebefreudige Stärke gebracht werden kann, ohne dass die bisher übliche,
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teuere und aufwendige mechanische Bearbeitung der Schaumschicht durch Abschleifen bzw.
Abschärfen erforderlich ist.
Die erfindungsgemässe Ausbildung des Leders ermöglicht es auch, nicht nur ganze Narbenie- derhäute und Spaltlederhäute mit einer Schaumschicht zu versehen, sondern die Schaumschicht an Lederformatteilen anzuordnen. Dadurch erfolgt eine Optimierung der Qualität, da die unter- schiedliche Lederbeschaffenheit (Dicke, Dichte, Losnarbigkeit) an verschiedenen Stellen der Haut durch unterschiedliche Schaumdicke und Schaumdichte ausgeglichen werden kann.
Zweckmässig enthält der die Schaumschicht bildende Schaum neben einem anderen Polymer zumindest 75% Polypropylen und/oder Polyäthylen.
Insbesondere dann, wenn die Schaumschicht erfindungsgemäss an ihrer einen Oberfläche, vor- zugsweise an ihren beiden Oberflächen, mit einer homogenen, aus dem gleichen Kunststoff wie die Schaumschicht bestehenden Haut versehen ist, wird sichergestellt, dass das Leder über die mit der Schaumschicht versehene Fleischseite keine Feuchtigkeit aufnimmt, und dass beim Verkleben der Schaumschicht kein Lösungsmittel des Klebers bzw. kein Wasser einer als Kleber verwende- ten Dispersion in das Leder eindringt und dieses verhärtet.
Vorzugsweise ist der die Schaumschicht bildende Schaum vernetzt. Ein mit einer solchen Schaumschicht ausgerüstetes Leder besteht bei Verwendung einer geeigneten Verbindungs- schicht den härtesten Klimawechseltest.
Die erwähnten Vorteile werden vor allem auch dann erzielt, wenn gemäss einem weiteren Merkmal der Erfindung der die Schaumschicht bildende Schaum nahezu ausschliesslich geschlos- sene Zellen aufweist.
Besonders vorteilhaft ist es, wenn der Schaum zusammen mit der homogenen Haut eine Dich- te zwischen 20 kg/m3und 75 kg/m3, vorzugsweise eine Dichte zwischen 25 kg/m3 und 40 kg/m3 aufweist.
Die Schaumschicht weist erfindungsgemäss eine Dicke zwischen 1,0 mm und 4,5 mm, vor- zugsweise eine Dicke zwischen 1,2 mm und 1,4 mm, auf, hat also etwa die Dicke des Leders, so dass eine für die Weiterverarbeitung optimale Gesamtstärke erzielt wird.
Insbesondere dann, wenn die Verbindungsschicht aus einer, gegebenenfalls aus mehreren Lagen bestehenden, Klebstoffschicht, vorzugsweise aus einem wärmeaktivierbaren Klebstoff, gebildet ist, wird eine dauerhafte Verbindung zwischen der Fleischseite des Leders und der Schaumschicht erzielt, wobei auch bei einem Abbiegen des Leders um Ecken und Kanten kein Ablösen der Schaumschicht erfolgt. Bei der Verklebung wird zweckmässig so vorgegangen, dass ein Teil des Klebstoffes in einer dünnen Schicht auf die Fleischseite des Leders und ein Teil des Klebstoffes auf die homogene Haut der Schaumschicht aufgetragen wird. Hierauf werden die mit dem Klebstoff versehenen Flächen zusammengefügt und entweder feucht und kalt oder trocken und warm miteinander verpresst.
Bei einer Verpressung unter Anwendung von Wärme wird ein üblicher wärmeaktivierbarer Klebstoff verwendet, der zu weichen Filmen führt, die eine Bruchdeh- nung von mehr als 300% aufweisen.
Der verwendete Klebstoff besteht zweckmässig aus einem Kunststoffkleber, der wässerig oder lösungsmittelhaltig sein kann, und der vorzugsweise Polyurethan und/oder Polyacrylat und/oder Chlorkautschuk enthält. Ein solcher Klebstoff dringt nicht in die homogene Haut der Schaumschicht ein und führt somit auch nicht zu einer Verhärtung derselben.
Vorzugsweise enthält der Klebstoff einen Vernetzer, damit die Klebefuge temperaturbeständig ist.
Als Klebstoff kann auch ein Schmelzklebstoff, beispielsweise aus einem Mischpolyamid, mit ei- nem Erweichungspunkt über 125 C verwendet werden.
In der Verbindungsschicht kann ein Verstärkungsmaterial, vorzugsweise ein dünnes Gewebe oder Gewirke, eingebettet sein, durch welches die Dehnfähigkeit des Leders reduziert wird, was besonders von Wichtigkeit ist, wenn das Leder im Sitzbereich Anwendung findet. Die Anordnung eines solchen Verstärkungsmateriales bewirkt weiters, dass das Leder bei Abbiegen zur mit der Zurichtung versehenen Seite im wesentlichen keine störenden Einknickungen zeigt, die immer dann auftreten, wenn sich auf der Unterseite des Schaumes ein textiles Trägermaterial befindet.
Wird in der Verbindungsschicht als Verstärkungsmaterial ein textiles Trikot angeordnet, so kön- nen derart ausgerüstete Leder bei der Anwendung für Sitze auch perforiert werden.
Bekanntlich bereitet Polypropylenschaum und Polyäthylenschaum beim Verkleben grosse Prob-
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lerne, da es erforderlich ist, die zu verklebende Oberfläche so zu behandeln, dass sich in ihr Radi- kale bilden. Die Radikalenbildung erfolgt vorzugsweise durch eine Coronabehandlung der Schaumbahnenware, wobei die gebildeten Radikalen nur eine begrenzte Zeit wirksam sind. Wäh- rend es bei Kunstledern und Folien möglich ist, unwirksam gewordene Radikale im Durchlaufver- fahren zu erneuern, ist dies beim erfindungsgemässen Leder nicht möglich.
Um eine problemlose Verklebung des mit einer Schaumschicht versehenen erfindungsgemässen Leders mit einer Unter- lage sicherzustellen, ist gemäss einem weiteren Merkmal der Erfindung die homogene Haut, welche an der der Fleischseite abgewendeten Seite der Schaumschicht vorgesehen ist, mit einer dünnen Kunststoffschicht aus einem anderen Material als jenem der Schaumschicht bedeckt. Dadurch wird der Verklebungsprozess unabhängig vom Vorhandensein der Radikalen ermöglicht.
Diese dünne Kunststoffschicht kann vollflächig mit der homogenen Haut verbunden sein. Es ist jedoch in der Regel ausreichend, wenn diese dünne Kunststoffschicht lediglich partiell, beispiels- weise rasterartig, auf der homogenen Haut angeordnet ist.
Vorzugsweise besteht die dünne Kunststoffschicht aus einem Kunststoff mit elastomeren Ei- genschaften, und weist eine Bruchdehnung von mindestens 300%, und ein Flächengewicht von weniger als 40 g/m2 auf.
In der Zeichnung ist die Erfindung an Hand eines Ausführungsbeispieles näher erläutert. Die einzige Figur zeigt in stark vergrössertem Massstab einen Querschnitt durch ein erfindungsgemässes Leder.
Mit 1 ist ein Leder, und zwar ein Narbenleder bzw. ein Spaltleder, bezeichnet, das an seiner Narbenseite bzw. Spaltseite 2 mit einer üblichen Zurichtung 3 versehen ist. Die dieser Seite 2 gegenüberliegende Fleischseite 4 des Leders 1, welche abstehende lange Faserbüschel und sonstige Unebenheiten aufweist, ist über eine Verbindungsschicht 5 mit einer Schaumschicht 6 verbunden, die überwiegend aus einem Polypropylenschaum und/oder Polyäthylenschaum be- steht. Der die Schaumschicht 6 bildende Schaum ist vernetzt und weist nahezu ausschliesslich geschlossene Zellen auf. Die Dicke der Schaumschicht 6 entspricht etwa der Dicke des Leders 1 und beträgt zwischen 1,2 mm und 1,4 mm.
An ihren beiden Oberflächen ist die Schaumschicht 6 mit einer homogenen Haut 7 versehen, die aus dem gleichen Kunststoff wie die Schaumschicht 6 besteht. Diese homogene Haut 7 verhin- dert ein Eindringen von Feuchtigkeit, beispielsweise von Lösungsmittel eines lösungsmittelhältigen Klebstoffes oder von Wasser eines Dispersionsklebers, in die Schaumschicht 6 und ermöglicht eine bessere Verbindung der Schaumschicht 6 mit der Fleischseite 4 über die Verbindungsschicht 5.
Die Verbindungsschicht 5 ist von einer Klebstoffschicht, und zwar vorzugsweise aus einem wärmeaktivierbaren Klebstoff gebildet. Zweckmässig besteht die Verbindungsschicht 5 aus einem Kunststoffkleber, der vorzugsweise Polyurethan und/oder Polyacrylat und/oder Chlorkautschuk enthält.
In der Verbindungsschicht 5 ist ein von einem dünnen Gewebe oder Gewirke gebildetes Ver- stärkungsmaterial 8 eingebettet, durch welches die Dehnfähigkeit des Leders 1 reduziert wird.
Die an der Unterseite der Schaumschicht 6 vorgesehene homogene Haut 7 ist mit einer dün- nen Kunststoffschicht 9 bedeckt, die aus einem anderen Material als jenem der Schaumschicht 6 besteht. Diese dünne Kunststoffschicht 9 kann vollflächig, aber auch, wie in der Zeichnung gezeigt, rasterartig auf der homogenen Haut 7 angeordnet sein und bewirkt eine sichere Verklebung des mit der Schaumschicht 6 ausgestatteten erfindungsgemässen Leders mit einem Trägermaterial..
Bei der Verklebung der Schaumschicht 6 mit der Fleischseite 4 des Leders 1 wird so vorge- gangen, dass ein Teil des die Verbindungsschicht 5 bildenden Kunststoffklebers auf die Fleischsei- te 4 und ein weiterer Teil auf die homogene Haut 7 der Schaumschicht 6 aufgetragen wird. An- schliessend werden diese Teile zusammengefügt und entweder feucht und kalt oder trocken und warm verpresst.
An jenen Stellen, wo die Schaumschicht 6 störend ist, also beispielsweise an Kanten, kann die Schaumschicht 6 durch Anwendung von Drücken von mehr als 2 kg/cm2 bei einer Temperatur von mehr als 125 C, vorzugsweise von mehr als 145 C zu einem folienartigen dünnen Film mit einer Stärke von weniger als 0,4 mm zusammengepresst werden. Die zusammengepresste Stelle ent- hält die dünne Kunststoffschicht 9, welche ein leichtes Umbiegen und Verkleben mittels eines Klebstoffes ermöglicht.
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Das erfindungsgemässe Leder ist im Dauergebrauch druckelastisch, verfügt über hervorragen- de kälte- und wärmeisolierende Eigenschaften und ist schallabsorbierend, was besonders bei Verwendung in Fahrzeugen von Wichtigkeit ist, sowie, in Abhängigkeit von der Dehnfähigkeit des Leders, begrenzt tiefziehfähig. Ausserdem nimmt die Rückseite des erfindungsgemässen Leders keine Feuchtigkeit auf und ist deshalb massstabil sowie zeitlich uneingeschränkt mit nahezu jedem Klebstoff zu verarbeiten.
Beispiel:
Eine Mittelkonsole eines Fahrzeuges wurde mit einem weichen Rindnappaleder, welches eine Stärke von 1,2 mm hatte, und welches an seiner Fleischseite mit einer Schaumschicht aus Po- lypropylenschaum verbunden war, mittels eines Polyurethan-Dispersionsklebers auf eine Holz- pressplatte verklebt. An der Umbugkante wurde der Schaum von einem Schmelzharz, welches eine Temperatur von 180 C hatte, im Schmelzharzbereich zum Kollabieren gebracht. Der komplet- te Teil wurde einem in der Fahrzeugindustrie üblichen Klimawechseltest ausgesetzt. Nach dieser harten Beanspruchung wurde kein Mangel festgestellt.
ANSPRÜCHE :
1. Leder, und zwar Narbenleder, das an seiner Narbenseite (2) vorzugsweise mit einer Zu- richtung (3) versehen ist, oder Spaltleder, das an seiner Spaltseite (2) mit einer Zurichtung (3) versehen ist, wobei an der der Narbenseite bzw. Spaltseite (2) gegenüberliegenden
Fleischseite (4) eine aus Kunststoff bestehende Schaumschicht (6) angeordnet ist, da- durch gekennzeichnet, dass der die Schaumschicht (6) bildende Schaum überwiegend
Polypropylen und/oder Polyäthylen enthält, und dass die Schaumschicht (6) über eine
Verbindungsschicht (5) mit der Fleischseite (4) des Leders (1) verbunden ist.