AT507050B1 - Verfahren zur herstellung von aminen unter verwendung von omega-transaminasen - Google Patents

Verfahren zur herstellung von aminen unter verwendung von omega-transaminasen Download PDF

Info

Publication number
AT507050B1
AT507050B1 AT9682008A AT9682008A AT507050B1 AT 507050 B1 AT507050 B1 AT 507050B1 AT 9682008 A AT9682008 A AT 9682008A AT 9682008 A AT9682008 A AT 9682008A AT 507050 B1 AT507050 B1 AT 507050B1
Authority
AT
Austria
Prior art keywords
quot
amino
reduced
cofactor
ala
Prior art date
Application number
AT9682008A
Other languages
English (en)
Other versions
AT507050A1 (de
Inventor
Ivan Dr Lavandera
Dominik Dr Koszelewski
Wolfgang Dr Kroutil
Original Assignee
Angewandte Biokatalyse Kompete
Univ Graz
Priority date (The priority date is an assumption and is not a legal conclusion. Google has not performed a legal analysis and makes no representation as to the accuracy of the date listed.)
Filing date
Publication date
Application filed by Angewandte Biokatalyse Kompete, Univ Graz filed Critical Angewandte Biokatalyse Kompete
Priority to AT9682008A priority Critical patent/AT507050B1/de
Publication of AT507050A1 publication Critical patent/AT507050A1/de
Application granted granted Critical
Publication of AT507050B1 publication Critical patent/AT507050B1/de

Links

Classifications

    • CCHEMISTRY; METALLURGY
    • C12BIOCHEMISTRY; BEER; SPIRITS; WINE; VINEGAR; MICROBIOLOGY; ENZYMOLOGY; MUTATION OR GENETIC ENGINEERING
    • C12PFERMENTATION OR ENZYME-USING PROCESSES TO SYNTHESISE A DESIRED CHEMICAL COMPOUND OR COMPOSITION OR TO SEPARATE OPTICAL ISOMERS FROM A RACEMIC MIXTURE
    • C12P13/00Preparation of nitrogen-containing organic compounds
    • C12P13/001Amines; Imines

Landscapes

  • Organic Chemistry (AREA)
  • Chemical & Material Sciences (AREA)
  • Life Sciences & Earth Sciences (AREA)
  • Zoology (AREA)
  • Engineering & Computer Science (AREA)
  • Wood Science & Technology (AREA)
  • Biotechnology (AREA)
  • Microbiology (AREA)
  • General Chemical & Material Sciences (AREA)
  • Chemical Kinetics & Catalysis (AREA)
  • Proteomics, Peptides & Aminoacids (AREA)
  • Health & Medical Sciences (AREA)
  • Biochemistry (AREA)
  • Bioinformatics & Cheminformatics (AREA)
  • General Engineering & Computer Science (AREA)
  • General Health & Medical Sciences (AREA)
  • Genetics & Genomics (AREA)
  • Preparation Of Compounds By Using Micro-Organisms (AREA)

Abstract

Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Aminen (2) aus entsprechenden Carbonylverbindungen (1) gemäß folgendem Reaktionsschema A:Schema Aworin R und R' ausgewählt sind aus Wasserstoff und Kohlenwasserstoffen mit 1 bis 20 Kohlenstoffatomen mit Ausnahme von -COOR, "AD-red", "AD-ox", "CoF-red", "CoF-ox", "HS-red" und "HS-ox" für einen Aminodonor, einen Cofaktor bzw. ein Hilfssubstrat in reduzierter bzw. oxidierter Form stehen; indem mittels einer ?-Transaminase eine Aminogruppe von Aminodonor (3) auf Carbonylverbindung (1) übertragen wird, wobei Amin (2) gebildet wird und der Aminodonor von der reduzierten (3) in die oxidierte Form (4) übergeführt wird; die oxidierte Form (4) des Aminodonors mittels Enzym B, das eine von Ammoniumionen stammende Aminogruppe darauf überträgt, in die reduzierte Form (3) rezykliert wird, wobei gleichzeitig ein Cofaktor von der reduzierten in die oxidierte Form übergeführt wird; und der oxidierte Cofaktor mittels Enzym C - unter gleichzeitiger Oxidation eines Hilfssubstrats HS von der reduzierten (5) zur oxidierten Form (6) - in die reduzierte Form rezykliert wird.

Description

österreichisches Patentamt AT507 050B1 2010-06-15
Beschreibung [0001] Die Erfindung betrifft die Herstellung von Aminen aus entsprechenden Carbonylverbindungen durch formale, enzymatisch katalysierte, reduktive Aminierung.
[0002] Optisch aktive Amine sind aufgrund ihrer vielfältigen Einsatzmöglichkeiten und ihrer pharmakologischen Eigenschaften von großer Bedeutung. Beispielsweise werden sie zur Enantiomerentrennung, als chirale Zusätze sowie als Grundbausteine zur Herstellung neurologischer, kardiovaskulärer, immunologischer, hypertonussenkender, infektionshemmender und antiemetischer Arzneimittel eingesetzt. In den meisten Fällen hängt die pharmakologische Aktivität dieser Amine mit der Konfiguration ihres stereogenen Zentrums zusammen. Unter diesem Gesichtpunkt ist die Entwicklung von Verfahren zur Bildung von enantiomerenreinen Aminen von besonderem Interesse.
[0003] Obwohl einige Verfahren der organisch-chemischen reduktiven Aminierung, u.a. die Leuckart-Wallach-Reaktion, gut fachbekannt sind, ist deren Stereoselektivität üblicherweise gering. Selbst bei Verwendung von Komplexen aus Übergangsmetallen und chiralen Liganden als Katalysatoren werden nur mäßige Enantiomerenüberschüsse erzielt.
[0004] Auch zahlreiche biochemische/biokatalysierte Verfahren der Transaminierung sind bekannt, bei denen beispielsweise Enantiomerengemische deracemisiert, d.h. kinetisch getrennt oder aufgelöst, werden, wobei unter anderem Transaminasen als Hauptenzym eingesetzt werden. So wurden etwa Racemate von 1-Cyclopropylethylamin und sec-Butylamin mittels einer (S)-spezifischen Transaminase am jeweiligen (R)-Enantiomer angereichert und gleichzeitig Pyruvat als Aminoakzeptor zu Alanin reduziert (M. Höhne, K. Robins, U. T. Bornscheuer, Adv. Synth. Catal. 350, 807-812 (2008)). Zudem wurden optisch aktives N-geschütztes 3-Aminopyrrolidin und N-geschütztes 3-Aminopiperidin durch kinetische Racemtrennung enanti-omerenangereichert (K. Robins, U. Bornscheuer, M. Höhne; Lonza AG; WO 2008/28654). Nachteile solcher Deracemisierungen sind: a) die maximale Ausbeute von nur 50 %, da ja das unerwünschte Enantiomer zum Keton oxidiert wird, b) das Erfordernis, dieses Keton vom gewünschten Enantiomer abzutrennen, und c) der Verbrauch großer Mengen an Aminoakzepto-ren. Nachstehendes Schema veranschaulicht allgemein die Hauptreaktionen bei kinetischer Racemtrennung:
Kinetische Auflösung:
Transaminase
Pyruvat L-Ala [0005] Der Nachteil der geringen Ausbeute kann - zumindest theoretisch - durch asymmetrische Synthese nur des gewünschten Amin-Enantiomers aus dem Keton behoben werden. So beschreiben etwa M. Höhne, S. Kühl, K. Robins und U. T. Bornscheuer in ChemBioChem 9, 363-365 (2008), die asymmetrische Synthese von Aminen, z.B. (S)-a-Methylbenzylamin durch Aminierung von Ketonen, z.B. Acetophenon, mittels einer Transaminase unter gleichzeitiger Oxidation von z.B. L-Alanin zu Pyruvat als Nebenprodukt. Die Nachteile solcher Verfahren bestehen darin, dass a) weiterhin äquimolare Mengen an Alanin oder anderer Aminodonoren verbraucht werden, b) weiterhin äquimolare Mengen an Nebenprodukten, wie z.B. Pyruvat, anfallen, die vom gewünschten Amin abgetrennt werden müssen, und c), die Gleichgewichtslage bei solchen asymmetrischen Synthesereaktionen. So betragen bei der Herstellung von a-Aminosäuren durch asymmetrische Synthese die Gleichgewichtskonstanten für die Reaktion der jeweiligen Ketosäure zur Aminosäure zwar rund 1, so dass ca. 50 % Umsatz möglich sind. Für andere wünschenswerte Amine liegt das Gleichgewicht jedoch weit aufseiten des Ketons. Beispielsweise beträgt die Gleichgewichtskonstante für die obige Reduktion von Acetophenon 1/15 österreichisches Patentamt AT507 050B1 2010-06-15 zu (S)-a-Methylbenzylamin nur 8,8 x 10"4, was bedeutet, dass Ausgangs- und Endprodukt in einem Verhältnis von über 1000:1 vorliegen. In nachstehendem allgemeinen Reaktionsschema solcher asymmetrischen Synthesen ist dies durch die Länge der Reaktionspfeile angedeutet. Asymmetrische Synthese: ORiARä
Transaminase TT L-Ala Pyruvat NH* [0006] Zur Verschiebung des Gleichgewichts wurde vorgeschlagen, das als Nebenprodukt anfallende Keton zu entfernen, was beispielsweise im Falle von Pyruvat entweder mittels einer Lactat-Dehydrogenase (LDH) oder einer Pyruvat-Decarboxylase (PDC) erfolgen kann.
LDH
OH
OOOH TT NADH ΝΑΕΓ Λ
COOH
PDC
COOH
+ CO* [0007] In beiden Fällen werden jedoch zur Synthese des gewünschten Amin-Enantiomers erneut äquimolare Mengen an Alanin benötigt (d.h. verbraucht) und fallen äquimolare Mengen an Milchsäure oder Acetaldehyd an. LDH verbaucht darüber hinaus auch äquimolare Mengen an NADH, so dass so genanntes "Cofaktor-Recycling" vonnöten ist, wie dies nachstehend näher erklärt wird. Aufgrund der großen Mengen an Nebenprodukten sind außerdem nur niedrige Konzentrationen des Keton-Substrats im Reaktionssystem möglich; siehe beispielsweise Figur 1 auf S. 364 von ChemBio-Chem 9, 363-365 (2008), wo eine Konzentration von 5 mM als 100 % Umsatz beschrieben wird.
[0008] In Appl. Environ. Microbiol. 63, 4651 (1997), beschreiben Galkin et al. die asymmetrische Synthese von α-Aminosäuren aus den entsprechenden α-Ketosäuren unter Durchführung mehrerer gekoppelter enzymatischer Katalyseprozesse. Zur Herstellung der L-Aminosäuren wird die in Form von Ammoniak bereitgestellte Aminofunktionalität mittels einer Aminosäure-Dehydrogenase (AADH) auf die jeweilige Ketosäure übertragen, wobei der Cofaktor NADH zu NAD+ oxidiert wird, wie in nachstehendem Schema dargestellt ist.
[0009] Als "Cofaktor-Recycling" wird mittels einer Formiat-Dehydrogenase (FDH) Ameisensäu- 2/15 österreichisches Patentamt AT507 050B1 2010-06-15 re zu Kohlendioxid oxidiert, wobei NAD+ wiederum zu NADH reduziert wird.
[0010] Zur Herstellung der D-Aminosäuren wenden Galkin et al. jedoch ein aufwändigeres System an, das nachstehend schematisch gezeigt wird.
Ala»R
m [0011] Darin stammt die Aminofunktionalität erneut von Ammoniak, wird jedoch zunächst mittels einer - wiederum NADH als Cofaktor verbrauchenden - L-Alanin-Dehydrogenase (L-AlaDH) auf Pyruvat übertragen, um L-Alanin zu erhalten. Letzteres wird mittels einer Alanin-Racemase (AlaR) in die D-Form umgewandelt, von der die Aminofunktionalität mittels einer D-Aminosäure-Aminotransferase (DAAT) auf die α-Ketosäure zu übertragen, was schließlich die gewünschte D-Aminosäure liefert. Das Cofaktor-Recycling erfolgt analog mittels des FDH/Formiat/C02-Systems.
[0012] Sämtliche in dieser Arbeit beschriebenen Enyzme werden von mit Plasmiden entsprechend transformierten E.coli-Zellen produziert. Die Nachteile dieses Standes der Technik liegen darin, dass a) zwei unterschiedliche Reaktionssysteme und Enzymkombinationen zur Herstellung der beiden α-Aminosäure-Enantiomere eingesetzt werden müssen, b) keine sonstigen Ketone außer α-Ketosäuren umgesetzt werden können, c) bei der Herstellung von D-Aminosäuren das als Cosubstrat dienende Alanin in einem eigenen Schritt isomerisiert werden muss, was das Verfahren ingesamt verkompliziert und die Kosten erhöht, und d) dass zahlreiche im Handel erhältliche Transaminasen α-Aminosäuren nicht als Cosubstrat nutzen können, wie dies beispielsweise von A. Iwasaki et al. in mehreren Studien (Appl. Microbiol. Biotechnol. 69, 499-505 (2006); Biotechnol. Lett. 25, 1843-1846 (2003)) sowohl für (R)- als auch für (S)-selektive Transaminasen von Arthrobacter bzw. Pseudomonas für diverse Aminosäuren, einschließlich Alanin, beschrieben wird.
[0013] Ziel der Erfindung war vor diesem Hintergrund die Entwicklung eines enzymkatalysierten Verfahrens, durch das andere optisch aktive Amine als α-Aminosäuren aus den entsprechenden Ketonen mittels asymmetrischer Synthese in guter Reaktionsausbeute, mit hohem Enanti-omerenüberschuss und auf ökonomischere Weise hergestellt werden können.
OFFENBARUNG DER ERFINDUNG
[0014] Dieses Ziel wird erfindungsgemäß durch Bereitstellung eines Verfahrens zur Herstellung von Aminen (2) aus den entsprechenden Carbonylverbindungen (1) mittels gemeinsamer Durchführung mehrerer enzymatischer Katalyseprozesse gemäß folgendem Reaktionsschema A erreicht: 3/15 . österreichisches 1 patentamt AT507 050 B1 2010-06-15
R R' (2) AD-red (3) AD-ox (4) NH,
NH4+
Schema A
[0015] worin: R und R' ausgewählt sind aus Wasserstoff und unverzweigten, verzweigten und zyklischen Kohlenwasserstoffen mit 1 bis 20 Kohlenstoffatomen, die gegebenenfalls Heteroatome und/oder Carboxylgruppen enthalten, wobei R und R' gegebenenfalls zu einem Ring verbunden sind, [0016] mit der Maßgabe, dass Carboxylgruppen nicht direkt an das Carbonyl-Kohlenstoffatom gebunden sind, [0017] "AD-red" für einen Aminodonor in seiner reduzierten Form steht, [0018] "AD-ox" für den Aminodonor in seiner oxidierten Form steht, [0019] "CoF-red" für einen Cofaktor in seiner reduzierten Form steht, [0020] "CoF-ox" für den Cofaktor in seiner oxidierten Form steht, [0021] " HS-red" für ein Hilfssubstrat in seiner reduzierten Form steht und [0022] " HS-οχ" für das Hilfssubstrat in seiner oxidierten Form steht, [0023] indem [0024] a) mittels einer ω-Transaminase als Enzym A eine Aminogruppe von einem Aminodonor (3) auf die Carbonylverbindung (1) übertragen wird, wobei das Amin (2) gebildet wird und geichzeitig der Aminodonor von der reduzierten Form (3) in die oxidierte, d.h. desaminierte, Form (4) übergeführt wird, [0025] b) die oxidierte Form (4) des Aminodonors mittels eines Enzyms B, das eine von Ammoniak bzw. Ammonumionen NH4+ stammende Aminogruppe darauf überträgt, in die reduzierte Form (3) rezykliert wird, wobei gleichzeitig ein Cofaktor von der reduzierten in die oxidierte Form übergeführt wird, [0026] c) der oxidierte Cofaktor mittels eines Enzyms C - unter gleichzeitiger Oxidation eines Hilfssubstrats HS von der reduzierten Form (5) zur oxidierten Form (6) - in die reduzierte Form rezykliert wird. 4/15
österreichisches Patentamt AT507 050B1 2010-06-15 [0027] Auf diese Weise kann unter Einsatz einer Kombination nur dreier Enzyme eine große Vielfalt von Ketonen und Aldehyden zu den entsprechenden Aminen reduziert werden, wobei in der Summenreaktion lediglich Ammoniak als Quelle der Aminogruppe sowie ein kostengünstiges Hilfssubstrat als Reduktionsmittel verbraucht werden. Werden als Carbonylverbindungen (1) Ketone, d.h. Verbindungen, in denen R und R' + H sind, eingesetzt, können daraus im Wesentlichen enantiomerenreine Amine der nachstehenden Formel (2a) hergestellt werden. NH2
(2a) [0028] Aufgrund der Zyklierung des als Cosubstrat der ω-Transaminase dienenden Aminodo-nors fallen keine teuren Nebenprodukte in großen (z.B. äquimolaren) Mengen an, was höhere Konzentrationen der Reaktanden im System ermöglicht. Gleichzeitig wird dadurch das Reaktionsgleichgewicht stetig in Richtung des Amins verschoben, so dass auch nach dem Stand der Technik praktisch unzugängliche Amine in guten Ausbeuten synthetisiert werden können. Der Aminodonor braucht selbst zudem keine chirale Verbindung zu sein, wodurch Racemisie-rungsschritte gänzlich entfallen können.
[0029] Vorzugsweise wird als Aminodonor (3) und als Enzym B eine Kombination aus einem Amin und einer dafür spezifischen Dehydrogenase ausgewählt, wobei auf hohe Umsatzzahlen und Kostengünstigkeit zu achten ist. Der Aminodonor braucht zwar, wie zuvor erwähnt, kein chirales Amin zu sein, im Hinblick auf die Spezifität der Reaktionen und die Enantiomerenrein-heit des herzustellenden Aminprodukts (2) werden jedoch vorzugsweise chirale Verbindungen als Aminodonoren eingesetzt. In diesen Fällen wird in besonders bevorzugten Ausführungsformen eine sozusagen "bispezifische" ω-Transaminase als Enzym A eingesetzt, d.h. eine ω-Transaminase, die in der Lage ist, sowohl Aminodonoren mit (R)- als auch solche mit (S)-Konfiguration als Co-substrat zu nutzen. Dadurch kann allein durch die Wahl des Enantiomers des Aminodonors - bei ansonsten identischen Reaktanden und Reaktionsbedingungen - festgelegt werden, welches der beiden möglichen Enantiomere des gewünschten Amins gezielt synthetisiert wird. Dies ermöglicht eine effiziente Nutzung bestehender Produktionsanlagen zur abwechselnden Synthese beider Enantiomere einer Zielverbindung, ohne dass aufwändige Systemumstellungen vonnöten wären.
[0030] Aufgrund ihrer leichten Verfügbarkeit, hohen Spezifität und Kostengünstigkeit sind weiters Kombinationen aus α-Aminosäuren und dafür spezifischen Aminosäure-Dehydrogenasen bevorzugt. Als nicht chirales Amin kann so auch Glycin als einfachste α-Aminosäure eingesetzt werden, vorzugsweise wird jedoch wiederum ein chiraler Vertreter dieser Klasse, wie z.B. Alanin, Valin, Leucin, Serin oder Glutaminsäure, gewählt.
[0031] Die im erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzte ω-Transaminase wird vorzugsweise aus mikrobiellen, noch bevorzugter bakteriellen, ω-Transaminasen, z.B. von Bacilli, z.B. Bacillus licheniformis, B. megaterium, Brevibacteria, z.B. B. linens, Pseudomonaden, z.B. Pseudomonas aeruginosa, P. putida oder P. fluorescens, P. riboflavina, P. thuringiensis, Alcaligenes, z.B. A. denitrificans, Arthrobacter, Mesorhizobia, Flavobacteria, z.B. Flavobacterium rigense, Mycobac-teria, z.B. M. smegmatis, Sarcinae, z.B. Sarcina albida, Chromobacteria, z.B. C. iodinum, C. violaceum, Klebsiellae, z.B. Klebsiella pneumoniae, oder Vibrionen, z.B. Vibrio fluvialis, ausgewählt, sind als fertige Präparate von diversen Lieferanten (u.a. Codexis, LibraGen und Enzy-Source) erhältlich und bieten neben der leichten Erhältlichkeit und den damit verbundenen geringen Kosten auch die Vorteile hoher Reaktivität und Spezifität.
[0032] Als Cofaktor kann NAD (Nicotinamid-Adenin-Dinucleotid), NADP (Nicotinamid-Adenin-Dinucleotid-Phosphat), FAD (Flavin-Adenin-Dinucleotid) oder FMN (Flavin-Mononucleotid) eingesetzt werden, wobei NAD oder NADP aufgrund der großen Anzahl an Enzymen mit Spezi- 5/15 österreichisches Patentamt AT507 050 B1 2010-06-15 fität für diese Cofaktoren bevorzugt werden.
[0033] Die Art und Weise des Cofaktor-Recyclings ist nicht speziell eingeschränkt. Vorzugsweise werden als Hilfssubstrate HS und Enzyme C jedoch Kombinationen aus Formiat/Formiat-Dehydrogenase, Glucose/Glucose-Dehydrogenase, Glucose-6-phosphat/Glucose-6-phosphat-Dehydrogenase eingesetzt, da diese Systeme leicht und kostengünstig verfügbar sind. Auch die Kombination H2/Nucleotid-Hydrogenase kann zum Cofaktor-Recycling eingesetzt werden, da hier lediglich H+ als oxidierte Form des Hilfssubstrats anfällt, was die Anzahl der Reaktanden im System verringert und höhere Konzentrationen des Hauptsubstrats (1) ermöglicht. Besonders bevorzugt ist aus demselben Grund eine Kombination aus Ammoniumformiat und Formiat-Dehydrogenase, da dieses Substrat im erfindungsgemäßen Verfahren zur Gänze aus dem entfernt wird: Formiat wird zu C02 oxidiert, das bei saurem oder neutralem pH aus der Lösung entweicht und damit das Gleichgewicht zur Produktseite verschiebt, und das Ammoniumion dient als Amino-Quelle der Synthese und wird zunächst in die oxidierte Form des Aminodonors und anschließend in das gewünschte Aminprodukt eingebaut.
BEISPIELE
[0034] Nachstend wird die Erfindung anhand von nichteinschränkenden Beispielen näher beschrieben. Alle eingesetzten Reagenzien, einschließlich der Enzyme, sind frei im Handel erhältlich und wurden ohne weitere Reinigung eingesetzt.
BEISPIELE 1 BIS 25 - REDUKTION VERSCHIEDENER CARBONYLVERBINDUNGEN
[0035] Im folgenden enzymkatalysierten Reaktionssystem wurden die in Tabelle 1 zusammen mit weiteren Reaktionsbedingungen angegebenen Carbonylverbindungen zu den entsprechenden Aminen reduziert. Die Reaktionen wurden in 2-ml-Mikroeprouvetten bei 30° C über eine Reaktionszeit von 24 h in 850 pl Natriumphoshat-Puffer (100 mM, pH 7), ergänzt mit 1 mM Pyridoxal-5'-phosphat als Coenzym für das Enzym A, d.h. die ω-Transaminase, durchgeführt.
[0036] Als Enzym A wurde eine von drei bakteriellen ω-Transaminasen (in der Tabelle: "TA") von Codexis Inc., Redwood City, CA, USA, Katalognummern ATA-113 (in der Folge kurz "TA-1"), ATA-117 ("TA-2") und ATA-114 ("TA-3"), eingesetzt, die den Angaben des Herstellers zufolge zur Aminierung bzw. Desaminierung von unverzweigten oder verzweigten Alkylketonen, Arylketonen, Ketosäuren, Aminen und Aminosäuren dienen. Von beiden Enzymen wurde jeweils die gleiche Menge, nämlich 2 mg eines Rohpräparats, in den Reaktionsgemischen eingesetzt. Untersuchungen der Aktivität ergaben jedoch, dass diese Menge bei TA-1 1,38 Units (U), bei TA-2 5,7 U und bei TA-3 0,23 U entsprach, wobei 1 U hierin als jene Menge an Enzym definiert ist, die bei 22° C in Natriumboratpuffer (100 mM, pH 9) ausgehend von a-Methylben-zylamin die Bildung von 1 pmol Acetophenon pro Minute katalysierte. Somit war bei der späteren Bewertung der Ergebnisse zu berücksichtigen, dass im Fall von TA-2 jeweils etwa die 4fache Enzymaktivität von TA-1 und die 25fache Enzymaktivität von TA-3 für die Katalyse zur Verfügung stand.
[0037] TA-1 und TA-3 sind Enzyme mit L- bzw. (S)-Spezifität, d.h. mit L-Aminosäuren als Co-substraten werden aus Ketonen die (S)-Enantiomere der entsprechenden Amine hergestellt. Andererseits fanden die Erfinder heraus, dass TA-2 die Übertragung der Aminogruppe von D-Aminen als Aminodonoren auf das Keton-Substrat zum Erhalt von (R)-Aminen zwar rascher katalysierte, aber durchaus auch in der Lage war, mit L-Aminen als Aminodonoren (R)-Amine aus Ketonen zu synthetisieren. Unabhängig von der Konformation des Aminodonors konnte somit mit TA-2 gezielt das (R)-Enantiomer gebildet werden.
[0038] Als Aminodonoren wurden L- oder D-Alanin (L-Ala, D-Ala) bzw. L- oder D-Valin (L-Val, D-Val) in Konzentrationen von jeweils 250 mM eingesetzt. Obwohl für den Ablauf des erfindungsgemäßen Verfahrens lediglich katalytische Mengen des Aminodonors erforderlich sind, läuft die Reaktion rascher ab, wenn größere Mengen zugegen sind, wie in späteren Beispielen gezeigt wird. Dasselbe gilt für die entsprechenden Aminosäure-Dehydrogenasen ("AADH"), d.h. bzw. L- und D-Aminosäure-Dehydrogenasen (L- und D-AADH), z.B. L- und D-Alanin- 6/15 österreichisches Patentamt AT507 050B1 2010-06-15
Dehydrogenase (L-AlaDH, D-AlaDH), die in dieser Beispielgruppe jeweils in einer Konzentration von 6 lE/ml (gemäß den Angaben des Lieferanten, Fluka) zugesetzt wurden.
[0039] Als Cofaktor wurde NAD in einer Konzentration von 1 mM zum Natriumboratpuffer zugesetzt. Zum Cofaktor-Recycling diente das System Ammoniumformiat/Formiat-Dehydrogenase in einer Ammoniumformiat-Konzentration von 150 mM und einer Konzentration an Formiat-Dehydrogenase von 10 ΙΕ/ml. Zusätzlich wurden 150 pl DMSO zur Reaktionslösung zugesetzt.
[0040] Schließlich wurden jeweils 50 mM des entsprechenden Ketons im Reaktionsgemisch gelöst, das Gemisch auf 30 °C erwärmt und unter leichtem Schütteln 24 h lang reagieren gelassen.
[0041] Danach wurden die Reaktionen durch Zusatz von 200 ml 10 N NaOH gequencht und die Gemische zweimal mit Ethylacetat (600 pl x 2) extrahiert. Die organische Phase wurde jeweils über wasserfreiem Na2S04 getrocknet und filtriert.
[0042] Die chemischen Ausbeuten (in % d. Th.) und Enantiomerenüberschüsse ("enantio-meric excess", e.e., in %) wurden nach Derivatisierung der erhaltenen Amine gaschromatographisch auf einem Varian-Gaschromatographen, Modell GC 3900 mit einer Säule der Type CP Chirasil-Dex CB DF 0,25 (25 m x 0,32 mm) bestimmt. Die Derivatisierung erfolgte mittels Überführung in die entsprechenden Acetamide durch Zusatz eines 20fachen Überschusses, bezogen auf das Aminprodukt, an Essigsäureanhydrid und 1 mg 4-Dimethylaminopyridin (DMAP) als Katalysator zur Ethylacetat-Lösung der Amine. Nach dem Waschen mit Wasser zur Entfernung von überschüssigem Anhydrid und Trocknen der organischen Phase über wasserfreiem Na2S04 wurde diese direkt in den Gaschromatographen injiziert. 7/15 österreichisches Patentamt AT507 050 B1 2010-06-15
Tabelle 1
Beispiel Nr. Substrat (1) TA Amino-donor (3) Amin (2) Amin (% d.Th.) e.e. (%) 1 o1 TA-1 L-Ala NH, er 6 >99 (S) 2 II TA-2 D-Ala II 58 >99 (R) 3 TA-1 L-Ala 92 93 (S) 4 II TA-2 D-Ala II 66 >99 (R) 5 II TA-2 L-Ala II 11 >99 (R) 6 II TA-3 L-Ala II 12 91 (S) 7 TA-1 L-Ala 51 >99 (S) 8 II TA-2 D-Ala II 71 >99 (R) 9 cA TA-1 L-Ala o\ <1 - 10 II TA-2 D-Ala II 94 - 11 o1- TA-1 L-Ala NH, Cr- 27 >99 (S) 12 II TA-2 D-Ala II <1 n.b. 13 vjcnf TA-1 L-Ala / o \_} z—( I \ M \ 56 >99 (S) 14 II TA-2 D-Ala II 97 >99 (R) 8/15 AT507 050 B1 2010-06-15 österreichisches
Patentamt J nh2 15 \ Cbz TA-1 L-Ala \ Cbz 32 n.b. 16 n TA-2 D-Ala II >98 n.b. 17 0 0 aae1 TA-1 L-Ala NH, O XX, >99 94 ($) 18 0 X/ TA-1 L-Ala NH, X- >99 >99 (S) 19 N TA-2 D-Ala II >99 >99 (R) 20 O-OL TA-1 L-Ala nh2 O" 14 86 (S) 21 II TA-2 D-Ala II >99 >99 (R) 22 •Sd TA-1 L-Ala NH, X-Q 76 34 (S) 23 II TA-2 D-Ala ir 75 >99 (R) 24 JLO TA-1 L-Ala 82 62 (S) 25 II TA-2 D-Ala It 96 >99 (R) n.b.: nicht bestimmbar
Cbz: Carbobenzoxy-Schutzgruppe, -C0-0-CH2-C6H5 [0043] Die Ergebnisse in Tabelle 1 zeigen, dass beide verwendeten Enzyme die Aminierung diverser Ketone zu chiralen Aminen katalysieren konnten. Die Amine fielen in überwiegend guter chemischer Ausbeute und zumeist nahezu enantiomerenrein an. Mit TA-2 konnte auch das getestete Aldehyd, 2-Phenylpropionaldehyd, zum primären Amin reduziert werden, so dass das erfindungsgemäße Verfahren auch für die Reduktion von Aldehyden zu endständigen Aminen anwendbar ist. Die Gegenwart von Heteroatomen oder von Funktionalitäten wie Ether-und Carboxylgruppen stört die erfindungsgemäße enzymatische Katalyse nicht.
[0044] Somit kann ein definiertes prochirales Carbonylsubstrat (1) mittels eines ansonsten unveränderten Reaktionssystems durch entsprechende Auswahl der Transaminase und ihres Cosubstrats wahlweise zum (S)- oder zum (R)-Enantiomer aminiert werden. Wie Beispiel 5 darüber hinaus belegt, kann unter Verwendung "bispezifischer" Transaminasen sowohl die L-als auch die D-konfigurierte Aminosäure eingesetzt werden. Somit weist das erfindungsgemäße Verfahren gegenüber dem Stand der Technik erhebliche Vorteile auf. 9/15 österreichisches Patentamt AT507 050B1 2010-06-15
BEISPIELE 26 BIS 33 - VARIATION VON REAKTANTENKONZENTRATIONEN
[0045] In den folgenden Beispielen wurde Beispiel 3 mit 2-Pentanon als Substrat im Wesentlichen wie oben beschrieben wiederholt, wobei jedoch die Mengen (in Äquivalenten, "Äqu.", bezogen auf das Substrat (1), bzw. in ΊΕ/ml") an Aminodonor (3) (L-Ala-nin, L-Ala), an dessen Dehydrogenase (L-Alanin-Dehydrogenase, L-AlaDH), und an Hilfssubstrat (Ammoniumformiat, HCOONH4) wie in Tabelle 2 angegeben variiert wurden, um die Einflüsse auf den Reaktionsablauf zu untersuchen.
[0046] L-AlaDH wurde jeweils in Konzentrationen von 6 ΙΕ/ml bzw. (in Beispiel 29) von 15 lE/ml zugesetzt. In Beispiel 30 wurden zusätzlich zu 1 Äqu. Ammoniumformiat 3 Äqu. Ammoniumchlorid als Ammoniumquelle zugesetzt.
Tabelle 2
Beispiel Nr. Substrat (1) L-Ala (Aqu.) L-AlaDH (lE/ml) HCOONH4 (Äqu.) Amin (% d.Th.) e.e. (%) 26 I nh2 (SJ-2-Pentylamin 5 6 1 81 94 27 5 6 2 90 94 28 5 6 3 92 93 29 5 15 2 96 95 30 1 6 2 52 97 31 1 6 3 54 97 32 2 6 2 66 97 33 5 6 1+3* 94 97 *: 1 Äqu. HCOONH4 + 3 Äqu. NH4CI.
[0047] Die Ergebnisse in der Tabelle zeigen erwartungsgemäß, dass größere Überschüsse der jeweiligen Reaktanten eine raschere Reaktion, d.h. innerhalb derselben Reaktionszeit von 24 h einen höheren Umsatz zum gewünschten Amin bewirkten, wobei der Enantiomerenüberschuss in allen Fällen deutlich über 90 % lag. Beispiel 26 belegt, dass auch 1 Äquivalent Ammoniumformiat als Stickstoffquelle (Ammonium) und Reduktionsmittel (Formiat) der Summenreaktion ausreicht, um das erfindungsgemäße Verfahren mit recht guter Ausbeute von über 80 % durchführen zu können. Der Zusatz einer weiteren Stickstoffquelle in Beispiel 33 beschleunigte das Verfahren allerdings signifikant. Die Erhöhung der L-AlaDH-Konzentration in Beispiel 29 auf das 2,5fache bewirkte im direkten Vergleich mit Beispiel 27 nur eine geringfügige Beschleunigung. Der Einsatz von nur 1 Äquivalent des Cosubstrats L-Alanin brachte hingegen die stärkste Verringerung der Gesamtreaktionsgeschwindigkeit mit sich.
[0048] Die einzelnen Einflüsse wurden in den folgenden Beispielen näher untersucht.
BEISPIELE 34 BIS 38 - VARIATION DER AMMONIUMFORMIAT-KONZENTRATION
[0049] In den folgenden Beispielen wurde Beispiel 22 mit 4-Phenylbutanon als Substrat im Wesentlichen wie oben beschrieben wiederholt, wobei jedoch die Menge (in Äquivalenten, "Äqu.", bezogen auf das Substrat (1)) an Ammoniumformiat (AF) wie in Tabelle 3 angegeben variiert wurden. 10/15 österreichisches Patentamt AT507 050 B1 2010-06-15
Tabelle 3
Beispiel Nr. Substrat (1) HCOONH4 (Äqu.) Amin (% d.Th.) e.e. (%) 34 ,υ NHä ’ 1 74 32 35 2 64 32 36 3 85 33 37 nD fSH-Phenyllsobutylamln 4 90 32 38 5 85 32 [0050] Die Ergebnisse in der Tabelle zeigen, dass die Reaktion ab etwa 3 Äquivalenten Ammo-niumformiat als Aminoquelle und Reduktionsmittel mit zufrieden stellender Geschwindigkeit ablief. Der verhältnismäßig geringe Enantiomerenüberschuss, der auch schon in Beispiel 22 zu beobachten war, resultierte hingegen wohl aus zu niedriger Spezifität der verwendeten ω-Transaminase TA-1 für das Substrat. Wie zuvor in Beispiel 23 gezeigt wurde, konnte das (R)-Enantiomer mittels TA-2 in ähnlicher Ausbeute, aber nahezu enantiomerenrein hergestellt werden. Für eine Produktion dieses Amins in größerem Maßstab wäre demnach eine optimierte ω-Transaminase zu ermitteln, was jeder einschlägige Fachmann anhand von Routine-Reihenversuchen mit handelsüblichen Enzymen bzw. durch Screening von Mutanten-Bibliotheken leicht bewerkstelligen kann.
BEISPIELE 39 BIS 43 - VARIATION DER DEHYDROGENASE-KONZENTRATION
[0051] In den folgenden Beispielen wurde Beispiel 3 mit 2-Pentanon als Substrat im Wesentlichen wie oben beschrieben wiederholt, wobei jedoch nur 0,5 anstelle von 5 Äquivalenten an L-Alanin als Cosubstrat eingesetzt wurden und die Konzentration (in ΊΕ/ml") von L-Alanin-Dehydrogenase (L-AlaDH) wie in Tabelle 4 angegeben variiert wurde.
Tabelle 4
Beispiel Substrat L-AlaDH Amin e.e. Nr. (1) (lE/ml) (% d.Th.) (%) 39 2 27 96 40 4 27 96 41 6 30 96 42 ('SJ-2-Pentylamin 8 30 96 43 10 32 93 [0052] Den obigen Werten ist - wie bereits zuvor in Tabelle 2 - zu entnehmen, dass die Konzentration der L-Alanin-Dehydrogenase kaum einen Einfluss auf die Gesamtreaktion hat, zumal eine Verfünffachung derselben eine nicht einmal 20 %ige Umsatzsteigerung bewirkte. Der Einsatz nur eines Zehntels der Menge an L-Alanin von Beispiel 3 bewirkte jedoch - wie ebenfalls bereits aus Tabelle 2 zu erkennen - einen deutlichen Umsatzrückgang auf nur rund 30 %. 11/15 österreichisches Patentamt AT507 050 B1 2010-06-15
BEISPIELE 44 BIS 53 - VARIATION DER REAKTIONSZEIT
[0053] In den folgenden Beispielen wurde Beispiel 3 mit 2-Pentanon als Substrat im Wesentlichen wie oben beschrieben wiederholt, wobei jedoch nur 0,5 anstelle von 5 Äquivalenten an L-Alanin als Cosubstrat eingesetzt wurden und die Reaktionszeit (in h) wie in Tabelle 5 angegeben variiert wurde. Diese Versuche wurden unter anderem durchgeführt, um zu zeigen, dass das Cosubstrat L-Alanin tatsächlich regeneriert wird. Im Allgemeinen ist freilich eine höhere Konzentration einzusetzen, um eine zufrieden stellend rasche Reaktion zu ermöglichen. Weitere Vorversuche hatten zudem ergeben, dass das Reaktionssystem ohne Aminosäure-Dehydrogenase als Enzym B zu keinem nennenswerten Umsatz führt, da die aus dem Cosubstrat (3) gebildete α-Ketosäure die Transaminase hemmt, wie dies in der Einleitung beschrieben wurde.
Tabelle 5
Beispiel Nr. Substrat (1) Zeit (h) Amin (% d.Th.) e.e. (%) 44 1 4 >99 45 2 12 98 46 3 12 98 47 21 31 96 48 ^ V Λ 23 32 96 49 24 32 96 50 ('Sj-Z-Pentylamin 25 32 94 51 42 47 94 52 44 47 94 53 68 56 92 [0054] Es wurde somit gezeigt, dass die Reaktion unter Verwendung von nur 0,5 Äquivalenten des Cosubstrats zwar langsamer abläuft aber dennoch zu Ausbeuten über 50 % der Theorie führt, was nur möglich ist, wenn das Cosubstrat rezykliert wird. Andererseits fällt auch auf, dass der Enantiomerenüberschuss mit längerer Reaktionszeit aufgrund von allmählicher Racemisie-rung langsam, aber stetig abnahm, was - abgesehen von wirtschaftlichen Überlegungen - ein weiterer Grund dafür ist, die Reaktionen möglichst rasch ablaufen zu lassen.
BEISPIELE 54 BIS 65 - VARIATION VON REAKTANTENKOMBINATIONEN
[0055] In den folgenden Beispielen wurde Beispiel 22 mit 4-Phenylbutanon als Substrat im Wesentlichen wie oben beschrieben wiederholt, wobei jedoch verschiedene Reaktanten wie in Tabelle 6 angegeben variiert wurden. Konkret wurden Kombinationen unterschiedlicher Co-substrate: L-Alanin (L-Ala), L-Glutamat (Glmt), L-Glutaminsäure (Glu); unterschiedlicher Enzyme B: L-Alanin-Dehydrogenase (L-AlaDH) verschiedener Hersteller, Glutamat-Dehydrogenase (GIxDH), L-Glutaminsäure-Dehydrogenase (GluDH); unterschiedlicher Cofaktoren: NAD, NADP; unterschiedlicher Hilfssubstrate: Formiat, Glucose; unterschiedlicher Enzyme C: Formiat-Dehydrogenase (FDH) mit verschiedenen Cofaktorspezifitäten (NAD oder NADP nutzend), D-Glucose-Dehydrogenase (GDH); und unterschiedlicher Aminoquellen: Ammoniumformiat (HCOONH4), Ammoniumchlorid (NH4CI), getestet. 12/15 österreichisches Patentamt AT507 050 B1 2010-06-15 [0056] Die Zusammensetzungen der Reaktionsgemische waren im Wesentlichen wie für die Beispiele 1 bis 25 beschrieben, wobei in jedem Fall 5 Äquivalente (bezogen auf das Keton) des Cosubstrats, bei Verwendung von Glucose/GDH als Cofaktor-Recycling-System 1,2 Äquivalente Glucose und 25 ΙΕ/ml GDH und bei Verwendung von Ammoniumchlorid als Aminoquelle 1,2 Äquivalente davon eingesetzt wurden.
Tabelle 6
Beispiel Nr. Co- substrat Enzym B Co- faktor Hilfe substrat Enzym C Amino quelle Amin (% d.Th.) 54 Glmt GIxDH NADP HCOO- FDH HCOONH4 2 55 L-Ala L-AlaDHa NADP HCOO" FDH HCOONH4 17 56 L-Ala L-AlaDHD NADP HCOO' FDH HCOONH4 16 57 Glu GluDH NADP HCOO' FDH HCOONH4 12 58 L-Ala L-AlaDHb NADP Glucose GDH HCOONH4 26 59 Glu GluDH NADP Glucose GDH HCOONH4 3 60 L-Ala L-AlaDHa NADP Glucose GDH NH4CI 38 61 L-Ala L-AlaDHa NAD HCOO' FDH HCOONH4 79 62 L-Ala L-AlaDHD NAD HCOO' FDH HCOONH4 68 63 Glu GluDH NAD HCOO' FDH HCOONH4 37 64 L-Ala L-AlaDHD NAD Glucose GDH HCOONH4 74 65 L-Ala L-AlaDHa NAD Glucose GDH NH4CI 68 e: L-Alanin-Dehydrogenase von Sigma. b: L-Alanin-Dehydrogenase von Fluka.
[0057] Die Enantiomerenüberschüsse betrugen in allen Fällen über 90 %. Die Ergebnisse belegen, dass das erfindungsgemäße Verfahren mit den unterschiedlichsten Reaktanten-Kombinationen ausführbar ist, wobei unterschiedliche Reaktionsgeschwindigkeiten (und folglich auch unterschiedliche Ausbeuten nach 24 h) und Enantiomerenreinheiten erzielt werden. Der durchschnittliche Fachmann ist jedoch ohne übermäßiges Experimentieren in der Lage, die für das jeweilige Keton bzw. Aldehyd geeignete Kombination herauszufinden und diese wie in den obigen Beispielen dargelegt zu optimieren.
[0058] Somit stellt das Verfahren der vorliegenden Erfindung eine wertvolle Erweiterung des Stand der Technik dar, da auf diese Weise auch verschiedenste andere Carbonylverbindungen als α-Aminosäuren mittels enzymatischer Katalyse auf wirtschaftliche und umweltfreundliche Weise sowie - im Falle von Ketonen - mitunter im Wesentlichen enantiomerenrein hergestellt werden können. Es werden ausschließlich kostengünstige Hilfssubstrate verbraucht, die für die Umgebung unschädlich und/oder in anderen chemischen Prozessen einsetzbar sind. Mittels eines einzigen Reaktionssystems, in dem eine Kombination nur dreier Enzyme zum Einsatz kommt, können unter bloßer Änderung des Hauptenzyms, d.h. der ω-Transaminase, beide Enantiomere chiraler Amine synthetisiert werden. Aufgrund der sehr einfachen Reaktionsführung ist ein Upscaling auf industrielle Maßstäbe problemlos möglich, weswegen die gewerbliche Anwendbarkeit der Erfindung außer Frage steht. 13/15

Claims (2)

  1. österreichisches Patentamt AT507 050 B1 2010-06-15 Patentansprüche 1. Verfahren zur Herstellung von Aminen (2) aus den entsprechenden Carbonylverbindungen (1) mittels gemeinsamer Durchführung mehrerer enzymatischer Katalyseprozesse gemäß folgendem Reaktionsschema A:
    AD-red (3) AD-ox(4)
  2. (2)
    NH4+
    Schema A worin: R und R' ausgewählt sind aus Wasserstoff und unverzweigten, verzweigten und zyklischen Kohlenwasserstoffen mit 1 bis 20 Kohlenstoffatomen, die gegebenenfalls Heteroatome und/oder Carboxylgruppen enthalten, wobei R und R' gegebenenfalls zu einem Ring verbunden sind, mit der Maßgabe, dass Carboxylgruppen nicht direkt an das Carbonyl-Kohlenstoffatom gebunden sind, "AD-red" für einen Aminodonor in seiner reduzierten Form steht, "AD-ox" für den Aminodonor in seiner oxidierten Form steht, "CoF-red" für einen Cofaktor in seiner reduzierten Form steht, "CoF-ox" für den Cofaktor in seiner oxidierten Form steht, "HS-red" für ein Hilfssubstrat in seiner reduzierten Form steht und "HS-οχ" für das Hilfssubstrat in seiner oxidierten Form steht, indem a) mittels einer ω-Transaminase als Enzym A eine Aminogruppe von einem Aminodonor (3) auf die Carbonylverbindung (1) übertragen wird, wobei das Amin (2) gebildet wird und geichzeitig der Aminodonor von der reduzierten Form (3) in die oxidierte Form (4) übergeführt wird, b) die oxidierte Form (4) des Aminodonors mittels eines Enzyms B, das eine von Ammoniak bzw. Ammoniumionen NH4+ stammende Aminogruppe darauf überträgt, in die reduzierte Form (3) rezykliert wird, wobei gleichzeitig ein Cofaktor von der reduzierten in die oxidierte Form übergeführt wird, 14/15
AT9682008A 2008-06-17 2008-06-17 Verfahren zur herstellung von aminen unter verwendung von omega-transaminasen AT507050B1 (de)

Priority Applications (1)

Application Number Priority Date Filing Date Title
AT9682008A AT507050B1 (de) 2008-06-17 2008-06-17 Verfahren zur herstellung von aminen unter verwendung von omega-transaminasen

Applications Claiming Priority (1)

Application Number Priority Date Filing Date Title
AT9682008A AT507050B1 (de) 2008-06-17 2008-06-17 Verfahren zur herstellung von aminen unter verwendung von omega-transaminasen

Publications (2)

Publication Number Publication Date
AT507050A1 AT507050A1 (de) 2010-01-15
AT507050B1 true AT507050B1 (de) 2010-06-15

Family

ID=41480256

Family Applications (1)

Application Number Title Priority Date Filing Date
AT9682008A AT507050B1 (de) 2008-06-17 2008-06-17 Verfahren zur herstellung von aminen unter verwendung von omega-transaminasen

Country Status (1)

Country Link
AT (1) AT507050B1 (de)

Families Citing this family (1)

* Cited by examiner, † Cited by third party
Publication number Priority date Publication date Assignee Title
BR112014022909B1 (pt) * 2012-03-23 2021-11-03 Novartis Ag Processo para preparação de espiroindolonas e de seus intermediários

Also Published As

Publication number Publication date
AT507050A1 (de) 2010-01-15

Similar Documents

Publication Publication Date Title
Koszelewski et al. Formal asymmetric biocatalytic reductive amination
EP0720655B1 (de) Racematspaltung primärer und sekundärer amine durch enzym-katalysierte acylierung
CN101512005B (zh) 通过使用细菌ω-转氨酶光学拆分外消旋胺混合物制备光学活性N-保护的3-氨基吡咯烷或光学活性N-保护的3-氨基哌啶以及相应的酮
WO2013156454A1 (de) Nadp-abhängige alanindehydrogenase
EP2183377A1 (de) Verfahren zur herstellung von enantiomerenangereicherten aminen
DE69834452T2 (de) Verfahren zur Herstellung von optisch aktiven Verbindungen
CN107805648B (zh) 制备具有多个手性中心的胺化合物的方法
Gröger et al. The first aminoacylase-catalyzed enantioselective synthesis of aromatic β-amino acids
EP0347374B1 (de) Verfahren zur Herstellung von Hydroxysäuren
EP3008198B1 (de) Verfahren zur herstellung von cathin
AT507050B1 (de) Verfahren zur herstellung von aminen unter verwendung von omega-transaminasen
Dold et al. Transaminases and their applications
DE60115849T2 (de) Methode und katalytisches system zur stereoselektiven invertierung eines chiralen zentrums in einer chemischen verbindung
KR101525549B1 (ko) 오메가 트랜스아미나제의 촉매 작용을 이용한 비천연 아미노산의 제조방법
JP3266635B2 (ja) 1−ピペコリン酸の製造法
EP2641972A1 (de) Verfahren zur asymmetrischen Aminierung von Ketonen unter Verwendung von omega-Transamminasen in organischen Lösungsmitteln
WO2019002459A1 (de) Enzyme und verfahren zur stereoselektiven reduktion von carbonylverbindungen, oxidation sowie stereoselektiven reduktiven aminierung - zur enantioselektiven darstellung von alkoholaminverbindungen
DE10152113C1 (de) Verfahren zur Herstellung von (R)- und (S)-8-Chlor-6-hydroxy-octansäurealkylestern durch enzymatische Reduktion
Bentley et al. Enantioselective syntheses of (S)-and (R)-3-hydroxypyrrolidin-2-ones via lactate dehydrogenase catalysed reductions of 4-benzyloxycarbonylamino-2-oxobutanoic acid
NL1005832C2 (nl) Werkwijze voor de bereiding van CIS-(1S,2R)-aminoindanol.
DE102013211075A1 (de) Biotechnologisches Verfahren zur Herstellung von substituierten oder unsubstituierten Phenylessigsäuren und Ketonen mit Enzymen des mikrobiellen Styrolabbaus
EP1083170A1 (de) Verfahren zur Herstellung von D-(3'-Pyridyl)-alanin
EP2207876B1 (de) Stereospezifische hydroxylierung
DE102007051452A1 (de) Fermentative Gewinnung von α-Ketoglutarsäure aus erneuerbaren Rohstoffen unter erhöhter Stickstoffzufuhr
JP2000232894A (ja) シキミ酸の製造方法

Legal Events

Date Code Title Description
MM01 Lapse because of not paying annual fees

Effective date: 20150617