AT16932U1 - Verfahren der zerspanenden Bearbeitung eines Werkstücks durch Drehen - Google Patents
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Abstract
Es wird ein Verfahren der zerspanenden Bearbeitung eines Werkstücks (W) durch Drehen mit einem sich entlang einer Längsachse (L) erstreckenden Drehwerkzeug (100), das ein in einer maschinenseitigen Aufnahme aufgenommenes erstes Ende (11) und ein zumindest eine Schneidkante (29) zum zerspanenden Eingriff in ein zu bearbeitendes Werkstück (YV) aufweisendes zweites Ende (12) aufweist, bereitgestellt. Die Schneidkante (29) und eine der Schneidkante (29) zugeordnete Spanfläche (22) erstrecken sich quer zu der Längsachse (L) des Drehwerkzeugs (100). Das Verfahren weist die folgenden Schritte auf: zerspanende Bearbeitung eines Werkstücks (YV) durch Drehen mit der Schneidkante (29) mit einem ersten Vorschub (f1) entlang einer Werkstückachse (Z) und einem ersten Anstellwinkel (κ1) der Schneidkante (29); Verändern des Anstellwinkels der Schneidkante (29) auf einen zweiten Anstellwinkel (κ2) während der Drehbearbeitung und damit koordiniertes Verändern des Vorschubs auf einen zweiten Vorschub (f2) derart, dass bei einer Vergrößerung des Anstellwinkels der Vorschub verringert wird und/oder bei einer Verkleinerung des Anstellwinkels der Vorschub erhöht wird.
Description
VERFAHREN DER ZERSPANENDEN BEARBEITUNG EINES WERKSTÜCKS DURCH DREHEN
[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren der zerspanenden Bearbeitung eines Werkstücks durch Drehen.
[0002] Bei der zerspanenden Bearbeitung von insbesondere metallischen Werkstoffen kommen üblicherweise insbesondere dann Drehbearbeitungen, bei denen das Werkstück um eine Längsachse rotiert wird, zum Einsatz, wenn das zu erzeugende Bauteil eine gewisse Rotationssymmetrie aufweist. Insgesamt gibt es einen Trend zu immer komplexeren Bearbeitungsoperationen, die insbesondere auch durch immer leistungsfähigere und vielseitiger einsetzbare Bearbeitungsmaschinen ermöglicht werden.
[0003] EP 3 501 701 A1 beschreibt ein Werkzeugsystem und ein Verfahren zur Drehbearbeitung, bei denen - im Unterschied zu vorher üblichen Werkzeugsystemen für die Drehbearbeitung - ein auswechselbarer Schneideinsatz stirnseitig an einem Werkzeugkörper derart angeordnet ist, dass er sich quer zu einer Längsachse des Werkzeugkörpers erstreckt. Dieses Werkzeugsystem ermöglicht es, in einfacher Weise während der Drehbearbeitung einen Anstellwinkel zu verändern, unter dem eine im Eingriff mit dem zu bearbeitenden Material befindliche Schneidkante relativ zu der Werkstückoberfläche ausgerichtet ist.
[0004] Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein weiter verbessertes Verfahren zur Drehbearbeitung bereitzustellen, mit dem insbesondere eine verbesserte Spanbildung und verkürzte Bearbeitungszeiten erzielt werden können.
[0005] Die Aufgabe wird durch ein Verfahren der zerspanenden Bearbeitung eines Werkstücks durch Drehen nach Anspruch 1 gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen sind in den abhängigen Ansprüchen angegeben.
[0006] Das Verfahren erfolgt mit einem sich entlang einer Längsachse erstreckenden Drehwerkzeug, das ein in einer maschinenseitigen Aufnahme aufgenommenes erstes Ende und ein zumindest eine Schneidkante zum zerspanenden Eingriff in ein zu bearbeitendes Werkstück aufweisendes zweites Ende aufweist, wobei sich die Schneidkante und eine der Schneidkante zugeordnete Spanfläche quer zu der Längsachse des Drehwerkzeugs erstrecken. Das Verfahren weist die folgenden Schritte auf:
* zerspanende Bearbeitung eines Werkstücks durch Drehen mit der Schneidkante mit einem ersten Vorschub entlang einer Werkstückachse und einem ersten Anstellwinkel der Schneidkante,
+ Verändern des Anstellwinkels der Schneidkante auf einen zweiten Anstellwinkel während der Drehbearbeitung und damit koordiniertes Verändern des Vorschubs, derart, dass bei einer Vergrößerung des Anstellwinkels der Vorschub verringert wird und/oder bei einer Verkleinerung des Anstellwinkels der Vorschub erhöht wird.
[0007] Durch das koordinierte Verändern des Vorschubs bei einer Veränderung des Anstellwinkels wird einer nachteiligen Veränderung der Spandicke entgegengewirkt. Wenn bei der VergröBerung des Anstellwinkels der Vorschub nicht verändert wird, so führt dies zu einer Zunahme der Spandicke. Durch die koordinierte Verringerung des Vorschubs bei einer Vergrößerung des Anstellwinkels wird dieser Zunahme der Spandicke entgegengewirkt, sodass ein besonders gleichmäßiger und stabiler Zerspanungsprozess erreicht wird. Wenn bei einer Verkleinerung des Anstellwinkels der Vorschub nicht verändert wird, so führt dies zu einer Abnahme der Spandicke. Durch die koordinierte Erhöhung des Vorschubs bei einer Verkleinerung des Anstellwinkels wird dieser Abnahme der Spandicke entgegengewirkt, sodass eine besonders gleichmäßiger und stabiler Zerspanungsprozess erreicht wird. Ferner wird durch das koordinierte Verändern des Vorschubs bei einer Veränderung des Anstellwinkels auch die Nutzung hoher Vorschübe bei der Bearbeitung mit kleinen Anstellwinkeln ermöglicht, sodass kurze Bearbeitungszeiten und eine
erhöhte Produktivität erreicht werden.
[0008] Gemäß einer Weiterbildung erfolgt das koordinierte Verändern des Anstellwinkels und des Vorschubs derart, dass sich eine Spandicke um höchstens 20% verändert. Bevorzugt kann das koordinierte Verändern derart erfolgen, dass sich die Spandicke um höchstens 10 % ändert. In diesem Fall wird ein besonders gleichmäßiger Zerspanungsprozess erreicht. Besonders bevorzugt kann die Spandicke durch die koordinierte Veränderung im Wesentlichen konstant gehalten werden.
[0009] Gemäß einer Weiterbildung erfolgt das koordinierte Verändern des Anstellwinkels und des Vorschubs derart, dass sich das Produkt f * sin(k) des Vorschubs f mit dem Sinus des Anstellwinkels k um höchstens 20 % verändert, bevorzugt um höchstens 10 %. In diesem Fall wird insbesondere bei über eine große Länge geradlinigen Schneidkanten ein besonders gleichmäßiger Zerspanungsprozess erreicht. Ferner lässt sich die koordinierte Veränderung des Vorschubs in diesem Fall sehr einfach in der Maschinensteuerung implementieren.
[0010] Gemäß einer Weiterbildung erstreckt sich die Schneidkante in einer zu der Längsachse des Drehwerkzeugs senkrechten Ebene. In diesem Fall kann die Veränderung des Anstellwinkels besonders einfach in der Maschinensteuerung realisiert werden.
[0011] Gemäß einer Weiterbildung erfolgt das Verändern des Anstellwinkels der Schneidkante durch eine Rotation des Drehwerkzeugs um seine Längsachse. Dies ermöglicht eine besonders einfache maschinenseitige Umsetzung der Veränderung des Anstellwinkels.
[0012] Bevorzugt kann das Verändern des Anstellwinkels der Schneidkante und das damit koordinierte Verändern des Vorschubs derart erfolgen, dass die Schnitttiefe nicht verändert wird.
[0013] Gemäß einer Weiterbildung wird die Schnitttiefe bei dem Verändern des Anstellwinkels der Schneidkante durch eine mit einer Rotation des Drehwerkzeugs um seine Längsachse koordinierten Translationsbewegung des Drehwerkzeugs in einer Richtung senkrecht zur Längsachse und senkrecht zur Werkstückachse konstant gehalten. In diesem Fall ist eine besonders vorteilhafte und vielseitige Drehbearbeitung ermöglicht.
[0014] Weitere Vorteile und Zweckmäßigkeiten der Erfindung ergeben sich anhand der nachfolgenden Beschreibung von Ausführungsbeispielen unter Bezugnahme auf die beigefügten Figuren.
[0015] Von den Figuren zeigen:
[0016] Fig. 1: eine schematische perspektivische Darstellung eines Drehwerkzeugs bei der zerspanenden Bearbeitung eines Werkstücks durch Drehen;
[0017] Fig. 2: eine schematische Darstellung des Drehwerkzeugs bei der zerspanenden Drehbearbeitung eines Werkstücks mit einer Blickrichtung entlang der Werkstückachse;
[0018] Fig. 3: eine Fig. 2 entsprechende Darstellung mit einer Blickrichtung senkrecht zur Werkstückachse und senkrecht zur Längsachse des Werkzeugkörpers;
[0019] Fig. 4: eine Fig. 2 entsprechende Darstellung mit einer Blickrichtung entlang der Längsachse des Drehwerkzeugs;
[0020] Fig. 5: eine vergrößerte Darstellung des Details H aus Fig. 4;
[0021] Fig. 6: eine Darstellung mit einer Blickrichtung entsprechend Fig. 4, aber mit verändertem Anstellwinkel der Schneidkante; und
[0022] Fig. 7: eine vergrößerte Darstellung des Details H aus Fig. 6;
AUSFÜHRUNGSFORM
[0023] Zunächst wird unter Bezug auf die Fig. 1 bis Fig. 4 zunächst kurz ein Drehwerkzeug für die zerspanende Drehbearbeitung beschrieben, mit dem das erfindungsgemäße Verfahren genutzt werden kann.
[0024] Das in den Fig. 1 bis Fig. 4 schematisch dargestellte Drehwerkzeug 100 ist für eine zerspanende Drehbearbeitung von insbesondere metallischen Werkstoffen ausgelegt und weist einen Werkzeugkörper 1 und einen daran verdrehsicher und zentriert befestigten auswechselbaren Schneideinsatz 2 auf. Der Schneideinsatz 2 ist aus einem harten und verschleißbeständigen Material
[0025] gebildet und kann insbesondere aus Hartmetall (cemented Carbide), Cermet oder einer Schneidkeramik gebildet sein. Der Werkzeugkörper 1 ist aus einem zäheren Material, wie z.B. einem Werkzeugstahl, gefertigt. Es ist aber z.B. auch möglich, den Werkzeugkörper 1 aus einem Hartmetall (cemented Carbide), einem Cermet oder anderen Materialien zu bilden.
[0026] Das Drehwerkzeug 100 erstreckt sich entlang einer Längsachse L, entlang der sich auch der Werkzeugkörper 1 erstreckt. Das Drehwerkzeug 100 weist ein erstes Ende 11, das zur Befestigung an einer Bearbeitungsmaschine ausgebildet ist, und ein zweites Ende 12 auf, das mit zumindest einer Schneidkante 29 versehen ist. Bei der dargestellten Ausführungsform hat der Werkzeugkörper 1 eine sich quer zur Längsachse L erstreckende Stirnseite 13, an der der Schneideinsatz 2 befestigt ist, der die Schneidkante 29 aufweist. Das erste Ende 11 ist zur Aufnahme in einer (nicht dargestellten) Werkzeugaufnahme der Bearbeitungsmaschine ausgebildet und kann z.B. für die Aufnahme in einer der auf dem Markt befindlichen Standardaufnahmen ausgebildet sein. Bei der dargestellten bevorzugten Realisierung weist der Werkzeugkörper 1 eine interne Kühlmittelführung auf, die dazu ausgebildet ist, Kühlmittel von einer inneren Kühlmittelaufnahmeöffnung an dem ersten Ende 11 zu einer Mehrzahl von Kühlmittelaustrittsöffnungen 18 zu leiten. Die Kühlmittelaustrittsöffnungen 18 sind dazu ausgebildet, dass Kühlmittel in Richtung des zweiten Endes 12 und des auswechselbaren Schneideinsatzes 2 austreten kann.
[0027] Wie in den Figuren zu sehen ist, ist der Werkzeugkörper 1 in Richtung des zweiten Endes 12 als Werkzeugschaft ausgebildet und hat in einem Schnitt senkrecht zur Längsachse L im Wesentlichen dieselbe Querschnittsform wie der Schneideinsatz 2, wie im Folgenden noch eingehender beschrieben wird. Der als Werkzeugschaft mit dieser Querschnittsform ausgebildete Bereich an dem zweiten Ende 12 kann sich dabei bevorzugt über zumindest ein Zehntel der Gesamtlänge des Werkzeugkörpers 1 erstrecken. An der sich quer zur Längsachse L erstreckenden Stirnseite 13 ist ein Sitz zur verdrehsicheren Befestigung des Schneideinsatzes 2 ausgebildet. Der Sitz ist mit einer Gewindebohrung zur Aufnahme des Gewindeabschnitts einer Befestigungsschraube 3 versehen, die dazu dient, den auswechselbaren Schneideinsatz 2 an dem Sitz zu befestigen.
[0028] Die Unterseite des Schneideinsatzes 2 und die Stirnseite 13 des Werkzeugkörpers 1 sind derart ausgebildet, dass der Schneideinsatz 2 nur in einer genau vorgegebenen Ausrichtung an dem Werkzeugkörper 1 befestigt werden kann, was vorteilhaft ist, wenn der Schneideinsatz 2 unterschiedliche Schneidkanten und/oder Schneidecken aufweist. In einem Fall, in dem der Schneideinsatz keine unterschiedlichen Schneidkanten und/oder Schneidecken aufweist, können auch verschiedene Ausrichtungen zugelassen werden. Der Schneideinsatz 2 weist eine der zuvor beschriebenen Unterseite gegenüberliegende, als Spanfläche ausgebildete Oberseite 22 und eine als Freifläche ausgebildete umlaufende Seitenfläche 24 auf. An dem Ubergang von der Oberseite 22 zu der umlaufenden Seitenfläche 24 ist eine Schneide 26 ausgebildet. Die Schneide 26 weist eine Mehrzahl von Schneidecken 28 mit jeweils beidseitig daran angrenzenden Schneidkanten auf. Obwohl in den Figuren nur eine Realisierung gezeigt ist, bei der unterschiedlich ausgebildete Schneidecken 28 realisiert sind, können die Schneidecken 28 auch alle identisch ausgebildet werden. Die Schneide 26 erstreckt sich über den gesamten Umfang des Schneideinsatzes 2 als für die Drehbearbeitung nutzbare Schneide. Alternativ dazu kann der Übergang von der Oberseite 22 zu der umlaufenden Seitenfläche 24 z.B. auch nur über einen Teil des Umfangs als für die Zerspanung nutzbare Schneide 26 ausgebildet sein.
[0029] Wie insbesondere in den Fig. 2 und Fig. 3 zu sehen ist, erstreckt sich die Oberseite 22 des Schneideinsatzes 2 senkrecht zu der Längsachse L des Werkzeugkörpers 1, zumindest aber quer zur Längsachse L des Werkzeugkörpers 1. Die Schneidkante 29 und die dieser zugeordnete Spanfläche 22 erstrecken sich quer zur Längsachse L, können sich bevorzugt insbesondere
senkrecht zu der Längsachse L erstrecken. Obwohl der Schneideinsatz 2 in den Figuren drei Schneidecken 28 aufweist, können z.B. auch nur ein, zwei oder mehr als drei für die Drehbearbeitung nutzbare Schneidecken 28 mit daran angrenzenden Schneidkanten vorgesehen sein.
[0030] Die Schneide 26 steht mit zumindest einer für die Drehbearbeitung nutzbaren Schneidecke 28 in radialer Richtung bezüglich der Längsachse L über den Außenumfang der Stirnseite 13 des Werkzeugkörpers 1 hervor. Bei der konkret dargestellten bevorzugten Ausgestaltung steht die Schneide 26 über den gesamten Umfang des Schneideinsatzes 2 in radialer Richtung über die Stirnseite 13 des Werkzeugkörpers 1 hervor.
[0031] Die umlaufende Seitenfläche 24 weist bei dem dargestellten Drehwerkzeug 100 über den gesamten Umfang des Schneideinsatzes 2 einen positiven schneideinsatzspezifischen Freiwinkel auf, sodass sich die Seitenfläche 24 über den gesamten Umfang mit zunehmendem Abstand von der Oberseite 22 der Längsachse L annähert. Der schneideinsatzspezifische Freiwinkel kann dabei über den gesamten Umfang konstant sein, er kann aber auch in verschiedenen Bereichen unterschiedliche Werte annehmen.
[0032] Im Folgenden wird ein Verfahren zur Drehbearbeitung eines Werkstücks W mit dem zuvor beschriebenen Drehwerkzeug 100 beschrieben.
[0033] Bei dem Verfahren ist das Werkstück W derart in einer Bearbeitungsmaschine eingespannt, dass es um eine Werkstückachse Z rotiert wird. Die Längsachse L des Drehwerkzeugs 100 ist derart ausgerichtet, dass sie in einer Ebene XY liegt, die senkrecht zu der Werkstückachse Z verläuft. Konkret verläuft die Längsachse L bei der Ausführungsform parallel zu einer Y-Achse. Die in einer aktiven Zerspanungsposition befindliche Schneidecke 28 ist in einer Ebene angeordnet, die die Werkstückachse Z enthält, wie insbesondere in Fig. 2 zu sehen ist, sodass die sich quer zur Längsachse L des Werkzeugkörpers 1 erstreckende Oberseite 22 des Schneideinsatzes 2 als Spanfläche zum Einsatz kommt. Obwohl vorliegend eine Ausführungsform beschrieben wird, bei der die Längsachse L des Drehwerkzeugs 100 senkrecht zur Werkstückachse Z ausgerichtet ist, sind auch Ausführungen möglich, bei denen die Längsachse L zu einer solchen exakt senkrechten Ausrichtung leicht verkippt angeordnet ist.
[0034] Wie in Fig. 4 zu sehen ist, wird bei der zerspanenden Drehbearbeitung eine Schneidecke 28 in eine aktive Schneidposition gebracht, in der eine auf einer Seite an die Schneidecke 28 angrenzende, zumindest im Wesentlichen gerade Schneidkante 29 unter einem ersten Anstellwinkel K1 zur Drehbearbeitung eingesetzt wird. Dabei wird das Drehwerkzeug 100 in einer Hauptbewegungsrichtung B parallel zu der Werkstückachse Z mit einer Vorschubgeschwindigkeit bewegt, die derart auf die Rotationsgeschwindigkeit des Werkstücks W abgestimmt ist, dass sich ein erster Vorschub f1 ergibt. Die Zerspanung erfolgt dabei mit einer Schnitttiefe ap. Der Anstellwinkel k wird in der üblichen Weise zwischen der Schneidkante 29 und der Werkstückoberfläche des Werkstücks gemessen.
[0035] In der vergrößerten Detaildarstellung von Fig. 5 ist schematisch der Spanquerschnitt dargestellt, der sich bei dieser Bearbeitung ergibt. Wie in Fig. 5 zu sehen ist, entspricht die Spandicke h bei dem in den Fig. 4 und Fig. 5 dargestellten Sonderfall eines ersten Anstellwinkels k1 von 90° dem ersten Vorschub f1. Allgemein wird die Spandicke, die senkrecht zur Schneidkante zu messen ist, bezogen auf eine gerade Schneidkante 29 durch die folgende Formel bestimmt:
h = ff * sin (k) [0036] mit einer Spandicke h, dem Vorschub f und dem Anstellwinkel k.
[0037] Durch eine gesteuerte Drehung des Drehwerkzeugs 100 um dessen Längsachse L wird bei dem Verfahren gemäß der Ausführungsform der Anstellwinkel k z.B. von dem in den Fig. 4 und Fig. 5 schematisch dargestellten Anstellwinkel k1 auf einen zweiten Anstellwinkel k2 verringert, wie in Fig. 6 dargestellt ist. Um bei dieser Veränderung des Anstellwinkels k die Schnitttiefe nicht in unerwünschter Weise zu verändern, erfolgt bei dem Verfahren gemäß der Ausführungsform eine mit der Rotation des Drehwerkzeugs 100 um seine Längsachse L koordinierte Translationsbewegung T des Drehwerkzeugs 100 in einer Richtung senkrecht zur Längsachse L und
senkrecht zur Vorschubrichtung. Dies entspricht der vertikalen Richtung in den Fig. 6 und Fig. 7. Durch die mit der gesteuerten Drehung um die Längsachse L koordinierte Translationsbewegung des Werkzeugkörpers 1 wird erreicht, dass der Anstellwinkel k verändert werden kann, ohne die Schnitttiefe ap zu verändern.
[0038] Mit der Veränderung des Anstellwinkels k« von dem ersten Anstellwinkel K1 auf den zweiten Anstellwinkel k2 würde bei gleichbleibendem Vorschub f eine Veränderung der Spandicke h einhergehen, wie insbesondere in Fig. 7 zu sehen ist. Allgemein kann der Anstellwinkel k in einem Bereich liegen, für den gilt: 0° < k < 110°. Bei konstantem Vorschub f würde sich zumindest in dem Winkelbereich von 0° < k < 90° die Spandicke h mit abnehmendem Anstellwinkel k verringern. Ohne Gegenmaßnahmen würde sich folglich bei konstantem Vorschub die Spanbildung in Abhängigkeit von dem Anstellwinkel « massiv verändern. Bei dem Verfahren gemäß der vorliegenden Ausführungsform wird aber gezielt bei einer Veränderung des Anstellwinkels k koordiniert damit auch der Vorschub f verändert, wie nun eingehender beschrieben wird. Diese gezielte koordinierte Veränderung erfolgt dabei insbesondere in dem Winkelbereich für k von 0° 90° kann gegebenenfalls auch eine andere Ansteuerung sinnvoll sein. Es versteht sich, dass selbstverständlich nicht nur die konkret beschriebene Veränderung des Anstellwinkels k von dem in Fig. 4 und Fig. 5 beispielhaft gezeigten ersten Anstellwinkel k1 auf den in den Fig. 6 und Fig. 7 beispielhaft gezeigten zweiten Anstellwinkel k2 möglich ist, sondern für den ersten Anstellwinkel K1 und den zweiten Anstellwinkel k2 jeweils beliebige Anstellwinkel k aus dem angegebenen Bereich möglich sind. Bei der Ausführungsform erfolgt die Veränderung des Anstellwinkels K während der laufenden Drehbearbeitung, sodass die Schneidkante 29 bei der Veränderung des Anstellwinkel k im Eingriff mit dem Werkstück W ist. [0039] Bei der Ausführungsform wird bei einer Vergrößerung des Anstellwinkels k koordiniert damit der Vorschub f verringert, um einer unkontrollierten Zunahme der Spandicke h entgegenzuwirken. Ferner wird bei einer Verkleinerung des Anstellwinkels k« koordiniert damit der Vorschub f erhöht, um einer unkontrollierten Abnahme der Spandicke h entgegenzuwirken. In dieser Weise wird auch bei einer Veränderung des Anstellwinkels k eine hervorragende Spankontrolle erreicht. Verglichen mit einer Realisierung, bei der der Vorschub konstant gehalten wird, kann somit bei kleinen Anstellwinkeln mit deutlich höheren Vorschüben gearbeitet werden, was die Produktivität signifikant erhöht. Es ist zu beachten, dass diese koordinierte Anpassung des Vorschubs f nicht in sämtlichen Zerspanungssituationen genutzt werden muss, insbesondere z.B. auch nicht in dem gesamten möglichen Winkelbereich für den Anstellwinkel k Insbesondere kann z.B. in einem Winkelbereich k > 90° eine andere Ansteuerung erfolgen. [0040] Bei der Ausführungsform wird der Vorschub f gezielt derart koordiniert mit der Veränderung des Anstellwinkels k geändert, dass sich die resultierende Spandicke h um höchstens 20 % verändert, insbesondere um höchstens 10 % verändert. Die Steuerung des Vorschubs f erfolgt dabei bevorzugt so, dass die Spandicke h im Wesentlichen konstant bleibt. Bei dem Verfahren gemäß der Ausführungsform erfolgt das koordinierte Verändern des Anstellwinkels k und des Vorschubs f dabei derart, dass sich das Produkt f * sin(k) um höchstens 20 %, insbesondere um höchstens 10 % ändert. Das Produkt f * sin(k) kann dabei insbesondere im Wesentlichen konstant gehalten werden. [0041] Obwohl bei der Beschreibung der Ausführungsform eine Realisierung beschrieben wurde, bei der das Drehwerkzeug 100 durch einen Werkzeugkörper 1 und einen daran befestigten auswechselbaren Schneideinsatz 2 gebildet ist, ist es z.B. auch möglich, das Drehwerkzeug 100 einstückig aus einem harten und verschleißbeständigen Material, wie z.B. einem Hartmetall oder Cermet auszubilden. [0042] Ferner ist es auch möglich, das Verfahren z.B. bei einem Drehwerkzeug zum Einsatz zu bringen, das einen Werkzeugkörper aufweist, an dem mehrere auswechselbare Schneideinsätze angeordnet sind. Auch bei diesem kann das Verfahren mit Bezug auf zumindest eine Schneidkante zur Anwendung kommen.
[0039] Bei der Ausführungsform wird bei einer Vergrößerung des Anstellwinkels k koordiniert damit der Vorschub f verringert, um einer unkontrollierten Zunahme der Spandicke h entgegenzuwirken. Ferner wird bei einer Verkleinerung des Anstellwinkels k« koordiniert damit der Vorschub f erhöht, um einer unkontrollierten Abnahme der Spandicke h entgegenzuwirken. In dieser Weise wird auch bei einer Veränderung des Anstellwinkels k eine hervorragende Spankontrolle erreicht. Verglichen mit einer Realisierung, bei der der Vorschub konstant gehalten wird, kann somit bei kleinen Anstellwinkeln mit deutlich höheren Vorschüben gearbeitet werden, was die Produktivität signifikant erhöht. Es ist zu beachten, dass diese koordinierte Anpassung des Vorschubs f nicht in sämtlichen Zerspanungssituationen genutzt werden muss, insbesondere z.B. auch nicht in dem gesamten möglichen Winkelbereich für den Anstellwinkel k Insbesondere kann z.B. in einem Winkelbereich k > 90° eine andere Ansteuerung erfolgen.
[0040] Bei der Ausführungsform wird der Vorschub f gezielt derart koordiniert mit der Veränderung des Anstellwinkels k geändert, dass sich die resultierende Spandicke h um höchstens 20 % verändert, insbesondere um höchstens 10 % verändert. Die Steuerung des Vorschubs f erfolgt dabei bevorzugt so, dass die Spandicke h im Wesentlichen konstant bleibt. Bei dem Verfahren gemäß der Ausführungsform erfolgt das koordinierte Verändern des Anstellwinkels k und des Vorschubs f dabei derart, dass sich das Produkt f * sin(k) um höchstens 20 %, insbesondere um höchstens 10 % ändert. Das Produkt f * sin(k) kann dabei insbesondere im Wesentlichen konstant gehalten werden.
[0041] Obwohl bei der Beschreibung der Ausführungsform eine Realisierung beschrieben wurde, bei der das Drehwerkzeug 100 durch einen Werkzeugkörper 1 und einen daran befestigten auswechselbaren Schneideinsatz 2 gebildet ist, ist es z.B. auch möglich, das Drehwerkzeug 100 einstückig aus einem harten und verschleißbeständigen Material, wie z.B. einem Hartmetall oder Cermet auszubilden.
[0042] Ferner ist es auch möglich, das Verfahren z.B. bei einem Drehwerkzeug zum Einsatz zu bringen, das einen Werkzeugkörper aufweist, an dem mehrere auswechselbare Schneideinsätze angeordnet sind. Auch bei diesem kann das Verfahren mit Bezug auf zumindest eine Schneidkante zur Anwendung kommen.
Claims (9)
1. Verfahren der zerspanenden Bearbeitung eines Werkstücks (W) durch Drehen mit einem
sich entlang einer Längsachse (L) erstreckenden Drehwerkzeug (100), das ein in einer maschinenseitigen Aufnahme aufgenommenes erstes Ende (11) und ein zumindest eine Schneidkante (29) zum zerspanenden Eingriff in ein zu bearbeitendes Werkstück (W) aufweisendes zweites Ende (12) aufweist, wobei sich die Schneidkante (29) und eine der Schneidkante (29) zugeordnete Spanfläche (22) quer zu der Längsachse (L) des Drehwerkzeugs (100) erstrecken, wobei das Verfahren die folgenden Schritte aufweist: zerspanende Bearbeitung eines Werkstücks (W) durch Drehen mit der Schneidkante (29) mit einem ersten Vorschub (f1) entlang einer Werkstückachse (Z) und einem ersten Anstellwinkel (k1) der Schneidkante (29), Verändern des Anstellwinkels der Schneidkante (29) auf einen zweiten Anstellwinkel (k2) während der Drehbearbeitung und damit koordiniertes Verändern des Vorschubs auf einen zweiten Vorschub (f2) derart, dass bei einer Vergrößerung des Anstellwinkels der Vorschub verringert wird und/oder bei einer Verkleinerung des Anstellwinkels der Vorschub erhöht wird.
2, Verfahren nach Anspruch 1, wobei das koordinierte Verändern des Anstellwinkels und des Vorschubs derart erfolgt, dass sich eine Spandicke (h) um höchstens 20 % verändert, bevorzugt um höchstens 10 %.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, wobei das koordinierte Verändern des Anstellwinkels und des Vorschubs derart erfolgt, dass sich das Produkt f * sin(k) des Vorschubs f mit dem Sinus des Anstellwinkels x um höchstens 20 % verändert, bevorzugt um höchstens 10 %.
4. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, wobei sich die Schneidkante (29) in einer zu der Längsachse (L) des Drehwerkzeugs (100) senkrechten Ebene erstreckt.
5. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, wobei das Verändern des Anstellwinkels der Schneidkante (29) durch eine Rotation des Drehwerkzeugs (100) um seine Längsachse (L) erfolgt.
6. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, wobei das Verändern des Anstellwinkels der Schneidkante (29) und das damit koordinierte Verändern des Vorschubs derart erfolgen, dass die Schnitttiefe (ap) nicht verändert wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, wobei die Schnitttiefe (ap) bei dem Verändern des Anstellwinkels der Schneidkante (29) durch eine mit einer Rotation des Drehwerkzeugs (100) um seine Längsachse (L) koordinierten Translationsbewegung des Drehwerkzeugs (100) in einer Richtung senkrecht zur Längsachse (L) und senkrecht zu der Werkstückachse (Z) konstant gehalten wird.
8. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, wobei das Werkstück (W) bei der Bearbeitung um eine Werkstückachse (Z) rotiert und die Längsachse (L) des Drehwerkzeugs (100) in einer Ebene senkrecht zur Werkstückachse (Z) ausgerichtet ist.
9. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, wobei das Drehwerkzeug (100) einen Werkzeugkörper (1) und einen an dem Werkzeugkörper (1) befestigten auswechselbaren Schneideinsatz (2), an dem die Schneidkante (29) und die Spanfläche (22) ausgebildet sind, aufweist.
Hierzu 3 Blatt Zeichnungen
Priority Applications (1)
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ATGM73/2019U AT16932U1 (de) | 2019-07-11 | 2019-07-11 | Verfahren der zerspanenden Bearbeitung eines Werkstücks durch Drehen |
Applications Claiming Priority (1)
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ATGM73/2019U AT16932U1 (de) | 2019-07-11 | 2019-07-11 | Verfahren der zerspanenden Bearbeitung eines Werkstücks durch Drehen |
Publications (1)
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AT16932U1 true AT16932U1 (de) | 2020-12-15 |
Family
ID=73727313
Family Applications (1)
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ATGM73/2019U AT16932U1 (de) | 2019-07-11 | 2019-07-11 | Verfahren der zerspanenden Bearbeitung eines Werkstücks durch Drehen |
Country Status (1)
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AT (1) | AT16932U1 (de) |
Citations (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
EP3536428A1 (de) * | 2018-03-08 | 2019-09-11 | AB Sandvik Coromant | Drehverfahren für eine cnc-drehmaschine und drehwerkzeug |
-
2019
- 2019-07-11 AT ATGM73/2019U patent/AT16932U1/de not_active IP Right Cessation
Patent Citations (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
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EP3536428A1 (de) * | 2018-03-08 | 2019-09-11 | AB Sandvik Coromant | Drehverfahren für eine cnc-drehmaschine und drehwerkzeug |
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