DE19609077C1 - Anordnung zum Auslösen eines Rückhaltemittels zum Seitenaufprallschutz in einem Kraftfahrzeug - Google Patents
Anordnung zum Auslösen eines Rückhaltemittels zum Seitenaufprallschutz in einem KraftfahrzeugInfo
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Description
Die Erfindung betrifft eine Anordnung zum Auslösen eines
Rückhaltemittels zum ,Seitenaufprallschutz in einem Kraftfahr
zeug gemäß Oberbegriff von Patentanspruch 1.
Bei einer bekannten Anordnung zum Auslösen eines Rückhalte
mittels zum Seitenaufprallschutz in einem Kraftfahrzeug (EP 0
531 989 B1) ist zusätzlich zu in den Seitentüren des Kraft
fahrzeugs angebrachten Deformationssensoren zumindest eine
Sensoreinrichtung im Fahrzeug angeordnet, die ein Beschleuni
gungssignal für eine Beschleunigung quer zur Fahrzeuglängs
achse liefert. Wenn das von den Deformationssensoren gelie
ferte Signal oder das von der Beschleunigungs-
Sensoreinrichtung gelieferte Signal eine zugeordnete Schwelle
überschreitet, wird das Rückhaltemittel ausgelöst.
Durch einen Fußtritt oder einen Hammerschlag gegen ein Sei
tenteil des Fahrzeugs kann das Fahrzeug kurzzeitig einer sehr
hohen Querbeschleunigung - im folgenden kurz Beschleunigung
genannt - ausgesetzt sein, so daß die Schwelle durch das Be
schleunigungssignal überschritten und damit eine ungewollte
Auslösung des Rückhaltemittels herbeigeführt wird. Gleiches
gilt für einen Frontaufprall (Aufprall von vorne) gegen eine
Barriere oder ein anderes Fahrzeug, durch den ebenfalls sehr
hohe Querbeschleunigungswerte erreicht werden können, insbe
sondere wenn das Fahrzeug von dem Aufprallkörper nicht
gleichmäßig über die gesamte Frontpartie getroffen wird, son
dern versetzt - also wenn das Fahrzeug beispielsweise mit
seiner fahrerseitigen Frontpartie gegen einen Baum prallt.
Gleiches gilt für einen Schrägaufprall in spitzem Winkel zur
Fahrzeuglängsachse.
Aus der DE 43 24 753 A1 ist eine gattungsgemäße Anordnung zum Auslösen eines
Rückhaltemittels zum Seitenaufprallschutz in einem Kraftfahr
zeug bekannt, bei der ein an der Fahrzeugtür angebrachter De
formationssensor eine Deformation der Fahrzeugaußenhaut er
kennt und zusätzlich ein Beschleunigungssensor eine Fahr
zeugquerbeschleunigung aufnimmt. Wird eine Deformation er
kannt, wird eine Auswertung der Querbeschleunigung aufgenom
men, bei der die Querbeschleunigung zunächst mit einer nicht
linearen Kennlinie gewichtet wird, so daß höhere Beschleuni
gungswerte stärker als niedrige Beschleunigungswerte bewertet
sind. Das beschleunigungsabhängig gewichtete Beschleunigungs
signal wird integriert und mit einem Schwellwert verglichen,
wobei der Schwellwert bei hoher Deformationsgeschwindigkeit
erhöht wird.
Bei einem Frontaufprall besteht keine Gefahr, daß das Rück
haltemittel aufgrund auch bei einem Frontaufprall auftreten
den Querbeschleunigungen ausgelöst wird, da erst bei einer
seitlich erkannten Deformation die Auswertung der Querbe
schleunigung aufgenommen wird. Diese Sicherheit wird jedoch
teuer durch einen zusätzlichen Deformationssensor erkauft.
Aufgabe der Erfindung ist es, eine Anordnung zu schaffen, die
die Nachteile der bekannten Anordnungen vermeidet, und die
insbesondere das Rückhaltemittel zum Seitenaufprallschutz
nicht auslöst, wenn Beschleunigungskräfte auf das Fahrzeug
einwirken, die durch einen Frontaufprall oder durch einen
Hammerschlag, Fußtritt, o. ä. gegen die Fahrzeugseite verur
sacht sind. Zum anderen soll das Rückhaltemittel durch die
Anordnung zuverlässig ausgelöst werden, wenn ein Seitenauf
prall ausreichender Stärke - im folgenden kurz Seitenaufprall
genannt - vorliegt.
Die Erfindung wird durch die Merkmale des Patentanspruchs 1
gelöst.
Eine Auswerteeinrichtung, in der das von der Sensoreinrich
tung gelieferte Beschleunigungssignal ausgewertet wird, ent
hält einen Integrator, eine Wichtungsschaltung und einen Ver
gleicher. Das Beschleunigungssignal, das die Beschleunigung
des Fahrzeugs quer zur Fahrzeuglängsachse in beiden Richtun
gen liefert, wird in dem Integrator integriert und anschlie
ßend in der Wichtungsschaltung mit einem zeitabhängigen Wich
tungssignal gewichtet. Das integrierte und gewichtete Be
schleunigungssignal wird im Vergleicher mit einer Schwelle
verglichen. Bei Überschreiten der Schwelle durch das inte
grierte und gewichtete Beschleunigungssignal wird ein Auslö
sesignal von der Auswerteeinrichtung an ein Zündelement des
Rückhaltemittels geliefert.
Die erfindungsgemäße Anordnung umfaßt natürlich auch eine
Ausführungsform, bei der anstatt eines Vergleichs des inte
grierten und gewichteten Beschleunigungssignals mit der
Schwelle das integrierte Beschleunigungssignal mit der mit
dem Wichtungssignal multiplizierten/dividierten Schwelle ver
glichen wird.
Das von der Sensoreinrichtung gelieferte Beschleunigungs
signal nimmt beispielsweise positive Werte an, wenn das Fahr
zeug einer Beschleunigung quer zur Fahrzeuglängsachse in
Richtung "Fahrzeugtunnel - Fahrertür" ausgesetzt ist. Dement
sprechend nimmt das Beschleunigungssignal negative Werte an,
wenn das Fahrzeug einer Beschleunigung quer zur Fahrzeug
längsachse in Richtung "Fahrzeugtunnel - Beifahrertür" aus
gesetzt ist. Messungen haben ergeben, daß durch Fußtritte,
Hammerschläge, o. ä. und durch einen Frontaufprall hervorgeru
fene Beschleunigungssignale stark um den Nullpunkt oszillie
ren, also insbesondere abwechselnd große positive und negati
ve Werte annehmen. Dabei äußert sich ein Hammerschlag im ge
messenen Beschleunigungssignal durch ein bis zwei Schwin
gungsperioden mit sehr hohen Amplituden unmittelbar nach Auf
prallbeginn. Diese Maximalamplituden sind durchaus mit Ampli
tuden vergleichbar wie sie durch einem Seitenaufprall mit ca.
40 km/h unter einem Winkel von 90° zur Fahrzeuglängsachse
verursacht werden. Das durch einen Hammerschlag hervorgerufe
ne Beschleunigungssignal weist jedoch nicht die für einen
Seitenaufprall typischen hohen Beschleunigungswerte über eine
langandauernde Zeitpanne auf: Bei einem Hammerschlag wird
das Fahrzeug zunächst in Aufprallrichtung ausgelenkt; es kann
aber unmittelbar danach wieder in die Gegenrichtung zurück
schwingen und so die durch den Schlag übertragene Energie ab
bauen.
Die bei einem Frontaufprall auf das Fahrzeug übertragene Auf
prallenergie wird in gleicher Weise abgebaut. Das Fahrzeug
kann zumindest in einem gewissen Bereich quer zu seiner
Längsachse ausweichen und durch Hin- und Herschwingen die
Aufprallenergie abbauen. Infolge der bei einem Frontaufprall
als Knauschzone ausgebildeten Kotflügel, Motorblock, etc.,
erreicht das im Fahrzeugzentrum oder an den Fahrzeugseiten
gemessene Beschleunigungssignal erst zu einem relativ späten
Zeitpunkt - etwa 30 bis 60 m/sek - ab Aufprallbeginn seine
Maximalamplitude.
Ein durch einen typischen Seitenaufprall hervorgerufenes Be
schleunigungssignal hat mit den durch einen Hammerschlag oder
durch einen Frontaufprall hervorgerufenen Beschleunigungs
signalen die oszillierende Eigenschaft gemein. Das Beschleu
nigungssignal nimmt jedoch abhängig von der Fahrzeugseite,
auf die der Aufprall erfolgt ist, entweder vorwiegend postive
oder vorwiegend negative Werte an. Der in das Fahrzeug ein
dringende Körper gibt dem Fahrzeug kaum Spielraum, die über
tragene Energie durch Zurückschwingen abzubauen. Zwar wirkt
das Fahrzeug dem eindringenden Körper entgegen, was ein kurz
zeitiges Abfallen der Werte im Beschleunigungssignal zur Fol
ge hat; der eindringende Körper läßt jedoch nur selten eine
Beschleunigung entgegen seiner Aufprallrichtung zu.
Wird das gemessene Beschleunigungssignal nun erfindungsgemäß
integriert, so liefern Beschleunigungssignale, die durch ei
nen Hammerschlag oder einen Frontaufprall hervorgerufen wer
den, aufgrund der negativen Halbwellen im Signal negative In
tegrationsbeiträge im Gegensatz zu einem durch einen Seiten
aufprall hervorgerufenen Beschleunigungssignal, das fast
durchweg positive Integrationsbeiträge liefert. Die Integra
tion des Beschleunigungssignals trägt also dazu bei, einen
Seitenaufprall von einem Frontaufprall und einem Hammerschlag
o. ä. unterscheiden zu können.
Das integrierte Beschleunigungssignal wird mit einem zeitab
hängigen Signal gewichtet, so daß Integrationsbeiträge, die zu
späten Zeitpunkten im Beschleunigungssignal enthalten sind,
geringer gewichtet werden als Integrationsbeiträge, die zu
frühen Zeitpunkten im Beschleunigungssignal enthalten sind.
Das integrierte und gewichtete Beschleunigungssignal - im
folgenden Auslösekriterium genannt - unterscheidet sich bei
einem Frontaufprall damit deutlich von dem aus einem Seiten
aufprall resultierenden Auslösekriterium, da das Beschleuni
gungssignal des Frontaufpralls erst zu späteren Zeitpunkten
wesentliche Integrationsbeiträge liefert.
Durch die erfindungsgemäße Anordnung wird das Rückhaltemittel
zum Seitenaufprallschutz bei einem Seitenaufprall ausgelöst,
nicht jedoch bei Fußtritten, Hammerschlägen oder ähnlichen
Einwirkungen auf einen Seitenbereich des Fahrzeugs oder bei
einem Frontaufprall.
Vorzugsweise wird das integrierte Beschleunigungssignal in
der Wichtungsschaltung durch ein linear von der Zeit abhängi
ges Signal dividiert. Mit zunehmender Zeit gewinnt das Wich
tungssignal im Nenner, des Auslösekriteriums an Bedeutung. Die
Sicherheit zur Unterscheidung eines Frontaufpralls von einem
Seitenaufprall wird damit weiter verbessert. Das durch einen
Frontaufprall hervorgerufene Beschleunigungssignal liefert
u. U. Integrationsbeiträge in gleichem oder noch größerem Maße
wie das durch einen Seitenaufprall hervorgerufene Beschleuni
gungssignal. Infolge der Division des integrierten Beschleu
nigungssignals durch das vorzugsweise linear, ggf. aber auch
quadratisch von der Zeit abhängige Wichtungssignal werden zu
einem späten Zeitpunkt gelieferte Integrationsbeiträge mit
einem weit geringeren Gewicht bemessen als zu einem frühen
Zeitpunkt gelieferte Integrationsbeiträge, was die Unter
scheidung eines Front- von einem Seitenaufprall ermöglicht
und damit die Auslösesicherheit erhöht.
Vorzugsweise wird mit der Auswertung des Beschleunigungs
signals, also mit der Integration, der Wichtung und dem Ver
gleich erst dann begonnen, wenn das Beschleunigungssignal ei
ne ihm zugeordneten Startschwelle - beispielsweise 2g - über
schritten hat. Zum Auswertebeginn, der durch das Überschrei
ten der Startschwelle festgelegt ist, ist die Zeitvariable
des Wichtungssignals, die Startzeit der Integration, und ggf.
die Zeitvariable der Schwelle gleich Null. Die Auswertung
wird beendet, wenn das Auslösekriterium für eine festgelegte
Zeitspanne eine dem Auslösekriterium zugeordnete Abbruch
schwelle nicht überschritten hat. Zum Auswerteende wird das
Auslösekriterium und die Schwelle zurückgesetzt. Sobald das
Beschleunigungssignal dann wieder die Startschwelle über
schreitet, beginnt eine neue Auswertung.
Die Unterscheidung zwischen einem Aufprall, der zum Auslösen
führen soll (Seitenaufprall) und einem Aufprall, der nicht
zum Auslösen führen soll (Hammerschlag, Frontaufprall) kann
durch eine zeitlich variabel ausgebildete Schwelle verbessert
werden. Vorzugsweise weist die Schwelle zu Beginn der Auswer
tung einen relativ hohen Startwert auf. Ausgehend von diesem
hohen Startwert fällt, die Schwelle ab. Mit dem hohen Start
wert wird verhindert, daß insbesondere durch die erste posi
tive Halbwelle des durch einen Hammerschlag hervorgerufenen
Beschleunigungssignals ausreichend positive Integrationsbei
träge zum Auslösekriterium geliefert werden, so daß das Rück
haltemittel ausgelöst wird. Die Schwelle sollte jedoch nicht
dauerhaft auf dem hohen Niveau des Startwertes bleiben, da
bei einem Seitenaufprall eine solche hohe Schwelle durch das
Auslösekriterium erst zu einem unnötig späten Zeitpunkt er
reicht werden würde, was zu einem verspäteten Auslösen des
Rückhaltemittels führen kann. Da jedoch jedoch die zweite
Halbwelle der ersten Schwingungsperiode negative Integrati
onsbeiträge liefert und die zweite Schwingungsperiode des
durch Hammerschlag hervorgerufenen Beschleunigungssignals be
reits wesentlich geringere Amplitudenwerte als die erste
Schwingungsperiode aufweist, kann nach sehr kurzer Zeit - zu
mindest nach der halben Schwingungsdauer ab Aufprallbeginn -
die Schwelle bereits wieder abgesenkt werden. Ggf. erfolgt ei
ne Absenkung der Schwelle in diesem Bereich auch in zwei
Schritten: Anfangs eine leichte Absenkung, nach halber
Schwingungsdauer ab Aufprallbeginn eine stärkere Absenkung.
Durch diese Maßnahme wird die Sicherheit erhöht, daß das
Rückhaltemittel bei einem Hammerschlag o. ä. nicht ausgelöst
wird. Zum anderen wird sichergestellt, daß auch bei einem
langsam erfolgten Seitenaufprall zu einem frühen Zeitpunkt
ausgelöst werden kann. Die Integrationsbeiträge eines solchen
langsamen Aufpralls würden ggf. den hohen Startwert der
Schwelle nie erreichen.
Durch eine Modifizierung der Schwelle zu einem späteren Zeit
punkt kann die Sicherheit der Unterscheidung eines Frontauf
pralls von einem Seitenaufprall erhöht werden: Die erst zu
einem späten Zeitpunkt verstärkt auftretenden Integrations
beiträge des durch einen Frontaufprall hervorgerufenen Be
schleunigungssignals werden durch eine Erhöhung der Schwelle
zu einem relativ späten Zeitpunkt zusätzlich ausgeblendet.
Eine solche Erhöhung der Schwelle ist auch bei einem langsa
men oder schwachen Seitenaufprall vorteilhaft. Die Integrati
onsbeiträge von Beschleunigungssignalen bei derartigem Auf
prall würden ggf. das nach dem ersten Abfall der Schwelle er
reichte niedrige und ggf. für einige Zeit konstant gehaltene
Niveau der Schwelle zu einem sehr späten Zeitpunkt erreichen,
zu dem es aber aufgrund des geringen Abstands zwischen Auf
prallkörper und Fahrzeuginsasse bei einem Seitenaufprall für
eine Auslösung bereits zu spät ist und dem Fahrzeuginsassen
durch eine solche Auslösung ggf. nur noch größere Verletzungen
zugefügt werden könnten.
Bei einer ausreichend versteiften Karosserie, die insbesonde
re zwischen den Seitenholmen des Fahrzeugs und dem Fahrzeug
zentrum in dem Sinne biegesteif ausgebildet ist, daß durch
einen Aufprall hervorgerufene Beschleunigungssignale mög
lichst schnell zum Fahrzeugzentrum übertragen werden können,
ist es vorteilhaft, Auswerteeinrichtung und Sensoreinrichtung
in einem zentral im Fahrzeug angeordneten Steuergerät gemein
sam und ggf. gemeinsam integriert anzubringen. Bei einer sol
chen Anordnung weist die Sensoreinrichtung nur einen für bei
de Richtungen quer zur Fahrzeuglängsachse empfindlichen Be
schleunigungssensor auf, dessen Beschleunigungssignal in der
Auswerteeinrichtung ausgewertet wird. Die Schwelle ist symme
trisch um den Nullpunkt ausgebildet: Das Auslösekriterium
wird im folgenden sowohl mit dem positiven Schwellwertverlauf
als auch mit dem negativen Schwellwertverlauf der Schwelle
verglichen. Wird die positive Schwelle überschritten, so
liegt beispielsweise ein Aufprall von der rechten Fahrzeug
seite vor, so daß allein das oder die Rückhaltemittel, wie
Seitenairbag und/oder Kopfairbag zu dieser Seite ausgelöst
werden.
Bei einer weniger steif ausgebildeten Fahrzeugkarosserie ist
je eine vorbeschriebene Sensoreinrichtung in jeder Fahrzeug
hälfte, zum Beispiel unterhalb des Fahrer- und Beifahrersit
zes oder auch direkt in den Seitentüren des Fahrzeugs ange
ordnet. Jede Sensoreinrichtung liefert jedoch weiterhin ein
Beschleunigungssignal, für Beschleunigungen in beiden Richtun
gen quer zur Fahrzeuglängsachse. Jedes Beschleunigungssignal
wird daraufhin integriert, gewichtet und mit nun lediglich
einem Schwellwert (positiv oder negativ, abhängig davon, in
welcher Fahrzeughälfte die Sensoreinrichtung angeordnet ist)
verglichen und ggf. das Rückhaltemittel in derjenigen Fahr
zeughälfte angesteuert, in der auch die zugehörige Sensorein
richtung angebracht ist. Die Auswerteschaltung kann dabei
zentral angeordnet sein und gleichzeitig als Auswerteschal
tung zum Auslösen eines Rückhaltemittels zum Frontaufprall
schutz dienen. Es kann jedoch auch jeder dezentral angeordne
ten Sensoreinrichtung eine eigene Auswerteeinrichtung zuge
ordnet und jede Auswerteeinrichtung bei seiner Sensoreinrich
tung angeordnet sein.
Weitere vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in
den Unteransprüchen gekennzeichnet.
Die Erfindung und ihre Weiterbildungen werden anhand der
Zeichnung näher erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 eine erfindungsgemäße Anordnung zum Auslösen eines
Rückhaltemittels zum Seitenaufprallschutz,
Fig. 2 für unterschiedliche Aufprallarten typische Be
schleunigungssignale b(t) sowie das zugehörige Aus
lösekriterium k(t) und die zugehörige Schwelle s(t),
und
Fig. 3 eine symmetrisch ausgebildete Schwelle s(t) bei ei
ner Anordnung mit einer zentral angebrachten Sen
soreinrichtung.
Gleiche Signale werden figurenübergreifend mit gleichen Be
zugszeichen gekennzeichnet.
Fig. 1 zeigt eine erfindungsgemäße Anordnung mit einer Sen
soreinrichtung 1, einer Auswerteeinrichtung 2 und einem Zünd
element 3. Die Auswerteeinrichtung 2 enthält einen Integra
tor 21, eine Wichtungsschaltung 22, eine Schaltung zur
Schwellwertberechnung 23 und einen Vergleicher 24.
Die Sensoreinrichtung 1 liefert ein in der Regel Tiefpaß-
gefiltertes Querbeschleunigungssignal b(t) an die Auswerte
einrichtung 2. Das Beschleunigungssignal b(t) gibt Beschleu
nigungen des Fahrzeugs quer zur Fahrzeugslängsachse in beiden
Richtungen wieder, wobei eine Beschleunigung in die eine
Richtung durch positive Signalwerte und eine Beschleunigung
in die andere Richtung durch negative Signalwerte gekenn
zeichnet ist. Die Sensoreinrichtung 1 enthält dazu zumindest
einen Beschleunigungssensor. Sobald das Beschleunigungssignal
b(t) eine Startschwelle überschritten hat, wird es im Inte
grator 21 fortlaufend integriert. Der Integrator 21 liefert
das integrierte Beschleunigungssignal i(t) an die Wichtungs
schaltung 22, in der das integrierte Beschleunigungssignal
i(t) mit einem Wichtungssignal w(t) gewichtet, also multipli
ziert oder dividiert wird. Das integrierte und gewichtete Be
schleunigungssignal, auch Auslösekriterium k(t) benannt, wird
im Vergleicher 24 mit einer in einer Schaltung zur Schwell
wertberechnung 23 erzeugten Schwelle s(t) verglichen. Bei
Überschreiten der Schwelle s(t) durch das Auslösekriterium
k(t) wird ein Auslösesignal a(t) an das Zündelement 3 des
Rückhaltemittels gesendet und das Rückhaltemittel ausgelöst.
Der Integrator 21, die Wichtungsschaltung 22, die Schaltung
zur Schwellwertberechnung 23 und der Vergleicher 24 können
zusammen als Mikroprozessor oder als integrierte Schaltung
realisiert sein.
Fig. 2 zeigt qualitativ das Auslösekriterium k(t) für einige
Beschleunigungssignale b(t), die charakteristisch für unter
schiedliche Aufprallarten sind. Die Beschleunigungssignale
b(t) geben die Querbeschleunigung des Fahrzeugs wieder, wobei
der mit einem Plus gekennzeichnete Bereich Beschleunigungen
in einer Richtung, beispielsweise zur rechten Seite des Fahr
zeugs hin, und der mit einem Minus gekennzeichnete Bereich
Beschleunigungen in die entgegengesetzte Richtung, beispiels
weise zur linken Fahrzeugseite hin wiedergibt.
Das Auslösekriterium k(t) wird durch folgende Gleichung mit
dem Wichtungssignal w(t) = 1 * t+m berechnet:
Da
bei sind l und m Parameter, die fahrzeugspezifisch belegt
werden und unter anderem auch dafür sorgen sollen, daß bei
Auswertebeginn keine Division durch Null erfolgt. Die Schwel
le s(t) weist in allen Beispielen der Fig. 2 gleichen Ver
lauf auf und enthält einen hohen Startwert s1, einen von die
sem Starwert s1 abfallenden Abschnitt s2, ein Tiefplateau s4
mit konstanten Schwellwerten, einen sich anschließenden stei
genden Abschnitt s3, sowie abschließend ein Hochplateau s5
mit konstanten Schwellwerten.
Fig. 2a) zeigt ein bei einem Seitenaufprall mit etwa 50 km/h
im 90°-Winkel zur Fahrzeuglängsachse - also direkt von der
Seite - gemessenes Beschleunigungssignal b(t),
Fig. 2b) ein bei einem sog. Pole-Crash, also bei einem Sei
tenaufprall auf einen Aufprallkörper mit geringer Aufprall
fläche (Pfosten oder Pfahl) gemessenes Beschleunigungssignal
b(t),
Fig. 2c) ein bei einem langsamen Seitenaufprall mit etwa 18
km/h gemessenes Beschleunigungssignal b (t),
Fig. 2d) ein bei einem Hammerschlag gegen die Fahrzeugtür
gemessenes Beschleunigungssignal b(t), und
Fig. 2e) ein bei einem Frontaufprall gemessenes Beschleuni
gungssignal b(t).
Bei einem sehr langsamen Seitenaufprall (Fig. 2c)), bei ei
nem Hammerschlag (Fig. 2d)) und bei einem Frontaufprall
(Fig. 2e)) soll eine Auslösung vermieden werden. Bei einem
starken und einem mittelstarken Seitenaufprall/Pole-Aufprall
(Fig. 2a) und 2b)) soll hingegen möglichst frühzeitig aus
gelöst werden.
In den Fig. 2a) und 2b) ist zu sehen, daß das Auslösekri
terium c(t) aufgrund der meist positiven Integrationsbeiträge
(das Beschleunigungssignal b(t) ist zumeist größer Null) ste
tig zunimmt und hohe Werte erreicht, die insbesondere von den
Kriterien k(t) in den Fig. 2d) und 2e) aufgrund der Aus
bildung des Kriteriums k(t) nie erreicht werden, obwohl gera
de das Beschleunigungssignal b(t) bei einem Frontaufprall
(Fig. 2e) ein etwa gleiches Maß an positiven Intergrations
beiträgen liefert, jedoch zu einem späteren Zeitpunkt. In
Fig. 2a) überschreitet das Auslösekriterium k(t) die Schwelle
s(t) bereits in ihrem abfallenden Bereich s2, so daß eine
sehr frühe Auslösung des Rückhaltemittels eingeleitet wird.
Bei dem weniger intensiven Seitenaufprall gemäß Fig. 2b)
wird die Schwelle erst zu einem späteren Zeitpunkt erreicht.
Fig. 2d) zeigt das charakteristische Beschleunigungssignal
b(t), das durch einen Hammerschlag hervorgerufen wird: Es
weist lediglich zwei Schwingungsperioden auf, wobei gerade
während der ersten Schwingungsperiode sehr hohe Amplituden
werte erreicht werden. Die Fläche unter der ersten Halb
schwingung liefert positive Integrationsbeiträge und treibt
damit das das Auslösekriterium k(t) in die Höhe, zumal auch
die im Nenner des Auslösekriteriums k(t) stehende Zeit t noch
nicht soweit fortgeschritten ist, um das Auslösekriterium zu
dämpfen. Der Startwert s1 der Schwelle s(t) weist deshalb ei
nen relativ hohen Wert auf. Der weitere Verlauf des Kriteri
ums k(t) in Fig. 2d) zeigt jedoch, wie durch die Integration
des Beschleunigungssignals b(t) die negativen Werte des Be
schleunigungssignals b(t) während der zweiten Halbwelle der
ersten Schwingungsperiode negative Integrationsbeiträge lie
fern und dadurch das Kriterium k(t) auf sehr niedrige Werte
weit unterhalb der Schwelle s(t), ggf. sogar unter Null ab
fällt. Zusammen mit Fig. 2b) wird deutlich, daß eine Absen
kung s2 des Schwellwerts s(t) unmittelbar ab Auswertebeginn
tstart oder zumindest ab Ende der ersten Halbwelle im Be
schleunigungssignal gemäß Fig. 2d) ein frühzeitiges Auslösen
bei einem weniger starken Seitenaufprall begünstigt.
Optional kann die Schwelle im Bereich s2 oder s4 nochmals
kurzzeitig angehoben werden. Dies ist dann vorteilhaft, wenn
die zweite Schwingungsperiode des Beschleunigungssignals b(t)
höhere Amplitudenwerte aufweist, als sie mit dem Hammerschlag
gemäß Fig. 2d) erreicht werden. Eine solche zweite Anhebung
mit nachfolgenden Abfall der Schwelle s(t) kann von dem Aus
lösekriterium selbst abhängig gemacht werden, beispielsweise
von einer negativen Mindeststeigung des Auslösekriteriums
k(t), die charakteristisch für die negativen Integrationsbei
träge bei einem Hammerschlag sind, oder aber auch von einem
Absinken des Auslösekriteriums k(t) unter Null. Abhängig vom
Auslösekriterium kann die Schwelle ggf. auch gesenkt werden,
um ein frühes Überschreiten der Schwelle und damit ein mög
lichst frühzeitiges Zünden des Seitenairbags, Kopfairbags,
usw. zu ermöglichen.
In Fig. 2e) wird ersichtlich, daß ein Schrägaufprall erst zu
einem späten Zeitpunkt ab Auswertebeginn lange andauernde
Schwingungen im Beschleunigungssignal b(t) mit positiven und
negativen Werten liefert. Da aus diesem Signalverlauf resul
tierenden Integrationsbeiträge jedoch erst zu relativ späten
Zeitpunkten auftreten, wird das Auslösekriterium k(t) durch
die Zeit t in seinem Nenner zu diesen späten Zeitpunkten un
ter die Schwelle s(t) gedrückt. Zu Beginn der Auswertung
tstart werden von dem Beschleunigungssignal b(t) zu geringe
Integrationsbeiträge zum Auslösekriterium k(t) geliefert, als
daß das Auslösekriterium k(t) die in diesem Bereich abgesenk
te Schwelle s(t) (s2, s4) überschreiten könnte. Zusätzlich
wird für den Schrägaufprall zu späten Zeitpunkten s4, s5 die
Schwelle s(t) angehoben, was gemäß Fig. 2c auch für einen
schwachen Seitenaufprall, bei dem nicht ausgelöst werden
soll, vorteilhaft ist.
Fig. 3 zeigt eine symmetrisch ausgebildete Schwelle s(t) mit
positivem und negativem Schwellwertverlauf s+(t), s-(t),
wie sie bei einer zentral am Fahr
zeugtunnel angeordneten Sensoreinrichtung 1 verwendet wird.
Claims (9)
1. Anordnung zum Auslösen eines Rückhaltemittels zum Seiten
aufprallschutz in einem Kraftfahrzeug, mit einer Sensorein
richtung (1) zur Seitenaufprallerkennung, die ein Beschleu
nigungssignal (b(t)) für eine Beschleunigung quer zur Fahr
zeuglängsachse liefert, und mit einer Auswerteeinrichtung
(2) für das Beschleunigungssignal (b(t)) mit einem Integra
tor (21), einer Wichtungsschaltung (22) und einem Verglei
cher (24),
dadurch gekennzeichnet,
- - daß das Beschleunigungssignal (b(t)) in dem Integrator (21) integriert wird,
- - daß das integrierte Beschleunigungssignal (i(t)) in der Wichtungsschaltung (22) mit einem zeitabhängigen Signal (w(t)) gewichtet wird, und
- - daß das integrierte und gewichtete Beschleunigungssignal (k(t)) im Vergleicher (24) mit einer Schwelle (s(t)) ver glichen wird und bei Überschreiten der Schwelle (s(t)) durch das integrierte und gewichtete Beschleunigungssignal (k(t)) ein Auslösesignal (a(t)) von der Auswerteeinrichtung (2) an ein Zündelement (3) des Rückhaltemittels geliefert wird.
2. Anordnung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das
integrierte Beschleunigungssignal (i(t)) in der Wichtungs
schaltung (22) durch das von der Zeit abhängige Signal (w(t))
dividiert wird.
3. Anordnung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das
integrierte Beschleunigungssignal (i(t)) in der Wichtungs
schaltung (22) durch das linear von der Zeit abhängige Signal
(w(t)) dividiert wird.
4. Anordnung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
Auswertung des Beschleunigungssignals (b(t)) in der Auswerte
einrichtung (2) in Abhängigkeit von dem Beschleunigungssignal
(b(t)) begonnen wird.
5. Anordnung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
Schwelle (s(t)) zeitabhängig unterschiedliche Werte
(s1, s2, s3, s4, s5) aufweist.
6. Anordnung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß
die Schwelle (s(t)) zu Beginn der Auswertung einen Startwert
(s1) und im folgenden von diesem Startwert (s1) abfallende
Werte (s2) aufweist.
7. Anordnung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die
Schwelle (s(t)) zu fortgeschrittener Zeit ansteigende Werte
(s3) aufweist.
8. Anordnung nach Anspruch 6 und 7, dadurch gekennzeichnet,
daß die Schwelle (s(t)) zwischen dem abfallenden und dem an
steigenden Abschnitt (s2, s3) einen Abschnitt mit konstanten
Werten (s4) aufweist.
9. Anordnung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
Sensoreinrichtung (1) zusammen mit der Auswerteeinrichtung
(2) in einem zentral im Fahrzeug angeordneten Steuergerät
enthalten ist, daß das integrierte und gewichtete Beschleuni
gungssignal (k(t)) mit einer symmetrisch um den Nullpunkt
ausgebildeten Schwelle (s+(t), s-(t)) verglichen wird, und daß
zumindest das in einer Fahrzeughälfte angeordnete Rückhalte
mittel den positiven Werten der Schwelle (s+(t)) und ein in
der anderen Fahrzeughälfte angeordnetes Rückhaltemittel den
negativen Werten der Schwelle (s-(t)) zugeordnet ist.
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