VERFAHREN UND VORRICHTUNG ZUR ANALYSE EINES SENSORDATENSTROMS SOWIE VERFAHREN ZUM FÜHREN EINES FAHRZEUGS
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Analyse eines Sensordatenstroms, der ein Fahrzeugumfeld charakterisiert, in Bezug auf ein Vorliegen von Verkehrsszenarien, sowie ein Verfahren zum Führen eines Fahrzeugs.
Moderne Fahrzeuge sind zunehmend mit Fahrerassistenzsystemen (engl. Advanced Driver Assistance Systems, ADAS) ausgestattet, welche den Fahrer in bestimmten Fahr- situationen unterstützen. Die Unterstützung reicht von reinem Anzeigen möglicherweise relevanter Information (z.B. Ausgeben einer Warnung durch einen Spurwechselassis- tent) über teilautonome Eingriffe (z.B. Regulierung des auf die Radachsen aufgebrachten Moments durch ein Antiblockiersystem) bis hin zu voll- oder zumindest teilautonomen Eingriffen in die Steuerung des Fahrzeugs (z.B. adaptive Geschwindigkeitsregelung durch einen Abstandsregeltempomat, engl. Adaptive Cruise Control, ACC).
Die Grundlage für solche Fahrerassistenzsysteme bilden in der Regel Sensordaten, etwa bereitgestellte Signale von Ultraschallsensoren, Radarsensoren oder Kameras, anhand denen die gegenwärtige Fahrsituation bestimmt und in Reaktion darauf die Funktion des jeweiligen Fahrerassistenzsystems ausgeführt werden kann. Insbesondere bei Fahrer- assistenzsystemen, die (autonom) in die Steuerung des Fahrzeugs eingreifen, muss an- hand der Sensordaten die gegenwärtige Fahrsituation höchst zuverlässig identifiziert werden können.
Im Allgemeinen werden dabei bestimmte, einer Fahrsituation zugeordnete Regeln bzw. Kriterien aufgestellt, bei deren Erfüllung auf ein Vorliegen einer bekannten Fahrsituation geschlossen werden kann. Das Erfüllen der Regel bzw. Kriterien wirkt dabei z.B. als Auslöser für eine Aktion des Fahrerassistenzsystems. Beispielsweise kann ein Ver- kehrsszenario, in dem ein benachbartes Fahrzeug vor dem Ego-Fahrzeug genannten, mit dem Fahrerassistenzsystem ausgestatteten Fahrzeug in die gleiche Fahrspur ein- schert, dadurch erkannt werden, dass ein sensorisch erfasster transversaler Abstand senkrecht zur Fahrtrichtung zum benachbarten Fahrzeug abnimmt und schließlich, zu- mindest im Wesentlichen, den Wert 0 annimmt, wenn das benachbarte Fahrzeug sich unmittelbar vor dem Ego-Fahrzeug befindet.
Um solche Fahrerassistenzsysteme, insbesondere deren Reaktion in bereits bekannten Verkehrsszenarien, zu testen, kann das zu testende Fahrerassistenzsystem Sensorda- ten gefüttert werden, welche das bereits bekannte Verkehrsszenario charakterisieren. Um die Fahrerassistenzsystem zuverlässig zu testen, werden in der Regel eine Vielzahl von Sensordaten, die gegebenenfalls auch leichte Variationen des Verkehrsszenarios charakterisieren, benötigt.
Aus WO 2017/210222 A1 ist dazu das automatische Erzeugen von Simulationsszenarien zum Validieren eines Fahrerassistenzsystems bekannt. Eine Vielzahl solcher Simulati- onsszenarien kann dabei insbesondere durch Variation von aufgenommenen Szenarien erzeugt werden, wobei die Variationen auf einem Datenstrom basieren, der durch die Isolation von Unterschieden zwischen ähnlichen aufgenommenen Szenarien erzeugt wird.
Es ist eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, die Analyse eines Sensordatenstroms bezüglich des Vorliegens von Verkehrsszenarien weiter zu verbessern, insbesondere vorliegende Verkehrsszenarien durch Analyse des Sensordatenstroms zuverlässiger und/oder auf einfache Weise zu erkennen.
Diese Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Analyse eines Sensordatenstroms, der ein Fahrzeugumfeld charakterisiert, in Bezug auf ein Vorliegen von Verkehrsszenarien sowie durch ein Verfahren zum Betreiben eines Fahrerassistenz- system gemäß den unabhängigen Ansprüchen.
Ein erster Aspekt der Erfindung betrifft ein Verfahren zur Analyse eines Sensordaten- stroms, der ein Fahrzeugumfeld charakterisiert, in Bezug auf ein Vorliegen von Ver- kehrsszenarien, aufweisend die folgenden Arbeitsschritte: (i) Ermitteln eines Ähnlich- keitsmaßes, welches den Grad an Übereinstimmung zwischen einem Abschnitt des Sensordatenstroms und wenigstens einer in einer Datenbank gespeicherten Schablone angibt, durch Abbilden des Abschnitts des Sensordatenstroms auf die wenigstens eine Schablone, vorzugsweise mittels dynamischer Zeitnormierung, wobei die Schablone ein bekanntes Verkehrsszenario charakterisiert; und (ii) Zuordnen des bekannten Verkehrs- szenarios zu dem Abschnitt des Sensordatenstroms, wenn das Ähnlichkeitsmaß ein vor- gegebenes Ähnlichkeitskriterium erfüllt.
Insbesondere wird das Verfahren computergestützt durchgeführt.
Ein Sensordatenstrom im Sinne der Erfindung ist insbesondere eine zeitliche Abfolge von Sensordaten, insbesondere von entsprechenden Signalen, die ein Fahrzeugumfeld zu jeweils einem Zeitpunkt charakterisieren. Mit anderen Worten kann ein Sensordaten- strom insbesondere kontinuierlich Information bezüglich des Fahrzeugumfelds liefern. Ein Sensordatenstrom kann beispielsweise von einer Sensoreinrichtung, die vorzugs- weise einen oder mehrere, gegebenenfalls verschiedene, Sensoren zur Erfassung des Fahrzeugumfelds aufweist, bereitgestellt bzw. erzeugt werden. Alternativ kann ein Sens- ordatenstrom aber auch künstlich, etwa durch eine Simulation, erzeugt werden. Vor- zugsweise wird der Sensordatenstrom aus vorverarbeiteten, insbesondere aufbereiteten, z.B. fusionierten, Sensordaten gebildet und enthält beispielsweise Information bezüglich der relativen Abstände zwischen Verkehrsteilnehmern oder anderen Objekten, insbe- sondere unter Berücksichtigung von Straßenkrümmungen.
Ein Abschnitt eines Sensordatenstroms im Sinne der Erfindung ist insbesondere ein zeit- licher Abschnitt des Sensordatenstroms. Ein Abschnitt eines Sensordatenstroms kann beispielsweise ein Ausschnitt aus dem Sensordatenstrom sein. Mit anderen Worten kann ein Abschnitt eines Sensordatenstroms Sensordaten enthalten, die in einem, gegebe- nenfalls vorgegebenen, Zeitfenster bereitgestellt wurden oder werden. Ein Abschnitt kann insbesondere eine Wertefolge, insbesondere eine Zeitfolge von Werten, enthalten.
Eine Schablone im Sinne der Erfindung ist insbesondere eine Wertefolge und kann ins- besondere eine Zeitfolge von Werten enthalten. Eine Schablone kann insbesondere ein Fahrmanöver wenigstens eines Fahrzeugs abbilden. Vorzugsweise ist eine Schablone ein, insbesondere generischer, Abschnitt eines Sensordatenstroms, der charakteristisch für ein bestimmtes, insbesondere bekanntes, Verkehrsszenario ist.
Ein Zuordnen eines Abschnitts eines Sensordatenstroms zu einem bekannten Verkehrs- szenario im Sinne der Erfindung ist insbesondere ein Klassifizieren (engl label), insbe- sondere des Abschnitts, des Sensordatenstroms. Vorzugsweise wird der Abschnitt des Sensordatenstroms beim Zuordnen entsprechend gekennzeichnet, beispielsweise durch Setzen eines Markers oder eines Werts, die jeweils charakteristisch für das bekannte Verkehrsszenario sind.
Ein Abbilden eines Abschnitts eines Sensordatenstroms auf eine Schablone im Sinne der Erfindung ist insbesondere ein Anpassen, insbesondere in Transformieren, des Ab- schnitts und/oder der Schablone in der Weise, dass der Abschnitt, insbesondere ein zeit- licher Verlauf des Abschnitts, mit der Schablone, insbesondere mit einem zeitlichen Ver- lauf der Schablone, zumindest im Wesentlichen, insbesondere so gut wie möglich, über- einstimmt. Beispielsweise kann der Abschnitt und/oder die Schablone beim Abbilden gestaucht und/oder gestreckt werden, so dass z.B. eine Form der Zeitfolge von im Ab- schnitt enthaltenen Werten mit einer Form der Zeitfolge von in der Schablone enthalte- nen Werten zumindest im Wesentlichen übereinstimmt.
Eine dynamische Zeitnormierung (engl dynamic time warping, DTW) im Sinne der Erfin- dung ist insbesondere ein Verfahren, insbesondere ein Algorithmus, um Wertefolgen, z.B. Zeitfolgen wie einen Abschnitt eines Sensordatenstroms, mit gegebenenfalls unter- schiedlicher Länge aufeinander abzubilden. Dabei wird vorzugsweise eine Matrix er- zeugt, die als Matrixelemente eine Distanz, beispielsweise euklidische Distanz, eine Manhattan-Distanz oder eine Mahalanobis-Distanz, zwischen einzelnen Elementen der Wertefolgen enthält. Auf Basis einer Kostenfunktion, in welche diese Distanzen einge- hen, können dann die minimalen Kosten für die verschiedenen, durch die Distanzen ab- gebildeten Zuordnungen der einzelnen Elemente der Wertefolgen ermittelt werden, um die präziseste Abbildung der Wertefolgen aufeinander zu finden.
Ein Ähnlichkeitsmaß im Sinne der Erfindung ist insbesondere ein Wert, der die Ähnlich- keit zwischen zwei Wertefolgen, z.B. Zeitfolgen wie einen Abschnitt eines Sensordaten- stroms, charakterisiert. Vorzugsweise basiert das Ähnlichkeitsmaß auf einer Distanz, beispielsweise einer euklidischen Distanz, einer Manhattan-Distanz oder einer Mahala- nobis-Distanz. Das Ähnlichkeitsmaß kann dabei proportional zu, insbesondere gleich, der Distanz sein. Alternativ kann das Ähnlichkeitsmaß aber auch invers zur Distanz sein. Vorzugsweise entspricht das Ähnlichkeitsmaß dabei einer Distanz, die durch eine Opti- mierungsfunktion ermittelt wird. Mit anderen Worten kann das Ähnlichkeitsmaß einen, gegebenenfalls abstrakten, Abstand zwischen einem Abschnitt eines Sensordatenstroms und einer Schablone charakterisieren.
Ein Verkehrsszenario im Sinne der Erfindung ist vorzugsweise eine zeitliche Entwicklung von Elementen von Szenen innerhalb einer Folge von Szenen, welche mit einer Start- szene beginnt. Im Gegensatz zu Szenen decken Szenarien eine gewisse Zeitspanne ab.
Eine Szene beschreibt vorzugsweise eine Momentaufnahme des Umfelds, welche, ins- besondere alle räumlich stationären Elemente und dynamische Elemente umfasst.
Die Erfindung basiert insbesondere auf dem Ansatz, einen aus einem Sensordaten- strom, der z.B. von einer ein Fahrzeugumfeld erfassenden Sensoreinrichtung oder einem Simulator bereitgestellt wird, extrahierten Abschnitt mit einer Schablone zu vergleichen, die ein bekanntes Verkehrsszenario, beispielsweise eine räumliche Konstellation von Verkehrsteilnehmern und/oder deren dynamische Entwicklung, insbesondere wenigstens ein Fahrmanöver, charakterisiert. In Abhängigkeit eines Ergebnisses des Vergleichs kann dann eine Klassifizierung des Abschnitts des Sensordatenstroms vorgenommen werden. Z.B. kann der Abschnitt als dem durch die Schablone charakterisierten bekann- ten Verkehrsszenario zugehörig klassifiziert werden.
Auf Grundlage der derart erfolgten Klassifikation kann beispielsweise eine Information betreffend das bekannte Verkehrsszenario ausgegeben bzw. bereitgestellt, etwa über eine Schnittstelle an ein Fahrerassistenzsystem übermittelt, werden.
Der Vergleich des Abschnitts des Sensordatenstroms mit der Schablone wird dabei in bevorzugter Weise durch eine dynamische Zeitnormierung des Abschnitts und der Schablone, d.h. durch ein Abbilden des Abschnitts auf die Schablone, durchgeführt. Ein dabei ermitteltes Ähnlichkeitsmaß, insbesondere eine Distanz zwischen dem Abschnitt und der Schablone, kann einen Anhaltspunkt dafür liefern, wie gut der Abschnitt und die Schablone zusammenpassen, z.B. wie stark sich ein durch den Abschnitt des Sensorda- tenstroms charakterisiertes Fahrzeugumfeld von dem bekannten Verkehrsszenario un- terscheidet. Erfüllt das Ähnlichkeitsmaß ein Ähnlichkeitskriterium, d.h. sind die Unter- schiede zwischen dem Abschnitt und der Schablone nicht zu groß, wird das durch die Schablone charakterisierte, bekannte Verkehrsszenario dem Abschnitt des Sensorda- tenstroms zugeordnet. Mit anderen Worten wird ein durch den Abschnitt des Sensorda- tenstroms charakterisiertes, unbekanntes Verkehrsszenario in diesem Fall mit dem be- kannten Verkehrsszenario identifiziert.
Der Einsatz der dynamischen Zeitminimierung macht es hierbei möglich, das unbekann- te, durch den Sensordatenstrom, insbesondere den Abschnitt, charakterisierte Verkehrs- szenario besonders schnell und zuverlässig zu identifizieren. Es ist insbesondere nicht notwendig, in gegebenenfalls aufwändiger Weise mehrere Parameter aus dem Sensor-
datenstrom abzuleiten und zu überprüfen, ob diese verschiedene Kriterien erfüllen. Statt dessen erlaubt es die Erfindung, anhand der dynamischen Zeitnormierung, die vorzugs- weise mit einem besonders rechenzeitsparenden Algorithmus, etwa den von Rakthan- manon et. at. in„Searching and mining trillions of time series subsequences under dy- namic time warping“, Proceedings of the 18th ACM SIGKDD International Conference on Knowledge Discovery and Data Mining, KDD 12, 262-270 (2018) angegebenen Algo- rithmus, ausgeführt wird, lediglich einen Parameter, insbesondere das Ähnlichkeitsmaß, zu bestimmen und diesen zur zuverlässigen Identifikation des Verkehrsszenarios heran- zuziehen.
Der Einsatz der dynamischen Zeitnormierung erlaubt es insbesondere, das bekannte Verkehrsszenario auch einem Abschnitt des Sensordatenstroms, der eine Variation des Verkehrsszenarios charakterisiert, zuverlässig zuzuordnen, insbesondere durch die Ab- bildung auf eine für das bekannte Verkehrsszenario generische Schablone. Dadurch kann verhindert werden, dass der Abschnitt des Sensordatenstroms in diesen Fällen jeweils unterschiedlich klassifiziert wird. Dies ermöglicht eine effiziente Verarbeitung des Sensordatenstroms.
Insgesamt erlaubt es die Erfindung, die Analyse eines Sensordatenstroms bezüglich des Vorliegens von Verkehrsszenarien weiter zu verbessern, insbesondere vorliegende Ver- kehrsszenarien durch Analyse des Sensordatenstroms zuverlässiger und/oder auf einfa- che Weise zu erkennen.
Nachfolgend werden bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung und deren Weiterbil- dungen beschrieben, die jeweils, soweit dies nicht ausdrücklich ausgeschlossen wird, beliebig miteinander sowie mit den im Weiteren beschriebenen Aspekten der Erfindung kombiniert werden können.
In einer bevorzugten Ausführungsform wird der Abschnitt des Sensordatenstroms beim Zuordnen zu dem bekannten Verkehrsszenario in der Datenbank gespeichert. Vorzugs- weise wird der Abschnitt dabei entsprechend klassifiziert, d.h. als zu dem bekannten Verkehrsszenario zugehörig gekennzeichnet. Der Abschnitt kann insbesondere einem Cluster von bereits in der Datenbank gespeicherten Abschnitten, die dem bekannten Verkehrsszenario zugeordnet wurden, zugeordnet werden bzw. einen Teil eines solchen Clusters bilden. Dadurch kann der in dieser Weise gespeicherte Abschnitt des Sensorda-
tenstroms bei einer zukünftigen (Weiter-)Verarbeitung der in der Datenbank gespeicher- ten Daten, z.B. bei einer zukünftigen Anpassung der wenigstens einen Schablone, be- rücksichtigt werden.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform weist das Verfahren des Weiteren den folgenden Arbeitsschritt auf: Speichern des Abschnitts des Sensordatenstroms als weite- re Schablone in der Datenbank, wenn das Ähnlichkeitsmaß das vorgegebene Ähnlich- keitskriterium nicht erfüllt. Vorzugsweise kann die weitere Schablone im Folgenden ge- nutzt werden, um weitere, insbesondere zukünftige, Abschnitte des Sensordatenstroms dem durch die weitere Schablone charakterisierten, insbesondere bislang unbekannten, Verkehrsszenario zuordnen zu können. Auf diese Weise kann die Datenbank erweitert werden. Insbesondere können der Datenbank neue Verkehrsszenarien, z.B. neue Fahr- manöver, hinzugefügt werden. Mit anderen Worten kann auf diese Weise ein Lernen von neuen Verkehrsszenarien und eine entsprechende dynamische Erweiterung der Daten- bank realisiert werden.
Dieser Fall kann beispielsweise eintreten, wenn ein seltenes Verkehrsszenario eintritt, etwa ein Fahrzeug ein ungewöhnliches Manöver ausführt, das noch nicht durch eine Schablone in der Datenbank erfasst ist bzw. wurde. Dann kann der Abschnitt des Sens- ordatenstroms und dieses seltene und bislang unbekannte Verkehrsszenario charakteri- siert, der mit keiner von mehreren in der Datenbank gespeicherte Schablonen, zumin- dest in dem durch das Ähnlichkeitskriterium vorgegebenen Rahmen, übereinstimmt, d.h. insbesondere nicht präzise genug durch, insbesondere die dynamische Zeitnormierung, auf eine der Schablonen abgebildet werden kann, als neue Schablone in der Datenbank gespeichert werden und somit etwa eine neue Verkehrsszenarioklasse bilden.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform weist das Verfahren des Weiteren die folgenden Arbeitsschritte auf: (i) Prüfen, ob wenigstens eine Schablone in der Datenbank gespeichert ist; und (ii) Hinzufügen des Abschnitts des Sensordatenstroms als Schablo- ne in die Datenbank in Abhängigkeit des Ergebnisses der Prüfung. Insbesondere wird der Abschnitt des Sensordatenstroms in der Datenbank gespeichert, wenn bislang noch keine Schablone in der Datenbank gespeichert ist bzw. wurde. Die Datenbank kann auf diese Weise vorteilhaft initialisiert bzw. aufgebaut werden. Insbesondere kann dadurch auf eine gegebenenfalls aufwändige Präparation bzw. Bevölkerung der Datenbank ver- zichtet werden. In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform weist das Verfahren des
Weiteren den folgenden Arbeitsschritt auf: Anpassen der Schablone, wenn das Ähnlich- keitsmaß gleichzeitig das vorgegebene Ähnlichkeitskriterium und ein vorgegebenes An- passungskriterium erfüllt. Beispielsweise kann die Schablone angepasst werden, wenn der Abschnitt des Sensordatenstroms dem bekannten Verkehrsszenario, welches durch die Schablone charakterisiert ist, zugeordnet wird, jedoch gewisse Unterschiede zwi- schen dem Abschnitt und der Schablone bestehen. Dadurch können weitere, insbeson- dere zukünftige, Abschnitte des Sensordatenstroms besonders zuverlässig dem richtigen Verkehrsszenario zugeordnet werden.
Z.B. kann die Schablone, insbesondere durch Neuberechnung, angepasst werden, wenn auf Grundlage einer durch die dynamische Zeitnormierung ermittelten Distanz zwischen dem Abschnitt des Sensordatenstroms und der Schablone der Abschnitt einem mit dem bekannten Verkehrsszenario korrespondierendem Cluster von Abschnitten zugeordnet werden kann, aber nicht in der Nähe des Schwerpunkts des Clusters liegt.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform werden beim Anpassen der Schablone alle dem bekannten Verkehrsszenario zugeordneten, insbesondere zuvor in der Daten- bank gespeicherten, Abschnitte des Sensordatenstroms durch dynamische Zeitnormie- rung gemittelt. Vorzugsweise wird die Mittelung dabei mit dem z.B. aus Petitjean et. al. in „A global averaging method for dynamic time warping, with applications to clustering“, Pattern regocnition, 44(3), 678-693 (201 1) bekannten Schwerpunktmittelungsverfahren dynamisch normierter Zeitfolgen (engl dynamic time warping barycenter averaging) ausgeführt. Dadurch kann iteratives paarweises Mitteln vermieden werden, wodurch der Rechenaufwand vorteilhaft verringert wird. Zudem kann eine beliebige Reihenfolge der in den gespeicherten Abschnitten des Sensordatenstroms enthaltenen Sensordaten eine Mittelung verwendet werden, und die, insbesondere zeitliche, Länge der derart ange- passten Schablone wird vorteilhaft nicht vergrößert.
Vorzugsweise bildet das Verfahren somit eine Echtzeit-Version des sog. k-Means- Algorithmus (engl k-means clustering), wobei die in der Datenbank gespeicherte Schab- lonen Schwerpunkte verschiedener Cluster, die jeweils mit einem bekannten Verkehrs- szenario korrespondieren, bilden. Dabei kann einem Cluster ein neues Mitglied, d.h. ein weiterer Abschnitt des Sensordatenstroms, hinzugefügt werden, wenn das Ähnlich- keitskriterium erfüllt ist. Wenn jedoch gleichzeitig auch das Anpassungskriterium erfüllt ist, z.B. die Abbildung des Abschnitts des Sensordatenstroms auf die Schablone eine
vorgegebene Güte nicht erreicht, wird der Schwerpunkt des entsprechenden Clusters, d.h. die Schablone, angepasst, insbesondere neu berechnet, insbesondere durch Mitte- lung aller Mitglieder des Clusters. Wird bereits das Ähnlichkeitskriterium nicht erfüllt, d.h. kann der Abschnitt des Sensordatenstroms, insbesondere durch dynamische Zeitnormie- rung, nicht sinnvoll auf eine der Schablonen abgebildet werden, bildet der Abschnitt ein neues Cluster. Durch Ausbildung des Verfahrens als k-Means-Algorithmus können Ab- schnitte des Sensordatenstroms besonders zuverlässig, insbesondere mit hoher Wahr- scheinlichkeit, dem korrekten Verkehrsszenario zugeordnet werden bzw. die Datenbank dynamisch angepasst bzw. erweitert werden.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform ist oder wird das vorgegebene Ähnlich- keitskriterium erfüllt, wenn das Ähnlichkeitsmaß einen vorgegebenen Ähnlichkeits- schwellenwert unterschreitet. Vorzugsweise wird dabei geprüft, ob eine durch dynami- sche Zeitnormierung ermittelte Distanz zwischen dem Abschnitt des Sensordatenstroms und der Schablone kleiner ist als der vorgegebener Ähnlichkeitsschwellenwert. Dadurch kann zuverlässig und eindeutig, insbesondere bei Einsparung von Rechenleistung, ent- schieden werden, ob der Abschnitt des Sensordatenstroms dem bekannten Verkehrs- szenario, welches durch die Schablone charakterisiert ist, zugeordnet werden soll.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform ist oder wird das vorgegebene Anpas- sungskriterium erfüllt, wenn das Ähnlichkeitsmaß einen von dem Ähnlichkeitskriterium, insbesondere von dem Ähnlichkeitsschwellenwert, abhängigen Anpassungsschwellen- wert überschreitet. Dadurch kann zuverlässig und eindeutig, insbesondere bei Einspa- rung von Rechenleistung, entschieden werden, ob die das bekannte Verkehrsszenario charakterisierende Schablone angepasst, beispielsweise neu berechnet, werden soll.
Vorzugsweise wird dabei geprüft, ob eine durch dynamische Zeitnormierung ermittelte Distanz zwischen dem Abschnitt des Sensordatenstroms und der Schablone größer ist als der vorgegebene Anpassungsschwellenwert. Dadurch kann die Schablone insbeson- dere dann angepasst werden, wenn der Grad an Übereinstimmung zwischen dem Ab- schnitt des Sensordatenstroms und der Schablone nicht zu hoch ist. Mit anderen Worten wird eine Anpassung der Schablone vorzugsweise nur vorgenommen, wenn der gegen- wärtig auf die Schablone abgebildete Abschnitt des Sensordatenstroms wenigstens bis zu einem gewissen Grad von der Schablone abweicht und somit eine Anpassung der
Schablone auch angebracht ist. Insbesondere kann so eine unnötige Anpassung der Schablonen vermieden werden.
Vorzugsweise ist die Abhängigkeit des Anpassungskriteriums, insbesondere des Anpas- sungsschwellenwerts, durch eine, insbesondere mathematische, Funktion charakteri- siert. Beispielsweise kann der Wert dieser Funktion das Anpassungskriterium, insbeson- dere den Anpassungsschwellenwert, angeben, wenn als Eingangsgröße der Funktion wenigstens das Ähnlichkeitskriterium, insbesondere der Ähnlichkeitsschwellenwert, ge- wählt wird. Die Funktion kann dabei dazu eingerichtet sein, dass Ähnlichkeitskriterium, insbesondere den Ähnlichkeitsschwellenwert, zu gewichten, z.B. durch Multiplikation mit einem Faktor kleiner eins. Mit anderen Worten kann das Anpassungskriterium einer Ge- wichtung des Ähnlichkeitskriteriums entsprechen.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform weist das Verfahren des Weiteren den folgenden Arbeitsschritt auf: Vorgeben des Ähnlichkeitskriteriums, insbesondere des Ähnlichkeitsschwellenwerts, auf Basis eines Vergleichs mehrerer, insbesondere aller, Ähnlichkeitsmaße untereinander, die bei der Abbildung, insbesondere durch dynamische Zeitnormierung, zumindest von dem bekannten Szenario zugeordneten, insbesondere in der Datenbank gespeicherten, Abschnitten des Sensordatenstroms ermittelt werden. Vorzugsweise wird beim Vergleichen ein Ähnlichkeitsmaß, das den niedrigsten Grad der Übereinstimmung zwischen dem Abschnitt des Sensordatenstroms und der Schablone charakterisiert, z.B. eine maximale durch die dynamische Zeitnormierung ermittelte Dis- tanz zwischen dem Abschnitt des Sensordatenstroms und der Schablone, ermittelt und daraus das Ähnlichkeitskriterium, insbesondere der Ähnlichkeitsschwellenwert, gebildet. Dadurch kann das Ähnlichkeitskriterium, insbesondere der Ähnlichkeitsschwellenwert, dynamisch beispielsweise an die Qualität der im Sensordatenstrom enthaltenen Sensor- daten angepasst werden.
Beispielsweise können jeweils alle Mitglieder eines mit einem bekannten Verkehrsszena- rio korrespondierenden Clusters, dessen Schwerpunkt durch die entsprechende Schab- lone gebildet wird, durch dynamische Zeitnormierung auf die Schablone abgebildet wer- den. Aus den dabei ermittelten Distanzen zwischen den Mitgliedern, d.h. Abschnitten des Sensordatenstroms und der Schablone, wird die maximale Distanz ausgewählt, z.B. her- ausgefiltert, und als Ähnlichkeitskriterium, insbesondere Ähnlichkeitsschwellenwert, ver- wendet.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform werden mehrere Ähnlichkeitsmaße durch Abbilden des Abschnitts des Sensordatenstroms auf jeweils eine von mehreren in der Datenbank gespeicherten Schablonen, von denen jede jeweils ein anderes bekann- tes Verkehrsszenario charakterisiert, ermittelt, und der Abschnitt des Sensordatenstroms wird dem bekannten Verkehrsszenario auf Basis eines Vergleichs der mehreren ermittel- ten Ähnlichkeitsmaße untereinander zugeordnet. Mit anderen Worten wird ein unbekann- tes Verkehrsszenario, das durch den Abschnitt des Sensordatenstroms charakterisiert ist, mit mehreren bereits bekannten Verkehrsszenarien verglichen und vorzugsweise auf Basis dieses Vergleichs identifiziert.
Vorzugsweise wird beim Vergleichen ein Ähnlichkeitsmaß, dass den höchsten Grad der Übereinstimmung zwischen dem Abschnitt des Sensordatenstroms und einer Schablone charakterisiert, z.B. eine minimale bei der dynamischen Zeitnormierung des Abschnitts des Sensordatenstroms ermittelte Distanz zwischen dem Abschnitt des Sensordaten- stroms und der Schablone, ermittelt und der Abschnitt dem bekannten Verkehrsszenario, dass durch die entsprechende Schablone charakterisiert ist, zugeordnet. Dadurch kann das Verkehrsszenario, dass gegenwärtig durch den Abschnitt des Sensordatenstroms charakterisiert, insbesondere abgebildet, wird, zuverlässig und schnell identifiziert wer- den.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform charakterisiert der Sensordatenstrom wenigstens einen, insbesondere transversalen, d.h. senkrecht zur Fahrtrichtung verlau- fenden, Abstand von zwei Verkehrsteilnehmern des Verkehrsszenarios zueinander. Fah- ren beispielsweise zwei Fahrzeuge auf zwei nebeneinanderliegenden Fahrspuren ne- beneinander her, ändert sich der Abstand zwischen den Fahrzeugen nicht. Führt eines der Fahrzeuge ein Fahrmanöver aus, beispielsweise durch Beschleunigen bzw. Überho- len oder durch Einschwenken auf die jeweils andere Fahrspur, ändert sich der Abstand zwischen den Fahrzeugen. Diese Änderung kann charakteristisch für das Fahrmanöver bzw. das Verkehrsszenario sein. Der, insbesondere zeitliche, Verlauf des Abstands bei diesem Fahrmanöver kann somit eine in der Datenbank gespeicherte Schablone für das Verkehrsszenario bilden. Ein Abschnitt des Sensordatenstroms kann dadurch dem kor- rekten Verkehrsszenario mit hoher Wahrscheinlichkeit zugeordnet werden.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform wird der Sensordatenstrom von einer Sensoreinrichtung eines Fahrzeugs während dem Betrieb des Fahrzeugs bereitgestellt.
Die Sensoreinrichtung weist vorzugsweise mehrere Sensoren, beispielsweise wenigs- tens eine Kamera, wenigstens einen Radarsensor, wenigstens einen Liedersensor, we- nigstens einen Ultraschallsensor und/oder dergleichen, auf, welche entsprechende Sen- sordaten, in bevorzugter Weise zumindest im Wesentlichen kontinuierlich, erzeugen, wobei der Sensordatenstrom in bevorzugter Weise durch eine Fusion der Sensordaten gebildet wird. Anhand der Zuordnung des Abschnitts des Sensordatenstroms zum be- kannten Verkehrsszenario kann dann in situ, d.h. im Wesentlichen in Echtzeit, eine In- formation bezüglich des derart identifizierte Verkehrsszenario ausgegeben und bei- spielsweise einem Fahrerassistenzsystem zur Verfügung gestellt werden. Zudem ist es möglich, z.B. im Rahmen von Testfahrten, die Datenbank mit Schablonen zu befüllen, damit die Datenbank bzw. die darin enthaltenen Daten zu einem späteren Zeitpunkt zur Identifikation von Verkehrsszenarien herangezogenen werden kann bzw. können. Durch Bereitstellen des Sensordatenstroms während des Betriebs des Fahrzeugs kann die Da- tenbank auch in situ, d.h. in Echtzeit, erweitert werden.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform weist das Verfahren des Weiteren den folgenden Arbeitsschritt auf: Auswählen des Abschnitts aus dem Sensordatenstrom, wo- bei ein Anfang des Abschnitts des Sensordatenstroms und/oder ein Ende des Abschnitts des Sensordatenstroms in der Weise ausgewählt werden, dass der Anfang des Ab- schnitts des Sensordatenstroms und das Ende des Abschnitts des Sensordatenstroms durch eine vorgegebene Zeitdauer voneinander beabstandet sind. Vorzugsweise bildet der derart ausgewählte Abschnitt des Sensordatenstroms ein Zeitfenster, innerhalb dem im Sensordatenstrom enthaltene, etwa von einer Sensoreinrichtung eines Fahrzeugs oder einer Simulation bereitgestellte Sensordaten, beispielsweise bei der Identifikation eines vorliegenden Verkehrsszenarios, berücksichtigt werden. Dabei kann durch Vorga- be der Zeitdauer, d.h. durch Wahl der Länge des Zeitfensters, eine besonders zuverläs- sige Zuordnung des Abschnitts des Sensordatenstroms zu dem bekannten Verkehrs- szenario erreicht werden.
Vorzugsweise wird das Ende des Abschnitts von gegenwärtig von der Sensoreinrichtung oder der Simulation erzeugten Sensordaten gebildet. Dadurch wird beispielsweise eine Identifikation der aktuell vorliegenden Verkehrssituation auf zuverlässige Weise ermög- licht.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform werden wenigstens das Auswählen des Abschnitts des Sensordatenstroms, das Ermitteln des Ähnlichkeitsmaßes und das Zu- ordnen des Abschnitts des Sensordatenstroms wiederholt ausgeführt. Vorzugsweise wird bzw. werden dabei beim wiederholten Auswählen des Abschnitts des Sensordaten- stroms der Anfang und/oder das Ende des Abschnitts des Sensordatenstroms in der Weise ausgewählt, dass der Abschnitt des Sensordatenstroms höchstens zur Hälfte mit einem zuvor ausgewählten Abschnitt des Sensordatenstroms überlappt. Mit anderen Worten wird ein weiterer Abschnitt des Sensordatenstroms erst dann auf wenigstens eine Schablone abgebildet, wenn die Hälfte der vorgegebenen Zeitdauer verstrichen ist. Dadurch kann sichergestellt werden, dass sich zwei aufeinanderfolgend auf mehrere Schablonen abgebildete Abschnitte des Sensordatenstroms ausreichend voneinander unterscheiden, um unterschiedlichen bekannten Verkehrsszenarien zugeordnet werden zu können.
Ein zweiter Aspekt der Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur Analyse eines Sensorda- tenstroms, der ein Fahrzeugumfeld charakterisiert, in Bezug auf ein Vorliegen von Ver- kehrsszenarien. Die Vorrichtung weist vorzugsweise ein Verarbeitungsmodul auf, wel- ches dazu eingerichtet ist, ein Ähnlichkeitsmaß, welches den Grad an Übereinstimmung zwischen einem Abschnitt des Sensordatenstroms und wenigstens einer in einer Daten- bank gespeicherten Schablone angibt, durch Abbilden des Abschnitts des Sensordaten- stroms auf die wenigstens eine Schablone, vorzugsweise mittels dynamischer Zeitnor- mierung, zu ermitteln, wobei die Schablone ein bekanntes Verkehrsszenario charakteri- siert. Zudem weist die Vorrichtung vorzugsweise ein Zuordnungsmodul auf, welches da- zu eingerichtet ist, das bekannte Verkehrsszenario dem Abschnitt des Sensordaten- stroms zuzuordnen, wenn das Ähnlichkeitsmaß ein vorgegebenes Ähnlichkeitskriterium erfüllt.
Vorzugsweise weist die Vorrichtung auch eine Sensoreinrichtung auf, die dazu eingerich- tet ist, ein Fahrzeugumfeld zu erfassen und den Sensordatenstrom bereitzustellen. Die Sensoreinrichtung kann einen oder mehrere Sensoren, beispielsweise Kameras, Ultra- schallsensoren, Radarsensoren, Lidarsensoren und/oder dergleichen aufweisen, um zur Charakterisierung eines vorliegenden Verkehrsszenarios relevante Größen, wie etwa Abstände von Verkehrsteilnehmern zueinander, zuverlässig, vorzugsweise redundant, erfassen zu können.
Die Vorrichtung weist in bevorzugter Weise auch eine Datenbank auf, die dazu einge- richtet ist, wenigstens eine Schablone, vorzugsweise mehrere Schablonen, die jeweils ein bekanntes Verkehrsszenario charakterisiert bzw. charakterisieren, zu speichern.
Ein dritter Aspekt der Erfindung betrifft ein Verfahren zum Führen eines Fahrzeugs auf Grundlage eines Sensordatenstroms mittels eines Fahrerassistenzsystems, wobei der Sensordatenstrom mittels des Verfahrens gemäß dem ersten Aspekt der Erfindung ana- lysiert wird. Vorzugsweise wird dabei auf Grundlage der Zuordnung des Abschnitts des Sensordatenstroms, der in bevorzugter Weise ein gegenwärtiges Verkehrsszenario cha- rakterisiert, zu dem bekannten Verkehrsszenario, das durch die in der Datenbank ge- speicherte Schablone charakterisiert ist, ein Ausgangssignal erzeugt, welches das be- kannte bzw. anhand des Abschnitts des Sensordatenstroms identifizierte Verkehrssze- nario, insbesondere ein bekanntes Manöver, charakterisiert und dem Fahrerassistenz- system bereitgestellt. Das Fahrerassistenzsystem kann somit zuverlässig auf das vorlie- gende Verkehrsszenario reagieren.
Die in Bezug auf den ersten Aspekt der Erfindung und dessen vorteilhafte Ausgestaltung beschriebenen Merkmale und Vorteile gelten, zumindest wo technisch sinnvoll, auch für den zweiten Aspekt der Erfindung und dessen vorteilhafte Ausgestaltung sowie umge- kehrt.
Weitere Merkmale, Vorteile und Anwendungsmöglichkeiten der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung im Zusammenhang mit den Figuren, in denen durchgängig dieselben Bezugszeichen für dieselben oder einander entsprechende Ele- mente der Erfindung verwendet werden. Es zeigen wenigstens teilweise schematisch:
Fig. 1 eine bevorzugte Ausführungsform einer erfindungsgemäßen Vorrichtung;
Fig. 2 eine bevorzugte Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Verfahrens;
Fig. 3 eine Darstellung zur Erläuterung einer Zuordnung von einem bekannten Ver- kehrsszenario, das durch eine Schablone charakterisiert ist, zu einem Abschnitt eines Sensordatenstroms; und
Fig. 4 eine Darstellung zur Erläuterung eines Anpassens einer Schablone.
Fig. 1 zeigt eine bevorzugte Ausführungsform einer erfindungsgemäßen Vorrichtung 1 zur Analyse eines Sensordatenstroms D, der ein Fahrzeugumfeld charakterisiert, mit einem Verarbeitungsmodul 2, einem Zuordnungsmodul 3 und einer Datenbank 4. die Vorrichtung 1 ist vorzugsweise mit einer Sensoreinrichtung 5, die zum Erfassen eines Fahrzeugumfelds und Bereitstellen eines entsprechenden Sensordatenstroms D einge- richtet ist, und mit einem Fahrerassistenzsystem 6 verbunden. Das Fahrerassistenzsys- tem 6 kann beispielsweise auf Grundlage eines Ausgangssignals A, welches von der Vorrichtung 1 auf Grundlage der Analyse des Sensordatenstroms D erzeugt wird, ge- steuert werden.
Alternativ ist es auch denkbar, dass die Sensoreinrichtung 5 und/oder das Fahrerassis- tenzsystem 6 Teil der Vorrichtung 1 ist bzw. sind.
Das Verarbeitungsmodul 2 und/oder das Zuordnungsmodul 3 sind vorzugsweise als Software, z.B. als Programmcode, ausgeführt und können mittels einer Datenverarbei- tungseinheit 7 ausgeführt werden.
Das Verarbeitungsmodul 2 ist in bevorzugter Weise dazu eingerichtet, ein Ähnlichkeits- maß zu ermitteln, welches den Grad an Übereinstimmung zwischen einem Abschnitt des Sensordatenstroms D und wenigstens einer in der Datenbank 4 gespeicherten Schablo- ne S charakterisiert. Dabei kann das Verarbeitungsmodul 2, etwa durch Extrahieren von im Sensordatenstrom D enthaltenen Sensordaten während eines vorgegebenen Zeit- fensters, den Abschnitt des Sensordatenstroms D bereitstellen und beispielsweise durch Anwenden eines Verfahrens zur dynamischen Zeitnormierung (engl dynamic time war- ping, DTW) auf die wenigstens eine Schablone S abbilden. Das Ähnlichkeitsmaß wird vorzugsweise als Ergebnis dieser Abbildung erhalten.
Das Verarbeitungsmodul 2 kann insbesondere dazu eingerichtet sein, den aus dem Sensordatenstrom S extrahierten Abschnitt dynamisch, d.h. insbesondere nichtlinear, zu verzerren, beispielsweise zumindest abschnittsweise zu stauchen und/oder zu strecken. Dadurch können die im Abschnitt enthaltenen Sensordaten beispielsweise entsprechen- den, mit der Schablone korrespondierenden Schablonendaten zugeordnet werden. Vor- zugsweise ermittelt das Verarbeitungsmodul 2 die Zuordnung dabei auf Basis einer Op- timierungsfunktion, insbesondere in der Weise, dass der Abschnitt des Sensordaten- stroms D besonders präzise, d.h. mit minimalen Abweichungen, auf die Schablone S
abgebildet wird. Eine verbleibende Distanz, insbesondere in Form einer Differenz, zwi- schen dem Abschnitt des Sensordatenstroms D und der Schablone S bildet in bevorzug- ter Weise das Ähnlichkeitsmaß.
Die Distanz kann dabei insbesondere die Unterschiede zwischen den im Abschnitt ent- haltenen Sensordaten und den ihnen jeweils zugeordneten Schablonendaten charakteri- sieren. Insbesondere können z.B. die Differenzen zwischen Sensor- und Schablonenda- ten für jeweils ein Paar aus Sensordaten und Schablonendaten ermittelt und aufsum- miert werden, um die Distanz zu erhalten.
Die in der Datenbank 4 gespeicherten Schablonen S charakterisieren in bevorzugter Weise jeweils ein bekanntes Verkehrsszenario. Die mit einer Schablone korrespondie- renden Schablonendaten können beispielsweise Werten, insbesondere dem zeitlichen Verlauf, eines Parameters entsprechen, der das Verkehrsszenario zumindest teilweise beschreibt. Ein solcher Parameter kann etwa der Abstand zwischen zwei Verkehrsteil- nehmern sein.
Das Zuordnungsmodul 3 kann entsprechend dazu eingerichtet sein, auf Grundlage der in der Datenbank 4 gespeicherten Schablonen S und dem vom Verarbeitungsmodul 2 er- mittelten Ähnlichkeitsmaß ein bekanntes Verkehrsszenario dem Abschnitt des Sensorda- tenstroms D zuzuordnen, insbesondere wenn das Ähnlichkeitsmaß ein vorgegebenes Ähnlichkeitskriterium erfüllt, z.B. kleiner ist als ein vorgegebener Ähnlichkeitsschwellen- wert.
Mit anderen Worten ist das Zuordnungsmodul 3 vorzugsweise dazu eingerichtet, zu prü- fen, ob das ermittelte Ähnlichkeitsmaß das vorgegebene Ähnlichkeitskriterium erfüllt. Z.B. kann das Verarbeitungsmodul 2 ermitteln, ob die bei der dynamischen Zeitnormie- rung des Abschnitts des Sensordatenstroms D erhaltene Distanz zwischen dem Ab- schnitt des Sensordatenstroms D und der Schablone S einen vorgegebenen Ähnlich- keitsschwellenwert unterschreitet, d.h. ob der Abschnitt und die Schablone S einander so ähnlich sind, dass die ermittelte Distanz zwischen ihnen kleiner als der Ähnlichkeits- schwellenwert ist.
In Abhängigkeit eines Ergebnisses der Prüfung, insbesondere wenn das Ähnlichkeits- maß das vorgegebene Ähnlichkeitskriterium erfüllt bzw. die Distanz den vorgegebenen
Ähnlichkeitsschwellenwert unterschreitet, kann das Zuordnungsmodul 3 den Abschnitt des Sensordatenstroms D einem bekannten Verkehrsszenario, das durch die Schablo- ne S charakterisiert ist, zuordnen. Das Ausgangssignal A wird vorzugsweise von dem Zuordnungsmodul 3 erzeugt, in bevorzugter weise ebenfalls in Abhängigkeit des Ergeb- nisses der Prüfung, und charakterisiert das bekannte Verkehrsszenario. Das Ausgangs- signal A kann beispielsweise eine Information bezüglich des bekannten Verkehrsszena- rios enthalten.
Falls der Abschnitt des Sensordatenstroms D auf keine der Schablonen S sinnvoll abge- bildet werden kann, d.h. wenn das Ähnlichkeitsmaß das vorgegebene Ähnlichkeitskriteri- um nicht erfüllt, kann die Datenbank 4 mit einer weiteren Schablone S, die durch den gegenwärtig betrachteten Abschnitt des Sensordatenstroms D charakterisiert, insbeson- dere gebildet, wird, erweitert werden. Insbesondere kann in diesem Fall der Abschnitt als weitere Schablone S in der Datenbank 4 gespeichert werden.
Fig. 2 zeigt ein bevorzugtes Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen Verfahrens 100 zur Analyse eines Sensordatenstroms, der ein Fahrzeugumfeld charakterisiert, in Bezug auf ein Vorliegen von Verkehrsszenarien.
In Verfahrensschritt S1 wird der Sensordatenstrom bereitgestellt, etwa durch Erfassen eines Fahrzeugumfelds mit einer Sensoreinrichtung eines Fahrzeugs oder durch Simula- tion. Der Sensordatenstrom wird bzw. ist in bevorzugter Weise aus einer Zeitfolge von Sensordaten gebildet, wobei die Sensordaten Werte eines Parameters, der ein Ver- kehrsszenario beschreibt, enthalten können. Beispielsweise kann der Sensordatenstrom den zeitlichen Verlauf von Abständen zwischen Verkehrsteilnehmern abbilden.
In einem weiteren Verfahrensschritt S2 wird ein Abschnitt aus dem Sensordatenstrom ausgewählt, z.B. indem die Sensordaten innerhalb eines vorgegebenen Zeitfensters aus dem Sensordatenstrom extrahiert werden. Insbesondere kann ein Anfang des Abschnitts und/oder ein Ende des Abschnitts ausgewählt werden, wobei der Anfang und das Ende des Abschnitts vorzugsweise durch eine vorgegebene Zeitdauer voneinander beab- standet sind. Dabei wird das Ende des Abschnitts in bevorzugter Weise durch die zuletzt bereitgestellten Sensordaten aus dem Sensordatenstroms gebildet.
In einem weiteren Verfahrensschritt S3 wird geprüft, ob in einer Datenbank wenigstens eine Schablone, die ein bekanntes Verkehrsszenario charakterisiert, gespeichert ist. Liegt in der Datenbank keine Schablone vor, kann der Abschnitt des Sensordatenstroms in einem weiteren Verfahrensschritt S4 als Schablone in der Datenbank gespeichert werden. Andernfalls kann der Abschnitt des Sensordatenstroms in einem weiteren Ver- fahrensschritt S5 auf die wenigstens eine in der Datenbank gespeicherte Schablone ab- gebildet werden, wobei vorzugsweise ein Ähnlichkeitsmaß ermittelt wird. Das Ähnlich- keitsmaß charakterisiert dabei in bevorzugter Weise einen Grad an Übereinstimmung zwischen dem Abschnitt des Sensordatenstroms und der Schablone.
Dabei kann das Abbilden des Abschnitts auf die Schablone auf Grundlage einer dynami- schen Zeitnormierung ausgeführt werden, wobei das Ähnlichkeitsmaß in bevorzugter Weise durch eine durch die dynamische Zeitnormierung erhaltende Distanz zwischen dem Abschnitt und der Schablone gebildet wird. Die Distanz kann ein Maß für die Diffe- renz zwischen dem auf die Schablone abgebildeten Abschnitt und der Schablone, insbe- sondere zwischen in dem Abschnitt enthaltenen Sensordaten und in der Schablone ent- haltenen Schablonendaten, sein. Die Distanz bzw. das Ähnlichkeitsmaß ist demnach in bevorzugter Weise klein, wenn der Abschnitt und die Schablone einander sehr ähnlich sind, bzw. groß, wenn der Abschnitt und die Schablone einander unähnlich sind.
Sind in der Datenbank bereits mehrere Schablonen gespeichert, wird der Abschnitt vor- zugsweise auf jede der Schablonen abgebildet und derart jeweils ein Ähnlichkeitsmaß ermittelt.
In einem weiteren Verfahrensschritt S6 wird vorzugsweise geprüft, ob das im Verfah- rensschritt S5 ermittelte Ähnlichkeitsmaß bzw. die ermittelten Ähnlichkeitsmaße ein vor- gegebenes Ähnlichkeitskriterium erfüllt bzw. erfüllen, beispielsweise ob die anhand der dynamischen Zeitnormierung erhaltene Distanz kleiner ist als ein vorgegebener Ähnlich- keitsschwellenwert.
Wenn dies für keine der Schablonen der Fall ist, kann in Verfahrensschritt S4 der Ab- schnitt des Sensordatenstroms als weitere Schablone in der Datenbank, insbesondere zusätzlich zu bereits in der Datenbank gespeicherten Schablonen, gespeichert werden. In der Datenbank bildet der Abschnitt des Sensordatenstroms somit ein weiteres, bislang unbekanntes, Verkehrsszenario ab.
Erfüllt dagegen wenigstens ein Ähnlichkeitsmaß das Ähnlichkeitskriterium, ist beispiels- weise die anhand der dynamischen Zeitnormierung erhaltene Distanz kleiner als der vorgegebene Ähnlichkeitsschwellenwert, kann dem Abschnitt des Sensordatenstroms in einem weiteren Verfahrensschritt S7 in bevorzugter Weise ein bekanntes Verkehrssze- nario zugeordnet werden.
Liegen mehrere in Verfahrensschritt S5 ermittelte Ähnlichkeitsmaße vor, werden diese in bevorzugter Weise miteinander verglichen und dem Abschnitt ein bekanntes Verkehrs- szenario auf Grundlage eines Ergebnisses des Vergleichs zugeordnet. Beispielsweise kann beim Vergleichen dasjenige der Ähnlichkeitsmaße ermittelt werden, welches den höchsten Grad an Übereinstimmung zwischen dem Abschnitt und der mit dem Ähnlich- keitsmaß korrespondierenden Schablone charakterisiert. Insbesondere kann die kleinste der bei der dynamischen Zeitnormierung erhaltenen Distanzen ausgewählt und das durch die damit korrespondierende Schablone charakterisierte Verkehrsszenario dem Abschnitt zugeordnet werden.
Zusätzlich kann in einem weiteren Verfahrensschritt S8 überprüft werden, ob das, gege- benenfalls wie vorstehend beschrieben aus mehreren in Verfahrensschritt S5 ermittelten Ähnlichkeitsmaßen ausgewählte Ähnlichkeitsmaß neben dem Ähnlichkeitskriterium auch ein vorgegebenes Anpassungskriterium erfüllt, beispielsweise ob die bei der dynami- schen Zeitnormierung erhaltene Distanz größer ist als ein Anpassungsschwellenwert.
Ist dies der Fall, kann in einem weiteren Verfahrensschritt S9 die mit dem Ähnlichkeits- maß korrespondierende Schablone unter Berücksichtigung des Abschnitts des Sensor- datenstroms angepasst werden. Beispielsweise kann die Schablone durch Mittelung mehrerer Abschnitte des Sensordatenstroms, denen in Verfahrensschritt S7 das ent- sprechende bekannte Verkehrsszenario zugeordnet wurde, korrigiert werden.
Fig. 3 zeigt eine Darstellung zur Erläuterung einer Zuordnung von einem bekannten Ver- kehrsszenario, das durch eine Schablone S charakterisiert ist, zu einem Abschnitt B ei- nes Sensordatenstroms. Bei dem Verkehrsszenario handelt es sich beispielsweise um ein Einschermanöver, ein Ausschermanöver, ein Hintereinanderfahren auf einer Fahr- spur oder ein Fahren zwischen zwei Fahrspuren. Verschiedene Abschnitte B korrespon- dieren dabei beispielsweise mit unterschiedlichen Fahrmanövern und innerhalb dieser
Fahrmanöver auch mit verschiedenen Ausführungen bzw. Variationen des jeweiligen Fahrmanövers.
Die Lage der in Fig. 3 gezeigten Abschnitte B des Sensordatenstroms in der Darstellung hängt dabei für jeden der Abschnitte von einem transversalen Startabstand dXstart, d.h. der Komponente des Abstand zwischen zwei Fahrzeugen senkrecht zur Fahrtrichtung zu Beginn des Fahrmanövers, und einem transversalen Endabstand dXend, d.h. der Kompo- nente des Abstand zwischen zwei Fahrzeugen senkrecht zur Fahrtrichtung am Ende des Fahrmanövers, ab. Zum besseren Verständnis sind in Fig. 4 Abschnitte B gezeigt, die mit einem Einschermanöver korrespondieren, bei dem zwei Fahrzeuge zunächst auf zwei benachbarten Fahrspuren fahren und eines der Fahrzeug vor das andere Fahrzeug einschert. In diesem Zusammenhang ist Fig. 4 beispielhaft zu entnehmen, dass die transversalen Startabstände dXstart zu Beginn des Fahrmanövers, wenn die Fahrzeuge noch auf den benachbarten Fahrspuren fahren, im Wesentlichen im Bereich um 4 m und die transversalen Endabstände dXend am Ende des Fahrmanövers, wenn die Fahrzeuge auf derselben Fahrspur fahren, im Wesentlichen im Bereich um 0 m liegen.
Dadurch, dass für jedes mögliche Manöver und dabei auch für jede mögliche Ausführung des Manövers, d.h. für jeden der Abschnitte B, leicht unterschiedliche Start- und Endab- stände dXstart, dXend vorliegen, kann anhand der Lage der Abschnitte B in der Darstellung in Fig. 3 leicht zwischen den verschiedenen Fahrmanövern bzw. den möglichen Ausfüh- rungen der Manöver unterschieden werden.
Wie in Fig. 3 angedeutet bilden die Abschnitte B in der gewählten Darstellung Cluster C, wobei die Schablonen S im gezeigten Beispiel jeweils den Schwerpunkt eines Clusters C aus mehreren Abschnitten B des Sensordatenstroms bilden. Dabei werden einem Clus- ter C vorzugsweise all diejenigen Abschnitte B des Sensordatenstroms, deren (z.B. in Fig. 4 gezeigte) zeitliche Verläufe eine gewisse Ähnlichkeit zueinander aufweisen. In der in Fig. 3 gezeigten Darstellung wird diese Ähnlichkeit durch die räumliche Lage, d.h. die ähnlichen Start- und Endabstände dXstart, dXend, der Abschnitte B verdeutlicht, wobei ei- nander ähnliche Abschnitte B des Sensordatenstroms jeweils innerhalb eines Bereichs beieinander liegen. Beispielsweise liegen alle Abschnitte B, die mit verschiedenen Aus- führungen des Einschermanövers korrespondieren, in einem Bereich um dXstart ~ 4 und dXend ~ 0, während alle Abschnitte B, die mit verschiedenen Ausführungen eines Folge-
manövers, bei ein Fahrzeug einem anderen auf der gleichen Fahrspur folgt, in einem Bereich um dXstart ~ 0 und dXend ~ 0 liegen.
Dabei werden einem Cluster C vorzugsweise all diejenigen Abschnitte B des Sensorda- tenstroms zugeordnet, für die ein ermitteltes Ähnlichkeitsmaß, welches den Grad an Übereinstimmung zwischen dem jeweiligen Abschnitt B und der Schablone S des Clus- ters C charakterisiert, ein Ähnlichkeitskriterium erfüllt. Das Ähnlichkeitsmaß wird dabei vorzugsweise durch ein Abbilden des jeweiligen Abschnitts B auf die jeweilige Schablo- ne S durch dynamische Zeitnormierung ermittelt.
Der Abschnitt B wird bei der Abbildung auf die jeweilige Schablone S durch die dynami- sche Zeitnormierung dabei vorzugsweise derart dynamisch, d.h. wenigstens abschnitts- weise, gestaucht und/oder gestreckt, dass er zumindest im Wesentlichen der Schablo- ne S entspricht bzw. deren Verlauf folgt. Beispielsweise kann der zeitliche Verlauf eines Parameters wie des transversalen Abstands zwischen zwei Fahrzeugen, der das noch unbekannte, zu identifizierende Verkehrsszenario zumindest teilweise charakterisiert und durch den Abschnitt B des Sensordatenstroms abgebildet wird, durch die dynamische Zeitnormierung an den durch die Schablone S abgebildeten zeitlichen, für das bekannte Verkehrsszenario charakteristischen Verlauf dieses Parameters angepasst werden. Das Ähnlichkeitsmaß gibt dabei in bevorzugter Weise die Abweichungen zwischen dem durch den Abschnitt B abgebildeten zeitlichen Verlauf und dem durch die Schablone S abgebildeten zeitlichen Verlauf an (für Beispiele für den zeitlichen Verlauf von Abschnit- ten B wird auf Fig. 4 verwiesen).
Erfüllt das derart ermittelte Ähnlichkeitsmaß ein vorgegebenes Ähnlichkeitskriterium, kann eine der Schablonen S bzw. eines der Cluster C und damit eines der bekannten Verkehrsszenarien dem weitere Abschnitt B zugeordnet werden. Dabei wird vorzugswei- se dasjenige der bekannten Verkehrsszenarien dem weiteren Abschnitt B zugeordnet, für dessen Schablone S der höchste Grad an Übereinstimmung mit dem Abschnitt B er- mittelt wurde.
Das Ähnlichkeitsmaß, welches den Grad der Übereinstimmung angibt, kann dabei bei- spielsweise einer im Rahmen der dynamischen Zeitnormierung ermittelten Distanz zwi- schen dem Abschnitt B des Sensordatenstroms und der jeweiligen Schablone S ent- sprechen.
Dabei kann ein Erfüllen des Ähnlichkeitskriteriums z.B. beinhalten: die Distanz unter- schreitet einen Ähnlichkeitsschwellenwert. Alternativ oder zusätzlich kann das Erfüllen des Ähnlichkeitskriteriums beinhalten: die ermittelte Distanz ist kleiner als alle anderen bezüglich der anderen Schablonen S ermittelten Distanzen. Mit anderen Worten wird ein Abschnitt B einem Cluster C bzw. dem damit korrespondierenden Fahrmanöver bzw. Verkehrsszenario vorzugsweise zugeordnet, wenn der Abstand des Abschnitts B zur mit dem Cluster C korrespondierenden Schablone S ausreichend klein ist und insbesondere kleiner als die Abstände des Abschnitts B zu allen anderen Schablonen S ist.
Es kann auch überprüft werden, ob das Ähnlichkeitsmaß ein vorgegebenes Anpas- sungskriterium erfüllt. Ist dies der Fall, wird in bevorzugter Weise die entsprechende Schablone S, die das dem Abschnitt B zugeordnete bekannte Verkehrsszenario charak- terisiert, angepasst. Dies ist auch im Zusammenhang mit Fig. 4 weiter unten beschrie- ben.
Vorzugsweise ist das Anpassungskriterium erfüllt, wenn die durch die dynamische Zeit- normierung ermittelte Distanz zwischen dem Abschnitt B und der Schablone S größer ist als ein vorgegebener Anpassungsschwellenwert. Mit anderen Worten ist das Anpas- sungskriterium erfüllt, wenn ein Abschnitt B zwar einem Cluster C zugeordnet wird, aber nicht in der Nähe des Schwerpunkts des Clusters C, d.h. der Schablone S, liegt. In die- sem Fall können die Unterschiede zwischen dem Abschnitt B und der Schablone S als hinreichend Angesehen werden, dass eine Anpassung der Schablone S, d.h. eine Neu- berechnung des Schwerpunkts des Clusters C, zu einer zu berücksichtigenden Ände- rung führt, die insbesondere Einfluss auf zukünftige Vergleiche mit weiteren Abschnit- ten B des Sensordatenstroms haben kann.
Wird das vorgegebene Ähnlichkeitskriterium von keinem der ermittelten Ähnlichkeitsma- ße erfüllt, kann ein neues Cluster C mit dem weiteren Abschnitt B als einzigem Mitglied erzeugt werden, wobei eine entsprechende Schablone S durch den weiteren Abschnitt B gebildet wird.
Fig. 4 zeigt eine Darstellung zur Erläuterung eines Anpassens einer Schablone S. Dabei ist der zeitliche Verlauf eines transversalen Abstands dX zwischen zwei Fahrzeugen, d.h. der Abstand zwischen den Fahrzeugen senkrecht zu deren Fahrtrichtung, abgebil- det.
Der transversale Abstand dX kann als Parameter, der ein Verkehrsszenario, insbesonde- re ein Einschermanöver, zumindest teilweise beschreibt, herangezogen werden. Zu Be- ginn des Einschermanövers befinden sich zwei Fahrzeuge auf benachbarten Fahrspu- ren, so dass der transversale Abstand zwischen ihnen beispielsweise etwa 4 m beträgt. Gegen Ende des Manövers befinden sich die zwei Fahrzeuge auf der gleichen Fahrspur, so dass der transversale Abstand zwischen ihnen im Wesentlichen 0 m beträgt.
In Fig. 4 sind eine Vielzahl von Abschnitten B eines Sensordatenstroms, der eine zeitli- che Abfolge von Sensordaten enthält, die den transversalen Abstand dX bei dem jeweils gleichen Verkehrsszenario, in diesem Fall einem Einschermanöver, charakterisieren, abgebildet. Je nachdem, wie aggressiv das Fahrmanöver ausgeführt wird, ist der Ab- schnitt B dabei kürzer oder länger. Unabhängig davon sind jedoch die Formen des zeitli- chen Verlaufs zumindest ähnlich.
Diese Ähnlichkeit kann genutzt werden, um einem Abschnitt B des Sensordatenstroms ein bekanntes Verkehrsszenario, beispielsweise das Einschermanöver, zuzuordnen, wo- bei zur Ermittlung eines Ähnlichkeitsmaßes zwischen dem Abschnitt B und einer Schab- lone S, die das bekannte Verkehrsszenario charakterisiert, der Abschnitt B mittels dyna- mischer Zeitnormierung auf Schablone S abgebildet wird. Dies ist ausführlich im Zu- sammenhang mit Fig. 2 und 3 erläutert.
Die Schablone S wird dabei vorzugsweise auf der Grundlage von mehreren, beispiels- weise zuvor in einer Datenbank gespeicherten, Abschnitten B des Sensordatenstroms ermittelt. Die zuvor in der Datenbank gespeicherten Abschnitte B, die mit dem bekannten Verkehrsszenario, hier dem Einschermanöver, korrespondieren, können z.B. bei Test- fahrten mit einem Fahrzeug aufgezeichnet und entsprechend, z.B. manuell, aus dem Sensordatenstrom ausgewählt worden sein. Alternativ kann es sich bei den Abschnit- ten B auch um in situ aus dem Sensordatenstrom extrahierten und in der Datenbank ge- speicherten Abschnitte handeln.
Um die Schablone S aus diesen Abschnitten B zu ermitteln, können insbesondere meh- rere Abschnitte B des Sensordatenstroms gemittelt werden. Um dabei den unterschiedli- chen zeitlichen Längen der Abschnitte B Rechnung zu tragen, wird die Mittelung vor- zugsweise auf Grundlage dynamischer Zeitnormierung ausgeführt. Insbesondere wird in bevorzugter Weise ein Schwerpunktmittelungsverfahren dynamisch normierter Zeitfolgen
(engl dynamic time warping barycenter averaging) angewandt, welches z.B. in Petitjean et. al. in„A global averaging method for dynamic time warping, with applications to clus- tering“, Pattern regocnition, 44(3), 678-693 (2011 ) beschrieben ist.
Die derart durchgeführte Mittelung der in Fig. 4 gezeigten Abschnitte B des Sensorda- tenstroms ergibt die ebenfalls in Fig. 4 gezeigte Schablone S, welche in Bezug auf das durch sie charakterisierte Verkehrsszenario, in diesem Fall das Einschermanöver, gene- risch ist.
Bezuqszeichenliste
1 Vorrichtung zur Analyse eines Sensordatenstroms
2 Verarbeitungsmodul
3 Zuordnungsmodul
4 Datenbank
5 Sensoreinrichtung
6 Fahrerassistenzsystem
7 Datenverarbeitungseinheit
100 Verfahren zur Analyse eines Sensordatenstroms
S1 -S9 Verfahrensschritte
A Ausgangssignal
B Abschnitt des Sensordatenstroms
C Cluster
D Sensordatenstrom
S Schablone dX transversaler Abstand
dXstart transversaler Startabstand
dXend transversaler Endabstand