Beschreibung
Elektrisches Bauteil mit einem elektrisch leitenden zentralen Bauelement
Die Erfindung betrifft ein elektrisches Bauelement mit einem elektrisch leitenden zentralen Bauelement nach dem Oberbegriff des Patentanspruches 1. Elektrische Bauelemente, die in ihrer bestimmungsmäßigen Verwendung von hohen Stromstärken durchlaufen werden, beispielsweise Schaltröhren, Mittelspannungsschaltanlagen oder Hochspannungsschaltröhren müssen gegenüber ihrer Umgebung elektrisch isoliert sein. Für derartige stromführende Bauteile gibt es Industrienormen, die eine zulässige Grenztemperatur festlegen. Um einen möglichst hohen Strom übertragen zu können, ohne die Grenztemperaturen zu erreichen, versucht man einerseits, die Wärmeentwicklung durch möglichst geringe elektrische Widerstände zu reduzieren und andererseits die anfallende Wärme durch Konvektion und/oder Strahlung an die Umgebung abzugeben. Beispielsweise wurden bei Mittelspannungsschaltanlagen nach dem Stand der Technik mehreren Maßnahmen zur Temperaturreduzierung getroffen, hierzu zählen zum einen der Leitungsquerschnitt an sich, die Verschraubung, die Widerstände an den Schaltröhren und Trennschaltern sowie der Einbau von Kühlblechen. Ferner wurden Behälter oberflächenvergrößert sowie die Strömung im Behälter durch Simulation optimiert. Die Wärmestrahlungseigenschaften der stromführenden Bauelemente wurden beispielsweise durch Beschichtung ver- bessert. All diese Maßnahmen haben zu einer Verbesserung der Wärmeausbreitung in den elektrischen Bauteilen geführt, dennoch stehen die Isolatoren, die in der Regel aus gegossenen Kunststoffen mit gezielt angepassten thermischen und elektrischen Eigenschaften gebildet werden, unter hohen thermischen Belastungen. Dabei entsteht stets ein Zielkonflikt zwischen der elektrischen Leitfähigkeit und der Wärmeleitfähigkeit bei der Herstellung und Konstruktion eines geeigneten Isolationsmaterials zur Isolierung der genannten Bauelemente. Dies
liegt daran, dass in der Regel gute elektrische Leiter auch gute Wärmeleiter sind und umgekehrt, gute Wärmeisolatoren in der Regel auch gute elektrische Isolatoren sind. Bei den zu konstruierenden Isolationsmaterialien soll jedoch neben einer guten elektrischen Isolierung auch eine möglichst gute Wärmeleitung vorliegen.
Die Aufgabe der Erfindung besteht darin, ein elektrisches Bauteil mit einem elektrisch leitenden zentralen Bauelement und eine dieses umgebende elektrische Isolierung bereitzu¬ stellen, das gegenüber dem Stand der Technik eine bessere Wärmeabführung der von dem zentralen Bauelement aus abgegebenen Wärmeenergie erlaubt.
Die Lösung der Aufgabe besteht in einem elektrischen Bauteil mit einem elektrisch leitenden zentralen Bauelement und einer diese zumindest teilweise berührungsfrei umgebende elektri¬ sche Isolierung nach dem Patentanspruch 1.
Das erfindungsgemäße Bauteil mit einem elektrisch leitenden zentralen Bauelement nach Anspruch 1 weist zumindest eine teilweise das zentrale Bauelement umgebende elektrische Iso¬ lierung auf, und es zeichnet sich dadurch aus, dass ein Wär¬ merohr vorgesehen ist, das zumindest an einem Ende von der Isolierung umgeben ist und teilweise aus der Isolierung herausragt. Dabei ragt der aus der Isolierung herausragende Teil des Wärmerohres näher an das zentrale Bauelement heran als die Isolierung.
Unter Wärmerohr wird dabei ein Wärmeübertrager verstanden, der unter Nutzung von Verdampfungswärme eines Mediums, insbe¬ sondere eines Fluides, eine hohe Wärmestromdichte erlaubt. D.h., dass auf einer kleinen Querschnittfläche große Wärme¬ mengen transportiert werden können. Es wird zwischen zwei Bauformen von Wärmerohren unterschieden, der Heat Pipe und dem Zweiphasen-Thermosyphon . Das grundlegende Funktionsprinzip ist bei beiden Bauformen gleich, der Unterschied liegt im Transport des Arbeitsmediums, also des Fluides, der aber ge-
nerell ohne zusätzliche mechanische Hilfsmittel, wie z.B. ei¬ ner Umwälzpumpe, auskommt. Der Wärmewiderstand eines Wärme¬ rohres ist deutlich kleiner als der von Metallen. Das Verhalten der Wärmerohre kommt daher der isothermen Zustandsände- rung nahe. Es herrscht eine beinahe konstante Temperatur über die Länge des Wärmerohres. Das heißt, man ist in der Lage ein bestimmter Wärmestorm mit deutlich kleinerer Temperaturgra- diente als im Fall eines Metalls zu übertragen. Zum Vergleich liegt die Wärmeleitfähigkeit von Kupfer bei ca. 360W/mK und die effektive Wärmeleitfähigkeit eines Thermosyphons oder ei¬ nes Heat Pipes (Wärmerohres) bei ~10000W/mK. Wie oben schon beschrieben, vernichtet ein Thermosyphon keine Wärme, sondern dient nur zur Wärmeübertragung. In dem Fall der Vergussmasse ist das Problem nicht die Wärmeabfuhr sondern die Wärmeüber- tragung entlang des Bauteils. Deswegen ist der Einfluß eines Thermosyphons oder Wärmerohres beträchtlich. Bei gleicher Übertragungsleistung sind deswegen wesentlich leichtere Bauweisen als bei herkömmlichen Wärmeübertragern unter gleichen Einsatzbedingungen möglich. Das Wärmerohr kann grundsätzlich eine metallische Ummantelung aber auch eine elektrisch isolierende Ummantelung, wie z.B. Glas oder Keramik, aufweisen.
Zweckmäßig ist einBauteil, das gleichzeitig das Gehäuse eines Thermosyphon oder Heat Pipes ist. Dadurch werden Kontaktwi- derstände vermieden. Hierbei spielen der Druck und die einsätztemperatur eine wichtige Rolle. Mögliche Fluide wären hierfür z.B. Novec 649 (bei 105°C ca. 5bar) , Novec774 (bei 105°C ca. 2,5bar) etc. Der Vorteil der Erfindung besteht darin, dass die Wärme, die das zentrale Bauelement, das elektrisch leitend ist und in einem Betriebszustand von elektrischen Strömen durchflössen wird, schneller von diesem zentralen Bauelement weggeführt wird. Ferner wird die Wärme durch das Wärmerohr auch tiefer in das Material der Isolierung hineingeführt, da ein Ende des Wärmerohres von der Isolierung umgeben ist, so dass dieses Ende des Wärmerohres in die Isolierung hineinragt. Somit ist der Weg, den die durch das Wärmerohr in die Isolierung über-
tragene Wärme zurücklegen muss, bis sie an der Außenseite der Isolierung angelangt ist, geringer als wenn sie an einer Innenseite der Isolierung durch Konvektion angelangt und durch die gesamte Isolierung hindurch über Wärmeleitungsprozesse abgeführt werden müsste. Die thermische Spannung, der die
Isolierung ausgesetzt wird, wird durch die beschriebenen Maßnahmen verringert, was die Herstellungskosten für die Isolie¬ rung ebenfalls reduziert. Nach einer vorteilhaften Ausgestaltungsform der Erfindung ist das Wärmerohr formschlüssig und/oder stoffschlüssig in der Isolierung integriert. Der formschlüssige bzw. der stoff¬ schlüssige Sitz des Wärmerohres in der Isolierung gewährleis¬ tet einen guten Wärmeübergang. Dabei kann das Wärmerohr durch eine Presspassung in der Isolierung befestigt sein, besonders vorteilhaft wird es jedoch direkt bei der Herstellung der Isolierung in eine sogenannte Vergussmasse in das zu bildende Isolierungsbauteil eingegossen. In einer vorteilhaften Ausgestaltungform der Erfindung ist das elektrische Bauelement eine Schaltröhre, beispielsweise eine Mittelspannungsschaltröhre und das zentrale Bauelement ein dazu gehöriger Schaltkontakt. Insbesondere bei Mittel- spannungsschaltröhren treten besonders hohe Wärmemengen bei den Schaltkontakten auf, die nach außen aus der Schaltröhre heraus abgeführt werden müssen.
Dabei umgibt die Isolierung das zentrale Bauelement bevorzugt konzentrisch, wobei auch das eine oder mehrere Wärmerohre von der Isolierung konzentrisch nach innen verläuft bzw. verlaufen, wobei die Wärmerohre bevorzugt gleichmäßig um das zent¬ rale Bauelement herum radial nach außen in die Isolierung verlaufen. Hierdurch wird eine gleichmäßige Wärmeübertragung in die Isolierung hinein gewährleistet.
Dabei ist es ebenfalls zweckmäßig, dass das eine Ende des Wärmerohres, das von der Isolierung umgeben ist, mindestens 30 % in die Wandstärke der Isolierung hineinragt, also zumin-
dest zu 30 % der Wandstärke der Isolierung in dieser versenkt ist .
Weitere Ausgestaltungsformen der Erfindung sowie weitere Merkmale werden anhand der folgenden Figuren näher erläutert. Dabei handelt es sich um exemplarische Ausgestaltungsformen, deren Merkmalskombination keiner Einschränkung des Schutzbereichs darstellen. Dabei zeigen:
Figur 1 eine dreidimensionale Schnittdarstellung einer Mit- telspannungsschaltröhre mit Isolierung und Wärme¬ rohren und
Figur 2 einen Schnitt durch eine Schaltröhre gemäß Figur 1 entlang der Linie II.
In Figur 1 ist eine dreidimensionale Schnittdarstellung eines elektrischen Bauelementes 2 in Form einer Schaltröhre 14 ge¬ geben. Die Schaltröhre 14 weist im zentralen Bereich ein zentrales Bauelement 4 in Form eines Schaltkontaktes 18 auf. Der Schaltkontakt 18 ist dabei von einer elektrischen Isolie¬ rung 6 umgeben. Es sind Wärmerohre 8 vorgesehen, die von der elektrischen Isolierung 6 zentral zum Schaltkontakt 18 nach innen hin verlaufen.
In Figur 2 ist ein nicht maßstabgetreuer Schnitt entlang der gestrichelten Linie II in Figur 1 gegeben, wobei zu erkennen ist, dass mehrere Wärmerohre 8 von der Isolierung 6 konzent¬ risch nach innen in Richtung des Schaltkontaktes 18 weisen, wobei sie diesen nicht berühren. Die Wärmerohre 8 sind bezüg¬ lich des Schaltkontaktes 18 aus Gründen der elektrischen Si¬ cherheit berührungsfrei angeordnet. Sie nähern sich aber dem Schaltkontakt 18 soweit wie dies bezüglich der zu gewährleis¬ tenden Isolation vertretbar ist. Die Wärmerohre 8 übertragen die vom Schaltkontakt 18 ausgestrahlte Wärme, wie bereits be¬ schrieben, schneller als ein normaler metallischer Wärmelei-
ter und somit auch schneller als dies durch eine reine Wärme¬ strahlung bzw. Konvektion der Fall wäre, hin zur Isolierung 6. Die Isolierung 6 ist ein speziell auf elektrische Isolierung und Wärmestabilität hin konstruierter Kunststoff, der bevor¬ zugt gegossen wird und auch als eine sogenannte Vergussmasse bezeichnet werden kann, wobei die Wärmerohre 8 bereits bei der Herstellung der Isolierung 6 in diese eingegossen werden. Grundsätzlich ist es natürlich auch möglich, Bohrungen in die Isolierung einzubringen und anschließend insbesondere in Form einer Presspassung die Wärmerohre 8 in die Isolierung 6 zu integrieren. Die Wärmerohre 8 ragen dabei ein erhebliches Stück in eine Wandstärke 16 der Isolierung 6 hinein. Dabei gibt es zwei limitierende Faktoren, einerseits sollen die
Wärmerohre 8 soweit wie möglich in die Wand der Isolierung 6 hineinragen, damit die Wärme, die durch die Wärmerohre 8 übertragen wird, möglichst weit nach außen bezüglich der Schaltröhre geführt wird und nur noch einen geringen Weg durch die konventionlle Wärmeleitung zurücklegen muss. Ande¬ rerseits muss berücksichtigt werden, dass an den Stellen, an denen die Wärmerohre 8 in die Isolierung hineinragen, die elektrischen Isolierungseigenschaften der Isolierung 6 reduziert sind. Dabei ist anzustreben, dass die Wärmerohre 8 mit ihrem in der Isolierung 6 versenkten Ende, mindestens 30 % der Wandstärke der Isolierung in diese hineinragen.
Um die elektrische Isolierung auch im Bereich des Wärmerohres 8 zu erhöhen, ist es zweckmäßig, dass das Wärmerohr 8 aus ei- nem elektrisch nicht leitfähigen Hüllmaterial gebildet ist. Ferner kann auch das Fluid, das sich im Wärmerohr befindet, elektrisch isolierend sein, hierzu sind beispielsweise ent¬ salztes Wasser oder Fluide wie NOVEC 649, NOVEC 7000 sowie FC 72 anwendbar. Dabei befindet sich das Fluid in einem abge- schlossenen Raum des Wärmerohres 8. Das Fluid befindet sich stets im thermodynamischen Gleichgewicht. Erhöht man die Tem¬ peratur, in diesem Fall an einem herausragenden Ende 12 des Wärmerohres 8, das benachbart zum Schaltkontakt 18 angeordnet
ist, beginnt das Fluid auf dieser heißen Seite an zu sieden. Der dabei entstandene Dampf wird zu der kälteren Seite am En¬ de 10 des Thermorohres 8 transportiert. Dort kondensiert das Fluid und gibt die Wärme wieder frei. Der Transport des Flui- des kann aufgrund von im Wärmerohr 8 vorherrschenden Kapillarkräften erfolgen.