Beschreibung
Optoelektronischer Halbleiterkörper und optoelektronischer Halbleiterchip
Die vorliegende Anmeldung betrifft einen optoelektronischen Halbleiterkörper und einen optoelektronischen Halbleiterchip.
Leckströme können in Strahlungsemittierenden Bauelementen wie Leuchtdioden einen wesentlichen Verlustmechanismus
darstellen, der die Effizienz der Bauelemente limitiert. Für Leuchtdioden auf der Basis von InGaAlP hat sich gezeigt, dass dieser Verlustmechanismus zu kurzen Wellenlängen hin
verstärkt auftritt und sich zudem mit zunehmender
Betriebstemperatur erheblich verstärkt.
Eine Aufgabe ist es, eine verbesserte Effizienz der
Strahlungsemission zu erzielen. Diese Aufgabe wird durch einen optoelektronischen
Halbleiterkörper mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1 und durch einen Halbleiterchip mit einem solchen Halbleiterkörper gelöst. Ausgestaltungen und Weiterbildungen sind Gegenstand der abhängigen weiteren Ansprüche.
Ein optoelektronischer Halbleiterkörper weist gemäß einer Ausführungsform eine Halbleiterschichtenfolge mit einem zur Erzeugung von elektromagnetischer Strahlung vorgesehenen aktiven Bereich, einem ersten Barrierebereich und einem zweiten Barrierebereich auf. Der aktive Bereich ist zwischen dem ersten Barrierebereich und dem zweiten Barrierebereich angeordnet. Zweckmäßigerweise sind der erste Barrierebereich und der zweite Barrierebereich bezüglich des Leitungstyps
voneinander verschieden. Beispielsweise kann der erste
Barrierebereich p-leitend und der zweite Barrierebereich n- leitend ausgebildet sein oder umgekehrt. In dem ersten
Barrierebereich ist zumindest eine
Ladungsträgerbarriereschicht angeordnet, die zugverspannt ist .
Es hat sich herausgestellt, dass mittels einer zugverspannten Ladungsträgerbarriereschicht Leckströme im Betrieb des optoelektronischen Halbleiterkörpers effizient reduziert werden können. Die Effizienz des optoelektronischen
Halbleiterkörpers wird dadurch erhöht.
Bei einer zugverspannten Schicht ist eine Gitterkonstante der Schicht entlang einer Haupterstreckungsebene der Schicht größer ist als die intrinsische Gitterkonstante des Materials der Schicht. Analog werden Halbleiterschichten, deren
Gitterkonstante kleiner ist als ihre intrinsische
Gitterkonstante, als druckverspannt bezeichnet.
In einer bevorzugten Ausgestaltung beträgt eine relative Gitterfehlanpassung der Ladungsträgerbarriereschicht zwischen einschließlich 0,2 % und einschließlich 1 %, besonders bevorzugt zwischen einschließlich 0,3 % und einschließlich 0,7 %. Die relative Gitterfehlanpassung ist das Verhältnis der Differenz zwischen der Gitterkonstante g der Schicht und der intrinsischen Gitterkonstante gO zur intrinsischen
Gitterkonstante, also (g-g0)/g0. Es hat sich herausgestellt, dass sich eine derartige relative Gitterfehlanpassung besonders eignet, um eine
Ladungsträgerbarriereschicht so auszugestalten, dass diese Leckströme effizient reduziert und zugleich eine hohe
Kristallqualität, insbesondere frei von die Verspannung abbauenden Relaxationen, aufweisen kann.
Die Ladungsträgerbarriereschicht kann insbesondere als eine Elektronenbarriere in einem p-leitenden ersten
Barrierebereich ausgebildet sein. Alternativ oder ergänzend kann die Ladungsträgerbarriere aber auch als eine
Löcherbarriere in einem n-leitenden ersten Barrierebereich oder zweiten Barrierebereich ausgebildet sein.
In einer bevorzugten Ausgestaltung basiert der aktive Bereich auf dem Verbindungshalbleiter-Materialsystem AlxInyGai-x-yP mit 0 < x < l, O ^ y ^ l und x + y < 1. Dieses Materialsystem, das nachfolgend auch als phosphidisches Halbleitermaterial bezeichnet wird, eignet sich besonders für die Erzeugung von Strahlung im gelben bis roten Spektralbereich.
Der aktive Bereich kann jedoch auf einem anderen
Halbleitermaterial, insbesondere einem anderen III-V- Verbindungshalbleitermaterial basieren. Zur Erzeugung von
Strahlung im ultravioletten über den blauen bis in den grünen Spektralbereich eignet sich beispielsweise nitridisches
Halbleitermaterial (AlxInyGai-x-yN) und für den roten bis in den infraroten Spektralbereich arsenidisches
Verbindungshalbleitermaterial (AlxInyGai-x-yAs ) . Hierbei gilt jeweils O ^ x ^ l, O ^ y ^ l und x + y < 1.
In einer bevorzugten Ausgestaltung weist die
Ladungsträgerbarriereschicht einen höheren Aluminiumgehalt auf als das auf zumindest einer Seite der
Ladungsträgerbarriereschicht, besonders bevorzugt als das auf beiden Seiten der Ladungsträgerbarriereschicht angrenzende Material .
Weiterhin bevorzugt ist das an die
Ladungsträgerbarriereschicht angrenzende Material bezogen auf Galliumarsenid gitterangepasst oder im Wesentlichen
gitterangepasst . Unter im Wesentlichen gitterangepasst wird in diesem Zusammenhang verstanden, dass die relative
Gitterfehlanpassung betragsmäßig höchstens 0,15% beträgt.
In einer weiteren Ausgestaltung weist die
Ladungsträgerbarriereschicht einen Aluminiumgehalt x zwischen einschließlich 0,52 und einschließlich 0,7 auf. Bei
phosphidischem Halbleitermaterial, das auf Galliumarsenid abgeschieden ist, ist die Ladungsträgerbarriereschicht also bezogen auf Galliumarsenid zugverspannt. In einer weiteren Ausgestaltung weist die
Ladungsträgerbarriereschicht eine Dicke zwischen
einschließlich 1 nm und einschließlich 25 nm, besonders bevorzugt zwischen einschließlich 3 nm und einschließlich 20 nm auf.
Durch eine Ladungsträgerbarriereschicht in diesem
Dickenbereich kann, insbesondere in Verbindung mit der vorstehend angegebenen relativen Gitterfehlanpassung, eine Ladungsträgerbarriere ausgebildet sein, die Leckströme effizient vermindert und deren Dicke unterhalb der kritischen Schichtdicke liegt. Die kritische Schichtdicke für eine
Halbleiterschicht ist eine materialspezifische Obergrenze für das Wachstum einer verspannten Halbleiterschicht. Oberhalb der kritischen Schichtdicke ist ein die Kristallqualität mindernder Abbau der Verspannung in Form von Versetzungen typisch. Je geringer die relative Gitterfehlanpassung ist, desto größer ist typischerweise die kritische Schichtdicke.
In einer Weiterbildung weist der erste Barrierebereich zumindest eine weitere Ladungsträgerbarriereschicht auf. Die Ladungsträgerbarriereschicht und die weitere
Ladungsträgerbarriereschicht stellen für denselben
Ladungstype eine Barriere dar, beispielsweise für Elektronen in einem p-leitenden ersten Barrierebereich.
Die Ladungsträgerbarriereschicht und die weitere
Ladungsträgerbarriereschicht sind vorzugsweise zwischen einschließlich 3 nm und einschließlich 200 nm voneinander beabstandet. Insbesondere können die erste
Ladungsträgerbarriereschicht und die weitere
Ladungsträgerbarriereschicht zwischen einschließlich 50 nm und einschließlich 200 nm voneinander beabstandet sein.
Zweckmäßigerweise ist die weitere
Ladungsträgerbarriereschicht ebenfalls zugverspannt.
Insbesondere kann die weitere Ladungsträgerbarriereschicht zumindest eines oder mehrere der vorstehend im Zusammenhang mit der Ladungsträgerbarriereschicht genannten Merkmale aufweisen .
Das Halbleitermaterial zwischen der
Ladungsträgerbarriereschicht und der weiteren
Ladungsträgerbarriereschicht kann unverspannt ausgebildet sein. Alternativ kann zwischen der
Ladungsträgerbarriereschicht und der weiteren
Ladungsträgerbarriereschicht eine Zwischenschicht angeordnet sein, die druckverspannt ist.
Mittels der druckverspannten Zwischenschicht kann die
Verspannung der Ladungsträgerbarriereschicht zumindest teilweise kompensiert werden. Durch eine solche
Verspannungskompensation kann vermieden werden, dass die gesamte Verspannung des Halbleitermaterials zum Ausbilden von Versetzungen führt. In einer bevorzugten Weiterbildung ist die weitere
Ladungsträgerbarriereschicht weiter vom aktiven Bereich entfernt als die Ladungsträgerbarriereschicht und weist einen höheren Aluminiumgehalt auf als die
Ladungsträgerbarriereschicht. Die weitere
Ladungsträgerbarriereschicht ist also stärker zugverspannt als die Ladungsträgerbarriereschicht und stellt eine größere Ladungsträgerbarriere dar als die weitere
Ladungsträgerbarriereschicht. Aufgrund der stärkeren
Verspannung ist die Gefahr einer Relaxation und einer daraus resultierenden reduzierten Barrierewirkung erhöht. Im Fall einer solchen Relaxation ist jedoch durch die vorgelagerte Ladungsträgerbarriereschicht mit niedrigerem Aluminium-Gehalt noch eine Barrierewirkung für die Ladungsträger
gewährleistet .
Der aktive Bereich weist vorzugsweise eine Quantenstruktur mit zumindest einer Quantenschicht auf. Der Begriff
Quantenstruktur impliziert hierbei keine Einschränkung hinsichtlich der Dimensionalität der Quantisierung und umfasst insbesondere Quantentöpfe (quantum wells) ,
Quantendrähte (quantum rods) und Quantenpunkte (quantum dots) .
Die Ladungsträgerbarriereschicht ist vorzugsweise zwischen einschließlich 10 nm und einschließlich 900 nm, besonders bevorzugt zwischen einschließlich 100 nm und einschließlich 600 nm von der der Ladungsträgerbarriereschicht
nächstgelegenen Quantenschicht der Quantenstruktur entfernt.
Durch eine Ladungsträgerbarriereschicht in diesem Abstand von der Quantenschicht kann eine besonders effiziente
Barrierewirkung erzielt werden. Ein optoelektronischer Halbleiterchip weist bevorzugt einen Halbleiterkörper mit den vorstehend beschriebenen Merkmalen und einen Träger auf, wobei der Halbleiterkörper auf dem Träger angeordnet ist. Der Träger kann beispielsweise ein Aufwachssubstrat für die Halbleiterschichtenfolge des Halbleiterkörpers sein.
Beispielsweise eignet sich für phosphidisches
Verbindungshalbleitermaterial Galliumarsenid als
Aufwachssubstrat .
Alternativ kann der Träger von einem Aufwachssubstrat für die Halbleiterschichtenfolge verschieden sein. In diesem Fall ist der Träger mittels einer stoffschlüssigen Verbindung mit dem Halbleiterkörper verbunden. Bei einer stoffschlüssigen
Verbindung werden die, bevorzugt vorgefertigten,
Verbindungspartner mittels atomarer und/oder molekularer Kräfte zusammengehalten. Eine stoffschlüssige Verbindung kann beispielsweise mittels eines Verbindungsmittels, etwa eines Klebemittels oder eines Lots, erzielt werden. In der Regel geht eine Trennung der Verbindung mit einer Zerstörung des Verbindungsmittels und/oder zumindest eines der
Verbindungspartner einher.
Der Träger dient insbesondere der mechanischen Stabilisierung der Halbleiterschichtenfolge. Das Aufwachssubstrat ist hierfür nicht mehr erforderlich und kann daher entfernt sein.
Ein Halbleiterchip, bei dem das Aufwachssubstrat für die Halbleiterschichtenfolge entfernt ist, wird auch als
Dünnfilm-Halbleiterchip bezeichnet. Vorzugsweise ist zwischen dem Halbleiterkörper und dem Träger eine insbesondere
metallische Spiegelschicht angeordnet. Im aktiven Bereich erzeugte und in Richtung des Trägers abgestrahlte Strahlung kann an der Spiegelschicht reflektiert werden und auf einer dem Träger gegenüberliegenden Strahlungsaustrittsfläche des Halbleiterchips austreten.
Weitere Merkmale, Ausgestaltungen und Zweckmäßigkeiten ergeben sich aus der folgenden Beschreibung der
Ausführungsbeispiele in Verbindung mit den Figuren. Es zeigen:
Figuren 1 und 2 jeweils ein Ausführungsbeispiel für einen
Halbleiterchip mit einem Halbleiterkörper in schematischer Schnittansicht;
Figur 3 einen schematischen Verlauf der Bandlücke EG
entlang einer Abscheiderichtung z gemäß einem
Ausführungsbeispiel ; Figuren 4A bis 4C jeweils einen Ausschnitt des
Leitungsbandkantenverlaufs Ec für verschiedene Ausführungsbeispiele ;
Figur 5 Messungen der emittierten Strahlungsleistung für verschiedene, mit einer Emissionswellenlänge λ emittierende, Halbleiterchips mit
Ladungsträgerbarriereschicht und ohne
LadungsträgerbarriereSchicht ;
Figuren 6A bis 6D jeweils einen simulierten Verlauf der
Stromdichte j entlang der Abscheiderichtung z für Halbleiterkörper mit Ladungsträgerbarriereschicht (Figur 6B und 6D) und ohne
Ladungsträgerbarriereschicht (Figur 6A und 6C) bei verschiedenen Betriebstemperaturen .
Gleiche, gleichartige oder gleich wirkende Elemente sind in den Figuren mit denselben Bezugszeichen versehen.
Die Figuren und die Größenverhältnisse der in den Figuren dargestellten Elemente untereinander sind nicht als
maßstäblich zu betrachten. Vielmehr können einzelne Elemente und insbesondere Schichtdicken zur besseren Darstellbarkeit und/oder zum besseren Verständnis übertrieben groß
dargestellt sein.
Ein erstes Ausführungsbeispiel für einen Halbleiterchip 10 mit einem Halbleiterkörper 1 ist in Figur 1 schematisch dargestellt. Die nachstehende Beschreibung erfolgt
exemplarisch anhand einer Lumineszenzdiode, beispielsweise einer Leuchtdiode mit einem für die Strahlungserzeugung vorgesehenen aktiven Bereich auf der Basis von phosphidischem Verbindungshalbleitermaterial. Es kann aber auch ein anderes III-V-Verbindungshalbleitermaterial Anwendung finden, beispielsweise nitridisches Verbindungshalbleitermaterial oder arsenidisches Verbindungshalbleitermaterial.
Der Halbleiterchip 10 weist einen Halbleiterkörper 1 auf, der auf einem Träger 5 angeordnet ist. In diesem
Ausführungsbeispiel ist der Träger das Aufwachssubstrat für die vorzugsweise epitaktische Abscheidung der
Halbleiterschichtenfolge 2 des Halbleiterkörpers 1,
beispielsweise mittels MOCVD oder MBE . Als Aufwachssubstrat eignet sich insbesondere Galliumarsenid .
Die Halbleiterschichtenfolge 2 erstreckt sich in vertikaler Richtung, also in einer senkrecht zu einer
Haupterstreckungsebene der Halbleiterschichten der
Halbleiterschichtenfolge 2 verlaufenden Richtung, zwischen einer ersten Hauptfläche 23 und einer zweiten Hauptfläche 24 und bildet den Halbleiterkörper 1.
Die Halbleiterschichtenfolge 2 umfasst einen zur Erzeugung von Strahlung vorgesehenen aktiven Bereich 20. Der aktive Bereich 20 weist eine Quantenstruktur mit einer Mehrzahl von Quantenschichten 201 auf, wobei zwischen benachbarten
Quantenschichten jeweils eine Quantenbarriere 202 angeordnet ist. Zur vereinfachten Darstellung sind lediglich drei
Quantenschichten gezeigt. Die Zahl der Quantenschichten kann jedoch in weiten Grenzen variiert werden. Insbesondere kann der aktive Bereich zwischen einschließlich einer und
einschließlich 200 Quantenschichten aufweisen.
Die Halbleiterschichtenfolge 2 weist weiterhin einen ersten Barrierebereich 21 und einen zweiten Barrierebereich 22 auf. Der aktive Bereich 20 ist zwischen dem ersten Barrierebereich und dem zweiten Barrierebereich angeordnet. In der
nachfolgenden Beschreibung ist der erste Barrierebereich 21 p-leitend und der zweite Barrierebereich 22 n-leitend ausgebildet. Der erste Barrierebereich 21 erstreckt sich zwischen dem aktiven Bereich und der ersten Hauptfläche 23, der zweite Barrierebereich 22 erstreckt sich zwischen dem aktiven Bereich und der zweiten Hauptfläche 24. Der
Halbleiterkörper 1 kann bezüglich des Leitungstyps aber auch invertiert ausgebildet sein.
Der Halbleiterchip 10 umfasst weiterhin einen ersten Kontakt 61 und einen zweiten Kontakt 62. Durch Anlegen einer
elektrischen Spannung zwischen den Kontakten können
Ladungsträger von entgegengesetzten Seiten in den aktiven Bereich 20 injiziert werden und dort unter Emission von
Strahlung rekombinieren.
Der erste Barrierebereich 21 weist eine
Ladungsträgerbarriereschicht 3 auf. Die
Ladungsträgerbarriereschicht 3 ist zugverspannt ausgebildet. Im Unterschied hierzu ist das an beiden Seiten der
Ladungsträgerbarriereschicht angrenzende Material des ersten Barrierebereichs unverspannt ausgebildet. Bei einem
Galliumarsenid-Aufwachssubstrat eignet sich beispielsweise phosphidisches Verbindungshalbleitermaterial, insbesondere phosphidisches Verbindungshalbleitermaterial mit einem
Aluminiumgehalt zwischen 48 % und 51 % und entsprechend einem Indiumgehalt zwischen 52 % und 49 %. Insbesondere kann das an die Ladungsträgerbarriereschicht 3 angrenzende Material frei von Gallium oder im Wesentlichen frei von Gallium, also mit einem Gallium-Gehalt von höchstens 5 %, sein. In dem gezeigten Ausführungsbeispiel weist der erste
Barrierebereich 21 einen Hauptbereich 212 und einen
Kontaktbereich 211 auf. Der Kontaktbereich 211 bildet die erste Hauptfläche 23. Die Ladungsträgerbarriereschicht 3 ist innerhalb des Hauptbereichs 212 angeordnet.
Der Kontaktbereich 211 kann auf arsenidischem
Verbindungshalbleitermaterial basieren. Der Kontaktbereich 211 kann auch mehrschichtig ausgebildet sein. Insbesondere
kann das direkt an die Hauptfläche 23 angrenzende Material aus p-dotiertem Galliumarsenid bestehen.
Ein ohmscher Kontakt zum ersten Kontakt 61 kann so
vereinfacht erzielt werden. Davon abweichend kann auf einen solchen Kontaktbereich aus arsenidischem
Verbindungshalbleitermaterial aber auch verzichtet werden.
Die vertikale Ausdehnung des Hauptbereichs 212 ist
vorzugsweise mindestens doppelt so groß wie die vertikale Ausdehnung des Kontaktbereichs 211.
Die relative Gitterfehlanpassung der zugverspannten
Ladungsträgerbarriereschicht 3 beträgt vorzugsweise zwischen einschließlich 0,2 % und einschließlich 1 %, insbesondere zwischen einschließlich 0,3 % und einschließlich 0,7 %.
Eine Dicke der Ladungsträgerbarriereschicht beträgt
vorzugsweise zwischen einschließlich 1 nm und einschließlich 5 nm, besonders bevorzugt zwischen einschließlich 3 nm und einschließlich 20 nm.
Vorzugsweise sind die relative Gitterfehlanpassung der Ladungsträgerbarriereschicht 3 und die Dicke der
Ladungsträgerbarriereschicht derart aufeinander abgestimmt, dass die Ladungsträgerbarriereschicht die kritische
Schichtdicke nicht übersteigt. Je geringer also die relative Gitterfehlanpassung ist, desto größer kann die Dicke der Ladungsträgerbarriereschicht sein und umgekehrt.
Ein Abstand d zwischen der dem Barrierebereich 21
nächstgelegenen Quantenschicht 201 des aktiven Bereichs 20 und der Ladungsträgerbarriereschicht 3 beträgt vorzugsweise
zwischen einschließlich 10 nm und einschließlich 900 nm, besonders bevorzugt zwischen einschließlich 100 nm und einschließlich 600 nm. Das Halbleitermaterial des ersten Barrierebereichs 21 muss nicht notwendigerweise durchgängig p-leitend dotiert
abgeschieden sein. Beispielsweise kann ein Teilbereich, insbesondere die Ladungsträgerbarriereschicht 3 nominell undotiert aufgewachsen sein. Eine Dotierung der nominell undotiert abgeschiedenen Schicht kann sich durch eine
Rückdiffusion des nachfolgend abgeschiedenen
Halbleitermaterials einstellen.
Die p-Dotierung des ersten Barrierebereichs 21 kann
beispielsweise mittels Magnesiums und/oder Kohlenstoffs erfolgen. Insbesondere kann der Hauptbereich 212 mit
Magnesium dotiert und der Kontaktbereich 211 mit Kohlenstoff dotiert sein. Für eine n-Dotierung eignet sich beispielsweise Tellur oder Silizium.
Die Ladungsträgerbarriereschicht 3 weist vorzugsweise einen höheren Aluminiumgehalt auf als das an beiden Seiten der Ladungsträgerbarriereschicht angrenzende Material.
Insbesondere kann der Aluminiumgehalt zwischen einschließlich 0,52 und einschließlich 0,7 liegen. Je höher der
Aluminiumgehalt ist, desto größer ist typischerweise die Bandlücke EG des Materials.
In einem p-leitenden ersten Barrierebereich 21 ist die
Ladungsträgerbarriereschicht 3 als eine Elektronenbarriere ausgebildet. Mittels der Elektronenbarriere kann der Anteil an Elektronen reduziert werden, der ohne strahlende
Rekombination im aktiven Bereich 20 den aktiven Bereich durchquert und zum ersten Kontakt 61 gelangt.
Es hat sich gezeigt, dass sich durch die beschriebene
zugverspannte Ladungsträgerbarriereschicht eine effiziente Elektronenbarriere ausbilden lässt, auch wenn die
Zugverspannung der Barrierewirkung leicht entgegenwirken kann . Zudem hat sich gezeigt, dass die Positionierung der
Ladungsträgerbarriereschicht 3 in einem Bereich, der stark dotiert ist, etwa mit einer Dotierung von mindestens
l*1018cm~3 eine vergleichsweise große Barriere für Minoritäts- Ladungsträger, also für Elektronen in einem p-leitenden
Bereich, und gleichzeitig eine vergleichsweise geringe
Barriere für die Majoritäts-Ladungsträger, also Löcher im p- leitenden Bereich, darstellt. Die Banddiskontinuitäten am Übergang zwischen der Ladungsträgerbarriereschicht und dem angrenzenden Material des ersten Barrierebereichs 21 treten also überwiegend im Leitungsband auf.
Weiterhin bewirkt eine vergleichsweise starke Dotierung im an die Ladungsträgerbarriereschicht 3 angrenzenden Material des ersten Barrierebereichs 21, dass die Verarmungszone im
Bereich der Banddiskontinuitäten klein ist und sich das Fermi-Niveau nahe an der Bandkante befindet.
Von der beschriebenen Ausgestaltung abweichend, kann der erste Barrierebereich 21 auch n-leitend ausgebildet sein. In diesem Fall ist die im ersten Barrierebereich ausgebildete
Ladungsträgerbarriereschicht 3 eine Löcherbarriere. Außerdem kann zusätzlich zur Ladungsträgerbarriereschicht im ersten Barrierebereich 21 auch eine Ladungsträgerbarriereschicht im
zweiten Barrierebereich 22 ausgebildet sein. In diesem Fall kann der Halbleiterkörper sowohl eine Elektronenbarriere als auch eine Löcherbarriere aufweisen. Das in Figur 2 dargestellte zweite Ausführungsbeispiel entspricht im Wesentlichen dem in Zusammenhang mit Figur 1 beschriebenen Ausführungsbeispiel. Im Unterschied hierzu ist der Träger 5 von einem Aufwachssubstrat für die
Halbleiterschichtenfolge 2 verschieden. Der Träger 5 dient insbesondere der mechanischen Stabilisierung der
Halbleiterschichtenfolge 2, sodass das Aufwachssubstrat hierfür nicht mehr erforderlich ist und entfernt werden kann. Der Halbleiterchip 10 ist also als ein Dünnfilm- Halbleiterchip ausgeführt.
Die Halbleiterschichtenfolge 2 ist Stoffschlüssig mittels einer Verbindungsschicht 71 an dem Träger 5 befestigt, beispielsweise mittels einer Lotschicht oder einer elektrisch leitfähigen Klebeschicht.
Auf der ersten Hauptfläche 23 der Halbleiterschichtenfolge 2 ist eine Spiegelschicht 72 angeordnet, die im aktiven Bereich 20 erzeugte und in Richtung des Trägers 5 abgestrahlte
Strahlung reflektiert. Die Abstrahlung des Halbleiterchips erfolgt überwiegend, vorzugsweise zu mindestens 70 %, durch die dem Träger 5 abgewandte zweite Hauptfläche 24 des
Halbleiterkörpers 1.
Weiterhin weist der zweite Barrierebereich 22 im Unterschied zum ersten Ausführungsbeispiel einen Kontaktbereich 221 auf, der an die zweite Hauptfläche 24 angrenzt. Der Kontaktbereich 221 kann auf arsenidischem Verbindungshalbleitermaterial
basieren. Auf einen solchen Kontaktbereich kann aber auch verzichtet werden.
Ein schematischer Verlauf der Bandlücke EG entlang der
Abscheiderichtung z, also entlang der vertikalen Richtung, ist in Figur 3 schematisch dargestellt. In dem gezeigten Ausführungsbeispiel weist der aktive Bereich 20 eine Vielzahl von Quantenschichten, beispielsweise hundert
Quantenschichten, auf, sodass die einzelnen Quantenschichten in der Figur nicht einzeln auflösbar sind.
Die Ladungsträgerbarriereschicht 3 weist einen höheren
Aluminiumgehalt und damit eine höhere Bandlücke auf als das beidseitig an die Ladungsträgerbarriereschicht 3 angrenzende Halbleitermaterial.
Das beidseitig an die Ladungsträgerbarriereschicht 3
angrenzende Halbleitermaterial des ersten Barrierebereichs 21 weist einen größeren Aluminiumgehalt und damit eine größere Bandlücke auf als die Quantenbarrieren 202 des aktiven
Bereichs 20.
Der erste Barrierebereich 21 stellt also selbst bereits eine Ladungsträgerbarriere dar, wobei durch die zugverspannte Ladungsträgerbarriereschicht 3 die Barrierewirkung
weitergehend erhöht ist. Aufgrund der Ausgestaltung der
Ladungsträgerbarriereschicht 3 unterhalb der kritischen
Schichtdicke kann also erzielt werden, dass die
Barrierewirkung für Elektronen im p-leitenden ersten
Barrierebereich 21 verbessert wird, ohne dass die
Materialqualität aufgrund von Relaxationen vermindert wird.
In den Figuren 4A bis 4C ist jeweils schematisch der
Bandkantenverlauf Ec des Leitungsbands in einem Ausschnitt dargestellt, in dem jeweils ein Teil des aktiven Bereichs 20 und die Ladungsträgerbarriereschicht 3 zu sehen ist.
Bei dem in Figur 4A dargestellten Ausführungsbeispiel weist der erste Barrierebereich 21 zusätzlich zur
Ladungsträgerbarriereschicht 3 zwei weitere
Ladungsträgerbarriereschichten 35 auf. Ein Abstand zwischen den Ladungsträgerbarriereschichten beträgt vorzugsweise jeweils zwischen einschließlich 3 nm und einschließlich
200 nm, besonders bevorzugt zwischen einschließlich 50 nm und einschließlich 200 nm. Die Ladungsträgerbarriereschicht 3 und die weiteren
Ladungsträgerbarriereschichten 35 sind in dem
Ausführungsbeispiel jeweils gleichartig, insbesondere
hinsichtlich des Aluminiumgehalts und ihrer Verspannung ausgeführt. Die Barrierewirkung wird durch die Erhöhung der Anzahl der Ladungsträgerbarriereschichten verbessert.
Im Unterschied zur gleichartigen Ausgestaltung weisen die Ladungsträgerbarriereschichten in dem in Figur 4B
dargestellten Ausführungsbeispiel mit zunehmendem Abstand vom aktiven Bereich 20 eine einen höheren Aluminiumgehalt und damit einen höheren Grad der Zugverspannung auf.
Je höher der Aluminiumgehalt ist, desto stärker kann die Ladungsträgerbarriereschicht 3 beziehungsweise der weiteren Ladungsträgerbarriereschichten 35 jeweils die Funktion einer Elektronenbarriere erfüllen. Allerdings steigt auch die
Gefahr, dass bei der Herstellung die kritische Schichtdicke überschritten wird und dadurch die Verspannung in Form von
Relaxationen abgebaut wird. Vorzugsweise ist die Ladungsträgerbarriereschicht 3 mit dem niedrigsten
Aluminiumgehalt so ausgebildet, dass die kritische
Schichtdicke der Ladungsträgerbarriereschicht auch bei
Prozessschwankungen nicht überschritten wird. Falls die weiter vom aktiven Bereich entfernten
Ladungsträgerbarriereschichten 35 mit höherem Aluminiumgehalt relaxieren, so ist zumindest durch die dem aktiven Bereich nächstgelegene Ladungsträgerbarriereschicht 3 eine
Ladungsträgerbarrierenwirkung gewährleistet.
Bei dem in Figur 4C dargestellten Ausführungsbeispiel ist zwischen benachbarten Ladungsträgerbarriereschichten 3, 35 jeweils eine Zwischenschicht 31 angeordnet, wobei die
Zwischenschichten jeweils druckverspannt sind. Diese
Zwischenschichten sind dafür vorgesehen, die Verspannung der zugverspannten Ladungsträgerbarriereschichten 3, 35 zu kompensieren, sodass die Summe der Schichtdicken der
Ladungsträgerbarriereschichten 3, 35 auch oberhalb der kritischen Schichtdicke liegen kann. Eine Dicke der
Zwischenschichten 31 und damit ein Abstand zwischen
benachbarten Ladungsträgerbarriereschichten beträgt
vorzugsweise zwischen einschließlich 1 nm und einschließlich 100 nm, besonders bevorzugt zwischen einschließlich 3 nm und einschließlich 40 nm. Bei einer Dicke der Zwischenschicht 31 von höchstens 10 nm können zudem Quanteneffekte genutzt werden .
Messergebnisse der Strahlungsleistung P für verschiedene Halbleiterchips sind in Figur 5 gezeigt, wobei sich die
Messwerte 80 jeweils auf Halbleiterkörper mit
Ladungsträgerbarriereschicht und die Messwerte 90 auf
Halbleiterkörper ohne Ladungsträgerbarriereschicht beziehen.
Die Dicke der Ladungsträgerbarriereschicht beträgt jeweils 15 nm.
Die Messungen wurden bei einer Temperatur von 100 °C
durchgeführt. Da die Strahlungsleistung P auch von der
Emissionswellenlänge λ abhängt, sind für die Messwerte jeweils wellenlängenabhängige Geraden als obere Schranken 82 beziehungsweise 92, untere Schranken 83 beziehungsweise 93 und Mittelwerte 81 beziehungsweise 91 eingetragen. Vergleicht man die Mittelwerte, dargestellt durch Pfeil 95, so ergibt sich eine Steigerung der Strahlungsleistung von 23 %. Bei einem Vergleich der oberen Schranken, dargestellt durch Pfeil 96, beträgt die Steigerung 14 %. Selbst bei einem Vergleich des Mittelwerts der vier Halbleiterkörper mit
Ladungsträgerbarriere mit der oberen Schranke 92 für
Halbleiterkörper ohne Ladungsträgerbarriere ergibt sich noch eine Steigerung von 10 %. Die Messungen belegen also, dass durch die Ladungsträgerbarriereschicht 3 die Effizienz der Halbleiterchips signifikant erhöht werden kann.
In den Figuren 6A bis 6D sind Simulationsergebnisse für den Verlauf der Stromdichte j entlang der Abscheiderichtung z gezeigt. Den Simulationen wurde eine Halbleiterschichtenfolge mit einem aktiven Bereich mit 20 Quantentöpfen und einer Emissionswellenlänge von 600 nm zugrunde gelegt. Die
Simulationen beziehen sich jeweils auf eine Stromdichte j von 200 A/cm2 bei einer Temperatur von 100 °C (Figuren 6A und 6B) und 20 °C (Figuren 6C und 6D) . Die Figuren 6A und 6C betreffen jeweils eine
Vergleichsstruktur ohne Ladungsträgerbarriere und die Figuren 6B und 6D eine Struktur mit einer zugverspannten 10 nm dicken Ladungsträgerbarriereschicht als Elektronenbarriere mit einer
Bandlücke, die 40 meV größer ist als die Bandlücke des angrenzenden Materials des ersten Barrierebereichs.
Die Kurven 97 und 98 zeigen jeweils die Stromdichte für
Löcher beziehungsweise Elektronen. Der Wert der Kurve 98 für z = 0 dividiert durch die zugrunde gelegte Stromdichte von 200 A/cm2 gibt jeweils den Anteil der Elektronen wieder, der den aktiven Bereich ohne Rekombination durchquert und somit keinen Beitrag zur Strahlungsemission liefert. Vergleicht man diese Werte, so kann durch die Ladungsträgerbarriereschicht 3 bei einer Temperatur von 100 °C dieser Anteil von 23,3 % auf 20,9 % und bei einer Temperatur von 20 °C von 3,8 % auf 3,2 % verringert werden. Bei Annahme einer direkten
Proportionalität der Effizienzsteigerung zum verringerten Leckstrom würde sich also eine Erhöhung von etwa 3 % bei
100 °C ergeben. Für die tatsächlich zu erwartende Steigerung der emittierten Strahlungsleistung ist jedoch noch der so genannte Photon-Recycling-Faktor zu berücksichtigen. Dieser gibt an, wie oft ein Photon absorbiert und re-emittiert wird, bevor es das Halbleitermaterial verlässt. Bei einem Rückgang der Verluste von 23,3% auf 20,9% und einem typischen Photon- Recycling-Faktor von etwa 5 ist also anhand der Simulationen eine Steigerung der Effizienz um einen Faktor
( (1-0, 209) /1-0, 233) ) Λ5 = 1,17, also um etwa 17% zu erwarten.
Die Simulationen belegen also im Einklang mit den in Figur 5 dargestellten Messungen, dass durch Vorsehen einer
zugverspannten Ladungsträgerbarriereschicht die Effizienz der Strahlungserzeugung erheblich verbessert werden kann. Zudem kann die Verbesserung erzielt werden, ohne dass an dem übrigen Herstellungsverfahren für die Halbleiterchips
wesentliche Änderungen vorgenommen werden müssen.
Diese Patentanmeldung beansprucht die Priorität der deutschen Patentanmeldung 10 2012 107 795.9, deren Offenbarungsgehalt hiermit durch Rückbezug aufgenommen wird. Die Erfindung ist nicht durch die Beschreibung anhand der Ausführungsbeispiele beschränkt. Vielmehr umfasst die
Erfindung jedes neue Merkmal sowie jede Kombination von
Merkmalen, was insbesondere jede Kombination von Merkmalen in den Patentansprüchen beinhaltet, auch wenn dieses Merkmal oder diese Kombination selbst nicht explizit in den
Patentansprüchen oder Ausführungsbeispielen angegeben ist.