Vorrichtung und Verfahren zur Herstellung von verstärkten Polyurethan- Verbundmaterialien
Gegenstand der Erfindung ist eine Vorrichtung und ein Verfahren zur Herstellung von verstärkten Polyurethan-Verbundmaterialien.
Sprühverfahren zur Herstellung von mit Fasern oder Feststoffpartikeln verstärkten Polyurethan-Verbundmaterialien sind seit langem bekannt. Die Herstellung solcher Materialien erfolgt dabei in aller Regel so, dass die für die Verstärkung verwendeten Fasern bzw. Feststoffpartikel, vorzugsweise druckluftunterstützt, über eine trichterförmige mit dem PUR-Sprühmischkopf fest verbundenes Auftragsorgan seitlich in den Sprühstrahl des PUR- Reaktivgemisches geleitet werden.
Im Falle von faserverstärkten Materialien verwendet man als Ausgangsmaterial meist sogenannte Rovings, das heißt Bündel von endlosen, unverdrehten, gestreckten Fasern, die zunächst ein gegebenenfalls ebenfalls am PUR-Sprühmischkopf befestigtes Schneidwerk passieren bevor die geschnittenen Fasern dann anschließend der Schütte zugeleitet werden.
Bei Sprühverfahren dieser Art wird eine möglichst gleichmäßige Verteilung des Faser-/Partikel-PUR-Reaktionsgemisches, meist über mehrere Schichten hinweg, auf der Formoberfläche oder dem Substratträger angestrebt. Bei Anwendungen mit hohem Reproduzierbarkeitsanspruch werden die Sprühmischköpfe samt Schütte daher durch Roboter geführt.
Mit der Vorrichtung und dem Verfahren werden die Feststoffpartikel im Wesentlichen allseitig mit Polyurethan-Reaktivgemisch benetzt, was zu einer deutlichen Viskositätserhöhung und Thixotropierung des Polyurethan- Reaktionsgemischs führt. Das wiederum bewirkt, dass das Polyurethan-
Reaktivgemisch ohne Verlaufen auf Schrägen oder sogar an senkrechten Flächen aufgetragen werden kann.
Wichtig ist dabei auch der Effekt, dass das Gemisch aufgrund der Viskositätserhöhung und Thixotropierung ein Faservlies langsamer durchdringt, so dass sich über den Feststoffanteil einstellen lässt, wie viel Polyurethan-Reaktivgemisch an der Oberfläche verbleibt und wie viel ins Innere des Verbundbauteiles eindringt. Durch diesen zusätzlichen Freiheitsgrad kann der optimale Kompromiss zwischen ausreichender Verklebung des Verbundes, geringem Gewicht und guter Oberfläche des Konstruktionselements erzielt werden.
Positiven Einfluss hat der Füllstoff auch auf die Mikrostruktur an der Oberfläche des Konstruktionselements. Das Fließverhalten des reinen Polyurethan-Reaktivgemisches auf das Substrat, welches beispielsweise ein Faservlies enthält, ist dabei mit dem Fließen einer Flüssigkeit durch eine Schüttung vergleichbar. Die Schwerkraft bzw. die Druckdifferenz, welche durch das Schließen des Werkzeugs aufgebracht wird, führt zu einem Fließen der Flüssigkeit durch die Schüttung (das Faservlies).
An der Oberfläche bildet die Flüssigkeit dabei wegen der Faserstruktur keine ebene Oberfläche zur Atmosphäre aus; statt dessen bildet das Polyurethan- Reaktivgemisch bedingt durch das Zusammenwirken von Grenz- bzw. Oberflächenspannungen zu dem Fasermaterial und der Luft sowie dem Fließverhalten eine inhomogene Oberfläche aus. Dadurch kommt es zwischen den Fasern zu Lufteinschlüssen.
Der mit dem Polyurethan-Reaktivgemisch benetzte, feinkörnige Füllstoff kann diese Zwischenräume an der Oberfläche besser ausfüllen und dadurch die Mikrostruktur an der Oberfläche deutlich verbessern. Dies wird einerseits durch den aufgrund der höheren Viskosität erhöhten Fließwiderstand erreicht und andererseits aufgrund des Aufbrechens der Grenzfläche zwischen
Reaktivgemisch, Luft und Fasern durch die Feststoffpartikel. Dadurch ist die Tendenz zur Ausbildung einer gekrümmten Oberfläche zwischen den Fasern an der Oberfläche aufgrund der Grenzflächenkräfte deutlich geringer.
Ein besonderer, bei dem Verfahren auftretender Effekt ist, dass bei der Reaktion des thixotropierten PUR-Reaktivgemisches während des Formgebungsprozesses in einer Presse das PUR-Reaktivgemisch zwar in das zumindest eine Faservlies eindringt und sämtliche Fasern benetzt, die dann miteinander verkleben, die mit PUR-Reaktivgemisch benetzten Feststoffpartikel jedoch durch das zumindest eine Faservlies zum Teil abgefiltert werden und auf der Oberfläche des zumindest einen Faservlieses hängen bleiben und dabei sämtliche Lücken zwischen den einzelnen Fasern auffüllen. Auf diese Weise entstehen hochfeste, leicht bauende Konstruktionselemente mit einer einwandfreien, homogenen Oberfläche und einwandfreier Ausbildung der gewünschten Konturen, ohne eine zusätzliche Nacharbeit bzw. Kaschierung vornehmen zu müssen.
WO 2007/073825 beschreibt auch einen Sprühkopf zum Versprühen von mit Feststoffpartikeln beladenem Polyurethan-Reaktivgemisch, umfassend
a) mindestens einen Sprühmischkopf für das Polyurethan-Reaktivgemisch enthaltend eine Sprühdüse für das Polyurethan-Reaktivgemisch, und
b) mindestens einen ersten Kanalabschnitt zur pneumatischen Förderung der Feststoffpartikeln, enthaltend eine Einlassöffnung für einen Gasstrom und einen im Wesentlichen in dem ersten Kanalabschnitt konzentrisch angeordneten Ansaugstutzen für die Feststoffpartikeln, wobei die in Strömungsrichtung ausgedehnte Schwerpunktsachse des ersten Kanalabschnitts und die in Sprührichtung der Sprühdüse ausgedehnte Achse des Sprühstrahls einen Winkel α im Bereich von 10° bis 120° ausbilden, und
- A -
c) mindestens einen zweiten Kanalabschnitt zur pneumatischen Förderung der Feststoffpartikeln, in den der erste Kanalabschnitt mündet, wobei die in Strömungsrichtung ausgedehnte Schwerpunktsachse des ersten Kanalabschnitts und die in Strömungsrichtung ausgedehnte Schwerpunktsachse an der Austrittsöffnung des zweiten Kanalabschnitts einen Winkel ß im Bereich von 60° bis 170° einschließen, und wobei die Austrittsöffnung des zweiten Kanalabschnitts im Wesentlichen in unmittelbarer Nähe der Sprühdüse für das Polyurethan-Reaktivgemisch angeordnet ist und im Wesentlichen zu dem Bereich des aus der Sprühdüse für das Polyurethan-Reaktivgemisch austretenden Sprühstrahls hin ausgerichtet ist.
Dadurch wird erreicht, dass der aus der Austragsöffnung des zweiten Kanalabschnitts austretende Strom an Feststoffpartikeln in den Sprühstrahl aus der Sprühdüse für das Polyurethan-Reaktivgemisch mündet. Als Sprühmischköpfe können übliche PUR Mischköpfe verwendet werden, die nach dem Hoch- oder Niederdruckmischverfahren arbeiten. An diese Mischköpfe können Rund- oder Flachstrahlsprühdüsen adaptiert werden die mittels Druckoder Luftzerstäubung arbeiten.
Ein gravierender Nachteil eines festen seitlichen Anbaus des Auftragsorgans am PUR-Sprühmischkopf wie im Stand der Technik ist die geometrische Abhängigkeit des Eintrags der Fasern/Partikel in den Sprühstrahl von der Bewegungsrichtung des Roboters, was wiederum eine variierende Benetzung der Fasern/Partikel in Abhängigkeit des Weges des Sprühmischkopfes zur Folge hat (Fig. 1). Je nach Anbauseite des Auftragorgans bzw. Bewegungsrichtung des PUR-Sprühmischkopfes werden die Fasern/Partikel entweder vom PUR-Sprühstrahl erfasst und vom nachfolgenden Reaktionsgemisch übersprüht, oder in den vorweg fahrenden Sprühstrahl hineingefördert.
Vom nachfolgenden Reaktionsgemisch übersprühte Fasern/Partikel (Fig. 1, Bewegungsrichtung nach rechts) zeigen dabei eine deutlich intensivere
Benetzung auf der dem PUR-Sprühmischkopf zugewandten (Ober-) Seite. Die der Form bzw. dem Substratträger zugewandte Seite der Rovings kann dagegen eine wesentlich geringere und damit in der Regel unzureichende Benetzung aufweisen, was sehr oft spätere Abzeichnungen oder Lunkerbildungen auf Dekorschichten zur Folge hat.
Ein Teil der Fasern/ Partikel, die in den vorweg fahrenden Sprühstrahl hinein gefördert werden sollen (Fig. 1, Bewegungsrichtung nach links), werden vom Luftstrom des PUR-Sprühstrahls erfasst und umgelenkt. In einem solchen Fall erfolgt eine Ablage der Fasern/ Partikel außerhalb des eigentlichen Sprühstrahls, wodurch eine nur unzureichende Fixierung des Fasern/Partikel- PUR-Reaktionsgemisch an der Kontaktfläche zu den vorab mit Reaktionsgemisch besprühten Bereichen erfolgt.
Der Benetzungsgrad der Fasern/Partikel steht somit im direkten Zusammenhang mit den Eintragsbedingungen und nimmt deutlichen Einfluss auf:
1. die mechanischen Eigenschaften
2. die Oberflächengüte
3. Lunkerbildung in der Polyurethanschicht
4. Abzeichnung von Fasern an Dekorgrenzschichten
5. dem Eintrag der max. möglichen Glasmenge.
Abgesehen von der oben umrissenen Abhängigkeit des Faser- /Partikeleintrages von der Anbringung des Auftragsorgans bzw. Bewegungsrichtung des PUR-Sprühmischkopfes ergibt sich bei Vorrichtungen mit einem fest mit einem PUR-Sprühmischkopf verbundenen Auftragorgans ein weiteres Problem, nämlich das einer erschwerten Faser-/Partikelablage in Radien (oder Kavitäten) und Randbereichen dreidimensionaler Formen.
Um eine Faser-/Partikelablage bis in die Randbereiche realisieren zu können, wird der Sprühwinkel durch Drehen des PUR-Sprühmischkopfes über den Roboter dem Kavitätsverlauf angepasst. Dennoch muss häufig ein Übersprühen der Kavität mit inhomogener Faserverteilung in Kauf genommen werden. In manchen Fällen ist eine vollständige Benetzung mit Faser/Reaktionsgemisch nahezu unmöglich (Fig. 2 und 3).
Bei einer Faser-/Partikelablage in das vorweg fahrende PUR-Reaktionsgemisch hinein (dem Sprühstrahl folgend) werden die Fasern vom Sprühstrahl erfasst und in den Grund der Kavitäten gedrückt (Fig. 2) (zum Teil liegt dies auch darin begründet, dass die Fasern/Partikel der Schwerkraft folgen und bei dieser Bewegungsrichtung „aus dem Sprühstrahl herausfallen").
Bei gleicher Anbausituation des Auftragorgans ändert sich jedoch das Eintragsverhalten auf der gegenüberliegenden Formhälfte (Fig. 3). Das Schwenken des PUR-Sprühmischkopfes und der nun günstigere Eintritt der Fa sern/ Partikel ermöglicht eine Ablage bis hoch in den Randbereich der Kavität. Die eintretenden Fasern/Partikel werden dabei über den kompletten Strahlbereich des PUR-Reaktionsgemisches auf der Kavität fixiert, ohne in die Bodenbereiche der Form gedrückt zu werden.
Es ist daher eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine Vorrichtung bereitzustellen, die die oben beschriebenen durch eine feste Anbringung des Auftragsorgan für die Fasern/Feststoffpartikel an den PUR-Sprühmischkopf bedingten Probleme des Standes der Technik vermeidet. Insbesondere ist es ein Ziel der vorliegenden Erfindung, eine Vorrichtung so zu gestalten, dass sie eine Herstellung Faser-/Feststoffpartikelverstärkter PUR-Formkörper (gegebenenfalls aufgebaut aus mehreren Schichten) unter reproduzierbarer Ablage und Benetzung der Fasern/Feststoffpartikel unabhängig von der Bewegungsrichtung des PUR-Sprühmischkopfes auch bei dreidimensionalen Formen ermöglicht.
Gelöst wird die der Erfindung zugrunde liegende Aufgabe in einer ersten Ausführungsform durch eine Vorrichtung zur Herstellung von faser- und/oder
feststoffpartikelverstärkten Polyurethan-Verbundmaterialien, welche mindestens einen PUR-Sprϋhmischkopf mit definierter Sprührichtung und mindestens einem Auftagsorgan zum gerichteten Applizieren von Fasern und/oder Feststoffpartikeln umfasst, dadurch gekennzeichnet, dass die Austrittsrichtung der Fasern und/oder Feststoffpartikel relativ zur Sprührichtung des PUR-Sprühmischkopfes räumlich veränderbar ist.
Unter einem Auftragsorgan im Sinne der vorliegenden Erfindung ist insbesondere ein Austrittskanal zur Führung der Fasern, das heißt der zerschnittenen Rovings, und/oder Feststoffpartikel dienender Hohlkörper zu verstehen. Dies kann zum Beispiel eine (trichterförmige) Schüttung sein, aber auch zum Beispiel ein Rohr oder Schlauch mit mindestens einer definierten Austrittsöffnung. Dieses Auftragsorgan dient - bevorzugterweise unter Zuhilfenahme von Druckluft - der Führung der in das PUR-Reaktivmaterial einzubringenden Fasern/Feststoffpartikel und verleiht diesen, entweder durch die Ausrichtung des Auftragsorgans an sich oder durch im Auftragsorgan vorhandene den Faser-/Feststoffpartikelstrahl umlenkende Einbauten, eine definierte Austrittsrichtung.
Die Veränderung der Austrittsrichtung der Fasern und/oder Feststoffpartikel relativ zur Sprührichtung des PUR-Sprühmischkopfes im Raum ist dabei zum einen in Bezug auf den sich zwischen den von diesen Richtungsvektoren eingeschlossenen Winkel zu verstehen (entsprechend einer Richtungsveränderung eines Richtungsvektors innerhalb der von diesem und dem anderen Vektor aufgespannten Ebene), zum Beispiel hervorgerufen durch eine Veränderung der Ausrichtung des Auftragsorgans zur Sprührichtung des PUR-Sprühmischkopfes.
Zum anderen sind damit aber auch solche Änderungen umfasst, bei denen sich die Lage der von zwei Vektoren aufgespannten Ebene im Raum ändert.
Nicht erfindungsgemäß sind in diesem Zusammenhang solche Richtungsänderungen, die sich durch eine Änderung der Austrittsgeschwindigkeit der Fasern/Feststoffpartikel ergeben, das heißt mit
anderen Worten, dass eine entsprechende Veränderung der Vektoren zueinander bei einer konstanten Austrittsgeschwindigkeit möglich sein muss.
Bevorzugt sind hierbei solche Veränderungen der Austrittsrichtung der Fasern/Feststoffpartikel zur Sprührichtung des PUR-Sprühmischkopfes, bei denen eine Bewegung des Vektors der Austrittsrichtung der Fasern/Feststoffpartikel um den Vektor der Sprührichtung des PUR- Sprühmischkopfes herum möglich ist, wobei das Auftragsorgan relativ zur Sprührichtung des PUR-Reaktivgemisches auf einer Kreisbahn von 360 °, mindestens aber 180 ° verläuft. Diese Bewegung kann sich dabei so vollziehen, dass die Spitze des einen Vektors eine Ellipsen- oder bevorzugt eine Kreisbahn um den anderen Vektor herum beschreibt.
Ferner ist es möglich, dass die Austrittsrichtung der Fasern/Feststoffpartikel unabhängig von einer Änderung der Sprührichtung des PUR-Sprühmischkopfes in Bezug auf diese veränderbar ist. Dies ist so zu verstehen, dass bei einer im Raum konstanten Lage des PUR-Sprühmischkopfes (ungeachtet zum Beispiel einer möglichen Drehbewegung des PUR-Sprühmischkopfes um sich selbst) eine Veränderung der Austrittsrichtung der Fasern/Feststoffpartikel möglich sein soll (die der oben beschriebene vektorielle Auslegung zugrunde gelegt ist).
Auch ist es möglich, dass die Austrittsrichtung der Fasern/Feststoffpartikel unabhängig von einer Bewegung des PUR-Sprühmischkopfes veränderbar ist. Dies ist erreichbar, wenn eine Veränderung der Austrittsrichtung der Fasern/Feststoffpartikel zur Sprührichtung des PUR-Sprühmischkopfes bei im Raum ortsgebundenen, also keine Bewegung ausführenden, PUR- Sprühmischkopf möglich sein soll (was jedoch nicht ausschließt, dass der PUR- Sprühmischkopf an sich prinzipiell beweglich, d.h. zum Beispiel um seine Achse drehbar, sein kann).
Das Auftragsorgan, insbesondere der Austrittskanal des Schneidwerks oder der Blasvorrichtung ist dabei bevorzugt direkt oder indirekt mit dem insbesondere robotergeführten PUR-Sprϋhmischkopf verbunden. Unter einer direkten Verbindung ist dabei eine solche zu verstehen, bei der eine physikalische Verbindung zwischen dem Auftragsorgan und dem PUR- Sprühmischkopf besteht. Dies kann zum Beispiel dadurch erreicht werden, dass das Auftragsorgan an den PUR-Sprühmischkopf befestigt ist oder mit diesem indirekt über Verbindungsstreben, Abstandshalter oder ein Schneidwerk (vergleiche zum Beispiel Fig. 1) verbunden ist. Bei einer indirekten Verbindung liegt zwar keine direkte Anbringung an den PUR- Sprühmischkopf dennoch ein im Sinne der Erfindung mit dem PUR- Sprühmischkopf verbundenem Bauteil vor (zum Beispiel an einen Roboterarm). Kennzeichnend sowohl für eine direkte als auch eine indirekte Anbringung ist daher die Tatsache, dass das Auftragsorgan auf der einen Seite und der PUR-Sprühmischkopf auf der anderen Seite nicht unabhängig voneinander geführt werden können.
Um eine möglichst gleichmäßige Verteilung des Reaktionsgemisches aus PUR- Reaktivgemisch einerseits und Faser/Feststoffpartikel andererseits zu erreichen und um eine hohe Reproduzierbarkeit zu gewährleisten ist es bevorzugt, obige Vorrichtung an einen Roboter/Roboterarm zu befestigen. Die übliche Steuerung erfolgt dann entsprechend durch eine übliche EDV-Anlage.
In einer zweiten Ausführungsform wird die der Erfindung zugrunde liegende Aufgabe gelöst durch die Verwendung der Vorrichtung wie zuvor beschrieben zur Herstellung von faser- oder feststoffpartikelverstärkten Polyurethan- Verbundmaterialien.
In einer dritten Ausführungsform wird die der Erfindung zugrunde liegende Aufgabe gelöst durch ein Verfahren zur Herstellung von faser- oder feststoffpartikelverstärkten Polyurethan-Verbundmaterialien, bei der man die oben beschriebene Vorrichtung einsetzt und das Auftragsorgan der
Fasern/Feststoffpartikel an die Bewegungsrichtung des PUR-Sprühmischkopfes koppelt. Die Anpassung der Austrittsrichtung der Fasern/Feststoffpartikel an die Bewegungsrichtung des PUR-Sprühmischkopfes erfolgt dabei bevorzugt in der Art, dass die Fasern/Feststoffpartikel in den , nachlaufenden' Sprühstrahl des PUR-Sprühmischkopfes eingetragen werden (Fig. 1, Bewegungsrichtung nach rechts). Denn nur dies ermöglicht die reproduzierbare Herstellung faser- /partikelverstärkter PUR-Formkörper unter gleichförmiger Benetzung der Fasern/Partikel auch bei anspruchsvollen dreidimensionalen Formen. Insbesondere ist das erfindungsgemäße Verfahren dadurch gekennzeichnet, dass man den Strom der Fasern/Feststoffpartikel relativ zum Sprühstrahl des PUR-Reaktivgemisches bahngesteuert verändert.
Die Menge an aufgebrachten Feststoffpartikeln wird bevorzugt so eingestellt, dass nur so viel Feststoffpartikeln auf das Substrat aufgebracht werden, wie erforderlich sind, um unebene Oberflächen bzw. eingebrochene Kanten bzw. eingezogene Stressstellen abzugleichen. Die optimal aufzubringende Menge an PUR-Reaktivgemisch und Feststoffpartikeln lässt sich für den Fachmann durch einfache Versuche, in denen unterschiedliche Mengen an PUR-Reaktivgemisch und Feststoffpartikeln auf das Substrat bzw. Verbundelement aufgetragen werden, leicht ermitteln.
Als Feststoffpartikel sind insbesondere solche mit körniger bzw. pulvriger Struktur mit Korngrößen im Bereich von bevorzugt 5 um bis 500 um in Frage. Dabei sind besonders Mischungen verschiedener Korngrößen von Bedeutung, da auf diese Weise optimale Packungsdichten möglich sind, um unregelmäßige Unebenheiten an der Oberfläche der Substrate auszugleichen. Es hat sich gezeigt, dass Pulver aus recyceltem, kleingemahlenen PUR- Schaumstoffen, besonders von Hartschaumstoffen, als Partikelmischungen geeignet sind. Durch das Zerkleinern der Ze 11 Strukturen entsteht eine Partikelmixgröße von bevorzugt 10 - 30, z.B. ca. 20 Gew.-% über 300 um, 30 - 50, z.B. ca. 40 Gew.-% über 100 um und unter 300um sowie 30 - 50, z.B. ca. 40 Gew.-% unter 100 um (Werte ermittelt durch Siebung).
Auch Fasern mit zahlenmittleren Faserlängen von bevorzugt 5 um bis 500 um und einem Durchmesser-Längen-Verhältnis von bevorzugt 1,0 bis 0,01 (Rovings) sind erfindungsgemäß geeignet. Bevorzugt bestehen die Mikrofasern aus dem gleichen Material wie das mindestens eine zu beschichtende Substrat, insbesondere Faservlies. Dabei entstehen homogene und gleichzeitig faserige Oberflächenstrukturen. Es ist dann vor allem darauf zu achten, dass eingebrochene Kanten bei Verbundelementen mit Distanzelementen (z.B. Wabenkern) bzw. eingezogene Stressstellen auszugleichen, um so eine einwandfreie Ausbildung der Konturen und Wandstärken zu erreichen.
Auch Feststoffpartikel mit Plättchenform mit zahlenmittleren Plättchendurchmessern (z.B. ermittelt durch mikroskopische Analyse) von bevorzugt 5 um bis 500 um und Dicken-Durchmesser-Verhältnissen von bevorzugt 1,0 bis 0,01 sind als Feststoffpartikeln in dem Verfahren geeignet. Auf diese Weise sind besondere Oberflächenstrukturen erzeugbar. Plättchen aus Glas oder Mineral sind beispielsweise geeignet die Eindruckfestigkeit der Oberfläche zu erhöhen.
Als Fasern können bevorzugt Glas-, Mineral-, Metall-, Kunststoff- oder auch Naturprodukte wie z.B. Hanf oder Jute eingesetzt werden. In der Regel wird man vor allem solche Fasern/Feststoffpartikel einsetzen, die besonders leicht sind. Bevorzugt sind daher Kunststoffe. Um spezielle Oberflächeneffekte zu erzielen, sind beispielsweise Metallpulver besonders geeignet, mit denen ein optischer Metalliceffekt möglich wird.
Als Feststoffpartikel können auch Gemische verschiedener Feststoffpartikel hinsichtlich Materialien und/oder Struktur und/oder Partikelgrößenverteilung eingesetzt werden. Es können jedoch auch Gemische gleichen Materials und gleicher Struktur und unterschiedlicher volumenmittlerer Korngröße eingesetzt werden.
Bevorzugt werden die Fasern/Feststoffpartikel vor dem Versprühen in den Strom aus PUR-Reaktivgemisch eingetragen und mit diesem zusammen auf das Substrat aufgesprüht. Auf diese Weise werden die Feststoffpartikel optimal allseitig benetzt. Zudem wirkt die gewünschte Thixotropierung des PUR- Reaktivgemischs direkt, d.h. ohne jeglichen Zeitverzug.
Es ist jedoch, insbesondere für einfache Anwendungen, ebenfalls möglich, die Fasern/Feststoffpartikel erst nach dem Besprühen bzw. Benetzen des Substrats mit dem PUR-Reaktivgemisch auf das PUR-Reaktivgemisch bzw. die das Faservlies aufzutragen. Dieses nachträgliche Auftragen der Feststoffpartikel erfolgt dann jedoch bevorzugt unmittelbar, d.h. ohne wesentlichen Zeitverzug nach dem Auftragen des PUR-Reaktivgemisches, um so die erforderliche Thixotropierung des PUR-Reaktivgemischs im zeitlichen Toleranzbereich sicherzustellen.
Die vorliegende Erfindung soll beispielhaft an in den Fig. 4-7 gezeigten Ausführungsformen dargestellt und erläutert werden. Es zeigen:
Fig. 1 : eine Vorrichtung zur Herstellung von verstärkten Polyurethan- Verbundmaterialien des Standes der Technik, umfassend ein starr über ein Schneidwerk mit dem PUR-Sprühmischkopf verbundenes Auftragsorgan (in diesem Falle eine trichterförmige Schüttung).
Fig. 2, 3: Probleme, die sich beim Aussprühen von Kavitäten mit einer Vorrichtung des Standes der Technik ergeben.
Fig. 4a, b zeigen schematische Abbildungen einer erfindungsgemäßen Vorrichtung in Seitenansicht bzw. Draufsicht, umfassend einen PUR- Sprühmischkopf und eine an diesen schwenkbar angebrachte Kombination bestehend aus einem Schneidwerk und einer trichterförmigen Schütte. Dieser Aufbau ermöglicht in idealer Weise eine wahlfreie Positionierung der Schneidwerk-Schüttungs-Kombination über den Schwenkbereich der
Vorrichtung, wobei vorzugsweise der Schwenkantrieb als 7. Achse des Roboters ausgeführt ist und somit der Faser-/Feststoffpartikeleintrag in den PUR-Sprühstrahl mit den Bewegungsabläufen des Roboters abgestimmt werden kann.
Die Fig. 5 und 6 zeigen das Prinzip einer erfindungsgemäßen Vorrichtung.
Bewegt sich, wie in Fig. 5 gezeigt, der PUR-Sprühmischkopf beispielsweise nach links, so befindet sich die Kombination aus Schneidwerk und Schüttung ebenfalls auf der linken Seite (Position A), um so einen Eintrag der Fasern/Partikel in den , nachlaufenden' PUR-Sprühstrahl zu ermöglichen, was, wie oben diskutiert (vergleiche Diskussion bezüglich Fig. 1) eine bessere Benetzung der Fasern/Feststoffpartikel zur Folge hat. Ändert sich nun die Bewegungsrichtung des PUR-Sprühmischkopfes nach rechts (Drehung um 180°), so schwenkt die Schneidwerk-Schüttung-Kombination (computergesteuert) ebenfalls nach rechts, um die Eintragsrichtung der Fasern/Partikel in den PUR-Sprühstrahl unverändert beibehalten zu können. Unabhängig von der vom Roboter vorgenommenen Änderung der Bewegungsrichtung des Sprühkopfes kann somit durch ein entsprechendes Schwenken der Schneidwerk-Schüttung-Kombination der Faser- /Partikeleintrag unter gleichbleibenden Bedingungen erfolgen.
Ganz besonders zu Tage treten die Vorteile dieser erfindungsgemäßen Vorrichtung bei dem Aussprühen von Kavitäten, wie in Fig. 6 gezeigt. Die Kombination aus Schneidwerk und Schüttung befindet sich dabei immer oberhalb des PUR-Sprühstrahls, so dass ein Faser-/Feststoffpartikeleintrag bis zum Außenrand der Kavitäten hin erfolgen kann. Der keilförmige Eintrag der Fasern/Feststoffpartikel zwischen Kavität und Sprühstrahl erlaubt zudem eine Faserablage bzw. Fixierung in auch extrem steilen Form- und Radienbereichen.
In der Summe wird also durch das Schwenken der Schneidwerk-Schüttung- Kombination eine absolut symmetrische Faserverteilung beider Formhälften ermöglicht.
Ähnlich zu Fig. 6, zeigt Fig. 7 eine besondere Art der Mischkopfführung auf ebenen Flächen, bei der durch die Schrägstellung des PUR-Sprühmischkopfes eine größere Eintrittsoberfläche (projiziert Ellipse) für die eintretenden Fasern erzeugt wird, wodurch gegenüber üblichen Verfahren (senkrecht zur Fläche) auch deutlich größere Faser- oder Feststoffpartikel mengen verarbeitet werden können.