Verfahren zum Aktivieren einer Anfahrhilfe
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Aktivieren einer Anfahrhilfe, die ein Wegrollen eines Fahrzeugs verhindert, indem ein Bremsdruck in einem Bremszylinder an wenigstens einem Rad des Fahrzeugs aufgebaut und/oder aufrechterhalten wird.
Bei einem Anfahren eines Fahrzeugs an einer Steigung in eine einer Hangabtriebskraft entgegengesetzten Richtung bewegt sich das Fahrzeug oftmals unbeabsichtigt in die Richtung der Hangabtriebskraft und es besteht die Gefahr, dass das Fahrzeug gegen ein in dieser Richtung angeordnetes Hindernis prallt und,.. Verkehrsteilnehmer geschädigt werden.
Es ist erhebliches Geschick und Übung eines Bedieners des Fahrzeugs beim Lösen der üblicherweise mit einem Fußpedal zu bedienenden Fahrzeugbremse und einem unmittelbar nachfolgenden Betätigen eines Gaspedals erforderlich, um ein Zurückrollen des Fahrzeugs beim Anfahren an einer Steigung zu verhindern. Auch ein Einsatz einer üblicherweise per Hand bedienbaren mechanischen Feststellbremse anstelle der durch das Fußpedal zu bedienenden Bremsanlage erfordert Geschick und ist zudem in hohem Maße unkomfortabel für den Fahrer.
Es ist bekannt, Fahrzeuge zur Unterstützung des Fahrzeugbedie- ners mit einer sog. Hill-Start-Assist-Funktion (HSA) auszustatten, die darauf basiert, dass eine hydraulische Bremsanla-
ge während eines Stillstandes des Fahrzeugs durch mechanische oder elektronische Steuermittel mit einem Bremsdruck beaufschlagt wird, der zurückgenommen wird, wenn das Fahrzeug eine vorgegebene Geschwindigkeit erreicht hat, oder ein vorgegebenes Antriebsmoment eines Motors des Fahrzeugs erkannt wird. Der Bremsdruck entspricht dabei üblicherweise einem durch den Fahrer des Fahrzeugs während des Stillstandes eingestellten Bremsdruck. Er kann jedoch auch anhand von Modellen berechnet oder modifiziert werden.
Ein gattungsgemäßes Verfahren geht beispielsweise aus der deutschen Patentschrift DE 196 11 359 Cl hervor. Diese betrifft ein Verfahren zum Verhindern des Wegrollens eines Fahrzeugs, bei dem ein Bremsdruck in mindestens einem Radbremszylinder aufrechterhalten wird, nachdem der Fahrer während eines Stillstandes des Fahrzeugs eine Betätigungskraft beim Betätigen eines Bremspedals erhöht hat.
Als Aktivierungsgröße zum automatischen Aktivieren der Anfahrhilfe verwenden andere Regel-/Steuersysteme den Neigungswinkel der Fahrbahn bzw. den Längsneigungswinkel des Fahrzeugs, um einen die Hangneigung kompensierenden Bremsdruck bestimmen zu können .
Der Neigungswinkel wird bei bekannten Verfahren mit Hilfe von Beschleunigungssensoren bestimmt, aus dem für eine Verzögerung des Fahrzeugs aufgebrachten Bremsdruck berechnet oder durch einen Neigungssensor gemessen.
Die Beschleunigungssensoren ermöglichen es, die Hangabtriebsbeschleunigung a zu ermitteln, die durch die Beziehung a = g sin (0C) mit dem Neigungswinkel OC verknüpft wird, wobei g
die Erdbeschleunigung bezeichnet.
Zur Bestimmung der Hangabtriebsbeschleunigung eines sich bewegenden Fahrzeugs ist dabei eine Erfassung von Messwerten durch mindestens zwei Beschleunigungssensoren erforderlich, da die Hangabtriebsbeschleunigung sich als Differenz aus der Gesamtbeschleunigung des Fahrzeugs in seiner Längsrichtung und der Längsbeschleunigung aufgrund der Winkelbeschleunigung seiner Räder ergibt. Es werden also mindestens ein Längsbeschleunigungssensor und ein Sensor zur Erfassung der Winkelbeschleunigung der Räder benötigt.
Die Berechnung des Neigungswinkels aus dem für eine Verzögerung des Fahrzeugs aufgebrachten Bremsdruck kann nur dann durchgeführt werden, wenn das Fahrzeug tatsächlich über eine ausreichend lange Strecke verzögert wird. Der Neigungswinkel kann somit erst eine gewisse Zeitspanne nach dem Erreichen eines Gefälles erfasst werden. Der für eine Verzögerung aufgebrachte Bremsdruck hängt zudem vom Reibwert ab.
Diese Hill-Start-Assist-Funktionen sind für Straßen mit in Fahrtrichtung positiver Steigung vorgesehen. Gemäß der DE 36 18 532 C2 erfolgt eine automatische Aktivierung, wozu das Signal eines im Fahrzeug angeordneten Neigungssensors ausgewertet wird. Anstatt der gemessenen Neigung könnte auch ein geschätztes Steigungssignal mittels eines Längsbeschleunigungssensors verwendet werden. Dabei kann ein Schwellenwert vorgesehen werden, der mit dem ermittelten Steigungswert verglichen wird. Ist die ermittelte Steigung größer als dieser Schwellenwert wird die Anfahrhilfe aktiviert. Liegt eine unterstützungswürdige anfahrrelevante Situation vor, wird der vom Fahrer eingestellte Bremsdruck erst gehalten und dann während des Gasge-
bens über eine Momentenbilanzierung ( EP 1 023 546 Bl) abgebaut . Dieses Konzept kann leicht erweitert werden für die Fälle „Ebene" und „Bergab" . Dann würde das Fahrzeug immer gehalten werden. In der „Ebene" und „Bergab" könnte die Druckreduzierung auch ohne Momentenbilanzierung über andere Verfahren erfolgen.
All diese Regelungen/Steuerungen betrachten die Längsrichtung des Fahrzeugs. Dies ist für normale Fahrzeuge und Straßengegebenheiten auch ausreichend, da die Querneigung der Straßen vernachlässigt werden kann. Mit den heute aber verfügbaren Geländefahrzeugen reicht diese Betrachtung unter Umständen nicht aus. Eine Unterstützung bei Verschränkungen des Fahrzeugs oder wenn die Räder vom Boden abgehoben sind währe wünschenswert, auch wenn die Steigung unter dem Schwellenwert für die Aktivierung einer Anfahrhilfe liegt, die für die Straßengegebenheiten entwickelt wurde.
Neben der Hill-Start-Assist Funktion ist eine sogenannte Hill- Descent-Funktion bekannt, die dafür Sorge trägt, dass das Fahrzeug mit gleichbleibender Geschwindigkeit einen Berg herunterfährt. Diese Funktion wird über einen OFF-Road-Schalter aktiviert (EP 0 784 551 Bl, EP 0 856 446 Bl) .
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein weiteres Verfahren zum Aktivieren einer Anfahrhilfe zu schaffen.
Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe durch die Schritte, Ermitteln von Zuständen des Fahrzeugs und/oder der Umgebung, Auswerten der Zustände daraufhin, ob eine OFF- Road (Gelände) -Fahrsituation vorliegt und
Aktivieren der Anfahrhilfe in einem Sondermodus, wenn eine Off-Road-Fa rsituation ermittelt wird gelöst.
Unter OFF-Road-Fahrsituation wird ein Betriebszustand des Fahrzeugs verstanden, wenn es sich in einem OFF-Road-Gelände befindet, unabhängig davon, ob sich das Fahrzeug in Stillstandszustand oder im Fahrzustand befindet.
Das neue Verfahren verwendet die bei einem System zur Fahrstabilisierung vorhandenen Sensoren für Raddrehzahlen, Querbeschleunigung, Lenkwinkel, Luftfederwege, Stoßdämpferwege und/oder Gierrate und/oder entsprechende Modelle und leitet aus den von den Sensoren erzeugten Signalen Aktivierungsbedingungen für eine Anfahrhilfe ab.
In der Regel sind in den heutigen Fahrzeugen Querbeschleuni- gungssensoren (ay Sensor) angeordnet. Dieses Signal wird herangezogen um zu entscheiden, ob ein unterstützungswürdiger Zustand bzw. eine unterstützungswürdige Situation vorliegt. Mit Hilfe des vom Querbeschleunigungssensor erzeugten Querbe- schleunigungssignals kann z.B. das Gefälle der Umgebung nach a - Diffv der Beziehung sinα = — berechnet werden, mit ay = 9
Winkel des Gefälles, Diff v = differenzierter Wert der Fahrgeschwindigkeit v, g = Erdbeschleunigung. Das Querbeschleuni- gungssignal wird mit einem OFF-Road-Schwellenwert verglichen und beim Überschreiten des OFF-Road-Schwellenwerts ein Off- Road-Fahrsituation festgestellt. Dabei kann der Schwellenwert in Abhängigkeit von der Fahrzeuglängsbeschleunigung gebildet werden, je nach Betrag der Steigung wird der OFF-Road- Schwellenwert vergrößert oder verringert.
Nach einem weiteren erfindungsgemäßen Verfahren wird das Quer- beschleunigungssignal über einen Zeitraum auf Signalausschläge hin ausgewertet und bei einer vorgegebenen Anzahl von Signalausschlägen ein OFF-Road-Fahrsituation festgestellt. Dem liegt die Überlegung zugrunde, dass im Gelände bei starken Unebenheiten, speziell bei diagonaler Verschränkung, es immer zum Abheben zunächst eines Rades und zum Kippen über die Diagonale kommt, die das abhebende Rad nicht beinhaltet. Das Rad, das sich diagonal zum abhebenden Rad befindet, wird seine Aufstandskraft ebenfalls in den meisten Fällen ganz oder teilweise verlieren, was von der Kipprichtung und der Schräglage abhängt. Die dabei entstehenden Signale des Querbeschleunigungs- sensors werden im Hinblick auf deren Anzahl analysiert und auf ein OFF-Road-FahrSituation geschlossen, wenn Schwellenwerte überschritten werden. Auch die Höhe der Signalausschläge kann zur Plausibilisierung herangezogen werden. Diagonale Achsver- schränkungen können auch über das in der WO 00/51862 beschriebene Verfahren ermittelt und zur Bestimmung einer OFF-Road- Fahrsituation herangezogen werden.
Bei Fahrzeugen die mit verstellbaren Luftfedern oder Dämpfern ausgestattet sind, können die Signale der Luftfeder- oder Dämpfersensoren mindestens eines Rades der einen Fahrzeugseite mit den Signalen mindestens eines Rades der anderen Fahrzeugseite verglichen werden, wobei beim Überschreiten eines Schwellenwerts eine OFF-Road-Fahrsituation festgestellt wird. Als Luftfeder- oder Dämpfersensoren können Wegesensoren und/oder Endlagenschalter verwendet werden. Mittels der Luftfeder- oder Dämpfersensoren kann ein Durchhängen der Räder e- benso wie eine schaukelnde Querbewegung ermittelt und hieraus die OFF-Road-Fahrsituation abgeleitet werden . Darüber hinaus
können die Signale der Luftfeder- oder Dämpfersensoren daraufhin analysiert werden, ob die aktiv in ihrer Höhe verstellbaren Luftfedern oder Dämpfer auf die maximale Höhe gestellt sind, wobei in dieser Luftfeder- oder Dämpferstellung eine OFF-Road-Fahrsituation festgestellt wird. Die Erkennung der maximalen Höhe kann auch über Auswertung von Steuerbits für die Luftfedern erfolgen.
Dabei kann die OFF-Road-Fahrsituation auch nach dem einen Verfahren, z.B. mittels der Querbeschleunigungssignale, ermittelt und nach dem anderen Verfahren die ermittelte Fahrsituation plausibilisiert werden.
Weiterhin kann eine Hangneigung ermittelt werden, wenn die Signale der Luftfeder- oder Dämpfersensoren mindestens eines Rades der Vorderachse des Fahrzeugs mit den Signalen mindestens eines Rades der Hinterachse des Fahrzeugs verglichen werden, wobei beim Überschreiten eines Schwellenwerts ein Off- Road-Fahrsituation festgestellt wird. Eine derartige, auf unterschiedlichen Werten von vorderen und hinteren Luftfedern oder Dämpfern basierende Auswertung der Signale beruht auch auf einer Betrachtung der Längsrichtung des Fahrzeugs und kann zur Aktivierung der Anfahrhilfe herangezogen werden, wenn eine OFF-Road-Fahrsituation durch zusätzliche Auswertung von Signalen sicher bestimmt werden kann. Dieser lässt sich auch aus der Betrachtung der Werte der vorderen und hinteren Luftfederwege ermitteln, wenn diese mit Schwellenwerten verglichen werden, die eine OFF-Road-Fahrsituation definieren.
Vorteilhaft kann auch beim Übergang von dem Betriebszustand des Fahrzustandes in den Stillstandszustand eine Analyse der Umgebung erfolgen, indem die Sensorsignale über das Drehver-
halten der Räder während des Bremsdruckaufbaus im Hinblick auf unterschiedliche Drehgeschwindigkeiten analysiert werden, wobei bei Abweichungen in den Drehgeschwindigkeiten einzelner Räder eine Off-Road-Fahrsituation festgestellt wird. Dem liegt die Überlegung zugrunde, dass Räder ohne Bodenkontakt andere Drehgeschwindigkeiten aufweisen als Räder mit Bodenkontakt und/oder dass Räder die vom Boden abgehoben sind beim Abbremsen andere Charakteristiken bzgl . ihres Drehverhaltens zeigen als Räder mit Bodenkontakt.
Nach einem weiteren vorteilhaften Ausführungsbeispiel kann die Lenkdynamik anhand von Lenkwinkelsignalen während einer Fahrt unterhalb einer Geschwindigkeitsschwelle (v) , insbesondere unterhalb v = 7 kmh, ausgewertet werden, wobei die Anzahl der Lenkbewegungen mit einem Schwellenwert verglichen wird. In Abhängigkeit von dem Vergleichsergebnis wird eine Off-Road- Fahrsituation festgestellt. Dies ist immer der Fall, wenn der Schwellenwert überschritten wird.
Erfindungsgemäß wird die Aufgabe auch mit einer Anfahrhilfe gelöst, die gekennzeichnet ist durch eine Aktivierungslogik, die in Abhängigkeit von einer Situationserkennung des Fahrzeugs und/oder der Umgebung aktivierbar ist, wobei die Situationserkennung eine Off-Road-Fahrsituation ermittelt und beim Vorliegen der Off-Road-Fahrsituation die Aktivierungslogik die Anfahrhilfe aktiviert.
Gemäß einer weiteren Ausbildung nach der Erfindung wird durch Auswertung der durch einen im Kraftfahrzeug befindlichen GPS- Empfänger empfangenen GPS-Signale die Umgebung des Fahrzeugs anhand von empfangenen Funksignalen analysiert, wobei über die Funksignale Höheninformationen ermittelt werden. In der DE
102004009417 AI ist ein Verfahren zum Bestimmen des Längsneigungswinkels beschrieben, mittels dem auch die Umgebung des Fahrzeugs analysiert und eine OFF-Road-Fahrsituation bzw. - Umgebung des Fahrzeugs bestimmt werden kann.
Eine Anfahrhilfe ist nach einem Ausführungsbeispiel vorteilhaft durch einen im Fahrzeug befindlichen GPS-Empfänger zum Empfang von GPS-Signalen einer Situationserkennung, in der aus den empfangenen GPS- Signalen die physikalischen Höhen der Fahrzeugumgebung ermittelt werden, sowie einer Aktivierungslogik, die anhand der Höhendifferenzen und der Entfernung zwischen den Höhen eine OFF-Road-Fahrsituation bestimmt, gekennzeichnet.
Vorteilhaft wird in der OFF-Road-Fahrsituation nach Aktivierung der Anfahrhilfe der in einem Bremszylinder an wenigstens einem Rad des Fahrzeugs aufgebaute und/oder aufrechterhaltene Druck über eine Rampe bzw. Bremsdruckgradient abgebaut.
Vorteilhafte Weiterbildungen sind in den Unteransprüchen angegeben .
Durch die Erfindung wird vorteilhaft eine Anfahrhilfe bzw. eine HSA-Funktion aktiviert, wenn mindestens eine der folgenden Bedingungen erfüllt ist: • Aktivierung bei Verschränkung, erkannt durch die Auswertung der Signale eines Querbeschleunigungssensors ay • Aktivierung durch Auswertung der Signale von Luftfeder Sensoren (Weg der Luftfedern)
Aktivierung wenn einzelne oder mehrere Räder des Fahrzeugs ohne Bodenkontakt sind d.h. in der Luft frei drehen, erkannt durch unterschiedliche Radgeschwindigkeiten Aktivierung nach Schaukeln bzw. Wanken des Fahrzeugs Aktivierung beim Durchhängen von zwei diagonalen Rädern, d.h. wenn die Luftfedern oder Stoßdämpfer sich in einer Endposition befinden Aktivierung nach vielen Lenkbewegungen bei langsamer Fahrt Aktivierung wenn GPS Signalauswertung OfFF-Road Gelände ergibt Aktivierung bei unterschiedlichen Werten der Luftfedern oder der Stoßdämpfer an der Vorder- und Hinterachse Aktivierung über die Betätigung eines OFF-Road-Schalters, ähnlich einer Aktivierung einer Hill-Descent- Funktion (Info: Off Road Schalter muss keine Hill Descent Funktion nach sich ziehen) Aktivierung bei maximaler Höhe der Luftfedern oder Stoßdämfer
Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen angegeben.
Ein Ausführungsbeispiel ist in der Zeichnung dargestellt und wird im Folgenden näher beschrieben.
Es zeigen
Fig. 1 ein Fahrzeug in einer Verschränkungssituation, die zum Zurückrollen des Fahrzeugs beim Anfahren führen kann Fig. 2 ein Fahrzeug in einer OFF-Road-Fahrsituation mit einem
vom Boden abgehobenen Rad, das zu Anfahrproblemen führen kann
Fig. 3 ein Fahrzeug in einer OFF-Road-Fahrsituation mit zwei vom Boden abgehobenen Rädern
Fig. 4 ein AblaufSchema einer HSA-Funktion mit ergänzter OFF- Road-Fahrsituation
Figur 4 zeigt eine Anfahrhilfe 10 die eine Aktivierungslogik 11 aufweist. Die Aktivierungslogik 11 kann in Abhängigkeit von einer Situationserkennung 12, 13 aktiv geschaltet werden. Bei der Situationserkennung 13 handelt es sich um die an sich bekannte Aktivierung über eine ermittelte Steigung bzw. Fahrzeugneigung. Über die mit der Aktivierungslogik verbundene Situationserkennung 12 kann eine OFF-Road-Fahrsituation ermittelt werden und ein Sondermodus der Aktivierung der Anfahrhilfe 10 geschaltet werden. Hierzu ist die Situationserkennung 12 mit der Aktivierungslogik 11 verbunden. Bei erkannter OFF- Road-Fahrsituation veranlasst die mit der Aktivierungslogik 11 verbundene Drucksteuerung 14 ein Halten des Fahrzeugs, indem ein Bremsdruck in einem Bremszylinder an wenigstens einem Rad des Fahrzeugs aufgebaut und/oder aufrechterhalten wird. In Abhängigkeit von den Zuständen Bergauf, Ebene, Bergab, in denen sich das Fahrzeug befindet, wird beim Losfahren der Bremsdruck über eine Bilanzierung des Antriebsmoments gegen das Bremsmoment 15 oder nach einer Rampenfunktion 16,17 zurückgenommen. Das Fahrzeug kann in der Situation 18 losfahren, ohne dass es entgegen der Fahrtrichtung losrollt.
Die Anfahrhilfe 10 kann über die Situationserkennung 12 eine OFF-Road-Fahrsituation anhand unterschiedlicher Signale ermitteln und nach Maßgabe der ermittelten Situation in der sich das Fahrzeug befindet die Anfahrhilfe aktivieren. Folgende Ak-
tivierungsbedingungen sind vorgesehen:
Anfahrhilfe in Verschränkungen
In heutigen Fahrzeugen 30 sind Querbeschleunigungssensoren (ay Sensor) angeordnet. Das Signal des Querbeschleunigungssensors 31 kann herangezogen werden um zu Entscheiden, ob es eine unterstützungswürdige Situation ist, in der die Anfahrhilfe 10 aktiviert werden soll. Liegt die gemessene Querbeschleunigung ay über einem Schwellenwert k, so wird die Anfahrhilfe 10 wie im HSA Fall aktiviert. Dabei kann vorgesehen werden, dass der Schwellenwert von dem Längsbeschleunigungssignal eines Längsbeschleunigungssensors 32 des Fahrzeugs 30 abhängig sein kann. Nach der Aktivierung der Anfahrhilfe 10 wird das vom Fahrer eingestellte Bremsniveau gehalten, nachdem der Fahrer das Bremspedal gelöst hat. Der Abbau kann nicht über eine Bilanzierung entsprechend DE 198 02 217 AI erfolgen, da das Hangabtriebsmoment in der Regel zu klein ist. Stattdessen muss der Abbau über eine Rampe erfolgen. Rollt das Fahrzeug jedoch gegen die Fahrrichtung, wird der Bremsdruck in dem Radzylinder wieder erhöht. Die Steilheit der Rampe (Gradient) ist von der Querneigung abhängig. Je größer die Neigung desto kleiner der Gradient.
Es gibt weitere Möglichkeiten eine Verschränkung zu erkennen. Moderne Geländewagen sind häufig mit verstellbaren Luftfedern ausgestattet. Diese sind mit Sensoren versehen. Zeigen die Sensoren auf der einen Seite andere Werte an als die Sensoren der anderen Seite, dann muss das Fahrzeug in einer Verschränkung stehen, dies ist eine weitere Aktivierungsbedingung für die Anfahrhilfe 10. Eine Verschränkung kann auch entsprechend
den Bedingungen der WO 00/51862 erkannt werden, deren Inhalt Bestandteil der vorliegenden Beschreibung ist.
Anfahrhilfe mit mindestens einem Rad ohne Bodenkontakt
Im Gelände kann es leicht zu der Situation kommen, dass das Fahrzeug nicht mit allen Rädern Bodenkontakt hat (Figur 2) . Dies kann das Anfahren erheblich erschweren. Ein „Worst Gase" Fall ist in Figur 3 skizziert. Das Fahrzeug ist gebremst gehalten, nur zwei Räder haben Bodenkontakt. Nach Lösen der Bremse kann es zu einem leichten Rückrollen kommen, das Fahrzeug rollt dann unkontrolliert zurück. Hier vermeidet eine Anfahrhilfe 10 dieses Problem, der Bremsdruck wird erst reduziert nachdem Anfahrmoment erkannt ist und das Rückrollen wird verhindert. Es muss erkannt werden, dass sich mindestens ein Rad in der Luft befindet. Diese Auswertung kann während des Anhaltens erfolgen. Ein Rad in der Luft wird eine andere Geschwindigkeit haben als ein Rad mit Bodenkontakt, im Extremfall kann es sich auch gegen die Fahrrichtung drehen. Wird dies erkannt, dann wird nach dem Anhalten die Anfahrhilfe 10 aktiviert . Der Fahrerbremsdruck wird auch gehalten nachdem der Fahrer die Betriebsbremse gelöst hat. Der Abbau hat wieder ü- ber eine Rampe zu erfolgen da eine Bilanzierung mit dem Hangabtriebsmoment nicht möglich ist. Wird ein Rückrollen erkannt erfolgt eine Druckerhöhung.
Problemsituation Räder in Luft
Eine weitere Möglichkeit diese OFF-Road-Fahrsituation (Figur 3) zu erkennen besteht in der Auswertung des Querbeschleuni- gungssignals des Querbeschleunigungssensors 31. Da das Fahr-
zeug 30 nur zwei Stützstellen 33, 34 hat, führen während des Fahrzeugstillstands leichte Bewegungen das Fahrzeug zu Signalausschlägen des Querbeschleunigungssensors 31. Diese werden zur Aktivierung der Anfahrhilfe 10 herangezogen. Dabei kann davon ausgegangen werden, dass, um ein Fahrzeug in diese Situation zu bringen, auch vor dem Fahrzeugstillstand eine schaukelnde Querbewegung des Fahrzeugs stattfinden wird. Diese kann ebenfalls als Aktivierungsbedingung verwendet werden.
Die OFF-Road-Fahrsituation, bei der ein oder zwei Räder keinen Bodenkontakt haben, kann auch über Sensoren ermittelt werden, die für verstellbare Luftfedern zur Erkennung herangezogen werden. Ein Rad in der Luft sollte im Sinne der Luftfeder „durchhängen" . Wird erkannt das die diagonalen Räder durchhän- gen, dann haben diese keinen Bodenkontakt, die Anfahrhilfe 10 wird aktiviert.
Generelle OFF-Road Aktivierung
Eine weitere mögliche Aktivierungsbedingung ist, dass bei langsamer Fahrt viele Lenkbewegungen mittels eines an sich bekannten Lenkwinkelsensors gemessen werden. Dies weist auf eine schwierige OFF-Road-Fahrsituation hin. Es kann erwartet werden, dass der Fahrer nach dem Anhalten Unterstützung wünscht. In dieser Situation wird die Anfahrhilfe 10 auch aktiviert. Des weiteren sollte eine Anfahrhilfe 10 immer dann aktiv werden, wenn sich das Fahrzeug im OFF-Road-Gelände befindet. Dies kann auch über GPS ermittelt werden. Liefert das GPS Signal Höheninformationen, die darauf schließen lassen, dass sich das Fahrzeug im Gelände befindet, dann wird die Anfahrhilfe aktiviert, der Druck gehalten und über eine Rampe abgebaut.
Steigungserkennung mit Luftfedern
Steht das Fahrzeug am Hang, dann müssten die Luftfedersensoren hinten am Wagen einen anderen Wert anzeigen als die Luftfedern vorne. Damit ist dann wieder eine Situation erkannt, die unterstützt werden muss. Dies entspricht dann einer normalen Aktivierung der Anfahrhilfe 10. Werden die Werte der Luftfedersensoren jedoch in Kombination mit zuvor beschriebenen Aktivierungsbedingungen verwendet kann eine OFF-Road-Fahrsituation festgestellt werden. Über die Situationserkennung 12 kann dann die Aktivierungslogik 11 geschaltet werden. Kann aus den Informationen die Steigung berechnet werden, dann kann der Druckabbau über die Bilanzierung erfolgen, sonst muss hier auch über eine Rampe abgebaut werden.