Verfahren und Vorrichtung zum Betrieb von MIMO-Luftschnittstellen bei Mobilkommunikationssvstemen
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Betrieb von MIMO-Luftschnittstellen bei Mobilkommunikationssystemen, nach dem Oberbegriff der unabhängigen Patenansprüche.
MIMO- (Multiple-Input Multiple-Output) Systeme sind vielversprechende neue Funkübertragungstechniken für künftige Mobilfunkgenerationen „Beyond 3G". Bei MIMO-Systemen werden auf dem Funk-Übertragungsweg ein oder mehrere HF-modulierte Signale von einer Anzahl m Ml-Antennen abgestrahlt und von einer Anzahl n MO-Antennen empfangen. Ein MIMO-Kanal wird somit aus m Sendeantennen, n Empfangsantennen und einer Vielzahl von im Allgemeinen zeitvarianten Subkanälen zwischen den Sende- und Empfangsantennen, die auch als Diversity-Kanäle aufgefasst werden können, gebildet. In Figur 1 ist beispielhaft eine Mobilfunkverbindung mit einer Basisstation 1 , die wesentlich einen Modulator/Demodulator für die Datenquelle/-senke, einen MIMO-Prozessor und eine HF-Sende- /Empfangsstufe enthält, drei von Signalausgängen A, B, C gespeiste Ml- Antennen 2 , einer mobilen Station 3 mit grundsätzlich den gleichen Elementen wie Basisstation 1 , zwei MO-Antennen 4 und Subkanälen 5 dargestellt. Wenn die Subkanäle statistisch unabhängig sind, wächst die Wahrscheinlichkeit, das Sendesignal fehlerfrei zu empfangen mit der Anzahl der Antennen. Für die optimale Kombination der MIMO-Subkanäle, die mit den MIMO-Prozessoren realisiert wird, sind viele Verfahren und Algorithmen sowohl auf der Sender- als auch auf der Empfängerseite bekannt, beispielsweise in WO 03 041300 A1.
Die Vorteile von MIMO-Verfahren bestehen in einer deutlich effizienteren Frequenznutzung gegenüber bisherigen Verfahren (z. B. 2G, 3G), einer reduzierten EMVU-Belastung durch geringere Sendeleistungen sowie einer hohen Robustheit gegen Fading, siehe z.B. BLAST (Bell Labs Layered Space
Time) -Technologie. Vorteilhaft werden MIMO-Systeme bei orthogonalen Vielfach-Zugriffsverfahren, wie CDMA, TDMA, FDMA oder Kombinationen aus diesen, angewandt.
Optimale Ergebnisse werden mit MIMO im Rayleigh-Kanal, d.h. Empfang nur durch Streuung, erreicht.
Die Effizienz von MIMO- Systemen beruht auf der statistischen Unabhängigkeit der MIMO-Subkanäle.
Die vorliegende Erfindung betrifft die MIMO-Luftschnittstellen, speziell die Antennen. Unter der Voraussetzung der Reziprozität des Funkkanals ergeben sich gleiche Verhältnisse für die umgekehrte Übertragungsrichtung.
Dicht benachbarte Antennen gleicher Polarisation haben eine hohe Korrelation der gesendeten oder empfangenen Signale mit dem komplexen Korrelationsfaktor r. Um mittels Raum-Diversity signifikante Dekorrelationen mit z.B. |r| < 0,2 zu erreichen, sind bei herkömmlichen Mobilfunk- Feststationsantennen mit vertikaler Polarisation und Öffnungswinkeln von 60° in der Horizontalebene und 20° in der Vertikalebene Antennenabstände von mehr als ca. 20 λ horizontal und mehr als ca. 3 λ vertikal erforderlich. Raum- Diversity erfordert große Abmessungen und ist daher für mobile Geräte wenig geeignet.
Eine Lösung bieten Polarisations-Diversity-Verfahren. Diese sind für MIMO- Systeme z.B. in WO 02/058187 A1 , WO 02/099995 A2 und US 6 049 705 A (hier speziell für mobile Funkgeräte) veröffentlicht. Die beschriebenen Übertragungseinrichtungen arbeiten mit unveränderlicher, orthogonaler Polarisation der einzelnen MI- und MO-Antennen. Diese Anordnungen haben den Nachteil, dass für jeden MIMO-Subkanal eine Antenne benötigt wird.
Es ist die Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren und eine Anordnung zum
Betrieb vom Luftschnittstellen bei Mobilkommunikationssystemen anzugeben,
bei der der Platzbedarf für Antennen und die Dekorrelation der Subkanäle auf der Luftschnittstelle deutlich verbessert werden.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale der unabhängigen Patentansprüche gelöst.
Die Erfindung zeichnet sich dadurch aus, dass den auf den Subkanälen auszusendenden und zu empfangenden Signalen unterschiedliche Polarisationen zugewiesen werden, und die Signale einer gemeinsamen Antenne zugeführt werden.
In einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung wird als Antenne ein Antennenarray mit räumlich eng benachbarten Teilantennen verwendet, im Ausführungsbeispiel ein Kreuzdipol. Vorzugsweise fallen die Phasenzentren der Teilantennen zusammen.
Die Zuweisung der Polarisationen der auf den Subkanälen ausgesendeten Signale wird vorzugsweise von einer Steuerungseinrichtung gesteuert. Dabei werden die Polarisationen der auf den Subkanälen ausgesendeten in vorgegebenen Zeitabständen geändert, vorzugsweise synchron geändert. Eine Möglichkeit ist, die Polarisationen der auf den Subkanälen ausgesendeten Signale in vorgegebenen Zeitabständen untereinander zu vertauschen. Es kann aber auch vorgesehen sein, jedem auf den Subkanälen ausgesendeten Signal eine aus einer Menge von vorgegebenen
Polarisationen jeweils eine zufällig ausgewählte Polarisation zuzuweisen. Dabei darf keine Polarisation doppelt vergeben werden.
Für den Fall, dass das auf dem MIMO-Kanal ausgesendete Funksignal durch einen digitalen Datenstrom moduliert ist, werden die Polarisationswechsel derart gesteuert, dass die Polarisationen der auf den Subkanälen ausgesendeten Signale für die Zeitdauer von mindestens einem Bit des
Datenstroms gleich bleiben. Die Polarisationswechsel können aber auch derart gesteuert werden, dass die Polarisationen der auf den Subkanälen ausgesendeten Signale während der Dauer eines Bits des Datenstroms mindestens einmal wechseln.
Die Steuerungseinrichtung nimmt über entsprechende Einrichtungen, wie Phasenschieber, Verzögerungsleitungen, Leistungsteiler, Einfluss auf die Polarisation der auf den Subkanälen ausgesendeten Signale, wobei die Polarisationen durch das Verhältnis der Beträge ihrer Leistungen a bzw. (1 -a) und/oder ihre gegenseitige Phasenlage und/oder ihren Zeitversatz τ^i, τ2 bestimmt werden. Die Anzahl der schaltbaren Polarisationen muss mindestens so groß sein, wie die Anzahl m der Subkanäle.
Erfindungsgemäß werden mit je einer Antenne, die mehrere Polarisationen gleichzeitig abstrahlen bzw. empfangen kann, viele unkorrelierte MI- und MO-
Subkanäle realisiert. Der Vorteil von MIMO-Verfahren, der bisher nur mit mehreren räumlich verteilten Antennen erreicht wurde, wird gemäß der
Erfindung mit nur einer Antenne erzielt.
Vorzugsweise können die Beträge der zeitlich gemittelten Korrelationsfaktoren r der MIMO-Kanäle verringert werden, indem die Polarisationen der Antennen ständig geändert werden, wobei die Polarisationen bei einem digital modulierten Funksignal
- über mindestens ein Bit gleich bleibt oder
- mindestens einmal pro Bit wechselt.
Wenn die Subkanäle CDMA-Kanäle sind, beziehen sich die Polarisationswechsel auf einen Chip.
Im Folgenden werden einfache Ausführungsbeispiele der Erfindung anhand der Zeichnungsfiguren näher erläutert.
Figur 1 zeigt beispielhaft den generellen Aufbau eines MIMO- Kommunikationsystems nach dem Stand der Technik; Figur 2 zeigt beispielhaft einen erfindungsgemäßen Aufbau eines MIMI- Kommunikationsystems; Figur 3 zeigt die Anwendung von Y-Zirkulatoren bei dem Aufbau gemäß Figur 2; Figur 4 zeigt ein spezielles Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen MIMO-Kommunikationssystems unter Verwendung eines Kreuzdipols. Figur 5 zeigt eine Darstellung des elektrischen Feldes einer sich in z-Richtung, das heißt senkrecht zur Dipolebene, ausbreitenden Welle eines Kreuzdipols.
Erfindungsgemäß wird die Dekorrelation der Subkanäle eines MIMO- Funksignals durch Polarisationsentkopplung erreicht. Die Polarisation einer ebenen elektromagnetischen Welle ist allgemein links- oder rechtsdrehend elliptisch, in Sonderfällen linear oder zirkulär. Die Drehrichtung der Polarisation ist nach IEEE rechts-drehend definiert, wenn die Spitze des elektrischen Feldvektors vom Sender aus betrachtet im Uhrzeigersinn dreht. Dieser Definition liegt die zeitliche Abhängigkeit des elektrischen Feldvektors an einem festen Ort zugrunde.
Die Funksignale A, B, C aus der Funkanlage 1 gemäß Figur 1 werden, statt auf mehrere Antennen, nur auf eine Antenne geführt, die die Signale mit m unterschiedlichen Polarisationen superpositioniert und abstrahlt. Damit wird die Einsparung von räumlich versetzten Antennen erreicht. Die Antenne besteht aus einem Antennenarray mit mehreren räumlich dicht beieinander liegenden Teilantennen.
Im Ausführungsbeispiel nach Figur 2 werden die Ml-Funksignale A, B, C der in Figur 1 gezeigten Funkanlage 1 mit Leistungsteilern 6.1 bis 6.3 auf jeweils zwei Zweige mit den normierten Leistungen a, und (1-a,) mit 0 < a, < m aufgeteilt. Beide Verteilerausgänge jedes Ml-Subkanals mit den Leistungen a.
und (1 -a,) werden um die Zeiten τ,ι und τ,2 mittels Verzögerungsleitungen 7.1 bis 7.6, die z.B. aus schaltbaren Leitungsstücken oder Phasenschiebern bestehen können, verzögert. Durch je eine Verzögerung in beiden Zweigen eines Ml-Subkanals, wobei im Allgemeinen τ,ι = 0 oder τl2 = 0 gesetzt wird, kann die Welle wahlweise in jedem Zweig voreilen; dadurch kann mit der Antenne 8 links- oder rechtsdrehende Polarisation erzeugt werden. Entsprechend der Einstellungswerte von a,, τ,ι und τl2 können Wellen mit beliebiger Lage und Drehsinn der Polarisationsellipse, einschließlich der Ausartung zur Geraden, gesendet werden.
Um die gegenseitige Rückwirkung der Ml-Subkanäle zu vermeiden, werden die beiden Zweige für jeden Ml-Kanal über Richtkoppler 10.1 bis 10.6 auf die Antenne geführt. Die Wellen aus den Zweigen 1 der Richtkoppler 10.1 , 10.3 und 10.5 werden in einer z.B. linear polarisierten Teilantenne A-\ überlagert, die aus den Zweigen 2 der Richtkoppler 10.2, 10.4 und 10.6 in einer
Teilantenne A2 mit orthogonaler Polarisation. Die Teilantennen Ai und A2 sind sehr dicht benachbart und bilden ein Antennenarray. Vorzugsweise fallen die Phasenzentren der Teilantennen zusammen. Als Antennen können linear oder zirkulär polarisierte Antennen mit orthogonaler Polarisation oder Hornstrahler mit geeignetem Anregungsmode verwendet werden.
Die Umschaltung der Polarisation der Ml-Antenne erfolgt über mehrere Bits oder mehrmals pro Bit und wird durch eine Steuerungseinrichtung 9 gesteuert.
Für die Polarisationswechsel sind vorzugsweise zwei Algorithmen vorgesehen:
1. Synchrone, zyklische Umschaltung aller Ml-Kanäle (Polarisation von Ml- Kanal A wird nach einer Verweilzeit auf Ml-Kanal B geschaltet; Polarisation von Ml-Kanal B wird auf Ml-Kanal C geschaltet usw.) 2. Durch Zufall erzeugte Polarisation der Ml-Kanäle.
Die Polarisationen der Ml-Subkanäle können z.B. sein: horizontal, vertikal, lineare Polarisation unter 45° und 135° zum Erdboden, zirkulär links- /rechtsdrehend, elliptisch links-/rechtsdrehend (mit wählbarem Achsenverhältnis und Lage zum Erdboden) usw. Die Anzahl der schaltbaren Polarisationszustände soll mindestens so groß wie die Anzahl m der Ml- Subkanäle sein.
Um die gegenseitige Rückwirkung der Ml-Subkanäle zu vermeiden, werden die beiden Zweige für jeden Ml-Kanal zur Antenne über Richtkoppler 10.1 bis 10.6 auf die Antennenteile A-\ und A2 geführt. Alternativ können bei zwei Mi- Kanälen zwei Y-Zirkulatoren und für m > 2 kaskadierte Y-Zirkulatoren zum Zusammenschalten der Ml-Antennen verwendet werden Figur 3.
Als Ausführungsbeispiel für die Dekorrelation von Ml-Subkanälen mit einer Antenne sei als einfaches Ausführungsbeispiel ein Kreuzdipol 11 betrachtet
Figur 4. Ein Kreuzdipol wird als eine Zusammenschaltung von zwei linear polarisierten, orthogonalen Dipolen 1 1.1 und 1 1.2 betrachtet, deren
Phasenzentren zusammenfallen.
Als Richtantenne kann der Kreuzdipol vor einem Reflektor angeordnet werden.
Dipole haben die Vorteile
- einfacher konstruktiver Aufbau
- Breitbandigkeit durch entsprechende Formgebung der Dipole (z.B. Verhältnis Durchmesser/Länge bei zylindrischen Dipolen)
Die Leistung eines Senders 1 wird im Leistungsteiler 6.1 (vgl. auch Figur 2) auf die Leistungsanteile a und (1 - a) aufgeteilt. Nach der Verzögerung der beiden Signalkomponenten um τi bzw. τ2 in den Verzögerungsleitungen 7.1 und 7.2 werden die Signale auf die beiden Dipole 1 1.1 und 11.2 geführt. Bei praktischen Ausführungen beträgt die Gesamtlänge eines Dipols im Allgemeinen ca. λ/2.
Das elektrische Feld einer sich in z-Richtung, das heißt senkrecht zur Dipolebene, ausbreitenden Welle des Kreuzdipols 1 1 wird nach Figuren 4 und 5 beschrieben durch den zweidimensionalen Vektor: E(t) = e_χ a • cos(ω-t - k z + δx) + et • (1 - a) • cos(ω t - k z + δy) mit der Wellenzahl k = 2π/λ und der Phase δ = 2-π-c-τ λ.
Folgende Polarisationen der MIMO-Antennen sind mit den Einstellungen τi , τ2 und a beispielhaft möglich (s. z.B. Kraus, John D.: „Antennas", 1950, und Schrott/Stein: „Bedeutung und Beschreibung der Polarisation elektromagnetischer Wellen", 1980):
(Pol: Polarisation; bei: beliebig; hör: horizontal; vert: vertikal; zir-li: linkszirkular; zir-re: rechtszirkular; ell-li: elliptisch linksdrehend; ell-re: elliptisch rechtsdrehend; 45°: linear unter 45° zum Erdboden; 135°: dsgl. unter 135°)
Der Orientierungswinkel φ der Ellipsenhauptachse bezüglich des Erdbodens beträgt: tan2φ = 2a(a - 1 )/(a2 - (1 - a)2)-cosδ mit der Phase des Polarisationsverhältnisses δ = ßy - ßx.
Der Elliptizitätswinkel ε als Maß für das Achsenverhältnis der Ellipse (Tangens der Achsen) wird bestimmt aus: tan2ε = tanδ sin2φ.
Damit ist die Form und Lage der Polarisationsellipse durch a und τ\ festgelegt.
Vorteilhaft ist, dass elliptische Polarisationen sowohl durch die Aufteilung a bzw. (1 -a) der Sendeleistung und der Verzögerungszeiten τj (Phasenlage) der Signale, als auch, in engeren Grenzen, nur durch τ gesteuert werden können, wenn 0 < a < 1 gewählt wird (siehe Tabelle 1 ).
Liste der Bezugszeichen
I Basisstation (Sende-/Empfangsanlage) 2 Ml-Antenne
3 Mobilstation
4 MO-Antenne
5 MIMO-Subkanäle
6 Leistungsteiler (6.1-6.3) 7 Verzögerungselemente (7.1 -7.6)
8 Antenne (8.1 , 8.2)
9 Steuerungseinrichtung
10 Richtkoppler (10.1-10.6)
I I Kreuzdipol (11.1 , 1 1.2) 12 Y-Zirkulator (12.1 , 12.2)